Welche Gründe gibt es für Unfruchtbarkeit? Wie kann man sie behandeln und was kosten diese Kinderwunschbehandlungen?
Irgendwann im Leben wünschen sich die meisten Menschen ein Kind - für die meisten geht dieser Wunsch recht schnell und unkompliziert in Erfüllung - etwa 60 % der Frauen werden in den ersten 4 Zyklen schwanger, innerhalb eines Jahres schaffen das etwa 80 %. Aber immer mehr Menschen müssen warten - aktuell bleibt jedes zehnte Paar ungewollt kinderlos. Von einer Sterilität spricht man, wenn auch nach 12 Monaten ungeschütztem, regelmäßigem Geschlechtsverkehr noch immer keine Schwangerschaft eingetreten ist.
Wir selbst haben einen langen, langen Kinderwunschweg hinter uns. Bevor unsere insgesamt fünf gewünschtesten Wunschkinder im Alter von fünf Monaten bis fünf Jahren geboren wurden, haben wir unzählige Kinderwunschbehandlungen hinter uns gebracht - insgesamt 35 Inseminationen, 7 künstliche Befruchtungen und 6 Kryozyklen. Wir möchten daher heute über ein für unseren Blog etwas ungewöhnliches - aber in unseren Augen sehr wichtiges - Thema schreiben. Welche Gründe für die Unfruchtbarkeit gibt es? Wie kann man sie behandeln und was kostet das Ganze?
Unfruchtbarkeit - welche Gründe gibt es dafür?
Mittlerweile bleibt in Deutschland jedes zehnte Paar trotz Kinderwunsch und regelmäßigem Sex ungewollt kinderlos - Tendenz steigend. Das ist zum Teil dadurch bedingt, dass das Durchschnittsalter, in dem heute die erste Schwangerschaft geplant wird, immer höher wird. Das Alter wirkt sich leider recht deutlich sowohl auf die weibliche, als auch auf die männliche Fruchtbarkeit aus. Aber auch andere Einflüsse führen dazu, dass die Fruchtbarkeit immer stärker sinkt.
Die Ursachen sind vielfältig - bei etwa 40% der Kinderlosen ist der Mann in Bezug auf die Zeugungsfähigkeit eingeschränkt, bei etwa 40% der Paare liegt der Grund bei der Frau - und bei 10% liegt sogar bei beiden Partnern eine Störung der Fruchtbarkeit vor. Bei den übrigen 10 % wird auch trotz intensiver Suche kein Grund für die Kinderlosigkeit gefunden - bei ihnen wird eine sogenannte ideopathische Sterilität diagnostiziert.
Hormonelle Ursachen der Kinderlosigkeit
Es gibt eine Vielzahl hormoneller Störungen, die Ursache der Kinderlosigkeit sein können. Etwa ein Drittel aller Paare ist davon betroffen. Anzeichen dafür sind ein unregelmäßiger Zyklus oder das Ausbleiben der Monatsblutung. Die Störungen sind zum Teil recht einfach zu beheben, wenn man sie erst einmal erkannt hat. Um hormonelle Ursachen zu erkennen, bedarf es eine ausführlichen Untersuchung des Blutes. Bestimmt werden die zyklusrelevanten Hormone LH, FSH und Östrogen und ggf. noch andere Hormone. Sind LH und FSH extrem niedrig, deutet das bspw. auf eine Störung der Hypophyse hin - sind sie außergewöhnlich hoch, kann das auf vorzeitige Wechseljahre hinweisen.
Das Syndrom polyzystischer Ovarien (PCO) geht mit einer Erhöhung der männlichen Hormone und häufig einer Insulinresistenz einher und kann mit dem Ultraschall entdeckt werden - an den Eierstöcken reifen ganz viele kleine Follikel, ohne dass es zu einem Eisprung kommt. Weitere hormonelle Ursachen sind eine Gelbkörperschwäche, eine Fehlfunktion der Schilddrüse oder ein zu hoher Prolaktinspiegel.
Organische Ursachen der weiblichen Sterilität
Auch bei den organischen Ursachen gibt es vielfältige Erkrankungen, die Ursachen der Kinderlosigkeit sein können. Verwachsene Eileiter, Myome oder andere Verwachsungen in der Gebärmutter sowie Zysten können ebenso ursächlich sein, wie angeborene Fehlbildungen der Fortpflanzungsorgane. Sehr häufig leiden Frauen unter Endometriose - das ist eine Wucherung von Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter, die mit sehr schmerzhaften Monatsblutungen einher geht.
Ursachen der männlichen Zeugungsunfähigkeit
Die männliche Fruchtbarkeit kann durch mehrere Faktoren eingeschränkt sein. Am häufigsten sind Störungen der Samenproduktion, aber auch verschlossene Samenleiter, Krampfadern in den Hoden, Spermienantikörper, Impotenz oder Entzündungen können sich auf die Erfüllung der Kinderwunsches auswirken. Auch genetische Gründe können vorliegen - das ist jedoch eher selten der Fall.
Welche Diagnostik wird bei unerfülltem Kinderwunsch durchgeführt?
Bleibt der Wunsch nach einem Kind länger als 12 Monate unerfüllt, sollte man sich an ein Kinderwunschzentrum wenden. Im Internet gibt es Listen, in denen alle Kinderwunschkliniken nach Bundesländern sortiert sind. Ich würde immer empfehlen, sich gleich an die Profis zu wenden, da "normale" Frauenärzte leider häufig nicht über viele Kenntnisse oder Erfahrungen in Bezug auf Unfruchtbarkeit verfügen und gerne mal vertrösten, wodurch wertvolle Zeit verschenkt wird.
Bei der ersten Untersuchung, wird ein Ultraschall gemacht, bei dem sich der Arzt Gebärmutter und Eierstöcke anschaut. Der Frau wird außerdem Blut abgenommen. Der Mann muss eine Spermaprobe abgeben - für die meisten Männer ist das das größte Hemmnis eine solche Klinik aufzusuchen. Da in 30 % der Fälle Probleme mit den Spermien an der Unfruchtbarkeit schuld sind, wird leider keine Klinik auf ein Spermiogramm verzichten. Wenn sich der Mann komplett sträubt, ist es möglich, das Sperma zu Hause zu gewinnen, wenn der Weg zur Kinderwunschpraxis nicht allzu weit ist. Im Rahmen des Spermiogramms werden dann verschiedene Parameter wie Volumen, Viskosität und vor allem Spermienqualität und -dichte untersucht.
In der Regel hat man nach dieser ersten Basisuntersuchung schon recht gute Hinweise auf die Gründe für die Kinderlosigkeit. Sollten alle Werte im Normbereich sein, wird ein Zyklusmonitoring gemacht, um zu prüfen, ob die Frau einen Eisprung hat. Dazu wird an verschiedenen Tagen (etwa ab Zyklustag 7 bis 10) ein Ultraschall gemacht und verschiedene Hormone bestimmt. Nach dem Eisprung wird ggf. das Gelbkörperhormon Progesteron kontrolliert.
Auch ein Postkoitaltest wird häufig gemacht - dabei wird etwa 10 Stunden nach dem Geschlechtsverkehr geprüft, ob sich lebende Spermien im Sekret des Muttermundes befinden.
Finden sich bei all diesen Untersuchungen keine Hinweise auf die Ursachen, wird die Diagnostik intensiviert. Infrage kommen eine Überprüfung der Durchlässigkeit der Eileiter (Echovist) sowie eine Bauch- oder Gebärmutterspiegelung.
Welche Methoden der Kinderwunschbehandlung gibt es?
Bei hormonellen Ursachen ist die Behandlung in der Regel recht "einfach". So kann die Funktion der Hypophyse durch eine Hormonpumpe unterstützt werden. Ein zu hoher Prolaktinspiegel kann medikamentös gesenkt werden, eine Gelbkörperschwäche durch die Gabe von Progesteron ausgeglichen werden. Das PCO-Syndrom kann mit Metformin und Corstison gut behandelt werden - im Falle von Übergewicht stellt sich bei einer konsequenten Diät eine Schwangerschaft meist recht schnell ein. Die Eizellreifung kann mit der Gabe von Clomifen unterstützt werden.
Geschlechtsverkehr nach Plan
Bei nur leicht eingeschränkter Fruchtbarkeit, wie einem etwas schlechterem Spermiogramm oder hormonellen Störungen, wird üblicherweise auf Geschlechtsverkehr nach Plan (GVnP) zurück gegriffen. Die Eizellreifung kann natürlich geschehen oder hormonell mit täglichen Tabletten- oder Spritzen unterstützt werden. Der Arzt kontrolliert ab dem etwa 7. bis 10. Zyklustag (je nach üblicher Zykluslänge) die Eizellreifung. Dazu misst er den Leitfollikel, der eine Eizelle enthält, via Ultraschall aus. Blutuntersuchungen geben zusätzlich Aufschluss über den Reifegrad des Follikels. Erreicht dieser eine bestimmt Größe und stimmen die Hormonwerte, wird der Eisprung zu einem festgelegten Zeitpunkt mit einer Spritze, die das Schwangerschaftshormon HCG enthält, ausgelöst. Da der Eisprung relativ genau etwa 36 bis 40 Stunden nach der Hormongabe erfolgt, gibt es einen festen Termin für den Geschlechtsverkehr. So wird die Befruchtung zeitlich ideal gestaltet - sobald die Eizelle durch den Eileiter wandert, stehen die Spermien schon bereit.
Nach
etwa 14 Tagen gibt ein Bluttest, die den HCG-Wert bestimmt, Auskunft
darüber, ob eine Schwangerschaft eingetreten ist oder nicht.
Intrauterine Insemination
Die intrauterine Insemination (IUI) ist das Mittel der Wahl bei geringfügig eingeschränkter Spermaqualität und nach mehrfachem erfolglosem GVnP. Sie findet auch Einsatz bei einem negativen Postkoitaltest, Spermagewinnungsstörungen oder bei ideopathischer Sterilität. Das Prozedere ist dem GVnP ähnlich - entweder wird die Follikelreifung hormonell unterstützt (stimulierte Insemination) oder die natürliche Reifung überwacht (unstimulierte Insemination).
Etwa 36 Stunden nachdem der Eisprung ausgelöst wurde, gibt der Mann eine Spermaprobe in der Kinderwunschpraxis ab. Das Sperma wird gewaschen und aufbereitet und danach mittels eines flexiblen Katheters direkt in die Gebärmutterhöhle gespritzt. Das ist üblicherweise völlig schmerzfrei - allenfalls das Säubern und Weiten des Gebärmutterhalses kann als etwas unangenehm empfunden werden.
Die Erfolgsaussichten sind von der Art der Fruchtbarkeitsstörung abhängig und liegen etwa zwischen 5 und 15 %. Dazu ist anzumerken, dass die Schwangerschaftswahrscheinlichkeit in einem normalen, idealen Zyklus auch nur bei bei etwa 30 % liegt.
In Vitro Fertilisation (IVF)
Die IVF war ursprünglich für Frauen mit eingeschränkter Funktion der Eileiter konzipiert. Bei dieser Methode wird durch Hormone das Wachstum möglichst mehrerer Follikel bzw. Eizellen angeregt und hormonell der Eisprung unterdrückt. Es gibt dabei verschiedene Vorgehensweisen, die sogenannten "Protokolle".
Ziel ist es, sechs bis acht reife Eizellen zu gewinnen, die dann zusammen mit dem vom Mann gewonnenen und aufbereiteten Samen in eine Petrischale gegeben werden. Im Brutschrank findet hoffentlich die Befruchtung möglichst vieler Eizellen statt. Da dieser Vorgang zwar außerhalb des Körpers, aber ohne weitere menschliche Nachhilfe geschieht, ist die Bezeichnung "künstliche Befruchtung" bei der IVF etwas irreführend. Tatsächlich entscheidet die Natur, welche Ei- und Samenzellen zusammenfinden. Die befruchteten Eizellen entwickeln sich zu Embryonen und werden nach drei bis fünf Tagen mit einem Katheter in der Gebärmutterhöhle platziert.
Gelegentlich liest man, dass die IVF im Ausland erfolgreicher ist, weil dort der sogenannte Blastozystentransfer erlaubt sei. Dabei wird bis zum fünften Tag nach der Befruchtung gewartet und aus den bis dahin übrig gebliebenen Embryonen im die "schönsten" ausgesucht. Tatsächlich ist ein solcher Blastozystentransfer auch in Deutschland erlaubt und wird auch praktiziert.
Die Erfolgsaussichten bei der IVF sind maßgeblich vom Alter der Frau und der Anzahl der transferierten Embryonen abhängig. Während es bei fast 50 % aller Behandlungen von Frauen im Alter von 25 Jahren zu einer Schwangerschaft kommt, ist dies bei 40-Jährigen nur noch in 18 % der Zyklen der Fall. Die durchschnittliche Erfolgsaussicht betrug 2012 etwa 37%. Der entscheidende Faktor ist jedoch die Baby-take-home-Rate - diese liegt pro Behandlungszyklus bei etwa 20,5 %.
Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI)
Die intrazytoplasmatische Spermieninjektion ist im Grunde eine Spezialform der IVF, die vor allem bei sehr schlechter Spermaqualität angewandt wird. Nach der Abgabe der Samenprobe, werden die besten Samenzellen herausgesucht. Die Eizelle wird mit einer Glaskanüle fixiert und mit einer sehr feinen Kanüle wird ein Spermium direkt in die Eizelle injiziert.
Die ICSI hat einen schnellen Siegeszug angetreten - während sie 2001 noch etwa die Hälfte aller Behandlungen ausmachten, sind heutzutage 75 % der Kinderwunschbehandlungen ICSIs. Die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden liegt über alle Altersgruppen gemittelt bei etwa 31,6 % - das sind etwa 6 Prozentpunkte weniger, als bei der IVF . Die Baby-take-home-Rate ist mit 20,5 % allerdings ähnlich hoch.
Wegen der hohen Kostenbelastung lassen sich leider die meisten Patienten mindestens 2 Embryonen einsetzen (max. drei sind erlaubt) - die Zwillingswahrscheinlichkeit ist daher recht hoch mit etwa 21 %. Drillinge bekommt immerhin eines von 100 Paaren - in der Regel diejenigen, die sich drei Embryonen transferieren ließen. Allerdings sind auch schon aus einem Embryo eineiige Drillinge oder aus zwei Embryonen Vierlinge entstanden.
Kryotransfer
Bei einer IVF/ICSI werden regelmäßig mehr Eizellen gewonnen, als Embryonen transferiert werden sollen, da die Befruchtungsrate bei der IVF nur etwa 53 % und bei der ICSI etwa 63,5 % beträgt. Die überzähligen Embryonen können mittels Kryokonservierung oder Vitrifizierung eingefroren werden und in einem späteren Zyklus transferiert werden.
Die Erfolgsaussichten für einen Kryotransfer liegen bei etwa 21 %, die Baby-take-home-Rate bei etwa 14 %.
Spendersamenbehandlung
In einigen Fällen haben Männer keine Samenzellen im Ejakulat (Azoospermie). Zwar besteht die Möglichkeit, mittels eines chirurgischen Eingriffs Samenzellen direkt aus dem Hoden zu entnehmen (TESE) und damit Eizellen zu befruchten - häufig ist jedoch auch diese Maßnahme erfolglos.
In diesen Fällen können die Eizellen der Frau mit Spendersamen befruchtet werden. Dies geschieht üblicherweise durch eine intrauterine Insemination. Bleibt diese nach 6 bis 8 Versuchen erfolglos oder liegen weitere Einschränkungen seitens der Frau vor, ist grundsätzlich auch eine künstliche Befruchtung mit Spendersamen möglich.
Die Samenspende ist in Deutschland grundsätzlich zulässig. Die Erfolgsaussichten liegen etwa bei 30 % je Zyklus.
Die Behandlung von Singles und lesbischen Frauen ist derzeit umstritten, wird aber in Deutschland schon lange in einer rechtlichen Grauzone praktiziert. Viele Samenbanken können Auskunft geben, welche Praxen mit ihnen zusammenarbeiten.
Eizellspende
Wenn Frauen keine oder qualitativ schlechte Eizellen produzieren, kann man auf eine Eizellspende zurück greifen. Diese sind in Deutschland verboten, so dass man ins Ausland gehen muss. Erlaubt ist eine Behandlung mittels Eizellspende in Portugal oder Spanien. Bei der Eizellspenderin wird die schon beschriebene Hormonstimulation durchgeführt.
Die gewonnenen Eizellen werden mit den Samenzellen des Mannes befruchtet und seiner Partnerin eingesetzt. Die Erfolgsaussichten sind relativ hoch und liegen zwischen 60 und 80 %. Embryonenspenden kann man u. a. in Polen, der Ukraine, der Slowakei, Frankreich, Großbritannien, Spanien, Niederlande, Belgien und der Tschechischen Republik durchführen lassen.
Embryonenspende
Wenn sowohl die Eizell- als auch Samenzellqualität schlecht ist oder beides gar nicht erst gewonnen werden kann, ist eine Behandlung mit einer Embryonenspende möglich. Dabei werden überzählig eingefrorene Embryonen genutzt, die im Rahmen von Kinderwunschbehandlungen entstanden sind und vom leiblichen Elternpaar zur Spende freigegeben wurden. Auch diese Behandlungsform ist in Deutschland nicht zulässig, weswegen man sich im Ausland behandeln lassen muss.
5 Tage alter Embryo |
"Warum adoptiert ihr denn nicht einfach?"
Das ist eine sehr häufige Frage an Kinderwunschpaare, gerne auch in Diskussionen zum Thema Ethik künstlicher Befruchtungen. Mal davon abgesehen, dass der Wunsch nach einem genetisch leiblichen Kind für jeden nachvollziehbar sein dürfte - es adoptiert sich eben nicht mal so eben "einfach". Zwischen den Jahren 2000 und 2011 kamen (mehr als) 128.065 Kinder durch künstliche Befruchtung in Deutschland zur Welt - das sind rund 11.600 Kinder pro Jahr (Daten aus dem IVF-Register, in dem die Daten von 120 Kinderwunschärzten gesammelt werden - es gibt aber noch mehr Praxen). Im Jahr 2012 wurden in Deutschland 3886 Kinder adoptiert. Davon waren jedoch nur 1543 Adoptionen außerhalb der eigenen Familie. Und von diesen Kindern waren insgesamt 987 Kinder unter 3 Jahre alt. Dem gegenüber standen 5 671 Adoptionswünsche - das heißt, dass gerade mal jedes sechste Paar ein Baby oder Kleinkind in die Arme schließen durfte.
Im Jahr 2012 wurden in den Zentren, die ihre Daten an das IVF-Register melden, 47.807 (!) Frauen mit IVF/ICSI/Kryo behandelt. Welche Kinder sollen diese Frauen denn adoptieren?
Was kosten Kinderwunschbehandlungen?
Diese Frage ist pauschal nicht zu beantworten. Die Kosten für eine Behandlung richten sich maßgeblich nach
- dem Versicherungsstatus,
- der Art der Behandlung und
- dem Umfang der Behandlung.
Gesetzlich Versicherte haben - sofern sie verheiratet sind, mindestens 25 Jahre, maximal 40 (Frau) bzw. 50 Jahre (Mann) alt sind - einen Anspruch auf eine Kostenbeteiligung in Höhe von 50 % für
- 8 Inseminationen ohne hormonelle Stimulation und
- 3 Inseminationen mit hormoneller Stimulation und
- 3 IVF-Behandlungen oder
- 3 ICSI-Behandlungen.
Die dritte IVF-/ICSI-Behandlung wird nur dann anteilig gezahlt, wenn es in den vorherigen Behandlungen zu einem Befruchtungserfolg gekommen ist. Kryo-Versuche werden grundsätzlich nicht gezahlt, ebenso wenig wie Spendersamenbehandlungen. Kam es zu einer klinisch nachgewiesenen Schwangerschaft, die leider in einer Fehlgeburt endete, steht dem Paar ein Ersatzversuch zu. Bei einem weiteren Kind hat man erneut Anspruch auf den vollen Umfang der Behandlungen.
Mittlerweile gibt es viele Krankenkassen, die mehr zahlen, als vorgeschrieben ist (auch bis zu 100 %) - ein Vergleich lohnt auf jeden Fall! Zahlt die gesetzliche Krankenkasse nur im vorgeschriebenen Umfang, ist mit einer Eigenbeteiligung von etwa 150 bis 500 EUR (IUI), bzw. zwischen 1.000 und 2.000 EUR je Versuch zu rechnen (IVF/ICSI).
Die privaten Krankenkassen zahlen, wenn die Erfolgsaussichten mindestens 15 % betragen, 100 % der Behandlungskosten. Einige Tarife schließen Erstattungen für Reproduktionsmaßnahmen aus oder begrenzen die Anzahl der Versuche auf drei bis vier. Ist nichts anderes vertraglich geregelt, ist die Anzahl der Versuche theoretisch nicht limitiert. Anhaltende Misserfolge wirken sich jedoch irgendwann auf die Erfolgsaussichten aus, so dass man - ja nach Diagnose - von 4 bis 8 Behandlungszyklen ausgehen kann. Kryo-Zyklen gelten als normaler Behandlungszyklus. Gerne erklären die privaten Versicherungen auch, dass das Paar verheiratet sein muss - das stimmt aber nicht.
Hat man alle Versuche ausgeschöpft oder erfüllt die Voraussetzungen für die Kostenbeteiligung/-erstattung nicht, gilt man als Selbstzahler und wird - wie die Privatpatienten - nach der Gebührenordnung für Ärzte abgerechnet. Hier sollte man den Abrechnungssatz gut verhandeln - ich kenne Paare, die für eine IVF 1.000 EUR bezahlt haben und ich kenne welche, die 5.000 EUR bezahlten. Dazu kommen die Kosten für die Medikamente - je nach Menge, Art und Beschaffungsweg variieren die Kosten pro Zyklus zwischen 400 und 4.000 EUR - hier lohnen sich ein Blick ins Ausland, der (nicht ganz legale) Kauf von Resten anderer Kinderwunschpatienten oder Re-Importe.
© Danielle
Quellen
http://www.deutsches-ivf-register.de/pdf-downloads/dirjahrbuch2012-d.pdf
http://de.wikipedia.org/wiki/Eizellspende
http://de.wikipedia.org/wiki/Adoption_(Deutschland)
https://www.g-ba.de/downloads/62-492-661/KB-RL_2012-10-18.pdf?
Bildnachweis
Blastozyste: „Blastocyst, day 5“ von Original uploader was Ekem at en.wikipedia - Transferred from en.wikipedia. Lizenziert unter Public domain über Wikimedia Commons.
Spermieninjektion in Eizelle:
http://www.abdelmassih.com.br/tr_icsi_passo_a_passo01.php, „Tr icsi 02“ und „Tr icsi 05“ von Clinica e centro de pesquisa em reprodução humana Roger Abdelmassih - http://www.abdelmassih.com.br/tr_icsi_passo_a_passo01.php. Lizenziert unter Attribution über Wikimedia Commons.
verklebte eileiter hiess es. 1 ivf versuch-negativ, 2ter ivf, kryo-positiv. juhu. baby ist frühchen (32ssw) 1395gr. 15 monate später, fühlte ich mich komisch. test gemacht, positiv, juhu?! ja, juhu, mit angst. fast alles gut verlaufen. hebamme sagte: nach der geburt reinigt sich der körper. würde ich es nochmal machen? (ivf) . ich weiss es nicht......bestimmt schon. man weiss ja zum glück nicht genau, was einen erwartet.
AntwortenLöschenErgänzend interssant - und fragwürdig! - wäre noch die information, dass Krankenkassen nur bei verheirateten Paaren zahlen.
AntwortenLöschenDanke - ja, das ist bei den gesetzlichen Versicherungen leider wirklich so. Vielen Dank für den Hinweis, ich habe es ergänzt :-).
LöschenLiebe Grüße!
Danielle
Hallo
AntwortenLöschenIch möchte In-Vitro-Fertilisation probieren. Andere Behandlunsmethode hilft
mir nicht. Ich interessiere mich über ivf mit Eizellspende. Die Klinik
invimed bietet 8 Eizellen. Die Embryo, die dableiben auch in der Preis
sind. Alles scheint professionell. Wer hat die Behandlung in die Klinik
invimed probiert?
Ich schätze Eure Internetseite sehr und bin euch sehr dankbar für Eure Gedanken, die mir oft geholfen haben, meine Tochter besser zu verstehen. Es tut mir leid zu hören, dass Euer Weg zu Euren Kindern so schwierig war. Für meine eigenen Eltern war es das auch, ich bin Ende der 70er durch eine Samenspende gezeugt worden. Auf Grund eures kindzentrierten Ansatzes wundert mich sehr, dass ihr in dem Beitrag über künstliche Befruchtung Spendersamenbehandlung, Eizellspende und Embryonenspende so kurz und unkritisch als gleichwertige Möglichkeiten der künstlichen Befruchtung darstellt. Es ist aber etwas anderes, mit Hilfe einer dritten Person ein Kind zu bekommen, als mit dem Partner oder der Partnerin. Eigentlich kommt es nur in Betracht, wenn beiden Partner die genetische Verbindung ehrlich (!) nicht so wichtig ist und die eigene Unfruchtbarkeit verarbeitet und betrauert wurde. Auch für die Kinder kann es einen Unterschied machen, wenn ein Elternteil nicht genetisch mit ihnen verwandt ist. Es ist eine deutlich herausforderndere Form der Familiengründung, die einiges an geistiger Auseinandersetzung von den Eltern auch mit für sie unangenehmen Themen fordert. Wenn man das Kind ernst nimmt, muss man es über seine Abstammung aufklären, und es ist wahrscheinlich, dass es irgendwann einmal wissen möchte, wer der genetische Elternteil ist. Vielleicht interessieren euch dazu auch die Erfahrungsberichte von durch Samenspende gezeugten Erwachsenen unter www.spenderkinder.de Bei der Eizellspende fehlt leider der Hinweis darauf, weswegen sie in Deutschland nicht zulässig ist - nämlich nicht, um unfruchtbare Frauen zu quälen, sondern um das Kind vor den Herausforderungen einer gespaltenen Mutterschaft zu schützen und weil Eizellspenden deutliche Gesundheitsrisiken für die Spenderin, die Empfängerin und auch das Baby beinhalten. Auch wenn es Eizellspenden in vielen Nachbarländern legal sind, werden sie dort oft nur anonym durchgeführt (z. B. in Spanien und Tschechien). Das Kind kann dann nie herausfinden, wer die genetische Mutter ist, was eine deutliche psychische Belastung darstellen kann. Genau diese Probleme können sich auch bei der Embryonenspende stellen, die in Deutschland übrigens mittlerweile durchgeführt wird. Es stellt sich aber die Frage stellen, ob so viele Menschen ihre nicht genutzten Embryonen spenden möchten.
AntwortenLöschenLiebe Stina,
Löschenvielen Dank für Deinen Kommentar. Dieser Artikel sollte ja erst mal nur einen kurzgefassten Überblick zu ungewollter Kinderlosigkeit und den möglichen Behandlungsmethoden geben. Das Thema Samenspende ist sicherlich ein sehr vielschichtiges und ethisch interessantes Thema, in diesem Zusammenhang ist eine ausführliche Diskussion daher etwas schwierig. Gerade weil es eine sehr besondere Form der Familiengründung ist, kann sie hier nich abschließend behandelt werden. Wir selbst haben uns aus persönlichen Gründen sehr ausführlich damit auseinander gesetzt, können und wollen das an dieser Stelle aber nicht vertieft tun.
Ich kenne übrigens ganz viele Menschen, die ihre Embryonen spenden wollen würden.
Ich möchte Dir für Dein grundsätzliches Engagement in Bezug auf die Aufklärung von Samenspendekindern danken - das ist ein enorm wichtiges Thema für die Betroffenen!
Viele Grüße
Danielle