30 ungewöhnliche Produkte, die unser Leben mit Kindern vereinfachen


Interessante Dinge, die nervige Probleme lösen


Kennt ihr das? Man entdeckt irgendwann zufällig etwas, von dem man vorher noch nie etwas gehört oder gesehen hatte, probiert es aus und denkt: "Wow  - großartig! Warum bloß habe ich das nicht schon früher entdeckt?" Mir ging das mit ganz vielen Produkten so, z. B. mit dem Tangle Teezer oder dem Clip-Ho. Habt ihr noch nie gehört? Ich bis vor einiger Zeit auch nicht - heute ist mein Leben unvorstellbar ohne diese Dinge.
 
In diesem Artikel möchte ich Euch ein paar relativ unbekannte, ungewöhnliche aber immer unglaublich praktische Dinge vorstellen, die einem das Leben - speziell mit Kindern - unter Umständen enorm erleichtern können - vielleicht kennt ihr einige davon ja noch nicht.

 

Praktische Dinge für Babys


Sock-Ons - wenn Babys ständig Socken verlieren

 
Das kennen viele Eltern: ständig verliert das Baby seine Socken. Sei es beim Strampeln, beim Tragen oder Schlafen, ständig muss man die Socken wieder anpfriemeln. Es gibt dafür eine einfach geniale und wirklich günstige Lösung - Sock-Ons Sockenhalter. Sie werden über die Socken gezogen und halten diese an Ort und Stelle - ohne die empfindlichen Kinderfüße einzuschnüren. Es gibt sie in der Ausführung 0-6 Monate und 6 bis 12 Monate - danach kann man dann ja hoffentlich auf Kooperation beim Kind hoffen. Der Preis liegt bei etwa 5 EUR pro Paar - es gibt sie in vielen verschiedenen Farben. 

Jackenerweiterung Kumja und Mutter-Kind-Schal


Wenn die Lieblingsjacke in der Schwangerschaft nicht mehr passt, weil der Bauch schon so groß ist, gibt es eine geniale Lösung - die Kumja. Es handelt sich dabei um einen Einsatz für Jacken, der Platz für den Bauch schafft. Er wird dafür einfach mit dem Reißverschluss der Jacke verbunden. Die Kumja ist auch eine tolle Lösung für Tragekinder - so bleiben diese in Mamas Jacke schön warm.
 
Wer gerne trägt, für den ist der Mutter-Kind-Schal eine tolle Sache. Er ist aus zwei Stücken dickem Fleece gefertigt und hält den Hals von Mama und den Kopf des Kindes warm. Der Teil für das Baby ist nämlich mit einer Kapuze ausgestattet. Mit Druckknöpfen können die beiden Schals verbunden werden.
 

Nasensauger


Als ich das erste Mal von Nasensaugern las, hielt ich das für ziemlichen Unsinn. Bis dahin waren mir nur diese lustigen Ballons begegnet, die man den Babys in die Nase steckt und die dann das Sekret absaugen sollen. Ich habe es versucht und gedacht, dass das so ziemlich der größte Mist ist, den es gibt, weil es absolut nicht funktionierte.

Erst beim zweiten Kind - meinem ewigen Schnodderer -  recherchierte ich noch mal genauer, ob es auch ein Sauger gibt, der wirklich funktioniert. Dabei stolperte ich über die Sauger, die an den Staubsauger angeschlossen werden und war zunächst irritiert. An den Staubsauger?! Was bitte wird da alles raus gesaugt?? Ich las nach und verstand das System - natürlich wird die Saugkraft gedrosselt und dem Kind droht keinerlei Schaden. Also gut - ich habe den Angel-Vac für rund 20 EUR bestellt und gespannt ausprobiert.

Mein Sohn war ein sehr schlechter (Ein-)Schläfer, weswegen er in den ersten Monaten ohnehin nur in der Federwiege mit Staubsauger einschlief - er war daher das laute Geräusch gewohnt und ließ sich davon kaum stören. Die Mengen, die der Angel-Vac aus meinem Kind heraus saugte, waren beeindruckend! Nachdem wir einmal ordentlich Schleim abgesaugt hatten, merkte er auch, wie gut es ihm danach ging, so dass der Angel-Vac ein guter Freund für ihn wurde. Andere Babys brauchen etwas länger, um sich mit der Prozedur anzufreunden, aber die allermeisten lassen es recht bald stoisch über sich ergehen.
 
Ich war so froh, diese schnelle und praktische Lösung gefunden zu haben. Noch heute saugen wir bei hartnäckigem Schnupfen. Es gibt auch günstigere Alternativen - beim NoseFrida saugt man mit dem Mund, nicht mit dem Staubsauger. Durch einen Filter und einen Verbindungsschlauch kommt man nicht mit dem Schnodder in Berührung. Der NoseFrida kostet etwa 13 EUR - etwas weniger, als der Rotho Nasensauger, der nach dem gleichen Prinzip funktioniert. Von beiden Produkten habe ich überwiegend Positives gelesen.

Leuchtende Schnuller

Sie sind zwar mittlerweile wahrscheinlich kein wirklicher Geheimtipp mehr - aber ich möchte dennoch kurz die selbstleuchtenden Nuckel erwähnen. Sie bestehen aus fluoreszierendem Material, so dass sie sich tagsüber aufladen, um dann die ganze Nacht durchzuleuchten. So sind sie im Bett viel schneller auffindbar - wenn man Glück hat, auch irgendwann vom Kind selbst (mein Sohn mit fast 3 Jahren allerdings findet, dass Mama bitte immer noch persönlich den Nucki anzureichen habe - jetzt wird es wohl wirklich Zeit für die Schnullerentwöhnung). Die selbstleuchtenden Schnuller gibt es von MAM (leider selten im Sortiment von Drogerien - ich habe sie schon gelegentlich in Apotheken gesehen), Avent (hier leuchtet der Griff), Baby Nova Dentistar, Nip, Chicco und NUK
 
 

Babys effektiv beruhigen und beim Einschlafen helfen

 
Es gibt einige Dinge, die uns dabei unterstützen können, dass sich unsere Babys schneller beruhigen und besser einschlafen. Babys sind evolutionär mit einem Bewegungssensor als Schutzfunktion ausgestattet - so lange sie sich bewegen, sind sie sich sicher, dass ihnen keine Gefahr droht. Vor ein paar tausend Jahren gab es nur eins, das Bewegungen verursachen konnte: andere Menschen. Daher schlafen die meisten Kinder noch immer am besten in einer Tragehilfe oder einem Tragetuch - Bewegung bedeutet für sie Geborgenheit. Überhaupt geht es ihnen in den ersten Monaten am besten, wenn man die Umgebungsbedingungen der Gebärmutter simuliert - Enge, Bewegung, relativ laute Geräusche. Die nachfolgend beschriebenen Dinge haben unser Leben als Schlechtschläfer-Eltern wesentlich vereinfacht.  

Pezziball/Gymnastikball


Den Pezziball kennt man als Turngerät oder rückentrainierendes Sitzmöbel. Er kann jedoch eine weitere unverzichtbare Funktion haben - die des ultimativen Babytrösters. Das Prinzip dabei ist ganz einfach - das sitzende Hüpfen auf dem Gymnastikball fühlt sich für das Baby genauso an, wie die Bewegungen von Mama, als es noch in ihrem Bauch war und lief. Daher beruhigen sich die meisten Kinder bei diesen vertrauten Bewegungen sehr schnell und schlafen auch viel besser ein, als ruhig im Bett liegend. Denselben Effekt erreicht man mit einer Federwiege - der Pezziball ist die wesentlich kostengünstigere Alternative.

Weißes Rauschen


Kinder schlafen oft am besten, wenn sie ähnliche Bedingungen wie im Mutterleib vorfinden. Dazu gehört auch ein "weißes Rauschen" - ein Geräusch, wie es Staubsauger, Dunstabzugshaube oder Föhn produzieren. Mein Sohn schlief die ersten Monate seines Lebens ausschließlich in der Federwiege, während der Staubsauger daneben lief. Ich bin damals leider gar nicht auf die Idee gekommen, das Geräusch zu digitalisieren und als CD abzuspielen. Hätte ich auch gar nicht gemusst - man kann so etwas tatsächlich kaufen! Die CD "SleepWell" bietet insgesamt 13 verschiedene Geräusche - von eine Autofahrt (hier schlafen viele Kinder ja unproblematisch ein) über den Staubsauger (in verschiedenen Ausführungen), Föhn und Waschmaschine hin zu Regen und Ozeanwellen. Die etwa 10 EUR wären sicher sinnvoller investiert gewesen, als der viele Strom für den Staubsauger... wenn ich das vorher gewusst hätte!
 

Dinge, die helfen, Kinder zu bewegen

 

Federwiegen


Mittlerweile sind Federwiegen sicher auch kein wirklicher Geheimtipp mehr - aber ich möchte sie an dieser Stelle dennoch der Vollständigkeit halber erwähnen. Herzstück jeder Wiege ist eine große, stabile Feder, die an der Decke oder dem Türrahmen befestigt wird. Daran hängt dann entweder eine kleine Hängematte oder ein großes Netz, in das eine Kinderwagentasche, ein Baby-Autositz oder ein Korb gelegt wird. Die Feder sorgt dafür, dass das Baby sanft im Takt des mütterlichen Herzens auf und ab gewiegt wird - das ist für die Kinder deutlich angenehmer, als eine Hin-und-Herbewegung.
 

Der Robopax

 
Meinen Robopax habe ich wirklich geliebt! Meine Schlechtschläferkinder schliefen im Kinderwagen recht gut ein - allerdings nur so lange, wie dieser sich auch bewegte. Sobald ich stehen blieb, öffneten sich sofort die müden Augen, um zu schauen, ob irgendeine Gefahr droht.

Wenn man das Kind nicht den ganzen Tag tragen kann oder will, dann ist der Robopax für Ständig-aufwach-Kinder ideal. Es handelt sich dabei um eine Art "Rüttelplatte" für Kinderwagen, Betten oder Babyschalen. Sie fährt einfach einen Abstand von etwa 10 bis 15 cm in einem regelmäßigen Rhythmus hin und her. Der Kinderwagen wird dabei schön sanft durchgeschüttelt. Der Motor macht ein schnarrendes, monotones Geräusch, das einem zunächst etwas laut vorkommt, aber die Kinder stört es nicht - es scheint vielmehr die Funktion des "weißen Rauschens" zu übernehmen und den beruhigenden Effekt zu verstärken. Der Stromverbrauch ist sehr gering, weswegen der Robopax ohne schlechtes Gewissen auch längere Zeit betrieben werden kann.

Leider ist es etwas schwierig, ihn zu bekommen - ich sehe ihn in unregelmäßigen Abständen bei Amazon verfügbar für 40 bis 50 EUR (inkl. Versand) - momentan ist er teilweise mit 159,95 EUR ausgepreist - das ist ebenso unverschämt, wie lächerlich. Ich habe meinen damals noch für 19,99 EUR (!) gekauft - aber auch 50 EUR wäre er mit rückblickend wert gewesen. 
 

Loolaloo


Der Loolaloo ist ein Produkt, das ebenfalls zum Ziel hat, Kinderwagen oder -betten in Bewegung zu versetzen. Mit 129 EUR ist das nicht sehr günstig, aber sehr effektiv. Snowqueen hat es ausprobiert und für wirklich gut befunden. Die Akkulaufzeit (wäre meine Sorge gewesen) ist auch deutlich länger, als man vermuten würde.
 

Brio Bed Rocker

 
Bei den Brio Bed Rockern handelt es sich um Aufsätze für die Füße von Kinderbetten. Das 4er-Set kostet 34 EUR. Sie sorgen dafür, dass einmal angeschubste Kinderbetten längere Zeit "nachschaukeln". In Kombination mit dem Loolaloo hat man ein sich selbst schaukelndes Bett. Aber auch ohne den Loolaloo sind die Bed Rocker eine wirksame Hilfe beim Schaukeln.

 

Praktisches für größere Kinder

 

Mitfahrsitze für den Kinderwagen


Als unser Sohn geboren wurde, habe ich für meine Tochter ein Lascal Buggyboard gekauft. Sie fand es zwar ganz nett, gefahren zu werden, aber bei größeren Strecken forderte sie ihren Bruder öfter mal auf, mit ihr zu tauschen. Hätte ich gewusst, dass es bequemere Lösungen gibt, hätte ich damals sofort zugegriffen. Leider kannte ich weder Kids2sit, das einem älteren Kind ermöglicht, auf der Softtragetasche des Kinderwagens zu sitzen noch den Dreumes Mitfahrsitz, auf dem die Kinder zumindest sitzen können, während der Wagen geschoben wird.
 

Stuhlerhöhung Kaboost

 
Meine Tochter ist gerade 5 Jahre alt und 126 cm groß - das ist eine wirklich blöde Größe, denn sie passt in keinen Kinderstuhl mehr, ist aber einfach noch zu klein, um auf normalen Stühlen vernünftig am Tisch zu sitzen. Auch dafür gibt es eine tolle Lösung - den Kaboost von Osann. Es handelt sich dabei um eine Stuhlerhöhung, die unter jedem handelsüblichen vierbeinigen Stuhl angebracht werden kann. Auch wenn das ganze sehr wacklig aussieht - der Stuhl steht damit sehr stabil. Auch Osann hat uns einen Preis zur Verfügung gestellt - ihr könnte einen Kaboost in der Farbe Grün gewinnen - mehr dazu am Ende des Artikels.
 

Tangle Teezer

 
Vom Tangle Teezer erfuhr ich aus einem Forum. Eine liebe Freundin von mir hat einen Sohn mit wahrer Löwenmähne - wunderschöne blonde Locken. Leider wurde es zunehmend schwieriger, diese Haarpracht zu bändigen, so dass sie fragte, ob jemand einen tollen Tipp hat. Und die User hatten! Sie legten ihr den Tangle Teezer ans Herz - ich habe ihn mir nach dem übereinstimmend positiven Echo sofort bestellt - meine Haare sind fast hüftlang, die meiner Tochter haben auch eine ordentliche Länge. Zwar fand ich 10 EUR (und das war noch ein Sonderpreis - UVP ist 16,95 EUR) ziemlich teuer für so ein simples schwarzes Plastikteilchen, nachdem er mir (und meinem Kind) aber etwa gefühlt hundert mal auf die Fliesen geplumpst ist, kann ich ganz klar feststellen, dass der Preis gerechtfertigt ist.
 
Der Tangle Teezer sieht aus wie ein Pferdestriegel mit einer Vielzahl an starren Plastikborsten. Mir ist bis heute völlig unklar, wie er funktioniert - aber er funktioniert! Und wie! Es ist unglaublich, wie man damit durch die Haare kommt - ohne Ziepen, ohne Tränen, ohne Drama. Und vor allem: er funktioniert bei uns am bestem in nassem Haar. Gerade für lange, gern verkruddelte Mädchenhaare ist der Tangle Teezer absolut unverzichtbar! Und da die Nachfrage schon kam: nein - die Haare werden nicht elektrisch aufgeladen! Ich habe ihn übrigens gerade bei DM für ca. 15 EUR gesehen.

Es gibt den Tangle Teezer in diversen Sondereditionen, in tollen Farben und Designs. Ich würde mich heute eher für eine De Tangle Bürste entscheiden, weil diese einen Griff hat - etwas das mir beim Tangle Teezer doch immer wieder fehlt (aber vielleicht schaffen ihn die Fliesen ja doch irgendwann, so dass eine Ersatzbeschaffung zwingend erforderlich ist). Ich bin auch deswegen sehr gespannt, die Bürste zu kaufen, da Produktbeschreibung verspricht: "Tangle Teaser kann auch verwendet werden, um Klimaanlagen und Behandlungen gleichmäßig im Haar verteilen und liefern die Kopfhaut mit einem belebenden Massage werden".

Snack-Becher


Kennt ihr das? Unterwegs mit Tupperdosen (das Kind könnte ja spontan verhungern) mit tollen Laugen-Eulen, Dinkel-Brezeln und Hirse-Kringeln? Spätestens ab der Autonomiephase heißt es "Will selber machen!" Leider neigen die kleinen Snacks bei Selbstbedienung dazu, sich großflächig im Spielplatzsand zu verteilen. Auch hier gibt es eine praktische Lösung - einen Snackbecher. Etwa 10 EUR kostet das Modell von Munchkin, das schon von etwa 8 bis 9 Monate alten Babys bedient werden kann. Es ist mit flexiblen Flappen verschlossen, so dass das Kind rein greifen und sich einzelne Snacks heraus nehmen kann. Kippt der Becher um, fällt nichts heraus. Mit den beiden Henkeln ist der Snack Catcher einfach zu halten.

Shampoo-Spülbecher

 
Meine Tochter ist ja wirklich taff... zumindest so lange es nicht ums Haare waschen geht. Da wurde sie seit Jahren zur Drama-Queen. "Neeeeeeeeiiiiiiiiiiiiiiinnnnnnnnnnn, keine Haare waschen!!! Uuuuuuuuaaaaaaaaaaaaaaaaaa!!! Wasser! Da ist WASSER in meinen Augen! Lappen! LAPPEN! Ich brauche einen LAPPEN!!" Unfassbar, welches Theater sich da im Badezimmer abspielte. Bis ich den Trendykid Shampoo Schutz entdeckte.

Dabei handelt es sich um einen simplen Becher, der einen flexiblen Rand hat. Den kann man nämlich so gegen den Kopf des Kindes drücken, dass das Gesicht nicht mit dem Spülwasser in Berührung kommt. Seitdem wir diesen Becher haben, hat sich die Lage an der Haarwaschfront deutlich entspannt! Ein tolles Produkt für alle, die Kinder haben, die Haarewaschen hassen!

Familien-WC-Sitze

 
Auch etwas, das möglicherweise noch nicht jeder kennt - Familientoilettensitze. Diese sind so konzipiert, dass es einen zusätzlichen kleineren WC-Sitz für Kinder zwischen Deckel und großem Sitz gibt. Wir haben das Modell von LIDL (für 22 EUR) seit längerer Zeit in Benutzung. Das gibt es etwa zwei Mal im Jahr in den Filialen und dauerhaft online. Ich bin zwiegespalten - ich hatte zwei Sitze gekauft - einer davon war innerhalb einer Woche defekt, der andere funktioniert seit längerer Zeit ganz tadellos. Freunde von uns haben einen Sitz von ADOB und sind damit sehr zufrieden - dieser kostet mit 35 EUR auch etwas mehr.

Mobile Töpfchen


Wo wir gerade bei Ausscheidungen sind - eine weitere wirklich super praktische Erfindung ist das Töpfchen für unterwegs. Die gibt es in der Variante Einmalverwendung und gleich Wegschmeißen aus Pappe oder als "Bausatz" für die Handtasche aus Kunststoff, der mit einem Tütchen versehen wird. Bekanntester Vertreter des klappbaren mobilen Töpfchens ist die Potette. Dort wird ein Einlegetütchen hinein gelegt, das dann nach der Benutzung entsorgt werden kann. Besonders praktisch an der Potette ist, dass sie unterwegs auch als Toilettenaufsatz verwendet werden kann - einfach auf öffentliche WC-Sitze legen und das Kind kommt dann damit nicht in Berührung. Etwas günstiger ist das Tippitoes Travel Potty, das jedoch nicht ganz so flach ist.

Der Einkaufswageneinsatz Caddy Protect


Diesen Einkaufswageneinsatz habe ich nicht selbst ausprobiert, aber schon öfter empfohlen bekommen - den Safety First Einkaufswagenschutz "Caddy Protect". Eigentlich ist der ein Sitzpolster für den Hochstuhl, kann aber auch in einen Einkaufswagen "eingebaut" werden - so sitzt das Kind zum einen deutlich bequemer - zum anderen hat es die Hände nicht am Wagengriff (so wie Mama auch). Auch wenn ich die Ansteckungsgefahr am Einkaufswagengriff jetzt nicht sooo hoch einschätze (mein Kind hat schon etliche unbeschadet abgesabbert), ist für einige der Gedanke angenehm, das Kind von Stellen fern zu halten, die von vielen anderen Menschen angefasst werden. Die Handhabung ist völlig unkompliziert, der Schutz hat außerdem einen integrierten Tragebeutel und ist so schnell verstaubar und einfach zu transportieren. Er ist bei 30 °C waschbar und bietet Befestigungsmöglichkeiten für Spielzeug oder Schnuller.
 

Schuhmessgerät

 
Wir wohnen etwas außerhalb von Berlin und Schuhgeschäfte sind hier rar gesät. Meistens kaufe ich in der Mittagspause im Zentrum ein - nur Schuhe ohne Kind kaufen, ist ja ein recht großes Wagnis. Anfangs malte ich die Umrisse der Füße auf ein Stück Pappe, schnitt den Umriss aus und legte diese Pappe in infrage kommende Schuhe. Klappte auch recht gut, aber es geht auch einfacher - mit dem plus12. Es handelt sich dabei um eine Art Zollstock, mit dem Füße vermessen werden können - von Größe 18 bis 45. Der Clou dabei: der Fingerbreit, der immer vorne Platz sein sollte, wird dabei schon automatisch berücksichtigt. Mit dem Zollstock kann man dann auch die Schuhe ausmessen und muss sich nicht mehr auf die angegebenen Größen verlassen - die ja teils sehr abenteuerlich sind. Wie es funktioniert, seht ihr im Video. Der Preis ist mit 12,90 EUR relativ günstig - man verwendet das Fußmessgerät ja ggf. auch ein paar Jahre lang.
  

Rucksackleinen


Mein Sohn war ein klassischer "Wegrenner" - er liebte es, wild frei herum zu laufen. In manchen Situationen will man jedoch dafür sorgen, dass das Kind bei einem bleibt und nicht in einer unbeobachteten Sekunde vielleicht auf die Straße rennt. Ich selbst habe eine ganz einfache "Leine" von Sunnybaby für den Urlaub gekauft. Wer nicht ganz so offensichtlich eine Leine nutzen will, für den sind vielleicht Leinenrucksäcke etwas. Dabei ist die Halteleine unauffällig in einem Rucksack versteckt, so dass man das Kind in gefährlichen Situationen ggf. festhalten kann. Es gibt sie in vielen süßen Ausfertigungen, gut sind welche von Jeep oder Skip Hop
 

Mama Mia Handschuh

 
Snowqueen hat für diesen Artikel noch den Mama Mia Eltern-Handschuh vorgeschlagen, den sie auf einem Flohmarkt entdeckt hat. Es handelt sich dabei um einen Handschuh aus Merinoschurwollfleece (aus kontrolliert biologischer Tierhaltung), bei dem Kinder durch eine gesonderte Öffnung einfach mit in den Handschuh schlüpfen können. So ist Händchenhalten während des Spazierengehens im Winter kein Problem mehr. Den Handschuh gibt es auch in grau als Papa Mia und als My Valentin für Partner. Eine witzige Idee, die wegen der Fertigung in Deutschland und der hochwertigen Materialien jedoch ihren Preis hat. 
 

Clip-Ho-Gürtel


Ich kaufe Kinderkleidung grundsätzlich ohne Anprobe. Was bei meiner Tochter unkompliziert geklappt hat, führt bei meinem Sohn gelegentlich zum Rutsch-Hosen-Syndrom. Neulich habe ich zwei super schöne Schnäppchen im Second-Hand-Laden erstanden und zu Hause erstaunt festzustellen, dass die im Bund nicht verstellbar sind (ich hätte gedacht, dass das mittlerweile eigentlich Standard sein sollte). Kurzum - die tollen Hosen rutschen und rutschen an meinem relativ dünnen Sohn gnadenlos herab. Meine beste Freundin - begnadete Hobbynäherin - wiegte nur bedenklich die Kopf und meinte, dass sich da nähtechnisch bei Jeans nicht viel machen ließe. Und nun? Da er (hoffentlich ;-) bald sauber wird, wäre ein Gürtel keine Alternative...

Ich habe für diesen Artikel auch Freundinnen befragt, welche Produkte für sie die ultimativen Must haves sind, eine davon nannte den Clip-Ho-Gürtel. Ich habe sofort einen für meinen Sohn bestellt und bin restlos begeistert! Der Gürtel funktioniert vollkommen ohne Schnalle. Er wird an der Hose befestigt und hat drei Einstellmöglichkeiten mit Druckknöpfen (erhältlich für Gr. 92 bis 116 und 116 bis 122). Die Hose sitzt, wo sie soll und er kann sie trotzdem ohne weiteres problemlos herunterziehen. Hätte ich das schon früher gewusst!
 

 

Noch mehr Praktisches für Kinder in aller Kürze


Hier noch ganz kurz beschrieben ein paar Dinge, die Euren Kindern und Euch vielleicht auch noch das Leben vereinfachen:

Der Autogurtverkürzer - der verhindert, dass der Gurt bei der Verwendung einer Sitzerhöhung dem Kind schmerzhaft am Hals einschneidet.

Gerade in größeren Menschenmengen besteht die Gefahr, das Kind in einem unachtsamen Augenblick zu verlieren. Sinnvoll ist es daher, wenn es ein Sicherheitsarmband trägt - auf diesem kann die Telefonnummer der Eltern aufgeschrieben werden.

Buddeln im Winter? Das geht - wenn die Handschuhe wasserdicht sind. Spezielle Buddelhandschuhe halten garantiert trocken und sind so richtig schön strapazierfähig. Auch Krabbelhandschuhe, die an der Handfläche aus strapazierfähigem Leder sind (z. B. von Krabblers), halten Kinderhände warm.

Größere Kinder an einem normalen Stuhl angurten? Geht prima (und vor allem optisch sehr ansprechend) mit einem Gro-chair harness Sicherheitsgurt.

Meine Kinder lieben "Quetschies" - aber der ganze Müll! Deutlich umweltfreundlicher sind Quetschbeutel zum selber befüllen - da weiß man auch, was drin ist. Ideal für unterwegs und Vesperboxen für die Kita. Gibt es schlicht und günstig von Ma Pouch oder optisch etwas netter von Squiz oder nanafera.

 

Praktisches für den Haushalt

 

Nicer Dicer

 
Den Nicer Dicer habe ich immer im Teleshopping gesehen. Da ich bezüglich der Qualität von Teleshoppingprodukten so meine Zweifel habe, habe ich zwar die Idee interessant gefunden, einen Kauf aber nie erwogen. Eines Tages stand dann ein Set bei meinem Penny rum und ich begann zu überlegen... Nachdem ich dann die Amazon-Bewertungen gelesen hatte, griff ich dann endlich beherzt zu und legte mir für etwa 33 EUR das 7-teilige Set zu. Seitdem ist der Nicer Dicer unverzichtbarer Bestandteil meiner Küche.

Es handelt sich dabei um einen universellen (fast) Allesschneider. Mit den verschiedenen Aufsätzen kann man Dinge in sekundenschnelle vierteln, achteln und in größere (12 x 12 mm) oder kleinere (6 x 6 mm) Würfel/Stifte schneiden. Ich koche gerne Bauerntopf - da gehören Zucchini, Champignons, Zwiebeln, Paprika und Kartoffeln rein - ich habe das Gemüse früher wirklich ewig geschnippelt - heute geht das deutlich schneller. Zwiebeln muss ich nur halbieren - mit dem Aufsatz 6 x 6 mm habe ich mit einmal "dicen" sofort feine Zwiebelwürfel (nutze ich extrem häufig). Die Pilze werden komplett rein gelegt, Paprika und Zucchini werden nur vorher geachtelt, Kartoffeln je nach Größe in 2 oder 3 Stücke geschnitten.

Vorher haben meine Kinder rote Paprika und Zucchini aussortiert - jetzt kann ich ihnen gelbe Paprika und Zucchini geschält unterschieben - einfach indem ich für alles den 6x6 mm-Aufsatz nehme - sie können sie jetzt von den Kartoffeln nicht mehr unterscheiden. Sie merken das gar nicht und es schmeckt ihnen! Mit der Hand wäre das ja unmöglich zu schneiden.

Auch absolut ideal ist der Nicer Dicer auch für das Beikostalter - gerade wenn der Brei stückiger werden soll, kann man so unkompliziert kleine Gemüsewürfel beifügen. Das Dünsten geht auch viel schneller und ist damit schonender, wenn das Gemüse klein geschnitten ist. Auch kann man erfahreneren BLW-Kindern prima mundfertige Stücke anbieten, die diese schön mit der Gabel aufpieken können.

Sortierteller


Apropos Baby-led weaning - das macht naturgemäß eine ziemliche Sauerei. Dagegen habe ich keinen Tipp (wobei - ich könnte die Haltung eines Hundes empfehlen, der löst das Problem in einigen Haushalten sehr effizient) - am Ende wird doch alles gematscht und landet auf dem Boden. Ich persönlich finde es jedoch schön, wenn das Essen wenigstens ansprechend serviert wird - dafür eignet sich der Sebra Kinderteller aus Melanin super. Er hat vier verschieden große Vertiefungen, so dass das Essen zumindest auf dem Teller noch schön sortiert getrennt angerichtet werden kann und nicht alles durcheinander purzelt. Für 10 EUR kann man da wirklich absolut nichts verkehrt machen. Alternative Produkte gibt es von Elmar oder Noi.

Eierformer/Sandwichausstecher


Meine Kinder lieben Eier - aber man kann den Erziehern nicht mehrfach in der Woche zumuten, ein Ei zu schälen. Daher habe ich die WENKO Eier-Former für 10 EUR gekauft. Damit kann man die Eier zunächst in vier lustige Formen formen und auch bis zum Verzehr aufbewahren. Erst später habe ich gesehen, dass es sie auch viel günstiger von Ama-ZODE gibt - das Set enthält sogar sechs niedliche Formen für die Hälfte des Preises! Mit den Formen kann man übrigens z. B. auch Reis formen - gerade bei schwierigeren Essern kann Optik ja sehr viel ausrichten.

Und dafür gibt es noch ein Produkt, was ich absolut klasse finde - das Andrew James-Ausstechset für Toastbrot. Die Ausstechformen sind so konzipiert, dass man damit genau eine Scheibe Toast ausstechen kann - die Teile passen dann optimal zusammen. Besonders süß sind Mama/Papa-Elefant und Baby. Die Größe ist für Toastbrot optimiert - daher ist das Set für dunkleres Brot zwar auch verwendbar, aber nicht wirklich effizient. Da bietet sich eher dieses Ausstechformenset an, mit dem man kleine Tier-Kanapees herrichten kann. Seitdem diese kleinen Helferlein eingezogen sind, sind die Vesperboxen deutlich beliebter geworden .

Es gibt noch ein weiteres Produkt, das Essen für Schlechtesser interessanter macht - vor allem Gemüse. Der Spiralschneider Spirelli verwandelt festeres Gemüse in lange Fäden. Damit lassen sich Rohkostsalate zubereiten, aber auch Gemüse als "Spaghetti" in Suppen verzehrattraktiver gestalten:   

Fenstersauger


Ich hasse Fensterputzen! Vor allem, weil es nie, nie, nie streifenfrei wird. Umso interessanter fand ich in Foren die Berichte über Fenstersauger - die kannte ich bis dahin noch gar nicht. Also habe ich mir kurzerhand einen Kärcher WV 50 plus bestellt, um das mal auszuprobieren - mit Kindern hat man schließlich noch weniger Zeit für so lästige Arbeiten.
 
Das Set besteht aus einer Sprühflasche, einem Mikrofaser-Aufsatz, der direkt an der Flasche befestigt wird und einem Sauger. Es ist auch eine Probe mit Reinigungskonzentrat enthalten - die reicht jedoch nur für eine Flaschenfüllung. Daher sollte man sich am besten gleich eine Flasche Konzentrat dazu bestellen. Ich habe das Konzentrat auch schon als zeitlich begrenzte Sonderaktion für 5 EUR bei Penny gesehen.
 
Der Fenstersauger hat einen Akku und muss zunächst einmal aufgeladen werden. Die Akkuladung reicht auch gut für alle meine Fenster im Haus (2 kleine, 9 normale, 2 Doppeltüren). Die Anwendung ist recht simpel - die Scheiben werden mit dem Reiniger eingesprüht, dann mit dem Mikrofaserbezug ordentlich gewischt und dann kommt der Sauger zum Einsatz und saugt die Schmutz/Reinigermischung vom Fenster.
 
Ich muss sagen: ich war vom Ergebnis absolut verblüfft! Die Kombination aus dem Reiniger, dem Mikrofaseraufsatz und dem Sauger macht die Scheiben wirklich richtig gut sauber! Keine Schlieren, kein Film - einfach nur blitzblank. Ja - er hat auch Schwächen - so ist es in den Ecken etwas schwieriger, alles wegzusaugen (vor allem unten) und das Ausleeren ist jetzt auch nicht so einfach, aber insgesamt ist das ein wirklich tolles Teil! Und es geht so viel schneller! Früher habe ich mindestens die doppelte, wenn nicht dreifache Zeit gebraucht - jetzt geht es ratz fatz.

© Danielle

 


Bildnachweis


Kumja/Mutter-Kind-Schal: www.mamamotion.de
Clip-Ho-Designs: www.clipho.de

Der Malort - Malen ohne Ziel und Bewertung


zwei KopffüßerMeine Töchter sind gerade vier Jahre alt geworden und sollten zu Untersuchung beim Kinderarzt eine Zeichnung von einem "schön gemalten Menschen" mitbringen. Eins meiner Mädchen - Fräulein Ordnung - malt den lieben langen Tag nichts anderes als Menschen. Große Menschen, kleine, dicke, dünne, Menschen mit Haaren und ohne, mit Bauchnabel, mit Fingern oder auch nicht, mit Kronen und Ketten und immer wieder schwangere Menschen. Die andere - Fräulein Chaos - malt eigentlich lieber Blumen oder Buchstaben und Zahlen. Ich bat sie deshalb, mir bitte für die Ärztin einen schönen Menschen zu malen, was sie auch tat. Sichtlich stolz päsentierte sie mir ihr Bild: Ein Kreis als Kopf, zwei laaaaaange Beine und Punkt, Punkt, Komma, Strich als Gesicht. Mehr nicht. Ich war, ehrlich gesagt, ein wenig schockiert. Solche Kopffüßer hatte sie doch schon mit Zweieinhalb gemalt - hatte sie sich seitdem nicht weiterentwickelt?

Am Nachmittag auf dem Hof fragte ich sie vorsichtig, ob ihr ihr mit Kreide zeigen solle, wie man einen Menschen malt. Sie bejahte und schaute mir zu. "Guck mal," sagte ich, "ein Kreis als Kopf, dann zwei Striche als Hals. Dann ein Oval als Körper. Und dann kommen daran Arme und Beine - so. Und Finger. Und Füße." Fertig war mein, sehr kindlich gezeichneter, aber gut erkennbarer Mensch. "Der sieht blöd aus! Blöd! Blöd! Blöd! Mach den weg! Sofort! Der soll weg!!!!" brach es plötzlich aus meiner Tochter heraus. Sie war völlig außer sich und fing hysterisch an zu weinen. Verwirrt kippte ich mit der Gießkanne Wasser auf mein Kunstwerk. Es verschwand, Fräulein Chaos beruhigte sich und fing an, im Hof zu spielen. Ich stand ratlos vor dem nassen Fleck auf dem Boden, der einmal meine Menschzeichnung gewesen war. Was war denn nur in sie gefahren? "Naja, entschuldige, aber sie ist ja nun nicht blöd," meinte meine bessere Hälfte, "als sie deinen Menschen gesehen hat, ist ihr aufgefallen, dass ihre Zeichnung von heute morgen, auf die sie so stolz war, völlig anders aussieht. Und das hat sie wütend gemacht. Du hast sie sozusagen beschämt". Ich seufzte. Ja, das hatte ich wohl. Malen sollte doch kreative Freude auslösen, nicht Druck erzeugen, herrje. Ich nun wieder. Seufz. Ich nahm mein Telefon in die Hand und suchte nach der Nummer, die ich schon ein gutes halbes Jahr in der Tasche mit mir rumgetragen hatte. "Malort Mitte, Sebastian Ansorge am Apparat..." meldete sich eine nette männliche Stimme. "Guten Tag, ich würde gern meine beiden Töchter zu ihnen in den Malort schicken".

Der Malort, wie er von Erfinder Arno Stern konzipiert wurde, ist ein bewertungsfreier Raum, in dem Kinder und Erwachsene zu ihrer ganz eigenen, ursprünglichen Malspur zurückfinden. Ohne Konkurrenz, ohne Vorgabe, ohne Erklärung von Techniken und ohne Besprechen des Inhalts des Bildes fließen die ureigenen Impulse unserer Kinder auf das Blatt. Es ist schwer zu erklären, was in unserem Inneren dabei passiert. Man kommt in eine Art mentale Ruhe und ohne wirklich darüber nachzudenken, entstehen Farben und Formen auf dem Blatt, die kein Ausdruck kognitiven Wollens sind. Die Kinder stellen nicht dar, sie spielen. Sie spielen mit der Farbe und den Pinseln und erlangen so innere Ausgeglichenheit und Freude, wie sie nur im echten "Flow" erreicht werden können.
"Wie kann man begreiflich machen, dass der schöpferische Akt eine Art Mechanismus in Gang setzt, der unmittelbar an den Pulsschlag des Organismus angeschlossen ist, dass die [Formulation] die Melodie der Fibern im Inneren des Wesens ist. [...] Das Ereignis ist von solcher Zauberkraft, dass man glaubt, während seiner Dauer stünde die Zeit still und die Welt draußen, die Welt der anderen, sei unwirklich geworden und dem Gesichtsfeld entglitten." [vgl. Stern, A,, ...: 28 und 35]
Um aber in diesen Mal-Flow zu geraten, braucht es einen speziellen Ort, an dem die Kinder auch wirklich die Geschwister, Eltern, ihre Sorgen und Ängste vergessen können. Einen Ort, der das alles ausblendet, damit die Kinder einen Augenblick nur eins sein können: sie selbst.
 

Der Raum


Leinwand aus dem MalortEin Malort ist immer gleich aufgebaut. Es ist ein hell erleuchteter Raum ohne Fenster. An den Wänden ist eine Lage Packpapier angebracht, welche im Laufe der Jahre durch versehentliches Über-den-Rand-Malen der Malenden immer bunter werden. In der Mitte steht eine lange Reihe von Farbtöpfen. Zu jeder Farbe gehören drei Pinsel verschiedener Dicke, die sorgfältig zu einer Mini-Pyramide gestapelt werden. Die Kinder malen im Stehen, die weißen A3 Blätter werden dafür mit Reißzwecken an die Wand angebracht. Es gibt eine Leiter für besonders große Malspuren, und mehrere kleine Hocker zum Draufsteigen. Ein dienender Erwachsener - in unserem Fall Sebastian Ansorge - sorgt dafür, dass den Kindern immer genügend Papier zur Verfügung steht. Er wischt versehentliche Farbnasen weg, versetzt die Reißzwecken, wenn das Kind am Rand des Blattes angekommen ist, aber die Spur noch weiterverfolgen möchte. Dann versetzt er das erste Blatt ein Stück nach oben und reiht direkt daran ein neues Blatt, das die Malspur wiederaufnehmen kann.

Raum im Malort
Ein Malort-Kurs dauert 90 Minuten, so dass die Malenden wirklich abtauchen können in ihre eigene Welt der Spur. Meine Kinder (wie gesagt, sie sind vier Jahre alt) halten diese 90 Minuten oft komplett durch - nicht, weil sie besonders disziplinierte oder fokussierte Kinder wären, sondern weil sie tatsächlich den Flow in sich spüren. Sie lassen sich mitreißen vom Malspiel und tauchen nach der Zeit jedes Mal (!) mit geröteten Wagen und strahlenden Augen wieder auf.

Kommen wir im Malort an, hüpfen sie wie kleine Flummibälle durch die Gegend, ist der Kurs zu Ende, rennen sie wie wild im Garten herum oder entspannen, indem sie einen Wutanfall bekommen. Doch während des Kurses sind sie ruhig. Sie sind ernst und aufmerksam bei der Sache, sie fühlen irgendwie diese Magie des Ortes. Er fordert sie dazu auf, sich hinzugeben und sie folgen seinem Ruf mit Freude. Fräulein Ordnung singt manchmal während des Malspiels im Malort - das ist bei ihr immer ein Zeichen dafür, dass sie im Flow ist und sich wohl fühlt.

In unserem Kurs sind noch andere Kinder und auch einige Erwachsene. Ab und zu braucht jemand eine Pause vom Malen, dann geht er oder sie aus dem Raum, trinkt in de Küche einen Tee oder hüpft ein paar Mal im Hof auf- und ab und ist dann bereit für die nächste Runde. Das ist ausdrücklich erlaubt, denn das Malspiel soll kein Zwang sein. Trotzdem gibt es einige Regeln, an die sich auch die Kleinsten halten. Es geht nicht "wild" zu im Raum, damit niemand gestört wird. Es wird nicht großartig geredet, oder mit dem Wasser gepanscht oder die Blätter zerknickt. Man könnte sagen, es geht relativ streng zu. Es ist kein Ort, an dem sich ausgetobt werden kann, auch, wenn das Spiel des Kindes dort an erster Stelle steht.
 

Der Gründer des Malorts


Farben im MalortArno Stern, der Erfinder des Malorts, wurde 1924 geboren. Mit 22 Jahren nahm er eine Stelle in einem Heim für Kriegswaisen an. Er sollte die Kinder beschäftigen. Er fand Bleistifte und Abfallpapier, so begann das erste Malspiel. Nach Kriegsende konnte er Farben und Pinsel kaufen und diese den Kindern anbieten. Zunächst malten die Kinder in einem Raum mit großen Fenstern, die Blätter lagen damals noch auf Tischen. Als ein Kind eines Tages eine größere Figur malen wollte, die in ihrer Gesamtheit nicht mehr auf den Tisch passte, hängte Stern das Blatt kurzerhand an die Wand. Immer mehr Kinder entschieden sich, so zu malen. Die Tische und Stühle im Raum wurden obsolet, übrig blieb nur ein schmaler Tisch in der Mitte des Raumes, auf dem die Farben standen. Da der Kurs Freude auslöste, kamen bald noch mehr Kinder hinzu und der Platz wurde knapp.

Arno Stern bedeckte das Fenster mit Brettern, so dass nun eine lückenlose Wandfläche entstand. Er merkte bald, dass dieser schützende Raum, der die Kinder nun umgab, für das Malspiel förderlich war. Nichts drang mehr von außen ein, so dass im Schutz dieser Geborgenheit die ureigenste Spur der Kinder zutage treten konnte. Das war nicht geplant gewesen, doch Stern war aufmerksam genug, zu erkennen, was die Bedingungen in seinem Raum in den Kindern auslöste. Der Malort war geboren: die vier durchgängigen Wände, der Palettentisch, die dienende Rolle des Erwachsenen.

Stern beobachtete, dass es immer wieder gleiche Zeichen und Muster waren, die im Malspiel entstanden. Er reiste durch die Welt, nach Mauretanien, Peru, Niger, Mexiko, Afghanistan, Äthiopien, Guatemala, Neu-Guinea etc. und ließ überall Kinder und Erwachsene malen. Was er sah, erstaunte ihn. Auf der ganzen Welt malen Menschen, wenn sie noch nicht durch Anleitung und Korrektur eingeengt wurden, die gleichen Zeichen und Muster. Er nannte dieses Phänomen "Formulation", die entstehenden Zeichen "Trazate".
"Die [Formulation] ist das Echo der ersten Vibrationen des Organismus. Sie wurden aufgezeichnet und bewahrt, doch keine Überlegung führt zu ihnen, unsere vernünftige Sprache kann sie nicht interpretieren. Aus dem tiefsten Urgrund des Wesens - wie aus ältesten Schichtablagerungen - tauchen, vom Bewusstsein nicht zur Kenntnis genommen, Rückstände auf und konkretisieren sich in Zügen, denen sie ihren heimlichen Inhalt aufprägen." [Stern, A. 2009: 14]
Mittlerweile 90 Jahre alt, arbeitet Stern noch immer in seinem Malort in Paris.

Farben
 
 

Die Philosophie des Malorts


Arno Stern schickte seinen Sohn André nicht zur Schule und es ist ihm wichtig, dass auch im Malort Kinder nicht belehrt oder eingeengt werden. Wenn wir unseren Kindern vorgeben, wie man etwas malt - denkt an das Beispiel mit meiner Tochter und mir - , dann nehmen wir unseren Kindern ihre ursprüngliche, schöpferische Kraft und ersetzen sie mit einer starren, formalen Bildsprache, die vielleicht den geltenden gesellschaftlichen Normen entspricht, aber dem Kind die Möglichkeit nimmt, in Ruhe seine eigene Bildsprache zu entdecken.

Das ist, als würden wir ihm andauernd versuchen beizubringen, wie man sitzt, oder krabbelt, oder läuft (was manche Eltern heutzutage ja absurderweise sogar tun). Ein Kind lernt aus eigenem Antrieb, wie es sitzen und krabbeln kann, es braucht dabei keinerlei Unterstützung. Hilfe hemmt es sogar: Es kann seine Muskeln nicht im eigenen Tempo trainieren, es lernt nicht, mit kleineren Misserfolgen umzugehen, es lernt nicht, an einer Sache "dran" zu bleiben. Das Gleiche gilt fürs Malen.

Es gibt einen universellen Weg der Mal-Spur, der in uns allen angelegt ist und den wir am besten selbst entdecken und eigenständig gehen. Dabei ist es wichtig, das Kind nicht von diesem Weg abzulenken, beispielsweise, indem man versucht, es zu verbessern, oder auch, indem man fragt, was genau es gemalt hat. Denn Kinder malen erst einmal nicht, um darzustellen.
"Geben Sie einem Kind ein Blatt Papier, es wird mehr oder weniger identifizierbare Zeichen kitzeln. Die Frage "Was hast du darstellen wollen? oder ihre Variante: "Erzähl mir, was du gezeichnet hast." (damit ich es verstehe) will besagen, Zeichnen sei das Bemühen, das Bild der Dinge wiederzugeben. Es geradewegs abzustreiten wäre irrig. Doch es bei dem Gedanken zu belassen, dass die bildliche Sprache sich auf diese einzige Funktion beschränkt und sie in dieser Richtung zu fördern, hieße [...] zu verhindern, dass Zeichnen sich über die Schulbanalität hinaus steigert." [Stern, A.; 2009:21]
"Wie gut wäre es, wenn jedermann das urwüchsige Kind vor seinem Blatt Papier sehen könnte. Es zeichnen ohne vorgefasste Idee - ohne Idee, ich sage es allen, die da glauben, man müsse wissen, was man zeichnen will - seine Hand wird von einer nicht domestizierten Kraft geführt. Es zeichnet und entdeckt mit dem Erstaunen eines Beschauers das Erzeugnis einer Fähigkeit, von der es nichts ahnte." [vgl. ebd.: 49] 
"Der Erwachsene glaubt, das Kind zeichne, um ihm etwas mitzuteilen, und es erwarte möglicherweise Lob für das gefällige Bild. Zu einer solchen Abhängigkeit sind die Kinder in unserer Gesellschaft erzogen worden. Was empfindet das Kind, wenn der Erwachsene zu ihm tritt, mit seinen Fragen und Aufforderungen: [...] "Ist das eine Blume?" Und was soll denn das hier sein?" [...] Glaubt wohl jemand, dass diese grobe Einmischung in des Kindes Spiel förderlich sei? Sie zwingt das Kind zum  Vorspielen." [Stern, A. 2012: 18]
Bild im MalortQuintessenz der Philosophie des Malortes ist, dass Malen für Kinder ein Spiel ist. Dass, was das Spielen auszeichnet, ist die Abwesenheit eines Erzeugnisses. Allein das Spiel selbst, also das Geschehen während des Spiels, ist für das Kind wichtig; es gibt kein Ziel, auf das das Spiel hinführt. Im Gegensatz dazu ist das Malen als künstlerische Schöpfung, wie wir es aus dem Kunstunterricht an der Schule kennen, darauf ausgerichtet, am Ende ein Abbild - mehr oder weniger naturgetreu -  eines Dinges oder einer Idee zu haben.

Kinder im Malort werden nicht künstlerisch tätig, sie spielen. Deshalb gibt es im Malort auch keine Konkurrenz unter den Malenden. Da das Ergebnis des Spiels nicht betrachtet oder bewertet wird, es nicht "schön" im herkömmlichen Sinn sein muss, bleiben die Malenden verschont von quälenden (manchmal selbst auferlegten) Vergleichen mit anderen und der niederschmetternden Eigendiagnose "Ich kann nicht malen". Kein Wunder, dass alle, die den Malort besuchen, das als wohltuend empfinden. Alle Bilder, die im Malort entstehen, werden dort gesammelt und gelagert. Sie werden, wie gesagt, weder besprochen, noch verglichen oder anderen Menschen gezeigt. Da sie aber trotzdem etwas Wertvolles darstellen - die sichtbare Spur des ernsthaften Spiels mit der Farbe - werden sie aufgehoben und so wertgeschätzt.
 
 

Die Formulation


GiruliDie Formulation beginnt bei jedem Kind mit zwei Gebilden, den Punktili und dem Giruli. Letztere entstehen aus einer Hin- und Herbewegung des Stiftes auf dem Papier, manchmal entsteht eine spontane Drehbewegung, so dass eine Art Wollknäuel auf dem Papier entsteht. Wir Erwachsenen nennen es gemeinhin "Krikelkrakel" und sehen nicht den Meilenstein, den unsere Kinder da erreicht haben. Manchmal macht uns die Spur unserer Kinder sogar wütend, nämlich dann, wenn Giruli aus Brei oder Spucke entstehen. Diese Versuche werden von den meisten Eltern dann leider unterbunden. Das ist schade, denn das Kind entdeckt in diesem Moment sich selbst als Schaffenden und das, was daraus entsteht ist überaus beglückend.

Ich hatte schon in einem früheren Artikel genau beschrieben, welche Glücks-Hormone ausgeschüttet werden, wenn das Hirn im Flow ist und wie sehr dieser Glücksrausch das Kind (und den Erwachsenen) dazu anregt, bei der Sache zu bleiben und es noch einmal zu versuchen. Beharrlichkeit, Selbstbewusstsein, Eigenmotivation und Durchhaltevermögen haben in diesen ersten Momenten ihren Ursprung! Werden zu viele dieser Momente von den Erwachsenen unterbrochen, weil diese die Wichtigkeit dieses Spiels nicht erkennen und lieber einen sauberen Esstisch wollen, beschneiden sie von Anfang an ebendiese Werte, die sie später bei ihrem Kind so unbedingt sehen wollen.

Aus den Giruli ensteht etwas später, wenn das Kind in der Lage ist, seine unbändige Gebärden etwas zu verfeinern, die erste Figur. Das Kann ein Kreis oder ein Tropfen sein, wichtig ist, dass sich der Anfang und das Ende der Spur treffen.
"Viele weitere Figuren werden im Laufe der folgenden Monate von diesen beiden Gebilden abstammen. Vorausgesetzt, dass sich kein Fremder in das Spiel einmischt und mit seinen Fragen und Ratschlägen den Verlauf des vorbestimmten Geschehens verunmöglicht. Lange Zeit wird das Kind mit diesen Erstfiguren spielen, die sich nacheinander seiner Hand aufdrängen und deren Bildung ihm leicht fällt. [...] Dem kleinen Kind ist eine lange Zeit der Unbeschwertheit vergönnt, in der sich viele Gebilde seinem Spiel anerbieten. Was sie auszeichnet, ist wertvoll, denn die Erstfiguren entstehen nicht aus einer Absicht, sondern aus einem inneren Bedürfnis. [...] Später wird sich die Absicht hinzugesellen; die Äußerung ist dann ein Hin und Her - oder ein Zusammenwirken - von Vernunft und innerer Regung." [vgl. Stern, A,. 2012:34f]
PunktiliWenn die Giruli zur Figur führen, was wird dann aus den Punktili? Sie führen zum Strich. Das etwa ein- zweijährige Kind klopft zuhause auf dem Maltisch mit dem Stift zunächst wild und unbändig auf das Papier, dabei entstehen Punkte (Punktili). Wird das Spiel wilder, dann passiert es aus Versehen, dass an den Punkten ein kleiner Schwanz hängt - das wird von den Kinder verzückt aufgenommen und verfeinert. Es entstehen senkrechte Striche, die einen ebensolchen Meilenstein darstellen, wie die Figur des Kreises. Das Kind wird weiter experimentieren, so dass auch waagerechte Striche hinzukommen. Sie verbinden sich zu einem Kreuz, oder einem Winkel. Auch Kreis und Striche werden miteinander auf einem Blatt kombiniert - es entsteht ein Gebilde, das wir Erwachsenen normalerweise mit "Sonne" betiteln.

An diesem Punkt startet meist das verhängnisvolle Missverständnis der Großen - sie denken, das Kind habe seine erste Sonne gemalt, sie benennen sie vor dem Kind, loben es für seine Arbeit, hängen das Bild vielleicht auch auf. Bitte versteht mich nicht falsch - ich bin nicht dagegen, sich mit dem Kind mitzufreuen über die gelungene Spur. Aber das Benennen eines Gegenstandes, den das Kind eigentlich gar nicht malen wollte, beschränkt die Malspur eben auf den rein kognitiven Charakter des Abbilden-Wollens, der das Kind in seiner Kreativität und seinem Spiel zu sehr einschränkt. Könnten wir Eltern davon absehen, in den Bildern etwas erkennen zu wollen, würden wir unseren Kindern einen großen Gefallen tun, denn dann könnte ihr Malspiel seinen naturgegebenen Weg weiter fortsetzen.
"Das kleine Kind spielt unbekümmert mit seinen Erstfiguren. Ihr Entstehen allein ist beglückend, ebenso, wie ein Spiel schon darin bestehen kann, Holzklötzchen aufzureihen oder aufzuschichten, ohne weiteren Zweck, als nur dieses Zusammenstellen. Erst beim größeren Kind kommt die Zweckdienlichkeit hinzu, und es geht ihnen darum, einen Gegenstand herzustellen, ein Tor, ein Haus, die Randsteine eines Weges o.Ä. Dem aufmerksamen Blick des kleinen Kindes fällt eine Ähnlichkeit mancher Dinge mit seinen gewohnten Erstfiguren auf. Das mag der am Körper hängende Schwanz einer Katze sein, der an den angehängten Strich einer Erstfigur erinnert. Und das geglückte Gänseblümchen ist ihm ein vertrautes Gebilde, weil den Blumenblättchen ähnliche Strahlen lange zuvor im Formulationsspiel aus einer runden Figur herausgewachsen sind. Aus diesem Vergleichen entsteht überhaupt die Lust, Dinge darzustellen und für ihre Gestaltung die entsprechenden, schon erprobten Figuren zu verwenden." [vgl. Stern, A., 2012: 41]
Ich weiß nicht, wie das bei euch war, aber ich war total verzückt von den ersten "Sonnen" meiner Kinder und begann, ihre Bilder zu erweitern, indem ich ihnen Blumen und Gras vormalte. Natürlich genossen meine Kinder das intensive Malen mit mir, und sie versuchten auch geflissentlich, meine vorgemalten Gebilde nachzumalen. Leider gelang es ihnen nicht annähernd so gut, wie mir, was sie zusehends mehr frustrierte.

gemalte Sonne

Ich redete mir den Mund fusselig, dass ihre Blumen doch super seien und jeder male doch anders und sie könnten stolz sein auf das, was sie geschafft hätten - nichts davon kam bei meinen Töchtern im Herzen an. Sie waren weiterhin frustriert und hörten auf, bestimmte Dinge zu malen. Stattdessen sollte ich malen. Sie setzen sich auf meinen Schoß und ich sollte einen Löwen malen, oder ein Haus, oder etwas anderes. Sie schauten mir interessiert zu, sie genossen unsere Zweisamkeit, doch sie malten nicht mehr gern. Sie wandten sich anderen Spielen zu. Heute weiß ich, dass ich mit meiner Einmischung das Gleiche tat, wie Eltern, die ihr Baby mit 9 Monaten schon an den Händen haltend durch den Raum schleifen, um gehen zu üben. Ich hatte den naturgegebenen Prozess unterbrochen. Die "Mal-Muskeln" meiner Kinder waren noch gar nicht bereit für Blume, Haus und Löwe. Ich hätte sie einfach weiter mit ihren Erstfiguren spielen lassen sollen, so, wie ich ihnen auch beim Laufenlernen ihre eigene Zeit zugestanden habe.

Kinderzeichnung Frau
Aus den Erstfiguren, mit denen lange, lange Zeit auf dem Papier gespielt wird, entstehen irgendwann "Bild-Dinge". Man kann zum Beispiel gut erkennen, wie die Strahlen der Erstfigur, die wir gemeinhin als Sonne bezeichnen, immer weniger werden, bis nur noch ein Kreis mit zwei Strichen die erste Mensch-Zeichnung einleitet ("Kopffüßer"). Im Malort findet sich diese "Strahlenfigur" auch oft auf der absichtsvollen Ebene als Blume, Teich oder Hand wieder. Oder die Erstform des Tropfens führt über die Figur des Dreiecks zum typischen Haus mit Spitzdach, das wir von allen Kindern dieser Welt kennen, egal, ob sie in der Großstadt mit Hochhäusern aufwachsen oder im Dorf oder im Dschungel. Alle Erstfiguren erscheinen auch in Bildern von älteren Kindern, auch, wenn diese mit der Absicht malen, etwas Bestimmtes darzustellen.

Fräulein Chaos - die, die keine Menschen malen wollte - ist seit unserem Beginn im Malort dazu über gegangen, zuhause "Prinzessinnen" zu malen. Ihre Menschzeichnung bekommt neben dem Kopf und den immer noch laaaaaangen Beinen nun auch lange Haare, die sich wie ein Torbogen um den Kopf herumlegen. Neben der Erstfigur des Strahlenkörpers (Menschzeichnung) ist nun also auch das Bogen-Trazat (Haare) im Bild erkennbar - das ist von meiner Tochter natürlich unbeabsichtigt. Die Erstformen haben sich quasi in ihr Bild "eingeschlichen", sind aber weiterhin, da sie noch immer aus ihrem tiefsten Inneneren aufsteigen und auf das Blatt fließen, für sie beglückend und ihre Entstehung befriedigend.
 
Ich könnte nun noch Stunden weiterschreiben über die Formulation und ihre Entwicklung, doch ich hatte mir vorgenommen, diesen Artikel nicht ausufern zu lassen. Wer noch mehr wissen möchte über das Phänomen, dem sei das Buch Wie man Kinderbilder nicht betrachten soll von Arno Stern ans Herz gelegt.
 
 

Fazit



Sebastian Ansorge
Sebastian Ansorge, Malort Mitte
Ich habe mit meinen Kindern aus pädagogischer Neugier schon viele Kurse besucht, einige länger, andere nur kurze Zeit. Selten sind meine Kinder so berührt von einem Kurs gewesen, wie sie vom Malort berührt werden. Er tut ihnen gut. Sie sind gern dort und freuen sich die ganze Woche auf den Termin. Sie reden oft darüber. Manchmal wundern sie sich, dass man dort nicht "benennen darf, was man malt", aber sie akzeptieren diese Eigenheit, ohne, dass es die Freude trübt. Wir sind noch nicht lange genug dort, um sagen zu können, ob sich der Malort nachhaltig auf sie auswirkt. Im Moment genießen sie diese entspannenden 90 Minuten einfach nur und erfreuen sich an dem, was auf das weiße Blatt vor ihnen fließt. Arno Stern ist sich jedoch sicher, dass die Kinder mehr aus dem Malort mitnehmen, als nur reine Freude.
"Man sehe, wie das Kind im Atelier eine weiße Fläche Papier, ein Blatt unter tausend gleichen Blättern, in ein Werk verwandelt, Ergebnis einer Bemühung seines Körpers, der Konzentration aller seiner Sinne auf eine einzige Initiative, so wie der Tänzer die Meisterung aller Funktionen seines Organismus bei der Ausführung eines Rhythmus  vollbringt. Und das Kind bewahrt, ohne ein Künstler zu werden, von diesem Training die Gewohnheit der Initiative. Durch diese Konzentration, die sich auch kreative Bemühung nennt, erwirbt es die Fähigkeit, im Leben stark zu sein. Es ist stark wie alle, die ohne Aggressivität, ohne Wettbewerb und ohne Anlehnung an ein Modell etwas realisieren." [vgl. Stern, A, 2009: 42]
Ich bin jedenfalls schwer begeistert von unserem Malort-Kurs und kann nur jedem empfehlen, auf die Suche nach einem in seiner Nähe zu gehen. Ich selbst nehme mit, dass ich mich noch weniger in die natürliche Entwicklung meiner Kinder einmischen möchte. Den in unsere Kinder genetisch einprogrammierte Glaube an den Ernst des Spiels möchte ich aufrecht erhalten und nicht durch Belehrungen, Verbesserungen oder Anregungen zunichte machen. Ich werde weiterhin dabei sein und meine Kinder aufmerksam begleiten, aber stören - stören werde ich sie hoffentlich nicht mehr.

Malorte in Berlin

Malort Mitte
Dänenstr. 3
10439 Berlin

Malort Köpenick
Malort Himmelblau
Taunusstr. 2
12161 Berlin
Tel. 03088622771

Malort Die natürliche Spur
Marina Lindner
Eberstsr. 12A
10827 Berlin
Tel: 01745357193

Lebt ihr nicht in Berlin oder könnt ihr in eurer Stadt keinen Malort finden, dann lässt sich zumindest ein Teil des Gefüges selbst zuhause nachstellen:
"Sie können mit sehr wenig Aufwand die Anfänge der Formulation ermöglichen; und wenn Sie es tun, haben Sie Wesentliches getan. Durch Durchführung benötigen Sie nur Kugelschreiber und weißes Papier - gewöhnliches Schreibpapier A4. Absolut entscheidend jedoch ist dabei die Einstellung des Erwachsenen. Seine aus der Kenntnis der Formulation entstandene Überzeugung bestimmt sein Verhalten, bei dem ein ungeschicktes Eingreifen schädlich ist, das Vorurteile, Staunen und aufdringliche Neugierde ausschließt und deshalb förderlich ist. Und noch etwas darf in der Praxis nicht fehlen: Richten Sie ein Fach ein, in dem alle Blätter mit den kostbaren Spuren aufbewahrt werden, denn kein einziges ist wertlos im Rahmen des Gesamtgeschehens. Das sorgfältige Aufbewahren ist eine Ermutigung für jedes Kind, ein Beweis dafür, dass seine Tätigkeit ernst genommen wird. Und es ist vor allem auch die Versicherung, dass niemand, kein Mitschüler, kein Besucher, kein Angehöriger des Kindes, mit seinem gut gemeinten Unwissen die vertrauensvoll entstandene Spur veruntreut." [vgl. Stern, A., 2012: 84]


gelagerte Bilder im Malort
gelagerte Bilder im Malort
© Snowqueen

Literatur


Stern, Arno: Wie man Kinderbilder nicht betrachten soll, 2012

Stern, Arno: Die Expression, 2009

Stern, Arno: Der Malort, 1998

Stern, Arno: Das Malspiel und die natürliche Spur, 2012

Stern, Andre: Mein Vater, mein Freund, 2011