Snowqueen empfiehlt ... meine liebsten fünf Kinderbücher

Die liebe Leen vom Blog Aufbruch-zum-Umdenken hat eine Blogparade gestartet, in der wir unsere fünf liebsten Kinderbücher vorstellen dürfen. Da ich ja sowieso gerade auf unserem Blog die Kategorie ".... empfiehlt" gestartet habe, dachte ich mir, es ist eine gute Idee, euch mal von meinen liebsten Kinderbüchern zu erzählen. Ich muss vorausschicken, dass es nicht unbedingt die Lieblingsbücher meiner Kinder sind - sie hören sie aber trotzdem gern. Ich mag sie deshalb, weil sie eine inhaltliche Moral transportieren, die meiner Erziehungsphilosophie sehr nah kommt und die ich meinen Kindern sehr gern auch in Form von Kinderbuch-Geschichten "mitgeben" möchte.

Bitte kein Brot! Wie man Enten und Vögel artgerecht füttert

Unsere Kita liegt direkt an einem See. Der Spielplatz wird regelmäßig von Enten besucht. Viele Eltern brachten morgens immer mal wieder altes Brot mit, damit die Kinder die Enten füttern können. Das war immer ein großer Spaß für alle  und die Enten waren durch die Fütterung schon fast handzahm. Die Eltern und die Erzieher freuten sich, dass die Kinder so ein Stück Natur ganz hautnah erleben konnten. 

Eines Tages flatterte der Kitaleitung ein Schreiben des Ordnungsamtes auf den Tisch. Es habe sich jemand über das ständige Entenfüttern beschwert und man fordere die Kita auf, das sofort zu unterlassen. Meine erste empörte Reaktion war: "Oh man - warum verdirbt man denn den Kindern dieses tolle Erlebnis? Die Enten werden heiß geliebt und haben schon Namen bekommen! Die Kinder haben so viel Freude!" Als ich darüber nachgrübelte, fragte ich mich, was nun eigentlich das Ordnungsamt damit zu schaffen habe. Deren Absicht ist sicher nicht, Kinder zu ärgern, sondern die Überwachung von Vorschriften einzuhalten. Nach und nach ging mir auf, dass es gar nicht darum geht, die Kinder zu gängeln, sondern darum, die Enten zu schützen. 

Enten richtig füttern


Schon als Kinder hatten wir damit Enten und Schwäne gefüttert - ich hatte keine Minute darüber nachgedacht, ob das Resttoastbrot, das ich meinen Kindern beim Sonntagsspaziergang an den See in die Hand gedrückt hatte, für die Tiere überhaupt geeignet ist. Ich begann zu recherchieren und stellte fest, dass altes Brot kein geeignetes Futter für Wildvögel ist.

Brot hat für Enten kaum einen Nährwert, es ist quasi Fastfood, bzw. eine Art Süßigkeit für die Tiere. Es enthält viel zu viel Salz - das kann den Blutkreislauf des Organismus vollkommen durcheinander bringen. Brot quillt zudem nach dem Verzehr unangenehm im Magen auf und enthält als industriell verarbeitetes Lebensmittel ungesunde Farbstoffe, Aromen und ggf. Konservierungsmittel. Es macht die Vögel dick und führt zu einer allmählichen Organverfettung.


Zwar stürzen sich die Enten oft heißhungrig auf das Brot - das heißt jedoch nicht, dass sie wirklich hungrig wären und die Fütterung damit nötig oder sinnvoll ist. Sie nehmen vielmehr gerne die Möglichkeit wahr, ohne großen Aufwand an Nahrung zu kommen. Ihre Bereitschaft, selbst (in den meisten Fällen völlig ausreichend vorhandenes) Futter zu suchen sinkt, je mehr sie gefüttert werden - entsprechend natürlich auch die Ausgewogenheit ihrer Ernährung.

Wird regelmäßig an einer bestimmten Stelle gefüttert, lockt das viele Tiere auf engen Raum an. Dieser Überbesatz sorgt zum einen dafür, dass die Tiere untereinander aggressiv werden und zum anderen ist diese Stelle dadurch überdurchschnittlich durch Entenkot verunreinigt, was dazu führt, dass das Wasser hier massiv überdüngt ist.

Das Brot verschmutzt das Wasser zusätzlich. Nicht gefressene Stücke sinken an den Boden des Gewässers, faulen dort und verstärken gemeinsam mit dem Vogelkot das Algenwachstum. Zum Abbau der Algen wird dem Gewässer viel Sauerstoff entzogen, das den Pflanzen und Wassertieren fehlt. Das ist vor allem im Sommer ein Problem, da ein chronischer Sauerstoffmangel im See entstehen kann. Im schlimmsten Fall "kippt" das Gewässer um und der Lebensraum wird nachhaltig zerstört. Selbst wenn das nicht passiert, dann können die Fäulnis- und Gärungsprozesse dafür sorgen, dass sich Botulismus-Bakterien bilden können, die giftige Sporen produzieren. Nehmen die Enten diese über ihre Nahrung auf, verenden sie elendig. Das Entenfüttern ist deswegen in einigen Städten und Gemeinden verboten.

Es landet auch sehr viel mehr Brot in den Gewässern, als man vermuten würde. Forscher in Australien haben zehn Teiche beobachtet und heraus gefunden, dass Spaziergänger im Schnitt 4,9 Scheiben Brot verfütterten. In jedem See landeten pro Tag etwa viereinhalb Brote - das sind insgesamt 1.642 Brote pro Jahr! An keinem Teich wurde das Brot komplett gefressen - zwischen 11,4 und 53,6 % des Brotes blieben im Gewässer liegen.

Brotreste vom Füttern der Enten

Das Entenfüttern führt leider auch dazu, dass die Tiere im Laufe der Zeit ihre Scheu vor den Menschen verlieren und immer öfter ihren natürlichen Lebensraum - das Wasser und sein Ufer - verlassen. So fallen viele Enten dann Hunden oder Autos zum Opfer.

Man kann Enten aber durchaus artgerecht füttern - vor allem bei geschlossenen Eisdecken auf den Seen ist das soger sinnvoll. Geeignet sind z. B. Getreide (bspw. Haferflocken, Hühnerfutter oder spezielles Wassergeflügelfutter), Kleie, Eicheln, Obststücke (sehr beliebt bei Stockvögeln) oder weiche Kartoffelstücke, die vom Mittagessen übrig geblieben sind. Alle Nahrungsmittel sollten schnabelgerecht verkleinert und natürlich schimmelfrei sein. Das Futter bitte nicht ins Wasser werfen, es sollte an das Ufer gelegt werden. So können die Reste nach der Fütterung wieder mitgenommen werden, damit nicht Ratten und Mäuse davon angezogen werden.


Vögel im Winter füttern


Brauchen Wildvögel im Winter Futter?


Viele Menschen lieben es, im Winter Futterhäuschen aufzustellen, um die wegen der Kälte flauschig aufgeplusterten Meisen oder Spatzen zu füttern. Dabei sind die Vögel seit Jahrtausenden an harte Winter angepasst. Der winterliche Nahrungsmangel führt zu einer natürlichen Auslese - es überleben nur die kräftigsten Tiere. So stellt die Natur sicher, dass damit deren Nachkommen möglichst gute Überlebenschancen haben. 

Kritiker der Vogelfütterung weisen darauf hin, dass man mit einer Fütterung der Natur quasi ins Handwerk pfuscht. Außerdem werden damit meist diejenigen Arten erreicht, deren Überleben nicht bedroht ist. Das ist vor allem bei Zugvögeln der Fall und bei solchen Arten, die nicht in der Nähe des Menschen leben.

Aufgrund der intensiven Nutzung der Umwelt durch Wohnungsbau und Landwirtschaft werden jedoch zunehmend die natürlichen Lebensräume der Vögel stark beeinträchtigt. Beobachtungen zeigen, dass die Vogelbestände immer weiter zurück gehen und früher weit verbreitete Arten, wie z. B. der Haussperling, mittlerweile extrem selten geworden sind. Daher wird eine winterliche Vogelfütterung heutzutage als sinnvoll angesehen. Einige Experten sagen sogar, dass man ruhig auch im Herbst oder Frühling füttern sollte. Ein britisches Überwachungsprogramm kam sogar zu dem Schluss, dass die Winterfütterung mittlerweile eine wichtige Arterhaltungsmaßnahme ist. 

Die richtige Futterstelle 


buntes Vogelhaus im WinterEs gibt verschiedene Arten, Wildvögeln Futter anzubieten. Wichtig ist in jedem Falle ein sicherer Platz, an dem sie nicht von Katzen überrascht werden können. Die Futterstelle sollte vor Nässe geschützt und leicht zu reinigen sein. Wenn ihr auf einem Balkon füttern möchtet, dann müsst ihr darauf achten, dass etwaige Futterreste oder der Vogelkot nicht auf andere Balkons fallen.

In klassischen Vogelhäuschen sitzen die Vögel mitten im Futter, die Körner können relativ leicht durch Kot verunreinigt werden. Das trägt dazu bei, dass sich Krankheiten schneller verbreiten können. Eine regelmäßige Reinigung ist daher sehr wichtig. Damit das Holz möglichst wenig verschmutzt wird, sollte unter dem Futter eine leicht zu reinigende Unterlage liegen. Wenn ihr Lust habt, mit Euren noch sehr kleinen Kindern ein eigenes Vogelhäuschen zu basteln - von Kosmos gibt es einen Bausatz zum Stecken, für den man keinerlei Wekzeuge benötigt.

Alternativ können Futtersäulen oder -silos genutzt werden - hier füllt man die Körner ein und es rutschen immer nur wenige Körner zu den kleinen Öffnungen. Eine Verunreinigung des Futters ist konstruktionsbedingt kaum möglich.

Einige Arten (Drossel, Amsel, Heckenbraunelle) fressen am liebsten vom Boden. Für sie gibt es spezielle Boden-Futterautomaten. Die Bodenfütterung ist etwas komplizierter als andere Fütterungsarten, daher sollte man sich besonders gut darüber informieren (z. B. hier).

An Futterstellen sollte übrigens auch Wasser angeboten werden. Geeignet sind flache Tonschalen mit abfallenden, rauhen Rändern. Tränken sollten etwa zwei bis drei Meter von Gebüschen entfernt platziert werden, damit die Vögel genügend Zeit haben, vor Katzen zu fliehen.

Katze will trinkende Elster fangen


Die richtige Fütterung


Aufgrund der verschiedenen Schnabelformen bevorzugen die Vogelarten unterschiedliche Sämereien. Es ist daher sinnvoll, eine Mischung mit verschiedenen Körnern anzubieten. Man kann auf gekaufte Mischungen zurückgreifen, eigenes Futter herzustellen ist für Kinder natürlich interessanter. Die entsprechenden Saaten erhaltet ihr im Reformhaus und im Zoofachhandel.

Grundlage jeder Mischung sollten etwa zu 50 % Sonnenblumenkerne bilden - nimmt man ungeschälte, kann man die Vögel beim Schälen beobachten. Geschälte Kerne hingegen minimieren den Abfall. Manche Vogelarten mögen gerne komplette Sonnenblumenkerne, andere sind dankbar, wenn die Kerne zerkleinert sind. Daher ist es sinnvoll etwa die Hälfte zu zerhacken. Hanfsamen sind eine sehr gute Energiequelle, da sie sehr fetthaltig sind. Etwa 20 % gehören in eine gesunde Mischung. Ergänzt werden kann das Ganze mit jeweils 10 % Mohnsamen, Hirse und gehackte Erdnüsse. Statt mit Hirse und Mohn kann die Mischung auch durch Waldvogelfutter ergänzt werden.

Besonders interessant für Kinder ist die Herstellung von Fettfutter. Es ist billiger als die gekaufte Variante - fertige Meisenknödel sind zudem oft mit minderwertigen Sämereien hergestellt und schmecken den Vögeln weniger gut, als die selbstgemachten. Für die Herstellung benötigt man etwa 500 g Fett - geeignet sind Rindertalk (gibt es beim Fleischer) und das etwas teurere Kokosfett aus dem Supermarkt. Das Fett wird in einem Topf langsam geschmolzen. Schneller geht es, wenn man den Block vorher in Scheiben schneidet. Damit das Fett später geschmeidig bleibt, werden ein bis zwei Esslöffel Sonnenblumenöl hinzu gegeben. In die warme, nicht mehr heiße Masse werden 250 g Maismehl oder Weizenkleie gegeben. Dazu kommen 250 g Sonnenblumenkerne, 125 g grob gehackte Erdnüsse und 125 g feine Sämereien (Hirse, Mohn, Hanf).

Die Masse kann direkt auf die strukturierte Baumrinde von Stämmen oder Ästen aufgebracht werden. Mit etwas Geschick lassen sich auch Futterhölzer basteln. Dabei handelt es sich um wiederverwendbare dicke, kurze Äste, die mit einer Schlaufe versehen sind und dann mit dem Fettfutter bestrichen und aufgehangen werden. Alternativ kann die Mischung auch in Plätzchenformen gefüllt werden - so kann man dekorative Herzen und Sterne auf den Balkon oder die Terrasse hängen. Auch kleine Tontöpfe, die kopfüber aufgehangen werden sind geeignet. Hier benötigen die Vögel eine Sitzgelegenheit, daher sollte vor dem Befüllen ein kleiner verzweigter Ast durch das Abtropfloch gesteckt werden.

Wer Knödel formen möchte, braucht in aller Regel eine Art Futterstation, um sie an Ort und Stelle zu halten. Auch spezielle Spiralen eignen sich dafür. 

Vögel füttern ist wirklich eine tolle Möglichkeit, den Kindern die Natur näher zu bringen. Bei uns in der Küche hängt ein Plakat mit den einheimischen Vogelarten. Meine Kinder lieben es, die Vögel, die unser Futterhaus besuchen, zu bestimmen. Nur die Katze ist nicht ganz so sehr vom regen winterlichen Unterhaltungsprogramm begeistert.

© Danielle

Quellen  


Berthold, Peter, Vögel füttern, aber richtig: Das ganze Jahr füttern, schützen und sicher bestimmen, 2012 

http://www.lbv.de/ratgeber/vogelschutz/voegel-fuettern/enten-fuettern.html

https://www.welt.de/wissenschaft/umwelt/article142428663/Hoert-endlich-auf-die-Enten-zu-fuettern.html 

http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/39009/Schluss-mit-dem-Quak

http://m.bochum.de/C12571A3001D56CE/vwContentByKey/W2929JLG416BOCMDE/$FILE/Entenfterung.pdf

Brauchen Babys und ältere Kinder unbedingt Mützen?

"Ich will aber keine Mütze aufsetzen!" schmettert mir meine 7-Jährige entgegen, nachdem ich es mal wieder nicht sein lassen konnte, die Wettertauglichkeit ihrer Kleidung infrage zu stellen. Mützen sind auch bei uns zu Hause das Kleidungsstück, das Kinder dann tragen müssen, wenn wir Eltern frieren. Mir wird einfach immer wieder unwohl bei dem Gedanken, dass meine Kinder bei diesen Temperaturen das Haus ohne Mütze verlassen. Es ist irgendwo tief in mir verankert, dass eine Mütze im Winter einfach ein Muss ist - schließlich verlieren wir einen Großteil unserer Körperwärme über den Kopf - bis zu 45 % sollen das sein! Schlimme Erkältungen oder gar Mittelohrentzündungen drohen, wenn der Kopf unbedeckt ist. Aber ist das tatsächlich so?

Kind mit Mütze und Schal

Jeder Mensch empfindet Wärme anders


Ich habe mittlerweile gelernt, dass Menschen ein extrem unterschiedliches Wärmeempfinden haben. Während ich mir bei 10 °C Außentemperatur eine normale Allwetterjacke anziehe, friert meine Tochter selbst mit einer einfachen Fleecejacke nicht. Mein Sohn hingegen hat bei solchem Wetter am liebsten schon ein Unterhemdchen, ein langes Shirt, eine Fleecejacke (manchmal sogar zwei!) und eine dicke Winterjacke mit Schal und Mütze an. Die Fleecejacke(n) zieht er dann auch in beheizten Räumen nicht aus. Geschlafen wird im Winterschlafsack unter (m)einer Daunendecke. Bei der selben Temperatur schläft meine Tochter mit einer dünnen Fleecedecke, die sie oft wegstrampelt, weil es ihr zu warm ist.

Ich bemühe mich daher eigentlich immer, meine Kinder möglichst selbst entscheiden zu lassen, wie sie sich anziehen, schließlich wissen sie selbst am besten, ob sie frieren oder nicht. Nur in Bezug auf Mützen kann ich irgendwie einfach nicht loslassen. Normalerweise setzen meine Kinder einfach eine auf - schließlich sind sie von klein auf  daran gewöhnt, so gut wie immer eine Mütze zu tragen - im Winter gegen die Kälte, im Sommer gegen die Sonne. Die Macht der Gewohnheit ersparte da bisher viele Diskussionen.

Vor ein paar Tagen merkte mein Kind allerdings auf meinen Hinweis, dass sie doch noch eine Mütze aufsetzen solle, etwas genervt an: "Aber Mama, Du trägst auch nie eine Mütze!" Recht hat sie! Ich hasse Mützen und setze sie allenfalls mal bei -15 °C auf. Bei Minusgraden tut es bis dahin notfalls auch die Kapuze der Jacke und das aber auch nur, wenn der Wind besonders eisig ist. Offenbar verliere ich dennoch nicht etwa die Hälfte meiner Körperwärme - so ganz ohne Mütze - warum sollte es Kindern eigentlich anders gehen? Interessiert begann ich zu recherchieren...

Die meiste Wärme verlieren wir über den Kopf!


Die Aussage, dass etwa 40 bis 45 % der Körperwärme über den Kopf "verloren" werden, stammt aus einem Überlebenshandbuch für amerikanische Soldaten aus dem Jahr 1970. Dies hätte man bei einer Untersuchung festgestellt, bei der man Probanden in spezielle Arktisanzüge steckte und sie extremer Kälte aussetzte. Der Kopf wurde dabei nicht geschützt. Die Arktis-Anzüge waren natürlich so konzipiert, dass sie so wenig Körperwärme wie möglich abgeben. Sie waren so gut isoliert, dass sich die Körperwärme stark staute. Um sich vor einer Überhitzung zu schützen, gab der Körper über den Kopf dann außerordentlich viel Wärme ab. Das war aber auch die einzige Stelle, an der das überhaupt möglich war. Hätten die Versuchspersonen mit geschütztem Kopf aber ohne Schuhe in der Kälte gestanden, dann hätten sie die Körperwärme natürlich ausschließlich über die Füße verloren.

Tatsächlich verlieren wir also nicht "die meiste Wärme" über den Kopf, sondern über alle unbedeckten Körperteile (proportional zu ihrer Oberfläche). Hätte das Experiment statt mit Arktisanzügen in Badeanzügen stattgefunden, hätte der Wärmeverlust am Kopf lediglich 10 % betragen. Da wir im Winter üblicherweise fast alle Hautflächen bedecken, verlieren wir also tatsächlich die meiste Körperwärme über den Kopf. Würden wir wirklich etwa die Hälfte (45 %) unserer Körperwärme über den Kopf verlieren, dann müssten wir ohne Mütze ungefähr genauso frieren, als wenn wir komplett nackt wären und nur Mütze, Schal und Handschuhe tragen würden (ich verzichte an dieser Stelle auf einen Selbstversuch ;-).

Viel kälteempfindlicher sind ohnehin die Extremitäten, da sie weit vom Rumpf entfernt und damit schlechter durchblutet sind. Finger und Zehen müssen besser vor Kälte geschützt werden, als der Kopf. Daher sind bei eisigen Temperaturen Handschuhe und gutes warmes Schuhwerk viel wichtiger, als eine Mütze. Aber auch hier gilt - alle Menschen sind unterschiedlich - ich habe so gut wie nie kalte Hände, ganz oft schälen sich meine Kinder aus ihren Handschuhen, um ihre Hände an den meinen - handschuhlosen - zu wärmen.

Man kann getrost davon ausgehen, dass Kinder bei niedrigen Temperaturen, wie sie im Moment herrschen, grundsätzlich ein sehr gutes Gefühl für Temperaturen haben. Ein Kind, das wirklich friert, wird eine angebotene Mütze dankbar annehmen. Es ist also nicht erforderlich, Kinder zum Mützetragen anzuhalten. Es reicht vollkommen aus, einfach eine mitnehmen, wenn man das Gefühl hat, sie könnte gebraucht werden. Das gilt für gesunde Kinder - ist das Kind angeschlagen und schnupft bereits, dann ist Warmhalten sinnvoll.

Wenn es allerdings wirklich richtig knackig kalt ist mit Temperaturen weit im Minusbereich, dann sollte man die Gefahr einer Erfrierung im Auge behalten. Die Ohren sind (neben der Nase) besonders gefährdet. Auch hier sorgt normalerweise ein gesundes Körperempfinden dafür, dass das Kind das Bedürfnis hat, sich selbst zu schützen. Wenn das Kind dennoch vehement eine Mütze verweigert, kann man es vielleicht von Alternativen überzeugen (Ohrschützer, Stirnband, Kopftuch).


Aber das Kind wird doch ohne Mütze krank!


Meine Mutter hätte meine Kinder in den ersten Lebensjahren am liebsten dauerhaft mit einer Fellmütze bestückt. Wenn wir draußen spazieren waren, wurde den Kindern auch bei 20 °C ein Mützchen im Kinderwagen angezogen. "Sie erkälten sich doch so schnell!" Allerdings haben sie sich auch trotz der Mützen regelmäßig erkältet - viele kleine Kinder sind fast dauerkrank, weil das Immunsystem die Infektabwehr erst noch trainieren muss. Das ist auch vollkommen normal. Aber hat das Tragen von Mützen wirklich Einfluss auf die Erkältungsanfälligkeit? Die Wissenschaft ist sich diesbezüglich noch nicht so richtig einig - eindeutige Belege dafür, dass Kälte Erkältungen begünstigt, gibt es bisher nicht.

Einige sagen, dass Kälte durchaus ein Risikofaktor ist - friert der Körper, dann ziehen sich die Blutgefäße zusammen, um eine weitere Auskühlung zu verhindern. Das Blut gelangt somit nur noch eingeschränkt in bestimmte Körperteile, wie z. B. die Nasenschleimhaut. Weniger Blut bedeutet auch: weniger Abwehrzellen. Den Erkältungsviren, die sich vor allem, im Winter oft ohnehin schon in der Nase tummeln und normalerweise vom Immunsystem in Schach gehalten werden, haben es bei eingeschränkter Durchblutung leichter, sich zu vermehren.

Eine Untersuchung der University School of Medicine Yale belegte tatsächlich, dass Kälte die Aktivität der Abwehrkräfte herabsetzt. In Petrischalen wurde Gewebe aus den Atemwegen von Mäusen mit Schnupfenviren infiziert und verschiedenen Temperaturen ausgesetzt. Je kühler das Gewebe aufbewahrt wurde, desto inaktiver waren die Abwehrzellen. Arbeiteten sie bei 37 °C noch außerordentlich effizient, hatten die Viren bei 33 °C leichteres Spiel. Daraus könnte man jedoch allenfalls den Schluss ziehen, dass es im Winter sinnvoll sein könnte, Nasenwärmer zu tragen.

Dass Kälte Erkältungen begünstigt, ließe sich auch aus einem Versuch eines Teams um Ronald Eccles vom Common Cold Center in Cardiff schließen. Dabei ließ man 180 Freiwillige frieren - sie sollten ihre Füße für 20 Minuten in eiskaltes Wasser stellen. Innerhalb von 5 Tagen bekam jeder Dritte von ihnen eine Erkältung. In der Kontrollgruppe war es hingegen nur jeder Zehnte. Die Untersuchung zeigt jedoch auch: trotz extremer Bedingungen (wer friert schon freiwillig zwanzig Minuten?) blieben zwei Drittel der Versuchspersonen gesund.

In einem anderen Versuch setzte H. F. Dowling Menschen unterschiedlichen Kältebedingungen aus - die Infektionsrate unterschied sich bei den Versuchsgruppen hier nicht. Auch Walter Haas vom Robert-Koch-Institut sagt: "Dass eine leichte Unterkühlung durch unzureichende Kleidung die Ansteckungsgefahr erhöht, ist nicht nachgewiesen". Entscheidener sei, ob man mit Erkältungsviren in Berührung kommt oder nicht. Doch selbst als man Probanden absichtlich Schnupfenviren in die Nase gab, konnte man keinen Zusammenhang zwischen den Kältebedingungen und den anschließenden Erkrankungen feststellen (Studie von 1968).

Denn selbst, wenn es tatsächlich zu einer Infektion kommt, kann das Immunsystem diese bereits im Ansatz stoppen. Je fitter es durch gesunde Ernährung, viel frische Luft, Schlaf und Bewegung ist, desto höher ist die Chance, dass es die Krankheitsereger blitzschnell vernichtet. Es gibt viele verschiedene Faktoren, die eine Infektion beeinflussen - das Frieren ist nur ein sehr kleiner Baustein. Wenn keine Erkältungsviren vorhanden sind, kann man im Grunde ewig frieren, ohne dass etwas passiert.

Aber warum erkälten wir uns dann vor allem in den kalten Jahreszeiten? In den Herbst- und Wintermonaten halten wir uns hauptsächlich in gut beheizten Räumen auf. Dort verteilen sich Erkältungsviren besonders gut von Mensch zu Mensch.Die Heizungsluft ist zudem oft sehr trocken, wodurch die Schleimhäute schnell austrocknen und die Erkältungsviren sich schneller vermehren können.

Ich habe mir im letzten Winter ein einfaches Hygrometer gekauft, um mal zu schauen, wie trocken unsere Luft wirklich ist und war ziemlich erstaunt, wie oft die Luftfeuchtigkeit unter dem Idealbereich von 40 bis 60 % lag. Danach zog ein Luftbefeuchter bei uns ein und ich bilde mir ein, dass das Raumklima sehr viel angenehmer geworden ist. Auch Kontaktlinsen sind deutlich angenehmer zu tragen. Eine hohe Luftfeuchtigkeit leistet vor allem bei nächtlichem Reizhusten wertvolle Dienste.

Eltern von Mützenverweigerern fürchten auch häufig Mittelohrentzündungen durch "Zug". Mittelohrentzündungen entstehen jedoch nicht durch in die Ohren gelangte Krankheitserreger oder kalte Luft; sie sind vielmehr Folgeerkrankungen einer Erkältung, einer Grippe oder einer Rachenentzündung. Die Erreger dieser ursprünglichen Krankheit wandern durch den Nasen-Rachen-Raum und führen zu einer Entzündung in der Ohrschleimhaut. Leidet das Kind an einer Mittelohrentzündung, ist das Tragen einer Mütze sinnvoll, weil die Wärme den Ohren gut tut - das Fehlern der selbigen ist jedoch kein Auslöser für die Erkrankung.

Der Mythos, dass Kälte Erkältungen begünstigt, wird auch davon verstärkt, dass viele Menschen ganz zu Beginn einer Infektion frieren. Bricht dann wenige Stunden später die Erkrankung mit allen Symptomen aus, ziehen sie den Schluss: Ich habe gefroren und bin gleich danach krank geworden - dabei war das Frieren vielmehr das erste Anzeichen und nicht die Ursache für die Erkältung.

Unabhängig vom Einfluss der Kälte auf die Infektanfälligkeit - jeder Mensch hat das Bedürfnis, nicht zu frieren. Wenn ein Kind also ohne Mütze warme Wangen und warme Hände hat, dann kann man getrost davon ausgehen, dass ihm nicht zu kalt ist. Und wenn die Hände kalt sind, dann heißt das dennoch nicht, dass das Kind friert. Ein guter Indikator für die Körperwärme ist die Region zwischen den Schulterblättern - ist es dort warm, dann friert das Kind sicher nicht. (Der Test ist natürlich ziemlich gemeint, wenn Mama und Papa selbst kalte Hände haben ;-).

Mützen für Neugeborene in Räumen


In vielen Krankenhäusern wird Neugeborenen sofort nach der Geburt ein dünnes Baumwollmützchen aufgesetzt. Vermutlich ist das ein Überbleibsel aus den Zeiten, in denen die Kinder von ihren Eltern getrennt untergebracht waren. Üblicherweise regelt intensiver Körperkontakt die kindliche Körpertemperatur. Es wurde nachgewiesen, dass die mütterliche Haut wärmer wird und das Baby damit aufwärmt, wenn dessen Temperatur zu niedrig ist. Umgekehrt kann die Mütter das Baby auch herunterkühlen, wenn es zu warm ist. Wenn diese Temperaturregulation ausbleibt, kann ein Kind natürlich in einem kalten Krankenhausbettchen schnell auskühlen. Daher bekamen Babys lange Zeit standardmäßig Mützen verpasst und den Müttern eindringlich empfohlen, den Kopf unbedingt dauerhaft warm zu halten (was die Mützenbesessenheit meiner Mutter und meine entsprechende Prägung erklären könnte).

Wäre eine wärmende Kopfbedeckung zwingend für das Überleben erforderlich, hätte die Evolution dafür gesorgt, dass alle Neugeborenen bereits mit einer prächtigen Haarpracht zur Welt kommen. Spärlich behaarte Babys sind jedoch offenbar evolutionsbiologisch nicht benachteiligt worden. Tatsächlich haben nicht wenige Kinder auch bis über das erste Lebensjahr hinaus einen außerordentlich wenig behaarten Kopf.

Die Neugeborenenmützen behindern sogar das Kennenlernen und Kuscheln. Kleine Babys haben im Vergleich zur übrigen Körperoberfläche sehr große Köpfe, die für Berührungen und Liebkosungen außerordentlich empfänglich sind - und der Rest ist oft sorgfältig verpackt. Der so wichtige Hautkontakt in den ersten Stunden und Tagen ist mit  Mütze deutlich erschwert. Und schließlich riecht nichts auf der Welt schöner, als der Kopf eines kleinen Babys. Da es zudem keine einzige Studie gibt, dass die Mützen zu irgendetwas nutzen, kann man sie getrost weglassen.

Um Missverständnisse zu vermeiden: Es geht hier um die Neugeborenenhauben direkt nach der Geburt die in geschlossenen Räumen getragen werden, wenn Babys dicht bei Mama auf dem Arm sind oder mit ihr im Bett liegen. Wenn man mit Babys nach draußen geht, dann sind Mützen in den ersten Monaten außerordentlich wichtig - vor allem, wenn die Kinder keinen Körperkontakt zur Mutter haben. Die Wärmeregulation funktioniert zwar auch im Tragetuch - da kein direkter Körperkontakt besteht, jedoch nur sehr eingeschränkt.

© Danielle

Neugeborenes mit Mütze


Quellen


Renz-Polster, H. "Kinder verstehen"

http://www.sueddeutsche.de/leben/mythos-aus-der-kaelte-muetze-oder-nicht-1.368272

http://www.normalfed.com/starting/hat/

http://www.stillkinder.de/wozu-diese-muetzchen/

http://naturheilkunde.immanuel.de/aktuelles/nachrichten/aktuelle-nachrichten/detailseite/article/lese-tipp-erkaeltung-ohne-uns/

http://www.focus.de/gesundheit/gesundleben/vorsorge/news/erkaeltung_aid_101400.html

https://www.welt.de/gesundheit/article136055768/Darum-erkaeltet-man-sich-bei-Kaelte-leichter.html

Wie bringe ich mein Kind zum Aufräumen?

Brief der Zahnfee zum Aufräumen
© Non-stop Mom
"Meine liebste Emily,

ich bin heute Nacht vorbeigekommen, um deinen Zahn abzuholen und die Bezahlung da zu lassen - allerdings hatte ich erhebliche Schwierigkeiten, überhaupt sicher zu deinem Bett zu kommen, da dein Zimmer so unordentlich ist. Als ich dann endlich ankam, war es mir unmöglich, das Zahnkissen zu finden, weil es einfach zu viele Kissen, Decken und Klamotten in deinem Bett gab.
Ich werde wohl in einer anderen Nacht wiederkommen müssen - vielleicht kannst du die Zeit bis dahin nutzen, um gründlich aufzuräumen und sauberzumachen. Ich wette, wenn du deine Mama NETT fragst, dann hilft sie dir sogar dabei.

In Liebe, Die Zahnfee"

Als ich an unserem Wunschkind-Magazin über das Thema Kooperation schrieb, fragte ich euch Leser|innen, bei welchen Themen ihr mit euren Kindern am stärksten verzweifelt. Eines der am häufigsten genannten war das Aufräumen. Da ich zu diesem Zeitpunkt selbst Probleme hatte, meine Töchter dazu zu bewegen, ihre Spielsachen nach Gebrauch wegzuräumen, traute ich mich jedoch noch nicht so recht an das Thema heran.