Wenn wir an Spielen denken, denken wir oft an Bauklötze, Gesellschaftsspiele, Rollenspiele oder Sandkastenkuchen. Aber was, wenn Spielen eigentlich viel mehr ist? Was, wenn es in Wahrheit die geheime Superkraft im Familienalltag ist – ein echter Booster für Bindung, Entwicklung und psychische Gesundheit?
In unserer aktuellen Podcastfolge haben wir mit Marga Bielesch und Gundula Göbel genau darüber gesprochen. Beide begleiten seit vielen Jahren Familien und sie zeigen, dass Spielen keine zusätzliche To-do auf der ohnehin schon viel zu langen Liste ist. Sondern der Ort, an dem echte Verbindung entsteht. Sie haben gemeinsam das Buch "Spielend aufwachsen: Wie Spielen eure Bindung und die gesunde Entwicklung deines Kindes unterstützt"* geschrieben.
Spielen ist Sprache, Selbstwirksamkeit und Nähe
Kinder spielen nicht, um sich zu beschäftigen. Sie spielen, um zu wachsen. Im Spiel lernen sie sich selbst kennen, verarbeiten Erlebnisse, probieren sich aus, trainieren Sprache, Bewegung und soziale Kompetenz. Und sie suchen vor allem eins: Kontakt.
Dabei geht es nicht darum, als Eltern stundenlang Bauklötze zu stapeln oder die hundertste Teeparty auszuhalten. Bindungsstärkendes Spielen heißt, sich einlassen, präsent sein, auf das eingehen, was das Kind gerade bewegt. Und manchmal heißt es auch, einfach nur da sein, während das Kind spielt. Die Nähe spüren lassen. Sicherheit geben.
Was, wenn ich gar nicht gern spiele?
Viele Eltern haben genau das gesagt: „Ich bin einfach kein spielender Mensch.“ Oder: „Ich langweile mich beim Rollenspiel.“ Auch das haben wir mit Marga und Gundula besprochen und ihre Antwort ist so entlastend wie überraschend! Niemand muss sich verbiegen. Spielen heißt nicht, der perfekte Animateur zu sein. Es geht um kleine Momente. Um echtes Interesse. Um Dabeisein. Manchmal reicht es, beim Kochen gemeinsam zu matschen oder beim Aufräumen ein Spiel zu erfinden.
Und ja, auch unsere eigenen Spielerfahrungen als Kind wirken nach. Wer selbst wenig spielen durfte oder Spielen mit Leistungsdruck verbunden hat, hat es als Eltern oft schwer. Aber auch das lässt sich verändern, ganz spielerisch.
Spielen als Antwort auf Überforderung
Kinder zeigen ihre Gefühle im Spiel. Wenn sie wütend sind, traurig, überfordert, dann drücken sie das oft nicht mit Worten aus, sondern mit ihrem Verhalten im Spiel. Oder eben damit, dass sie gar nicht mehr spielen wollen. Gerade in belastenden Situationen wie Trennung, Krankheit oder Verlust kann das Spiel der Ort sein, an dem Kinder ihre Welt verarbeiten. Und an dem wir sie begleiten können. Liebevoll, achtsam, ohne viele Worte.
Spielen ist kein Luxus
Spielen ist ein Grundbedürfnis. Und ein Kinderrecht. Und es ist eines der stärksten Werkzeuge, das wir als Eltern haben – nicht, um etwas zu „machen“, sondern um mit unseren Kindern in Verbindung zu sein. Oder, wie es Gundula und Marga so schön sagen: Spielen ist emotionale Nahrung. Und wir dürfen uns davon auch selbst etwas nehmen.
Mehr über Marga erfahrt ihr auf ihrer Homepage oder bei Instagram. Auch Gundula hat eine Homepage und ist bei Instagram aktiv.
Hört auch gerne mal in Folge 52 "Welche Spielzeuge brauchen Kinder?" rein.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.