Spielzeugwaffen für Kinder - harmloses Zeug oder absolutes No-Go?

Mein Sohn Herr Friedlich ist 3;6 Jahre alt und spielt in letzter Zeit total gern mit Waffen. Einen großen Teil dieser Waffen gibt es schon seit gut acht Jahren in unserem Kinderzimmer, doch meine Töchter beschäftigten sich damit meist nur halbherzig und sporadisch damit. Für Herrn Friedlich aber können die "Schießgewehre" nicht groß genug sein - er baut sich aus Duplosteinen riesige Monsterwaffen, die er kaum tragen kann und sieht in jedem Stock auf der Straße eine "Schießkanone", die unbedingt aufgesammelt werden muss. Ähnliches höre ich von anderen Eltern mit Söhnen in seinem Alter. Dieser Artikel soll sich damit beschäftigen, warum das wohl so ist, und wie wir Eltern damit umgehen können.

Spielzeugwaffe aus Duplo-Steinen
"Schießkanonen" aus Duplo


Warum spielen Kinder gern mit Waffen?


Spiegelneurone


Als mein Sohn etwa ein halbes Jahr alt war, verbrachten wir den Vormittag oft in einem Spielcafé. Dort lag er auf dem Boden und guckte den spielenden Kindern zu, während ich bei einem Kaffee entspannte. Während ich ihn so beobachtete, fiel mir etwas Spannendes auf. Herr Friedlich schien mit Vorliebe kleinen Jungen zuzugucken. Bei Mädchen und ihren Spielen verweilte sein Blick immer nur kurz, doch das, was die Jungen so machten, ließ ihn sehr aufmerksam werden. Es schien mir, dass etwas in ihm ihn unbewusst dazu brachte, sich die Mitglieder seines "Stammes" genauer anzusehen, zu denen er gehörte, bevor er selbst wusste, dass er ein Junge* ist (oder dass es überhaupt so etwas wie Geschlechtskategorien gibt). Möglicherweise war das damals reiner Zufall, doch bemerkenswert fand ich es schon, denn diese (vermeintliche) Beobachtung bringt mich zu meinem ersten Argument, warum Kinder - und ganz klischeehaft vor allem Jungen - gern mit Waffen spielen: Spiegelneurone.

aufmerksam schauendes Kind
Kinder beobachten gern

Die Spiegelneuronen in unserem Gehirn sind eine fabelhafte Sache. Beobachtet ein Mensch einen anderen Menschen bei einer Handlung, feuern in seinem Gehirn genau die gleichen Areale, wie in dem Gehirn des aktiven Handelnden. Das Gehirn des Zuschauers lernt sozusagen schon einmal die Schritte der Handlung vor, für den Fall, dass er das einmal brauchen wird. So kommt es, dass unsere Kinder schon sehr früh Dinge interessant finden, die sie bei uns tagtäglich sehen (am Handy spielen, kochen, das Zimmer saugen etc.), und sie anfassen und mit ihnen spielen wollen. Ab einem Alter von etwa einem Jahr machen unseren Kindern deshalb auch solche Spielzeuge am meisten Spaß, mit denen sie die Erwachsenenwelt imitieren können. Seinen Höhepunkt hat dieses Imitationsspiel etwa ab dem 2. bis zum 3. Geburtstag. Dabei unterscheiden die Kinder noch nicht in den Tätigkeiten, die sie nachmachen: in diesem Alter spielen auch z. B. auch Kinder, die männliche äußere Geschlechtsmerkmale haben, mit der Kinderküche, dem Kinderbesen oder hängen gern Wäsche auf der Kinderwäscheleine auf. Sie imitieren einfach alles, was sie sehen und spannend finden.

Ab drei Jahren wird es für die Frage, warum unsere Kinder so gern mit Waffen spielen, spannend. Das ist normalerweise der Zeitpunkt, in dem Kinder in indigenen Kulturen von der Obhut der Eltern in die altersgemischte Kindergruppe entlassen werden. Unsere Kinder sind ab diesem Alter meist in Kitas bzw. in Kindergartenfrei-Gruppen zu finden, d. h. auch in einer altersgemischten Gruppe. Im Steinzeitalter mussten die kleinen Dreijährigen nun gut aufpassen und von ihren älteren Freunden lernen. Spielend zogen sie durch den Urwald und lernten, essbare Pflanzen zu identifizieren, auf Bäume zu klettern oder kleine Tiere zu erlegen. In der Kita passiert ähnliches. Und nun kommt die (gesellschaftlich forcierte) Geschlechtertrennung mit ins Spiel.

Geschlechtsorientierung, Geschlechtsidentität und Geschlechtszugehörigkeit


Geschlechtsidentität ist die subjektive Einschätzung eines Menschen, welchem Geschlecht er oder sie angehört, im Gegensatz dazu, für was andere ihn halten. Ein Kind mit Penis wird von den meisten Menschen für einen Jungen gehalten, das heißt aber nicht, dass dieses Kind im Inneren tatsächlich ein Junge ist. Es kann sich selbst als weiblich verorte oder auch als genderfluid. Darum soll es hier in diesem Artikel allerdings nicht gehen, das können andere (Nina und Zezyra) auch besser als ich. Hier geht es eher darum, dass Kinder etwa ab drei Jahren spüren und wissen, zu welchem Geschlecht sie sich zugehörig empfinden und ab diesem Alter eben sehr stark darauf achten, was die anderen so machen und womit sie spielen. Soll heißen: Ein Kind, das sich als Junge verortet, wird besonders ältere Jungs und Männer beobachten, ein Kind, das sich als Mädchen fühlt, wird gucken, was andere Mädchen und Frauen so tun.

kleines Spielzeugwaffenarsenal

In der Kita orientieren sich unsere Kinder aktiv an den größeren Kindern der Gruppe. Und bei denen geht es - da das der Fokus unserer Gesellschaft ist - auf der einen Seite um stark sein, Wettkampf, kämpfen, Star Wars etc., auf der anderen Seite um schön sein, rosa Feen, Glitzer, Einhörner etc. Es tut mir leid, hier so klischeebehaftet schreiben zu müssen, aber in den Kindergärten unseres Landes ist das leider immer noch Alltag. Falls eure Kinder also in Kindergruppen gehen, in denen es "wilde Jungs" und "friedliche Mädchen" gibt, steht die Chance ziemlich hoch, dass eure dreijährigen Töchter sich bald "das glitzernde Elsa-Kleid" und eure dreijährigen Söhne sich bald ein "Laserschwert" wünschen.

Denn die Elternschaft in Kitas ist bunt gemischt. So kann es durchaus sein, dass eure Kinder mit Kindern zusammen spielen, deren Eltern strikt heteronormativ leben und unbewusste Mitteilungen in dieser Richtung aussenden. Hinzu kommen die soziokulturellen Erfahrungen eines Kindes - eine Unterteilung in "Mädchensachen" und "Jungssachen" sind leider Gottes so alltäglich, dass man ihnen nirgendwo entkommt. Mein (damals zweijähriger!) Sohn wurde in der Kita wiederholt von einem Vorschulkind geärgert, das meinte, Herr Friedlich sei ja wohl ein Mädchen, da er einen lila Schneeanzug trüge. Fräulein Ordnung wiederum, die herbeigeeilt war, um ihrem Bruder zu helfen, wurde von dem Vorschulkind als Junge betitelt, denn sie trug einen hellblauen Anzug. Das zeigt, wie aussichtslos es eigentlich ist, zuhause gutes Vorbild zu sein - in der "Welt da draußen" werden unsere Kinder leider doch mit der Rosa-Hellblau-Falle konfrontiert werden. Und da Kinder in diesem Alter wirklich ungern aus der Reihe tanzen, werden sie sich an diese bekloppte Unterteilung ihrer kleinen Welt halten. Sprich: Kinder, die fühlen, dass sie ein Junge sind, werden sich "jungstypisch" verhalten, Kinder, die sich als Mädchen fühlen, "mädchentypisch". Lebten wir in einer Gesellschaft, die nicht so albern unterscheiden würde, würden unsere Kinder auch nicht so entschieden getrennte Vorlieben entwickeln. Mit etwa vier Jahren hat diese extreme Orientierung an dem, was dem eigenen Geschlecht "erlaubt" ist übrigens ihren Höhepunkt. Ab dem 5. Lebensjahr ebbt das merklich ab und mit etwa 6 Jahren (mit Schuleintritt) sind viele Kinder wieder entspannt genug, um auch ein Stück weit abseits vom Mainstream zu laufen.

Sich machtvoller fühlen


Wenn man drei oder vier Jahre alt ist, ist man noch ziemlich klein. Man darf leider nur wenige Sachen allein tun oder entscheiden und wenn es schlecht läuft, wird man vielleicht sogar von einem Erwachsenen gegen den eigenen Willen hochgehoben oder weggezerrt. Das Leben eines Drei- oder Vierjährigen besteht aus nervig vielen Regeln und Neins, die von machtvollen Großen durchgesetzt werden. Selbst in beziehungs- und bedürfnisorientierten Familien besteht dieses Gefälle an Möglichkeiten.

Spielzeugwaffen, Zauberstäbe oder das Identifizieren mit magischen, machtvollen Figuren wie Feen oder Superhelden und -innen ist ein Weg für Kinder, sich mächtiger zu fühlen. Meines Erachtens besteht keinerlei Unterschied zwischen dem So-Tun-Als-Ob-Spiel als Fee oder als Panzerfahrer. Nur wir Erwachsenen machen da einen (gefühlten) Unterschied. Das eine finden wir niedlich, das andere krass. Aber der Sinn für die Kinder ist der Gleiche: sich in eine Fantasiewelt zu flüchten, in welcher man nicht ohnmächtig Regeln befolgen muss, sondern ein mächtiger Entscheider ist; eine Welt, in der man groß und stark und ohne Angst ist. Wenn man also seinen Töchtern erlaubt, rosa-glitzer-Tüllkleider, Feenflügel, Zauberstab und Prinzessinnenkrone zu tragen, wäre es höchst ungerecht, Nein zu Laserschwertern, Supermankostüm, Cowboy-Pistolen oder schießenden Batman-Autos zu sagen.


Warum ich meinen Kindern erlaube, mit Spielzeugwaffen zu spielen


Spiel als Fenster in die Seele


Im Spiel zeigen Kinder, was sie gerade beschäftigt. Dieses Spiel zu unterdrücken, weil man als Erwachsener andere Assoziationen dazu hat, hieße, dieses offene Fenster in die Seele zu verschließen und sich selbst der Möglichkeit zu berauben, zu verstehen, was gerade an Ängsten und Wünschen in unseren Kindern abgeht.

Meine Töchter zum Beispiel haben, als Herr Friedlich gerade geboren war (also mit etwa 3;6 Jahren), sehr viel Zeit damit verbracht, zu spielen, sie wären Waisenkinder. Sie steigerten sich richtig in ihre Rollen rein, manchmal weinten sie sogar ein bisschen, weil "ihre Eltern tot waren". Mir bereitete dieses Spiel totales Unbehagen. Aber ganz offensichtlich brauchten die beiden das, um mit ihrem gefühlten "Verlust" der Eltern, die gerade schwer mit dem Neugeborenen beschäftigt waren, umgehen zu lernen. Im Spiel bearbeiteten sie ihre Ängste, wirklich allein auf sich gestellt zu sein und nur noch die jeweilige Schwester zum Liebhaben und Festhalten zu haben.

Spiderboy

Herr Friedlich wiederum ist der Kleinste in unserer Familie, und sicherlich auch noch der Schwächste. Kein Wunder also, dass er gerade die starken Superhelden anhimmelt und überall nur noch in seinem Spidermankostüm auftaucht. Kein Wunder auch, dass er machtverstärkende Hilfsmittel im Spiel gebraucht:  Pfeil und Bogen zum Beispiel, mit denen er auf der Lauer liegt, um "die bösen Diebe" zu fangen, die seinen Roller aus dem Keller geklaut haben.

Magisches Denken


Bis zum 7. oder sogar 8. Lebensjahr befinden sich Kinder noch im Magischen Denken. Alles, was passiert, kann in ihren Augen durch Zauberei erklärt und auch wieder gut gemacht werden. In diesem Lebensalter haben Kinder noch keinerlei Vorstellung für die Endgültigkeit des Todes. Deshalb haben sie auch keine Angst und kein schlechtes Gewissen, wenn sie andere "totschießen" mit ihrem gefundenen Stöcken. Wir Erwachsenen denken schon realistisch und sehen deshalb Panzer und Gewehre als abscheuliche Mittel, um andere zu töten. Wir wissen auch, dass der Tod unwiderruflich ist. Deshalb sind wir zutiefst schockiert, wenn unsere Kinder mit "so etwas" spielen wollen. Wir wollen keinen kriegsverherrlichenden, sondern pazifistischen Nachwuchs. Doch wir tun ihnen damit Unrecht, denn ihre Denkweise ist noch eine völlig andere, als unsere. Ihr Spiel mit dem Tod und todbringenden Mitteln ist noch unschuldig und ist kein Zeichen davon, dass sie Massenmörder werden wollen. In ihrer Welt steht der erschossene Freund in einer Minute wieder auf, und sie können erneut anfangen, sich "totzuschießen".
auch Äste von Bäumen werden zu Waffen umfunktioniert

Auch Todesdrohungen den Eltern gegenüber wie z. B. "Ich schmeiße dich aus dem Fenster!" , mit denen (meist) Vorschulkinder manchmal drohen, sind kein Grund, um als Erwachsener panisch zu überlegen, was in der Erziehung falsch gelaufen sein könnte. Übersetzt bedeutet "Ich will dich aus dem Fenster schmeißen" einfach nur: "Ich bin so wütend  mit dir, dass ich dich am liebsten auf den Mond schießen würde." Ihnen ist nicht klar, wie mega krass ein solcher Satz auf uns wirkt. Sie wollen nicht wirklich, dass wir tot sind und sie können auch noch nicht die Dimension des echten Todes nachvollziehen! Manche Kinder sagen in diesem Alter manchmal auch "Ich möchte sterben!" Auch in diesem Fall ist den Kindern nicht vollständig bewusst, was sie da sagen. Sie meinen "Ich fühle gerade sehr viele intensive Gefühle, die ich schlecht aushalten kann. So viel Schmerzen möchte ich nicht ertragen, deshalb wünsche ich mir einen Ausweg, sie nicht mehr fühlen zu müssen."

Interesse am Thema Tod


Vielleicht ist es euch schon aufgefallen: Vierjährige interessieren sich im Allgemeinen sehr für das Thema Tod. Auch wenn sie emotional noch nicht vollständig greifen können, was die Endgültigkeit des Todes wirklich bedeutet, wollen sie gern die technischen Details wissen. Waffen und Panzer als Verursacher des Todes sind schon allein deshalb in diesem Alter interessant. (Und falls euer Kind gerade in dieser Phase ist, diese Bücher gibt es dazu. Sie sind alle ganz okay, keins ist ideal: Ente, Tod und Tulpe, Und was kommt dann? - Ein Kinderbuch vom Tod, Abschied von Opa Elefant, Papa, wo bist du?, Für immer. Ein vierfarbiges Kinderbuch, Wo die Toten zuhause sind, ...)

Interesse am Thema Tod

Welche Einschränkungen sollte man machen?


Ein paar Regeln sollte es selbstverständlich im Umgang mit Spielzeugwaffen geben.

  • Aufeinander schießen (z.B. mit Nerf-Guns) sollte man ausdrücklich nur mit dem Einverständnis des anderen und auch nur mit Schutzkleidung (Brille für die Augen).
  • Stopp muss immer Stopp sein.
  • Gibt es in der Familie und unter den Freunden niemanden, der beschossen werden möchte, darf nur auf Zielscheiben und andere geeignete Ziele geschossen werden.
  • Gibt es im Umfeld Menschen, die diese Spiele nicht aushalten können, werden entsprechende Spielzeuge für die Dauer des Besuches nicht rausgeholt.
  • Ego Shooter (für das Alter eh nicht, aber später dann) sind zu real für die Spiegelneuronen unseres Gehirns - Jugendliche sollten sie noch nicht spielen.
Hinzu kommt: Habt ihr als Eltern keine Lust auf das Kriegsspiel, dürft ihr euch ganz authentisch verweigern. Daran zerbricht kein Kind. Aber es ihm selbst verbieten, ist tatsächlich unnötig.

Es ist nur eine Phase!


Liebe Eltern, es ist nur eine Phase. Wirklich. Die extremen "Ich-bin-eine-Eiskönigin-und-ziehe-nur-glitzerne-Tüllkleider-an!"- und "Ich-bin-ein-starker-Superman-und-wir-müssen-alle-großen-Stöcke-dieser-Welt-zuhause-sammeln!"- Lebensabschnitte gehen vorbei. Denkt mal an eure eigene Kindheit zurück. Habt ihr mit Pfeil und Bogen gespielt? Mit kleinen Soldatenfiguren? Ja? Und liebt ihr heute den Krieg? Nee! Stimmt's?

In jungen Jahren mit Waffen, Soldatenpüppchen oder Panzern spielen zu dürfen macht Kinder nicht automatisch später zum/zur Waffennarr_in oder  Kriegsverherrlicher_in. Machen wir also kein Problem aus etwas, das keins ist. Gönnen wir unseren Kindern ihre kleinen Machtverstärker und bleiben wir cool.

*Wir wissen, dass er ein Junge ist, weil er es mit seinen nun 3;6 Jahren selbst sagen kann.



@ Snowqueen

34 Kommentare:

  1. Ich hab in unserem Kindergarten (auch hier gibt es genügend heteronormative Eltern) tatsächlich ein bisschen andere Erfahrungen gemacht. Die Jungen sind zwar oft tatsächlich wilder, aber sie mögen auch Frozen und Einhörner. Sie tragen Haarspangen und auch mal Kleider. Einige Mädchen sind auch wild und hängen viel an Autos. In einem anderen Artikel schreibst du, dass Kinder oft kein Problem mit Dingen haben. (Kinder im Schlafanzug in die Kita bringen und auf Nachfrage sagen, dass man es halt morgens zu eilig hatte) Analog funktionierte das bei uns im Kindergarten auch. Wieso hat Jakob ein Kleid an? Weil er es schön findet..
    Für mich gibt es also Hoffnung.

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  2. Puh. Also ich schätze euch wirklich sehr und empfehle euer Buch allen, die es hören wollen oder auch nicht, aber mit diesem Artikel werde ich nicht warm. Aus so vielen Gründen, dass ich hier gar nicht alle aufzählen kann. Und unsere Erfahrungen mit drei Jungs sind auch ganz andere. Das liegt sicherlich auch an unserem heile-Welt-Kindergarten, aber trotzdem... würdet ihr euer Kind auch mit Wodka-Spielflaschen hantieren lassen, wenn die Peergroup das vorlebt? Bitte nehmt es mir nicht übel, ich schätze euch eigentlich sehr, aber der Artikel lässt mich ein bisschen mit offenem Mund hier sitzen. Von euch hätte ich erwartet, etwas genau gegen die breite Masse zu setzen, Kindern einen anderen Weg zur Kanalisation ihrer Gefühle zu geben und zu thematisieren, dass Gendermainstreaming unglaublich weite Auswirkungen hat und es eigentlich viele sensible, sanftmütige Jungs gibt, wenn sie nicht von Star Wars und co schon als Dreijährige indoktriniert werden...
    Seid lieb gegrüßt, Jasmin

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    1. Liebe Jasmin, ich finde Gendermarketing (also Rosa-Hellblau-Falle) schrecklich und selbstverständlich darf mein Sohn Nagellack haben und Röcke anziehen etc., wenn er das will. Genauso wie meine Töchter kurze Haare haben dürfen etc. Aus gutem Grund gab es bei uns zuhause schon immer jegliche Art von Spielzeug. Das Ding ist nur, dass meine Kinder sich von selbst ab einem bestimmten Alter (nämlich etwa 3) Begrenzungen auferlegt haben, gegen die ich selbstverständlich zuhause anrede ('Es gibt keine Jungs- und Mädchenfarben. Alle Farben sind für alle da.'). Und rein verstandsmäßig verstehen meine Kinder das auch. Und TROTZDEM wollen/wollten sie in einem bestimmten Alter sehr konform mit der Masse sein. Glücklicherweise ändert sich das später wieder, nämlich etwa in der Grundschule. Das ist alles, was ich mit diesem Artikel ausdrücken wollte.

      Es gibt viele sensible, sanftmütige Jungs - mein Sohn gehört dazu. Aber was hat das mit Star Wars zu tun? Sie bleiben doch weiterhin sensibel und sanftmütig, auch wenn sie ein Lichtschwert in der Hand haben?

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    2. Ganz so einfach ist das meiner Meinung nach nicht. In sozialpsychologischen Experimenten hat man herausgefunden, dass schon das Vorhandensein von Waffen in einem Raum zu einem tendenziell aggressiveren Verhalten führt (https://portal.hogrefe.com/dorsch/waffeneffekt/#). Welche langfristigen Folgen es hat, wenn Kinder regelmäßig mit Waffen spielen, dürfte sich wohl nur schwer herausfinden lassen. Wahrscheinlich ist es wie bei allen anderen Einflüssen auf die kindliche Entwicklung: als einzelner Faktor spielt er keine wesentliche Rolle. Zusammen mit anderen negativen Faktoren kann er sich auch langfristig negativ auswirken. Dies gilt aber in gleicher Weise für andere Einflüsse auf die kindliche Entwicklung, mit denen ihr euch hier im Blog trotzdem näher auseinandersetzt.

      Ich hätte mir daher auch gewünscht, statt einem einfachen "was soll's, ist halt so" - Artikel beispielsweise Vorschläge zu lesen, wie man Kindern helfen kann, mit ihrem Gefühl der Machtlosigkeit anders umzugehen. Auch die sich immer wieder stellende Frage, inwieweit man Kindern ermöglichen sollte, einem gesellschaftlichen Mainstream zu folgen, den man selbst ablehnt, hat eine differenziertere Betrachtung verdient.

      VG Mats

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    3. In meinen Augen geht es um Vertrauen. Vertrauen in unsere Kinder, ihre Entwicklung, in uns Eltern, in unsere Familien. Wir leben in einer Welt, die nicht perfekt ist, und ja, wo Kinder Dinge lernen, sehen, sich mit Dingen identifizieren, die wir nicht gut finden oder sogar ablehnen. Die Frage ist nicht, ob wir das wollen oder nicht, sondern wie wir damit umgehen. Wir können möglichst viel Kontrolle übernehmen über das, womit unsere Kinder Kontakt haben (und können bspw. Eltern-Initiativen oder Schulen beitreten, die mit unseren Werten konform gehen) oder wir üben wenig (nicht gar keine!) Kontrolle aus, weil wir glauben, dass unsere Kinder soziale Wesen sind, die dazu gemacht sind, in einer Gemeinschaft zu leben und ihr Potential zu entfalten. Alles, was sie dafür brauchen ist mMn Liebe, Zugewandtheit, Authentizität, Interesse und Gleichwürdigkeit. Was genau ist denn die Sorge, wenn Kinder mit Waffen spielen? Was bedeutet "Tendenziell aggressiveres Verhalten" genau? Was genau wäre denn schlimm, wenn die Kinder mit Wodka-Spielzeug-Flaschen spielten? Warum ist es nicht ok, wenn die Kinder über Waffen ihr Hilflosigkeitserleben kanalisieren? Wenn es denn für sie funktioniert? Welchen Einfluss hat denn elterliches Verhalten, dass Spiele dämonisiert? Nein, du darfst nicht mit dem Star-Wars-Lichtschwert spielen, das ist ein böses Spielzeug. Kann sich das nicht auch negativ auswirken, wenn Kinder sehen, dass andere Kinder mit etwas spielen, sie aber nicht damit spielen dürfen (weil es böse ist), sie aber gleichzeitig den Wunsch danach verspüren mit dem "Bösen" zu spielen? Was macht das denn mit ner kindlichen Psyche? Kinder brauchen keine Hilfe beim Kanalisieren von Machtlosigkeitserleben, sie schaffen sich diesen Kanal in ihrem Spiel, was eigentlich Anerkennung verdient, weil es eine durch und durch kompetente kindliche Leistung ist. Es ist ein SPIEL! Nur die Erwachsenen denken mal wieder, dass die Kinder diese Kanalisierung nicht auf die richtige Weise tun und dass sie selbst (die Erwachsenen) es viel besser wüssten. Kinder verarbeiten ihre Welt, ihr Leben, ihre Erfahrungen im Spiel. Was sie darin nutzen setzt sich aus der Welt zusammen, in der die Kinder leben. Dazu gehört eben nicht nur die heile Familie, sondern auch die mitunter nicht ganz so heile Kita-Welt, aber auch das Nicht-Schöne, das Nicht-Heile, das Nicht-Helle ist Teil dieser Welt. Ich verstehe oft nicht, woher die Sorge vor der Konfrontation damit kommt. Angst ist ein wichtiges Gefühl, aber es ist immer wert hinterfragt zu werden.

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    4. Natürlich ist es keine Lösung, Spiele zu dämonisieren und zu verbieten, wenn sie den Eltern Angst machen. Ich kann aber auch nicht erkennen, wer das in den vorherigen Kommentaren gefordert haben sollte.

      Was "tendenziell aggressiveres Verhalten" sein kann, lässt sich hier genauer nachlesen (https://m.portal.hogrefe.com/dorsch/aggressive-hinweisreize/). Weitere Beispiele dürften sich über die zitierte Studie oder über die Metaanalyse finden lassen.

      Meinem Kind würde ich daher von mir aus keine Spielzeugwaffen kaufen. Das heißt aber nicht, dass es auch dann keine kriegen würde, wenn es sich sehnlichst welche wünschen würde.

      Wichtiger finde ich Folgendes:

      Auch im Artikel wird beschrieben, dass hinter dem Spiel mit Waffen das Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit stecken könnte. Ist da nicht die Frage angebracht, ob das Kind sein Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit auf diese Weise nachhaltig befriedigen kann und wie man dem Kind helfen könnte, dies auf andere Weise zu tun?

      Auch die Analyse, dass Kinder mit Waffen spielen wollen, wenn ihre Freunde das machen, ist m.E. richtig. Die spannende Frage, die sich anschließt, ist aber, wie man Kinder dazu bringen kann, auch mal in Frage zu stellen, was die Freunde machen und sich ggf. dagegen zu entscheiden. Ich fand einen Ansatz, den ich bei Alfie Kohn gelesen habe, ganz interessant: den Kindern hin und wieder Fragen stellen und mit ihnen über die Themen reden, ohne sie zu überfordern oder zu nerven... Mats

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    5. Hey Mats, ich glaube, wir sind gar nicht so weit voneinander entfernt. Ich würde meinen Kindern von mir aus auch keine Waffe kaufen, meine Kinder haben sich aber auch noch nie eine Waffe gewünscht. Mein Sohn funktioniert aber alles mögliche zur Waffe um, vor allem Schwerter haben es ihm angetan, aber zunehmend auch Pistolen. Ich denke auch, dass es von der Haltung "oh Spiele mit Waffen sind nicht ganz unproblematisch" ein nicht sehr weiter Weg zum Dämonisieren ist ;-) Aber klar, geht diesen Weg nicht jeder und das wollte ich dir auch nicht unterstellen. Ich glaube tatsächlich, dass Snowqueens Haltung wie du sie beschreibst: So ist es halt, was solls. genau richtig ist, weil die Gefahr des Dämonisierens dabei geringer ist. Sie schreibt ja auch: Bleibt authentisch! Das heißt, wir Eltern müssen das ja nicht gut finden, aber wir sollten mMn eben auch keine Angst davor haben, dass das Spiel mit Waffen unsere Kinder aggressiver macht bzw. zu aggressiven Erwachsenen.

      Ein friedliches baldiges Weihnachtsfest für dich und die deinen
      Petra

      PS Was die Frage zum Mainstream angeht, ist es mMn ähnlich wie mit den Waffen: Sie treffen ihre Entscheidungen selbst und wir sind nicht dazu da, diese ständig zu bewerten. Wenn Sie also mit der Masse bzw den Freunden konform gehen wollen, dann ist es in meinen Augen unsere Aufgabe, dies zu akzeptieren, denn es ist ein möglicher Weg sich zu entscheiden bzw. sich zu verhalten. Statt unsere Kinder zu irgendwas "zu bringen", sollten wir auf uns selbst schauen, gucken, wann wir uns wo und wie gegen oder für die Massen/Freunde/Konventionen entschieden haben. Das alles schließt Gespräche mit unseren Kindern natürlich nicht aus, aber dann bitte aus einer Perspektive, die auch andere Werte als die meinen zulässt. Ich vertraue auf das Modelllernen und darauf, dass meine Kinder von mir in Gesprächen und aus meinem eigenen Verhalten lernen, dass Menschen verschieden sind, Normen hinterfragt werden können und Konformität nur eine Möglichkeit in dieser Welt ist, eine Möglichkeit, die die eigenen Entfaltungsmöglichkeiten begrenzt. Das ist aber letztliche Persönlichkeitsentwicklung, die das ganze Leben stattfindet.

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    6. Ach ich wollte ja auch noch auf diese Frage von dir antworten:
      "Auch im Artikel wird beschrieben, dass hinter dem Spiel mit Waffen das Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit stecken könnte. Ist da nicht die Frage angebracht, ob das Kind sein Bedürfnis nach Selbstwirksamkeit auf diese Weise nachhaltig befriedigen kann und wie man dem Kind helfen könnte, dies auf andere Weise zu tun?"

      Ich denke nicht, dass Kinder Selbstwirksamkeitserleben nachhaltig auf diese Weise befriedigen können, wenn es die einzige ihm zur Verfügung stehende Weise ist. Ich gehe aber davon aus, dass die meisten hier Lesenden ihren Kindern genügend Raum dafür geben. Es gibt dazu einen Artikel hier auf der Seite: http://www.gewuenschtestes-wunschkind.de/2015/02/selbstbewusstsein-selbstwertgefuehl-selbstvertrauen-wie-kann-man-sein-kind-staerken-und-foerdern.html

      Petra

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    7. Liebe Petra, vielen Dank für deine Zusammenfassung und Antwort, ich hätte es nicht besser formulieren können.
      LG, Snowqueen

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    8. Verstehe ich die Antworten richtig?

      1. Wenn etwas kein großes Problem, aber nicht ganz unproblematisch ist, sollte man sich besser denken: "was soll's". Ansonsten besteht die Gefahr zu dämonisieren.

      2. Durch Liebe und ein gutes Vorbild werden Kinder gute Menschen. Gespräche mit ihnen über ihr Verhalten sind nicht ausgeschlossen, aber auch nicht zu empfehlen.

      3. Wenn das Kind mit Waffen spielt, weil es sich damit mächtiger fühlt, muss man sich als Leser dieses Blogs keine Gedanken darüber machen, ob man dem Kind helfen sollte, sein Grundbedürfnis nach Selbstwirksamkeit zu befriedigen. Die meisten Leser dieses Blogs geben ihren Kindern nämlich ohnehin genug Raum dafür.

      Mats

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    9. Wir haben unser Kind in so einem ausgewählten, abgeschirmten Kindergarten (Elterninitiative), wie Petra ihn beschreibt. Und ich verstehe den Punkt mit der sozialen Durchmischung, aber die Vorteile überwiegen aus meiner Perspektive bei weitem. Und sicherlich gebe ich mein Kind nicht in einen anderen Kindergarten, nur um zu demonstrieren, dass ich Vertrauen in seine kindliche Entwicklung ungeachtet der Umstände habe!
      Die Frage nach Anlage und Umwelt ist natürlich irgendwie bodenlos. Ich war letztes Jahr in einem sehr spannenden Seminar in der Uni zum Thema Jungs und Mädchen; und ich glaube, dass viele der Unterschiede, die wir oberflächlich bemerken, schon sehr durch die (unbewusste?) Erwartungshaltung bedingt sind, die wir den Kindern gegenüber einnehmen.
      In unserem Kindergarten verkleiden sich tatsächlich Jungs und Mädchen - von sich aus! - gleichermaßen als Feuerwehrmänner/-frauen und Einhörner, sie spielen zusammen Bibi und Tina (mein Sohn liebt es) und Polizist und Dieb, sie toben und basteln und spielen mit Autos und Puppen und mögen rosa und blau und grün und alle anderen Farben. Und ich habe großes Vertrauen in die kindliche Entwicklung meines Sohnes: weil er alles angeboten bekommt im Kindergarten. Die Kinder nehmen nunmal als normal war, was sie erleben. Und wenn man jeden Tag erlebt, dass Junge sein Batman und Star Wars ist, dann macht das etwas anderes mit einem, als wenn man erlebt, dass Junge sein vielfältig sein kann. Wild und kämpfend genauso wie sanftmütig und weich. Ich glaube, dass es in unserer Kindheit noch viel offener war, viel weniger stereotyp. Meine beste Freundin und ich haben früher Pferd gespielt und auch Bandenkriege mit den Nachbarkindern um unsere Baumhäuser geführt. Dieses rosa-hellbau-Ding der 2000er Jahre finde ich wirklich krass. Und dieser Artikel ist auch mir tatsächlich etwas einseitig.
      Sophie

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    10. Liebe Sophie, ja, unsere Kindheit war weniger stereotyp im Hinblick darauf, was Kindern an Spielzeug angeboten wurde und ich finde es schlimm, in welche Richtung das heutzutage geht. Deshalb steuere ich, wie ich schrieb, bei uns zuhause stark dagegen. Mein Sohn hat eine Reihe von Röcken in seinem Schrank, rosa Shirts und Spangen, und bis vor kurzem hat er sie auch noch gern getragen, weil er das nämlich jeden Tag bei seinen Schwestern gesehen hat. Eine meine Töchter hat raspelkurze Haare und trägt nur schwarze oder grüne Hosen und Shirts und wird wirklich überall mit "junger Mann" angesprochen. Natürlich spreche ich mit meinen Kindern über Klischees, Heteronormativität und die Rosa-hellblau-Falle. Es gehört für mich aber zur Bedürfnisorientiertheit dazu, zu akzeptieren, wenn sie sich eine Weile am Mainstream orientieren wollen, weil ihnen das ihrem Alter entsprechend Sicherheit gibt. Den Mainstream kann ich als Einzelne nicht ändern, ich kann, wie gesagt, nur im Kleinen etwas tun und alles anbieten, was möglich ist. Wenn das viele Menschen tun - z.B. alle Eltern einer bestimmten Kita, ändert sich für diese Kita der Mainstream und ja, dann können die Kinder dort sehr viel weniger stereotyp spielen. Das ist natürlich ideal und ich wünschte, das würde für unsere Kita so gelten. Tut es aber leider nicht. Sollte ich deshalb die Kita wechseln? Wäre ich sehr konsequent, dann müsste ich das tun, nur ist das im Moment mit meiner Lebensrealität nicht vereinbar (es gibt keine freien Kitaplätze in Berlin und ich muss arbeiten). Andererseits weiß ich aber auch, dass diese extreme Konformität mit den Peers nur eine Phase ist, die mit spätestens 5 Jahren überwunden wird, also mache ich mir tatsächlich nicht allzu viele Gedanken darüber.
      Es tut mir leid, dass du diesen Artikel einseitig findest. Ich habe bei meiner Recherche tatsächlich nur Experten gefunden, die sagten, dass das Spiel mit Waffen normal und nicht besorgniserregend ist und deshalb nicht unterbunden werden muss. Wenn euch Leserinnen und Lesern das wichtig ist, kann ich versuchen, ihn auch auf die Schädlichkeit von geschlechterstereotyper Umwelt auszuweiten, allerdings empfinde ich das eher als ein Thema für einen eigenständigen Artikel.
      LG, Snowqueen

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    11. Lieber Mats, vielen Dank für deine kritischen Nachfragen. Leser/innen wie du helfen mir, meine eigene Haltung und auch die Artikel tiefergehend zu überdenken.

      Doch, es gibt natürlich andere Wege, wie sich Kinder als selbstwirksam erleben können. Die beziehungs- und bedürfnisorientierte Elternschaft legt ja gerade auf dieses Detail einen großen Schwerpunkt - Kinder erleben sich als selbstwirksam, wenn sie ihre Ängste überwinden können, wenn sie scheitern und es neu versuchen dürfen, wenn sie über ihre eigenen Belange (Hunger, Schlafen, Pipi etc.) bestimmen können und auch, wenn sie ihre eigenen Wünsche Erwachsenen gegenüber durchsetzen können (dieser Punkt kann zu Schwierigkeiten innerhalb der Gesellschaft führen, deshalb muss man da sehr genau hingucken, wie viel zu viel ist). Ein Baby, das an einer Schnur mit einem Glöckchen zieht, und dieses Glöckchen fängt an zu klingeln, erlebt sich als selbstwirksam. Ein Kind, das vor der großen Rutsche Angst hat, aber in seinem eigenen Tempo immer wieder hinaufklettern darf, ohne überredet zu werden, zu rutschen, und letzten Endes aus eigenem Antrieb doch rutscht, erlebt sich als selbstwirksam. Ein Kind, das in einem Bach steht und mit Freunden kleine Äste so zusammenflicht, dass ein Damm entsteht, der das Wasser staut, erlebt sich in Gemeinschaft als selbstwirksam. Ein Kind, das mit einem Stock gegen imaginäre Feine kämpft, ist erst einmal nur in seiner Fantasie selbstwirksam, doch das bedeutet nicht, dass diese Selbstwirksamkeitserfahrung weniger wichtig ist, immerhin befinden sich die Kinder in dem Alter noch in der Magischen Phase. Ich weiß nicht genau, ob du und ich nicht vielleicht über unterschiedlich alte Kinder reden? Ich meine wirklich nur 3-5 Jährige. Wenn z.B. 12-Jährige ihre Selbstwirksamkeit ausschließlich über Ballerspiele am Computer erhöhen, dann bin ich dem auch nicht mehr so offen gegenüber eingestellt.

      Und doch, wir reden alle mit unseren schießenden Kindern. Ich sage meinen Sohn z.B. sehr deutlich, dass ich es nicht mag, wenn er seine Duplopistole auf mich zielt und er unterlässt das deshalb. Seine Freunde im Kindergarten finden es nicht schlimm, beschossen zu werden, immerhin schießen sie ja zurück, insofern kann er das da machen.

      Liebe Grüße, Snowqueen

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    12. Ich möchte noch eine kurze Anmerkung zum Thema mainstream machen und der Frage, ob man Kinder hierfür sensibilisieren kann/sollte:
      Wenn wir den Kindern die Orientierung am Mainstream ausreden wollen, kann es sein, dass sie sich dem "fügen", obwohl ihr Wunsch (so zu sein, wie die anderen) eigentlich ein anderer ist. Das Ergebnis (nämlich, dass die Kinder sich einer anderen, stärkeren Meinung fügen) wäre dann das gleiche.
      Anders wäre es, wenn die Eltern ihre Meinung dazu zum Ausdruck brächten und dann trotzdem und gerade dann akzeptierten, wenn das Kind dem Mainstream folgt. So lernt das Kind mMn auch, dass es gegen die Meinung anderer (in dem Fall der Eltern) eigene Wünsche befriedigen darf.

      LG

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  3. Ich frage mich immer, wo die Kinder sowas wie Star Wars oder irgendwelche Superhelden sehen, oder Waffen die jemanden tot schießen. Es muss ja über irgendwelche Medien sein, da die wenigsten von Jägern und Soldaten umgeben sind. Ich habe ja nichts dagegen wenn mein Sohn die Männer in seiner Umgebung imitiert und eine Weile alles was nur Frauen machen meidet, er spielt mit 2,5 schon nur noch mit Baggern... Aber ich lasse ihn keine Medien konsumieren in denen (unrealistische) Gewalt vorkommt. Bücher wo Kinder streiten oder Hasen etc. ja, Bücher in denen sich jemand tot schießt aber sicher nicht. Ich vermeide auch noch Serien etc. in denen die Frauen und Männer nur eine Ansammlung von Vorurteilen sind. Und ich hoffe doch, dass im Kindergarten auch keine solchen Bücher gezeigt werden... Oder weiß ich etwas noch nicht?

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    1. Das frage ich mich tatsächlich auch. Für mich sind weder Frozen noch Spiderman oder Star Wars für 3-4 Jährige geeignete Medien. Mein Sohn kann nicht Panzerfahrer spielen. Wo sollte er das her haben? Ich wollte meinem Sohn gerne ein schönes Buch zur Eiskönigin kaufen, damit er in der Kita über Olaf und Elsa mitreden kann ... und habe keins gefunden, dass einen Sinn ergibt, wenn man den Film NICHT gesehen hat.

      Aber einen schönen Artikel zum Thema Medienkonsum vermisse ich sowieso noch. ;-)

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    2. Sie sehen es leider im Kindergarten. Bevor unser Sohn in den Kindergarten kam, hatte er überhaupt keinen Kontakt zu solchen Themen, breit gefächerte Interessen und offen für alles. Aber im Kindergarten dreht sich alles nur um
      Star Wars, Lego Ninjas (heißen sie so) und co. Da bestehen Vierjährige darauf, eine Star-Wars-Kuchen zum Geburtstag zu bekommen. Sie sehen es zuhause oder bei den Geschwistern und die anderen Kindern übernehmen es. Ich will nicht sagen, dass früher alles besser war, aber unsere Helden im Kiga-Alter waren Benjamin Blümchen und Pumuckl und die finde ich, ehrlich gesagt, auch deutlich geeigneter für dieses Alter. Und ich kann und will es nicht einfach hinnehmen, dass mein Sohn jetzt Krieg spielt, nur weil er es im Kiga vorgelebt bekommt...

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    3. Sie hören es im Kindergarten. Ich habe das Gefühl, das Thema 'Star Wars' z.B. wird dort seit Generationen weitergegebenen, ohne, dass die Kinder wirklich genau wissen, was das ist bzw. die Filme wirklich gesehen hätten. Sie wissen, es gibt da 'Gute' und 'Böse' und es wird mit Lichtschwertern gekämpft und es gibt Raumschiffe und das reicht ihnen schon. Die Erzieherinnen und die Bücher im Kiga haben damit nichts zu tun.
      LG, Snowqueen

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  4. Ich fand den Artikel entgegen meiner Erwartung super! Bisher war ich meinem Sohn gegenüber recht strikt gegen schießen & co. Den Artikel wollte ich erst gar nicht lesen. Habe es nun doch und ich finde die Argumente absolut nachdenkenswert! Zumal verbieten nicht unbedingt viel bringt. Mein Sohn montiert dann halt unsichtbare Kanonen oder bastelt welche aus Lego und behauptet dann mir gegenüber, dass es nur eine Axt ist,obwohl er eben noch schießen spielte...er ist jetzt 4 Jahre und 2 Monate und das Interesse begann etwa um seinen vierten Geburtstag rum.
    Woher er diese Begeisterung hat , weiß ich nicht genau. Aber im Kindergarten sind ja auch Kinder mit älteren Geschwistern...
    Interessanterweise sieht mein Mann es auch als typisches Spiel seiner Kindheit, weshalb ich mir ein "aber nicht zuhause" durchgerungen habe. Nun werde ich das nochmal neu durchdenken.

    Lieben Dank! Und weiter so!

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  5. Ich habe mal irgendwo gelesen, dass es, frei nach Freud, einen ganz anderen Grund hat, dass Mädchen in der ödipalen Phase gerne mit weichen rosa Dingen und viel in Höhlen spielen und Jungen gerne mit langen Stöcken und Dingen die schießen...

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  6. Ich war als Kind auch furchtbar gern Indianer und habe mit Pfeil und Bogen alle Bösen erlegt ;-) Meine Töchter wünschen sich auch Pfeil und Bogen, haben schon Schwerter (passend zur Ritterrüstung!), aber auch lila glitzernde Zauberstäbe. Ich denke, da ist viel möglich und ich finde die Erklärung, dass es etwas mit dem Machtgefühl zu tun hat, mit dem Wunsch einmal alles bestimmen und beherrschen zu können, sehr einleuchtend und fühle mich dadurch auch erleichtert. Obwohl ich es bisher auch nicht wirklich beängstigend fand, denn ich sehe ja, wie liebevoll sie miteinander oder mit den Haustieren umgehen und dass auch ich alter Indianer eine wirklich friedliebende Frau geworden bin :-)

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  7. Die Frage, ob wir mit unserem ganzen, auch unbewußten Verhalten die Kinder schon früh prägen, oder ob das eine oder andere Verhaltensmerkmal nicht noch durch Hormone oder Genexpression gesteuert wird, füllt ja Bücher und wird meines Wissens seit Jahrzehnten kontrovers und abhängig von Meinungswellen diskutiert - ich mische mich mal nicht in die Theorie ein.
    Unser ältester Sohn hat mit drei angefangen, mit Stöcken Peng Peng auf Wölfte zu schießen, nachdem wir ihm ganz wohlmeinend die entschärfte Version von Peter und der Wolf vorgespielt haben (in der die Jäger ängstlich im Wirtshaus sitzen und beim Anblick des Wolfes vor Angst in die Luft schießen). Es gab gleich einen Anraunzer im Kiga, was ich in einem Ort, in dem "die Jägerschaft" durchaus eine wichtige Rolle im Sozialleben spielt, etwas übertrieben fand.
    Es fällt schon auf, dass unsere drei Jungs sich (in unterschiedlicher Ausprägung und auch nicht ausschließlich) für einer Männern zugeordnete Themen aus den Bereichen Technik, Fahrzeuge, Bauen und eben auch Waffen interessieren. Man kann da ja ganz gut bei uns und auch in anderen Familien beobachten, wie das Wissen von älteren Geschwistern auf jüngere weitergereicht wird. So ist unserer Jüngster mit zwei durchaus in der Lage, eine halbe Brezel wie eine Pistole zu handhaben. Auch das Wissen über Star Wars u.ä. kommt so bei 4 jährigen an, die es dann an die Freunde weiterreichen - auch wenn wie bei uns kein Star Wars im Hause ist.
    Ich finde die Theorie, dass es der Versucht ist, sich mächtig zu fühlen, recht schlüssig (und dass Mädchen das halt anders ausleben), es scheint zumindest bei unseren Kindern aber auch Technikfaszination zu sein. Dann wird eben manchmal aus Duplo ein Kampfjet gebaut - und eigentlich nicht zum Schießen verwendet - manchmal die Apollo 11.
    Einer von vielen Gründen, warum ich gerne dazu noch Töchter gehabt hätte: ich hätte gerne gewußt, was die so aus Duplo gebaut hätten ;-)

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    1. Also meine bauen Tiergehege, Spielplätze oder riesige Schlösser aus Duplo. ;-) LG, Snowqueen

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  8. Hier bei uns ist Star Wars und Schießen aller Art auch sehr angesagt.
    Dazu kommen Dinosaurier. Der fast Vierjährige spielt am liebsten den Tyrannosaurus Rex. Aber auch die wehrhaften Pflanzenfresser und vor allem der Meteorit sind immer wieder Thema.
    Kürzlich waren wir in einem Theaterstück das Dschungelbuch schauen. Immer wenn der Tiger Text hatte, stand der Kleine auf seinem Stuhl und schoss auf den Tiger. Das macht er auch gerne bei Hörspielen, wenn es spannend wird. Aus dieser Beobachtung heraus würde ich dem Artikel voll zustimmen. Die Kinder nutzen (und vielleicht brauchen) diese Spielideen, um Ängste und Spannungen abzubauen.
    Ich lasse das auch so zu, achte nur darauf, dass niemand sich angegriffen fühlt.

    Aber auch die Wahl der Spielthemen wundert mich kaum. Mein Mann ist selbst Star Wars Fan. Die Raumschiffe sind in jedem Raum zu finden. Da wäre es merkwürdig, dem Kleinen den Zugang zu diesem Thema zu verbieten. Auch Panzer mag mein Mann, und das übrigens als ausgemachter Pazifist. Ihn fasziniert sowohl die technische Komponente als auch der historische Blick.

    Achja, bei aller Begeisterung für Kampfspiele aller Art, ist mein Sohn im Kindergarten auch regelmäßig mit den Mädchen gemeinsam in der Küchenecke zu finden. Nur weil ein Kind sich also für Lichtschwerter und Kanonen interessiert, bedeutet das noch lange nicht, dass er in seinem Rollenbild keinen Platz mehr für Haushalt und ähnliche "typisch weibliche" Themen mehr findet.
    Gruß
    Claudia

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  9. Danke für diesen Artikel!
    Ein weiteres Buch, was ich zum Thema Tod und Sterben empfehlen würde ist "Die besten Beerdigungen der Welt" von Ulf Nielsson, Moritz Verlag 2012. War für uns genau das richtige mit vier und eine Beerdigung stand an. Die Geräuschtasche

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  10. Ich möchte ergànzen, dass Kinder nicht unbedingt Gewalt aus Medien übernehmen müssen. Air Haven keinen Fernseher und zensieren unsere Bücher. Aber mein Sohn - jetzt 4 - war immer schon ganz wild nach Zerstörung. Als in einem Winnie Pooh-Buch Mulle das Murmeltier anbot, etwas in die Luft zu sprengen, war es um ihn geschehen. Mit zwei Jahren gab es f7r ihn nichts größeres als Explosionen und co. Bis heute erschrickt mich seine Gier nach derartigem. Er schiesst natürlich mit allerhand und teilweise kommen auch Sprüche a là "ich schneide dir die Augen aus". Ich finde das schrecklich. Manchmal frage ich mich, ob das ein Ergebnis unserer intensive Versuche, Gewalt von uns und unserer Familie in Bild und Wort fernzuhalten, ist. Auf jeden Fall kommt es nicht von außen. Übrigens ist er nicht wirklich aggressiv, es fantasiert nur gerne gewaltreich.

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  11. Ich danke euch für den Artikel.
    Meine große Tochter geht in einen Waldkindergarten. Die Kleidung ist demnach funktionell und die Farben zweitrangig, nach ein, zwei Matschtagen sieht man von der Farbe eh nichts mehr. Und da werden Rindenborken zu Handys umfunktioniert und Stöcke sind Schießkanonen. Egal ob bei Mädchen oder Jungs.
    Und dann gibt es meine Kindheitserinnerung: ich bin einige Jahre nur mit Jungs groß geworden (2-5Jahren), es gab schlicht keine Mädchen in der Siedlung. Und das war eine tolle Zeit: die Jungs spielten bei mir mit den ein, zwei Puppen, die ich hatte und ich spielt bei ihnen mit Autos. Und wir waren Cowboys hatten Pistolen mit Platzpatronen, Indiana mit Pfeil und Bogen oder Zorro mit einem Degen. Was haben wir gekämpft und natürlich sind wir gestorben dabei.
    Und heute? Ich selbst ertrage Krieg, Misshandlungen, Folter nur sehr schwer. Und auch von meinen Freunden von damals ist keiner gewalttätig geworden.
    Danach hatte ich auch Freundinnen, das war auch schön, oft etwas langweilig, und mit dem Zickenverhalten von Mädels egal in welchem Alter, tue ich mir heute noch schwer.
    Sollten meine beiden Mädchen also schießen spielen wollen, dann mit gewissen Regeln gerne, denn es ist nur eine Phase.
    Im übrigen ich führe seit 10 Jahren eine Physiopraxis, also ein sehr friedfertige Leben

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  12. Leider bin ich auch recht enttäuscht von diesem Artikel, da er kaum mehr Informationen bereit hält, als sie in unzähligen anderen Artikeln in Zeitungen und auf Blogs bereits verfügbar sind. Dabei lässt dieser Artikel im Gegensatz zu vielen anderen Tiefe vermissen: Insbesondere fehlt eine Auseinandersetzung mit aktuellen Forschungsthesen oder zumindest der Hinweis auf aktuelle Forschungsergebnisse. Insofern vermisse ich auch weiterführende Links, die sonst oft in Euren Artikeln geboten wurden. Nichts zuletzt müsste m.E. der Hinweis auf Spiegelneuronen hinterfragt werden, die leider in der pseudo- und populärwissenschaftlichen Literatur für alles Mögliche herangezogen werden, die allerdings in der Forschung doch recht umstritten sind. Zumindest einen kurzen Hinweis darauf hätte ich mir gewünscht. Alles in allem wären mir (!) in der Zukunft wenige, dafür fundierte und gut recherchierte Artikel wichtiger als solche 'halbgaren' (auch wenn ich grundsätzlich mit der Zielrichtung des Artikels konform gehe). Ansonsten Danke für diesen Blog, den ich immer wieder gern empfehle.

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    1. Liebe Antje, wärst du so lieb, mir die anderen Artikel und die aktuellen Forschungsthesen zu verlinken? Dann könnte ich sie im Nachhinein in den Artikel einbauen. Danke! LG, Snowqueen

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  13. Hallo, ihr schreibt mehrfach vom Alter "3;6". Was soll denn das bedeuten? Bin neugierig :-)
    Gruß
    Wolfgang

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    1. Dieses Kürzel steht für Jahre;Monate
      Also ist das Kind bspw. 3Jahre und 6Monate

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  14. Hmmm. Ich finde den Artikel etwas oberflächlich. Auch unser Sohn kam, für uns überraschend, irgendwann mit dem "Schießen" an. Ich sehe das zwar auch relativ gelassen und lasse ihm sein Phantasiespiel, trotzdem gibt es da Grenzen. Ich lehne mich nicht zurück und lasse das unkommentiert so stehen. Sondern ich finde es eben wichtig, dieses Spiel immer wieder zum Anlass für Gespräche zu nehmen. Auch müssen die Regeln, die ihr angesprochen habt, erstmal erlernt werden. Auch finde ich, dass es ein Spiel unter annähernd gleichaltrigen Kindern sein sollte. Ich erlebe in meinem Berufsalltag (Erzieherin) nämlich auch was passiert, wenn die 3 jährigen zum "Opfer" der 5-6 jährigen werden. Ich würde zum Bsp dieses Spiel nicht mit meinem Sohn zusammen spielen. Und das erkläre ich ihm auch. Ebenso habe ich ein Problem mit echt aussehenden Spielzeug Waffen. Ebenso mit Spielfiguren wie Soldaten, Cowboys und Indianer (aus ethnischen Gründen)
    Phantasiespiel würde ich jedoch nicht unterbinden. Bringt auch nix, dann machen sie es heimlich. Und mein Sohn soll nicht heimlich spielen. Aber er kennt meine Meinung dazu. Genauso werde ich es auch nicht als gegeben hinnehmen, dass er genderspezifisch sich kleiden, verhalten oder spielen muss. Er wird immer meine volle Unterstützung haben. Leider ist diese "heile" Welt noch nicht überall angekommen. Viele Eltern erlauben eben nicht, dass ihr Sohn bspw ein Kleid trägt, weil sie ihn davor bewahren wollen, ausgelacht zu werden. Kinder können da leider sehr gemein sein. Sie sind eben nicht sehr tolerant. Und auch das muss ich an Werten vermitteln. Nicht nur Du darfst sein wie du willst, sondern ALLE ANDEREN auch! Dazu gehört eine Menge Selbstvertrauen!

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  15. Ich finde, Petra hat das in den Kommentaren auch nochmal schön zusammen gefasst, worum es denn wirklich geht. Ich muss ja zugeben, dass ich auch so meine Probleme damit habe, dass mein Sohn so waffenverliebt ist (und hier endete das nicht mit 5 Jahren und wird durch den Schuleintritt gerade eher wieder stärker *augenroll*) Aber der Artikel hat es mir nochmal vor Augen geführt: Seit Jahren kämpfen wir dafür, dass sich unsere Kinder frei entfalten dürfen und machen dürfen, wonach ihnen ist und bei den Waffen soll dann aber Schluss sein?!? Da übernehmen wir wieder die Kontrolle über das kindliche Spiel? Wie gesagt, ich mag es auch nicht, wenn ich „erschossen“ werde und rede auch mit meinem Sohn darüber, warum ich Waffen so schlimm finde. Trotzdem bewundere ich seine gebauten Waffen und Flugzeuge mit Schießfunktion angemessen… Manchmal lasse ich mir auch erklären, was die Waffen denn können und da kommen dann ganz kreative Ideen (Pizza-Kanone, Diebe mit Netz fangen…) Es steckt zumindest nie die Idee dahinter, jemanden zu verletzen oder gar zu töten…
    Und ich vertraue darauf, dass mein Vorleben (bzw. das in unserer Familie), das freie Entfalten und das Begleiten die richtigen Wurzeln in meinem Kind verankert.

    Alles Liebe,
    Nadine

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  16. Ich lese den Artikel jetzt erst und kann mich mit allem gesagten absolut identifizieren. Spielzeugwaffen in diesem Alter zu verbieten, ähnelt meiner Meinung nach dem Verteufeln von "negativen" Gefühlen, hauen/beißen im Kleinkindalter, Süßigkeiten, Fernsehen...es gibt diese Dinge (Gefühle, Waffen, Zucker, Aggressionen etc.) nunmal auf unserer Welt - sie zu ignorieren/nicht zu besprechen/sich nicht damit auseinander zu setzen, macht sie nicht weg.
    Mein Sohn hat mit 1/2 Jahren massiv andere Kinder gehauen, ich dachte erst, Oh Gott oh Gott, der wird mal ein Schläger. Wir haben ihn intensiv und authentisch bei dieser Phase begleitet, ihm immer wieder unsere Grenzen und die der anderen aufgezeigt. Aber wir haben ihn nie bestraft o.ä. Diese Emotionen/Aggressionen waren nunmal da. Und nun ist das Gegenteil der Fall. Er geht größeren Konflikten lieber aus dem Weg und ist sehr friedliebend.
    Nicht aus Tätern werden Täter, sondern aus Opfern.
    Solange das Spiel mit Waffen unter den im Artikeln Bedingungen stattfindet, sehe ich darin kein Problem. Wir verhalten uns ansonsten alle friedfertig miteinander, welchen Grund sollte es also für ihn geben, ein gewalttätiger Waffennarr zu werden? Und wenn ich nicht beschossen werden möchte, sage ich das deutlich, dann hört er sofort damit auf und zielt woanders hin. Ich freue mich dann immer riesig über das kooperative Verhalten.

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