Welches Wissen schon vor der Geburt hilfreich ist, um die ersten Wochen mit dem Neugeborenen entspannt zu verbringen - über das Schreien und Stillen
Vor ein paar Wochen ist unser drittes Kind geboren worden und alles klappt wunderbar, weil ich - anders bei den ersten beiden Kindern - gut vorbereitet und informiert bin. Da ich alles schon einmal durch hatte, wusste ich diesmal, worauf ich im Vorfeld achten musste. Damit ihr nicht auch all die Schwierigkeiten erleiden müsst, die sich bei mir bei den ersten Kindern ergaben, habe ich euch - direkt aus dem Wochenbett heraus - mal all das aufgeschrieben, was ich gern schon am Ende meiner ersten Schwangerschaft gewusst hätte.
Das Shhhh-Geräusch
Als Lehrerin fiel mir immer wieder auf, wie wenig meine Schüler darauf reagieren, wenn ich sie mit "Sssh!" zu Ruhe bat. Als unsere erste Tochter geboren wurde und ich auf der Wochenbettstation die anderen frischen Mamas beobachtete, verstand ich dann auch, warum. Alle Mütter versuchten instinktiv, ihre neugeborenen Babys zu beruhigen, indem sie das "Shhh" Geräusch anwandten, sobald die Kinder weinten. An sich keine schlechte Idee - das "Shhh" als Bestandteil der 5 S (siehe weiter unten) ist sehr effektiv - doch irgendwie klappte das häufig nicht besonders gut: Die Babys schrien weiter oder wurden sogar noch lauter. Doch die Mütter wandten es wieder und wieder an. Und mit jedem Mal "Ssssssh", das in einer Weinsituation benutzt wurde und nicht funktionierte, speicherte sich im Gehirn eine Verbindung ab: "Sssssh" = unangenehme Situation. Kein Wunder, dass die Kinder darauf nicht positiv oder mit Ruhigwerden reagierten!
Wenn man möchte, dass "Ssssh" eine echte beruhigende Wirkung hat, muss man sich nach der Geburt für ein paar Tage und Wochen die Zeit nehmen, das Geräusch mit angenehmen Situationen zu verbinden. Wenn das Kind glücklich und ruhig an der Brust trinkt, kann man leise dazu "Ssssh" machen. Wenn es satt und müde in unserem Arm liegt und gerade einschläft: "Sssssh". Wenn es ruhig und aufmerksam auf der Decke liegt und die Welt betrachtet: "Sssssh." Wenn man immer dann, wenn das Kind satt, ruhig und zufrieden ist, das "Ssssh" Geräusch begleitend einführt, dann bildet sich im Gehirn die neuronale Verknüpfung: "Ssssh" = angenehme Situation. Ist dies geschehen, und das Kind weint und die Mutter antwortet mit "Sssssh", dann trägt die vorher angelegte positive Verknüpfung das positive Gefühl in die Weinsituation und das Kind beruhigt sich tatsächlich!
Übrigens muss es kein "Sssssh" sein, man kann genauso gut ein bestimmtes Lied oder einen speziellen Satz als positive Verknüpfung nutzen - und man kann damit sogar schon anfangen, wenn das Kind noch im Bauch ist.
Das Schlaflied
Ab der ca. 17. Schwangerschaftswoche sind die Hörorgane der Embryonen so weit entwickelt, dass sie beginnen, zu hören. Ich habe das ausgenutzt, indem ich immer dann, wenn ich in einer entspannten Situation war, das zukünftige Schlaflied meines Kindes gesungen oder gesummt habe. So musste ich zum Beispiel 20 Minuten von der U-Bahn zu meinem Arbeitsplatz laufen - in dieser Zeit wurde der kleine Mann in meinem Bauch wunderbar geschaukelt und er schlief dabei regelmäßig ein. Was kann es besseres geben, als ihn in dieser Einschlafsituation gleich an das Schlaflied zu gewöhnen?
Auch, wenn ich in der Badewanne lag und entspannte und in anderen für mich angenehmen Situationen summte ich die Melodie. Selbstverständlich geht das auch mit einer Spieluhr, wobei ich es mir schwierig vorstelle, sie beim Spazieren oder beim Baden auf den Bauch zu legen. Viele Mütter spielen ihrem ungeborenen Kind diese abends vor, wenn sie selbst im Bett liegen und das ist genau richtig. Bei uns hat das übrigens sehr gut geklappt - das Schlaflied wirkt bei meinem Sohn Wunder. Er hört es und unweigerlich fallen ihm die Augen zu!
Es gab noch ein anderes Geräusch, das ich schon in der Schwangerschaft einführte, weil mir wichtig war, dass er es nach der Geburt erkennt und als "angenehm" einstuft. Neugierig, was das war? Dann lest mal weiter.
Das Café-Baby...
... welches tiefenentspannt und fröhlich glucksend neben seiner Kaffee trinkenden und mit ihrer besten Freundin tratschenden Mama liegt und alle anderen Café-Besucher in Entzücken versetzt, wird nicht dein Baby sein. Es tut mir sehr leid, Dich desillusionieren zu müssen. Ich weiß, dass man als Schwangere reihenweise Kinder in Cafés sieht, die leise sind und keinen stören, doch um ehrlich zu sein, sind diese Kinder eher die Ausnahme. Für jede Café-Baby-Mama, die du siehst, sitzen zehn Mütter zuhause und trauen sich nicht raus, weil ihr Kind jedes Etablissement zusammenbrüllen würde, sobald sie dieses betritt. Diese Kinder sind die Regel und deines wird vermutlich dazu gehören.
Erst mein drittes Kind ist ein Café-Baby geworden und zwar deshalb, weil ich ihn in der Schwangerschaft schon ausführlich auf die Geräuschkulisse dort geprägt habe. Ich habe ein Lieblingscafé, in welchem ich jeden Tag sitze und schreibe. Das Café ist höllisch laut und eigentlich nicht besonders gemütlich, weil es ein ständiges Kommen und Gehen an Gästen gibt, die Kaffeemaschinen schrill pfeifen, der Eiscrusher im Sommer ununterbochen läuft und die Musik manchmal so eingestellt ist, dass man sich nicht über einen Tisch hinweg vernünftig unterhalten kann.
Ich liebe es dort! Dementsprechend saß ich in der Schwangerschaft jeden Tag entspannt Kaffee schlürfend dort herum und mein Baby spürte, wie schön ich es dort fand und hörte, wie der Ort klang, an dem sich Mama so wohl fühlte. Und die Prägung funktionierte: das Café ist der Ort, an dem mein Sohn am besten und längsten schläft. Er liegt auf meinem Schoß und ich lese oder schreibe und lasse es mir gut gehen.
Übrigens war ich mit meinem Sohn letztens in einem Restaurant, in dem ich in der Schwangerschaft nur ca. fünf Mal essen war. Ich dachte, ich probiere es mal - aber er hat die ganze Zeit gebrüllt.... Wenn es also einen Ort gibt, der euch wichtig ist (es muss ja nicht ein Café sein) und den ihr auch mit Baby besuchen wollt, fangt jetzt schon an und gewöhnt euren Embryo jeden Tag ein bisschen an die Geräusche dort!
Das Schrei-Baby...
...das am Ende des PEKIP-Kurses am schrillsten kreischt, das die Babymassage nicht wie alle anderen genießt, das vehement dagegen protestiert, im Kinderwagen gefahren zu werden, das die Mama beim Rückbildungskurs nicht in Ruhe turnen lässt, sondern herzerweichend danach verlangt, auf den Arm genommen und getröstet zu werden - das wird dein Baby sein.
Ich mache leider keine Scherze. Dein Baby wird immer dasjenige sein, das am lautesten weint und sich am stärksten wehrt - jedenfalls wird es dir so vorkommen. Und die Mama neben dir im Kurs, der wird es so vorkommen, als wäre ausgerechnet ihr Kind dasjenige, das am meisten brüllt und am wenigsten schläft. So ist das mit der Wahrnehmung.
Was kannst du tun?
Zu den Kursen: Keine Neu-Mama ist verpflichtet, Kurse zu besuchen. Wenn du dir noch nicht zutraust, mit deinem Kind rauszugehen oder du das Gefühl hast, der Kurs stresst euch nur, dann brich ihn ab. Babys entwickeln sich prima auch ohne PEKIP, Musikgarten und Massage. Vielleicht klappt es in ein paar Monaten besser?
Zu den Kursen: Keine Neu-Mama ist verpflichtet, Kurse zu besuchen. Wenn du dir noch nicht zutraust, mit deinem Kind rauszugehen oder du das Gefühl hast, der Kurs stresst euch nur, dann brich ihn ab. Babys entwickeln sich prima auch ohne PEKIP, Musikgarten und Massage. Vielleicht klappt es in ein paar Monaten besser?
Rückbildung dagegen ist wichtig für dich - ich empfehle dringend, einen Kurs zu besuchen. Doch auch dort gibt es Optionen. Mit meiner ersten Tochter bin ich erst zur Rückbildung gegangen, als sie gut 9 Monate alt war, vorher hätte sie nur geweint und ich wäre nicht zum Rückbilden gekommen. Es gibt auch Kurse, die ohne Babys stattfinden - diese bleiben dann zuhause bei Papa oder Co-Mama. Es gibt Kurse, in denen mit Baby geturnt wird, d. h. das Baby dient als Hantel-Gewicht und wird im Kurs hoch und runter gehoben - den meisten macht das Spaß.
In anderen Kursen (Kanga-Kurse) werden die Babys ins Tragetuch oder in die Komforttrage geschnallt und dann mit ihnen zusammen geturnt - das Schaukeln lässt sie garantiert einschlafen. Wenn du wirklich gar nicht raus möchtest zu einem Kurs, dann gibt es Rückbildungsgymnastik auch auf DVD. Dann musst du aber diszipliniert sein und diese wirklich allein vorm TV durchführen.
Mach dich am besten schon gegen Ende der Schwangerschaft schlau, welche Art Kurse bei dir in der Nähe angeboten werden und welche dir auf Anhieb sympathisch erscheinen. Denk aber dran, dass die Hormone nach der Geburt den wenigsten Frischmamas "erlauben", ihr Baby abends allein beim Papa zu lassen, auch wenn das eigentlich die günstigste Variante wäre.
Zum Kinderwagen: Da hat man sich in der Schwangerschaft solche Mühe gegeben, einen schönen, leichten, schadstoffarmen Kinderwagen zu finden, der auch noch in den Kofferraum passt und nicht das halbe Monatsgehalt kostet und dann hasst es das Baby, darin zu liegen! Das ist doch echt frustrierend, oder? Aber es ist nicht unnormal - eigentlich alle Babys, die ich kenne, mögen den Wagen in den ersten Monaten nicht. Sie werden lieber getragen. Ist ja auch verständlich, schließlich wurden sie in den vergangenen 40 Wochen 24 Stunden am Tag getragen und dieses Gefühl vermittelt ihnen Sicherheit.
Deshalb ist mein Tipp: Schafft euch neben dem schönen, teuren Kinderwagen auch eine Trage/ein Tragetuch an! Ein Tragetuch (z. B. Moby Wrap), Fräulein Hübsch, Storchenwiege Carrier oder die Emeibaby-Trage eignen ab der Geburt und erleichtern den Alltag enorm (Merke: Manduca und Ergocarrier eignen sich erst ab Sitzalter. Außerdem: Nie, wirklich niemals sollte man sein Kind mit dem Gesicht nach vorn tragen) . Selbst ein bisschen Haushalt kann man mit Kind im Tragetuch erledigen, etwas, das sonst fast ein Ding der Unmöglichkeit ist. Ihr fragt euch, warum man das Baby nicht einfach ins Bettchen legt, um den Haushalt zu machen? Na, dann lest mal weiter.
"Schlaf einfach mit, wenn dein Baby schläft!"
Der Nächste, der mir mit diesem Spruch kommt, bekommt von mir eins über die Rübe gezogen, sage ich euch! Tsss, schlafen, wenn das Kind schläft, ganz prima. Ich weiß ja nicht, wie eure Babys so werden, wenn sie aus dem Bauch raus sind, aber alle drei meiner Kinder haben nicht in ihrem Bettchen geschlafen. Ich drücke euch die Daumen, dass ihr eins dieser Zauberbabys bekommt, die man müde, aber wach hinlegt und die dann noch zwei Minuten den Kopf hin- und herwerfen und dann entspannt einschlafen.
Meine Kinder jedoch brauchten zum Schlafen viel Körperkontakt und Geschuckel. Am besten schliefen sie in der Trage, während ich ellenlange Spaziergänge durch die Stadt machte. Hinlegen für Mama war da nicht. Nicht einmal hinsetzen ging, denn sobald der wiegende Gang aufhörte, wurden meine Kinder wach.
Es ist nicht so, dass ich es nicht probiert hätte. Hab die Töchterchen liebevoll im Arm in den Schlaf gewiegt und sie dann erfolgreich im Babybay abgelegt. Dann habe ich mich schnell dazugelegt, brauchte noch 5 Minuten, um so weit runterzukommen, dass ich tatsächlich einschlief - nur, um nach wenigen Minuten unsanft vom schreienden Kind geweckt zu werden. Egal, was ich tat, meine Kinder wachten nach dem Ablegen spätestens nach 20 Minuten auf - und ich dann eben auch. Das ist Folter, wirklich. Nach so kurzer Zeit geweckt zu werden und sofort wieder voll da sein zu müssen, ist schlimmer, als gar nicht geschlafen zu haben...
Gibt es eine Lösung? So haben wir es gemacht: Bei den ersten beiden Kindern habe ich mich nachts ohne Kind auf die Couch verkrümelt. Meine bessere Hälfte schlief mit den Babys im Schlafzimmer. Ohne Milchgeruch direkt vor der Nase schliefen unsere Töchter besser und wurden nur ca. alle 2 Stunden wach. Dann wurden sie mir gebracht, ich stillte sie ausführlich, und gab sie dann wieder ab. Alle schliefen sofort weiter, alle waren halbwegs entspannt am Tag.
Unseren Sohn nehme ich nun direkt auf die Brust zum Schlafen. Ich liege auf dem Rücken, er auf dem Bauch auf meiner Brust, so schlafen wir alle ruhig und entspannt. Irgendwann in der Nacht wird er unruhig, dann stille ich auf der Seite im Liegen, meist schlafen wir dabei ein - ich auf der Seite, er auf der Seite, im Rücken wird er vom Stillkissen gestützt. Wenn ihr unruhig wegen der Seitenlage seid, weil ihr wisst, die Empfehlungen bezüglich des plötzlichen Kindstods sagen, das Kind soll auf dem Rücken schlafen, dann achtet nach dem Stillen darauf, euer Baby vorsichtig zurückzudrehen. Viele Babys mögen die Rückenlage allerdings nicht und werden schneller wach.
Ich schlafe übrigens in einem dünnen Schlafsack und ohne Kissen, damit er in meinem Bett von nichts überdeckt und überhitzt werden kann. Er selbst schläft in einem Pucksack, da er sich sonst mit seinen wackelnden Ärmchen selbst wachhalten würde. Am Morgen stille ich ihn noch einmal und verziehe mich dann für zwei Stunden ungestörten Schlaf noch einmal ins Schlafzimmer....
Mit ungestört meine ich auch, kein Babygrunzen neben mir zu hören. Ihr wusstet das bestimmt noch nicht - Babys imitieren in der Nacht gerne einen ganzen Bauernhof. Da wird gekrätzt und geächzt und gegrunzt und gezischt, gedrückt und gebrummt und gefiept - das ist alles normal und scheint von der Natur einen Sinn zugeordnet bekommen zu haben, denn alle Babys machen das. Die Geräusche hören irgendwann im Laufe der ersten drei Monate auf, aber bis dahin schlaft ihr, nun ja, neben einem kleinen Zoo.
Ohne Unterstützung geht es aber nicht. Ohne Unterstützung rutscht man garantiert in ein Schlafdefizit. Man kann ein Baby nicht Tag und Nacht allein wuppen, dann ist man irgendwann Zombie (Hiermit sende ich einen ehrfurchtsvollen Gruß an alle alleinerziehenden Mütter!). Wenn euer Mann oder eure Frau die Nachtschicht wirklich gar nicht übernehmen kann, dann spannt am Tag die Großeltern oder Freunde ein. Bindet ihnen ein Tragetuch um und setzt euer Baby hinein. So können sie zwei Stunden spazieren gehen, während ihr nochmal schlaft. Und nein, ihr nutzt die Zeit bitte nicht für den Haushalt. Eure Gesundheit geht vor! Lasst euch zur Geburt statt Krimskrams für das Baby lieber einmal Staubsaugen oder Wäschewaschen oder Bad wischen von euren Freunden schenken. Oder leistet euch, wenn ihr könnt, eine Putzfrau. Ein tolles Geschenk für nach der Entbindung sind auch vorgekochte Mahlzeiten, die man nur noch problemlos aufwärmen muss, denn man kommt als Neu-Eltern wirklich nur ganz selten zum entspannten Kochen.
Noch ein Tipp: Die meisten Babys schlafen abends zwischen 19 und 21 Uhr fest für mindestens zwei Stunden ein, auch im Bettchen liegend. Diese Zeit solltet ihr nutzen, um mitzuschlafen! 19 Uhr ist normalerweise nicht eure bevorzugte Zubettgehzeit? Meine auch nicht. Aber ich möchte fit genug sein, um es ruhig auszuhalten, wenn mein Baby mal untröstlich und stundenlang weint und das kann ich nur halbwegs ausgeschlafen.
Die abendliche Schreistunde
Kein Mensch erzählt einem das vorher, aber 98% aller Babys schreien ab der 2.- 6. Woche abends zwischen 17 und 19 Uhr untröstlich. Warum das so ist, ist nicht abschließend geklärt. Diese abendliche Schreistunde hört am Ende des dritten Monats schlagartig auf, aber bis dahin werdet ihr eine Menge aushalten müssen. Denn dieses Schreien ... es bricht uns gleichzeitig das Herz und macht uns so wütend wie nichts anderes auf der Welt!
Wirklich, es wird euch an den Rand der Verzweiflung bringen. Ihr werden mitweinen und erschöpft sein, sauer auf den kleinen Schreihals werden, wieder weinen, Schweißausbrüche haben und immer panischer versuchen, Lösungen gegen das Schreien zu finden. Euer Baby wird schreien und schreien und schreien und alle Versuche, es zu beruhigen, werden scheitern. Man kann als Eltern eigentlich nur versuchen, ruhig zu bleiben und eine einzige Beruhigungsart auszuprobieren (um nicht noch mehr Überreizung zu erzeugen).
Bei uns hat sich folgende Variante als erfolgreich herausgestellt: Wir haben unser Kind gleich beim ersten Quäken ins Tragetuch genommen und haben uns dann auf einen Pezziball vor die angeschaltete Dunstabzugshaube in der Küche gesetzt und haben gewippt, gewippt und nochmal gewippt, bis das Kind schlief. So umgingen wir halbwegs die Schreistunde.
Ihr könnt das auch, denn ich verrate euch jetzt den wichtigsten Tipp, den euch je ein Mensch geben wird: Es gibt einen Beruhigungsreflex bei Kindern, die jünger als drei Monate sind, den man mit 5 einfachen Handgriffen auslösen kann, denn sie erinnern unsere Neugeborenen an die Zeit im Mutterleib:
1. Straffes Einwickeln (Pucken)
2. Seitenlage (auf eurem Arm)
3. Schuckeln (weiterhin auf dem Arm)
4. Saugen (Nuckel, Finger etc.)
5. Shhhhh-Geräusch
Ist euer Baby so richtig aufgebracht, dann helfen nur alle "fünf S" auf einmal, oft beruhigen sich die Kinder aber auch schon bei drei oder vier Elementen. Am wichtigsten ist das Pucken, das sollte daher immer euer erster Schritt sein. Ihr müsst das Kind dafür nicht in einen Pucksack stecken - im Tragetuch ist es genauso eng geborgen. Bei uns war ein Pucksack/ein Pucktuch aber eine super Investition, alle meine Kinder mochten es sehr gern, in der Nacht darin zu schlafen - lasst euch ruhig einen schenken. Wir haben z.B. mehrere SwaddleMe in Größe S (Baumwolle für Sommerbabys, Microfleece für Winterbabys).
Hier könnt ihr euch das mit den fünf S mal genauer angucken:
Hier könnt ihr euch das mit den fünf S mal genauer angucken:
Wer mehr wissen möchte, dem rate ich, schon in der Schwangerschaft das Buch "Das glücklichste Baby der Welt" von Dr. Harvey Karp zu lesen. Lasst euch nicht von dem bescheuerten Titel abhalten, das Buch ist wirklich Gold wert. Es gibt eine DVD mit dem gleichen Titel, auf der man die 5S noch einmal genauer sehen kann. Letztere ist besonders für lesefaule Bald-Väter zu empfehlen ;-).
Und wo wir schon bei Lesetipps für die Schwangerschaft sind: "Das Geheimnis zufriedener Babys" von Nora Imlau ist ein kurzweiliges Buch für Neueltern, das in keinem Bücherregal fehlen sollte. Hier haben wir eine ausführliche Rezension darüber geschrieben.
Stillen
Stillen ist erst einmal schwer. Anstrengend. Auslaugend. Am Anfang auch schmerzhaft. Stillen ist aber auch das Schönste, das du je machen wirst. Es ist es wert, gelernt zu werden. Dein Baby mag instinktiv wissen, was zu tun ist, aber du wirst nicht instinktiv wissen, wie du es richtig anlegst. Das ist etwas, das dir jemand zeigen muss und das du üben musst, viele Male. Ihr beiden müsst zunächst ein Stillteam werden und zueinander finden, dann wird stillen leicht und bequem und es hilft enorm bei der Bindung.
Ich hätte beim ersten Kind beinahe schon im Krankenhaus nach nur drei Tagen abgestillt, weil ich solche Höllenschmerzen hatte, dass ich bei jedem Mal Anlegen weinte. Ich kannte keine Stillpositionen - ich hatte erwartet, dass ich schon wissen würde, wie es geht. Wusste ich aber nicht. Und dann wuselte meine Tochter auch so rum... also, sie hatte ihren geöffneten Mund direkt vor der Brustwarze, aber statt sofort zuzufassen (sie hatte schließlich Hunger!) warf sie ihren Kopf hin und her, leckte mit der Zunge, aber dockte nicht an. Das machte mich wahnsinnig nervös. Herrgott, Kind, fass doch zu!
Was ich nicht wusste: Sie konnte noch nicht. Das sofortige Andocken ist ein Entwicklungssprung, der erst nach der 5. Lebenswoche kommt. Vorher brauchen sie ein bisschen Zeit und Ruhe, die Brustwarze zu finden. Mit dem Lecken der Warze mit der Zunge stimulieren sie diese auch - es hat also durchaus Sinn, was unsere Neugeborenen da machen.
Mein Tipp ist folgender: Für die Brustwarzen kann man in der Schwangerschaft nichts tun. Ihr braucht sie nicht abzuhärten oder so - das Gefühl eines saugenden Babymundes an der Warze kann man sowieso nicht simulieren. Es wird am Anfang weh tun, stellt euch einfach darauf ein. Es muss aber nicht höllisch weh tun - dafür könnt ihr sorgen. Macht euch schon in der Schwangerschaft mit den wichtigsten Stillpositionen bekannt (Wiegegriff, Stillen im Liegen, Rückengriff) und sucht euch eine Stillberaterin, am besten eine der La Leche Liga.
Eure Hebamme ist bestimmt super und weiß auch viel zum Stillen, aber verlasst euch nicht darauf, dass sie euch kompetent bei allen Stillproblemen helfen kann. Auch die beste Hebamme kann keine Stillberaterin ersetzen. Hört euch um, ob es bei euch in der Nähe einen Still-Treff gibt. Ich war jede Woche beim Still-Cafè meines Krankenhauses, dort konnte ich die dort praktizierende Stillberaterin mit meinen Fragen bombardieren (und ich hatte viele Fragen!).
Um den Milcheinschuss zu stimulieren, legt euch mit eurem Baby Haut an Haut ins Bett. Die Hebammen haben mir im Krankenhaus mein Kind schön warm angezogen überreicht - ich habe ihn gleich wieder ausgezogen bis auf Windel und Flatterhemdchen und fünf Tage nichts anderes gemacht, als ihn auf meinem nackten Oberkörper schlafen zu lassen und selbst zu schlafen. Sobald er unruhig wurde oder sogar weinte, habe ich ihn angelegt. Das war manchmal alle fünf Minuten - egal. Streiche am besten den Satz "Du darfst dein Kind nicht verwöhnen!" aus deinem Gehirn. Du verwöhnst dich mit einem zufriedenen Baby, wenn du nach Bedarf stillst, nichts anderes.
Gegen die wunden Brustwarzen empfehlen die meisten Hebammen und Stillberaterinnen Lanolin Salbe, die bei mir wirklich rein gar nichts bewirkt hat. Ich habe dagegen wirklich gute Erfahrungen mit den Multi-Mam Kompressen gemacht, die nicht nur heilend wirken, sondern auch ein bisschen kühlen. Legt euch schon einen kleinen Vorrat an - ihr werdet es ganz sicher brauchen. Doch egal, welches Produkt ihr nutzt: Sie behandeln nur das Problem, nie die Ursache. Das heißt, wenn ihr falsch anlegt, könnt ihr noch so viel Salbe draufschmieren, wie ihr wollt, die Schmerzen werden bleiben.
Als Grundregel gilt: Stillen darf kurz beim Anlegen weh tun bzw. unangenehm sein, doch nach ein paar Sekunden sollte der Schmerz vergehen oder zumindest gut aushaltbar sein. Ist dies nicht der Fall, sondern tut es die ganze Still-Session über weh und/oder eure Brustwarzen bekommen Risse und bluten, liegt das Baby falsch an. Dann müsst ihr euer Kind dringend wieder abdocken (mit dem kleinen Finger in den Mundwinkel des Kindes fassen und so das Saug-Vakuum lösen) und noch einmal neu anlegen. Ich hatte, wie gesagt, offene, blutende Brustwarzen, doch als mir die Stillberaterin half, das Baby anzulegen, tat es nach einer kurzen Schrecksekunde wirklich nicht mehr weh! So soll es sein, nicht anders.
Noch ein P.S. zum Stillen: Auch, wenn es einem heutzutage so vorkommt: Keine Mama ist verpflichtet, zu stillen, oder das Stillen zu probieren. Wenn es gravierende Gründe für Dich gibt oder deine Schmerzen zu groß sind, dann gibt es ganz Ersatzmilch, mit denen Kinder auch gut groß werden. Lass dir nicht einreden, eine schlechtere Mutter zu sein, weil du nicht stillst! Aber wenn du stillen möchtest, und du denkst ans Abstillen, weil du solche Schmerzen hast, dann ist es wert, zu kämpfen und zu versuchen, die Ursachen der Schmerzen abzustellen. Für mich persönlich war das Stillen eine Bereicherung - ich bin super froh, nicht abgestillt zu haben, denn es wurde trotz des holperigen Starts wirklich noch sehr, sehr schön.
© Snowqueen