#RegrettingMotherhood - Wenn Frauen das Muttersein bereuen


Vor kurzem bekam ein eine E-Mail eines Mitarbeiters von Radio Regenbogen. Er fragte mich, ob ich für die Morgenshow am Mittwoch kurz etwas zum Thema zum Thema #Regretting Motherhood sagen könnte.

Ich habe die sehr emotionale Debatte intensiv verfolgt und möchte meine Gedanken zu dem Thema gerne für Euch zusammenfassen.
 
 

Der Ausgangspunkt: Die Studie

 
Auslöser für die Diskussion war ein Artikel vom 5. April 2015 in der Süddeutschen Zeitung mit der etwas reißerischen Überschrift "Unglückliche Eltern - Sie wollen ihr Leben zurück". Im Artikel erfuhr man, dass die israelische Wissenschaftlerin Orna Donath für eine Studie 23 Frauen fand, die das Muttersein fast ausschließlich als Bürde empfinden. Und zwar so sehr, dass sie mit ihrem jetzigen Wissenstand nochmal vor die Wahl gestellt, definitiv entscheiden würden, kein(e) Kind(er) zu bekommen. Zwar würden diese Mütter ihre Kinder lieben und auch nicht bereuen, dass sie da sind - dennoch möchten sie einfach keine Mutter sein. Als Gründe für die Reue wurden vor allem Sorgen, die hohe Verantwortung und Konflikte zwischen Familienleben, Beruf und den persönlichen Bedürfnissen genannt.
 

Wie kommt es zu diesem seltenen Phänomen?


Die Natur sichert das Überleben der Menschen durch den Mutterinstinkt. Die Kombination aus dem Kindchenschema - große Augen, großer Kopf, runde Wangen - und einem Feuerwerk aus Hormonen und Pheromonen nach der Geburt stellen üblicherweise sicher, dass Mütter sich sofort in ihr Neugeborenes verlieben und sich zuverlässig um dessen Wohlbefinden kümmern.
 
Wie bei allen anderen Dingen in der Natur kann es auch hier zu Unregelmäßigkeiten im System kommen. Gar nicht wenige Mütter erleben diese überwältigenden Gefühle der Liebe nach der Geburt nicht - ihnen wird das Kind auf die Brust gelegt, sie schauen es an und denke: "Oh je - und nun?" In den meisten Fällen stellt sich bei ihnen die Mutterliebe etwas später, aber dann doch umfassend ein. Die wenigsten sprechen darüber, wenn es bei ihnen anders läuft - schließlich kennen sie nur euphorische Berichte und fragen sich, was bei ihnen schief gegangen ist. Es fällt schon schwer, vor sich selbst zuzugeben, dass die bedingungslose Liebe nicht sofort da war, sondern erst wachsen musste. Diese Eltern haben oft Angst, dass sie ihr Kind nicht genügend lieben können. Was müssen erst die Eltern empfinden, die warten und warten und bei denen sich diese innige Liebe und Verbundenheit einfach nicht einstellen will? Ihnen fällt es in der Regel dann sehr schwer, eine intensive Bindung zum Kind aufzubauen. Das passiert zwar sehr, sehr selten - aber es passiert. Diese Frauen bereuen oft ihre Mutterschafft, weil sie denken, dass sie ihrer Aufgabe nicht gewachsen sind. Sie haben das Gefühl zu versagen und kämpfen ständig mit Sorgen und Ängsten.

Woran es liegt, dass sich einfach keine Muttergefühle einstellen wollen, darüber wird spekuliert, Forschungen dazu gibt es bisher nicht. Häufig steckt eine nicht erkannte und damit unbehandelte Depression dahinter - der Hormonumschwung im Wochenbett führt bei 60 bis 80 % aller Frauen zu einer kleinen Verstimmung, dem sogenannten Babyblues - auch Heultage genannt. Etwa 10 bis 20 % entwickeln eine ausgeprägtere Depression, die sich oft prägend auf die Mutter-Kind-Beziehung auswirkt.
 
Die ersten Wochen und Monate im Leben eines Babys sind enorm wichtig für die Entwicklung einer sicheren und stabilen Bindung. Das geschieht vor allem dadurch, dass auf die Signale des Kindes zuverlässig reagiert wird. Das fällt Frauen mit einer Wochenbettdepression extrem schwer, weil sie sich schnell überfordert fühlen und sehr mit sich selbst beschäftigt sind. So entsteht ein Kreislauf aus unzufriedenem Kind und einer immer angestrengteren Mutter. Wird diese Erkrankung nicht behandelt, kann das dazu führen, dass sich keine innige Mutter-Kind-Beziehung entwickelt und die Mutter im Ergebnis wirklich bereut, ein Kind bekommen zu haben. Das ist zumindest ein Erklärungsansatz.
 
Unabhängig davon, ob man es erklären kann oder nicht - dieses Gefühl ist einfach da und verschwindet in den meisten Fällen nicht mehr. Mütter, die so empfinden, schämen sich dieses Gefühls zutiefst und sprechen darüber nie, da bezüglich solcher Empfindungen völliges Unverständnis (vor allem bei Müttern) herrscht.
 

Die Reaktion auf #RegrettingMotherhood im Internet


Der Artikel über die Frauen, die ihre Mutterschaft bereuen, verbreitete sich in Windeseile im Internet, er wurde getwittert, geteilt und geliked. Innerhalb weniger Tage erschienen auf Elternblogs zahlreiche - zum Teil sehr kontroverse Artikel - die intensiv kommentiert und diskutiert wurden. Der Hashtag #RegrettingMotherhood spaltete Deutschlands Elternschaft und wird auch offline intensiv diskutiert.

Dabei ist man mittlerweile größtenteils vom ursprünglichen Thema abgekommen. Die schonungslose Offenheit der Mütter, die es bereuen, Kinder bekommen zu haben, hat dazu geführt, dass einige Mütter sich ein Herz fassten und einfach ein Tabu brachen, indem sie sagten: "Ich bin nicht glücklich mit meinem Mutterdasein". Dabei sagte jedoch keine der Diskutierenden tatsächlich: "Ich hätte lieber keine Kinder bekommen sollen". Nach den ersten zaghaften Andeutungen, dass man auch mal an die Zeit vor den Kindern zurück denken würde und sich etwas von der Unbeschwertheit zurückwünschen würde, brachen die Dämme und viele Eltern schrieben darüber, wie sie die Elternschaft überschätzt hätten, wie sie sie häufig überfordere und wie das Umfeld dazu beiträgt, dass man sich ständig unzulänglich fühlt.

Das führte dann zu Reaktionen wie "Das weiß man doch wohl vorher!", "Warum kann man seine Bedürfnisse nicht einfach mal für eine gewisse Zeit zurückstellen?" und "Wie kann man so etwas öffentlich schreiben, wo es später die Kinder lesen können?" Es ist parallel also eine Diskussion über das Bild der Mutter in der Gesellschaft entbrannt und es wird  nunmehr im Grunde vielmehr darüber diskutiert, ob man als Eltern überhaupt unzufrieden sein darf.
 

Warum Eltern manchmal unzufrieden sind

 

Falsche Erwartungen in Bezug auf die Elternschaft


Werdende Mütter kann man im Grunde in zwei Kategorien einteilen - solche, die über Erfahrungen mit Kindern verfügen und solche, die in ihrem bisherigen Leben kaum Kontakt zu Kindern hatten. Durch den Trend von der Großfamilie zur Kleinfamilie gibt es zunehmend mehr Frauen, die in Laufe ihres Lebens kaum Berührungspunkte mit Kindern haben. Das Konstrukt der Familie erleben sie nur oberflächlich im Umfeld oder in den Medien.

So gibt es tatsächlich nicht wenige Mütter, die wirklich nicht wissen, worauf genau sie sich da einlassen, wenn sie beschließen: "Ich bekomme ein Kind". Denn durch das in der Gesellschaft hoch gehaltene Bild der überglücklichen Mutter ahnen sie nicht ansatzweise, was sie erwartet. Durch das Tabu über die Anstrengungen der Elternschaft zu sprechen, können sie es ja auch gar nicht.

Man braucht sich nur in jede x-beliebige Krabbelgruppe oder irgendeinen PEKIP-Kurs setzen - dort trifft man nur auf gutschlafende, gutessende, immerzufriedene Babys. Man hat den Eindruck, bei allen anderen Eltern sei das Kinderhaben weder aufwändig noch problematisch. Das führt dazu, dass eine harmonisch funktionierende Familie als "Normalzustand" klassifiziert wird und man sich bei Abweichungen von der Norm automatisch unzulänglich fühlt. Und natürlich unglücklich und überfordert.

Die Erkenntnis, dass die unkomplizierten Kinder durchaus seltener als angenommen sind und es einen gewisser Totschweigfaktor bezüglich des Schlaf- oder Trotzverhaltens besteht, kommt häufig recht spät. Wer bis dahin versucht, im Bilderbuchmutti-Kampf mitzuhalten, wird recht schnell und frustriert an seine Grenzen kommen.

Frauen, die im näheren Umfeld bereits Erfahrungen mit Babys und Kindern sammeln konnten, wissen in der Regel, dass Babys anstrengend und fordernd sein können. Die Anstrengung überrascht sie daher in der Regel nicht, weil sie schon darauf eingestellt sind. Sie haben durchschaut, dass im Grunde alle Eltern die selben Probleme haben - der eine möglicherweise ausgeprägter, als der andere. Sie verfügen generell über über viel mehr Gelassenheit.

"Das weiß man doch vorher" trifft also nicht auf jede Mutter zu. Bei der Diskussion sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass Menschen vollkommen unterschiedliche Erfahrungshorizonte haben. Viele konnten es überhaupt nicht wissen - und die sollten auch vorwurfsfrei überrascht oder überfordert sein dürfen.

 

Der Mythos der ewigen Glücksseligkeit durch die Mutterschaft


Es herrscht die allgemeine Auffassung, dass Mütter grundsätzlich glücklich sein müssten. Schließlich erfüllen sie mit ihrer Elternschaft die von der Natur für sie vorhergesehene Aufgabe. Das setzt Eltern extrem unter Druck. Auch wenn es ihnen nicht bewusst ist - sobald ihr Kind gezeugt wird, treten sie in einen Wettstreit. Das beginnt mit den Vermessungen im Mutterleib, wo durch die heute mögliche technische Dauerüberwachung jede kleine Abweichung nach oben und unten kritisch beäugt werden kann.

Bei der Geburt und in den folgenden Wochen wird wieder vermessen und gewogen und verglichen. Was kann das Kind, was sollte es können, erfüllt es die Anforderungen? Das Kinderhaben ist zu einem riesigen überwachten Projekt geworden, bei dem Eltern eine große Verantwortung haben, es "richtig" zu machen. Und zum Richtigmachen gehört dazu, dass man entspannt und fröhlich dabei ist.

Das Glücklichsein hat oft auch eine Schutzfunktion. Durch den Projektstatus sind Eltern zunehmend umfassender informiert - leider oft auch sehr unterschiedlich. "Er schläft nicht allein? Versuche mal 'Jedes Kind kann schlafen lernen", "Lass das Kind bloß nicht schreien, damit zerstört man das Urvertrauen, nimm es mit in dein Bett", "Auf keinen Fall! Das kriegst du da doch nie wieder raus!"... eine unendliche Vielfalt an Wegen, Handlungsmöglichkeiten und Alternativen erschlägt uns nahezu - jeder meint, es genau oder besser zu wissen. 

Sobald man auch nur andeutet, dass man ein Problem mit seinem Kind hat, wird man mit einer Flut an Ratschlägen überschüttet, die man kaum sortieren kann. Natürlich will man das Beste für das Kind - nur was ist das Beste? Um das zu umgehen, vermeiden viele Eltern einfach, über Probleme zu sprechen. Wodurch sie dann bei den anderen wieder den Eindruck erwecken, bei ihnen liefe alles prima...

Es ist also wenig verwunderlich, dass Eltern daran verzweifeln, das Bild der glücklichen, unkomplizierten Familie nur mit sehr viel Anstrengung aufrecht erhalten zu können. Die wenigsten schaffen es, das Umfeld und den Wettkampf zu ignorieren. Wären wir alle ein bisschen offener und würden wir etwas toleranter in Bezug auf andere Lebens- und Erziehungsansätze sein, würde das die Lage deutlich entspannen und das Bild der Elternschaft in der Gesellschaft etwas realistischer gestalten.
 

Das unterschiedliche Maß der Bereitschaft zurück zu stecken


Einer der am heißesten diskutierten Aspekte ist der Wunsch nach mehr Freiheit. Es sei egoistisch, die langen Partynächte oder weiten Urlaubsreisen zu vermissen, heißt es da. Kinder bringen Verantwortung mit sich - da müssen man eben mal zurückstecken. Dabei wird recht schnell aus den Augen verloren, dass Menschen sehr unterschiedlich intensive Bedürfnisse haben. Natürlich fällt es jemandem, der schon als Jugendlicher keine Diskotheken mochte, ganz leicht zu sagen: "Da gehen meine Kinder vor!" Für jemanden, der leidenschaftlich gerne tanzt und für den Ausgehen am besten zur Entspannung beiträgt, für den bedeutet die allabendliche Babyphoneüberwachung eine viel größere Entbehrung.

Das Elternsein bringt für alle Eltern kleinere und größere Verluste an Lebensqualität mit sich - wie stark diese für jemanden ins Gewicht fallen, kann niemand anderes beurteilen. Der eine kann die Problematik des Schlafmangels nicht nachvollziehen, weil er sonst auch wenig schläft und häufig aufwacht, ein Baby schränkt ihn diesbezüglich nicht ein. Ein anderer braucht unbedingt eine bestimmte Zahl an Stunden ununterbrochenen Schlafs, damit er den Tag einigermaßen übersteht - für ihn können Schlechtschläferkinder tatsächlich die Hölle sein und es ist nachvollziehbar, wenn derjenige beim fünften Aufwachen in der Nacht kurz denkt "Das nervt!".

Für das seelische Wohlbefinden braucht jeder Mensch andere Dinge - dass er diese vermisst, das ist vollkommen nachvollziehbar. Warum sollte derjenige das nicht bedauern und darüber sprechen? Warum sollten wir darüber urteilen? Vielmehr ist es doch ein Glück, wenn wir es ohne weiteres schaffen, unsere Bedürfnisse zurückzustecken. Aber das kann nicht von jedem erwartet werden.

 

Der Einfluss der familiären Unterstützung


Man darf auch nicht vergessen, dass unsere Lebensumstände sehr unterschiedlich sind. Während bei dem einen die eigenen Eltern im selben Haus oder Ort leben, haben andere Familien keinerlei Unterstützung. Nun ist es für denjenigen, dessen Kinder auch mal liebevoll von Eltern oder Tanten betreut werden, damit die eine oder andere Stunde Freizeit abfällt, ein Einfaches zu sagen: "Ist doch alles ganz entspannt, warum sollte man Muttersein bereuen?" Leider fehlt vielen Unterstützung und sie müssen sich rund um die Uhr um Haushalt und Kinder kümmern. Dass man da die fehlende freie Zeit für sich schneller mal bedauert, ist nachvollziehbar.
 
Vor allem Alleinerziehende sind besonders belastet. Sie tragen in besonderem Maße Verantwortung und haben häufig besonders wenig Rückhalt in Netzwerken. Da sie für alles allein zuständig sind, fehlt ihnen die Zeit, Kontakte zu pflegen, wodurch eine höhere Gefahr besteht, dass sie sozial vereinsamen. Zudem können sie häufig - wenn überhaupt - nur auf die Hilfe der halben Familie zurück greifen.

Die Freude am Muttersein


Es gibt tatsächlich Frauen, die sind einfach geborene Mütter. Nichts füllt sie so sehr aus, wie Kinder zu haben und wirklich alles fällt ihnen leicht. Sie tragen hingebungsvoll ihre Kinder, schlafen jahrelang mit ihnen im Familienbett und lieben es stundenlang mit ihnen zu spielen. Ehrlich gesagt - ich kenne genau eine Mutter, die so ist und bestaune und bewundere sie sehr. Ihr käme es nie in den Sinn zu sagen, dass sie etwas bereut oder vermisst - stattdessen wünscht sie sich fünf Kinder und geht vollkommen in ihrer Mutterschaft auf.

Viele Frauen stellen jedoch überrascht fest, dass sie das Mutterdasein doch nicht so ausfüllt, wie sie es erwartet haben - zumindest nicht über längere Zeit. Auch hier ist es wieder problematisch, dass sie sich als sonderlichen Exoten empfinden, bei dem irgendein natürlicher Mechanismus nicht funktioniert. Befeuert wird das schlechte Gefühl von Debatten über Fremdbetreuung, bei denen zumindest ein Teil der Mütter die Ansicht vertritt, ein Kind unter drei Jahren solle keinesfalls von jemand anderem als ihrer Mutter betreut werden. So bleiben nicht wenige Mütter länger der Arbeit fern, als sie es gerne würden. Paart sich das mit einer gewissen Isolation, weil man kaum Kontakte zu anderen Müttern knüpfen kann, hat das natürlich Einfluss auf das Wohlbefinden der Mutter und es ist nicht weiter erstaunlich, wenn diese sich gelegentlich sagt: "Ohne Kind ginge es mir im Moment besser".

 

Die Angst vor der Verantwortung

 
Wer kennt das nicht? Da verlässt man das Krankenhaus, in dem man gerade noch lauter Ansprechpartner bei allen Fragen hatte... und sitzt plötzlich allein und ziemlich ahnungslos daheim. Plötzlich ist da dieser Stein im Magen und man fragt sich ganz zweifelnd, wie man diese Verantwortung tragen soll. Hat man dann noch ein Schreibaby, ist die Verzweiflung groß - man fühlt sich hilflos und einsam.
 
Zwar hört man immer wieder von anderen "Da wächst man rein" und das tut man auch bis zu einem gewissen Grad - aber viele begleitet dieses ängstliche und hilflose Gefühl lange Zeit. Sich permanent zu fragen, ob alles, was man tut gut und richtig ist, sich vor Entscheidungen zu fürchten, weil Sachverhalte so unglaublich komplex sein können - all das zermürbt einige Mütter.
 


 

Was die Diskussion uns zeigt

 
Die #RegrettingMotherhood-Debatte ist im Grunde eine sich in den Schwanz beißende Katze und macht deutlich, was genau unser Problem ist: Die Erwartungshaltung. Dadurch, dass kaum einer sich traut, darüber zu reden, entsteht in der Gesellschaft ein Bild der umfassend glücksseligen Mutter. Sobald Frauen bemerken, dass sie dieses Bild nicht erfüllen können, weil sie eben nicht restlos glücklich und zufrieden sind und der Erfüllung ihrer Bedürfnisse nachtrauern, ziehen sie sich zurück.
 
Da vermeintlich nur bei ihnen die Freude am Mutterdasein eingeschränkt ist, halten sie das für ihr eigenes Versagen und schämen sich. Sie versuchen jedoch, sich ihre Verunsicherung und ihre Unzufriedenheit nicht anmerken zu lassen, damit sie das Klischee "glückliche Mutter" erfüllen.
 
Umso befreiender ist es nun für Müttern, im Rahmen der Diskussion zu lesen, dass es vielen anderen Müttern genauso geht, wie ihnen. Dass sie erschöpft sind, manchmal keine Lust mehr auf den ganzen Kinderkram haben und einfach nur gerne ein Buch lesend am Strand sitzen möchten. Am besten auf einer ganz einsamen Insel. Tatsächlich würden sie nach ein paar Stunden ganz sicher wieder gerne zurück zu ihren Kindern - denn keiner bereut die Mutterschaft wirklich, nur weil er sich ein paar Dinge wünscht oder welche vermisst.
 
Die Diskussion, die hier in den Social-Media-Kanälen und Blogs geführt wird, hätte eigentlich treffender #DisillusionedByMotherhood heißen müssen - sie hat mit dem sehr seltenen Umstand, dass Mütter tatsächlich keine Mütter sein wollen oder können wenig zu tun - ist aber wegen der breiten Masse an Betroffenen ebenso wichtig. Mütter, die tatsächlich bereuen, dass sie Kinder bekommen haben, können sich von der aktuellen Debatte nur missverstanden fühlen. Daher trägt die Diskussion leider nur dazu bei, dass sich das Tabu festigt.

Ich hoffe von Herzen, dass die Frauen, die ihre Mutterschaft bereuen Unterstützung und Hilfe haben, um diesen schwierigen Weg zu beschreiten. Sie haben es sich nicht ausgesucht und sie können ihre Situation nicht ändern - obwohl sie sich das sicher von Herzen wünschen. Daher wünsche ich mir als Ergebnis von #RegrettingMotherhood vor allem generell mehr Toleranz und ein offeneres Ohr für Themen, die man auf den ersten Blick vielleicht nicht unbedingt nachvollziehen kann. Und wir alle können daran arbeiten, ein realeres Bild vom Elternsein zu schaffen. Lasst uns darüber reden, wenn etwas nicht gut läuft oder wir mal am Ende unserer Kräfte sind und nicht so tun, als wäre alles eitel Sonnenschein.
 
© Danielle
 

29 Kommentare:

  1. Interessantes Thema. Vielleicht hat es auch ein kleines bisschen mit der heutigen Selbstbestimmung der Frau zu tun? Falls man das überhaupt dem angeborenen Mutterinstinkt entgegensetzen kann.
    Im Gegensatz dazu empfinde ich die Kontrolle der Schwangerschaft oder folgende Gewichtsentwicklung der Babys nicht unbedingt als Druckausübung. Auch wenn bei 99,9% alles regulär verläuft, schadet manchmal ein genaues Hinschauen nicht (siehe fehlendes Bauchgefühl)

    LG Maschu

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    1. Hallo maschu,

      das kann gut sein.

      Ich meinte nicht, dass die Kontrolle Druck ausübt, sie ist nur der Beginn der Vergleichsmaschinerie. In meiner ersten Schwangerschaft war ja ständig alles durcheinander und nie normkonform - da fühlte ich mich tatsächlich schon absonderlich und auch ein kleines bisschen versagend. Am Ende wurde genau am ET ein völlig normales, gesundes Kind mit Standardgewicht geboren...

      Liebe Grüße!
      Danielle

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  2. Danke, durch den Artikel habe ich mich gerade sehr verstanden gefühlt. Ich liess irgendwann einmal den Kommentar fallen, dass ich es mir weniger anstrengend vorgestellt hatte Mutter zu sein und mein altes Leben schon vermisse und durfte mir daraufhin immer wieder anhören, ob das Kind ein Unfall sei oder warum ich mein Kind denn nicht lieben würde... Man darf als Mutter heut zu Tage nicht zugeben, dass nicht alles eitel schöner Sonnenschein ist, da Kinder einen ja vollkommen erfüllen müssen. Ich bereue nicht Mutter zu sein, ich finde es nur sehr schade, dass man sich kaum mit jemandem über die Mühen des Mutter-Seins unterhalten kann ohne gleich verurteilt zu werden. Darf ich denn nicht unsere Tauchferien vermissen und Spieleabende mit Freunden? Darf ich nicht müde sein nach einer durchgehusteten Nacht und 8h im Büro wohlwissend, dass ich die Nacht darauf wieder nicht schlafen werde? Darf ich meine Bikifigur nicht vermissen wenn ich meinen Post-babybauch ansehe? Gehören diese Gefühle denn nicht auch dazu, genauso wie am morgen mit den kleinen Schatz im Bett zu kuscheln und der unglaubliche Stolz bei den ersten Schritten und das überwältigende Gefühl der Liebe beim ersten bewussten Lächeln oder Mama?

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    1. Liebe Adelie,

      Du sprichst mir aus dem Herzen - mir geht es da ziemlich ähnlich!

      Herzliche Grüße!
      Danielle

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  3. Danielle, ich möchte dich knutschen!

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  4. Liebe Danielle,
    Vielen Dank für diesen wunderbaren Artikel! Ich habe die Debatte gar nicht mitbekommen, kann aber nur zustimmen, dass wir leider beim Thema Kind & Familie eine Gesellschaft haben, die es sich nicht leicht macht. Unser Sohn ist ein absolutes Wunschkind und doch habe ich viele Monate seiner Babyzeit mit rotgeweinten Augen und Verzweiflung im Herzen verbracht. Er war lange ein Schreikind, sehr fordernd/klammernd, schlafen nur auf Mama, Stillen jede Stunde, nur Tragen wurde akzeptiert.... Das war so anders als wir uns das gedacht und gewünscht hatten - ich habe sooft an mir gezweifelt, Angst gehabt meinem Kind nicht genug Liebe zu geben, überlegt, ob er es mit einer anderen Mama besser hätte.... Hilfe von Freunden, aber auch Familie kam wenig, weil wir uns oft nicht trauten unsere Schwierigkeiten zu thematisieren oder mit "das wird schon werden" reagiert wurde. Bei einem gesunden und hübschen Kind sollte man doch zufrieden sein!
    Heute ist unser Sohn 17 Monate, unser ganzer Stolz und auch wenn uns die Trotzphase aktuell viel Kraft kostet, so sind wir als Familie und ich als Mutter bei uns angekommen. Wir haben u.a. unseren Eltern zu verdanken, aber vor allem unserer Kinderphsychologin, an die wir uns hilfesuchend gewendet haben. Sie hat uns bestärkt, unserem Gefühl zu vertrauen, uns den Druck genommen perfekt sein zu müssen und immer wieder betont, dass das Thema Kinder und Elternschaft eines ist, bei dem sehr geflunkert, verschwiegen und mit dem Finger gezeigt wird! Bevor ihr also verzweifelt, holt euch Hilfe - traut euch, für eure Kinder und Familien! Das perfekte Kind und die perfekten Eltern gibt es nicht! Wenn wir alle uns nur trauen, manchmal ehrlich zu Freunden, Kollegen zu sagen, dass unser Kind mit 8 Wochen eben nicht durchschläft und es toll wäre nach einem Jahr mal wieder als Paar essen zu gehen, können wir helfen, den Druck zu verringern und Elternschaft wieder als das zu zeigen was sie ist: ein unglaubliches Abenteuer mit immer neuen Herausforderungen, welches das Potential birgt uns glücklicher zu machen als jede Droge der Welt und das nur mit einem kleinen Lächeln unserer Kinder!
    Alles Liebe, Kathrin

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    1. Liebe Kathrin,

      wirklich ganz herzlichen Dank für diesen bewegenden Kommentar!

      Liebe Grüße
      Danielle

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  5. "Die Diskussion, die hier in den Social-Media-Kanälen und Blogs geführt wird, hätte eigentlich treffender #DisillusionedByMotherhood heißen müssen - sie hat mit dem sehr seltenen Umstand, dass Mütter tatsächlich keine Mütter sein wollen oder können wenig zu tun "

    Danke, dass du das noch mal hervorgehoben hast, das finde ich ganz wichtig.

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  6. Ein ganz ganz toller, ausgewogener Beitrag, dem man anmerkt, dass die Autorin das Gefühl bzw. die Auslöser, die zu diesem Gefühl führen (können), zumindest in Ansätzen kennt. Mir fehlte auch in vielen Beiträgen die Toleranz für Themen, die man eben nicht ohne weiteres nachvollziehen kann, weil man sie selbst nie so empfunden hat, und das Bewusstsein für die Begleitumstände. Deshalb danke für die Zusammenfassung; ich hoffe, dass sie dazu beiträgt, die Offenheit und Akzeptanz zu diesem Thema zu steigern, so wie es dringend nötig wäre.

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  7. Ich hab mir dazu auch viele Gedanken gemacht und in der Studie wurden unter anderem "gesellschaftlicher Druck" und "Akzeptanz nur als Mutter" als Gründe für das Bereuen genannt, für mich klare Indikatoren, dass oft nicht die Kinder an sich die Auslöser sind.
    Wenn ich in einem tiefbayrischen (bei Bedarf anderen ländlichen Landstrich einfügen) Dorf auf dem Anger täglich von der weiblichen Bevölkerung dafür angegangen werde, dass ich meine Kinder in die Kinderkrippe stecke, um Vollzeit arbeiten zu gehen und ich ja grundsätzlich eine Rabenmutter sei, dann würde sich bei mir über kurz oder lang auch ein tiefstes Bereuen einstellen. Genauso, wenn ich gezwungen wäre, meinen Tag auf mein Dasein als Heimchen am Herd auszurichten und mich der Kindererziehung zu widmen.
    Nicht falsch verstehen, ich habe höchsten Respekt für Frauen, die sich so intensiv um ihre Kinder kümmern können und das wollen, für mich allerdings wäre es der größte Horror. Dass das eine als Ideal verehrt, das andere als Beispiel für schlechte Mütter hingestellt wird, ist ein gesellschaftliches Problem, das dringend korrigiert werden muss. Ich bin daher froh über die Diskussionen, die hierdurch ausgelöst werden. Ich denke, das könnte auch den Frauen, die gar keinen Zugang zu ihren Kindern finden, das Leben erleichtern bzw. es nicht noch durch zusätzliche Schuldgefühle erschweren. Keine dieser Frauen hat diesen Zustand freiwillig für sich gewählt.
    Meiner Meinung nach sollte jede Frau den für sie richtigen Weg im Leben finden, ob mit oder ohne Kinder, in Vollzeit, Teilzeit oder als Hausfrau und _niemand_ hat das Recht, darüber zu urteilen!

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    1. Liebe Xaryiel,

      ich glaube (wirklich ganz persönliche Meinung), dass man sich das etwas "schön redet". Der Druck der Gesellschaft ist ein nachvollziehbareres Argument, als "liegt mir einfach nicht" - man schiebt die Gründe so von der eigenen Person weg.

      Ansonsten gebe ich Dir vollkommen recht - ich bin heilfroh in Brandenburg zu leben, wo im Grunde fast jede Kind ab dem zweiten Lebensjahr in die Kita geht. Da schaut keiner schräg.

      Liebe Grüße und danke für Deine Kommentar!
      Danielle

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  8. Danke für diesen aufklärenden Beitrag, zu dem ich 100 % zustimme. Genau: #DisillusionedByMotherhood müsste es heissen, bereuen tun es sicherlich die wenigsten Mütter, aber Illusionen verliert man, zumindest war es bei mir der Fall. Ich wusste nicht im Entferntesten, was mich erwartet. Ich glaube, der Erwartungsdruck für Mütter in Deutschland ist sehr hoch, deshalb bin ich froh, in Frankreich zu leben. Hier ist es einfach "normaler", Mutter zu sein, es gehört dazu und man geht auch arbeiten.

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    1. Liebe Katinka,

      das stimmt, ich habe auch den Eindruck, als sei man da in Frankreich unverkrampfter. Aber das Bild des Kindes ist auch ein bisschen anders bei Euch - oder?

      Liebe Grüße!
      Danielle

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  9. Danke für diesen bisher differenziertesten Artikel, den ich zu dieser Debatte gelesen habe! Auch ich bin einer dieser desillsionierten Mütter: nach einer traumhaften Schwangerschaft kam mein heiß ersehntes Baby, das ich so gerne in vertrauter Umgebung ohne Schmerzmittel vaginal gebären wollte, im Krankenhaus mit einem Hunger für 20 per Kaiserschnitt auf die Welt - Schlafen wollte sie von da an lieber nicht mehr;-) und mein Freund und ich hatten fortan mit dem wachsenden Schlafmanel und der Diskrepanz zwischen Ansprüchen/Vorstellungen/ Wünschen und der Wirklichkeit zu kämpfen. Meine eigenen Ansprüche, bis zum baby led weaning zu Stillen, co sleeping zu machen, lange zu tragen, u.ä. d.h. die ganze bindungsorinetierte Elternschaft perfekt [ denn machen wir uns nichts vor: es braucht einen sehr hohen Reflektionsgrad und danach nochmal sehr viel Kraft, zu erkennen, wie sehr man selbst diese ganzen Bilder der der guten Eltern internalisiert hat und diese anschließend aktiv zu dekonstruieren und neu zu definieren!!!) umzusetzen, dabei meine Partnerschaft aufrecht zu erhalten und gleichzeitig mein Studium zu beenden: daran bin ich gnadenlos gescheitert und ich kann nicht mehr zählen wie oft ich hören musste "Das war doch eh klar!" "Das hättest du auch vorher wissen können!" oder auch: "Tja, selbst schuld, heutzutage muss man doch kein Kind mehr bekommen....!" Erst als offensichtlich wurde, dass die Heultage lange vorbei sind und meine Verzweiflung Ausmaße einer ausgewachsenen Depression annahmen, konnte ich außerhalb meiner Familie Verständnis ausmachen und leise leise auch das ein oder andere "Kenn ich, hatte ich auch schon mal, diesen Gedanken."
    Ich hoffe sehr, dass die aktuelle Debatte keine Eintagsfliege bleibt, sondern sich immer mehr Eltern trauen, ihre eigenen Erlebnisse der Elternschaft so zu erzählen wie sie sind: persönlich/individuell und wie das gesamte Leben, nie nur glücklich.

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    1. Liebe Kirsten,

      ganz herzlichen Dank für Deinen Kommentar, der mir aus der Seele spricht :-).

      Liebe Grüße!
      Danielle

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  10. Als ich schwanger war, habe ich mir keine großen Gedanken darüber gemacht, wie es sein wird, wenn das Kind da ist. Ich habe mich sehr auf die Schwangerschaft und die Geburt fixiert, darüber hinaus konnte ich irgendwie nicht denken. Ich dachte nur das kommt dann alles von alleine, wenn das Kind da ist. Alle haben gesagt, das Leben wird ganz anders mit Kind. Ich habe nur gedacht: naja sicher, man hat ja dann ein Kind um das man sich kümmern muss. Dass es aber so ganz anders wird hätte ich mir nie vorstellen können. Am Anfang habe ich mich wie erschlagen von der Verantwortung gefühlt. Hatte ständig Angst alles falsch zu machen. War sehr verunsichert. Und dann kam das für mich entscheidende. Ich habe angefangen mich zu informieren und dabei eure Seite entdeckt, viele Artikel gelesen und das Buch Kinder verstehen bestellt und gelesen. Das hat mir sehr geholfen die Bedürfnisse von meinem Kind zu verstehen und meine Erwartungen umzudenken und zurück zu schrauben. Ich habe es mir vorher nicht vorgenommen mit meinem Kind in einem bett zu schlafen, es im Tragetuch zu tragen und das es so schädlich ist das Kind schreien zu lassen war mir auch nie bewusst. Es hat es so viel leichter gemacht das alles zu wissen. Dafür bin ich euch sehr dankbar! Auch bin ich froh dass es bei unserem Stilltreff und in unserer Krabbelgruppe die Mütter schon sehr ehrlich sind. Es wird oft von schlechten Nächten, schlecht gelaunten Babys und Müdigkeit und zu wenig Zeit für sich selbst berichtet. Das hat mir auch sehr geholfen zu sehen, okay es geht nicht nur mir so. Andere haben es auch nicht leicht. Das Umfeld macht schon viel aus, ob man sich unter Druck gesetzt fühlt als Eltern und natürlich die eigene innere Haltung und die Bereitschaft sich Hilfe zu holen, wenn man nicht mit der Situation zufrieden ist bzw überfordert ist. Am Anfang der Elternschaft habe ich mir ab und an mein altes Leben zurück gewünscht. Inzwischen, meine Tochter ist jetzt 8 Monate, bin ich eine glückliche, wenn auch nicht immer zufriedene, Mutter. Danke liebe Danielle und Snowqueen für euren Beitrag dazu!!! Liebe Grüße, Tatjana

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    1. Liebe Tatjana,

      vielen Dank für Deinen Erfahrungsbericht. Ich finde es interessant, dass das so ziemlich ähnlich bei einigen Frauen gewesen zu sein scheint.

      Und ganz herzlichen Dank für Deine Worte zu unserem Blog - wir freuen uns immer sehr, wenn jemand uns schreibt, dass wir eine wirkliche Hilfe für ihn waren und er die Bedürfnisse seines Kindes besser verstanden hat. Das motiviert uns enorm :-).

      Herzliche Grüße!
      Danielle

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  11. Ich habe durchaus gegenüber freunden und bekannten zugegeben das es manchmal anstrengend und schwierig ist. Und auch das ich es mir in manchen Situationen einfacher vorgestellt hätte, wenn sich meine Tochter z.b. über Tage n nicht ablegen lässt.
    Aber ich habe ausnahmslos Verständnis entgegen gebracht bekommen, Hilfsangebote wie "soll ich dir was zu essen vorbei bringen", " wenn ich mal aufpassen soll Sag bescheid ", etc. Ob ich das dann annehme steht auf einem anderen Blatt!
    Was ich sagen will, die Reaktionen und das Unverständnis sind nicht so schlimm, wie sie immer wieder in verschiedenen Artikeln dargestellt werden.
    Außerdem fehlt mir auch oft bei Eltern das Selbstbewusstsein zu sagen " nein, dieses Ausmaß hätte man/ich vorher nicht wissen können ". Und statt dem gegenüber, der es vielleicht unbedarft gut meint, zu erklären warum es anders ist fühlt man sich angegriffen, unzulänglich und niedergeschlagen.

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  12. War es in der Debatte oder war das eine andere Geschichte, in der es darum ging, dass Eltern seitdem sie Kinder haben unglücklicher sind als vorher?

    Ich finde diese Sichtweise irgendwie traurig, denn dabei wird ja impliziert, dass Kinder gefälligst glücklich zu machen haben.

    Anders betrachtet käme aber kaum jemand auf die Idee den eigenen Partner für das eigene Glück verantwortlich zu machen...

    Da wundert es doch nicht, dass einige Frauen es bereuen.
    Denn allzuoft wird ein Bild von Familie als paradiesischer Zustand gezeichnet.

    Ich denke aber, Eltern sein, Familie haben, das ist einfach das Leben. Mit Höhen und mit Tiefen.

    Ja, das stimmt, die Erwartungshaltung ist oft das Problem.

    Und ich bin sehr froh, dass ich erst Dreifach-Tante war und dann Mutter. Allerdings war für mich auch vorher schon klar, dass ich Kinder bekommen möchte, nicht, damit ich glücklich werde, sondern weil es einfach dazu gehört.

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  13. Liebe Danielle,

    vielen Dank wieder einmal für den tollen Beitrag. Anders als bei allen anderen Beiträgen finde ich mich in diesem allerdings nicht ganz wieder. Bei mir trifft #regrettingmotherhood tatsächlich zu. Ich war nicht desillusioniert, da ich aus einer sehr offenen Familie mit vielen Kindern komme. Ich war hautnah dabei (auch beispielsweise bei einer Geburt) und habe gehört wie hart Schlafentzug sein kann, gesehen wie sehr man unter der VErantwortung leiden kann, habe sogar bei meiner Schwester mit der ich damals zusammengewohnt habe ein Schreibaby miterlebt. Daher war ich bei meinem Kind auch nicht überrascht. Allerdings kann ich aus tiefstem Herzen sagen, dass ich es bereue mich damals für ein Kind entschieden zu haben und dass ich die Zeit zurückdrehen würde, wenn ich könnte. Natürlich liebe ich mein Kind und will das allerbeste für es und gebe auch alles (und oft mehr) was ich kann. Aber ich würde mich einfach anders entscheiden, wenn ich noch mal könnte. Ich hatte auch keine postpartale Depression und sogar das Glück von tollen Muttergefühlen und Verliebtheit in mein Kind. Wie gesagt, ich würde eben die Zeit zurückdrehen wenn ich könnte. Ich stimme zu, dass es oft Desillusioniertheit ist, regrettingmotherhood gibt es aber eben auch. Wie bei allen Dingen im Leben gibt es tausend Facetten.

    Viele liebe Grüße und danke für diese tolle Homepage!

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  14. Liebe Danielle,

    wieder einmal ein toller Bericht.
    Was mir dazu einfällt (vor allem in Bezug auf Erwartungshaltung): der Anspruch an Mütter ist nach wie vor immens. Das ist keine neue Entwicklung oder hat etwa mit der Emanzipation zu tun, sondern ist vielmehr ein uraltes Phänomen, die ewige Jungfrau Maria ohne eigene Bedürfnisse, still leidend, sich aufopfernd. Bedingungslose Liebe ist dabei wohl das mit am meisten falsch verstandene Konzept. Nicht das Kind wird geliebt in seinem Wesen, wie es ist. Sondern die Mutter liebt ohne auch nur den Anflug eigener Bedürfnisse oder gar Gefühle, die nicht in Güte und Freude auszudrücken sind.
    Ich gehöre zu den Frauen, die rund herum glücklich und zufrieden sind mit ihrer Situation als Mutter. Wenn ich allerdings mal gähne und erwähne, wie müde ich bin, höre ich auch (gerne auch von meinem mich sonst sehr unterstützenden Mann): "Du willst es ja so."
    Wenn eine Sportlerin sich über Muskelkater beklagt oder ein erfolgreicher Geschäftsmann abends erschöpft ist, bekommen sie Anerkennung und schnell ein: "Oh, das glaube ich. Hier, ich gebe Dir einen Kaffee/Drink/Massage (Zutreffendes bitte ankreuzen)." Ich habe noch nie gehört, dass jemand sagt: "Selber schuld" oder "DU wolltest doch Karriere machen!"
    Bei Müttern ist das anders. Da wird sofort gekräht, so sei es nunmal, das hätte sie ja mal vorher wissen können, die armen Kinder könnten ja nichts dafür. Können sie auch nicht. Wenn die Kinder allerdings in allen öffentlichen Diskussionen immer so im Vordergrund stünden, wäre unsere Gesellschaft zehn Schritte weiter und die Mütter auch entspannter.
    Ich kann mir vorstellen, dass es Frauen gibt, die diese enorme Erwartungshaltung einfach nicht ertragen und alles in Frage stellen. Wenn wir doch alle nur akzeptieren könnten, dass es eben alles gibt.
    Das sind mal meine Gedanken dazu.
    Anna

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  15. ""Das weiß man doch vorher" trifft also nicht auf jede Mutter zu. Bei der Diskussion sollte man immer im Hinterkopf behalten, dass Menschen vollkommen unterschiedliche Erfahrungshorizonte haben. Viele konnten es überhaupt nicht wissen - und die sollten auch vorwurfsfrei überrascht oder überfordert sein dürfen."

    Ich finde, das hier noch ein weiterer Aspekt fehlt. Was man alles vorher "weiß" kann man trotzdem nicht vorher "empfinden". Ja, natürlich weiß man, dass Babies nicht durchschlafen. Aber weiß man vorher genau, wie sich das anfühlt und was das mit einem macht, nächtelang nicht genug Schlaf zu bekommen und gleichzeitig die Bedürfnisse eines kreischenden Säuglings erfüllen zu wollen? Dieser Schlafmangel hat nichts mit Party-/Disconächten oder der durcharbeiteten Nacht zu tun, in der noch schnell die Bachelorarbeit zum Abschluss gebracht werden musste.

    "Wären wir alle ein bisschen offener und würden wir etwas toleranter in Bezug auf andere Lebens- und Erziehungsansätze sein,..."

    Dafür bete ich jeden Tag. Wie viel einfacher wäre das Leben für mich und meine Kinder...

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    1. Ooo wie wahr du sprichst mir aus der Seele

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  16. Ich möchte mich bedanken für diesen wundervollen Artikel, er ist so treffend geschrieben dass ich mich sehr verstanden gefühlt habe.
    Ja ich bin eine von diesen Müttern die es bereut Mutter geworden zu sein, auch wenn ich meine Tochter heute lieben kann, wenn auch anders wie in ,,normale Eltern'' Ich hatte einen Partner den ich über alles geliebt habe und er mich ebenso, wir hatten eine schwere Zeit hinter uns und ich habe alles auf eine Karte gesetzt und danach alles verloren ,ich bekam ein Schreibaby und war maßlos überfordert, auch mit meinen eigenen Gefühlen, da sie nicht so waren wie es mir erhofft hatte, ich fühlte nichts gegenüber meinem Kind. Sie war ein Schreibaby, nach drei Monaten zerbrach meine Beziehung, er nahm unsere gemeinsamen Hunde mit, weil es mit Kind einfach nicht gegangen wäre, ich hatte alles aus meinem alten Leben verloren und war nun mit diesem Schreibündel alleine, es gab keine Unterstützung von der Familie, dafür dann aber vom Jugendamt, doch über vier Jahre hat es mir nicht so sehr geholfen dass ich normale Gefühle gegenüber meiner Tochter entwickeln konnte, also habe ich mich entschieden sie in Pflege zu geben. Kurz nachdem sie weg war, habe ich einen Suizidversuch hinter mir und bin in schwere Depressionen verfallen, heute bin ich mir sicher dass diese schon lange vor der Schwangerschaft da waren, ich habe vier Jahre für mich und meine Tochter gekämpft, doch es war ein Kampf im goldenen Käfig den ich nicht gewinnen konnte. Heute habe ich ein sehr gutes Verhältnis zu meiner Tochter, wir sehen uns regelmäßig und mittlerweile freue ich mich auf die Kontakte und dennoch gibt es für mich keine Aussicht darauf Sie zurückzunehmen, weil ich weiß dass das Verhältnis was wir jetzt haben unglaublich kostbar ist und ich dafür dankbar bin und dass ein gezwungenes Verhältnis nur für die Außenwelt das niemals annähernd erreichen könnte. Ich bin immer noch mit dem Kampf gegen meine Depressionen beschäftigt und ihr geht es dort gut wo sie ist, so haben wir einen gemeinsamen Weg gefunden auch wenn es bedeutet getrennt zu leben. Mit dieser Entscheidung bin ich auch sehr viel Unverständnis im Familien, Freundes u Bekanntenkreis gestoßen und ich habe sehr stark aussortiert, heute habe ich einen ganz kleinen ausgewählten Kreis von Leuten um mich herum, die es akzeptieren können so wie es ist und mich nicht verurteilen! Dafür bin ich sehr sehr dankbar.

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    1. Danke für deine Geschichte. Ich finde es sehr mutig und gut von dir, dass du so lange für dich und deine Tochter gekämpft hast und jetzt eine Lösung gefunden hast, die für dich und sie das Beste ist! Es freut mich sehr, zu lesen, dass ihr ein gutes Verhältnis habt und du ein Teil ihres Lebens bist, deine Probleme aber von ihr fernhälst so weit es möglich ist. Ich habe schon einige Geschichten gehört, wo ich mich gefragt habe, warum die Eltern das Kind um jeden Preis bei sich behalten mussten, auch wenn es offensichtlich weder ihnen noch den Kindern gut getan hat. Gut zu hören, dass deine Tochter an einem Ort ist, wo es ihr gut geht! Alles Gute für euch :)

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  17. Furchtbar, wenn jemand einfach so, aufgrund eines Kommentars, dass nicht immer alles eitel Sonnenschein ist, so angegriffen oder verurteilt wird. Aber damit sind viele Menschen oft sehr schnell. Ich glaube es sind manchmal einfach genau die, die selbst sehr unsicher sind.
    Dass alles so einfach und toll ist, wird bei uns in der Krabbelgruppe auch immer propagiert. Furchtbar. Ich mach da nicht mit. Bisher hat sich keiner getraut, mich deswegen anzugreifen oder mir Vorwürfe zu machen, aber wer weiß was hinter meinem Rücken geredet wird. Mit keiner Sekunde bereue ich das Mutter sein. Eher gehöre ich zu der Kategorie "mit Leib und Seele Mutter", obwohl ich vorher wirklich viel und gerne feiern gegangen bin, aber... verdammt nochmal ist es eine Qual, wenn man mehrere Nächte insgesamt auf etwa drei Std Schlaf kommt. Es grenzt an Folter und ließ und lässt mich so manches mal zweifeln ob ich es mit zwei Kindern schaffen werde.
    Glücklicherweise ist in meinen Freundeskreis gerade der Babyboom ausgebrochen und dort darf man frei sprechen ohne verurteilt zu werden. Das ist wirklich unglaublich viel wert.
    Toller Beitrag übrigens. Toller Blog mit tollen Ansichten über Kinder und Erziehung. Ihr habt mir schon so viel Mut gemacht und mir in einigen Dingen auch die Augen geöffnet.

    LG Sarah

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