Kooperation - Mein Kind will nicht kooperieren

Kinder wollen kooperieren. Dieser Satz, so nonchalant von Familientherapeut Jesper Juul in fast jedem seiner Interviews dahingeworfen, bringt uns Eltern nicht selten an den Rand der Verzweiflung. Denn ausgerechnet unsere Kinder scheinen eben nicht kooperieren zu wollen, ja, sie scheinen es sich sogar in den Kopf gesetzt haben, genau das Gegenteil vom dem zu tun, was wir uns wünschen. Da werden Teller vom Tisch gefegt, Spielzeuge gefährlich in der Wohnung umhergeworfen, im dichten Straßenverkehr weggelaufen und sich morgens partout nicht allein angezogen. Häufig sind Kinder auch frech und provozieren.

Dass das so ist, liegt meines Erachtens an fünf  Dingen:
  1. an der falschen Vorstellung der Erwachsenen von Kooperation,
  2. der Unwissenheit über neuronale Grundlagen der Kooperation (also darüber, wann und welche Kooperation altersangemessen ist),
  3. dem Übersehen von kindlichem Kooperationswillen,
  4. an der Macht der inneren Erwartungshaltung der Erwachsenen und
  5. an dem frühen (unabsichtlichen) Abgewöhnen des kooperativen Verhaltens.
In unserem 70-seitigen Wunschkind-Magazin "Kooperation" möchten wir auf diese Gründe ausführlich eingehen und erklären, warum Dein Kind scheinbar nicht kooperieren will. Du erfährst außerdem, wie Du die Kooperationsbereitschaft erhöhen kannst und was Du tun kannst, wenn Dein Kind frech ist und provoziert. Katja gibt außerdem einen sehr persönlichen Einblick in ihr morgendliches Familienleben und sie erzählt von dem Tag, als sie sich als schlechteste Mutter aller Zeiten fühlte und analysiert, wie die Situation eskalieren konnte. 

Wunschkind-Magazin "Kooperation"

39 Kommentare:

  1. Vielen Dank für den tollen Artikel, ich bin schon sehr gespannt auf Teil 2!

    Mein Sohn hatte mit 1,5 eine Phase, wo er Besteck liebte und eigentlich immer irgendetwas durch die Gegend trug. Im Supermarkt kam dann eine ältere Frau zu uns (er trug eine Plastikgabel in der Hand) und schrie schon aus ein paar Meter Entfernung: "ACHTUNG! Ihr Sohne hat eine Gabel in der Hand! Die müssen Sie ihm doch wegnehmen!" Ein Glück habe ich das nicht gemacht - es hätte ganz sicher einen Trotzanfall nach sich gezogen, er hätte es einfach nicht verstanden. Und mit einer Plastikgabel kann man nun auch nicht wirklich etwas anstellen ...

    Ich habe bei mir selbst gemerkt, dass ich es ganz gut hinbekomme mit der Kooperation, wenn wir zu hause oder alleine unterwegs sind. Sobald andere Leute dabei sind, versuche ich (halb bewusst) die Erwartungen dieser anderen erfüllen (im Sinne von: so und so muss man sich doch verhalten), will dann die Kinder dahin drängen und dann funktioniert natürlich nichts mehr mit Kooperation ... Da fühle ich mich dann beobachtet und will "funktionieren" - in solchen Situationen muss ich mich bewusst zurücknehmen und den Kleinen machen lassen ... sollen alle anderen doch denken was sie wollen :)

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  2. Liebe Snowqueen, danke für den tollen Artikel, der mich gerade etwas geerdet hat, nachdem mich heute eine Situation im Babygeschäft sehr aufgewühlt hat. Ich wollte mit meiner Tochter (17 Monate) einen neuen Autositz kaufen, nachdem sie aus ihrer Babyschale langsam rauswächst. Meine Tochter ist ein Kind, das seine Gefühle und Empfindungen jederzeit und unmittelbar offen zeigt, und zwar sowohl in positiver als auch in negativer Hinsicht. Ich finde das gut, und unterstütze das voll und ganz, auch wenn es gerade im Fall der negativen Gefühle (verbunden mit ohrenbetäubendem Gebrüll) sehr anstrengend ist und mich schon oft an den Rand meiner Kräfte gebracht hat. Ich merke aber, dass dieses Verhalten gesellschaftlich nicht toleriert wird, auch nicht bei so kleinen Kindern, die meines Erachtens ja gar keine andere Möglichkeit haben, sich auszudrücken. Jedenfalls hat meine Tochter nach einem (vermutlich anstrengenden) Tag im Kindergarten keine Lust gehabt, einen Autositz auszuprobieren, und dieses auch unmissverständlich kundgetan. Nachdem der Verkäufer das kurzzeitig toleriert hat, bin ich gefragt worden, ob ich ihr nicht mal einen Schnuller geben könnte (konnte ich nicht - sie hat keinen Schnuller...). Er sagte mir daraufhin, dass ich sie doch irgendwie beruhigen solle, wobei mir klar war dass das nicht funktionieren wird, solange wir weiterhin Autositze ausprobieren würden. Ich konnte sie auch in dieser Situation tatsächlich nicht beruhigen. Sie hatte keine Lust, und hat uns das einfach mitgeteilt. Ich hätte mit ihr die Situation verlassen müssen, damit sie sich beruhigt. Mir war längst klar, dass ich heute keinen Sitz kaufen würde… Der Verkäufer sagte dann zu seiner Kollegin, die ebenfalls Kunden bediente und schon pikiert zu uns herüberschaute, dass er auch nichts machen könne und dass ich es nicht schaffen würde, das Kind zu beruhigen. Damit war ich abgestempelt als Rabenmutter, die ihr Kind nicht unter Kontrolle hat. Er hat mich dann weggeschickt und gesagt, ich soll erstmal eine Runde mit "dem Kind" rutschen gehen, und wiederkommen wenn es sich beruhigt hätte. Das hätte ich durchaus tun können, und meine Tochter hätte sicherlich riesige Freude am Rutschen gehabt, allerdings hätte ein späteres erneutes Ausprobieren des Autositzes ziemlich sicher dasselbe Resultat gehabt wie vorher. Ich habe mich daraufhin innerlich schon kochend vor Wut verabschiedet vom Verkäufer, und konnte mir den bissigen Kommentar nicht verkneifen, dass ich dann halt im Internet einen Sitz bestellen würde.

    Mir ist durchaus bewusst, dass der Zeitpunkt für diesen Einkauf von mir unglücklich gewählt war. Mich hat die offenbar “unkooperative“ Reaktion meiner Tochter nicht überrascht, wenn auch genervt, wie ich zugeben muss. Was will man denn auch von einem noch nicht einmal anderthalbjährigen Kind nach einem anstrengenden Tag erwarten?! Was mich letztlich so aufgebracht hat, war die Reaktion des Verkäufers, der offensichtlich erwartet hatte, dass meine Tochter kooperiert, und wenn nicht sofort, dann müsse zumindest die Mutter doch das Gebrüll einfach abschalten können wie bei einer Maschine. Tatsächlich hat meine Tochter sofort aufgehört zu schreien, als wir an der Rutsche im Geschäft vorbeigegangen sind. Ich konnte ihr leider nicht den Gefallen tun zu rutschen, weil mir selbst schon Tränen in den Augen standen. Leider wühlen mich solche Situationen wirklich auf, und ich habe mich in dem Moment gefühlt wie ein Versager, der sein Kind nicht unter Kontrolle hat. Auch wenn mir natürlich klar ist, dass das ja gar nicht erstrebenswert ist, eher im Gegenteil. Daher nochmals danke für den heute sehr passenden Artikel, der mir mein mütterliches Selbstvertrauen wieder ein Stück zurückgegeben hat!

    Frollein H.

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    1. Unser Kind ist noch nicht mal ein Jahr alt und mir geht das jetzt bereits so. Wenn der Kleine unterwegs wütend oder traurig etc. ist und dies kund tut, werde ich total nervös und teils auch wütend, weil ich immer denke, es wirft ein schlechtes Bild auf mich als Mutter, wenn er nicht "lieb" und ruhig ist. (Lieb bewusst in "...", da ich das Wort echt schrecklich finde, gerade bei Babys.)

      Dabei sollte es doch selbstverständlich sein, dass auch Babys und Kleinkinder ihre Emotionen zeigen dürfen, eben auch die "negativen". Da wir aber von klein auf lernen, "schlechte" Gefühle zu unterdrücken, können wir dann als Erwachsene nur so schlecht damit umgehen, stauen Frust und Wut in uns an, bis wir platzen - eigentlich sehr traurig.

      Bin gespannt auf die nächste Folge dieser Reihe.

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    2. Liebes Fräulein H.,

      uff, was für eine anstrengende Situation! Und was für ein unsensibler Verkäufer. Wie schade!

      Ein kleiner Tipp zum Beruhigen von Nicht-Nuckel-Nehmern: Sing deinem Kind, wenn es ihm gerade gut geht (beim Stillen, beim Getragenwerden, beim Kuscheln etc.) immer ein bestimmtes Lied vor. Das Gehirn verbindet dieses Lied dann irgendwann mit angenehmen Gefühlen. Und dann kannst du es in solchen Stresssituationen nutzen, um dein Kind auch ohne Nuckel zu beruhigen. Einfach auf den Arm nehmen und singen. Bei uns funktioniert es sehr gut! Aber dann - wie du es gemacht hast- aus der stressigen Situation rausgehen. Es wird andere Tage geben, an denen dein Kind den Sitz ausprobieren kann.

      LG, snowqueen

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  3. Wieder mal ein toller Artikel. Ausführlich und verständlich, vielen Dank dafür!

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  4. Danke für den Artikel, wieder sehr aufschlussreich. Und genau das, was du ansprichst - dass ja auch die breite Gesellschaft ihren Anteil an der Erziehung hat, macht mir immer etwas Angst. Da können wir als Eltern doch noch so gute Absichten haben, wenn dann die Großeltern, Lehrer usw. mitmischen, wird es ganz schön schwierig, glaube ich. Und gerade die eigenen Eltern und/oder Schwiegereltern wissen es ja gerne besser, schließlich haben sie uns ja auch groß bekommen...

    Hierzu eine passende Anekdote meines Schwiegervaters - er erzählte von einem Familienfest, bei welchem wir nicht dabei waren. Ein anwesendes Kind (etwa 2,5) hätte wohl eine tolle "Bockshow" abgeliefert. Auf meine Nachfrage, was denn die Ursache war, meinte er, der Kleine wurde wohl aus seinem Mittagsschlaf geweckt und mitgenoe und wollte von der Feier nun unbedingt wieder weg nach Hause...
    Ich erwiderte nur kurz, dass es doch kein Wunder sei, aber am liebsten hätte ich ihn bissig gefragt, wie er sich denn fühlen würde, wenn er aus dem Schlaf gerissen und zu etwas gezwungen wird, auf das er keine Lust hat. >:(

    Ich hoffe wirklich, dass ich für solche Situationen später Verständnis und Geduld aufbringen kann. Fällt mir jetzt nämlich off schon schwer, weil dieses "das Kind muss funktionieren" leider so tief verwurzelt ist.

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  5. Da wollte ich eben auf diese Seite, um mir Buchtipps zu holen, wie man mit einem willensstarken Kind (16 Monate) am Besten umgeht und nun ist dieser Artikel auf der Startseite und beschreibt haargenau das, was uns derzeit beschäftigt.

    Danke dafür und auch für die gesamte Seite. Durch das Wuki-Forum auf euch aufmerksam geworden lese ich viel hier und hole mir Tipps zu allem Möglichen, da ich mich mit euren Artikeln gut identifizieren kann.

    Liebe Grüße und macht weiter so!
    Kneesaa

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  6. Von Herzen vielen, vielen, vielen Dank!

    Ich lese bereits seit zwei Jahren hier bei euch mit und habe deutlich mehr über meine Kinder und mich erfahren, als aus sämtlichen Büchern über Kinder/Kindererziehung, die ich besitze.

    All die Mühe, die ihr euch macht, ist garantiert nicht vergeben! Im Kleinen verändert ihr mit eurer Arbeit die Welt. Meine eigene Welt habt ihr mit diesem Artikel wieder geerdet und wir hatten heute den ersten harmonischen Tag seit sechs Wochen. Im Namen meiner ganzen Familie - aber vor allem meiner Tochter: DANKE!! <3

    Liebe Grüße, Anna

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  7. Immer wieder interessant eure Artikel zu lesen. Besonders die Geschichten zum Thema Loben geben mir immer zu denken. Denn Loben wird zB im Lehramt erwartet - ganz wichtig. Und allgemein, erscheint Lob für gewolltes Verhalten doch verpflichtend zu sein, auch wenn ich deine Äußerungen durchaus verstehe...
    Mir fällt es schwer mir das Loben abzugewöhnen. Wie bestärke ich Kinder dann in "gutem" Verhalten? Wie vermeide ich "schlechtes" Verhalten? Lob ersetzen durch Aufmerksamkeiten (Lächeln, Danke sagen...)? Oft kann ich mir ein Lob nur schlecht verkneifen. Wie gehe ich mit meiner Umwelt um, und erkläre das meinem Partner?
    Das alles verlangt mir im Alltag sicherlich viel ab. Und dann kommt dazu, dass wir oft andere Ziele haben, wie in diesem Beitrag erläutert. Wie gehe ich damit um? Ich möchte ja, dass mein Kind auch meinen Bitten nachgeht, auhc wenn es nciht möchte... Oder soll ich akzeptieren, dass es macht was es will? Reicht es da, sich auf den Willen zu kooperieren zu verlassen? Ich will mein Kind ja zu nichts zwingen, aber manchmal scheint es doch auhc nciht anders zu gehen?
    Ohje, viele Fragen, die ich versuche mit Hilfe solcher Blogs zu lösen. Danke für den Input!

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    1. Liebe Anonym,

      das Thema Nicht-Loben ist in der Tat ein schwieriges. Ich lobe meine Kinder auch noch (Danielle kann das mit dem Nicht-Loben besser) und ich möchte das auch nicht ganz ablegen. Aber ich bin mir trotzdem seiner Wirkung bewusst und versuche so oft wie möglich nur rückzumelden. Ja, auch in der Schule meinen Schülern gegenüber.

      Was deine Fragen angeht: Sie sind sehr interessant und sicherlich fragen sich sehr viele Leser genau das gleiche. Du wirst im zweiten Artikel der Serie Antworten dazu bekommen. Ich hoffe, dass sie dich zufrieden stellen.

      Natürlich musst du nicht akzeptieren, dass dein Kind macht, was es will. Das wäre schlimm, denn dann würde es nicht lernen, dass andere Menschen Grenzen haben, die es zu wahren gilt. Die Quintessenz unserer Erziehung ist einfach, dass du bei Kindern kein gutes Verhalten 'verstärken' musst und schlechtes Verhalten nicht 'unterdrücken', weil Kinder von Natur aus bestrebt sind, sich gesellschaftsadäquates Verhalten von ihren Mitmenschen abzuschauen.

      Wie gesagt - du wirst im zweiten Artikel viele Antworten finden. LG, snowqueen

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    2. Danke für die Antwort. Ich bin gespannt.

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  8. Ein Thema, das wohl jede Kleinkindmutter kennt. Der sehr starke eigene Willen meines Sohnes ist gerade sehr ausgeprägt und trifft da momentan leider auf eine ziemlich dünnhäutige Mutter. Keine gute Mischung. Weil es so schön passte, habe ich deinen Artikel einfach mal bei mir verlinkt. Ich versuche es jetzt mit deutlich mehr Entspannung. In allen Lebenslagen. Mal sehen, ob's klappt! http://kinderhaben.de/post/128416312221/runterkommen

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  9. Wieder ein hervorragender Artikel, ich danke euch!
    Ich sitz beim lesen auch immer wild nickend da und mir fallen hundert Alltagsituationen ein, die bei uns ähnlich sind. Und immer wieder der Gedanke und das Bestreben: Da müssen wir noch was ändern! Die Umsetzung ist allerdings langwierig, schleppend und schwierig, da ich bzw. mein Mann schon ziemlich fest in "alten Strukturen" stecken (immerhin wissen wir beide theoretisch, wie es besser geht). Manchmal wünschte ich mir, es gäbe euch als App-Armband, dass dann je nach Puls mit Sprüchen wie "Das gewünschteste Wunschkind würde jetzt so reagieren:..." aufwartet ;o)

    Bis ihr das entwickelt habe, lese ich fleißig eure Artikel und arbeite weiter an mir :o)
    Alles Liebe,
    Nadine

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  10. Liebe Eetje,

    ja, das ist eine sehr gute Alternative - ich bedanke mich auch häufig statt zu loben.

    Ganz liebe Grüße!
    Danielle

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  11. ICH LIEBE DIESEN ARTIKEL! jean liedloffs continuum concept ist so ne art bibel für mich geworden, in der ich immer wieder lese, wenn ich mal wieder solche szenen wie die mit ruben beobachtet habe oder mich dabei erwische, dass ich ungeduldig bin. vielen dank! und an alle leser: spenden nicht vergessen! diese artikel hier sind so viel wert!!!
    liebe grüße christina

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  12. Vielen Dank für eure Arbeit. Auch wenn ihr das über Tausend Mal gelesen habt - ihr macht uns Mut.
    Ich habe eine Frage zu einem bestehenden Problem: mein Sohn (fast 2,5 Jahre alt) möchte oft nicht nach Hause gehen, wenn wir auf dem Spielplatz sind, in der Krabbelgruppe, ... ich sage ca. 5 Minuten im Voraus, dass ich gehen möchte oder dass es Zeit ist, zu gehen (weil z.B. Abendessen vorbereitet werden muss, die Krabbelgruppe nun mal aus ist usw.) Wenn ich ihn anziehen möchte oder bei der Rutsche abholen möchte, läuft er weg und schreit, dass er noch nicht gehen will. Was tun? Es ist immer ein Kampf und es endet meist damit, dass ich die Geduld verliere und ihn anbrülle. Ich muss ihn einfangen (das macht mich so wütend) und das ein oder andere Mal habe ich ihn bereits über die Schulter gepackt weggetragen, weil er sich weigert, zu gehen, d.h. er setzt sich auf den Gehweg und bewegt sich keinen Zentimeter. Welche Tipps hättet ihr für meine Situation? Was mache ich falsch?
    Herzlcihe Grüße, Karin

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    1. Hallo,
      Ich würde an deiner Stelle noch früher anfangen, es anzukündigen. Ich sage es bestimmt 3x (entspannt und ohne Hetze) und lasse meinen Kindern so Zeit, sich darauf einzustellen. Als letztes räume ich oder wir zusammen die spielSachen ein und dann verabschieden wir uns vom Spielplatz ("tschüss Spielplatz! Bis morgen!") mit der Aussicht auf ein nächstes Mal, damit es nicht so schwer fällt. Ich glaube, es ist wichtig, dass ein Kind sich nicht zu sehr gedrängt und fremdbestimmt fühlt , sonst machen meine Kinder auch nicht mit.
      Das Wegrennen nervt mich auch oft (zB vor dem wickeln), aber das sehen viele Kinder als spiel und hängt auch wieder damit zusammen, dass sie sich dabei "stark" fühlen und die Macht haben. Das ist für sie wichtig - immerhin haben meistens die Erwachsenen die Macht, bestimmen alles und dann gibt es da auch noch die ganzen blöden Grenzen, die das Leben so bietet und einem die Kontrolle u macht nehmen (müde werden, Hunger bekommen etc gehören auch dazu). Das ist schwer zu verkraften- daher helfen solche Spiele, in denen das Kind die Macht hat (ich würde sie immer mitspielen, wenn sie sich entwickeln und ich gerade nervlich dazu in der Lage bin, auch zu Hause etc. ). Stichwort powerspiele... aus welchem Artikel war das noch?
      Liebe Grüße und Geduld und Kraft :-)

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    2. Hallo, vielen Dank für den Beitrag:
      Und wenn du das Kind nach dem "spiel" ernsthaft wickeln willst , macht es dann mit oder rennt es wieder weg ?


      Vielen Dank vorab

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  13. Immer wieder danke - ich hätte euer Wissen gerne als Buch, da ich im www nicht so gerne lese. Macht ihr das mal? :)
    LG, Yrigoyen

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    1. Liebe Yrigoyen,

      wir haben tatsächlich damit begonnen, es zu sortieren. Im Oktober erscheint ein erstes Buch zur Autonomiephase :-).

      Liebe Grüße
      Danielle

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    2. Ich bin schon ganz gespannt! Ich habe es vor ein paar Tagen vorbestellt! Ich hoffe, es kommt bald an.

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  14. Vielen Dank für diesen wundervollen Artikel, der meinen Blick noch einmal völlig verändert hat. Bei mir dauert manches eine kleine Weile, aber irgendwann macht es KLICK. Ich habe versucht, "das ganze" in ein Bild zu packen. Vielleicht findet Ihr es ja interessant zu lesen. http://www.anja-pohl.de/warum-meine-kinder-manchmal-nicht-wollen Herzlichst Anja :-D

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  15. Hallo liebe Bloggerinnen,

    ich empfehle Euch den tollen Song von Gisbert zu Knyphausen: Immer muss ich alles sollen
    https://www.youtube.com/watch?v=62Ae75BuEyA
    Der hat's erkannt und liebevoll besungen!

    Liebe Grüße von Josie

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  16. Ich habe gerade angefangen, euer Buch zu lesen und bin darüber jetzt auf den Blog gestoßen. Ich bin sehr dankbar, beides (Buch und Blog) werden mir sehr helfen, meinen Weg zu finden bzw. auf meinem Weg zu bleiben, da bin ich mir sicher. Auch dieser Beitrag ist ein wahrer Augenöffner! Ich glaube, wir haben bei unserer Tochter einiges richtig gemacht, ich habe zum Beispiel nie angenommen, dass sie sich unsozial verhalten könnte. Das Lesen dieses Artikels macht mich aber nachdenklich, ob ich nicht gerade dabei bin, einen Fehler zu machen. Die Situation ist folgende: Das Kind ist jetzt 22 Monate alt und seit einiger Zeit fällt mir auf, dass sie sich anders verhält als die meisten Gleichaltrigen: wenn sie beim Kinderturnen vor einem Gerät steht und ein anderes Kind stürmt heran, geht sie sofort zur Seite und lässt das andere Kind vor. Wenn sie etwas in der Hand hat und ein anderes Kind nimmt es ihr ab, lässt sie es einfach los. Jetzt kam mir der Gedanke, Himmel, so wird sie in unserer Gesellschaft die Arschkarte ziehen und ich habe angefangen, ihr zu sagen: "Du musst dir nicht einfach die Sachen abnehmen lassen, besteh doch mal darauf, dass du das jetzt grade hattest! Halte das fest!" Wie blöd von mir! Sie gibt es gerne ab, es interessiert sie, was das andere Kind damit macht! Sie geht zur Seite, weil sie es nicht leiden kann, wenn andere, stürmische Kinder ihr zu nahe kommen und möglicherweise schubsen, sie ist selbst eher vorsichtig und möchte in Ruhe klettern, wenn sie sich nicht bedrängt fühlt! Und ich arbeite gegen ihr doch eigentlich gutes Gefühl dafür, dass sie sich besser damit fühlt zur Seite zu gehen und verlange, dass sie um ihren Platz kämpft! Ich glaube, das lasse ich jetzt wieder. Zumal sie neuerdings auch gezeigt hat, dass sie durchaus zeigen kann, wenn ihr ein Spielzeug oder Gerät jetzt doch mal wichtig ist: Sie tut es aber nicht durch körperliches Kämpfen, sondern eher verbal. Sie hat sich jetzt schon ein paar Mal an mich gewandt: ihre gleichaltrige Freundin hat bei uns zuhause ihren Puppenwagen rumgeschoben und nach einiger Zeit des interessierten Beobachtens wollte sie ihren geliebten Wagen auch mal wieder selbst schieben. Sie hat hingegriffen, aber die stürmischere Freundin hat einfach festgehalten und weitergeschoben. Meine Tochter hat gleich wieder losgelassen, ja, aber sie hat mich angeschaut, zu weinen begonnen und "Anna schieben!" gejammert! Neulich saß sie auf der Rutsche, ein anderes Kind hat sich genähert, wovon sie sich bedrängt gefühlt hat und sie quengelt in meine Richtung "Anna rutsche!". Sie hat also durchaus ihren Willen, sie lässt sich gar nicht willenlos alles nehmen. Sie ist aber weniger rabiat in der Durchsetzung als die anderen Kinder. Aber abgesehen davon, dass ich jetzt zum Glück und hoffentlich noch rechtzeitig eingesehen habe, dass sie sich gar nicht immer durchsetzen MUSS (wenn ihr das gerade gar nicht wichtig ist), wie kann ich ihr dabei helfen, zu lernen, sich durchzusetzen, WENN es ihr wichtig ist? Ist es ok, wenn sie sich an mich wendet? Und was soll ich dann tun? Ich kann doch keinen fremden Kindern bestimmend sagen, dass jetzt aber die Anna an der Reihe ist? Und muss sie nicht eine eigene Lösung finden? Ich möchte aber auch nicht, dass sie jetzt lernt, dass sie ohnmächtig ist, weil sie nicht körperlich kämpfen mag. Schwierig. Ideen?

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    1. Hallo.

      Ich würde diesen Beitrag zu 100% unterschreiben. Mir geht es genau so: Erst durch das Buch bin ich zu eurem Blog gekommen. Die Freude über das Buch war schon groß und noch größer über weitere Artikel in dem Blog ;-))
      Ich ärgere mich nur darüber, dass es nicht früher geschah. Meine Tochter ist mittlerweile 5 Jahre alt.. Vieles habe ich intuitiv richtig gemacht, aber noch viel mehr mich von anderen, vor allem von meinem Mann, verwirren und in die falsche Richtung bedrängen lassen.
      Meine Tochter war als Baby/Kleinkind genau so und ihr Verhalten hat sich nicht geändert, obwohl wir gehofft hatten, es verwächst sich mit der Zeit. Sie lässt sich immer noch alles wegnehmen oder überlässt es den Kindern freiwillig. Und wenn sie sich darüber ärgert, äußert sich das verbal, aber nur in einer gewohnten Umgebung, wo sich wohl fühlt - im Kindergarten oder mit ihren besten Freunden. Ansonsten fängt sofort an zu weinen und rennt weg. Es kann sein, dass sie dann die Fäuste zusammen ballt oder gegen etwas tritt, und über sich selbst ärgert.

      Mich würden SEHR die Antworten auf die oberen Fragen INTERESSIEREN. Wie hätte ich sie DAMALS und wie kann ich sie HEUTE unterstützen können/müssen/sollen???

      In Erwartung auf die Fragen,
      Mamamia

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  17. Hallo,

    ich möchte auch mal mein Lob über diesen Blog aussprechen. Er öffnet einem wirklich die Augen.
    Was mich immer wieder berührt: Jeden Mal, wenn ich etwas von euch lese, kommen mir eigene Erlebnisse in den Sinn, an die ich dann errinnert werde.

    Zum Beispiel las ich in eurem Buch darüber, warum Kinder sich nicht mehr beruhigen können, wenn sie einmal in Rage sind. Ich erinnere mich noch genau, als ich ein kleines Kind war. Ich hatte Besuch und holte zwei Gläser. Auf dem Weg zum Tisch hustete ich hinein und meine Mutter wollte zwei andere Gläser holen.
    Aus einem Grund, den ich nicht erklären kann, war es mir aber wahnsinnig wichtig, dass wir aus DIESEN Gläsern trinken, dei ich ausgesucht hatte. Ich konnte mich erst in Mamas Arm wieder beruhigen.

    Eine andere Situation: Das ständige Loben. Ich hatte selten Spitzennoten und wenn es dann doch mal vorkam, wurde ich in den Himmel gelobt. Und ganz erlich? Ich fühlte mich verarscht. Es kam mir vor, als hätte niemand damit gerechnet, dass ich mal was richtig mache. Irgendwann erzählte ich meinen Eltern gar nicht mehr, wenn ich gute Noten habe.

    Noch heute stört es mich enorm. Meine Schwestern sind Ärztin und Anwältin. Ich bin Köchin. Wann immer wir nach unseren Berufen gefragt werden, fangen alle an, wie wild meinen Beruf zu loben. Wie toll, da musss man kreativ sein. Und so fleißig. Mir ist natürlich klar, dass man nur verhindern möchte, dass ich neben meinen Schwestern schlecht dastehe....

    Nun habe ich aber noch eine Frage (habe das Buch erst halb gelesen):
    Zählt ein "Dankeschön" als Lob? Heute war ich mit meinem Sohn (20 Monate) spazieren. Er fuhr mit dem BobbyCar richtung Straße. Als ich ihn rief, hielt er an. Ich rede mit ihm und er drehte um. Ich war so begeistert, dass ich ihn lobte.

    Später fiel mir ein, was ich hier über Lob gelesen habe und nahm mir vor, beim nächsten Mal nicht überschwänglich zu sein. Nun muss ich sber sagen, deises "Ich sehe, du bist mir nachgefahren" ist irgendwie nicht meine Art. Das wäre wirklich nicht authentisch..

    Kann ich mich auch einfach bei meinem Kind bedanken, dafür, dass er mir nachfährt? Oder wäre das auch "Lob".

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    1. Liebe Asalea, nö, Danke sagen ist kein Lob und auch ehrliches Mitfreuen, wenn das Kind etwas geschafft hat, ist auch kein Lob. In der Situation mit dem Bobby Car hättest du also gut Danke sagen können.
      LG, Snowqueen

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  18. Guten Abend,
    mein Sohn 14 Monate alt, haut meinen Mann und mich. Dies äußert sich in dem er uns einfach plötzlich in das Gesicht haut oder aber zu uns kommt und dann uns auf die Schulter oder den Rücken haut.Heute hat er sogar einen Freund immer am Oberschenkel gehauen.
    Ich versuche immer zu sagen, dass er Ei machen soll oder heule ganz doll um ihn zu zeigen, dass es weh tut. Leider hört er nicht auf damit und ich weiß nicht so recht wie ich es ihm erklären kann, dass er nicht hauen soll.
    Zum Glück macht er dies aber nicht bei seiner TaMu oder wenn wir allgemeinen nicht präsent sind. Hat dies vllt mit uns zu tun?
    Vielen Dank für Eure Hilfe
    Liebe Grüße
    Tess

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    1. Liebe Tess, hauen ist in diesem Alter oft noch eine Art Kommunikationsversuch. Wenn er auf euch zu kommt und einfach so haut, ohne wütend zu sein, dann kann es sein, dass er sagen will: "Spielst du mit mir?" Es gibt ziemlich viele Möglichkeiten, warum er haut - ich habe sie alle in dem Artikel beschrieben: Mein Kind haut, beißt und spuckt - was soll ich tun?
      LG, Snowqueen

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  19. Was richtet man eigentlich an, wenn der Papa in "liebevoller Strenge" erzieht und Mama möglichst an den Bedürfnissen orientiert? Ist das für ein Kind das völlige Chaos oder lernt es mit den Unterschieden umzugehen?

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    1. Das kommt ziemlich häufig vor und ja, Kinder können damit gut umgehen. Es ist nicht schlimm, dass der Papa "liebevoll streng" ist, wichtig ist, dass seine Regeln und Verbote aus seiner echten Empfindung kommen, er also als Individuum seine Grenzen setzt und nicht, "weil ein Papa an der Stelle auch mal streng sein muss". Ist der Unterschied irgendwie verständlich?
      Liebe Grüße, Snowqueen

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  20. Ich kanns nur immer und immer wieder sagen: Bravo! Bravo! Bravo! Der Artikel ist sowas von genial und einläuchtend geschrieben. Ich versuchte auch vor dem Artikel schon vieles umzusetzen (komme aus einem sozialen Beruf und kannte schon vieles), mir fehlen aber oft die Worte wie ich meinem Umfeld verständlich vermitteln kann was ich mir dabei denke. Jetzt kann ich einfach auf den Artikel verweisen und ich erfahre auch in meinem Bekanntenkreis erste AHA-Momente. Es ist so stark in uns verhaftet: Das Kind das funktioniern muss. Das Kind das Eltern in Öffentlichkeit nicht durch "unangemessenes" Verhalten bloßstellen darf. Ich erlebe andere Mütter die ihren Kindern mit einem Jahr so viel abverlangen; sich nicht in die Gefühlswelt des Kindes hineinversetzten versuchen. Ich würde mir so wünschen, dass dieser Text in jeder Zeitung abgedruckt wird. So jetzt hör ich auch schon auf ... aber weils wahr ist :-))

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  21. Ganz Allgemein: danke für den Artikel und die Arbeit die ihr leistet! Sehr hilfreich.
    Eine Frage die ich habe... wieso stempelst du deine Kinder mit den Namen: Fräulein Ordnung und Fräulein Chaos? Ist das nicht auch eine selbsterfüllende Prophezeiung?
    Alles Liebe

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  22. Ich finde kaum Worte für das was ich hier lesen darf. Ich bin überwältigt, weil ich seit längerem ein Unbehagen verspüre, wie ich in einige Situationen mit meiner Tochter umgehe. Es kommt mir so unnatürlich vor, wenn ich ständig "Nein" sage, ich erkläre viel, aber merke auch da, dass ich sie überschätze. Dein Artikel hat mir einen so wichtigen Impuls gegeben, einen der tief in mir drin so natürlich und logisch erscheint und der nun endlich mit mehr Wissen und Verständnis eingesetzt werden kann. Das wird ein langer Prozess,aber ich freue mich auf die Zeit des Umdenkens. Danke für eine tolle Arbeit

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  23. Vielen dank für den Artikel. Unser Sohn ist 28 Monate alt, er wirft sehr gerne Sachen auf dem Boden. Bsp im Supermarkt schnappte er sich einen Apfel und schmeißt ihn auf dem Boden lacht dabei und rennt weg. Oder in vielen anderen Situationen auf der Straße da greift er einfach Sachen vom Ständer und wirft es weg. Natürlich sind die Verkäufer und Eigentümer dann verärgert und ich als Mutter schäme mich auch. Ich habe ihm erklärt, er solle es nicht machen und geschimpft leider auch. Wir werden laut und schimpfen aber strafen ihn nie.....ich und meinem Mann sind am Ende mit unseren Latein. Könntet ihr uns evtl weiter helfen oder paar Anregungen und Tipps geben...Vielen dank. LG Linh

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  24. Hallo, ich arbeite gerade ein meiner Masterarbeit im Zusammenhang Interaktionsqualität in päd. Einrichtungen und dem Zusammenhang zum kindlichen Kooperationsverhalten, wenn du mir also mehr zur Kooperation durch Studien, Beiträge, Artikel.... erzählen kannst würd ich mich sehr freuen :-) glg

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