Basteln mit den ganz Kleinen - ein tolles Bastelbuch, das speziell für Anfänger konzipiert ist
Vor ein paar Wochen schickte mir eine Freundin stolz ein Bild eines gebastelten Huhns - ein Werk ihres dreijährigen Sohnes. Bei mir regte sich umgehend das schlechte Gewissen - Basteln ist das definitiv unterbesetzteste Betätigungsfeld in unserer Familie. Ich bin soooo schrecklich unkreativ und rede mich immer damit heraus, dass in der Kita ganz sicher genug gebastelt wird. Als mein großes Kind dann neulich anfing, den Tisch kunstvoll mit Klebeband zu umwickeln, musste ich einsehen, dass ihr Bastelbedarf ganz offenbar doch nicht vollständig dort gedeckt wird.
"Basteln für Dummies" gibt es leider nicht - etwas, das mir nun vollkommen unverständlich ist, wenn selbst Recyclingmode für Dummies und Raspberry Pi für Dummies erhältlich sind! Also musste ein anderes Einsteigerwerk her. Meine Freundin empfahl mir Mein allererstes Basteljahr von Eva Danner und Beate Vogel vom Christophorus Verlag, welches mir von diesem freundlicherweise als Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt wurde. Das Buch ist für Kinder im Alter ab 2 Jahren geeignet und man bastelt hauptsächlich mit Materialien aus dem Alltag. Ich besorgte enthusiastisch einen günstigen Block farbiges Tonpapier vom Discounter... und dann verschwand beides zunächst im Schrank mit dem guten Vorsatz, demnächst wirklich endlich mal ganz fleißig loszulegen.
Das erste Mal kam es dann zum Einsatz, als mein Kind mal wieder eine "Wiedergutmachung" mit in die Kita mitbringen sollte. Eine "Wiedergutmachung" ist das erzieherische Mittel, mit dem die Erzieherin hofft, die Kinder so sehr zu nerven, dass sie ihr altersbedingtes vorschulpubertäre Gehabe möglichst gewaltfrei ausleben. Wer kneift, beißt oder haut, muss dem Opfer ein künstlerisches Werk darbringen. Nachdem mein Kind drei mal nacheinander unbeeindruckt ein innerhalb einer Minute entstandenes Regenbogen-Bild vom Fließband ablieferte, bestand die Erzieherin nun auf etwas selbst Gebasteltem.
Puh - na super! Also schnell das Buch hervorgekramt und gehofft, dort etwas Geeignetes zu finden. Und tatsächlich - mein Kind war sofort angetan und beschloss, eine Raupe basteln zu wollen. Dazu werden Wattepads benötigt (die ich natürlich nicht im Haus hatte) und ein Tuschkasten. Die Wattepads werden mit verschiedenen Farben bemalt:
Und dann auf ein Blatt Papier geklebt. Das im Buch vorgegebene Ausschneiden von Augen und Mund aus farbigem Papier habe ich durch schlichtes Anmalen ersetzt. Das wäre mir dann zu fummelig geworden.
Mein Sohn (2,5 Jahre), der ja eigentlich Zielgruppe des Buches ist, war am Anfang ganz emsig dabei - wurde aber recht schnell davon frustriert, dass er nicht wirklich Farbe auch das Wattepad bekam. Die Koordination Wasser/Farbe/Pad war zu schwierig für ihn, so dass er recht schnell die Lust verlor. Erst später las ich im Buch, dass es für die ganz Kleinen einfacher ist, das Pad zu befeuchten und direkt durch die Farbe des Tuschkastens zu ziehen (warum kommt man auf so einfache Dinge nicht?)
Meine Tochter hingegen war Feuer und Flamme und suchte am nächsten Tag gleich das nächste Motiv zum Basteln heraus.
Sie entschied sich für ein Meeresbild mit Fischen. Materialtechnisch effizient, da wiederum Wattepads benötigt wurden. Diese wurden angemalt und ein Fischmaul herausgeschnitten. Das versuchte sie zwar zunächst alleine, es klappte aber nicht sehr gut, weil die Wattepads aufgrund der Farbe schwer zu schneiden waren. Also half ich ihr.
Sie schnitt Schwanzflossen aus grünem Tonpapier und klebte die beschnittenen Pads auf.
Danach schnitt sie aus dem grünen Papier noch Seegras und klebte es ebenfalls auf.
Das hat ihr so gut gefallen, dass sie gleich noch einen Frosch basteln wollte. In der Anleitung stand, dass man zunächst Vierecke ausschneidet und aus diesen dann Kreise herausschneidet. Das hat mein Kind zwar versucht - aber ohne Hilfe kam am Ende Halbkreis heraus. Aber kreativ abgewandelt konnte sich das Ergebnis am Ende doch sehen lassen.
Begeistert blätterte sie im Buch und meinte enthusiastisch: "Hier, das Huhn mache ich als nächste Wiedergutmachung!" So können Erziehungsmittel ihr Ziel verfehlen... Ich habe ihr eilig versichert, dass sie auch basteln kann, ohne dass sie jemanden vorher kneifen muss!
Das Buch bietet insgesamt 27 Bastelideen, die in Jahreszeiten kategorisiert sind. Im Frühling gibt es bspw. einen Schmetterling zu basteln, im Sommer eine Kuh, im Herbst einen Igel und im Winter ein Schneemann oder Krippenfiguren. Der Materialaufwand ist relativ gering - Papier, Taschentücher, Filtertüten, Chenilledraht (Pfeifenreiniger), Klopapierrollen findet man eigentlich jederzeit im Haushalt.
Die Schritt-für-Schritt-Anleitungen sind reich bebildert, so dass man im Grunde nichts falsch machen kann. Sie sind auch so einfach gehalten, dass zumindest meine 5-Jährige das Konzept des schrittweisen Vorgehens verstanden hat und selbst geschaut hat, was sie als nächstes machen muss.
Für meinen 2-Jährigen fand ich die Basteleien recht anspruchsvoll - zumindest wenn man davon ausgeht, dass er etwas nur nach Anleitung und ohne Hilfe machen soll. Die Gesichter bestehen immer aus Papierschnipseln - es ist doch sehr filigran, eine Pupille auszuschneiden. Aber da kann man ja beherzt zum Stift greifen - oder in vorgeschnittene Augen mit dem Locher Löcher lochen.
Ich kann das Buch für kleine Bastelanfänger wirklich sehr empfehlen. Zwar bemängeln Kritiker, dass die Materialauswahl und damit die Kreativität eingeschränkt ist, aber mir als Bastellegastheniker hat nun gerade das besonders gefallen. Ich musste nicht erst umfangreiche Bastelkörbe mit Materialien füllen, sondern konnte sofort mit einem Block buntem Papier losbasteln. Als Einstieg war das Buch also wirklich ideal für uns.
© Danielle