Was passiert, wenn Kinder zu viel kooperieren müssen

Gestern konntet ihr lesen, wie ich bei unserer Reise zu meiner Schwiegermutter das Gefühl hatte, als Mutter zu versagen. Der Tag war sehr, sehr anstrengend gewesen - nicht nur für uns Eltern, sondern
auch für die Kinder. Warum war das so? Warum lief es so furchtbar
schief? Ich hatte oben schon angedeutet, dass meine Kinder an diesem
Samstag einfach zu viel kooperieren mussten. Selbst mit gut gefülltem Aufmerksamkeitstank
kommt jedes Kind an den Punkt, an dem es einfach nicht mehr kann. Seine
Selbstkontrolle-Kraftreserven sind für den Tag aufgebraucht.
Schauen
wir uns die Situation mit meinen Töchtern etwas genauer an. Am Anfang
des Tages kooperierten sie wirklich vorbildlich und auch wir Eltern
schafften es, nicht nur zu nehmen, sondern auch zu geben. Leider änderte
sich das im Zug. Zwei Dinge passierten, die das Gleichgewicht der
Kooperation ins Wanken geraten ließen: 1. Ich hatte ein Vorlesebuch
vergessen und 2. ich wollte nicht von meinem Vorhaben Abstand nehmen,
die von mir im Kopf geplante Pause, als Herr Friedlich schlief, für
meine Arbeit zu nutzen. Dass ich das Buch nicht mitgenommen hatte, war
natürlich ein richtig doofes Missgeschick, aber verzeihlich. Richtig
ungünstig war jedoch meine Entscheidung, trotzdem arbeiten zu wollen.
Es
ist natürlich nicht so, dass sich Eltern niemals egoistisch benehmen
dürfen und zu einem anderen Zeitpunkt und an einem anderen Ort wäre mein
Wunsch, trotz anwesender Kinder arbeiten zu können, durchaus legitim
gewesen. Eltern haben nicht die Pflicht, ihre Kinder permanent zu
entertainen! Aber. Ein großes Aber. In diesem speziellen Fall
wäre es von mir einfach cleverer gewesen, mein Vorhaben abzublasen, denn
es übersteigt die Kompetenz einer 5-Jährigen, sich über 5 Stunden leise
allein zu beschäftigen. Da sie sich auch nicht ausgesucht hatten, mit
uns auf die Reise zu gehen, sondern mitgeschleppt wurden und da es wegen
eingeschränkter Kleinkindabteil-Kapazität nun einmal eine Menge
ruheliebende Erwachsene in der unmittelbaren Umgebung meiner Kinder gab,
hätten wir uns als Eltern tatsächlich sehr viel mehr mit den Kindern
beschäftigen müssen, als wir es taten.
Ungenügende Wertschätzung der Kooperationsbemühungen
Meine
Töchter versuchten zunächst relativ leise, mich auf das Ungleichgewicht
in den Kooperationsbemühungen aufmerksam zu machen. Das taten sie zum
Beispiel, als sie im Zug unter den Sitz rutschten und nicht sofort
hervorkamen, als ich sie darum bat, sondern erst nach einer kurzen
Weile. Das bemerkte ich und beantwortete es ganz richtig, indem ich
ihnen eine Geschichte erzählte, statt vorzulesen. Auch den Rest der
Reise verbrachten wir erstaunlich gut. Ganz deutlich ist hier zu
erkennen, dass gut gefüllte Liebestanks bei Kindern dazu führen, dass
sie auch in schwierigen, für sie anstrengenden oder langweiligen
Situationen "funktionieren", wenn wir sie darum bitten.
Hätte
eins der Kinder ein Aufmerksamkeitsdefizit gehabt - was bei drei
Kindern immer mal vorkommt - hätte dieses Kind definitiv stärker
"geärgert", d. h. uns im Zug oder bei der Omi zuhause absichtlich
provoziert. Wie man aber deutlich aus dem Text herauslesen kann, kamen
die echten Provokationen erst am Ende des Tages, nämlich nach dem späten
Mittagsessen auf dem Weg zum Spielplatz, als die Kinder eigentlich
erwartet hatten, gewohnt "frei" zu sein und plötzlich wieder und wieder
von uns zurückgepfiffen wurden, weil sie Dies und Das nicht durften. An
dieser Stelle hatten meine Kinder einfach die Nase voll - durch unser
permanentes Nörgeln an ihrem eigentlich normalen Verhalten (Steine
aufheben, auf Mäuerchen balancieren, Blätter abpflücken) war ihnen das
Gefühl, von uns wertgeschätzt zu werden, verloren gegangen. Was
passiert, wenn Kinder das Gefühl haben, von ihren Eltern für ihr Sein
und Tun nicht mehr genügend Wertschätzung zu erhalten, haben wir in unserem Magazin über die Aggressionen bei über 3,5 jährigen Kindern und im Artikel über die Entthronung der Erstgeborenen
ausführlich erklärt. Deshalb soll es heute vornehmlich darum gehen,
welche Strategien ein Kind anwendet, wenn es zu viel kooperieren musste
und dann schlicht "nicht mehr kann".
Das Kind provoziert und hört nicht, weil es am Ende seiner Kräfte ist
Es ist eine ganz typische unbewusste Strategie
von Kindern, auszuagieren, wenn sie zu viel kooperieren mussten und ihr
Körper und Geist am Ende seiner Kräfte sind. Auch bei Erwachsenen merkt
man das noch ab und zu - zum Beispiel bei langweiligen Fortbildungen,
wenn es nach einer guten Weile im Publikum plötzlich lauter wird. Die
Menschen rutschen unruhig auf ihren Plätzen herum, sie rascheln mit
ihren Papieren, sie fangen an zu essen, oder flüstern sich etwas zu.
Manche trauen sich, aufzustehen und raus zu gehen. Das alles passiert
ein bisschen gesellschaftlich angepasster, als bei Kindern, aber das
Prinzip ist dasselbe: Der Mensch kann nicht mehr. Er braucht eine Pause.
Dieses
Phänomen hat der Psychologe Roy Baumeister als „Erschöpfung des Ichs“
beschrieben. Er fand heraus, dass die menschliche Selbstkontrolle nicht
unendlich zur Verfügung steht. Wie ein Muskel, der ermüden kann, ist
auch unsere Selbstkontrolle zeitweise nicht mehr abrufbar, wenn sie
vorher überansprucht wurde. In einer Reihe von Experimenten überprüfte
und bestätigte Baumeister seine These. Versuchsteilnehmer, die sich z.
B. im ersten Teil eines Versuches überwanden, Radieschen statt leckerer
Schokolade zu essen, gaben im zweiten Teil signifikant schneller bei
unlösbaren Puzzleaufgaben auf, als Menschen, die vorher keine
Selbstkontrolle bei den Radieschen und der Schokolade anwenden
mussten. [vgl. Baumeister et al, 1998].
Nicht
anders ergeht es uns, wenn wir den ganzen Tag über
gesellschaftskonform agieren, höflich lächeln, anderen die Vorfahrt
lassen oder uns für den Salat statt der Lasagne zum Mittag entscheiden.
Kommen wir dann am späten Nachmittag nach Hause und holen die Kinder
aus der Kita ab, haben wir meist viel weniger Geduld, wenn diese
schreien und weinen. Wir reagieren dann viel schneller genervt oder
werden laut, einfach, weil unsere Selbstkontrolle durch unseren
anstrengenden Tag schon so gut wie aufgebraucht worden ist. So ging es
auch meinen Kindern auf unserer Reise: Durch die anstrengende Bahnfahrt
und die vielen Verbote in Omis Wohnung, im Dorf und später auch im
Hotel war ihre Selbstkontrolle aufgebraucht. Sie konnten ihre Impulse
also einfach nicht mehr zügeln. Um mir das mitzuteilen, nutzten sie
einer uralte, unbewusste Strategie, auf die fast alle Kinder der
westlichen Welt in einer solchen Situation zurückgreifen: Sie fingen an,
"nicht zu hören" und sogar zu provozieren. Sie taten so, als würden sie
doch Steine aufheben und Blätter abreißen, obwohl ich sie gebeten
hatte, es nicht zu tun. Gleichzeitig schauten sie mich provozierend an
und grinsten mir ins Gesicht.
Das
meist alberne und laute Ausagieren der Kinder, die am Ende ihrer Kräfte
sind, ist natürlich eine eher ungünstige Strategie, die die Natur
unseren Kleinen da untergejubelt hat, denn wir (unwissenden)
Erwachsenen fühlen uns dadurch in unserer Autorität untergraben. Wir
reagieren meist wütend und mit Druck, um das Kind weiterhin zum
Stillsitzen oder Bravsein zu zwingen. Ein bisschen verständlich ist
unsere Reaktion ja schon, denn es ist ja wirklich ärgerlich, wenn man
von einem anderen absichtlich provoziert wird. Es wäre doch wirklich
günstiger gewesen, hätten wir Menschen im Laufe der Evolution ein
eindeutiges Zeichen entwickelt, das dem Gegenüber vermittelt, warum wir
gerade so handeln, wie wir handeln. Wäre es nicht toll, wenn sich zum
Beispiel unsere Augenfarbe je nach Grund ändern würde? Wenn wir braune
Augen bekommen würden, wenn wir gerade müde wären, lila Augen, wenn wir
innerlich auf 180 sind oder grüne Augen, wenn uns die Situation
stresst... Da die Natur uns das leider nicht so leicht macht, kommt es
zwischen Menschen eben oft zu Missverständnissen. Meine Töchter sagten
mit ihrem Verhalten einfach nur: "Bitte brich diese Situation ab, wir
fühlen uns nicht mehr wohl. Wir können jetzt nicht mehr leise und brav
sein. Wir brauchen Zeit auf dem Spielplatz, wo wir laut sein und toben
können".
Interessanterweise hatten sie zwischenzeitlich
sogar sehr kompetent selbst eine entspannende Lösung für
ihre Erschöpfung gefunden: Als sie nach der Bahn- und Busfahrt auf der
Blumenwiese verweilen wollten. Sie spielten versunken und wollten nicht
wirklich weitergehen, als ich sie darum bat. Sie hatten selbst gemerkt,
was ihnen jetzt gut täte und haben sich das genommen. Leider habe ich
in diesem Moment nicht gut auf sie gehört, weil ich gesellschaftlichen
Normen entsprechen wollte. Ich wollte meine Schwiegermutter nicht warten
lassen, denn diese hatte einen Plan gemacht, um uns unsere Ankunft so
angenehm wie möglich zu machen. Für einen Erwachsenen wäre dieser Plan
auch okay gewesen: Wir Großen hätten uns nach der Anstrengung gern auf
dem Sofa ausgeruht und Mittag gegessen. Für meine Kinder war das aber
der falsche Plan, weil er bedeutete, dass sie schon wieder darauf achten
mussten, nicht zu laut und zu wild zu sein. Sie mussten also wieder,
nach nur sehr kurzer Erholungsphase, ihre Selbstkontrolle bemühen und
sich zurückhalten und ihre Impulse zügeln. Wir haben ihnen an dem Tag
einiges abverlangt. Im Nachhinein betrachtet, waren ihre
Kooperationsbemühungen überdurchschnittlich hoch. In der Situation
selbst kam es mir jedoch so vor, als würden sie sich gar nicht richtig
anstrengen. Zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass ich damals noch
nicht wusste, dass Selbstbeherrschung eine endliche Resource ist, sonst
hätte ich für sie schon eher die Reißleine gezogen.
Gut
reagiert haben wir Eltern dann, als wir beschlossen, den Rest des
Tages nur noch auf dem Spielplatz zu verbringen und dann zum Abendbrot
nicht zur Wohnung meiner Schwiegermutter zurückzukehren. Dass sie sich
in der Kneipe nun doch noch mal zusammenreißen mussten, konnten wir ja
nicht ahnen. Sehr spannend finde ich übrigens, dass meine Kinder besser
als ich wussten, welche Strategien zur Erholung sie wirklich brauchten
und ich ihnen am Abend aber nur ungesunde Ersatzstrategien anbot. Ich
dachte allerdings, ich täte ihnen etwas Gutes.
Echte Erholung versus Ersatzerholung
Um
erklären zu können, was uns Menschen zur Erholung gut tut, muss ich ein
wenig ausholen und auf die Arbeitsweise des Gehirns eingehen. Ich
hoffe, ihr verzeiht mir das. Ich versuche, mich kurz zu fassen.
Neurobiologen
unterscheiden im Gehirn zwei Fundamentalsysteme: Das triebhafte
Basissystem und das triebkontrollierende Aufbausystem. Dieses
Aufbausystem hat seinen Sitz hinter der Stirn, oberhalb der Augenhöhlen
und wird präfrontaler Cortex genannt. Dieser kann, wenn er gut trainiert
ist, das Basissystem kontrollieren [vgl. Bauer, J., 2015, 21]. Mit
seiner Hilfe können wir Menschen also unsere Impulse in Zaum halten, wir
können Pläne für die Zukunft schmiede, uns konzentrieren und
einschätzen, wie sich unsere Handlungen für andere auswirken könnten.
Diesen Teil des Gehirns meinte ich, als ich vorhin schrieb, unsere
Selbstkontrolle könne ermüden.
Zum
triebhaften Basissystem zugehörig, ist das euch sicher schon bekannte
Belohnungssystem des Gehirns. Immer, wenn ein Baby oder Kleinkind etwas
Neues lernt oder allein erreicht, dann wird in seinem Gehirn ein
Feuerwerk an Hormonen ausgeschüttet, die es glücklich machen und seine
innere Motivation steigen lassen. Das ist ein von der Natur wunderbar
ausgeklügeltes System, das den Menschen dazu bringt, sich immer
weiterentwickeln zu wollen. Auch die Verbundenheit mit anderen Menschen,
d.h. echter Körperkontakt, echtes Lächeln, echte Gespräche gehören zu
den biologisch verankerten Grundbedürfnissen eines Menschen und
aktivieren das Belohnungssystem. Fühlen wir uns geliebt, sind wir
glücklich. Körperliche Bewegung ist ein weiterer Faktor, der im
Menschen positive Gefühle erzeugt. Ihr werdet das von euch selbst
kennen: Habt ihr Sport getrieben, fühlt ihr euch hinterher vielleicht
ziemlich kaputt, aber irgendwie trotzdem gut.
Dummerweise
lässt sich das Basissystem auch austricksen. Um die Ausschüttung der
glücklich-machenden Hormone zumindest teilweise in Gang zu setzen, kann
man dem Gehirn Ersatzangebote, wie Süßigkeiten, Alkohol und Nikotin,
machen. Auch die sozialen Medien, in denen zumindest virtuell ein
Austausch mit anderen Menschen möglich ist, wirken ähnlich abfütternd.
Versteht mich bitte nicht falsch – ich mag Twitter, Facebook und Co,
denn ich bin selbst gern Teil dieses Online-Clans und sehe durchaus,
wieviel Wärme und Austausch allein auf schriftlichem Wege passieren
kann. Und doch führen sie neurobiologisch gesehen nicht zu einer
nachhaltigen seelischen Sättigung, da es keine echte Begegnung vor Ort
ist. Wir werden nicht körperlich in den Arm genommen, uns wird nicht
tief in die Augen geschaut und ein Lächeln, das uns via Emoji geschickt
wird, mag schön sein, aber es lässt nicht die gleichen Hormone in
unserem Gehirn wirbeln, wie ein echtes [vgl. Bauer, J., 2015, 77]. Das
heißt, dem Basissystem wird nur vorgegaukelt, dass unsere
Grundbedürfnisse (Nahrung, Bewegung, soziale Verbundenheit und
Anerkennung, körperliche Zärtlichkeit) erfüllt sind, sie lassen aber das
Gehirn seltsam unbefriedigt zurück. Deshalb verlangt es immer wieder
nach mehr: mehr Kaffee, mehr Süßigkeiten, mehr Twitter bitte! Wie ihr
euch vorstellen könnt, entsteht daraus eine Art Teufelskreis.
Schauen
wir uns nun noch einmal meinen Tag mit meinen Kindern an, dann sehen
wir, dass ich ihnen zur Erholung teilweise ebenfalls nur
Ersatzbefriedigungen angeboten habe: Ich habe ihnen virtuelle Spiele auf
dem iPod, statt echtem Kontakt mit mir angeboten und ich habe sie am
Abend Pommes essen und Fernsehen gucken lassen. Meine Kinder selbst
waren viel kompetenter, obwohl sie natürlich nicht Nein zu den
Ersatzbefriedigungen sagten: Sie hatten sich schon sehr viel früher eine
Auszeit nehmen wollen, als sie merkten, dass ihre Selbstkontrolle
erschöpft war. Sie haben einen Gang runtergeschaltet, indem auf der
Wiese Blumen pflückten (Verbindung mit Natur), tobten und rannten
(Bewegung), sich miteinander angeregt unterhielten (soziales
Miteinander). Sie wollten auf Mauern balancieren (Bewegung) und
Steinchen sammeln. Sie haben, kurz gesagt, ihre Seele baumeln lassen und
sind damit sehr achtsam mit sich selbst umgegangen - und genau das
braucht das Gehirn, um sich wirklich zu erholen.
Es
hätte nur Erwachsenen bedurft, die diese Kompetenz zu würdigen gewusst
hätten. Die erkannt hätten, dass die Kinder gerade Psychohygiene
betreiben und ihnen diese Auszeit gegönnt hätten, statt sie dazu
anzutreiben, schnell zu Omis Wohnung zu laufen. Und das ist, glaube ich,
etwas, was wir Erwachsenen von unseren Kindern lernen können: Achtsamer
mit dem eigenen Körper umgehen und die eigenen – echten – Bedürfnisse
erspüren. Wir sollten uns – zu unserem Wohle und zum Wohle unserer
Kinder – darüber bewusst werden, was echte Befriedigung von Bedürfnissen
bedeutet und was Ersatzbefriedigungen sind. Was unserem Körper
wirkliche Erholung verschafft und was nur Ersatzerholung ist.
Halten
wir also fest, dass das Frechsein und die Provokationen unserer Kinder
möglicherweise nur ihre Strategien sind, uns mitzuteilen, dass ihre
Selbstkontrolle aufgebraucht ist. Dass sie einfach zu viel kooperieren
mussten und nun erst einmal Erholung brauchen. Das ist gut zu wissen,
aber es beantwortet noch nicht die Frage, wie wir als Erwachse auf
solche Provokationen reagieren sollen. Diese beantworten wir im nächsten Artikel dieser Reihe.
Hallo Snowqueen,
AntwortenLöschenVielen Dank für die Serie. Ich bin schon sehr gespannt auf den letzten Teil. Dank Deiner Artikelserie zu Kooperation und bislang drei gelesenen Bücher von Jesper Juul bin ich viel aufmerksamer geworden was die Kooperation meiner Tochter anbelangt. Es macht so vieles einfacher und die Tage schöner und wertvoller!
Hattest Du nicht auch mal angedacht einen Abend bis zum Schlafen als Tagebuch darzustellen? Das fände ich noch sehr sehr interessant.
Lieben Dank und Euch weiterhin viel Erfolg vor allem auch bei Eurem Buch!
Ja, ich habe schon drei unserer Abende mitgeschrieben. Sie sind genauso wuselig, wie unsere Morgen. ;-D Ich weiß allerdings noch nicht, unter welchem Hauptthema ich sie dann poste. Zur Kooperation passen sie nicht wirklich.... Liebe Grüße, snowqueen
LöschenDas ist witzig... Wenn ich beim abendlichen zu Bett bringen unentspannt werde, dann nehme ich mir zwischendurch ein Stück Schokolade, damit ich der kleinen gegenüber nicht zu ungerecht werde... Bei und klappt das kooperieren auch meist sehr gut und ist sehr entspannt. Was ich schlimm finde ist, wenn man die "Fehler" dann bei anderen sieht, die eigentlich erziehen wollen, dabei aber alles schlimmer machen... Waren zelten mit Freunden und der Papa hat ständig mit den Kindern gemeckert und deine schlechte Laune an ihnen ausgelassen. Die Kinder (Jungs, 6&9) durften z.B. nicht mehr zum Strand, weil sie sich am Abend davor komplett eingesandet haben... Meine Tochter konnte natürlich nicht verstehen, warum die Jungs nicht mehr mit durften... man muss dazu sagen, die Kinder haben am Abend davor gut 2 Stunden alle zusammen im flow ausgelassen und glücklich dort gespielt. Gleichzeitig wollte der Vater einfach nur seine Ruhe haben und hat sich aufgeregt, dass die JungsJungs über Langeweile geklagt haben... Paradox... Zum Glück hat die Mutter dann das Strand spielen erlaubt... Zu ihm habe ich nichts gesagt, denn er ist tatsächlich so einschüchternd wenn er sauer ist, dass man besser schweigt... Der Mutter habe ich aber meine Gedanken mitgeteilt... Der 9-jährige tut alles um Papa zu gefallen, der 6-jährige fängt jetzt schon mehr oder weniger an zu rebellieren... Aber was macht man da, was sagen oder den Mund halten???
AntwortenLöschenIch bin jedenfalls froh, dass es euren Blog gibt, ich habe schon viel gelernt und bin mit sicher, das gute Verhältnis mit meiner Tochter kommt auch dadurch zustande, dass wir miteinander kooperieren... Ich danke euch von ganzem Herzen... Das Buch ist schon bestellt :-).
Liebe Dani, unsere Blogärztin Laetitzia ist suuuuper gut im Ansprechen anderer Eltern. Sie schafft es, so freundlich dabei zu bleiben, dass sich die anderen nie angegriffen fühlen und dann wirklich darüber nachdenken, was sie anmerkt. Ich dagegen bin - ich muss es leider so sagen - ein absoluter Voll-Honk, was mündliche Kommunikation angeht. Ich kann
Löschenes einfach nicht. Ich werde so oft missverstanden und komme irgendwie immer besserwisserisch und unsympathisch rüber. Ich habe genau 2x versucht, anderen Eltern vorsichtig etwas zu sagen und habe 2x wirklich Wut geerntet. Seitdem lasse ich das. Manchmal rede ich leise mit den entsprechenden Kindern und bestärke sie oder lächle aufmundernd oder bemerke ihre Kooperationsversuche. Das hilft vielleicht auch.
LG, snowqueen
In solchen Situationen finde ich es viel schwieriger, meinem Kind zu erklären, warum andere Kinder etwas nicht dürfen, was es selbst darf. Und dass, ohne die anderen Eltern dabei zu beleidigen oder deren Position zu untergraben.
LöschenIm vorliegenden Fall hätte ich vielleicht gesagt, ich weiß es nicht, vielleicht ist einer in der Familie krank und der Sand darf deswegen nicht mit ins Zelt. Allerdings kann man sich damit auch sehr in die Nesseln setzen, wenn die Kinder beginnen sich deswegen Sorgen zu machen.
Mir geht es leider wie Snowqueen, irgendwie ernte ich selbst dann Wut, wenn ich nur schon versuche, meine Verhaltensweise meinem Kind gegenüber zu erklären. etwas bzgl der anderen Kinder anzusprechen.... eine Katastrophe.
LöschenWas ich allerdings ganz klar mache, ist, dass ich meinem Kind immer erkläre, wen er fragt, warum die anderen Kinder nicht im Sand spielen dürfen. Und ich sage auch, warum ich das bspw nicht machen würde, was ich daran nicht gut finde. Warum auch nicht. Damit untergrabe ich nichts. Zumal die Eltern das auch eh nicht mitbekommen. Und die anderen Kinder auch nicht. Aber man kann Kindern doch durchaus vermitteln, dass man das, was andere tun, zwar ihre gute Entscheidung ist, aber selber nicht gut findet. Bzw den ehrlichen Grund mitteilen, was die anderen nun zu dieser Reaktion bewogen hat. Dass mache ich sogar bei Erziehern. Ich beziehe klar Position, nämlich, dass ich nicht hinter den Aktionen / Konsequenzen stehe, erkläre aber gleichzeitig, warum ich denke, dass sie so gehandelt hat, und wieso das manchmal vielleicht aufgrund der Gruppenkonstellation nicht anders gelöst wurde.
Anderen Kindern ein lächeln schenken oder so, mache ich manchmal auch.
Mit gutgemeinten Ratschlägen habe ich mich früher auch in die Nesseln gesetzt, vor allem als ich selbst noch keine Kinder hatte und aus dem Studium viel darüber wusste. Das habe ich schnell aufgegeben. Heute denke ich, dass es besser ist, die Eltern, die nur auf ein eingeschränktes Erziehungsrepertoire zurückgreifen können, zu unterstützen. Ich meine damit nicht das Verhalten gutzuheißen sondern sich für ihre Situation und ihre Motive zu interessieren. Keiner ist gerne so, die meisten wissen sogar wie es besser gehen könnte, sie können nur in der Situation nicht richtig reagieren. Wenn sie sich von anderen verstanden und gewertschätzt fühlen, sind sie eher bereit, ihr Verhalten zu ändern und sich was bei anderen abzuschauen. Irgendwo liegt der Grund für die Überreaktion und in den meisten Fällen sind das nicht die Kinder sondern andere Konflikte, die dann an den Kindern ausgelassen werden. Auch die Eltern haben nur eine begrenzte Selbstkontrollfähigkeit. Je besser sich die Eltern fühlen, und entspannter sie sind, desto besser geht es auch den Kindern. Das Bedürfnis nach Ruhe zum Beispiel kann ein Hinweis darauf sein, dass der Vater zu viel Stress hat und noch nicht mal im Urlaub abschalten kann.
LöschenNebenbei lernen die Kinder am Verhalten der Erwachsenen, dass Perspektivwechsel besser funktioniert als Kritik oder Rat-Schläge.
Danke für die vielen Antworten...Der Papa war ganz bestimmt selbst sehr gestresst, konnte nicht abschalten und hatte kaum noch Selbstkontrolle...das war ja genau das Problem...aber in dem Zustand war an ihn sowieso kein rankommen. Die Mutter hat meine Bedenken durchaus verstanden und hat sich vielleicht dabei auch selbst besser gefühlt, denn man hat ihr durchaus angemerkt, dass sie mit dem Verhalten ihres Mannes nicht immer einverstanden war und sie hat auch immer mal wieder versucht ihn etwas zu besänftigen und zurückzuhalten...Er ist ein lieber Kerl und will seinen Kids nichts böses, aber hat sich einfach oft selbst nicht unter Kontrolle...und dann ist es natürlich besonders schwierig, das von seinen Kindern zu erwarten.
LöschenIch verweise übrigens hin und wieder sehr gerne auf eure Artikel, dann kann jeder selbst entscheiden, wie viel er sich damit beschäftigt :-)
Vielen Dank für die zwei ausführlichen Artikel! Wirklich sehr aufschlussreich, freue mich schon auf den dritten Teil. Ab welchem Alter können Babys/Kinder kooperieren und nimmt die Fähigkeit zur Selbstkontrolle mit einem höheren Alter zu?
AntwortenLöschenDanke für deinen Kommentar. Kinder kooperieren von Anfang an, aber eben ihrem Alter entsprechend. Wenn ein Baby z. B. seine Ärmchen so hält, dass man den Body leicht anziehen kann, dann kooperiert es schon. Wir haben darüber eine ganze Artikelserie geschrieben, da habe ich das genauer erklärt. Ja, Selbstkontrolle/Impulskontrolle nimmt mit höherem Alter zu. Sie ist aber noch nicht von Anfang an vorhanden. Impulskontrolle braucht als Grundvoraussetzungen den Perspektivenwechsel, Empathie, ausgereifte Sprachkontrolle usw. LG, snowqueen
LöschenDanke, danke, Danke!
AntwortenLöschenIch hatte einen furchtbaren Tag und eure Blogbeiträge strotzen so vor Wertschätzung, Wärme und Empathie, da fühle ich mich gleich auch beruflich wieder bestärkt. Hoffentlich profitieren auch meine SuS davon!
Immer und immer wieder komme ich beim Lesen eurer Artikel auf meinen Wunschpfad des Mutterseins zurück und fühle mich vollkommen zufrieden und vollständig im Kontakt mit unserem Kind.
DANKE!
<3
LöschenEhrlich gesagt fehlen mir gerade Ideen für echte Entspannung. Mein Sohn ist hochsensibel und damit sowieso ständig "an der Kante". Rausgehen lehnt er oft ab, weil es ihm zu wuselig ist und wenn er bereits erschöpft ist kann er auch die Sonnencreme nicht ertragen. Toben finde ich sehr schwierig, weil er in erschöpftem Zustand beißt und haut. Vorlesen und singen klappt auch nur, wenn er noch nicht überdreht ist.
AntwortenLöschenKlar sollte man es am besten gar nicht so weit kommen lassen. Das gelingt mir aber leider oft nicht.
LG Maria
Liebe Maria, ich kenne mich mit hochsensiblen Kindern nicht gut aus, deshalb sind meine Vorschläge vielleicht nicht geeignet. Aber echte Entspannung kommt zb auch beim Puzzlen, beim Mit-Wasser-Planschen, beim Malen, beim Spaziergang im Wald usw. Oder auch einfach nur Dasitzen und die Gedanken schweifen lassen. Der Spielplatz ist meinem Sohn (2, nicht hochsensibel) auch oft zu wuselig. Wir spielen deswegen meist in unserem ultrahässlichen Berliner Hinterhof. Da gibt es quasi nichts außer Beton, ein paar Beeten mit Efeu und einem Wasserhahn. Aber er kommt da total gut zur Ruhe und findet immer etwas zum Spielen. LG, snowqueen
LöschenZum Thema hochsensible Kinder kann ich dir den Blog www.daily-pia.de empfehlen. Sie ist selbst hochsensibel und hat zudem 3 sehr verschiedene hochsensible Kinder...vielleicht findest du da gute Anregungen...
LöschenAuch Ratschläge sind Schläge und gut gemeint ist anders als git gemacht.
AntwortenLöschenStatt Ratschläge kann man nur Tipps geben und das impliziert, dass der/ die andere darum gebeten hat.
Mich lässt dein Kommentar etwas ratlos zurück. Welcher Ratschlag genau erbost dich so?
LöschenDu hast mich um keinen Tipp gebeten, nein. Du bist ein anonymer Leser über den ich nichts weiß. Ich habe diesen Text auch nicht für dich geschrieben, sondern für die, die mich tagtäglich um Rat fragen. Könntest du dich vielleicht selbst schützen, indem du hier nicht liest?
snowqueen
Ich VERMUTE, daß sich dieser Kommentar auf "Danis Fall" bezieht, und nicht auf den Artikel.
LöschenIch frage mich allerdings, warum man, wenn man sich nicht die Mühe macht, sich verständlich auszudrücken, sondern nur ein paar zusammenhanglose Allgemeinplätze/Sprüche daläßt, sich überhaupt die Mühe macht einen Kommentar zu verfassen? Vielleicht werden wir noch aufgeklärt.
Ich möchte mich jedenfalls auch im Namen meiner drei Kinder immer wieder für euren Blog bedanken, den ich auch so oft es geht weiterverlinke, weil mich das allermeiste einfach überzeugt. Weiterhin alles Gute!
Der Link unter dem Artikel führt leider nicht zu Teil 3 der Serie sondern zurück zum Anfang von Teil 2. Viell. wollt ihr die Verlinkung korregieren? Ansonsten danke für die Serie :) Ich lese sie sehr gerne
AntwortenLöschenLiebe Sina,
Löschenvielen Dank - ich habe es gleich mal berichtigt.
Herzliche Grüße!
Danielle