Alleinerziehend zu sein bedeutet für viele Menschen, ständig im Spannungsfeld zwischen Verantwortung, Erwartungen und Erschöpfung zu leben. Obwohl in Deutschland rund jede fünfte Familie eine Ein-Eltern-Familie ist, bleibt diese Lebensrealität im gesellschaftlichen Diskurs oft randständig. In unserer aktuellen Podcastfolge sprechen wir mit Elisabeth Knoblauch. Sie ist Diplom-Politologin, alleinerziehende Mutter und Autorin des Buches „Sologlück – Empowerment für Alleinerziehende“*.
In unserem Gespräch geht es nicht um Durchhalteparolen oder Heldinnengeschichten, sondern um einen realistischen, wertschätzenden Blick auf das Leben als Soloparent. Ein zentrales Thema der Folge ist der defizitorientierte Blick, der Alleinerziehenden noch immer entgegenschlägt. Elisabeth beschreibt eindrücklich, was es mit Menschen macht, wenn ihre Lebensform permanent als Mangelmodell gelesen wird und warum es so wichtig ist, sich innerlich davon zu lösen. Alleinerziehende müssen nicht alles schaffen, sie müssen vor allem nicht alles alleine schaffen.
Gleichzeitig sprechen wir über die Stärken, die viele Eltern erst entdecken, wenn sie alleine erziehen. Klarheit, Entscheidungsfähigkeit, eine enge Beziehung zum Kind und das Vertrauen in die eigene Kompetenz wachsen oft genau aus dieser Situation heraus. Dabei wird auch deutlich, wie unterschiedlich Ein-Eltern-Familien sind und dass es „die eine“ Realität des Alleinerziehens nicht gibt.
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Thema Netzwerke. Freundschaften, Wahlfamilien und unterstützende Strukturen spielen eine zentrale Rolle, wenn klassische Paarmodelle wegfallen. Elisabeth erzählt, wie tragende Beziehungen entstehen können, warum Hilfe annehmen kein Scheitern ist und weshalb Selbstfürsorge mehr bedeutet als ein freier Abend.
Auch die Beziehung zum Kind steht im Fokus: Wie verändert sie sich, wenn nur ein Elternteil Verantwortung trägt? Welche Chancen können darin liegen? Und was bedeutet „Beziehung statt Erziehung“ ganz konkret im Alltag, wenn die eigenen Ressourcen begrenzt sind?
Nicht zuletzt werfen wir einen Blick auf politische und gesellschaftliche Rahmenbedingungen. Welche strukturellen Veränderungen brauchen Ein-Eltern-Familien dringend? Was fehlt im öffentlichen Diskurs über Elternschaft? Und wie könnte eine echte Anerkennung dieser Familienform aussehen – jenseits von Mitleid und Bewunderung?










