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Trennung vom Partner - "Ja oder nein?" und wie dann weiter?

In unserem aktuellen Podcast haben wir mit Barbara Wegmann darüber gesprochen, wie man zur Entscheidung findet, ob man sich vom Partner oder der Partnerin trennen sollte und wie man mit den Problemen umgeht, die einen danach möglicherweise erwarten.

Wir bekommen in letzter Zeit sehr viele Anfragen von Eltern, die sich trennen möchten. Eigentlich sind es immer Anfragen von Frauen, die sich von ihren Männern trennen wollen und nicht genau wissen, wie sie vorgehen sollen, oder ob sie sich überhaupt trennen sollen. Einerseits sind sie unzufrieden und wollen ausbrechen und sich wieder leicht und froh fühlen. Andererseits haben Sie Angst, es allein nicht zu schaffen. Alleine die Wohnung zu finanzieren, allein für die Kinder verantwortlich sein, allein den Haushalt zu schmeißen und dann auch noch zur Arbeit zu gehen. Es erscheint irgendwie sicherer, doch zusammenzubleiben. Und oft ist da ja auch noch ein bisschen Liebe übrig für den Partner oder die Partnerin. Wie kommt man denn zu einer guten Entscheidung in so einem Fall?

Trennung ist ein ziemlich komplexes Thema. Es klingt so einfach „Trennen ja oder nein?“ Aber tatsächlich gehört diese Entscheidung zu einer der größten und komplexesten. Da hängt eine Menge dran - gerade wenn Kinder da sind, wenn man verheiratet ist, ein gemeinsames Haus hat und sich gemeinsam ein Leben aufgebaut hat. Das ist halt nun mal komplexer, als wenn man sich für dieses oder jenes Deo entscheidet.

Wenn wir da mal genauer hinschauen… was passiert denn da alles? Ich erlebe es ganz oft, dass Menschen sich gar nicht trauen, ‚Trennung‘ zu denken. Sie brauchen meist schon viele Wochen, Monate oder vielleicht Jahre, mal mit jemand anderem darüber zu sprechen, weil sie sich schämen. Was denken denn dann die anderen über mich? Bin ich ein schlechter Mensch, wenn ich sowas denke? Oft werden die wahren Gefühle verdrängt. Das ist halt alles nicht so easy. 

Barbara Wegmann


Auf dem Weg, eine Entscheidung zu treffen, gibt es Dinge, die hilfreich sind und Dinge, die weniger hilfreich sind.  Wenn ihr mögt, dann schauen wir mal hin, was die drei größten Verhinderer sind, um eine gute Entscheidung zu treffen:

1. Da ist dieses Gefühl von hin- und hergerissen sein. Ich selbst kenne dieses Gefühl sehr gut. Trenne ich mich – oder trennen ich mich nicht? An einem Tag ist es so und am nächsten wieder genau anders herum. Das liegt daran, dass zwei Dinge in uns in Konflikt stehen. Wir Menschen haben zwei Bewertungssysteme, Entscheidungen zu treffen. Da ist unser Herz, das uns Gefühle sendet, was wir gerne mögen und was wir weniger gerne mögen. Und da gibt es unseren Verstand, der uns sagt, was wir denn tun sollten und was richtig und was falsch ist. Und wenn diese zwei nicht zusammenpassen, dann entsteht genau das, was du eben beschrieben hast. Schaffe ich das denn alleine? Aber eigentlich will ich auch nicht mehr. Es fühlt sich nicht mehr gut an. Und dann sind die beiden – Herz und Verstand - in Konflikt und es geht hin und her. Und dann funktioniert das auch nicht, eine Entscheidung zu treffen.

2. Ein zweiter Verhinderer ist, wenn man auf ‚Trennen ja oder nein‘ die richtige Entscheidung treffen will. Das funktioniert einfach nicht. Es gibt kein Richtig und kein Falsch. Ob eine Entscheidung richtig war oder nicht, kriegen wir ja immer erst in der Zukunft raus. Erst im Nachhinein können wir sagen, es war eine gute Entscheidung oder es war eine weniger gute Entscheidung. Was man aber tun kann, ist zu sagen: Ich schaffe mir eine Situation, in der ich aus meiner jetzigen Position heraus das tue, was jetzt am besten ist. Wovon ich glaube, dass es jetzt am besten oder für mich „richtig“ ist. Ob es dann später auch so sein wird, erfährt man im Nachhinein.

3. Den dritten Verhinderer nenne ich „innen und außen“. Viele laufen draußen rum und fragen ganz viele Menschen, die Eltern, Freunde und wen auch immer nach deren Meinungen. Auch das funktioniert nicht. Die Antwort für eine gute Entscheidung kann man nur in einem selbst finden. Das heißt nicht, dass man nicht mit anderen sprechen sollte. Aber die Entscheidung trifft man immer selbst!

Auf diese drei Verhinderer sollte man achten, wenn man gute Entscheidungen rund um das Thema Trennung treffen möchte.

Um zu einer guten Entscheidung auf die Frage „Trennen – ja oder nein ?“ zu kommen, haben ein Freund und ich ein 7-Schritte-System entwickelt. Sieben Schritte, weil in einem einzigen Sprung ist das nicht zu schaffen. Das wäre, wie wenn du in einem Sprung aus dem Erdgeschoss in den ersten Stock hoch hüpfen wolltest. Es funktioniert einfach nicht - außer du hast es schon sehr lange trainiert. Falls nicht, gehst du ins Treppenhaus und gehst Schritt für Schritt die Treppe hoch. Immer in kleinen Schritten… die Schritte, die du gehen kannst. Und wenn du die dann alle gegangen bist, dann bist du im ersten Stock angekommen. Und dieses Treppenhaus ist unser 7-Schritte-System.

In deinen Beziehungs-Coachings nennst du sieben Schritte, wie man zu einer guten Entscheidung bezüglich Trennung ja oder nein kommt. Lass uns die mal für unsere Hörer*innen so ein bisschen aufschlüsseln. Der erste Schritt ist, sich erst einmal konsequent dafür zu entscheiden, diese 7 Schritte zu gehen, neue Perspektiven einzunehmen und Veränderungen anzustreben, richtig?

Ganz genau. Der Entscheidungsprozess beginnt damit, dass man sagt: Ja, ich will mich entscheiden! Und ich bin auch bereit, dafür etwas zu tun. Ich bin bereit, die Treppe hoch zu gehen. Das ist der erste Schritt. 

Es ist ja gar nicht mal so, dass es immer am Partner oder der Partnerin liegt, wenn man unglücklich ist. Deshalb ist der zweite Schritt, erst einmal alle anderen Lebensbereiche zu überprüfen. Welche könnten denn das sein?

Es passiert häufig, dass hauptsächlich an der Partnerschaft rumgeschraubt wird und die ganze Aufmerksamkeit auf den Partner gerichtet ist. Es stellt sich dann aber im Verlauf oder vielleicht sogar nach einer Trennung heraus: Oh, das war es ja gar nicht.“ Viele erleben in der nächsten Partnerschaft ähnliches, wie in der alten Partnerschaft und sagen: Wieso habe ich immer so ein Pech, so einen Partner oder so eine Partnerin anzuziehen?

Tatsächlich liegt es meistens eben nicht an dem anderen, sondern auch an einem selbst. Man nimmt sich ja selber mit in die neue Partnerschaft und ist immer dabei. Da macht es einfach Sinn genauer hinzuschauen… denn jede Partnerschaft ist für irgendetwas gut. Das gilt es herauszufinden. Für was ist diese Partnerschaft gut? Was kann ich denn hier noch lernen? Und dann kann sich durchaus herausstellen, dass die Ursache für Partnerschaftsprobleme nicht in der Partnerschaft selbst liegen, sondern in einem anderen Lebensbereich. Genau das passiert in Schritt 2: Wir schauen ganz genau hin und erforschen alle zwölf Lebensbereiche und finden die tatsächliche Ursache hinter den Partnerschaftsproblemen heraus. Ich sehe da immer wieder typische Fälle. Eine typische Ursache ist zum Beispiel, dass Männer wie Frauen sich nicht erlauben, ihre eigenen Bedürfnisse zu äußern und wirklich zu leben. Oder haben nicht genügend Zeit für sich. Oder haben einen tierisch stressigen Job, der Auswirkungen auf die Partnerschaft hat. Oft zeigt sich auch, dass die Kommunikation nicht funktioniert und nicht wertschätzend kommuniziert wird. 

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Und wenn sich der Betroffene nicht selbst erlaubt, glücklich zu sein, sich Zeit für sich zu nehmen oder sich einen Job einzurichten, der zufrieden macht, dann kann sich das unmittelbar negativ auf die Partnerschaft auswirken. Das kann zum Beispiel zu fehlendem Sex führen. Das sehe ich immer wieder. Dieser Lebensbereich wird dann ganz schlecht bewertet. Und es liegt halt eben nicht immer am Partner. Deswegen ist es ungemein wichtig gleich zu Anfang herauszufinden, was ist denn die wirkliche Ursache hinter dem Partnerschaftsproblem ist. 

Okay, sagen wir, die Frau hat jetzt herausgefunden, dass sie eigentlich mit allen Lebensbereichen im Reinen ist, aber sie sich ständig mit ihrem Partner streitet, und der Partner sich dann aber zurückzieht. Schritt 3 wäre jetzt also, zu überprüfen, wie zufrieden man mit dem Partner, der Partnerin noch ist?

Also dieser Fall, dass alle Lebensbereiche super sind und nur der Partnerschaftsbereich im Argen liegt - das ist der seltenste Fall. Ich würde sagen, nur das nur bei einem Viertel der Betroffenen so ist. In 3/4 der Fälle zeigt sich, dass andere Dinge mit reinspielen und meistens auch ursächlich sind.

Nichtsdestotrotz kommt er vor und auch wenn die Ursache in einem anderen Bereich liegt, schauen wir uns die Partnerschaft noch viel tiefer an.

Wir arbeiten hier mit professionellen Tools. Auch innerhalb des Bereichs Partnerschaft gibt es 12 Unterbereiche, wie zum Beispiel Sex und Nähe, die ich schon erwähnt habe, aber auch gegenseitige Erwartungshaltungen, die Wohnsituation, gemeinsame Freunde, die Kommunikation, Geld, Finanzen, die Kinder und noch mehr. In Schritt 3 schauen wir dann hier genau hin und die Betroffenen finden heraus, mit was genau sie in der Partnerschaft nicht zufrieden sind?

Immer wieder passiert es in diesem Schritt, dass sich die Wahrnehmung auf die Partnerschaft verändert. Während viele am Anfang denken: „Meine Partnerschaft ist die Ursache allen Übels“, finden sie dann heraus, dass die Partnerschaft vielleicht gar nicht so schlecht ist, wie anfänglich gedacht.

Oft spielt uns da der Kopf einen Streich. Die Aufmerksamkeit geht auf das, was schlecht ist und wird dann aufs ganze Leben projiziert.

Unsere Tools machen das sichtbar und erste Aha-Effekte und Klarheit entstehen. 

In Schritt vier schaut man dann ganz auf sich selbst. Man soll herausfinden, was man braucht, um wirklich glücklich zu sein. Was man sich – vielleicht auch vom Partner – wünscht, wovon man träumt. Und man kann auch mit dem Partner/der Partnerin darüber ins Gespräch kommen, was er und sie sich wünscht oder erträumt.

In Schritt 4 geht es erst einmal ausschließlich um die Betroffenen selbst. Hier geht es tatsächlich noch nicht um den Partner, sondern darum: Was brauche ich, um glücklich zu sein.

Dahinter steht die Grundhaltung, dass jeder selbst die Verantwortung für das Glück in seinem Leben trägt. Also nicht der Partner ist für das eigene Glück verantwortlich. Ich frage die Menschen, die zu mir kommen: ‚Was ist das, was dich glücklich macht? Was ist das, was du brauchst in deinem Leben?‘ Und viele haben hier keine Antwort und sagen: ‚Ich stecke so viel Zeit in die Partnerschaft, den Job und die Kinder… ich habe gar keine Zeit mehr für mich.‘

Das ist eine der Hauptursachen, weswegen man sich in der Partnerschaft verliert. Und das gilt es jetzt aufzuholen. Der Start dafür passiert in Schritt 4. Hier ist die Aufgabe sich mal richtig Zeit für sich zu nehmen und sich selbst Aufmerksamkeit zu schenken: ‚Was ist denn das, was mir Spaß macht? Was sind denn die Werte, die ich brauche, um tatsächlich glücklich zu sein in meinem Leben?‘

Wir arbeiten hier mit einer Analyse, die es leicht macht die eigenen Werte – wir nennen es die inneren Motive - herauszufinden. Anhand von 30 inneren Motiven findet man heraus: ‚Wie ticke ich eigentlich? Was treibt mich denn an? Was gibt mir Energie und was nimmt mir Energie?‘ 

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Hier fallen dann im wahrsten Sinne des Wortes die Schuppen von den Augen.

Ein Beispiel. Ein Mann war bei mir – er überlegte, sich zu trennen. Er hatte schon eine Affäre nebenbei und war also total hin und hergerissen zwischen seiner Frau und seiner Freundin. Er wusste nicht, was er tun sollte. In der Werteanalyse wurde sein höchster Wert deutlich sichtbar – ‚Harmonie‘. Sein niedrigster Wert war ‚Sichtbarkeit‘. Menschen mit hohem Harmoniewert gehen jedem Konflikt aus dem Weg – so auch er. Gleichzeitig zeigte er sich mit seinen Bedürfnissen kaum in seiner Partnerschaft. Diese Kombination ist keine gesunde Basis für eine langfristige glückliche Partnerschaft – auch nicht mit seiner Freundin. Das erkannte er und entschloss sich, vorerst bei seiner Frau zu bleiben, um an sich und der Beziehung zu arbeiten.

Noch ein anderes Beispiel: Da war Daniela, die Stress mit ihrem Partner hatte. Ihr Mann war krank. Die Krankheit war auch nicht heilbar. Im Gegenteil sie wurde immer schlimmer und er damit immer unbeweglicher. In der Werteanalyse sah Daniela deutlich vor sich, dass Bewegung hier höchste Motiv war und ihr damit am meisten Energie gab. Sie dachte aber, sie müsste immer zuhause bleiben und sich um ihren Mann kümmern. Und das hat sie total unglücklich gemacht. Sie hatte das natürlich schon gespürt, aber mit der Analyse wird es einem ‚schwarz auf weiß‘ sichtbar gemacht. Es war total klar,

wenn sie sich nicht bewegt, wenn sie nicht unterwegs ist und zwar jeden Tag, dann ist sie einfach unglücklich. Für den Entscheidungsprozess ‚trennen ich mich oder nicht‘ sind das wesentliche Erkenntnisse – z.B. ‚Ok – ich muss mit meinem Partner darüber sprechen. Ich zeige auch mal meinem Partner, was ich brauche, um glücklich zu sein.‘

Hier wird es deutlich: Wenn man die Verantwortung für sein Leben übernimmt, muss man sich auch gut um sich kümmern… und eben nicht nur für die Familie und für die anderen da sein.

Das Geheimnis langer glücklicher Beziehungen liegt ja in der gegenseitigen Wertschätzung, gerade auch, wenn es große charakterliche Unterschiede zwischen den Partner*innen gibt. Und in Schritt 5 schaut man nun genau darauf…


Genau. In Schritt 4 ging es um die eigene Wertschätzung – um den Selbstwert ‚Ich bin es mir wert bei mir selbst hinzuschauen‘.

In Schritt 5 geht's genau wie du sagst um die gegenseitige Wertschätzung. Viele gehen davon aus – dass so wie ich denke, das was ich tue, so müsste der andere auch empfinden und denken. Und das ist eben nicht so! Das führt zu Streits, bei denen es, wie ich am Anfang sagte, darum geht, was richtig und was falsch ist. Obwohl vielleicht beides richtig ist, weil jeder andere Motive und auch eine andere Perspektive hat.

In Schritt 5 üben wir, sich wirklich mal in die Lage des anderen zu versetzen und zu gucken: ‚Was hat mein Partner oder meine Partnerin wohl für innere Motive und wie ist er oder sie wohl angetrieben?‘

Die Unterschiede zwischen beiden Partnern werden sichtbar gemacht. Zum Beispiel, dass ich selbst unheimlich abenteuerlustig bin, viel Bewegung brauche und am liebsten unterwegs bin. Und mein Partner vielleicht gerne zuhause auf der Couch sitzt und gerne immer wieder das gleiche macht. Jetzt könnte man sich darüber streiten oder man lernt diese Unterschiede Wert zu schätzen und zu sagen: ‚Es ist okay, dass du so bist. Und es ist auch okay, dass ich anders bin.“ 

Mit der Partner Bilanz finden wir dann heraus, wo ein Paar gut zusammenpasst und wo nicht. Jetzt kann man anders über die Partnerschaft nachdenken: ‚Aha, okay, so ist das. Der andere meint das nicht böse. Genauso gut muss ich mich auch nicht auf die Couch setzen.“ Wenn wir eine glückliche Beziehung führen wollen, dann dürfen wir uns mit diesen Unterschieden auch gegenseitig Werte wertschätzen. Wir können schauen, wie wir mit unseren Unterschieden besser umgehen können oder halt auch nicht.

An diesem Punkt hat man wahrscheinlich jetzt schon viele neue Blickwinkel auf das eigene Leben und die eigene Partnerschaft gefunden. Jetzt heißt es in Schritt 6, aus diesen Blickwinkeln neue Möglichkeiten für die Zukunft zu entwickeln. Am besten schreibt man erstmal alles auf, was einem so einfällt. Trennung auf Zeit, die Öffnung der Partnerschaft für andere Sexpartner oder was auch immer… Was bringt einem das?

Genau. Wir sind ja jetzt schon ein paar Stufen der Treppe hochgelaufen. Unterwegs sind neue Ideen entstanden. Nehmen wir das Beispiel von eben: ‚Ich bin gerne unterwegs und mein Partner sitzt gerne auf der Couch.‘ Wenn man das so vor Augen hat, dann kommt man ja auf Ideen, wie man zukünftig anders miteinander umgehen könnte. Zum Beispiel dem anderen den Freiraum lassen, rauszugehen, mehr alleine zu unternehmen und vielleicht nicht jeden Urlaub gemeinsam verbringen zu müssen. Oder zu einem Urlaubsziel zu fahren, wo der eine Wellness und der andere Action machen kann.

Es geht aber auch darum, Möglichkeiten des Zusammenlebens oder der Beziehungführens zu finden, die jetzt jenseits, von ‚trennen ja oder nein‘ sind. Was haben wir denn noch für Möglichkeiten? Wir können wir unsere Beziehung anders führen. Wir können anders miteinander kommunizieren. Wir können auch drüber nachdenken, vielleicht ein neues Beziehungsmodell zu führen.

Wir müssen nicht so eine Beziehung führen, wie es unsere Eltern taten. Die Welt dreht sich so schnell, dass das Modell, was noch in den 60ern, 70ern, 80ern gang und gäbe war, vielleicht heute nicht mehr passt. Und da sind wir alle aufgefordert oder haben alle die Gelegenheit zu sagen: ‚Ich erfinde mir einfach eine Beziehung, so wie sie mir gefällt und denk mir einfach mal was Neues aus.‘

Wir fordern unsere Teilnehmer dann auch heraus, mal schräg und jenseits der eingefahrenen Spurrillen zu denken. Auch über Dinge, die man sich vielleicht nie erlaubt hat, wie z.B. über eine offene Beziehung. Ich bin verantwortlich für mein Leben. Dazu gehört auch, ich alle Möglichkeiten zulasse und mich nicht von vorneherein einschränke und in einer Einbahnstraße fahre. Viele Möglichkeiten geben Freiheit – auch wenn ich mich dann dagegen entscheide.

Eine Möglichkeit kann auch sein ein Experiment zu wagen und für eine Zeitlang mal etwas Neues auszuprobieren. Vielleicht mit zwei getrennten Wohnungen, um wieder ein bisschen Spannung reinzukriegen und herauszufinden, wie sehr man den anderen wirklich vermisst. 

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Wir haten ja vorhin schon kurz erwähnt, dass viele Partner Trennungsängste haben. Dazu hast du aber auch gute Ideen. Was macht man gegen diese Ängste?


Du sagst es. Was kann ich denn dagegen tun? Ich würde mal sagen, „gegen“ Ängste sollte man nichts tun. Weil wenn man versucht, etwas gegen Ängste zu tun, dann schenkt ihnen noch mehr Aufmerksamkeit und dann werden sie größer. Das funktioniert also nicht – das habe ich auch schon selber ausprobiert. Am besten lassen.

Ich gehe jetzt immer mal davon aus, dass wir nicht über krankhafte Ängste sprechen. Denn dann bräuchte es natürlich therapeutische Hilfe.

Aber sagen wir mal, das ist alles so im Rahmen. Dann ist es hilfreich eine Angst mal als Einladung zu sehen. Als Einladung dafür, mal genau hinzuschauen, was die Angst denn sagt. Vielleicht ist da irgendetwas, worüber du dir noch keine Gedanken gemacht hast. Und die Angst ist ein Hinweis: „Schau doch da vielleicht mal hin.“ Gerade wenn es um finanzielle Ängste geht oder um die Kinder. Wenn man sich hier noch keine konstruktiven Gedanken gemacht hat, dann könnte die Angst eine Einladung dazu sein: ‚Schau doch mal da hin. Und was willst du mir denn sagen mit dieser Angst? Was darf ich denn da noch herausfinden?‘

Zum Beispiel sagte mir eine hübsche intelligente 30 jährige Frau mal: „Ich habe die Angst, keinen Partner mehr zu finden.“ Wir haben dann geschaut, um was es denn wirklich geht. Denn meistens ist die Angst gar nicht die Angst. Und es geht darum die tatsächliche Ursache dahinter herauszufinden. In diesem Falle war es der Selbstwert. Sie fühlte sich nicht wert, geliebt zu werden. Es ging also nicht darum an der Angst zu arbeiten, sondern am Selbstwert. Eine Frau mit Selbstwertgefühl – egal wie alt – hat in der Regel keine Angst davor, einen Partner zu finden.

Eine weitere Angst bei Trennungen ist: „Ich habe nicht genug Geld und der andere nimmt mir das Geld weg.“

Diese Angst ist häufig da, ohne dass es vielleicht einen konkreten Anlass dafür gibt. Dann fängt der Körper, wenn man da nichts tut, an, darauf zu reagieren. Z.B. denkt man darüber nach zu einem Rechtsanwalt zu gehen, der ein scharfer Hund. Ist und die Rechte einklagt. Oder man fängt schon an, die Konten abzuräumen, aus Angst, der andere könnte das tun. Das ist das Problem. Dieses Reagieren aus einer Angst heraus führt zur Eskalation und dann zum Krieg. Deswegen ist es wichtig, mit der Angst konstruktiv umzugehen, statt darauf nur zu reagieren. Die Angst muss nicht real sein, sondern ich guck mal, was dahinter steht und was ich tun kann. Dann kann man aus der Angst vollständig aussteigen und anders handeln.

Wahrscheinlich ist es auch hilfreich, mit Menschen zu sprechen, die eine Trennung schon geschafft haben, oder?


Ja, es ist immer hilfreich, mit Menschen zu sprechen, die irgendetwas Positives erreicht haben. Also ich meine, wenn ich z.B. einen Podcast machen wollte, dann könnte ich z.B. euch fragen, wie das geht. Weil ich finde euren Podcast genial. Ihr macht das so dermaßen professionell. Ist also besser euch zu fragen als irgendjemand, der noch keinen gemacht hat.

Und ja und dann macht es auch Sinn, das bei Trennungen so zu machen. Viele Fragen dann ihre Eltern, was häufig - Ausnahmen bestätigen, die Regel - vielleicht nicht so gut ist. Weil ich sollte die Eltern nur fragen, was man machen soll, wenn die wirklich eine Beziehung leben, die ein Vorbild ist und die ich auch führen will. Aber wenn die Eltern selbst unglücklich sind, dann wäre es vielleicht nicht hilfreich, die Eltern zu fragen. Dann ist der Drang, die Eltern zu fragen, weniger wirklich eine gute Meinung zu kriegen, als den Segen der Eltern zu kriegen, dass man das machen darf.

Also insofern ganz, ganz wichtig Menschen zu fragen, die irgendwas erfolgreich geschafft haben und nicht Menschen zu fragen, die dann selbst in eine Angst verfallen. Häufig erhält man dann Ratschläge, die nicht zu mir passen.

Dann kommen wir nochmal zurück zu den neuen Möglichkeiten, wie wir in Schritt 6 erarbeitet haben. Jetzt bewertet man sie doch, nämlich, ob diese Optionen machbar sind, ob sie sich gut anfühlen.

Genau. Also in Schritt 6 haben wir dann auf Basis der ersten 5 Schritte mehrere neue Ideen gesammelt.

Diese erweitern wir dann um weitere. Dabei ist es wichtig einfach mal alles zu denken. Je mehr je besser. Alles ist erlaubt. Es geht jetzt noch nicht darum eine Entscheidung zu denken, sondern alle denkbaren Möglichkeiten zu entwickeln.

Dann wird es auf einmal sehr leicht, weil die eigentliche Arbeit schon getan ist. In Schritt 7 geht es dann nur noch darum, diese Möglichkeiten zu bewerten. Da haben wir eine Methode, wo wir zwei Fragen stellen:

1. Wie machbar ist die jeweilige Option – kann ich das überhaupt umsetzen?

2. Wie gut fühlt sich diese Option für mich an – will ich das denn?

Idealerweise wird dann sehr, sehr schnell deutlich, welche Option die beste ist. Diese ist machbar und sie fühlt sich auch einigermaßen gut an.

Wenn man sich jetzt entschieden hat, sich zu trennen, dann kann das ja ein ziemlicher Rosenkrieg werden. Ich hatte 2016 von dir beim Attachment Parenting Kongress einen Vortrag zu Trennungen gehört, da hattest du irgendwie eine Zeitspanne genannt, in der man die ganzen finanziellen und materiellen Entscheidungen am besten fällt. 8 Wochen, oder so etwas? Warum in dieser Zeit?

Angenommen jemand sagt hier, es geht wirklich nicht mehr. Ich habe es mir nicht leicht gemacht, ich bin alle 7 Schritte gegangen und bin mir sicher, das ist der beste Weg. Dann geht es darum, dem anderen das mitzuteilen und zu sagen: „Ich trenne mich jetzt.“
Ich habe Analysen durchgeführt, was gute von schlechten Trennungen unterscheidet. Dabei fand ich heraus, dass Zeit eine ganz wesentliche Rolle spielt. In dem Moment, wo man dem Partner sagt „Ich möchte mich trennen“, sind beide erstmal wie paralysiert. Das ist schon eine gewisse Schocksituation. Gleichzeitig fühlen sich beide noch miteinander verbunden. Das ist wie bei einem großen Containerschiff. Wenn das Ruder hart backbord gelegt wird, fährt das Schiff erst einmal weiter geradeaus bis es anfängt den Kurs zu ändern. So ähnlich ist es bei einer Beziehung auch. Auch wenn man gesagt hat, ich trenne mich jetzt, dann dauert das noch eine Zeitlang, bis es wirklich umgesetzt ist oder bis es wirklich ankommt. Und das sind diese acht Wochen, von denen ich spreche und auf die ich mein 8 Wochenprogramm für eine friedliche Trennung ausgerichtet habe. Diese 8 Wochen sind der ideale Zeitraum, um gemeinsam Vereinbarungen für finanzielle und rechtliche Fragen zu treffen, weil man noch im gemeinsamen Geist unterwegs ist.

Ein anderer passender Vergleich ist… Trennung ist, als ob man aus dem Flugzeug stürzt. Es fühlt sich so an, als ob der Boden unter den Füßen weg sei. Man fällt mit 200 Stundenkilometern Richtung Boden. Das einzige was jetzt Sinn macht, ist den Fallschirm zu ziehen und die Fallgeschwindigkeit zu reduzieren. Dieser Fallschirm ist im übertragenen Sinne, eine Vereinbarung mit dem Partner über die Finanzen, die Kinder und andere wichtige Fragen. Sobald hier Klarheit besteht, ist man zwar noch nicht am Boden angekommen, aber es kann nichts wirklich Schlimmes mehr passieren. Ein Rosenkrieg kann dadurch vermieden werden. Denn im Rosenkrieg werden meistens die Kinder und das Geld als Waffen verwendet, um dem anderen weh zu tun. Sobald das aber geregelt ist, können beide Partner sich um ihr neues Leben kümmern.

Deswegen sind diese acht Wochen sehr wertvoll. Ich rate allen, die sich für die Trennung entschieden haben, sich in diesen acht Wochen mit dem Partner hinzusetzen und Regelungen zu treffen. Es gibt mehrere Möglichkeiten, das zu tun. Man kann das selbst machen oder gemeinsam zum Mediator gehen. Ich habe speziell ein 8 Wochenprogramm entwickelt, in dem ich Paare begleite, die sagen: „Ja, wir wollen den Fallschirm ziehen. Wir wollen so schnell wie möglich klare Verhältnisse schaffen.“ Ich bin dabei eine Art Projekt- und Krisenmanager und begleite beide zu einer gemeinsamen Lösung. Die bedeutet Sicherheit für alle, für beide Partner und für die Kinder. 

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Welche Bereiche sind denn wichtig bei Trennungen? Woran muss man denken, welche Vereinbarungen sollte man unbedingt treffen?

Es gibt konkrete Dinge, die zu regeln sind, was auch schnell möglich ist. Ich sehe das immer wieder, dass Streitigkeiten nicht aufgrund der Fakten, sondern immer nur aufgrund der Emotionen entstehen. Wenn die Emotionen freiliegen, dann gibt es Stress. Aber in diesen acht Wochen ist das noch überschaubar und da ist der beste Zeitraum, Regelungen zu finden. Also die acht Wochen sind nicht nur der Zeitraum, sondern auch der Zeitpunkt. Das beginnt dann, wenn einer von beiden die Trennung ausspricht.

Falls jemand in dieser Situation ist, dann kann ich jetzt gerne mal aufzählen, welche Punkte geregelt werden sollten. Es geht um 7 Punkte: Wenn Kinder da sind, geht es um die Regelung des Sorgerechts und des Betreuungsmodells. Es gibt verschiedene Modelle, wie z.B. das Residenz- oder das Nestmodell oder die 50/50 Regelung. Abhängig davon ist der Kindesunterhalt. Im Rahmen der finanziellen Regelungen gibt es den Zugewinn. Man spricht vom Zugewinn, wenn man verheiratet ist und keinen Ehevertrag hat. Dann ist man in einer Zugewinngemeinschaft. Hier wird aso das Vermögen, das während der Ehe angehäuft wurde, aufgeteilt. Als vierten Punkt ist der Ehegatten Unterhalt zu regeln. Wenn einer erheblich mehr als der andere verdient, findet dann ein Ausgleich statt. Als fünftes Thema muss die Wohnsituation geregelt werden. Wohnt man weiterhin im gemeinsamen Haus aber getrennt oder in unterschiedlichen Wohnungen? Beim sechsten Thema wird der Hausrat aufgeteilt – wer behält welche Möbel und Gegenstände. Das siebte Thema ist der Versorgungsausgleich. Hier geht es um die Rentenansprüche, die ausgeglichen werden. Hier muss in der Regel selbst nichts getan werden. Sollte es später mal auch um Scheidung gehen, dann wird dieser Ausgleich vom Gericht automatisch durchgeführt.

Wichtig ist: Trennung bedeutet nicht Scheidung! Auch wenn es nicht um Scheidung, sondern nur um Trennung oder auch Trennung auf Zeit geht, rate ich dringend dazu, diese Vereinbarungen zu treffen. Das ist eigentlich nichts anderes, wie wenn man in den Urlaub fährt. Hier macht man sich ja auch Gedanken: Wohin fahren wir? Wo wollen wir wohnen? Und wer bezahlt was? Nichts anderes sind die Regelungen bei einer Trennung. Ob es dann später zu einer Scheidung kommt oder vielleicht auch nicht, ist davon erst einmal unabhängig.

Nach einer Weile kommt ja nach der Trennung doch nochmal oft Frust hoch und die Ex-Partner fangen vielleicht an, sich zu hassen. Was mache ich denn, wenn der Ex schlecht über mich redet vor den Kindern?

Ja, das ist doof. Ich kenne das. Das ist eine extrem große Herausforderung und es ist sehr komplex, weil viele daran beteiligt sind. Es ist ein bisschen schwierig, da pauschale Ratschläge zu geben, weil es immer auf den Einzelfall ankommt und immer auf die Einzelperson.

Vielleicht ein paar generelle meiner Best of Tipps. Ich gehe jetzt davon aus, dass der Konflikt nicht extrem ist, denn dann muss man darüber nachdenken Dritte, wie z.B. das Jugendamt einzuschalten.

Also wie kann man damit umgehen?

Sehr hilfreich ist es, eine lernende Einstellung einzunehmen. Ich sage immer: der ehemalige Partner, weiß, wo die Knöpfe zu drücken sind. Das ist dein bester Trainer, um Kommunikation zu lernen. Man kann gar nicht so viel Geld ausgeben in Kommunikationskurse, wie man in solchen Trennungssituationen lernen kann.

Ein anderer Tipp ist: No JEDING. Das heißt, wenn irgendwelche Vorwürfe im Raum stehen, fang nicht an Dich zu rechtfertigen (Justifying) oder Dich zu entschuldigen (Excuse). Fang auch keine Diskussion (Discussion) an. Weil erst dadurch nimmt man die Vorwürfe an und gibt dem ganzen die Grundlage.

Angenommen der andere kommt mit dem Vorwurf: „Ich gebe Mama so viel Geld, jetzt habe ich keins mehr.“ Wenn man da anfängt, sich zu rechtfertigen oder etwas zu erklären und zu diskutieren, ist das nicht gut. Insbesondere nicht vor den Kindern. Man zieht sie in Themen rein, die sie nur belastet. Das macht keinen Sinn.

Das Wichtigste ist es, raus aus der Situation zu gehen, zur Ruhe zu kommen, selbst da nicht mitzumachen, nicht einzusteigen in diese Sichtweisen, sondern erst danach ins Gespräch zu kommen… am besten in Ruhe. Jetzt gilt es herauszufinden, was denn das eigentliche Interesse. ist? Will der andere sich nur abreagieren? Was steht dahinter? Wenn die Kinder mit einbezogen waren, dann hab ich es immer so gemacht, dass ich bei Kindern nicht gegen ihren Vater argumentiert habe. Ich hab dann immer gesagt: „Es gibt immer zwei Sichtweisen. Papa hat eine Sichtweise und Mama hat eine andere Sichtweise.“ Man darf da nicht einsteigen, zurückzuschlagen, den anderen schlecht machen oder sagen: „Das stimmt doch überhaupt gar nicht.“ Das macht aus meiner Sicht keinen Sinn, weil wir damit schnell ins Reagieren und Eskalieren rutschen. Wichtiger ist es, den Kindern zu zeigen, dass es unterschiedliche Meinungen und Sichtweisen gibt. Ich habe meine Kinder stark gemacht, dass sie sich ihre eigene Meinung bilden dürfen. Und ich habe sie stark gemacht, dass sie ihre eigene Meinung - auch dem Vater gegenüber – vertreten. 

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Und wie ist es, wenn sich ein Kind weigert, zum anderen Elternteil zu gehen an den Besuchstagen?


Ja, das habe ich selbst auch erlebt. Das Wichtigste ist es, erst einmal hinter die Ursache zu kommen. Was ist die Ursache? Was ist das Bedürfnis des Kindes? Wenn das Kind sagt: „Ich hab da keinen Bock hinzugehen, mir ist langweilig.“ dann ist es ja erstmal in Ordnung. Das ist ein Bedürfnis. Aus meiner Sicht ist das dann aber kein Grund, nicht zum vereinbarten Termin zu gehen. Jetzt kannst Du wieder Dein Kind stark machen: „Was ist denn das, was Du gerne tun würdest? Sprich doch mal mit Papa darüber.“

So bin ich immer ins Gespräch mit meinen Kindern gegangen. Ich habe Ihnen beigebracht, dass auch sie die Verantwortung für eine gelungene Beziehung mittragen. Das Ganze ist natürlich abhängig vom Alter der Kinder. Ich diesem Beispiel dachte ich an Kinder in der Pubertät. Sie sind in der Lage mit ihrem Vater zu sprechen, Wünsche zu äußern und Vorschläge zu machen. Häufig hat das dann funktioniert und der Vater hat das offen entgegengenommen.

Das Wichtigste ist es als erstes herauszufinden, was das Bedürfnis des Kindes ist, warum es nicht zum vereinbarten Besuchstermin gehen möchte. Geht es um so Dinge wie Langeweile oder gibt es ernsthaft Gründe, die das Kindeswohl gefährden und z.B. das Kind unter Druck gesetzt wird.

Außerdem sollte man auch immer den Loyalitätskonflikt des Kindes im Blick haben. Manchmal wollen Kinder nicht zum Vater, um die Mutter nicht traurig zu machen. Es gab auch bei mir eine Zeit, in der ich aktiv an mir gearbeitet habe und immer wieder in positive Energie gegangen bin und mir gesagt habe: „Ich freue mich, dass die Kinder einen Vater haben, der sich um sie kümmern will. Ich bin dankbar dafür.“ Es gibt ja auch Väter oder Mütter, die sich nicht um ihre Kinder kümmern wollen und sich komplett verabschieden.

Ist man sich selbst unsicher, hilft ein geschulter Blick von außen. Es kann Sinn machen, eine dritte Vertrauensperson hinzuziehen, um herauszufinden, was wirklich dahinter steckt.

Sprechen, sprechen, sprechen ist wichtig und die Bedürfnisse aller Beteiligten mit einzubeziehen – von beiden Eltern und den Kindern.

Meistens ist es die Musik, die auch dann den Ton macht. Und das habe ich auch aktiv immer mit meinen Kindern geübt. Ich habe ihnen auch beigebracht, wie sie ihrem Vater ihre Bedürfnisse mitteilen. Sie fühlten sich oft nicht gesehen. Daran habe ich mit ihnen gearbeitet. Was kannst du tun, damit du sichtbar wirst? „Immer wieder zu sagen Papa, Mama, ich fühl mich so und so.“ „Ja. Aber dann hört er nicht zu.“ Da hilft die Technik der kaputten Schallplatte. Du sagst einfach immer wieder das gleiche: „Ich fühle mich….. Ich wünsche mir……“ Immer und immer wieder. Ich habe das richtig mit meinen Kindern trainiert, wie sie sich sichtbar machen, wie sie ihre Gefühle äußern, wie sie aber auch sich selber klar werden dürfen, was sie denn eigentlich wirklich wollen. Und das ist die große Chance, die in jedem Konflikt steckt dazuzulernen, wertschätzend zu kommunizieren und eine wertschätzende Beziehung aufzubauen. Und das ist die große Chance auch für Kinder in Trennungssituationen etwas Positives daraus mitzunehmen. Sonst funktioniert das nicht. 

Vielen Dank an Barbara für dieses interessante Gespräch!

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