Zehn Dinge, die Dein Familienleben nachhaltig entspannen

Spätestens in der Krabbelgruppe geht das Vergleichen los - ob man es will oder nicht, man beginnt zu grübeln, wenn die Entwicklung des eigenen Kindes von der (vermeintlichen) Norm abweicht. Es gibt viele Bereiche, in denen die Streubreite der normalen kindlichen Entwicklung so groß ist, dass eigentlich jedes Kind irgendwann bei irgendetwas "nicht in der Norm" ist. Sei es das Schlafen, die Motorik, die Größe, das Essen, das Trotzen, das Gewicht, das Sauberwerden...

Bei den meisten Müttern beginnt dann unwillkürlich das Gedankenkarussell: Ist das normal? Was ist normal? Soll ich zum Arzt? Er isst so wenig! Er isst so viel! Sie schläft so schlecht! Er schläft so viel! Er hört gar nicht! Mein Kind beißt! Das ist doch nicht normal! Warum will sie nicht teilen? Sie lügt! Schon so früh! Warum braucht er für das große Geschäft noch eine Windel? Warum mag sie kein Gemüse? Wenn er doch endlich allein schlafen würde! Jede Nacht wird er wach, das kann doch nicht normal sein...

Es steigert die Lebensqualität enorm, wenn man diese Gedanken rigoros abschaltet. Man sollte sich bewusst machen: Die Wahrscheinlichkeit, dass sich das Kind vollkommen normal entwickelt, liegt bei über 99 %. Und selbst wenn es sich nicht "normal" - also außerhalb der üblichen Entwicklungspanne - entwickelt: dann wird man das ganz sicher früher oder später merken. Wirklich! Daher sollte man sein Kind einfach so annehmen, wie es ist. Jedes Kind ist anders, jedes Kind entwickelt sich anders.

Und wenn man sich wirklich Gedanken macht, die einen zermürben, dann sollte man immer den Kinderarzt oder andere Spezialisten befragen, Grübeln bringt einen nicht weiter! 

Vertraue darauf, dass alles gut ist und quäle Dich nicht mit Mutmaßungen. 

Unterstütze Dein Kind... wenn es das fordert


Es ist für Kinder unglaublich frustrierend zu erleben, was sie alles nicht können. Noch viel frustrierender ist es, wenn wir ihnen sagen: "Das kannst du noch nicht!" Kinder haben ein natürliches Autonomiebestreben - sie werden von sich aus Dinge immer und immer wieder ausprobieren, bis sie endlich gelingen. Je jünger das Kind ist, desto mehr Zeit braucht es, für "Selber machen!" Bemühe Dich, vor allem im Alter zwischen einem und drei Jahren immer Extrazeit dafür einzuplanen. Du wirst sie so oder so brauchen - denn ein Kind, das gegen seinen "Selbermachenwollen!" angezogen wird, wird die gesparte Zeit in vielen Fällen hinterher durch Wüten ausfüllen. 

Es kommt recht häufig vor, dass Kinder - wenn sie dann bestimmte Dinge endlich können - plötzlich verstärkt wieder Hilfe dabei einfordern. Die Angst vor dem Verwöhnen oder davor, dass die Kinder dadurch wieder unselbständiger werden könnten, hält viele Erwachsene davon ab, ihnen zu helfen. Häufig endet die Situation dann in einem Machtkampf - der viel länger dauert und viel mehr Nerven kostet, als wenn man einfach schnell geholfen hätte.

Für Kinder ist Hilfe aktive Zuwendung und Aufmerksamkeit - für einige ist sie sogar die wichtigste Form davon. Wenn wir die Hilfe ablehnen, fühlen sie sich als Person abgelehnt - das macht sie traurig und wütend. Sie haben Angst, die elterliche Liebe zu verlieren und fordern immer wieder noch vehementer Unterstützung. Das führt nicht selten dazu, dass Eltern das Gefühl bekommen: das Kind kann ja gar nichts mehr! Um die vermeintlich vollständig schwindende Selbständigkeit zu retten, fordern sie noch stärker das Selbermachen, das Kind kämpft noch verzweifelter um Unterstützung - so eskaliert die Situation zunehmend.

Sieh den Wunsch nach Unterstützung als Bedürfnis nach Zuwendung, nicht als Machtkampf. Dein Kind wird ganz sicher trotzdem selbständig. 

Lass Dein Kind wütend sein! 


Kinder trotzen nicht aus Berechnung oder um uns zu ärgern - sie sind vollkommen überflutet von Emotionen, die sie noch nicht allein regulieren können. Es ist für uns Eltern enorm schwierig, Wutanfälle unserer Kinder auszuhalten. Einerseits weil wir uns so hilflos fühlen, andererseits stresst uns das Umfeld mit seinen Blicken und Kommentaren. Viele Eltern fürchten, dass das Trotzen ein Zeichen ihres Erziehungsversagens sein könnte. Sie denken, dass normal entwickelte Kinder ein solches Verhalten nicht zeigen und geben sich die Schuld daran, dass ihr Kind so emotional überreagiert.

Dabei ist dieses Verhalten vollkommen normal und sollte von uns auch als genau das betrachtet werden. Wenn wir uns von dem Wunsch lösen, Trotzanfälle möglichst schnell beenden zu wollen und sie stattdessen als wichtigen Entwicklungsschritt betrachten, den wir mit liebevollem Zuspruch und durch unsere Zuwendung unterstützen, wird uns das deutlich weniger stressen. Wie man Kinder erreicht, wie wirklich wütend sind, kannst Du bei uns in einem ausführlichen Artikel über die Autonomiephase lesen.
Wichtig ist es, den Kindern nicht das Gefühl zu geben, dass ihr Verhalten falsch ist, sondern sie und ihre Wut anzunehmen - nicht selten verursacht nämlich die Bestrebung, das Wüten um jeden Preis zu beenden, noch intensivere Gefühlsausbrüche. Kinder dürfen wütend sein - unsere Aufgabe ist es, ihnen altersgerecht Wutbewältigungsstrategien beizubringen.

Wenn wir uns bewusst machen, dass Wutanfälle ein vollkommen normaler Schritt der kindlichen Entwicklung sind und im Grunde jedes Kind in diesem Alter dieses Verhalten zeigt, fällt es uns leichter, Gelassenheit zu bewahren. 

Hör auf, ständig zu ermahnen 


"Pass auf!", "Achtung!" oder "Vorsicht!" sind Wörter, die Kinder unglaublich oft hören - und die in den wenigsten Fällen wirklich sinnvoll sind. Natürlich sollte man ein Kind immer warnen, wenn es sich ganz offensichtlich in eine Gefahrensituation begibt - "STOOOOP!! Da kommt ein Auto!" ist am Straßenrand lebenswichtig. Nur - wie erreicht man am ehesten, dass das Kind in solchen Fällen auch tatsächlich stehen bleibt? Die Signalwirkung von Warnungen bleibt vor allem dann erhalten, wenn sie nur dann ausgesprochen werden, wenn erkennbar eine Gefahr besteht.


Wenn das Kind hingegen den ganzen Tag hört "Kletter nicht so hoch!", "Vorsicht, gleich verkippt die Milch!" oder "Pass auf, stoß dich nicht!", dann verknüpft es Warnungen einfach nicht mit wirklich gefährlichen Situationen. Da in 80 % der Fälle nichts passiert und in nahezu allen Fällen, in denen dann doch mal was passiert, vorher nicht gewarnt wurde, nimmt das Kind Warnungen bald nicht mehr ernst. Außerdem: Ständige Ermahnungen enthalten für das Kind die unterschwellige Botschaft: "Ich traue dir nicht zu, auf Dich selbst achtzugeben" - das erzeugt langfristig großen Verdruss und wirkt sich auf das Selbstbewusstsein aus.

Am Wochenende erst sagte ich zu meinem Kind: "Vorsicht, die Herdplatte ist heiß!" (wie schon gefühlt hundertmal zuvor) - als ich ihr den Rücken zudrehte, legte sie absichtlich den Handrücken auf den Herd und verbrannte sich die Finger. Ich fragte sie ganz entgeistert, warum sie das trotz meiner ausdrücklichen Warnung getan hätte. Ihre Antwort war: "Ich wollte mal wissen, wie heiß die Herdplatten denn wirklich ist". Herrje! Jetzt weiß sie es - und was haben meine Ermahnungen genutzt? Künftig wird sie nun auch ohne meine ständigen Warnung achtgeben.

Man kann sich ohne weiteres darauf beschränken, vor lebensgefährlichen Gefahren zu warnen, das spart viel Zeit, Nerven und Frustration. 


Überdenke Eure Grenzen 


Wir alle kennen Kinder, die sich schlecht benehmen. Sie hören nicht darauf, was ihre Eltern sagen, sie tun, was sie wollen, sie ärgern andere Kinder und tun ihnen weh. Häufig wirken die Eltern solcher Kinder desinteressiert - sie lassen die Kinder gewähren, ohne groß einzugreifen. "Diese Kinder bräuchten viel mehr Grenzen!" wird dann schnell gerufen.

Leider ziehen viele Eltern für sich den Schluss: "Meinem Kind muss ich unbedingt feste Grenzen setzen, damit es sich nicht auch so schlecht benimmt". Dabei sind die meisten "ungezogenen" Kinder nicht so geworden, weil die Eltern sie grenzenlos gewähren ließen - das Desinteresse ist vielmehr ein Ausdruck der Resignation - sie haben den Kontakt zum Kind fast vollständig verloren. Sie haben vermutlich durchaus versucht, ihre Kinder "richtig" zu erziehen und starre Grenzen. Ständige Konsequenz und prompte Konsequenzen haben diese Kinder irgendwann so frustriert, dass sie sich zunehmend machtlos, erpresst und hilflos fühlten. Das schlechte Benehmen ist ein Schrei nach Aufmerksamkeit, der - wenn das Bedürfnis nicht erfüllt wird - in einer immer weiter eskalierenden Spirale enden kann.

Kinder brauchen keine (künstlichen) Grenzen - sie brauchen Menschen, die authentisch mit ihnen in Beziehung treten, sie ernst nehmen und die versuchen, alle Bedürfnisse miteinander in Einklang zu bringen. 

Sag "Ja!" satt "Nein!" 


"Nein!" ist das Wort, das Kinder vermutlich am häufigsten in ihrer Kindheit hören - wir signalisieren damit Grenzen. Zähle mal bewusst mit, wie oft Du am Tag "Nein!" sagst. Achte dabei darauf, wie häufig Dein Kind überhaupt sofort auf das "Nein!" hört. Das Ergebnis ist in den meisten Fällen frustrierend. Durch die häufige Verwendung hat sich das Wort abgenutzt und seine Signalwirkung verloren - eine gewisse Muttertaubheit hat sich eingestellt.

Wenn Du Deine Grenzen überdenkst, versuch es doch einfach mal für ein paar Tage mit ganz vielen "Ja!"s - und schau, was passiert. Frag Dich dabei immer, ob Du etwas tatsächlich verbieten musst oder ob es nur Deiner Bequemlichkeit dient (weil Du bspw. keine Lust hast, möglicherweise verschüttetes Wasser aufzuwischen) oder nur aus Prinzip gesagt wird, weil "man das eben so macht". Meistens dauert es viel länger, ein "Nein" zu diskutieren und die nachfolgend Frustration zu verarbeiten, als einfach "Ja!" zu sagen, wenn eigentlich nichts dagegen spricht. Und Du wirst feststellen, dass Du die Frage "Warum eigentlich nicht?" häufig nur schwer beantworten kannst.

Du brauchst dabei keine Angst zu haben, Dein Kind zu verziehen - es lernt dadurch zu kooperieren und wird wahrscheinlich auch zu Dir künftig öfter "Ja!" statt "Nein!" sagen.

Das Überdenken von Grenzen wird nicht das Benehmen verschlechtern, sondern die Kooperationsbereitschaft erhöhen. Wie man die Kooperationsbereitschaft noch fördern kann, darüber haben wir übrigens ein ausführliches Wunschkind-Magazin geschrieben.

Lass Euch Zeit 


Lienhard Valentin (der das wunderbare Buch "Mit Kindern neue Wege gehen" geschrieben hat), sagte einmal, dass das, was wir für die Erziehung brauchen, drei Dinge seien: "eine Tasse voll Wissen, ein Fass voll Liebe und ein Ozean voll Geduld".  Kinder leben im Hier und Jetzt - nichts ist spannender, als die Blume am Wegesrand oder die Pfütze auf dem Weg zur Kita. Das Konstrukt von Zeit und die daraus resultierende Eile sind ihnen völlig unbekannt, sie leben einfach in den Tag hinein. Das Bedürfnis nach freier Zeiteinteilung kollidiert häufig mit dem unsrigen, pünktlich auf Arbeit zu sei, das Abendbrot auf den Tisch zu stellen oder beim Arzt zu erscheinen.

Ganz viele Konflikte haben ihren Ursprung darin, dass Kinder aus dem, was sie gerade tun, regelrecht heraus gerissen werden. Wenn wir Kinder bei dem, was sie tun, unterbrechen müssen, dann sollten wir das immer ankündigen - möglichst in mehreren Stufen. "Noch fünf Minuten, noch drei, noch eine Minute" sorgt dafür, dass sie sich innerlich für den Abbruch wappnen können. Sie werden manchmal auch noch eine Minute nachverhandeln - wenn das möglich ist, sollten wir ihnen diese -  wenn es geht - geben.

Wenn Kinder merken, dass wir uns bemühen, sie so oft wie möglich gewähren zu lassen, werden sie das in den meisten Fällen honorieren, indem sie nicht trödeln, wenn wir es wirklich eilig haben. Stress und Hektik sind ansteckend und frustrieren alle Beteiligten. Es gibt Weniges, das wirklich so wichtig ist, dass es nicht auch ein paar Minuten warten könnte.

Sowohl zur Entschleunigung des Alltags als auch zur Konfliktminimierung sollte man möglichst immer so viel Zeit planen, dass man einen ausreichenden Puffer hat und sich immer wieder kritisch fragen: Ist es wirklich notwendig, dass ich so drängele?

Warte ab


Nicht nur das Zeit lassen, sondern auch das Abwarten führt häufig zu einem deutlich entspannteren Familienleben. Wir Eltern neigen dazu, zu schnell regulierend einzugreifen. Ich erzähle dazu immer gerne folgende Geschichte von meinem damals 2-jährigen Sohn:

Wir planten, mit dem Auto wegzufahren. Mein Kind wartete schon draußen und spielte ganz vertieft mit einen Stock im Garten vor dem Haus. Als wir los wollten, sagte ich zu ihm: "So Schatz, wir wollen los. Leg den Stock bitte hin!" Er lachte mich an und rannte weg in den hinteren Garten. Ich rief ihm hinterher: "Leg den Stock bitte weg, Du kannst ja weiter damit spielen, wenn wir wieder kommen!" Er rannte einfach weiter. Mein Mann meinte: "Ach schnapp ihn dir einfach, er macht sich doch ganz offensichtlich einen Spaß draus!" Ich sagte: "Warte mal noch eine Minute ab, mal sehen, was er tut". Und was tat er? Er brachte den Stock zur hintersten Grundstücksgrenze und warf ihn über den Zaun. Er hatte oft beobachtet, wie ich Gartenschnittabfälle hinüber warf (es ist ein leerstehendes Grundstück, das ich zu kaufen beabsichtige ;-) und er hatte mir dabei schon oft begeistert geholfen. Danach kam er zurück und freute sich: "Hab ich den Stock weggelegt!" Er stieg ohne jede weitere Diskussion glücklich ins Auto ein. 

Hätte ich gedroht: "Wenn du nicht sofort kommst, dann setze ich dich ins Auto!" oder wenn ich ihn einfach geschnappt hätte, dann hätte er die Welt nicht mehr verstanden  - schließlich wollte er genau das tun, was ich gesagt hatte - nämlich den Stock "weglegen"! Er wäre vermutlich (zurecht) ärgerlich geworden und hätte ein großes Drama gemacht. 

Wir greifen oft zu vorschnell ein - wenn wir öfter einfach mal abwarten, entstehen einige Konflikte erst gar nicht. 

Unterstelle stets gute Absicht


Die eben erzählte Begebenheit zeigt auch, wie wir oft die Absichten unserer Kinder falsch einschätzen. Als mein Sohn lachend wegrannte, war unser erster Gedanke, dass er uns ärgern oder provozieren will (ein typisches Relikt der Erziehung unserer Eltern). Die Vorstellung, dass ihr Kind ihnen "auf der Nase herumtanzt", beunruhigt viele Eltern.

Kognitiv sind kleine Kinder jedoch noch gar nicht in der Lage, bewusst zu provozieren. Denn um das zu tun, müssten sie über die Fähigkeit verfügen, sich in die Gedankenwelt des anderen hineinzuversetzen. Denn nur, wenn sie tatsächlich nachfühlen könnten, was der andere empfindet, wenn sie etwas Bestimmtes tun, dann wäre eine zielgerichtete Provokation möglich. Der Gedankengang: "Wenn ich wegrenne, dann löst das bei Papa Ärger aus" ist erst etwa im Alter von drei bis fünf Jahren möglich.

Unabhängig davon sollte man sich bewusst machen, dass das absichtliche Herbeiführen von Konflikten für Kinder nicht sinnvoll ist. Sie sind von ihren Bindungspersonen vollkommen abhängig und von Natur aus eher kooperativ angelegt, als konfliktfreudig. Sie wollen uns nicht ärgern - meist geht einfach beim Entdecken der Welt irgendwas schief. Lachen uns Kinder dann auch noch frech an, ist das eine Geste, die uns eigentlich eher beschwichtigen als ärgerlich machen soll ("Schau - ich lache - ich bin ganz harmlos!").

Gehe grundsätzlich davon aus, dass hinter dem Verhalten Deines Kindes keine böse Absicht steckt! 

Formuliere Deine Wünsche konkret und in der Ich-Form


Wenn wir möchten, dass unsere Kinder etwas tun, dann sollten wir es ihnen auch sagen. Das klingt zunächst recht simpel, aber der Teufel steckt im Detail, denn Sender und Empfänger kommunizieren oft auf unterschiedlichen Ebenen. Deutlich wird das bspw. bei der Frage "Kannst du das bitte wegräumen?" Erwachsenen ist klar, dass damit nicht die grundsätzliche Fähigkeit zum Wegräumen in Erfahrung gebracht werden soll, sondern diese (rhetorische) Frage mit einer impliziten Aufforderung verbunden ist. Wenn ein Kind also "Ja!" antwortet und dann nichts weiter tut, dann hat es einfach die Frage beantwortet - natürlich kann es das wegräumen - dass es das auch tun soll, hat das Kind gar nicht verstanden. Und wir ärgern uns: "Aber er hat doch ausdrücklich mit "ja" geantwortet, warum macht er nichts?" Wir müssen immer berücksichtigen: Kinder wissen nichts von Rhetorik und Implikation.

Wenn man Kinder um etwas bittet oder zu etwas auffordert, sollte man unbedingt Blickkontakt aufbauen (am besten auf Augenhöhe) - aber nicht erzwingen (z. B. mit "Sieh mich gefälligst an!") Aufforderungen sind am wirksamsten in der Ich-Form. "Ich möchte, dass" ist eine klare Botschaft, verbunden mit einer eindeutigen Handlungsanweisung. Das heißt natürlich nicht, dass unsere Kinder dadurch immer tun werden, was wir ihnen sagen - aber ihnen ist zumindest klar, was wir konkret erwarten.

Auch hier ist Geduld essentiell - ganz viele Kinder reagieren auf Forderungen fast immer mit einem sofortigen "Nein!" - sie meinen damit aber in der Regel nicht "auf keinen Fall", sondern "jetzt gerade nicht". Wenn wir ihnen die Wahl lassen, wann sie etwas tun, werden sie sich deutlich weniger gegängelt fühlen und das Gefühl, frei entscheiden zu dürfen, erhöht ihre Bereitschaft zu Kooperation. Statt "Kannst Du das bitte wegräumen", ist ein "Ich möchte gerne, dass Du das bis zum Abendbrot wegräumst" viel erfolgversprechender. Unter Umständen muss man das Kind zwar noch mal erinnern, aber es wird unserer Aufforderung dennoch bereitwilliger Folge leisten, als wenn wir uns auf einen Machtkampf einlassen. 

Ich-Botschaften vermitteln Kindern klar, was von ihnen gewünscht oder erwartet wird, ohne ihre Integrität anzugreifen. 

Versuch macht klug 


Es kann enorm bereichernd sein, sich immer mal wieder abseits der eingetretenen Pfade umzuschauen und Alternativen auszuprobieren.  Man vergibt sich dadurch rein gar nichts. In vielen, vielen Fällen überrascht das Ergebnis, weil die gehegten Befürchtungen nicht eintreten. Kinder werden nicht wie erwartet frecher, fordernder, fauler oder anstrengender - stattdessen stellt sich in vielen Fällen eine gewisse Grundzufriedenheit ein, die alle Beteiligten viel weniger Nerven, Zeit und Anstrengung kostet. Daher gilt: Versuch macht klug - eine Rückkehr auf die alten Pfade ist ja jederzeit möglich.

© Danielle