Spielen - kindliches Spielverhalten in den ersten Jahren

Warum spielen Kinder?


Kinder spielen um des Spielens willen - sie verfolgen mit ihrem Tun dabei keinen bewussten Zweck oder ein bestimmtes Ziel. Dennoch eignen sie sich dabei nach und nach bestimmte Fähigkeiten an und vertiefen sie. Das Spielverhalten von Kindern spiegelt in der Regel ihren Entwicklungsstand wider. Die Abfolge der Entwicklung ist dabei interessanterweise bei fast allen Kindern rund um den Globus gleich. Das Spielen wirkt sich positiv auf das seelische Gleichgewicht aus, weil es dabei hilft, Erfahrungen zu verarbeiten und Emotionen auszuleben. Das stärkt das Immunsystem und fördert die Entwicklung der synaptischen Verbindungen im Gehirn.

 

Arten des Spielens

 

Erkunden von Eigenschaften


Vor allem im ersten Lebensjahr sind Kinder vor allem damit beschäftigt, die physikalischen Eigenschaften der Gegenstände in ihrer Umwelt zu erkunden. Dabei werden vor allem die Hände und die Zunge genutzt - das Sehen spielt zunächst eine untergeordnete Rolle. Erst im zweiten Lebensjahr wird das Auge primäres Sinnesorgan zum Erkunden.

 

Fähigkeitenerwerb durch Nachahmung


Ein Kind benötigt etwa 10 bis 20 Jahre, um sich die wesentlichen Verhaltensweisen anzueignen, mit denen es sich in der komplexen menschlichen Beziehungsstruktur und Gesellschaft zurecht findet. Erlernt werden diese vor allem durch Nachahmung.

Schon in den ersten Lebensmonaten ahmen Babys die Mimik ihrer Eltern nach. Später werden Laute, im zweiten Jahr dann vor allem die Sprechweise der Bindungspersonen nachgeahmt. Auch Handlungen wie Winken oder Klatschen werden dann imitiert, ebenso das mit Besteck essen oder andere einfache Bewegungsabläufe.

Erkunden räumlicher Beziehungen


Türme bauen, Wasser von einem Behälter in den anderen füllen, Becher stapeln - diese Tätigkeiten dienen der Erkundung des Raumes. Das Kind lernt spielerisch die ersten physikalischen Grundlagen.

Erkunden von Gesetzmäßigkeiten


Schon mit einem halben Jahr begreift ein Baby, dass es an der Schnur ziehen muss, um die Spieluhr zum klingen zu bringen, also den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung. Nach dem ersten Geburtstag beginnt es Dinge nach Eigenschaften zu kategorisieren. Das bildet die Grundlage für das logische Denken.

Wie Eltern "richtig"mitspielen


Kinder spielen mehr oder weniger ausdauernd allein, am liebsten spielen sie jedoch mit ihren Bindungspersonen. Während wir mit Babys noch recht unbefangen und intuitiv spielen, geht uns diese Fähigkeit mit zunehmendem Alter leider teilweise verloren. Eltern neigen dazu, ihren Kindern beim Spiel aktiv etwas beibringen zu wollen oder zu helfen, wenn es eigentlich unangebracht wird. Das kindliche Spiel dient zwar dem Erwerb von Fähigkeiten, das heißt aber nicht, dass wir unser Kind anleiten müssen. Es probiert von ganz alleine immer und immer wieder geduldig aus, wie etwas funktionieren könnte. Helfen wir (ungefragt) dabei, entmutigen und behindern wir es sogar - mehr dazu könnt ihr im Artikel Gesunde Kinder müssen nicht gezielt gefördert werden nachlesen.

Nicht unnötig beim Spielen eingreifen 


Jedes Kind beginnt vollkommen selbstmotiviert irgendwann, Türme zu bauen. Es ist wichtig, das Spiel des Kindes nicht ständig zu bewerten. Eltern neigen dazu, den Erwerb neuer Fähigkeiten ausgiebig zu kommentieren und überschwänglich zu loben.  Ohne unseren Einfluss probiert das Kind in der Regel ausdauernd immer und immer wieder verschiedene Bauweisen und entdeckt nach und nach, welche Umstände die Stabilität des Turms beeinflussen. Hat es nach vielen Fehlversuchen endlich einen beachtlich großen Turm aufgebaut, freut es sich riesig über die eigene Leistung. Wenn wir ihm hingegen ausführlich erklären, wie das am besten geht, immer wieder korrigieren, eingreifen und Ratschläge geben, dann erreicht es das Ergebnis zwar schneller, aber der Weg ist für das Kind zutiefst unbefriedigend. Es braucht die Fehlversuche, um zu lernen, nicht unsere Anweisungen! Zudem betrachtet es am Ende das Ergebnis nicht als eigene Leistung und wird sich sehr viel weniger darüber freuen, als wenn es das Bauwerk aus eigener Kraft erschaffen hat.

Ständiges Eingreifen wirkt sich nachteilig auf die Entwicklung des Selbstbewusstseins und des Selbstbildes aus und kann Resignation und Angst vor dem Versagen fördern. Auch wenn wir es gut meinen und eigentlich ja nur helfen wollen - wir signalisieren unserem Kind damit unterschwellig, dass wir ihm nicht zutrauen, das Vorhaben alleine zu bewerkstelligen. Da unsere Kenntnisse in Bezug auf den Turmbau recht umfassend sind, gelingt es mit unserer Hilfe recht schnell, in kurzer Zeit tolle Bauwerke zu erschaffen. Probiert es das Kind dann alleine, ist ein Scheitern im Grunde programmiert. Das, was mit uns zusammen scheinbar ganz mühelos erschaffen wurde, will dem Kind allein überhaupt nicht gelingen. Bleibt dann auch noch das Lob aus, mit dem wir es motivieren wollten, kann das unter Umständen dazu führen, dass das Kind seine Bemühungen frustriert einstellt.

Das Kind beim Spiel nicht über- oder unterfordern 


Um Kinder beim Spiel weder zu über- noch zu überfordern, sollten wir wissen, welchen Entwicklungsstand es in Bezug auf sein Spielverhalten gerade hat. Wenn wir es zu einem Spiel animieren wollen, das noch nicht seinem Entwicklungsstand entspricht, wird es wütend und schmeißt ggf. (je nach Temperament) die Spielsachen durch die Gegend. Wenn wir etwas spielen wollen, das das Kind unterfordert, wird es möglicherweise ebenfalls mit Missfallen reagieren. Am interessantesten sind immer die Spiele, die dem aktuellen Entwicklungsstand entsprechen. Da dieser sehr dynamisch ist, kann es sein, dass Kinder Spiele, die sie gestern noch mit Hingabe spielten, plötzlich vollkommen uninteressant finden.  Wenn wir Spielangebote machen möchten, erkennen wir an der Reaktion des Kindes meist ganz gut, wie gut das Spiel gerade passt. Ist das Kind interessiert und freudig, haben wir eine gute Wahl getroffen. Am sinnvollsten ist es, die Kinder einfach selbst wählen zu lassen, was wir mit ihnen spielen sollen.

Die Entwicklung des kindlichen Spiels


Die ersten Monate 


In den ersten Lebensmonaten können Kinder ihre Lage aus eigener Kraft nicht verändern. Sie sind außerdem noch nicht in der Lage, Gegenstände zu halten, so dass sie fast ausschließlich durch ihre Mimik und Gestik mit anderen spielen können. Mütter spielen ganz instinktiv mit ihren Babys. Sie positionieren ihr Gesicht so, dass das Kind sie gut erkennen kann und arbeiten stark mit ihrer Mimik. In der Regel schauen sie das Kind mit dem Ausdruck eines freudigen Erstaunens an. Sie sprechen langsam in relativ hoher Tonlage, machen große Augen und wiederholen sich oft. Kinder reagieren auf diese Ansprache, indem sie zappeln und glucksen. Die Eltern nehmen diese Reaktionen auf und spiegeln sie, woran das Baby große Freude hat. Auch andere Personen können auf diese Weise schon Kontakt mit dem Baby aufnehmen. Allerdings fehlt ihnen das instinktive Kommunikationsverhalten der Mutter, so dass das Spiel meist von kürzerer Dauer ist.


Das Spiel ermüdet Kinder schnell, weil die Reize sie überfordern. Dass ein Kind genug vom Spiel hat und seine Ruhe braucht, erkennt man daran, dass es den Kopf abwendet und den Augenkontakt unterbricht. Meist schaut es dann auf einen unbestimmten Punkt im Raum und wirkt irgendwie abwesend. Dann sollten wir die Ansprache unterbrechen und warten, bis sich das Baby wieder uns zuwendet - meist ist es dann für eine weitere Spielrunde bereit. Diese ist aber oft deutlich kürzer, als die erste.

Relativ häufig überschätzen Eltern die Aufnahmefähigkeit ihrer Babys und überfordern sie unbeabsichtigt. Die meisten Babys sind nach ein paar Minuten intensiven Spiels schon erschöpft und wenden sich müde ab. Ist ein Kind unruhig, dann wird ein Spiel es in der Regel noch weiter überreizen - meist ist es am sinnvollsten, dann eher für Ruhe zu sorgen (am wohlsten fühlen sich Kinder dann eng am Körper getragen). Schreit das Baby abends sehr viel, sollte besonders darauf geachtet werden, dass es während des Tages viele Ruhephasen hat, ohne dass ständiger Kontakt gesucht wird.

Lieblingsspielzeug Hände - die Entwicklung des Greifens 


Das liebste Spielobjekt (neben den Eltern) sind die Hände des Babys. Sie werden ausgiebig begutachtet und mit dem Mund erkundet. Die übliche Reihenfolge beim Spiel mit den Händen ist:
  • Hände in den Mund (etwa mit einem Monat)
  • Hände betrachten (mit zwei bis drei Monaten)
  • Hände betasten (mit drei bis vier Monaten)
  • beidhändiges Greifen (mit etwa sechs bis sieben Monaten)
Die Zeitangaben sind nur ungefähre Angaben - jedes Kind hat sein eigenes Tempo. Die Reihenfolge ist jedoch bei fast allen Kindern gleich.

Etwa im vierten bis fünften Lebensmonat beginnen Babys dann, Gegenstände gezielt zu greifen. Anfangs greifen sie Gegenstände mit beiden Händen und beugen dabei alle Finger. Erst im zweiten Lebenshalbjahr können Kinder Dinge mit nur einer Hand greifen. Mit etwa acht bis neun Monaten werden mit dem Scherengriff nur die Basis von Zeigefinger und Daumen verwendet, um etwas in die Hand zu nehmen, um den zehnten Lebensmonat herum wird dieser Griff nach und nach zum Pinzettengriff verfeinert, bei dem nur noch die Daumen- und Fingerkuppen verwendet werden.


Das ist die Zeit der Rasseln und Greiflinge. Babys haben in der Regel viel Freude an Greiflingen - vor allem sehr farbenfrohe und solche mit abwechslungsreichen Oberflächen sind sehr beliebt. Obälle sind das Spielzeug, das Babys in der Regel als erstes relativ sicher greifen können. Es fällt ihnen jedoch sehr schwer, einmal ergriffene Gegenstände wieder loszulassen - diese Fähigkeit entwickelt sich üblicherweise erst am Anfang des zweiten Lebensjahres. Die Hände öffnen sich vorher nur dann, wenn das Kind einen anderen/weiteren Gegenstand greifen möchte. Einige Kinder versuchen, Gegenstände durch schütteln loszuwerden, wenn sie ihrer überdrüssig werden - daher sieht es manchmal so aus, als würden Kinder ihre Spielzeuge unkontrolliert durch die Gegend werfen, dabei versuchen sie einfach nur, sie irgendwie abzulegen.

Das kindliche Erkundungsverhalten 


Das Greifen ermöglicht endlich das ausgiebige Erkunden von Gegenständen. In den ersten Monaten  besteht das Spielen hauptsächlich aus dem sogenannten "Funktionsspiel". Alle Gegenstände des Alltags werden ausgiebig untersucht - Temperatur, Festigkeit, Oberflächenbeschaffenheit, Material, Größe, Gewicht, usw. Auch hier ist die Reihenfolge bei allen Kindern gleich - zunächst benutzen sie dafür fast ausschließlich den Mund, später wird mit dem Gegenstand herumhantiert, erst im zweiten Lebensjahr wird vorrangig mit den Augen betrachtet. Aber auch dann wandern unbekannte Gegenstände oft noch gerne in den Mund. Mit etwa 18 Monaten "mundelt" dann kaum noch ein Kind.

Das manuelle Erkunden setzt mit ungefähr einem halben Jahr ein. Das Baby beginnt, Gegenstände gegeneinander oder auf Unterlagen zu schlagen, sie zu betasten, zu befühlen, sie hin und her zu schütteln und zu werfen. Was für Erwachsene wie reine Zerstörungswut aussieht, ist völlig normales kindliches Spiel - dabei sammelt das Kind Informationen über die Beschaffenheit der Gegenstände. Diese Phase endet ebenfalls mit etwa 18 Monaten und wird fast vollständig vom visuellen Erkunden abgelöst, das etwa im Alter von acht bis neun Monaten begonnen wird.

Zum Thema Spielzeug gibt es ein sehr interessantes Interview von Snowqueen zur Frage: Wieviel Spielzeug braucht ein Kind? Viele Eltern machen die Erfahrung, dass spezielles Babyspielzeug für ihre Kinder eher unattraktiv ist oder schnell uninteressant wird. Babys interessieren sich tatsächlich vorrangig für Alltagsgegenstände. Wann immer es möglich ist, sollte man ihnen solche zum Erkunden überlassen, wenn sie keine scharfen Ecken oder Kanten haben, unkaputtbar und groß genug sind, damit sie nicht vollständig in den Mund genommen werden können.

Das Erkennen von Zusammenhängen 


Nach dem ersten Geburtstag erkennen Kinder zunehmend Zusammenhänge. Das Spielzeug bewegt sich, wenn ich an der Schnur ziehe. Wenn ich einen Knopf drücke, gibt es ein Geräusch. Kaum ein Kleinkind wird in dieser Phase nicht magisch von Wasserhähnen angezogen. Auch hier geht es nicht ums Grenzen testen, wenn Kinder immer und immer wieder an Lichtschaltern spielen oder ständig zum Waschbecken wollen. Sie folgen dabei einfach nur ihren natürlichen Interessen. Am schnellsten und vor allem konfliktärmsten geht diese Phase vorbei, wenn man sein Kind einfach gewähren lässt. Um den Wasserverbrauch im Rahmen zu halten, kann man die Intensität des Wasserstrahls vorgeben - die meisten Kinder sind diesbezüglich sehr kompromissbereit - vor allem, wenn sie es auch gelegentlich mal richtig doll sprudeln lassen dürfen. Am wenigsten Sauerei gibt es, wenn man Kinder in der Wanne am Hahn spielen lässt.



Stapeln, Reihen, Füllen, Leeren, Kategorisieren - die Erkundung des Raumes 


Zu Beginn des zweiten Lebensjahres lieben es Kinder, Gefäße zu füllen und zu leeren, Gegenstände zu stapeln oder Dinge aneinander zu reihen. Sie erobern so nach und nach spielerisch den Raum.  In der ersten Hälfte des zweiten Lebensjahres spielen Kinder häufig Inhalt-Behälter-Spiele - sind also damit beschäftigt, Dinge in andere Dinge zu legen. Sie lernen dabei Größenverhältnisse oder Mengen einzuschätzen. Behältnisse werden unermüdlich mit Dingen befüllt und wieder ausgeleert. In dieser Phase lieben Kinder alle Gegenstände, in die man irgendetwas hinein tun kann - Büchsen, Kisten, Plastikflaschen. Sand und Wasser werden besonders gerne verwendet. Kinder beschränken sich dabei oft nicht auf ihr Spielzeug - sehr gerne werden auch CDs, DVDs, Bücher oder Schubladen ausgeräumt.


Das führt häufig zu Konflikten, weil Eltern dieses Verhalten gerne Unterbinden wollen. Sie haben das Gefühl, Kindern jetzt Grenzen aufzeigen zu müssen und daher bei unerwünschten Verhaltensweisen deutlich "Nein!" zu sagen und es durchzusetzen. Wichtig ist zu wissen, dass das Ausräumen quasi genetisch beim Kind programmiert ist - es KANN gar nicht anders, als ständig Dinge ein- und auszuräumen. Sinnvoll ist es daher, genügend Möglichkeiten anzubieten, damit das Kind seinem Ein- und Ausräuminteresse nachkommen kann. Ein ausrangierter Nachttisch, an dem allerlei Öffnungsmechanismen (Schubladen/Türen)ausprobiert werden können mit verschiedenen Öffnungen zum Hereinstecken und Herausholen ist das ideale Spielzeug in dem Alter. Außerdem eignen sich in dieser Phase Spielzeuge wie einfache Sortierformen, Schälchensätze oder Klopfkästen.

Mit etwa 1,5 Jahren entwickelt sich die Merkfähigkeit bei Kindern. Bis dahin gelten Gegenstände, die das Kind nicht sieht, als nicht vorhanden. Mit Entwicklung der sogenannten Objektpermanenz ergeben sich vielfältige Spielmöglichkeiten. Das Wissen, dass Dinge, die nicht sichtbar sind, dennoch weiter existieren, wird vertieft, in dem das Kind Dinge gezielt fallen lässt - z. B. vom Hochstuhl oder  vom Esstisch. Leider gehen viele Eltern davon aus, dass es den Kindern darum geht, Grenzen auszutesten, dabei erkunden sie nur, ob die so "verschwundenen" Gegenstände auch wieder verlässlich auftauchen. Sie beginnen außerdem, Sachen zu verstecken - in Schachteln, unter Decken, usw. Die meisten lieben es, wenn sich die Eltern hinter einem Tuch verstecken und dann unvermittelt wieder auftauchen.

Zur gleichen Zeit, also mit etwa 18 Monaten entwickeln Kinder dann das Gestaltungs- und Funktionsspiel. Kinder entwickeln zunächst eine Vorliebe fürs Stapeln - , aber auch alles andere wird gerne immer wieder gestapelt. Für diese Entwicklungsphase eignen sich zum Spielen am besten Bauklötze, Ringpyramiden, Scheibentürme und Stapelbecher, aber auch alles andere im Haushalt wird eifrig gestapelt.

Ab dem zweiten Geburtstag beginnen Kinder  es allmählich, Gegenstände aneinander zu bauen. Alles Greifbare wird aufgereiht, viele entwickeln nun eine große Vorliebe für Eisenbahnen. Sowohl das Aneinanderreihen der Waggons als auch der Gleise bereitet Kindern große Freude. Wirklich sehr robust und flexibel erweiterbar sind Holzeisenbahnen (z. B. von Brio, günstiger mit weniger Gestaltungsmöglichkeiten und Zubehör die Lillabo von Ikea), aber auch die elektrischen Eisenbahnen von Duplo sind für diese Altersklasse schon gut geeignet (irre teuer, aber quasi unkaputtbar und mit hohem Wiederverkaufswert).

Wenige Monate später (etwa mit 2,5 Jahren) bauen Kinder dann sowohl horizontal, als auch vertikal. Bspw. mit Duplosteinen oder Mega Bloks werden dann Tunnel oder Treppen gebaut - vorerst zweidimensional, das dreidimensionale Bauen beginnt dann etwa im Alter von drei bis vier Jahren.

Mit 1,5 bis zwei Jahren entdecken viele Kinder ihre Leidenschaft fürs Kategorisieren. Sie erkennen, dass es Eigenschaften gibt, die verschiedene Gegenstände gemeinsam haben. Das Spielzeug wird gerne entsprechend sortiert. Mit zwei Jahren können Kinder Farben und Formen zuordnen. Steckspiele oder Zuordnungsspiele werden oft ausdauernd bespielt. Am Anfang des dritten Lebensjahres entwickeln sich die Fähigkeiten weiter, so dass Kinder auch mit komplexeren Sortierformen gerne spielen. Auch einfache Formenpuzzle sind sehr beliebt. Mit zwei bis drei Jahren beginnen Kinder auch kreativ gestalterisch mit Knete oder Playmais tätig zu werden. Wenn sie keine Gelegenheit bekommen, zu modellieren, kann es jedoch sein, dass die kreative Gestaltungskraft recht schnell verkümmert.



Spielen durch Nachahmung 


Ab dem zweiten Lebensjahr beginnen Kinder zunehmend zu beobachten und nachzuahmen. Sie haben großes Interesse an den Tätigkeiten der Erwachsenen und wollen am liebsten immer mit dabei sein. Sie freuen sich riesig, wenn sie mithelfen können - in der Regel gibt es immer einige Arbeitsschritte, bei denen sie uns helfen können. Sehr beliebt sind in dieser Zeit Miniaturversionen richtiger Haushaltsgeräte. Kinder beschäftigen sich teilweise stundenlang mit Nachbildungen von Küchen, Bügeleisen, Waschmaschinen, Wäschetrocknern, Staubsaugern, und Küchengeräten, wie Toastern, Mixern und Kaffeemaschinen. In unserem Artikel über Geschenkideen für zwei bis drei Jahre alte Kinder findet ihr Empfehlungen für Produkte, mit denen wir besonders gute Erfahrungen gemacht haben. 

Das Nachahmen nimmt im Laufe des zweiten Lebensjahres zunehmend größeren Raum ein - das Kind imitiert Verhaltensweisen  und sogar den Tonfall der Eltern. Es werden zunehmend erlebte Situationen nachgespielt. Kinder beobachten auch das Spiel anderer Kinder und ahmen dieses später im eigenen Spiel nach. Miteinander in Kontakt treten Kinder erst sehr viel später - es kann gut sein, dass drei Zweijährige seelenruhig im Buddelkasten auf dem Spielplatz sitzen und völlig vertieft spielen, ohne voneinander groß Notiz zu nehmen.

Bei der Nachahmung gibt es einen bestimmten Entwicklungsablauf, den alle Kinder gleich durchlaufen. Zunächst gebraucht das Kind Gegenstände im funktionellen Spiel. Es nimmt z. B. eine Bürste und kämmt sich allein die Haare. Sehr beliebt sind Nachbildungen von Haushaltsgegenständen (z. B. Bügelbretter, Staubsauger, Kaffeemaschinen) aber auch einfache Haushaltsgegenstände, wie Löffel, Becher oder Geschirr.

Zwischen 12 und 18 Monaten entwickelt sich zunächst eine innere Vorstellung von Tätigkeiten - d. h., dass es versteht, dass es die Handlung nicht nur an sich selbst, sondern auch an anderen vorgenommen werden kann. Im sogenannten repräsentativen Spiel werden dann auch Puppen oder Kuscheltiere gekämmt. Das repräsentative Spiel entwickelt sich weiter, indem das Kind sich vorstellt, dass jemand anderes Handlungen an sich selbst vornimmt - es legt der Puppe einen Kamm in die Hand und spielt, dass diese sich selbst kämmt.


Mit 21 bis 24 Monaten beginnen Kinder mit dem sequentiellen Spiel. Sie spielen komplette Handlungsabläufe nach. So wird bspw. erst die Puppe gewaschen, dann gekämmt und anschließend die Zähne der Puppe geputzt. Wenn Kinder in der Entwicklungsphase des sequentiellen Spiels sind, dann sind als Spielzeug bspw. Puppenstuben, Ställe oder Küchen.

Eine weitere Form des Spiels zu diese Zeit ist das symbolische Spiel. Dabei nimmt das Kind Gegenstände und verleiht ihnen eine andere Bedeutung. Es nimmt z. B. einen Schuhkarton und verwendet es als Boot für seine Puppe. Sehr gerne werden Gegenstände aus der freien Natur zu Haushaltsgegenständen umfunktioniert - viele Kinder werden zu Sammlern und können sich ausdauernd mit Steinen, Stöcken, Schneckenhäusern usw. beschäftigen. Diese Spielform entwickelt sich zwischen dem dritten und dem fünften Lebensjahr dann zum Rollenspiel.
Auch das soziale Spiel ist weiter wichtiger Bestandteil des kindlichen Spielverhaltens. Besonders interessant für die Kinder sind Spiele mit "geben" und "nehmen" - Bälle hin und her rollen, etwas irgendwo einfüllen und die Eltern holen es wieder heraus. Das Kind erforscht damit, ob der Spielpartner seine Erwartungen erfüllt.

Eine ebenfalls sehr wichtige Rolle im zweiten Jahr spielen Wasser, Sand und Erde. Kinder lieben es, die Elemente hautnah zu erleben, sie tollen stundenlang im Wasser umher, lieben es meist, ausgiebig zu baden. Das Spiel in der freien Natur, in Wäldern, auf Feldern oder an Bächen und Flüssen sorgt am besten für den wichtigen Flow beim Spielen.


Während Kinder neue motorische Fähigkeiten erwerben, spielen sie übrigens auffällig weniger. Sie sind so konzentriert dabei, Krabbeln oder Laufen zu lernen, dass das fast ihre gesamte Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt.

© Danielle

Quellen

 


Gehfrei und Türhopser sind ungesund und gefährlich

Zwei sehr häufige Suchanfragen, durch die Leser über Google auf unseren Blog gelangen, sind "Gehfrei gefährlich" und "Türhopser schädlich". Wir haben zwar im Artikel Lebensgefährlich, gesundheitsgefährdend und ungesund schon kurz erwähnt, warum von diesen Geräten dringend abzuraten ist, da sich jedoch viele offenbar umfassend zu diesem Thema informieren wollen, möchten wir dazu eine etwas ausführlichere Zusammenfassung schreiben. Ihr erfahrt außerdem, was eine viel bessere Alternative ist!

Warum Eltern Lauflerngeräte und Türhopser kaufen wollen


Dass Kinder endlich laufen können, ist für die meisten Eltern ein erstrebenswertes Entwicklungsziel - nach etwa einem Jahr, in dem sie das Kind unermüdlich hin- und hergetragen haben, ist der Gedanke, dass es endlich auch mal alleine läuft, sehr verlockend. Darum fragen sich einige, warum man den Prozess nicht spielerisch unterstützen und damit ein kleines bisschen beschleunigen sollte. Auch Omas hoffen häufig, durch das Schenken eines Lauflerngerätes oder eines Türhopsers die Entwicklung der Enkel positiv zu beeinflussen.

Schließlich bewerben die Hersteller ihre Lauflerngeräte, auch Gehfrei oder Babywalker genannt, mit Aussagen wie "um das Laufen richtig zu beherrschen, ist ein Lauflernwagen eine gute Starthilfe" oder "spielerisch laufen lernen, mit Spaß zum Erfolg". Sie versuchen damit, sich den Wunsch aller Eltern zu nutze zu machen, das Beste für ihr Kind zu wollen und bieten als vermeintliche Unterstützung des Laufenlernens klobige Plastikgestelle auf Rädern an, die über einen integrierten Sitz (und manchmal allerlei blinkendes und lärmendes Beiwerk) verfügen. Die Kinder stoßen sich darin mit den Füßen ab und können mit etwas Geschick relativ frei durch die Wohnung fahren oder fröhlich im Türrahmen auf uns ab hüpfen.

Lauflerngeräte behindern die motorische Entwicklung 


Die motorische Entwicklung von Kindern ist sehr komplex und verläuft bei jedem Kind nach einem ganz speziellen Bauplan, der genetisch festgelegt und nicht beeinflussbar ist. Auf einen solchen Entwicklungsprozess Einfluss zu nehmen, kann sich sogar schädigend auswirken, weil in einen hochkomplexen, über Jahrtausende von der Natur perfektionierten Prozess eingegriffen wird. Kinder müssen nicht laufen "lernen" - ebenso wenig, wie sie lernen müssen, sich zu drehen, zu sitzen, zu krabbeln oder zu sprechen. Sie tun es einfach. Dann, wenn sie soweit sind. Und dieser Zeitpunkt kann bei gesunden Kindern durch gezielte Förderung nicht vorverlegt werden.

Im ersten Lebenshalbjahr verfügen Babys über angeborene Greifreflexe. Streicht man über ihre Hände oder Fußsohlen, ziehen sich diese automatisch zusammen. Dieser Reflex ist ein Überbleibsel der Evolution und diente dazu, dass sich das Baby möglichst effektiv am Fell der Mutter festklammern kann. Der Fußgreifreflex verschwindet nach und nach während das Kind Laufen lernt und seine Füße zunehmend mehr belastet. Denn um sicher zu Laufen wäre es sehr hinderlich, wenn sich die Fußsohlen bei der Berührung mit dem Boden zusammenkrallen würden.

Gehfreis werden üblicherweise von Kindern verwendet, die noch nicht laufen können. Denn wenn sie es schon gelernt haben, lassen sie sich dann auch nur noch sehr ungerne hinein setzen und erkunden die Welt viel lieber auf eigenen Füßen. Bei nicht laufenden Kindern ist der Fußgreifreflex in aller Regel noch vorhanden. Berühren die Füße im Türhopser oder Gehfrei den Boden, dann krümmen sie sich also noch unwillkürlich zusammen, auch weil sie dabei nicht mit dem gesamten Körpergewicht belastet werden. Man beobachtet dann oft, dass die Kinder in den Gerätschaften nur auf den Zehenspitzen stehen oder sogar noch die Füße komplett zusammenkrümmen.

Dem Gehirn wird dann in dieser Position signalisiert: "Schau - ich stehe! So geht das!" - so dass der Körper die Fußhaltung später beibehält, weil das Gehirn Stehen mit den spitzen Füßen verknüpft hat. Das kann zu recht schwierig korrigierbaren Fehlstellungen ("Spitzfuß") führen, bei denen sich unter Umständen sogar die Wadenmuskulatur verkürzt. Dadurch wird dann die Gangart längerfristig auch außerhalb des Gehfreis beeinflusst und viele Kinder haben dann beim Laufenlernen Schwierigkeiten mit dem Abrollen des Fußes und verharren für längere Zeit im Zehenspitzengang. Diese Untersuchung zeigt, dass ein signifikanter Zusammenhang zwischen einem Zehengang und der Verwendung von Lauflerngeräten besteht.

Gehfreis und Türhopser unterstützen nicht nur das Laufenlernen nicht, sie behindern es sogar, weil sie den wichtigen Entwicklungsschritt der Gleichgewichtsentwicklung negativ beeinflussen. Vor dem Laufen lernen Kinder üblicherweise zunächst das Stehen. Bei den meisten Kindern dauert dieser Prozess recht lange. Unermüdlich ziehen sich die Kinder in den Stand und versuchen, sich auszubalancieren. Sie müssen dafür ihr Gleichgewicht bewahren und trainieren die komplette Muskulatur dabei. Ermüden die kleinen Beinchen, fällt das Kind um - beim nächsten Mal kann es aber schon ein paar Sekunden länger stehen. Die meisten Kinder fallen hunderte Male um, bevor sie sicher stehen können.

Mit Hilfe von Hopsern oder Lauflernern "stehen" Kinder plötzlich sicher aufrecht, ohne dass sie sich dafür hochgezogen hätten oder sich dabei ausbalancieren zu müssen. Kommt der Erfolg (zu stehen) zunächst völlig mühelos zustande, ist die Frustration groß, wenn es beim Ausprobieren ohne Hilfe dann nur mühsam oder gar nicht klappt. Kinder, die ohne Hilfe Stehen lernen, sind hingegen meist motiviert und erfreuen sich an den kleinsten Fortschritten.

Versuche mit Zwillingen haben gezeigt, dass die Kinder, die in einem Gehfrei saßen, später liefen, als ihre Geschwister, die keine Bekanntschaft mit einem solchem Gerät gemacht hatten. Dies bestätigt auch diese Studie aus Irland, die zeigte, dass je 24 Stunden, die (zusammengerechnet ;-) in einem Lauflerngerät verbracht wurden, das freie Laufen durchschnittlich um 3,3 Tage und das freien Stehen um etwa 3,7 Tage verzögert wurde.

Warum Lauflerngeräte und Türhopser gesundheitsschädlich sind


Übermäßige Belastung des Haltungsapparates


Problematisch ist, dass Kinder, die noch nicht Laufen können, es ganz wunderbar finden, aufrecht positioniert zu sein. Sie lieben die neue Perspektive und sind daher überaus gern in Lauflerngeräten und Türhopsern oder genießen es, wenn man sie einfach hinsetzt, ohne dass sie das schon selbst können. Eltern quengligerer Exemplare sind oft dankbar, dass das Kind so zufrieden ist und genießen die kleine Verschnaufpause. Das führt jedoch unter Umständen dazu, dass die Verweildauer in den Gerätschaften deutlich länger ausfällt, als empfohlen. Kinder setzen sich im Rahmen ihrer natürlichen Entwicklung erst dann selbst hin, wenn ihr Haltungsapparat - also das Zusammenspiel aus Muskeln, Sehnen und Knochen - so weit trainiert und entwickelt ist, dass er keinen Schaden nimmt. Ein Kind wird immer nur so lange stehen oder sitzen, wie es seine Entwicklung zulässt - es wird also immer instinktiv die Position wechseln, wenn es zu einseitig belastet ist.

In einem Gehfrei oder Türhopser ist es für das Kind jedoch nicht möglich, seine Position nach seinen Bedürfnissen zu verändern. Die Babys sind in den Gerätschaft quasi "gefangen" und sie können keine andere Körperhaltung einnehmen. Die Muskulatur ist - so lange Kinder nicht selbst sitzen oder stehen - noch nicht auf die aufrechte Haltung eingerichtet - die Wirbelsäule wird daher nur sehr unzureichend gestützt.

Dazu kommt, dass das Kind durchaus großen Spaß hat, wenn es mit dem Gehfrei umher fährt oder an der Tür hopst, so dass es bereit ist, die eigentlich unangenehme Haltung über längere Zeit in Kauf zu nehmen. Die wenigsten Kinder quengeln daher, wenn die Muskulatur eigentlich schon längst überlastet ist. Das kann dazu führen, dass das Kind eine entlastende, aber für die Entwicklung des Halteapparates ungünstige Haltung einnimmt. Im schlimmsten Fall wirkt sich die physiologisch ungünstige Haltung auf die Hüfte aus, was zu dauerhaften Fehlbildungen - wie zum Beispiel Verschiebungen - führen kann. Diese ungünstige Entwicklung kann sich auch erst Jahrzehnte später zeigen. Lässt sich ein Erwachsener jedoch später wegen orthopädischer Probleme behandeln, wird niemand auf die Idee kommen, dass Lauflerngeräte oder Türhopser mit Ursache des Problems sein können.

Beim Türhopser kommt neben der unnatürlichen Haltung noch die Belastung des gesamten Haltungsapparates durch das Hopsen hinzu. Das gesamte Gewicht des Kindes lastet auf dem Schambein (und damit bei Jungen auf dem Hoden) und der Rücken ist für das Alter untypisch über längere Zeit stark gestreckt. Durch das Abspringen wird die Wirbelsäule immer wieder gestaucht. Auch die Gelenke werden überlastet, weil sie für so eine unnatürliche Bewegung noch nicht stabil genug sind. Die Fußgelenke werden ebenfalls stark belastet. So viel Spaß das Kind auch zu haben scheint - für seinen kleinen Körper ist das alles andere, als gesund!

Lauflernhilfen sind gefährlich! 


Leider denken viele Eltern (und nicht wenige Großeltern), dass Produkte, die es im Babyfachgeschäft zu kaufen gibt, gar nicht gefährlich sein können. Außerdem prangen auf den Geräten tatsächlich GS-Siegel und oft auch ein DIN-Prüfsiegel. Es gibt eine Europäische Norm (EN 1273:2005), die Anforderungen an die Sicherheit von Lauflernhilfen enthält, so dass sich Eltern in vollkommen falscher Sicherheit wiegen. Die EU-Norm bspw. sieht als größtes Problem das Kippen des Gehfreis und sorgt dafür, dass er möglichst kippsicher konstruiert ist - die Gefahren lauern jedoch ganz woanders. In der Pressemitteilung, die bei der Veröffentlichung der EU-Norm herausgegeben wurde heißt es übrigens sogar:

"Lauflernhilfen sind zudem kein Gerät zum Laufenlernen, und die Benutzung über längere Zeit kann das normale Laufenlernen des Kindes beeinträchtigen".

Leider sind Lauflernhilfen das größte Unfallrisiko im ersten Lebensjahr - pro Jahr gibt es laut des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte in Deutschland etwa 6.000 (!) behandlungsbedürftige Unfälle damit. Am häufigsten verletzen sich Kinder im Alter zwischen sieben und vierzehn Monaten - die meisten in dem Monat, bevor sie frei laufen können. Eine australische Studie zeigte, dass etwa jedes dritte Kind im Laufe der Benutzung eines Babywalkers zu Schaden kommt.

Besonders gefährlich sind Treppen - etwa 83 % der Gehfrei-Unfälle sind Treppenstürze. In 82% dieser Unfälle kommt es zu schweren Schädel-Hirn-Traumen, in 11 % der Unfälle sogar zur Schädelfraktur. Dadurch, dass das Kind im Gehfrei fixiert ist, schlägt es zwangsläufig mehrfach mit dem Kopf auf die Stufen - ohne das Lauflerngerät würde es sich abrollen und der Kopf wäre deutlich besser geschützt.

Aber auch auf der Ebene können die Geräte umfallen, denn Kinder erreichen ohne weiteres bis zu 10 km/h mit Babywalkern. Wenn Kinder in diesem Tempo an Schränke, Tische oder andere Ecken stoßen, drohen schwere Verletzungen. Durch ständiges Anstoßen wird auch die Wirbelsäule besonderen Belastungen ausgesetzt. Gefahren lauern außerdem bei Türschwellen und auf dem Boden liegenden Gegenständen (die das Kind unter Umständen selbst dort hingeworfen hat). In Gärten ist es bereits zu Ertrinkungsunfällen gekommen, weil Kinder mit dem Walker stürzten und sich festgegurtet nicht aus der gefährlichen Lage befreien konnten.

Aber auch die Bewegungsfreiheit im Gehfrei birgt viele Gefahren. Normalerweise haben Kinder nur einen ihrer Entwicklung angemessenen Bewegungsradius. Das Neugeborene kann sich überhaupt nicht bewegen und sich dadurch nicht aus eigener Kraft in Gefahr begeben. Ein Krabbelkind ist in seinen Tätigkeiten auf eine bestimmte Höhe beschränkt. Dadurch, dass das Kind im Lauflerngerät vermeintlich fixiert ist, unterschätzen viele Eltern die Erreichbarkeit von Unfallquellen. Plötzlich kommen die Kinder an Kabel, an denen sie Dinge herunterziehen könne oder heiße Tassen auf dem Tisch oder Schubladen, in denen sich Gegenstände befinden, die nicht in Kinderhände gehören.

Aus diesen Gründen ist der Verkauf von Lauflerngeräten in Skandinavien und Kanada bereits verboten. Auch in Deutschland gibt es Forderungen der Ärzteschaft, ein Verkaufsverbot auszusprechen. Und auch Stiftung Warentest rät schon seit 1997 vom Kauf dieser Geräte komplett ab.

Beim Türhopser besteht die Gefahr, dass sie sich vom Türrahmen lösen, das Kind (wenn es etwas älter und mobiler ist) so weit beugt, dass es heraus fällt oder sich sogar mit den Seilen/Gurten stranguliert.

Sind Lauflernwagen eine bessere Alternative?


Leider sind Lauflernwagen auch keine wirklich gute Alternative. Zwar können die Kinder hier selbst entscheiden, wie lange sie sie nutzen und es ist eine Abrollbewegung der Füße möglich. Die Kinder nehmen beim Laufen jedoch eine unnatürliche, leicht nach vorne gebeugte Laufhaltung an, was sich ungünstig auf die Entwicklung der Muskulatur auswirkt (wie übrigens auch an der Hand laufen lernen). Unabhängig davon besteht auch bei diesen Geräten aufgrund der Beweglichkeit/Instabilität eine erhöhte Unfallgefahr.

Auf dem natürlichen Wege lernen Kinder laufen, indem sie sich seitwärts an höheren Gegenständen entlang bewegen. Dadurch rollen sie mit den Füßen auch seitwärts ab, was sich auf die Entwicklung der Rückenmuskulatur auswirkt. Daher sollte man beim Laufenlernen keinerlei Unterstützung anbieten. Auch die - ja wirklich nett gemeinten unterstützenden elterlichen Hände - wirken sich ungünstig darauf aus. Laufenlernen ist ein Entwicklungsschritt, für den - wie bei allen anderen auch - gilt: Das Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.
 

Fazit 


Lauflerngeräte und Türhopser erfüllen den versprochenen Nutzen nicht. Sie behindern vielmehr sogar die motorische Entwicklung, überlasten den Haltungsapparat und können sehr gefährlich - sogar lebensgefährlich sein. Es ist daher dringend vom Kauf solcher Gerätschaften abzuraten! Eine bessere Wahl sind Laufwagen. 

© Danielle



Quellen








Kooperation - Mein Kind will nicht kooperieren

Kinder wollen kooperieren. Dieser Satz, so nonchalant von Familientherapeut Jesper Juul in fast jedem seiner Interviews dahingeworfen, bringt uns Eltern nicht selten an den Rand der Verzweiflung. Denn ausgerechnet unsere Kinder scheinen eben nicht kooperieren zu wollen, ja, sie scheinen es sich sogar in den Kopf gesetzt haben, genau das Gegenteil vom dem zu tun, was wir uns wünschen. Da werden Teller vom Tisch gefegt, Spielzeuge gefährlich in der Wohnung umhergeworfen, im dichten Straßenverkehr weggelaufen und sich morgens partout nicht allein angezogen. Häufig sind Kinder auch frech und provozieren.

Dass das so ist, liegt meines Erachtens an fünf  Dingen:
  1. an der falschen Vorstellung der Erwachsenen von Kooperation,
  2. der Unwissenheit über neuronale Grundlagen der Kooperation (also darüber, wann und welche Kooperation altersangemessen ist),
  3. dem Übersehen von kindlichem Kooperationswillen,
  4. an der Macht der inneren Erwartungshaltung der Erwachsenen und
  5. an dem frühen (unabsichtlichen) Abgewöhnen des kooperativen Verhaltens.
In unserem 70-seitigen Wunschkind-Magazin "Kooperation" möchten wir auf diese Gründe ausführlich eingehen und erklären, warum Dein Kind scheinbar nicht kooperieren will. Du erfährst außerdem, wie Du die Kooperationsbereitschaft erhöhen kannst und was Du tun kannst, wenn Dein Kind frech ist und provoziert. Katja gibt außerdem einen sehr persönlichen Einblick in ihr morgendliches Familienleben und sie erzählt von dem Tag, als sie sich als schlechteste Mutter aller Zeiten fühlte und analysiert, wie die Situation eskalieren konnte. 

Wunschkind-Magazin "Kooperation"