Mein Kind ist total frech, ungezogen und provoziert - Teil 2


Was passiert, wenn Kinder zu viel kooperieren müssen


Gestern konntet ihr lesen, wie ich bei unserer Reise zu meiner Schwiegermutter das Gefühl hatte, als Mutter zu versagen. Der Tag war sehr, sehr anstrengend gewesen - nicht nur für uns Eltern, sondern auch für die Kinder. Warum war das so? Warum lief es so furchtbar schief? Ich hatte oben schon angedeutet, dass meine Kinder an diesem Samstag einfach zu viel kooperieren mussten. Selbst mit gut gefülltem Aufmerksamkeitstank kommt jedes Kind an den Punkt, an dem es einfach nicht mehr kann. Seine Selbstkontrolle-Kraftreserven sind für den Tag aufgebraucht. 

Schauen wir uns die Situation mit meinen Töchtern etwas genauer an. Am Anfang des Tages kooperierten sie wirklich vorbildlich und auch wir Eltern schafften es, nicht nur zu nehmen, sondern auch zu geben. Leider änderte sich das im Zug. Zwei Dinge passierten, die das Gleichgewicht der Kooperation ins Wanken geraten ließen: 1. Ich hatte ein Vorlesebuch vergessen und 2. ich wollte nicht von meinem Vorhaben Abstand nehmen, die von mir im Kopf geplante Pause, als Herr Friedlich schlief, für meine Arbeit zu nutzen. Dass ich das Buch nicht mitgenommen hatte, war natürlich ein richtig doofes Missgeschick, aber verzeihlich. Richtig ungünstig war jedoch meine Entscheidung, trotzdem arbeiten zu wollen.

Es ist natürlich nicht so, dass sich Eltern niemals egoistisch benehmen dürfen und zu einem anderen Zeitpunkt und an einem anderen Ort wäre mein Wunsch, trotz anwesender Kinder arbeiten zu können, durchaus legitim gewesen. Eltern haben nicht die Pflicht, ihre Kinder permanent zu entertainen! Aber. Ein großes Aber. In diesem speziellen Fall wäre es von mir einfach cleverer gewesen, mein Vorhaben abzublasen, denn es übersteigt die Kompetenz einer 5-Jährigen, sich über 5 Stunden leise allein zu beschäftigen. Da sie sich auch nicht ausgesucht hatten, mit uns auf die Reise zu gehen, sondern mitgeschleppt wurden und da es wegen eingeschränkter Kleinkindabteil-Kapazität nun einmal eine Menge ruheliebende Erwachsene in der unmittelbaren Umgebung meiner Kinder gab, hätten wir uns als Eltern tatsächlich sehr viel mehr mit den Kindern beschäftigen müssen, als wir es taten. 

Ungenügende Wertschätzung der Kooperationsbemühungen


Meine Töchter versuchten zunächst relativ leise, mich auf das Ungleichgewicht in den Kooperationsbemühungen aufmerksam zu machen. Das taten sie zum Beispiel, als sie im Zug unter den Sitz rutschten und nicht sofort hervorkamen, als ich sie darum bat, sondern erst nach einer kurzen Weile. Das bemerkte ich und beantwortete es ganz richtig, indem ich ihnen eine Geschichte erzählte, statt vorzulesen. Auch den Rest der Reise verbrachten wir erstaunlich gut. Ganz deutlich ist hier zu erkennen, dass gut gefüllte Liebestanks bei Kindern dazu führen, dass sie auch in schwierigen, für sie anstrengenden oder langweiligen Situationen "funktionieren", wenn wir sie darum bitten.

Hätte eins der Kinder ein Aufmerksamkeitsdefizit gehabt - was bei drei Kindern immer mal vorkommt - hätte dieses Kind definitiv stärker "geärgert", d. h. uns im Zug oder bei der Omi zuhause absichtlich provoziert. Wie man aber deutlich aus dem Text herauslesen kann, kamen die echten Provokationen erst am Ende des Tages, nämlich nach dem späten Mittagsessen auf dem Weg zum Spielplatz, als die Kinder eigentlich erwartet hatten, gewohnt "frei" zu sein und plötzlich wieder und wieder von uns zurückgepfiffen wurden, weil sie Dies und Das nicht durften. An dieser Stelle hatten meine Kinder einfach die Nase voll - durch unser permanentes Nörgeln an ihrem eigentlich normalen Verhalten (Steine aufheben, auf Mäuerchen balancieren, Blätter abpflücken) war ihnen das Gefühl, von uns wertgeschätzt zu werden, verloren gegangen. Was passiert, wenn Kinder das Gefühl haben, von ihren Eltern für ihr Sein und Tun nicht mehr genügend Wertschätzung zu erhalten, haben wir im Artikel über die Aggressionen bei über 3,5 jährigen Kindern und im Artikel über die Entthronung der Erstgeborenen ausführlich erklärt. Deshalb soll es heute vornehmlich darum gehen, welche Strategien ein Kind anwendet, wenn es zu viel kooperieren musste und dann schlicht "nicht mehr kann". 

Das Kind provoziert und hört nicht, weil es am Ende seiner Kräfte ist


Es ist eine ganz typische unbewusste Strategie von Kindern, auszuagieren, wenn sie zu viel kooperieren mussten und ihr Körper und Geist am Ende seiner Kräfte sind. Auch bei Erwachsenen merkt man das noch ab und zu - zum Beispiel bei langweiligen Fortbildungen, wenn es nach einer guten Weile im Publikum plötzlich lauter wird. Die Menschen rutschen unruhig auf ihren Plätzen herum, sie rascheln mit ihren Papieren, sie fangen an zu essen, oder flüstern sich etwas zu. Manche trauen sich, aufzustehen und raus zu gehen. Das alles passiert ein bisschen gesellschaftlich angepasster, als bei Kindern, aber das Prinzip ist dasselbe: Der Mensch kann nicht mehr. Er braucht eine Pause. 

Dieses Phänomen hat der Psychologe Roy Baumeister als „Erschöpfung des Ichs“ beschrieben. Er fand heraus, dass die menschliche Selbstkontrolle nicht unendlich zur Verfügung steht. Wie ein Muskel, der ermüden kann, ist auch unsere Selbstkontrolle zeitweise nicht mehr abrufbar, wenn sie vorher überansprucht wurde. In einer Reihe von Experimenten überprüfte und bestätigte Baumeister seine These. Versuchsteilnehmer, die sich z. B. im ersten Teil eines Versuches überwanden, Radieschen statt leckerer Schokolade zu essen, gaben im zweiten Teil signifikant schneller bei unlösbaren Puzzleaufgaben auf, als Menschen, die vorher keine Selbstkontrolle bei den Radieschen und der Schokolade anwenden mussten. [vgl. Baumeister et al, 1998].

Nicht anders ergeht es uns, wenn wir den ganzen Tag über gesellschaftskonform agieren, höflich lächeln, anderen die Vorfahrt lassen oder uns für den Salat statt der Lasagne zum Mittag entscheiden. Kommen wir dann am späten Nachmittag nach Hause und holen die Kinder aus der Kita ab, haben wir meist viel weniger Geduld, wenn diese schreien und weinen. Wir reagieren dann viel schneller genervt oder werden laut, einfach, weil unsere Selbstkontrolle durch unseren anstrengenden Tag schon so gut wie aufgebraucht worden ist. So ging es auch meinen Kindern auf unserer Reise: Durch die anstrengende Bahnfahrt und die vielen Verbote in Omis Wohnung, im Dorf und später auch im Hotel war ihre Selbstkontrolle aufgebraucht. Sie konnten ihre Impulse also einfach nicht mehr zügeln. Um mir das mitzuteilen, nutzten sie einer uralte, unbewusste Strategie, auf die fast alle Kinder der westlichen Welt in einer solchen Situation zurückgreifen: Sie fingen an, "nicht zu hören" und sogar zu provozieren. Sie taten so, als würden sie doch Steine aufheben und Blätter abreißen, obwohl ich sie gebeten hatte, es nicht zu tun. Gleichzeitig schauten sie mich provozierend an und grinsten mir ins Gesicht.

Das meist alberne und laute Ausagieren der Kinder, die am Ende ihrer Kräfte sind, ist natürlich eine eher ungünstige Strategie, die die Natur unseren Kleinen da untergejubelt hat, denn wir (unwissenden) Erwachsenen fühlen uns dadurch in unserer Autorität untergraben. Wir reagieren meist wütend und mit Druck, um das Kind weiterhin zum Stillsitzen oder Bravsein zu zwingen. Ein bisschen verständlich ist unsere Reaktion ja schon, denn es ist ja wirklich ärgerlich, wenn man von einem anderen absichtlich provoziert wird.  Es wäre doch wirklich günstiger gewesen, hätten wir Menschen im Laufe der Evolution ein eindeutiges Zeichen entwickelt, das dem Gegenüber vermittelt, warum wir gerade so handeln, wie wir handeln. Wäre es nicht toll, wenn sich zum Beispiel unsere Augenfarbe je nach Grund ändern würde? Wenn wir braune Augen bekommen würden, wenn wir gerade müde wären, lila Augen, wenn wir innerlich auf 180 sind oder grüne Augen, wenn uns die Situation stresst... Da die Natur uns das leider nicht so leicht macht, kommt es zwischen Menschen eben oft zu Missverständnissen. Meine Töchter sagten mit ihrem Verhalten einfach nur: "Bitte brich diese Situation ab, wir fühlen uns nicht mehr wohl. Wir können jetzt nicht mehr leise und brav sein. Wir brauchen Zeit auf dem Spielplatz, wo wir laut sein und toben können".

Interessanterweise hatten sie zwischenzeitlich sogar sehr kompetent selbst eine entspannende Lösung für ihre Erschöpfung gefunden: Als sie nach der Bahn- und Busfahrt auf der Blumenwiese verweilen wollten. Sie spielten versunken und wollten nicht wirklich weitergehen, als ich sie darum bat. Sie hatten selbst gemerkt, was ihnen jetzt gut täte und haben sich das genommen. Leider habe ich in diesem Moment nicht gut auf sie gehört, weil ich gesellschaftlichen Normen entsprechen wollte. Ich wollte meine Schwiegermutter nicht warten lassen, denn diese hatte einen Plan gemacht, um uns unsere Ankunft so angenehm wie möglich zu machen. Für einen Erwachsenen wäre dieser Plan auch okay gewesen: Wir Großen hätten uns nach der Anstrengung gern auf dem Sofa ausgeruht und Mittag gegessen. Für meine Kinder war das aber der falsche Plan, weil er bedeutete, dass sie schon wieder darauf achten mussten, nicht zu laut und zu wild zu sein. Sie mussten also wieder, nach nur sehr kurzer Erholungsphase, ihre Selbstkontrolle bemühen und sich zurückhalten und ihre Impulse zügeln. Wir haben ihnen an dem Tag einiges abverlangt. Im Nachhinein betrachtet, waren ihre Kooperationsbemühungen überdurchschnittlich hoch. In der Situation selbst kam es mir jedoch so vor, als würden sie sich gar nicht richtig anstrengen. Zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass ich damals noch nicht wusste, dass Selbstbeherrschung eine endliche Resource ist, sonst hätte ich für sie schon eher die Reißleine gezogen.

Gut reagiert haben wir Eltern dann, als wir beschlossen, den Rest des Tages nur noch auf dem Spielplatz zu verbringen und dann zum Abendbrot nicht zur Wohnung meiner Schwiegermutter zurückzukehren. Dass sie sich in der Kneipe nun doch noch mal zusammenreißen mussten, konnten wir ja nicht ahnen. Sehr spannend finde ich übrigens, dass meine Kinder besser als ich wussten, welche Strategien zur Erholung sie wirklich brauchten und ich ihnen am Abend aber nur ungesunde Ersatzstrategien anbot. Ich dachte allerdings, ich täte ihnen etwas Gutes. 

Echte Erholung versus Ersatzerholung 


Um erklären zu können, was uns Menschen zur Erholung gut tut, muss ich ein wenig ausholen und auf die Arbeitsweise des Gehirns eingehen. Ich hoffe, ihr verzeiht mir das. Ich versuche, mich kurz zu fassen.

Neurobiologen unterscheiden im Gehirn zwei Fundamentalsysteme: Das triebhafte Basissystem und das triebkontrollierende Aufbausystem. Dieses Aufbausystem hat seinen Sitz hinter der Stirn, oberhalb der Augenhöhlen und wird präfrontaler Cortex genannt. Dieser kann, wenn er gut trainiert ist, das Basissystem kontrollieren [vgl. Bauer, J., 2015, 21]. Mit seiner Hilfe können wir Menschen also unsere Impulse in Zaum halten, wir können Pläne für die Zukunft schmiede, uns konzentrieren und einschätzen, wie sich unsere Handlungen für andere auswirken könnten. Diesen Teil des Gehirns meinte ich, als ich vorhin schrieb, unsere Selbstkontrolle könne ermüden.

Zum triebhaften Basissystem zugehörig, ist das euch sicher schon bekannte Belohnungssystem des Gehirns. Immer, wenn ein Baby oder Kleinkind etwas Neues lernt oder allein erreicht, dann wird in seinem Gehirn ein Feuerwerk an Hormonen ausgeschüttet, die es glücklich machen und seine innere Motivation steigen lassen. Das ist ein von der Natur wunderbar ausgeklügeltes System, das den Menschen dazu bringt, sich immer weiterentwickeln zu wollen. Auch die Verbundenheit mit anderen Menschen, d.h. echter Körperkontakt, echtes Lächeln, echte Gespräche gehören zu den biologisch verankerten Grundbedürfnissen eines Menschen und aktivieren das Belohnungssystem. Fühlen wir uns geliebt, sind wir glücklich. Körperliche Bewegung ist ein weiterer Faktor, der im Menschen positive Gefühle erzeugt. Ihr werdet das von euch selbst kennen: Habt ihr Sport getrieben, fühlt ihr euch hinterher vielleicht ziemlich kaputt, aber irgendwie trotzdem gut.

Dummerweise lässt sich das Basissystem auch austricksen. Um die Ausschüttung der glücklich-machenden Hormone zumindest teilweise in Gang zu setzen, kann man dem Gehirn Ersatzangebote, wie Süßigkeiten, Alkohol und Nikotin, machen. Auch die sozialen Medien, in denen zumindest virtuell ein Austausch mit anderen Menschen möglich ist, wirken ähnlich abfütternd. Versteht mich bitte nicht falsch – ich mag Twitter, Facebook und Co, denn ich bin selbst gern Teil dieses Online-Clans und sehe durchaus, wieviel Wärme und Austausch allein auf schriftlichem Wege passieren kann. Und doch führen sie neurobiologisch gesehen nicht zu einer nachhaltigen seelischen Sättigung, da es keine echte Begegnung vor Ort ist. Wir werden nicht körperlich in den Arm genommen, uns wird nicht tief in die Augen geschaut und ein Lächeln, das uns via Emoji geschickt wird, mag schön sein, aber es lässt nicht die gleichen Hormone in unserem Gehirn wirbeln, wie ein echtes [vgl. Bauer, J., 2015, 77]. Das heißt, dem Basissystem wird nur vorgegaukelt, dass unsere Grundbedürfnisse (Nahrung, Bewegung, soziale Verbundenheit und Anerkennung, körperliche Zärtlichkeit) erfüllt sind, sie lassen aber das Gehirn seltsam unbefriedigt zurück. Deshalb verlangt es immer wieder nach mehr: mehr Kaffee, mehr Süßigkeiten, mehr Twitter bitte! Wie ihr euch vorstellen könnt, entsteht daraus eine Art Teufelskreis.


Schauen wir uns nun noch einmal meinen Tag mit meinen Kindern an, dann sehen wir, dass ich ihnen zur Erholung teilweise ebenfalls nur Ersatzbefriedigungen angeboten habe: Ich habe ihnen virtuelle Spiele auf dem iPod, statt echtem Kontakt mit mir angeboten und ich habe sie am Abend Pommes essen und Fernsehen gucken lassen. Meine Kinder selbst waren viel kompetenter, obwohl sie natürlich nicht Nein zu den Ersatzbefriedigungen sagten: Sie hatten sich schon sehr viel früher eine Auszeit nehmen wollen, als sie merkten, dass ihre Selbstkontrolle erschöpft war. Sie haben einen Gang runtergeschaltet, indem auf der Wiese Blumen pflückten (Verbindung mit Natur), tobten und rannten (Bewegung), sich miteinander angeregt unterhielten (soziales Miteinander). Sie wollten auf Mauern balancieren (Bewegung) und Steinchen sammeln. Sie haben, kurz gesagt, ihre Seele baumeln lassen und sind damit sehr achtsam mit sich selbst umgegangen - und genau das braucht das Gehirn, um sich wirklich zu erholen.

Es hätte nur Erwachsenen bedurft, die diese Kompetenz zu würdigen gewusst hätten. Die erkannt hätten, dass die Kinder gerade Psychohygiene betreiben und ihnen diese Auszeit gegönnt hätten, statt sie dazu anzutreiben, schnell zu Omis Wohnung zu laufen. Und das ist, glaube ich, etwas, was wir Erwachsenen von unseren Kindern lernen können: Achtsamer mit dem eigenen Körper umgehen und die eigenen – echten – Bedürfnisse erspüren. Wir sollten uns – zu unserem Wohle und zum Wohle unserer Kinder – darüber bewusst werden, was echte Befriedigung von Bedürfnissen bedeutet und was Ersatzbefriedigungen sind. Was unserem Körper wirkliche Erholung verschafft und was nur Ersatzerholung ist.

Halten wir also fest, dass das Frechsein und die Provokationen unserer Kinder möglicherweise nur ihre Strategien sind, uns mitzuteilen, dass ihre Selbstkontrolle aufgebraucht ist. Dass sie einfach zu viel kooperieren mussten und nun erst einmal Erholung brauchen. Das ist gut zu wissen, aber es beantwortet noch nicht die Frage, wie wir als Erwachse auf solche Provokationen reagieren sollen. Diese beantworten wir im nächsten Artikel dieser Reihe.

© Snowqueen

20 Kommentare:

  1. Hallo Snowqueen,
    Vielen Dank für die Serie. Ich bin schon sehr gespannt auf den letzten Teil. Dank Deiner Artikelserie zu Kooperation und bislang drei gelesenen Bücher von Jesper Juul bin ich viel aufmerksamer geworden was die Kooperation meiner Tochter anbelangt. Es macht so vieles einfacher und die Tage schöner und wertvoller!
    Hattest Du nicht auch mal angedacht einen Abend bis zum Schlafen als Tagebuch darzustellen? Das fände ich noch sehr sehr interessant.

    Lieben Dank und Euch weiterhin viel Erfolg vor allem auch bei Eurem Buch!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja, ich habe schon drei unserer Abende mitgeschrieben. Sie sind genauso wuselig, wie unsere Morgen. ;-D Ich weiß allerdings noch nicht, unter welchem Hauptthema ich sie dann poste. Zur Kooperation passen sie nicht wirklich.... Liebe Grüße, snowqueen

      Löschen
  2. Das ist witzig... Wenn ich beim abendlichen zu Bett bringen unentspannt werde, dann nehme ich mir zwischendurch ein Stück Schokolade, damit ich der kleinen gegenüber nicht zu ungerecht werde... Bei und klappt das kooperieren auch meist sehr gut und ist sehr entspannt. Was ich schlimm finde ist, wenn man die "Fehler" dann bei anderen sieht, die eigentlich erziehen wollen, dabei aber alles schlimmer machen... Waren zelten mit Freunden und der Papa hat ständig mit den Kindern gemeckert und deine schlechte Laune an ihnen ausgelassen. Die Kinder (Jungs, 6&9) durften z.B. nicht mehr zum Strand, weil sie sich am Abend davor komplett eingesandet haben... Meine Tochter konnte natürlich nicht verstehen, warum die Jungs nicht mehr mit durften... man muss dazu sagen, die Kinder haben am Abend davor gut 2 Stunden alle zusammen im flow ausgelassen und glücklich dort gespielt. Gleichzeitig wollte der Vater einfach nur seine Ruhe haben und hat sich aufgeregt, dass die JungsJungs über Langeweile geklagt haben... Paradox... Zum Glück hat die Mutter dann das Strand spielen erlaubt... Zu ihm habe ich nichts gesagt, denn er ist tatsächlich so einschüchternd wenn er sauer ist, dass man besser schweigt... Der Mutter habe ich aber meine Gedanken mitgeteilt... Der 9-jährige tut alles um Papa zu gefallen, der 6-jährige fängt jetzt schon mehr oder weniger an zu rebellieren... Aber was macht man da, was sagen oder den Mund halten???
    Ich bin jedenfalls froh, dass es euren Blog gibt, ich habe schon viel gelernt und bin mit sicher, das gute Verhältnis mit meiner Tochter kommt auch dadurch zustande, dass wir miteinander kooperieren... Ich danke euch von ganzem Herzen... Das Buch ist schon bestellt :-).

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Dani, unsere Blogärztin Laetitzia ist suuuuper gut im Ansprechen anderer Eltern. Sie schafft es, so freundlich dabei zu bleiben, dass sich die anderen nie angegriffen fühlen und dann wirklich darüber nachdenken, was sie anmerkt. Ich dagegen bin - ich muss es leider so sagen - ein absoluter Voll-Honk, was mündliche Kommunikation angeht. Ich kann
      es einfach nicht. Ich werde so oft missverstanden und komme irgendwie immer besserwisserisch und unsympathisch rüber. Ich habe genau 2x versucht, anderen Eltern vorsichtig etwas zu sagen und habe 2x wirklich Wut geerntet. Seitdem lasse ich das. Manchmal rede ich leise mit den entsprechenden Kindern und bestärke sie oder lächle aufmundernd oder bemerke ihre Kooperationsversuche. Das hilft vielleicht auch.
      LG, snowqueen

      Löschen
    2. In solchen Situationen finde ich es viel schwieriger, meinem Kind zu erklären, warum andere Kinder etwas nicht dürfen, was es selbst darf. Und dass, ohne die anderen Eltern dabei zu beleidigen oder deren Position zu untergraben.
      Im vorliegenden Fall hätte ich vielleicht gesagt, ich weiß es nicht, vielleicht ist einer in der Familie krank und der Sand darf deswegen nicht mit ins Zelt. Allerdings kann man sich damit auch sehr in die Nesseln setzen, wenn die Kinder beginnen sich deswegen Sorgen zu machen.

      Löschen
    3. Mir geht es leider wie Snowqueen, irgendwie ernte ich selbst dann Wut, wenn ich nur schon versuche, meine Verhaltensweise meinem Kind gegenüber zu erklären. etwas bzgl der anderen Kinder anzusprechen.... eine Katastrophe.
      Was ich allerdings ganz klar mache, ist, dass ich meinem Kind immer erkläre, wen er fragt, warum die anderen Kinder nicht im Sand spielen dürfen. Und ich sage auch, warum ich das bspw nicht machen würde, was ich daran nicht gut finde. Warum auch nicht. Damit untergrabe ich nichts. Zumal die Eltern das auch eh nicht mitbekommen. Und die anderen Kinder auch nicht. Aber man kann Kindern doch durchaus vermitteln, dass man das, was andere tun, zwar ihre gute Entscheidung ist, aber selber nicht gut findet. Bzw den ehrlichen Grund mitteilen, was die anderen nun zu dieser Reaktion bewogen hat. Dass mache ich sogar bei Erziehern. Ich beziehe klar Position, nämlich, dass ich nicht hinter den Aktionen / Konsequenzen stehe, erkläre aber gleichzeitig, warum ich denke, dass sie so gehandelt hat, und wieso das manchmal vielleicht aufgrund der Gruppenkonstellation nicht anders gelöst wurde.
      Anderen Kindern ein lächeln schenken oder so, mache ich manchmal auch.

      Löschen
    4. Mit gutgemeinten Ratschlägen habe ich mich früher auch in die Nesseln gesetzt, vor allem als ich selbst noch keine Kinder hatte und aus dem Studium viel darüber wusste. Das habe ich schnell aufgegeben. Heute denke ich, dass es besser ist, die Eltern, die nur auf ein eingeschränktes Erziehungsrepertoire zurückgreifen können, zu unterstützen. Ich meine damit nicht das Verhalten gutzuheißen sondern sich für ihre Situation und ihre Motive zu interessieren. Keiner ist gerne so, die meisten wissen sogar wie es besser gehen könnte, sie können nur in der Situation nicht richtig reagieren. Wenn sie sich von anderen verstanden und gewertschätzt fühlen, sind sie eher bereit, ihr Verhalten zu ändern und sich was bei anderen abzuschauen. Irgendwo liegt der Grund für die Überreaktion und in den meisten Fällen sind das nicht die Kinder sondern andere Konflikte, die dann an den Kindern ausgelassen werden. Auch die Eltern haben nur eine begrenzte Selbstkontrollfähigkeit. Je besser sich die Eltern fühlen, und entspannter sie sind, desto besser geht es auch den Kindern. Das Bedürfnis nach Ruhe zum Beispiel kann ein Hinweis darauf sein, dass der Vater zu viel Stress hat und noch nicht mal im Urlaub abschalten kann.
      Nebenbei lernen die Kinder am Verhalten der Erwachsenen, dass Perspektivwechsel besser funktioniert als Kritik oder Rat-Schläge.

      Löschen
    5. Danke für die vielen Antworten...Der Papa war ganz bestimmt selbst sehr gestresst, konnte nicht abschalten und hatte kaum noch Selbstkontrolle...das war ja genau das Problem...aber in dem Zustand war an ihn sowieso kein rankommen. Die Mutter hat meine Bedenken durchaus verstanden und hat sich vielleicht dabei auch selbst besser gefühlt, denn man hat ihr durchaus angemerkt, dass sie mit dem Verhalten ihres Mannes nicht immer einverstanden war und sie hat auch immer mal wieder versucht ihn etwas zu besänftigen und zurückzuhalten...Er ist ein lieber Kerl und will seinen Kids nichts böses, aber hat sich einfach oft selbst nicht unter Kontrolle...und dann ist es natürlich besonders schwierig, das von seinen Kindern zu erwarten.
      Ich verweise übrigens hin und wieder sehr gerne auf eure Artikel, dann kann jeder selbst entscheiden, wie viel er sich damit beschäftigt :-)

      Löschen
  3. Vielen Dank für die zwei ausführlichen Artikel! Wirklich sehr aufschlussreich, freue mich schon auf den dritten Teil. Ab welchem Alter können Babys/Kinder kooperieren und nimmt die Fähigkeit zur Selbstkontrolle mit einem höheren Alter zu?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke für deinen Kommentar. Kinder kooperieren von Anfang an, aber eben ihrem Alter entsprechend. Wenn ein Baby z. B. seine Ärmchen so hält, dass man den Body leicht anziehen kann, dann kooperiert es schon. Wir haben darüber eine ganze Artikelserie geschrieben, da habe ich das genauer erklärt. Ja, Selbstkontrolle/Impulskontrolle nimmt mit höherem Alter zu. Sie ist aber noch nicht von Anfang an vorhanden. Impulskontrolle braucht als Grundvoraussetzungen den Perspektivenwechsel, Empathie, ausgereifte Sprachkontrolle usw. LG, snowqueen

      Löschen
  4. Danke, danke, Danke!
    Ich hatte einen furchtbaren Tag und eure Blogbeiträge strotzen so vor Wertschätzung, Wärme und Empathie, da fühle ich mich gleich auch beruflich wieder bestärkt. Hoffentlich profitieren auch meine SuS davon!

    Immer und immer wieder komme ich beim Lesen eurer Artikel auf meinen Wunschpfad des Mutterseins zurück und fühle mich vollkommen zufrieden und vollständig im Kontakt mit unserem Kind.
    DANKE!

    AntwortenLöschen
  5. Ehrlich gesagt fehlen mir gerade Ideen für echte Entspannung. Mein Sohn ist hochsensibel und damit sowieso ständig "an der Kante". Rausgehen lehnt er oft ab, weil es ihm zu wuselig ist und wenn er bereits erschöpft ist kann er auch die Sonnencreme nicht ertragen. Toben finde ich sehr schwierig, weil er in erschöpftem Zustand beißt und haut. Vorlesen und singen klappt auch nur, wenn er noch nicht überdreht ist.

    Klar sollte man es am besten gar nicht so weit kommen lassen. Das gelingt mir aber leider oft nicht.

    LG Maria

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Maria, ich kenne mich mit hochsensiblen Kindern nicht gut aus, deshalb sind meine Vorschläge vielleicht nicht geeignet. Aber echte Entspannung kommt zb auch beim Puzzlen, beim Mit-Wasser-Planschen, beim Malen, beim Spaziergang im Wald usw. Oder auch einfach nur Dasitzen und die Gedanken schweifen lassen. Der Spielplatz ist meinem Sohn (2, nicht hochsensibel) auch oft zu wuselig. Wir spielen deswegen meist in unserem ultrahässlichen Berliner Hinterhof. Da gibt es quasi nichts außer Beton, ein paar Beeten mit Efeu und einem Wasserhahn. Aber er kommt da total gut zur Ruhe und findet immer etwas zum Spielen. LG, snowqueen

      Löschen
    2. Zum Thema hochsensible Kinder kann ich dir den Blog www.daily-pia.de empfehlen. Sie ist selbst hochsensibel und hat zudem 3 sehr verschiedene hochsensible Kinder...vielleicht findest du da gute Anregungen...

      Löschen
  6. Auch Ratschläge sind Schläge und gut gemeint ist anders als git gemacht.
    Statt Ratschläge kann man nur Tipps geben und das impliziert, dass der/ die andere darum gebeten hat.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Mich lässt dein Kommentar etwas ratlos zurück. Welcher Ratschlag genau erbost dich so?

      Du hast mich um keinen Tipp gebeten, nein. Du bist ein anonymer Leser über den ich nichts weiß. Ich habe diesen Text auch nicht für dich geschrieben, sondern für die, die mich tagtäglich um Rat fragen. Könntest du dich vielleicht selbst schützen, indem du hier nicht liest?

      snowqueen

      Löschen
    2. Ich VERMUTE, daß sich dieser Kommentar auf "Danis Fall" bezieht, und nicht auf den Artikel.
      Ich frage mich allerdings, warum man, wenn man sich nicht die Mühe macht, sich verständlich auszudrücken, sondern nur ein paar zusammenhanglose Allgemeinplätze/Sprüche daläßt, sich überhaupt die Mühe macht einen Kommentar zu verfassen? Vielleicht werden wir noch aufgeklärt.

      Ich möchte mich jedenfalls auch im Namen meiner drei Kinder immer wieder für euren Blog bedanken, den ich auch so oft es geht weiterverlinke, weil mich das allermeiste einfach überzeugt. Weiterhin alles Gute!

      Löschen
  7. Der Link unter dem Artikel führt leider nicht zu Teil 3 der Serie sondern zurück zum Anfang von Teil 2. Viell. wollt ihr die Verlinkung korregieren? Ansonsten danke für die Serie :) Ich lese sie sehr gerne

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Sina,

      vielen Dank - ich habe es gleich mal berichtigt.

      Herzliche Grüße!
      Danielle

      Löschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.