Mein Sohn wird bald 3 Jahre alt und ich beobachte an ihm gerade eine Phase, die ich bei seinen Schwestern nicht so bewusst miterlebt erlebt habe. Ich erinnere mich aber durchaus an Szenen mit den beiden, die den heutigen mit ihm ähneln. Herr Friedlich ist im Moment oft wütend - so weit, so normal. Spannend ist jedoch, was genau ihn immer wieder böse werden lässt: Er ist wütend, wenn ein Paket für ihn bei den Nachbarn liegt, diese aber nicht da sind und deshalb die Tür nicht aufmachen. Er ist wütend, wenn wir nach Hause kommen und seine Schwester aus Versehen vor ihm das Licht im Hausflur anmacht. Er ist wütend, wenn ich auf Toilette gehen möchte und auch gehe, obwohl er es mir "verboten" hat. Er ist wütend, wenn wir nicht zum vierten Mal hintereinander seinen Autofilm angucken wollen, sondern uns für einen anderen entscheiden. Er ist wütend, wenn Sonntag ist und wir nicht sofort seinen Joghurt nachkaufen können, der gerade alle geworden ist.
Schicksalsschläge
In diesem Artikel über den Entwicklungssprung mit 15 Monaten haben wir schon ausführlich besprochen, dass kleinere "Schicksalsschläge", die immer wieder mal passieren, unsere Kinder unheimlich aus der Bahn werfen, weil sie von dem inneren Plan abweichen, den die Kinder im Kopf hatten. Zerbrechen beispielsweise eine Banane oder ein Keks, während sie ausgepackt werden, ist das etwas, mit dem das Gehirn unserer Kinder erst lernen muss, umzugehen. Ein spontanes Abweichen von einem einmal gefassten Plan ist eine kognitive Leistung, die erst nach und nach und mit viel Mühe erlernt wird.
Zunächst werden die Kleinen wütend, weil sie gern eine ganze Banane oder einen ganzen Keks essen wollten und (noch) nicht verstehen, dass nicht alle Dinge, die kaputt gehen, auch wieder ganz gemacht werden können. Auch Luftballons, die zerplatzen oder wegfliegen, gehören in diese Kategorie von Schicksalsschlägen. Es ist ungünstig, dann aus Mitleid einen neuen Keks oder einen neuen Luftballon zu kaufen. Damit erklärt man nämlich dem Teil des kindlichen Gehirns, der dafür verantwortlich ist, dass man unvorhergesehene Vorkommnisse, die Schmerzen, nicht aushalten muss, sondern dass es besser ist, sich davon abzulenken. Das schwächt jedoch die Resillienz der Kinder! Besser ist es, die Kinder in diesem Moment in ihrer Trauer zu begleiten. Da zu sein für ihre Tränen und eine Schulter zum Ausweinen anzubieten. Denn neben der Wut über das Unabänderliche ist es vor allem Trauer, die da zu Tage kommt. Trauer um den schönen ganzen Keks oder den schönen verlorenen Luftballon. Lernen Kinder mit unserer Hilfe, diese Trauer und den dazugehörigen Schmerz auszuhalten, ist ihr Gehirn besser vorbereitet, wenn das Haustier stirbt oder die Lieblingspuppe verloren geht. Diese lassen sich nämlich nicht ersetzen ...
Unverrückbare natürliche Grenzen
Wenn ein Nachbar, der mein Paket in meiner Abwesenheit angenommen hat, nicht da ist, wenn ich dieses Paket abholen will, dann ist das Pech für mich. Es ist eine unverrückbare natürliche Grenze. Ich kann so oft klingeln, wie ich will, ich werde trotzdem nicht an mein Paket herankommen. Als Erwachsene weiß ich das, deshalb ärgert mich dieser Umstand höchstens kurz. Ich zucke mit den Schultern und probiere es am Abend nochmal. Auch, wenn mein Lieblingsjoghurt an einem Sonntag alle wird, weiß ich, dass es keinen Sinn hat, deshalb wutentbrannt an der Tür des Supermarktes zu rütteln - das Ding bleibt trotzdem geschlossen. Ich muss mich also bis Montag gedulden, bevor ich meinen Joghurt wieder einkaufen kann.
Wieder habe ich vor einer unverrückbaren Grenze gestanden. Für kleine Kinder, die die Gefühle von Wut, Ärger, Angst etc. gerade erst neu erleben und einordnen lernen, sind solche Situationen viel schwerer zu ertragen, als für uns Große, weil sie 1. durch den Aufbau ihres Gehirns noch schneller erregbar sind und 2. noch nicht so viele Situationen erlebt haben, in denen sie vor einer unverrückbaren Grenze standen. Für sie ist es eine neue Erfahrung, im wahrsten Sinne des Wortes "in die Grenzen gewiesen" worden zu sein. Dazu braucht es keine von Erwachsenen willkürlich gesetzte Grenzen ("Nein, du darfst jetzt kein Eis essen!"), es gibt genügend natürliche davon auf der Welt.
Persönliche Bedürfnisse von anderen
Auch der Fakt, dass sich Menschen nicht "manipulieren" lassen, wie z. B. Gegenstände, ist eine Lektion, die unsere Kinder im Alter meines Sohnes erst neu erlernen müssen. Als sie Babys waren, haben wir Eltern unsere eigenen Bedürfnisse weit nach hinten geschoben. Vielleicht haben wir sie abends im Bett einschlafbegleitet, obwohl wir eigentlich auf Toilette mussten. Vielleicht haben wir auf das Duschen am Morgen verzichtet, weil unser Baby nicht allein in der Wippe liegen wollte und weinte. Vielleicht haben wir unseren eigenen Hunger erst einmal ignoriert, weil unser Kind dringend an die Brust wollte. All das war richtig und wichtig. Doch je älter unsere Kleinen wurden, desto besser konnten auch sie einmal abwarten, so dass wir nach und nach ein wenig mehr auf unser eigenes Wohlbefinden achten konnten.
Irgendwann kommt der Punkt, an dem dieses neue Abwägen zwischen den Bedürfnissen von Erwachsenem und Kind zum Streit führt. Mit drei Jahren können Kinder nämlich noch keinen Perspektivenwechsel einnehmen, d. h. auch ihr Mitgefühl ist begrenzt. Sie können noch nicht nachfühlen, wie schlimm es ist, dringend Pipi machen zu müssen und nicht zu können, weil ein kleiner Dreikäsehoch vehement verlangt, man solle sein Händchen beim Einschlafen halten. Sie können auch noch nicht verstehen, dass die Schwester, die beim Hereinkommen ins dunkle Treppenhaus automatisch auf den Lichtschalter drückt, das nicht tat, um ihren Bruder zu ärgern, der eigentlich das Licht anmachen wollte, sondern weil sie nicht in seinen Kopf gucken kann und dementsprechend nicht wusste, dass er es wollte.
Perspektivenwechsel und Empathie sind kognitive Meilensteine, die in der natürlichen Entwicklung von allein erreicht werden. Was jedoch ist mit dem "Über-andere-bestimmen-wollen", das unsere Kleinen in diesem Alter so oft an den Tag legen? Geht das wieder von allein weg?
Am Sonntag hatten wir so einen Fall bei uns. Wir schauen im Winter am Wochenende meist einen Film. Die letzten drei Mal hatten wir uns von Herrn Friedlich überreden lassen, mit ihm seinen Lieblingsfilm Cars zu gucken. Doch diesmal wollten wir nicht - wir hatten Lust auf einen anderen. Um Herrn Friedlich nicht zu sehr zu enttäuschen, erklärten wir ihm, wir würden zuerst seine Lieblingszene angucken, in der zwei Autos laut Traktoren anhupen. Gesagt, getan. Große Freude bei meinem Sohn. Doch als wir uns danach anschickten, den von meinen Töchtern gewünschten Film einzulegen, begann das große Drama. Herr Friedlich wollte nicht, dass wir Petterson und Findus gucken. Er war außer sich und schrie immer wieder, wir sollen den Fernseher aus machen. Er wollte bestimmen, was wir gucken oder wenigstens bestimmen, dass wir nicht gucken. Wir rückten jedoch nicht von unserer Entscheidung ab. Das machte meinen Sohn wirklich, wirklich wütend. Ich musste ihn sicher eine halbe Stunde lang geduldig begleiten, bis er akzeptieren konnte, dass wir etwas tun, was er uns nicht "erlaubt" hatte.
Das war sehr anstrengend für mich, aber ich wusste, dass es wichtig war, seine Empörung auszuhalten. Natürlich hätten wir des lieben Frieden willens klein beigeben können oder ihn auch so ablenken können, dass meine Töchter den Film heimlich hätten gucken können, aber dann hätten wir seinem Gehirn (genauer gesagt dem präfrontalen Kortex) eine falsche Botschaft gesendet. Dann hätte er gelernt, dass sich Menschen durch lautes Geschrei "verschieben lassen", wie Möbel, die ihm im Weg stehen. Das mag vielleicht bei den Eltern, Geschwistern oder Großeltern noch irgendwie klappen, nicht jedoch im "wahren Leben" bei der Nachbar|in, der|dem Kita-Erzieher|in, der|dem Lehrer|In oder dem|der Vorgesetzten. Menschen haben ihren ganz eigenen Willen und reagieren manchmal anders, als wir uns das wünschen. Das ist die Lernaufgabe, die mein Sohn, und andere Kinder in seinem Alter, gerade haben.
Wenn wir uns ihrem Geschrei beugen, weil wir ihren Frust, den momentanen Liebesverlust und ihre Lautstärke nicht aushalten können, dann tun wir ihnen nichts Gutes. Wir schwächen unsere Kinder. Das "Über-andere-bestimmen-wollen" geht leider nicht von allein weg, wie man an einigen Erwachsenen (in der Politik und anderswo) wunderbar sehen kann. Wenn unsere Kinder nicht von uns erfahren, dass man manchmal im Leben zugunsten anderer zurückstecken muss, machen wir es ihnen und ihrer Umwelt unnötig schwer. Aushalten zu können, dass es natürliche Grenzen wie z. B. Schließzeiten von Geschäften gibt, dass Schicksalsschläge wie ein geplatzter Luftballon passieren oder dass Menschen Dinge tun, die man selbst doof findet, ist unabdingbar, um entspannt durchs Leben zu gehen und sich in die Gesellschaft einfügen zu können, ohne sich selbst dabei zu verlieren.
Wie kann man diese Wutanfälle begleiten?
In diesem Artikel und auch in unserem Buch zur Trotzphase haben wir ausführlich beschrieben, wie man einen Wutanfall erfolgreich begleitet und dem Kind eine Brücke aus der Wut heraus baut. Doch was ist mit den Wutanfällen, die ich in diesem Artikel hier beschrieben habe?
Wie ich oben bei dem Abschnitt über die kleineren Schicksalsschläge schon angedeutet habe, erleben unsere Kinder in den Situationen eine Gefühlsmischung aus Wut und Trauer. Die Kinder davon abzulenken, ist ungünstig. Einen Kompromiss anzubieten, hilft aufgrund der Natur der Situation nicht. Ich hatte Herrn Friedlich, als seine Schwester das Licht vor ihm angemacht hatte, z. B. angeboten, mit ihm so lange im Hausflur stehen zu bleiben, bis das Licht von selbst wieder ausgeht, damit er es dann wieder anmachen kann. Doch dieses Angebot half überhaupt nicht. Denn es ging ihm nicht wirklich darum, das Licht anzumachen. Es ging ihm darum, das Licht als Erster anzumachen. Und diese Gelegenheit war nun einmal unwiederbringlich verstrichen.
Wenn euer Kind also einen dieser Wut- und Traueranfälle hat, die ich hier beschrieben habe, dann bleibt neben ihm, bietet immer wieder an, es in den Arm zu nehmen und zu kuscheln, aber drängt euch nicht auf. Es dauert leider oft eine halbe bis dreiviertel Stunde, bis sich unsere Kleinen von ihrem Frust erholt haben. Das sind 45 Minuten, in denen wir eigentlich rein gar nichts machen können, als ihrer Trauer aktiv zuzuhören. Es hilft ein wenig, den Grund für die Trauer leise zu verbalisieren ("Du wolltest das Licht als Erster anmachen. Als Erster!"), aber mehr braucht ihr nicht zu unternehmen. Es ist schon schwer genug für euch, die Wut und Trauer zu begleiten. Ich habe das mit Herrn Friedlich jetzt etwa drei Wochen lang jeden Tag durchgemacht und ich kann euch sagen, am Ende war ich ein nervliches Wrack. Ich wollte nur noch, dass das Schreien aufhört. Am Ende der drei Wochen bin ich wegen irgendeiner Kleinigkeit in Tränen ausgebrochen. Ich konnte nicht mehr. Als Herr Friedlich sah, dass ich weinte, kam er sofort zu mir: "Brauchst du kuscheln?" fragte er sanft und schmiegte sich liebevoll an mich. Ich war verblüfft und gerührt. Unsere Anstrengung trägt Früchte - manchmal schneller, als wir erwarten.
© Snowqueen
Schönes Ende!
AntwortenLöschenDieser Bericht kommt gerade zur rechten Zeit. Mein fast Dreijähriger macht gerade genau die gleiche Phase durch.
Wie oft gerät er in Wut, weil er etwas machen wollte, das ich gerade erledigt hatte. Ich lese gerne, dass ich wohl instinktiv richtig reagiere, wenn ich ihn einfach in seiner Wut und Trauer begleite.
Das herumkommandieren zeigt sich hier übrigens mit den Worten: "Steh noch!", mit denen er mir mitteilt, dass ich zum Beispiel auf keinen Fall die Treppe runtergehen darf, bevor er es bis ganz nach unten geschafft hat. Ob ich das mit mir machenlasse, hängt immer von der Zeit ab, die ich für Spiel bzw. Wutanfall zur Verfügung habe. (Sprich: Je mehr Zeit ich habe, desto weniger lasse ich mich verschieben ;-))
Gruß
Claudia
Vielen Dank für diesen wunderschön geschriebenen Artikel. Unser 4 Jahre alter Sohn macht im Moment genau diese Phase durch, und wir versuchten es bisher mit einer ähnlichen Methodik wie du sie hier beschreibst. Zu wissen, dass man nicht alleine mit dieser nervlich sehr anstrengenden Zeit ist, tut doch immer wieder gut 😅
AntwortenLöschenUnser Dreijähriger ist genau in dieser Phase. Momentan ist es besonders anstrengend. Danke für dieses Artikel. Er hilft mir wirklich sehr mich nicht schuldig zu fühlen wenn ich nicht jedem Wunsch nachkomme und auch mal meine Bedürfnisse, die meines Mannes oder unseres Hundes vorne anstelle.
AntwortenLöschenVielleicht hat noch jemand einen Tipp für mich. Wenn mein Sohn mal keine Aufmerksamkeit oder seinen Willen bekommt, lässt er das seit einiger Zeit am Hund aus und ärgert ihn. Ich konnte ihm heute nicht den Rücken zudrehen ohne das etwas nach dem Hund flog... Alles erklären bringt da nichts. Schimpfen schon gar nicht. Unser Hund ist sehr alt, er fällt leicht hin und kann kaum noch sehen. Das macht die Situation noch schlimmer. Eigentlich liebt er den Hund, bereitet sogar sein Essen zu, streichelt ihn, führt ihn an der Leine... aber sobald er wütend oder ihm langweilig ist ändert sich das. Was kann ich tun?
Juli
Danke für den Artikel ! Das verdeutlicht mir noch einmal dass die Kinder auch mal was unangenehmes aushalten müssen! Muss ich meiner Mutter mal weiterleiten :)
AntwortenLöschenMein zweieinhalb jähriger schreit übrigens immer die Sonne an wenn sie ihn blendet:SONNE GEH WEG SONNE! ! Das hört man durch ganz Berlin :)Liebe Grüße !
Vielen Dank für diesen Artikel, denn der Artikel zur Wut passte einfach viel weniger zu unserer Lebensrealität, als dieser hier. wobei ich sagen muss dass die halbe bis dreiviertel Stunde hier für uns nicht selten zu knapp bemessen ist...
AntwortenLöschenDas hängt immer davon ab wie viel Kraft ich habe die Wut meiner "Großen" adäquat zu begleiten. ansonsten ist es hier zumindest so dass es sich auch aufschaukeln kann und dann über stunden geht und das ist für ALLE mehr als zermürbend.
Das was ich realisieren musste ist, dass es eben nicht nach ein paar Wochen aufhört, weil es ein Lernprozess ist, sondern ich habe zumindest für meine Tochter gelernt das es auch von ihrem Tag und ihre Stimmung abhängt und nicht eine Phase ist die nach ein paar Wochen wieder vorbei ist.
Ich finde das sehr wichtig, denn über eine so lange Zeit kann das vermutlich kaum jemand durchhalten, jede Nacht oder jeden Tag diese starken Wutanfälle zu begleiten. das ist aus meiner Sicht einfach unrealistisch, sofern noch ein Alltagsleben mit alltäglichen Bedürfnissen existiert. insofern freue ich mich über den Artikel, weil ich auch diese Zusammenbrüche kennen, wo ich dann weine oder selber ins schreien/wüten abrutschen. Das finde ich ganz furchtbar, aber ich kann ihren Wutanfall eben nicht stoppen, wann ich es möchte, sondern es hört auf wenn sie so weit ist. und insofern ist es wichtig gewesen für mich zu lernen wann ist meine Grenze erreicht wann werde ich selber wütend und wann kann ich sie in dem Moment nicht weiter begleiten, weil meine Kraft einfach aufgebraucht ist (mal ganz zu schweigen davon, dass auch ihre kleine Schwester oder andere Familienangehörige diese Kraft des Aushaltens mitbringen und Bedürfnisse zurück stellen müssen)...
Was ich auch als Unterschied empfinde ist, ob mein Kind schreit oder - wie bei uns - schreit und Haut oder an mir zieht um mich in eine bestimmte Richtung zu schieben oder oder oder. Das dann gelassen auszuhalten über eine längere Zeit ist einfach für mich nicht realistisch.
So schön wäre es, wenn Einfuhlsamkeit, Liebe, Begleitung oder eine Technik hier so gut funktionieren würde wie das Spiegeln im Babysitter. Aber bei uns ist es einfach so, dass nichts davon Frucht er. sie muss einfach diese Wut herauslassen und das daaaauert... Und sie tut mir auch immer einfach leid dabei. Eine schlimme Phase ( hoffentlich ist es eine Phase:))
Einen großen Anteil daran hat daran leider auch, dass wir glaube ich viel zu lange und viel zu oft wünsche und Bedürfnisse miteinander verwechselt haben. zumindest scheint mir das so.
Und es spielt eine Rolle, dass vor einiger Zeit ein Geschwisterkind dazu gekommen ist. und es spielt eine Rolle dass sie ja in einer Phase ist ( wie ich bei euch gelernt habe) in der sie weniger kindlich empfunden wird, das heißt wo wir viel mehr von ihr erwarten als früher, als sie selber ein Baby und "babyhaft" war.
Nun ist sie dreieinhalb Jahre alt und ist diesem Zusammenschluss von verschiedenen Veränderungen und Erwartungen und Realitäten ausgesetzt und das ist für Sie mindestens genauso der Horror wie für uns, manchmal tägliches und stundenlanges Wüten auszuhalten...
Das wiederholte einfordern freundlich miteinander zu sprechen und nicht sie zu tun, hilft mittlerweile ein wenig. Aber ein Ende des Dramas ist tatsächlich noch nicht in Sicht...
Oh je, Text to speech am kleinen Handydisplay. Sorry für die vielen Fehler.
LöschenDu beschreibst genau unsere Situation!
LöschenNur, dass meine größte Tochter jetzt schon 5 Jahre ist.
Ich finde es auch sehr schwer, diese Wutanfälle zu begleiten, da dann eben auch die anderen beiden Kinder zurück stecken müssen. Teilweise dauert es echt lange oder die Wut flammt immer wieder auf. Und dann denke ich mir eben manchmal, dass es sich für die Kleinen auch schlecht anfühlen muss, dass die Große so viel Aufmerksamkeit bekommt in diesen Situationen.
Sie selbst empfindet das natürlich nicht so und sagt öfter, dass ich mich ja nur um die anderen beiden kümmern würde. Dabei ist meine mittlere Tochter sehr umgänglich und steckt oft für die Große zurück.
Neu ist bei uns, dass sie nun auch anfängt, sich in solchen Wut-Situationen selbst zu hauen. Ich sage dann immer, dass ich nicht möchte, dass sie sich weh tut und das lassen soll. Das bringt nichts. Ich nehme sie dann gegen ihren Widerstand in den Arm, halte sie so fest, dass sie sich nicht mehr weh tun kann und sage ihr, dass ich sie lieb habe. Irgendwann hört es dann auf. Wenn ich nicht so viel Kapazitäten habe, drohe ich mit Süßigkeiten-Entzug (ich weiß, das ist nicht pädagogisch wertvoll, aber das funktioniert).
Ich frage mich aber, ob die Autoaggression ein bedenkliches Zeichen ist? Wie würdet ihr das einschätzen?
Grundsätzlich bin ich mir sicher, dass sie in einigen Bereichen hochsensibel ist. Viel Filme gucken (d.h. bei uns länger als 30Min), viel Musik im Hintergrund, aber auch der Vormittag im Kindergarten scheinen ihre Wut zu verstärken. Aber eben vor allem auch, wenn ich Dinge nicht erlaube. Das "dann hau ich mich eben selbst" entsteht oft, wenn ich von ihr einfordere, Rücksicht auf ihre Geschwister zu nehmen (zB leise sein, wenn das Baby schläft)....
Hallo Chanel,
Löschendas mit der Selbstverletzung kenne ich leider auch von meinem Sohn. Er war so 1-2 Jahre, als er zum ersten Mal vor Wut seinen Kopf gegen den Türrahmen geknallt hat - ich dachte zuerst, ich kann jetzt nicht richtig gesehen haben, dass das Absicht war! Aber dergleichen kam noch öfter vor und ich habe ihn dann wie Du festgehalten, bis er sich beruhigt hatte - was soll man auch sonst tun? Besonders versuchte er übrigens dann, sich selbst zu verletzen, wenn er anderen wehgetan hatte und deswegen geschimpft wurde. Wenn man ihm gesagt hat "Du willst doch auch nicht, dass man dich an den Haaren zieht" oder so etwas, hat er oft geantwortet: "Ich will aber, dass du das bei mir machst!!"
Er ist jetzt 6 und hat diese Tendenz immer noch, nur subtiler: Er war heute z.B. sauer, weil ich kein Eis als Nachspeise zu Hause hatte. Kuchen oder Milchschnitte (was er beides eigentlich liebt und natürlich auch nicht immer bei uns vorrätig ist, noch dazu beides) lehnte er ab - erste "Selbstbestrafung"! Aber es ging noch weiter: Als ich ihn zwischen Wurst- und Käsebrot zum Abendessen wählen ließ, sagte er "Käse" - obwohl er Wurst lieber mag. Und dann trieb er es auf die Spitze: "Und ich will Tee trinken!" - er hasst Tee!
Das ist ja im Nachhinein schon fast wieder lustig, aber in der Situation nicht wirklich. Er hat sich dann wieder eingekriegt und fast 2 Stück Kuchen verputzt, nach dem Wurstbrot(ohne Tee!)
Eine komische Strategie ist das, oder? Oder vielleicht ist es keine Strategie, sondern einfach pure Bockigkeit?
Ich kann Dich also immerhin evtl.insofern beruhigen, als sich das Ganze offenbar abschwächt und weniger gefährliche Bahnen sucht. In der Persönlichkeit scheint es aber schon irgendwie zu stecken.
Viele Grüße, Hanni
Vielen Dank für diesen Artikel. Unser 3,5 jähriger Sohn macht es uns seit ein paar Monaten auch schwer zu schaffen. Die Begleitung seiner Wutanfälle ist für uns eine extreme Herausforderung: wir dürfen nicht spiegeln. Er schreit dabei, dass nur er dies sagen darf (was ihn ärgern oder warum er wütend ist). Er möchte, dass wir das Zimmer verlassen, sonst läuft er weg und wird noch wütender, sperrt sich in den Kleiderschrank. Wenn wir seinem Wunsch nachgeben, wird es schlimmer, weil er sich wahrcheinlich verlassen fühlt. Doch egal wass wir tun, ist es nicht richtig. Am Ende verzweifeln wir... Das geht so lange, bis er keine Energie mehr hat, weil er extrem mit so viel zerstörerischer Energie rumspringt, mit den Füssen gegen die Wände schlägt und sich am Ende verletzt - und erst dann das Trösten zulässt. Es ist für mich besonders schlimm zuzusehen, wie er sich selbst verletzt. Keine Technik wie Schieben, Spiegeln oder ähnliches hat bisher funktioniert.
AntwortenLöschenHat jemand Ideen, was ich tun kann?
Ein bisschen helfen uns rescue Tropfen morgens und abends. Und vielleicht noch wichtiger für uns): Neurexan (rein homöopathische Tabletten für die nervliche Belastung der Eltern).
LöschenMeiner Erfahrung nach ist der beste Weg bei solchen Kindern, im Zimmer zu sein und nichts zu sagen oder zu tun. Den Kindern ist aber wichtig, dass man ihnen zusieht, also nicht
Löschenvom Handy abgelenkt ist, oder so. Das ist vor allem schwierig, wenn die Kinder anfangen, sich selbst weh zu tun. Auch dabei solltet ihr nicht eingreifen - er spürt sehr genau, was ihm zu weh tut, daher wird er sich nicht ernsthaft verletzen. Wenn es euch emotional zu sehr verletzt, ihm bei diesem Verhalten zuzusehen, würde ich an eurer Stelle rausgehen. Dann wird er zwar noch wütender werden, aber euer Bedürfnis geht in dem Fall vor.
Bei uns ist es ähnlich. Wenn wir im Raum bleiben wollen, läuft er weg und knallt Türen zu. Ich warte etwas ab (habe für die Zeit so langsam ein Gefühl entwickelt) und setze mich dann vor die Tür. Ab und an sage ich dann, dass ich hier sitze und für ihn da bin, wenn er das will. Anfangs hat er das nicht verstanden, aber mittlerweile geht es. Ab einem Punkt frage ich dann konkret, ob ich zu ihm reinkommen soll - irgendwann ist die Antwort dann "ja"... Wünsche euch viele gute Nerven!
LöschenAlso ich würde euch ja sehr gerne bei Tippee uversucht, zen aber es klappt nach mehrfachen Versuchen einfach nicht. egal wo ich drauf klicke Oder mit was ich mich anmelde Es passiert einfach nichts und das ist nur nervig. Habe es schon an verschiedenen Tagen mehrfach versucht ich lasse es jetzt sein. Schade
AntwortenLöschenMacht es Sinn, dem Kind zu erklären WARUM manche Dinge sind wie sie sind? Also z.B. wenn die große Schwester das Licht zuerst anschaltet - bringt es dann irgend etwas dem 3-Jährigen zu erklären, dass es keine böse Absicht war? Ich habe auch häufig Angst, dass ich meinem Kind durch Erklärungen noch Schuldgefühle mache, z.b. "Banane kann zerbrechen, wenn man die Schale sehr ruckartig herunterzieht."
AntwortenLöschenAuf einer Seite möchte ich mein Kind wirklich gern begleiten, Trost spenden. Andererseits lassen sich manche "Schicksalsschläge" ja vermeiden, wenn man vorsichtiger ist (den Ballon richtig festhält, der Schwester vorher sagt, was man möchte...) und da ist mein Reflex oft, dass ich dem Kind versuche die Situation zu erklären, so dass es das nächstes Mal beachten kann und das gleiche Problem vielleicht nicht wieder auftritt.
Ich schätze, dass ist sehr erwachsen gedacht? Ab welchem Alter kann man Erklärungen einsetzen? Oder vielleicht doch auch schon bei den ganz Kleinen, auch wenn sie es in dem Moment gar nciht annehmen?
Danke für Tipps und immer wieder DANKE für den tollen Blog.
Susanne
Ich hab selbst 2 dreijährige. Während der Wut erklären bringt bei uns nichts. Aber danach, wenn alle sich wieder beruhigt haben, rede ich nochmal ruhig darüber.
LöschenAlso erkläre z. B. dass man den Helium Ballon sehr gut fest halten sollte oder am besten am Handgelenk festbinden, weil er sonst eben wegfliegt.
Dann können sie auch wieder zuhören und eventuell fürs nächste mal lernen.
Liebe Susanne, ich finde Erklärungen gut und mache das selbst auch viel. Aber ich erwarte nicht, dass diese Erklärungen gleich beim nächsten Mal fruchten. ZB ist es meinem Sohn ja noch nicht möglich, zu verstehen, dass seine Schwester nicht in seinen Kopf gucken kann, um zu wissen, dass er das Licht anmachen wollte. Ich kann das zwar erklären, aber wirkliches Verständnis und damit weniger Wut wird er erst haben, wenn er den kognitiven Meilenstein des Perspektivenwechsels hat (also mit etwa 4).
LöschenLG, Snowqueen
Hallo ihr Lieben!
LöschenAlso das mit den Erklärugen ist nur bedingt gut. Man kann auch um vieles, viel zu viel herumerklären.
Früher, als meine großen Kinder, heute 19 und 15 Jahre, noch klein waren, war ich immer der Meinung, jeder hat eine Erklärung für alles verdient.
Tja....dann kam die Pupertät.....gratuliere......
Unsere mittlere Tochter hat sich einen Sprt daraus gemacht, wenn sie eine dieser sagenhaften Erklärungen nicht akzeptieren wollte, immer wieder nachzufragen.
Das war eine Endlosschleife........die extrem viel Unfrieden mit sich brachte, weil ich eben bei einem Teenager nicht mehr eine dreiviertel Stunde oder mehr bereit bin, um die kleinste Kleinigkeit zu diskutieren oder zu streiten. Dinge sind wie sie sind....Punkt!
Ich kann heute nur eins sagen, und so handhaben wir es bei unserer kleinsten, fast vier Jahre, nun auch. Wir geben nicht mehr den endlosen Erklärbär ab, das führt nur zu viel zu vielen Diskussionen.
Erklären ja, aber sicherlich nicht stundenlang, einwirken als Stütze in schwierigen Situationen ja, aber auch nicht endlos. Das zeigt den Kindern doch auch nur, dass sie bedingungslos Aufmerksamkeit bekommen, auch wenn sie sich total daneben benehmen.
Im Moment sind wir für uns am einordnen, wie wir die momentanen Erfahrungen mit der Kleinen und die mit den Großen ineinanderfügen können. So, dass es für alle stimmig ist.
Auf keinen Fall geben wir stundenlange Erklärungen ab, diese "Methode" hat sich alles andere als bewährt bei einem kleinen Trotzköpfchen.
Oh vielen lieben Dank für diesen tollen Artikel. Unser Sohn ist grad 2,7 Jahre. Baby 6 Monate und es ist Mega anstrengend.....
AntwortenLöschenEin Frage hätte ich aber noch. Wir hatten kürzlich einen Fall. Er kein Mittagsschlaf gemacht und seit einer Woche kein brustkuscheln mehr.
Hat es aber eigentlich gut weggesteckt. Wir bei Besuch bei der Tante. Zum Abendessen.um 4 sag e er er will heim aufs Sofa Milch trinken und kuscheln mit mir, (unser Ritual Mama auftanken) ich sagte können wir hier machen. Das war der Anfang....und dann kam eins nach dem anderen...er wollte immer nach Hause, schlafen und aufs Sofa .... wir haben 30 mn. Gewartet und begleitet, Schluss endlich sind wir heim gefahren. War das jetzt gar nicht so gut? Hätten wir bleiben sollen, denn das Essen stand schon auf dem Tisch.
Vielen Dank für euren tollen Blog.
Lg Diana
Liebe Diana, doch, da habt ihr richtig gehandelt. Das war ja ganz klar ein Wutanfall wegen Müdigkeit und es gab ein starkes Bedürfnis nach Mamaauftanken und Ruhe. Dieses Bedürfnis geht vor. Es ist ja immer ein Abwägen: Wenn ich dringend auf Toilette muss, aber mein Sohn will mit mir spielen, geht mein Bedürfnis vor. Das muss er aushalten lernen. Aber wenn er müde ist und überreizt und nach Hause will, aber mein Bedürfnis ist, mit meiner Freundin zu abend zu essen, geht sein Bedürfnis vor. Es wiegt einfach schwerer.
LöschenLG, Snowqueen
Der Artikel kommt gerade recht. Obwohl ich das alles genau weiß (danke für den Blog!) ist es super schwer, im Alltag all das Wissen richtig einzusetzen und nicht zu verzweifeln.
AntwortenLöschenLeider schreit und weint unser Sohn nicht nur, sondern verletzt andere (beißt oder kneift die Person, die ihm gerade am nächsten steht). Daher ist es sehr schwer, ihn die natürlichen Grenzen im Kindergarten aushalten zu lassen. Wenn morgens die falsche Person die Tür öffnet, ist die ganze Abgabesituation im Eimer und man muss befürchten, dass ihn im Tagesablauf auftretende Probleme (z.B. anderes Kind nimmt ein Spielzeug weg oder er soll aufs Klo obwohl er nicht muss) komplett die Fassung verlieren lassen. Also versuchen wir möglichst, zumindest morgens alles nach seinem inneren Plan laufen zu lassen. Müssen wir das einfach aushalten, bis er insgesamt besser versteht, dass man Dinge manchmal nicht ändern kann und erst dann die sensibleren Situationen versuchen zu normalisieren? Auch habe ich den Eindruck, dass er mit nicht-begleiteter Wut (weil eben Kindergartenpersonal anders arbeitet) wesentlich schlechter klarkommt als andere Kinder, weil die es eben von zu Hause auch anders gewohnt sind. Ich bin mir manchmal nicht sicher, ob das nicht im Ganzen alles schwerer für ihn macht, hoffe aber, dass es sich am Ende auszahlt, dass "wenigstens" wir Eltern ihn verstehen...
Ach ja, mal wieder ein toller Artikel von euch! Und genau zur richtigen Zeit. Besonders über das "über-andere-bestimmen-wollen" unseres Sohnes habe ich mich sehr gewundert, da wir ja versuchen, so wenig wie nötig über ihn zu bestimmen. Aber jetzt ist mir einiges klar geworden ;)
AntwortenLöschenIch habe mal eine Frage zu dem Perspektivwechsel. Ihr schreibt immer, der komme etwa mit 4 Jahren. Woran merke ich, dass mein Kind diesen Wechsel nun einnehmen kann?
AntwortenLöschenMeine Dreijährige Tochter sagte letztens, als ich sie auf eine Situation in der Kita ansprach, die mir eine andere Mutter erzählt hatte, ohne dass meine Tochter das Gespräch mitbekommen hatte: "Woher weißt du das?"
Und als ich einmal den Tisch beim Essen verrücken wollte, damit sie mehr Platz hat, sagte sie zu mir "Aber dann hast du ja weniger Platz."
Könnte es sein, dass sie schon die Perspektive wechseln kann?
Liebe Grüße
M.
Ja, das könnte sein! Es gibt den Sally and Anne Test (auch bei uns im Blog), mit dem man das testen kann.
LöschenLG, Snowqueen
Danke für den Tipp! Habe das vorhin mit Legomännchen ausprobiert und - durchgefallen ;-))). Da wollte die Mutter wohl mehr, als die Tochter konnte. Sie fand das "Spiel" aber total spannend und wir mussten das ca. 10 Mal machen. Nach dem 3. Mal kannte sie dann die richtige Antwort...
LöschenDanke für den Artikel. Ich lese so gerne bei euch, vieles auch mehrmals.
AntwortenLöschenBei meinem Kind kommt es hin und wieder vor dass Andere (Oma, Tante aber auch Fremde) beschwichtigend eingreifen wollen. Sie versuchen dann abzulenken oder gar Süßigkeiten anzubieten. Ich fühle mich in solchen Situationen machtlos und have meistens keine Wahl, da sich das Kind so oft schnell "beruhigen" lässt. Was mache ich da? Habt Ihr einen Tipp?
Liebe Patricia,
LöschenAblenkung mit Süßigkeiten ist wirklich sehr, sehr ungünstig. Damit erlernt das Gehirn nur, dass man sich mit Ersatzbefriedigungen vom Schmerz ablenken muss, weil der emotionale Schmerz 'unerträglich' ist. So KÖNNEN problematische Verhaltensweisen begünstigt werden (Frustessen, Kaufsucht etc.), wenn es später im Leben größere Krisen gibt. Das Gehirn greift immer gern auf früh gelernte Verhaltensweisen zurück. Erlernt das Kind jetzt, dass es emotionale Krisen aushalten und überwinden kann, ohne Ablenkung und Süßes, dann greift das erwachsene Gehirn auf diese Kompetenz zurück.
LG, Snowqueen
Liebe Patricia, liebe Snowqueen,
Löschenals promovierte Neurowissenschaftlerin möchte ich hierzu ein paar Anmerkungen machen. Natürlich lernt das Gehirn und damit der Mensch in Abhängigkeit von den Erfahrungen, die er macht bzw. in Abhängigkeit von den Reizen, die ihn umgeben. Sowohl die Qualität (zB Intensität) als auch die Quantität (zB Auftretenshäufigkeit) ist beim Lernprozess von Bedeutung. Wenn es also Situationen gibt, in denen andere Leute eingreifen und zB deine Mutter deinem Kind Süßigkeiten als Ablenkung anbietet, so ist dies kein Grund für Ängste, Sorgen oder Panik. Und wenn das der einzige Grund ist, dies zu unterbinden (also die Angst vor möglichen Folgeschäden), dann kannst du dich entspannt zurücklehnen und deine Mutter machen lassen. Denn dein Kind lernt von dir als primärer Bezugsperson viel mehr als von vereinzelten Situationen und wahrscheinlich wird es auch irgendwann ein Alter erreichen, wo das nicht mehr funktioniert und wo es sich dadurch nicht ernstgenommen fühlt. Auch das ist ok, denn es ist wichtig, dass es sich von dir ernst genommen fühlt.
Wichtiger als das konkrete Verhalten in einzelnen Situationen ist eine Haltung (oder angestrebte Werte/Ziele) gegenüber deinem Kind, gegenüber anderen Menschen, gegenüber negativen Emotionen usw. Wichtig ist in meinen Augen, dass du eine Haltung hast, die sagt: Negative Emotionen sind nicht schlimm und nicht gefährlich, sondern Teil unseres Erlebens- und Empfindungsrepertoires, sie sind ein Ausdruck von zB Ärger über eine bestimmte Situation/Person. Wichtig ist auch, dass du die Haltung hast, dass aus der Perspektive des Ärgernden der Ärger zunächst mal gerechtfertigt ist und nicht deiner Bewertung von gut/schlecht/angemessen/unangemessen usw. bedarf. Ärger ist eine Emotion und grundsätzlich kein Problem. Problematisch kann manchmal (insbesondere bei Kindern) das Verhalten sein, dass damit einhergeht, wenn es nämlich die Grenzen anderer Personen verletzt (Zerstörung, Gewalt). Wichtig ist auch eine Haltung, die weiß, dass Emotionen nicht von Dauer sind, die zwar Verhaltensweisen einschränkt (zB Dinge zu zerstören), aber eben die Emotion selbst nicht bewertet. Wenn du diese Haltung hast, wirst du in vielen Situationen automatisch "korrekt" handeln, aber natürlich nicht immer, weil wir Menschen sind, weil wir Fehler machen, weil wir gute und schlechte Tage haben. Es gibt also Situationen, in denen diese Haltung nichts bringt und du trotzdem auf 180 bist oder einfach erschöpft oder was auch immer. Und da gilt für dich dasselbe, du darfst alle diese Gefühle haben, die sind nämlich weder böse, noch gefährlich und sie kontrollieren nicht unser erwachsenes Verhalten (falls doch, sollte man auf jeden Fall intervenieren). Wenn du dich also mal nicht "korrekt" verhälst, ist das kein Grund zur Sorge. Das Gehirn lernt nicht so schnell, es lernt (je nach Qualität und Qunatität des Reizes) nur über Wiederholung und Wiederholung und Wiederholung und ... Darum: Ja, Süßigkeiten als Ablenkung haben in Beziehungen nichts verloren, weil sie dem kleinen Menschlein suggerieren (könnten): Ich will deine negativen Emotionen nicht und der Grund, warum du dich ärgerst ist mir nicht wichtig, Hauptsache, du hörst damit auf. Aber da du dein Kind ja ernst nimmst in seiner emotionalen Notlage, ist es mMn kein Problem, wenn irgendwelche andere Leute dies tun, weil ihr Eltern seid die primären Bezugspersonen und von euch lernt euer Kind das Allermeiste ...
Liebe Petra, super, ich danke dir für deine schöne, ausführliche Erklärung! LG, Snowqueen
LöschenAuch von mir herzlichen Dank für die Erklärung! Ich finde es auch fast ein bisschen "übergriffig" wenn auf dem Spielplatz andere Muttis Süßes anbieten oder Ablenkung bei meinem brüllenden Kind das ich zu trösten versuche.
LöschenDarf ich kurz nachhaken, wie du die Filmsituation mit Herrn Friedlich genau gelöst hast? Bist du mit ihm raus gegangen und die Mädels durften derweil gucken? Oder haben die Mädchen echt eine dreiviertel Stunde mit gewartet?
AntwortenLöschenMeine Tochter ist gerade auch in dem Alter und unser großer Sohn (6 Jahre) knickt dann öfter mal ein, weil er das Geschrei nicht mag und auch schwer ertragen kann scheint mir. Wir versuchen dann immer zu erklären, dass er das nicht zu tun braucht, aber es macht die Situation mit der Tochter nicht unbedingt einfacher...
Schöne Grüße,
Nadine
PS.: Ist das richtig so, dass wir Tipees die Texte nicht mehr vorab bekommen?
Liebe Nadine,
Löschenin unserer Familie wird seid jeher gesagt: "Das Kind in der emotionalen Krise geht vor." Das haben alle drei verinnerlicht. Es ist klar, dass wir Eltern erst das weinende Kind begleiten. Wir sehen das als Chance für die anderen, zu lernen, abzuwarten, sich zurückzunehmen, oder auch zu beobachten, wie man ein Kind liebevoll begleitet. Da das für alle gilt, ist es auch ok. Weint K1, begleite ich sie, und K2 und K3 beschäftigen sich selbst. Weint K2, warten K1 und K3 ab. In diesem Fall weinte K3, und nach etwa 10 Minuten weinen sagte ich zu K1 und K2, dass es wohl etwas länger dauern wird und sie den Film später gucken können, jetzt aber erstmal spielen gehen sollen. Das taten sie auch. Nach einer halben Stunde war K3 noch nicht ruhig, aber ich konnte ihn aus dem Fernsehzimmer rauslotsen und er wütete im Kinderzimmer weiter, so dass K1 und K2 mit dem Film anfangen konnten.
P.S. Nein, Danielle hat es nur vergessen. Tut uns leid! :-*
Waas? Ist ja krass. Es sollte doch genau umgekehrt sein, so dass der Frieden nicht gestört wird. Nun müssen alle leiden, weil einer sich daneben benimmt. Ich würde meinen Sohn rausschmeissen, also ab in den Flur. Danach ist nach zwei Minuten Ruhe....
LöschenLiebe Jule, das kannst du natürlich machen. Jeder wie er mag, nicht? In meiner Familie nehmen wir halt Rücksicht auf denjenigen, der gerade ein Problem hat, und das ist nun einmal eindeutig der Kleine, der seine Gefühle in dem Moment noch nicht unter Kontrolle hat. Die anderen Kinder lernen Rücksichtnahme, sich selbst zurücknehmen, abwarten etc. genau in solchen Situationen. Das finde ich gut und wichtig. Das will unsere Gesellschaft doch. Menschen, die Rücksicht nehmen, sich für andere zurücknehmen usw. Das Schreien und Wüten - das legt sich von allein, wenn das Gehirn so weit entwickelt ist. Da brauche ich gar nicht viel dran "erziehen".
LöschenDa möchte ich nochmal genau nachfragen:
LöschenKurz vorweg wir haben drei Kinder 6 J, 4 J und 19 Mon. Unser mittlerer SOhn ist generell sehr gefühlsstark. Wenn wir gemeinsam am Essenstisch sitzen und es für ihn gerade nicht schaffbar ist sich so zu verhalten, dass die Familie in Ruhe essen und sich unterhalten kann (z.Bsp.: durch lautes quietschen,...) Dann nehm ich ihn schon auch zur Seite oder wechsle mit ihm den Raum. EInerseits um dem Rest der Familie die nötige Ruhe zu geben und mit ihm das Gespräch zu suchen.
Unsere älteste Tochter befindet sich gerade in der "6 Jahres Krise" (habt ihr dazu auch einen Beitrag?) Sie verletzt sich nicht selbst, sondern such die Konfrontation mit uns Eltern durch hauen und beißen. Mittlerweile halte ich sie solange fest im Arm, bis sie sich wieder beruhigt hat. Ist auch nicht ideal...bis jetzt haben wir keine bessere Lösung gefunden. Wenn wir zu zweit sind, geht einer mit ihr Spazieren und nimmt so den Druck raus.
LG Stephi
Mir tun dann immer die grossen so leid! das begleiten klappt bei uns ganz gut aber was macht ihr mit den grossen, die wie im Artikel beschreiben z.B. einen Film gucken wollen. Meine grosse ist fast 5 und wird dann verständlicherweise auf den kleinen 3 sauer weil wir jetzt eben den film nicht gucken können. das hilft dann auch nicht weiter :-)
AntwortenLöschenIch versuche immer, alle drei Kinder dafür sensibel zu machen, dass es ihrem Geschwisterkind gerade schlecht geht und wie wichtig es ist, sich in einem solchen Moment selbst zurückzunehmen. Die emotionale Krise des einen ist also die Chance des anderen, zu lernen, wie man abwartet, sich zurücknimmt etc. Da auch unsere Großen noch Krisen haben und begleitet werden, und dann eben die Kleinen abwarten müssen, ist es ausgewogen genug, dass alle meine Kinder mit dieser Regelung einverstanden sind. Zur Not hätte ich ihnen erlaubt, den Film nachts um 24 Uhr zu gucken, wenn seine Krise so lange gedauert hätte. Aber es klappte dann vorher.
LöschenLG, Snowqueen
Hallo
LöschenDieser Punkt passt genau zu meiner Frage.
Ich mache das auch so. Der Große (3) wartet wenn ich den Kleinen (12 Monate) tröste. Er beschäftigt sich selbst oder schaut zu. Aber andersherum geht das nicht. Oft muss ich den Großen bitten mit dem Weinen aufzuhören oder ich lenke ihn ab.
Denn sobald der Große weint will auch der Kleine auf meinen Arm oder weint mit. Und da ich meistens mit beiden allein bin kann mir keiner den Kleinen abnehmen. Hast Du einen Tipp für ich?
das kommt bei uns auch vor... manchmal lässt es die Große dann zu, dass sich der Kleine mit auf den Schoß quetscht und ich beide tröste. Oder ich schiebe den Kleinen sanft weg, auch, wenn er dann einen Wutanfall bekommt. Weil die emotionale Krise der Großen beachtet werden muss, und der Wutanfall des Kleinen zwar real ist, aber aus dem Problem erspringt, dass er noch nicht vollständig gelernt hat, dass er Personen nicht "verrücken" kann.
LöschenLG, Snowqueen
Hallo, zunächst vielen Dank für den tollen Artikel. Meine Tochter ist etwas über 2,5 Jahre alt.
AntwortenLöschenSie hat die Wutanfälle (noch) selten, jedenfalls hilft es nachdem ich sie auch 15 - 30 Minuten begleitet habe in ihrer Wut sie in die Trage zu packen und mit ihr loszulaufen, einen kleinen Spaziergang zu machen. Das geht natürlich eher, wenn man nur 1 Kind hat um das man sich kümmern muss. Viele Grüße Nadine
Das klingt wunderbar kuschelig. Weitermachen. 😊
LöschenHallo,
AntwortenLöschenvielen Dank für diesen tollen Artikel... noch vor etwa 2 Monaten fragte ich im Forum, wie ich meinem Mann begegnen kann, der in den Fällen immer die Ablenkung für das Mittel der Wahl hält. Ich glaube, ich muss ihm diesen Artikel mal vorlesen ;-)
Ansonsten herzliches Beileid, das klingt ja gerade recht schlimm bei Deinem Sohn. Gott sei Dank erleben wir diese Anfälle deutlich seltener. Dazu muss ich sagen, dass wir ihm aber auch oft seinen Willen lassen, wenn es die Umstände zulassen. Kürzlich z.B.: Papa, Oma und Opa sowie ich da, Baby schlief. Da hat er uns "angeordnet", als Zug durch die Wohnung zu laufen und dann/dort zu halten wo er es wollte. Ein Spiel. Wir hatten keine entgegenstehenden Bedürfnisse und ehrlich, ich fand das in dem Moment einfach nur total lustig, wie er da in seiner Rolle als Zugschaffner aufblühte. Schon deshalb wollte ich da mitmachen, sowas hab ich selbst als Kind bei meinen Eltern oft vermisst. Dass sie einfach mal (m)ein Spiel so mitmachen, wie ich es will. Was sagt ihr dazu, wieviel mitmachen nach dem "Kommando" des Kindes ist ok, ab wann überschreitet man die Grenze dazu, ihm wichtige Lernerfahrungen vorzuenthalten? (Wir neigen als Familie generell dazu, uns viel für die Kinder zurückzunehmen)
Danke und liebe Grüße,
Phi
Wenn ihr keine gegenteiligen Bedürfnisse hattet, war das ein wunderbares Spiel! Ich warte auch immer an der Treppe unten, wenn mein Sohn mich bittet, weil er allein hochlaufen will. Da es mich nicht stört, kann ich ihm den Gefallen tun. Schwierig wird es nur, wenn man das aus Angst macht, dass das Kind schon wieder schreien könnte. LG, Snowqueen
LöschenUnd wie seht ihr das generell beim Spielen? Unser Kind, 2 Jahre, sagt recht haeufig (z.B. beim Spielen mit den Autos oder der Bahn) "Nein, nicht das Auto, das hier ... nein, da lang fahren ..." und so weiter. Ich bin da sehr unsicher, wie ich am besten reagiere. Auf der einen Seite moechte ich natuerlich mit ihm zusammen spielen, andererseits kann bei mir authentischer Spaß nur entstehen, wenn ich auch ein bisschen das machen kann, was mjr in dem Augenblick gerade in den Sinn kommt ... also wie sehr wuerdet ihr da eure Kinder bestimmen lassen, wie das Spiel ablaeuft?
LöschenMmh, also ich spiele bei meinem Kleinsten noch das, was er mir sagt, einfach, weil es mich nicht stört. Schiebe ich halt das Auto da lang nicht da lang, was solls. Ich weiß aber, dass z.B. unsere (sehr gute) Babysitterin nur das mitspielt, was ihr auch selbst Spaß macht. Bei ihr stellt er sich darauf ein, dass sie einen Teil des Spiels vorgibt. Seine Schwester Fräulein Chaos spielt genau so, wie er es möchte, Fräulein Ordnung dagegen nicht. Mit ihr streitet er mehr, als dass er spielt. Ich denke, in der Gesamtmischung ist es für ihn lehrreich.
LöschenLG, Snowqueen
Danke nochmal :-) Manchmal ist es nicht so einfach, das richtige Maß zu finden. Wie Du schriebst: das "echte Leben da draußen" nimmt nicht so viel Rücksicht wie die Eltern und Großeltern u.ä.
Löschen(Aber ja, das Zugspiel hat allen Spaß gemacht ;-))
Als ich das mit dem Zugspiel gelesen habe, ist mir ganz warm ums Herz geworden. Kinder müssen sich ja sowieso schon so oft anpassen (wann aufstehen, wann ins Bett, wann und wie lange in die KiTa, Essenszeiten etc...), dass ich es ganz natürlich finde, wenn sie auch mal Regie führen möchten. Und wenn es sich um ein lustiges Spiel handelt, für das alle gerade Zeit und Lust haben, kann das mMn zu einer wunderschönen Kindheitserinnerung werden, bei der das Kind sich wichtig und ernstgenommen gefühlt hat. Auf diese Art und Weise gestaltet unser Sohn auch oft Spiele und das ist für ihn ein wesentliches Outlet, um den Stress der ständigen Anpassungen zu verarbeiten (er ist so ein hochsensibler KiTa Hasser...).
LöschenHallo an alle in der Runde,
AntwortenLöschenmir liegen gerade einige Gedanken auf dem Herzen
Gerade hatte unser drittes Kind (4,5 Jahre) eine Zeit, in der viele Wutanfälle bekommen hat, die Anlässe waren oft ähnlich wie hier beschrieben, z.B. wollte er seinem großen Bruder vorschreiben, wie dieser die Butter nehmen soll und ist dann explodiert, als sein Bruder sich nicht darum gekümmert hat. Glücklicherweise habe ich gerade das tolle Buch „Das überreizte Kind“ von Stuart Shanker gelesen. Es hat mir sehr geholfen, diese Wutanfälle als ein Ausdruck von Stress und Überreizung „Notfallreaktion“ zu sehen. Wir haben daraufhin genau geschaut, was ihm gerade Druck macht und unseren Alltag entsprechend geändert. Auch bei unseren anderen Kindern und für uns Eltern (ganz wichtig, denn wir waren auch nicht gerade entspannt) haben wir einiges geändert. Das Buch hat sehr wertvolle Anregungen gegeben, wo überall „Stressquellen“ sitzen können und diese waren für jeden einzelnen unserer Familie sehr unterschiedlich. Nun kommen alle wieder zu Ruhe, ja es geht ein richtiges Aufatmen durch die Familie!
Besonders hilfreich für mich die Erkenntnis, das ein Kind durch Regulierung von außen die Fähigkeit zur Selbstregulierung entwickelt. Mir ist klar geworden, dass ich unser drittes Kind, der so fröhlich unkompliziert fast alles mitgemacht hat, viel zu lange allein gelassen habe, ja ihm Struktur und Geborgenheit fehlen. Zum Abendessen, das die letzten Wochen kaum zu ertragen war, sitzt er nun immer auf meinem Schoß und ich nehme ihm kommentarlos alles ab, was er sonst morgens und mittags mit Leichtigkeit erledigt. So aufgetankt läuft dann auch der Rest des Abends viel entspannter.
Und vor allem möchte ich Danielle und Snowqueen für diesen wunderbaren Blog danken. Gut recherchierte Beiträge, viel Herz und vor allem immer wieder die Offenheit, auch über Probleme in der eigenen Familie zu berichten – einfach Klasse, dies ist der einzige Familienblog, den ich regelmäßig lese.
Herzliche Grüße von Lisa
Danke! Danke! Danke! Danke für düsen tollen Artikel! Ihr helft so vielen Eltern so toll weiter, es ist so schön, dass es diesen Blog gibt! Ein riesiges Lob an euch.
AntwortenLöschenFür mich ist der Artikel zur Zeit sehr hilfreich, aber eine Frage hätte ich auch noch: unser Sohn war schon immer sehr willensstark und er hat schon immer zu allem "nein" gesagt...rausgehen? Nein! Wieder reingehen? Nein! Essen? Nein! In die Badewanne rein? Nein! Aus der Badewanne raus? Nein! Alles wird begleitet von heftigsten Wutanfällen.
Nun MUSS ich an manchen Tagen nun einmal aber raus um einzukaufen...dass er nicht rausgehen will, hatte er immer schon, im Sommer ist es genauso schlimm wie im Winter. Ihn mitzunehmen geht nur, wenn man ihn gewaltsam unter Geschrei anzieht. JEDES Mal ist das so. Wie handhabt man das richtig? Ist es ok, sein Kind gewaltsam anzuziehen und mitzunehmen, wenn es partout nicht kooperieren will? Danke schon mal für eure Antworten!
Ich kenne dieses Verhalten von unserem Großen (inzwischen 10). Wir haben im Laufe der Zeit gelernt, dass unser Großer eine relativ lange Vorlaufzeit braucht, um sich auf einen Wechsel oder einen neuen Tagesordnungspunkt einzustellen. Es kann also sehr sinnvoll sein, sich bei unumgänglichen Aktivitäten (z.B. gemeinsames Einkaufen) etwas früher am Tag mit ihm hinzusetzen und verbindlich davon zu sprechen, was heute wichtig ist. Dann haben wir meist ein sehr kooperatives Kind.
LöschenDer ist 10 und benimmt sich wie ein Kleinkind?! Das kommt wohl dabei heraus, wenn man diesen Blog für voll nimmt.... Diese Vorschläge sind ein Verbrechen an allen Müttern, die sich nicht mehr trauen, sich gegen ihre tyrannische Brut zu wehren...
LöschenLiebe Jule, nein, das hast du nicht ganz korrekt gelesen. Das Kind ist inzwischen 10, und sie kennen das Verhalten von früher und haben sich darauf eingestellt, in dem sie eine längere Ankündigungsphase eingeführt haben. Möglicherweise tun sie das heute noch, sie schrieben ja aber auch, dass sie ein kooperatives Kind haben.
LöschenDa ich in den letzten Tagen mehrere negative Kommentare von dir auf meiner Seite lese, möchte ich dich noch einmal direkt ansprechen, Jule. Ich freue mich, dass du dir die Zeit nimmst, hier Artikel zu lesen. Ich merke, dass diese dich sehr mitnehmen, ja, sogar aufregen und erbosen. Es ist nicht leicht, mit anderen Erziehungseinstellungen konfrontiert zu werden, vor allem, wenn man meint, die perfekte für sich und sein Kind gefunden zu haben und diese ja auch noch durch Experten (zB. Winterhoff) unterstützt werden. Man möchte gern die anderen Mütter schütteln, damit sie aufwachen und endlich verstehen, wie falsch sie mit ihrer Erziehung liegen, nicht?
Nun, ich möchte dir deinen guten Weg nicht wegnehmen. Ich möchte ihn dir auch nicht schlecht reden. Ich denke, du liebst dein Kind sehr und willst das Beste für ihn/sie.
Das wollen wir übrigens auch. Es gibt nicht den einen heiligen Erziehungsweg, der für alle Kinder gleichermaßen funktioniert. Was gut läuft und was nicht, liegt immer auch an den Begleitumständen, der eigenen Kindheit, den gesellschaftlichen Einstellungen, die gerade "in" sind, dem Charakter sowohl der Eltern als auch des Kindes etc.
Deshalb lass uns doch vielleicht darauf einigen, dass wir uns uneinig sind, ja? Du gehst deinen Weg weiter (und fühlst dich gut) und ich und meine Leser_innen gehen unseren Weg weiter (und fühlen uns gut).
Du bist herzlich eingeladen, hier auf diesem Blog weiterzulesen, nur möchte ich dich bitten, keine meiner Leser_innen (oder auch uns Autorinnen) persönlich zu beleidigen.
Snowqueen
Ich bin völlig baff ob dieser Antwort. Wirklich bemerkenswert wie sachlich du geantwortet hast. Das könnte ich nicht. Aber toll. Genau so sollte man beleidigenden Menschen begegnen. Ich hoffe zu der Größe komme ich noch und kann das meinem Sohn mitgeben.
LöschenAn dieser Stelle sei mal gesagt: Was für ein toller Blog, was für ein tolles Buch. So viel Arbeit und so viel Herz. Immer wieder schön hier zu lesen. In vielem wurde ich bestätigt, in einigem wurden mir aber auch erstmal die augen von euch geöffnet. Keine Ahnung ob ich es schaffen werde das alles dann in den Situationen so umzusetzen, aber sicher im Hinterkopf haben und mein bestes geben.
Vielen Dank
Es ist so schön, immer wieder reinzulesen und mittlerweile auch mal festzustellen: Ah schön! Da hab ich in der letzten Situation doch schon gut reagiert und offenbar auf das Ziel hingearbeitet, welches ich mir nun im Nachhinein wünsche.
AntwortenLöschenUnd wenn ich dafür ein paar Minuten hockend auf dem Kaufhausboden neben meinem Sohn verbringe, der um 3 verloren gegangene Gummibärchen trauert, dann ist das gut so...
Hallo,
AntwortenLöschenich bin voll dafür, dass Gefühle respektiert werden. Dabei finde ich es auch wichtig, die Gefühle von mir selbst in der Situation wahr- und ernstzunehmen. Das ist nicht so leicht, wenn ein schreiendes Kind vor mir steht. Doch wenn ich mit Spiegeln und übersetzen in einer ruhigen Tonlage nicht weiterkomme, lass ich auch mal meine Gefühle einfließen. Und das kann auch bedeuten, dass ich das, was ich sehe/wahrnehme deutlich lauter, vielleicht auch in aggressiver Tonlage widergebe. Ohne dabei das Kind und seine Gefühle zu verletzen.
Das hilft mir, die Situation besser auszuhalten und es hilft meinem Kind zu begreifen, was gerade "abgeht". Dann dauert es auch keine Stunde, obwohl das ohne Eingreifen durchaus drin wäre.
Ich finde es nicht richtig, dass Eltern alle Gefühlsausbrüche ihrer Kinder aushalten müssen. Erst Recht nicht, wenn Eltern das an ihre Belastungsgrenzen treibt.
Ich wünsche jedem eine einfühlsame und klare Haltung gegenüber seinen Kindern und auch sich selbst gegenüber.
Ansonsten teile ich viele Eurer Ansichten!
Herzliche Grüße,
Marie
Danke für den schönen Artikel! Habe ihn vor einiger Zeit schon gelesen, und heute hatten wir so eine richtig "schlimme" Situation. Unser Großer ist 3,5 Jahre alt, und hat heute einen Wutanfall bekommen als er kuschelig nach dem Baden auf meinem Schoß saß, seine kleine Schwester, anderthalb, im Badezimmer mit dem Hinterkopf auf den Boden gefallen ist und ich ihn vom Schoß gesetzt habe um zu ihr zu eilen. Er war sauer dass ich ihn nicht im Arm mitgenommen habe (wenn immer es geht versuche ich sowas)... Er hat richtig getobt, war völlig verzweifelt, als er wieder sprechen konnte meinte er sie sollte sich noch mal wehtun und dann würde er im Arm bleiben...sonst würde er irgendwas ganz blödes machen oder mir wehtun. Ich hab versucht zunerklären warum ich das gemacht habe, aber das machte es nur schlimmer. Wenn ich ihn auf den Arm genommen habe, hat er mir versucht wehzutun. Irgendwann hat er mir so wehgetan dass ich ihn immer wieder runtergesetzt habe und ihn auch einmal angeschrieen habe (was ich sonst gar nicht mache). Was würdest du in der Situation machen? Manchmal denke ich er merkt vielleicht auch dass ich in solchen Situationen ein schlechtes Gewissen habe, weil ich es vielleicht für ihn hätte besser machen können...wenn ich da klarer dazu stehen würde dass es nun mal so war und ich nicht alles perfekt mache, wäre es für ihn vielleicht einfacher...??? Und mit dem Wehtun, also dass er mich beißen, Kneifen will, wie handhabt ihr das? Ich weiß ja dass er seine Wut und seinen Frust so sofort abbauen kann, aber es ist ja eigentlich nicht richtig, oder? Die letzten Tage wollte er mich desöfteren beißen, Kneifen etc. und hat es auch teilweise gemacht...aber so langsam wird es mir zu viel. Dann lieber gar nicht auf den Arm nehmen? Wenn ich mich dann von ihm abwende, will er natürlich gleich wieder auf den Arm... Sorry, hab sicher ziemlich durcheinander geschrieben, aber es hat mich heute auch ganz schön belastet... liebe Grüße!
AntwortenLöschenLiebe Anonym, oh, ich kann seine Reaktion voll gut nachvollziehen. Das war doch aber auch voll blöd. Da war er gerade so schön kuschelig in deinem Arm und die Schwester macht (unabsichtlich) alles kaputt! In seinem Alter unterscheidet er noch nicht zwischen absichtlich/unabsichtlich, d.h. es ist für seine Wut unerheblich, dass sie ihren Unfall nicht absichtlich verschuldet hat. Das kommt erst mit etwa 6 Jahren. Dann hat er vermutlich gerade eben erst den Meilenstein des Perspektivenwechsels gemeistert und die Empathie steckt noch in Kinderschuhen - also, er kann einfach nicht nachsichtig sein und sich selbst zurücknehmen wegen ihres Schmerzes. Das liegt noch nicht in seiner kognitiven und emotionalen Kompetenz. Hauen und Beißen ist blöd, verstehe ich, und dann auch noch mit Ansage. Würde ich als Mama auch nicht wollen. Aber auch hier: behalte sein Alter im Hinterkopf, er kann eigentlich seine Impulse noch nicht zügeln.
LöschenDu hast versucht, ihm die Situation zu erklären, und ihn damit unabsichtlich wütender gemacht. Ich schreibe gerade an einem Artikel darüber - der wird sicherlich interessant für dich. Am besten wäre gewesen, im Moment seiner Wut die Erklärung erstmal runterzuschlucken und nur seine Wut zu bestätigen im Sinne von Spiegeln: "Du wolltest auf meinem Schoß bleiben! Du wolltest nicht, dass ich XX auf den Arme nehme. DU wolltest gern in meinem Arm bleiben!" Damit bestätigst du erst einmal nur, dass du seine Wut und Trauer verstehst. Das ist wichtig. Die moralischen Implikationen (dass man ein verletztes Kind aufhebt und tröstet) übersteigen seine Fähigkeiten noch. Also, dass du deiner Kleinen geholfen hast und ihn von deinem Schoß genommen hast, war richtig und natürlich die einzige Möglichkeit in dem Moment. Du hättest nicht anders handeln können und das muss er aushalten lernen. Aber: Er darf darüber wütend sein und traurig und diesen Gefühlen Luft machen und da wäre eben statt der Erklärung besser, ihm einfach nur zuzuhören und zu bestätigen, was du hörst. Das hätte gereicht.
LG, Snowqueen
Guten Morgen.
AntwortenLöschenVor kurzem habe ich den Tipp zu eurem Buch bekommen "Das gewünschte Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn...". Ich habe es begeistert und selbstkritisch in zwei Tagen verschlungen.
Nun habe ich auch angefangen diesen Blog dazu zu zu lesen und hoffe auf einen guten Tipp für unser Problem.
Unser Sohn ist 2 Jahre 3 Monate alt und wenn wir auf dem Spielplatz sind und nach Hause gehen wollen, war er bisher sehr selten freiwillig dazu zu bewegen, ähnlich der Situation im Buch nur kein so ausgeprägtes schreien.
Nun habe ich es die letzten Male immer wieder versucht mit der Technik ihm die Arme entgegen zu strecken und ihm klar und deutlich zu sagen,dass wir gehen wollen ohne Erfolg. Auch die Methode 5,3,1 Minute funktioniert nicht. Gestern ist Mal wieder eine weitere Stunde vergangen bis wir gegangen sind, da hab ich ihn dann mitgenommen, trotz Geschrei, habe allerdings die Situation begleitet, damit ließ er sich gut beruhigen. Selbes Verhaltensmuster auch beim Abholen bei der Tagesmutter...
Ich fühle mich hilflos, werde wütend und nehme es oft auch persönlich, nur fühlt sich das überhauptnicht richtig an. Gibt es Kommentare dazu?
Vielen Dank und sonnige Grüße
Hallo
LöschenAlso ich weiß nicht ob unser Vorgehen optimal ist aber ich gebe unserem immer die Chance zu entscheiden.
Also zum Beispiel wenn wir in 5 min gehen kannst du zu Hause noch mit deinem Boot in die Badewanne und spielen vor dem Abendessen.
Wenn du noch länger bleiben willst dann können wir zu Hause nicht mehr baden sondern nur kurz duschen weil es dann schon spät ist.
(er geht gern baden)
Ich weiß nicht ob das Vorgehen optimal ist aber bei uns klappt es und er entscheidet mal so und mal so und ich halte mich daran.
Bin aber gern auch für andere Tipps dankbar denn inzwischen haben wir 2 Kinder (der zweite ist 13 Monate) und ich weiß noch nicht wie ich es sinnvoll löse wenn beide unterschiedliche Meinungen haben. Außer evtl. Das entscheiden von Tag zu Tag abzuwechseln.
Hallo zusammen,
AntwortenLöschenin den Beiträgen konnte ich mich und meine etwas über 3jährige Tochter oft darin wiederfinden.
Ich bedauere es nur zutiefst für meine Tochter und mich, dass ich es zur Zeit scheinbar einfach nicht schaffe, sie durch diese wahnsinns Wut- und Trauerphasen angemessen zu begleiten. Es geht meines Erachtens über die Wut über natürliche Grenzen hinaus, sondern ist obendrein vermischt mit ständigem über Grenzen hinaus gehen und aufs Letzte ausreizen. Nicht hin hören wollen ... ich rede mir nur noch den Mund fusslig, frage dann oft nach "Hast Du mich verstanden? Hast Du verstanden, was ich gesagt habe?".
Meine Tochter hatte heute wieder mehrere Wut- und Traurigkeitsanfälle ... einmal beim Kinderturnen, dann Zuhause als es ans Zähneputzen ging. Bei letzterem war es wieder enorm.
Ich wurde geschlagen, angesprungen, Gegenstände wurden nach mir geworfen, sie hat sich an Abmachungen nicht gehalten ... es kam so weit, dass ich selbst sehr laut wurde, die Haustüre zusperren musste, weil ich nicht ständig davor stehen bleiben wollte (sie wollte ständig wo anders hin; weg von mir; dann zu Oma und Opa, die eine Etage unterhalb wohnen; ich hatte Angst, dass sie in ihrem aufgebrachten Zustand die Treppen herunterfallen konnte) ... als ich sie dann zu Oma und Opa gelassen habe (wollte ALLEINE die Treppen runter), kam sie eine Minute später (sie hatte sich dort hinter einem Vorhang versteckt) wieder weinend und nach mich suchend herauf ... ich saß im Schlafzimmer am Boden und wußte nicht mehr weiter ... als ich sie ansprach, sie wollte weinend wieder weg, sie solle mal herkommen, kam sie zu mir und setzte sich auf meinen Schoß ... ließ sich in den Arm nehmen, streicheln und mit sich reden ... vor dem zu Bett gehen gab es noch Rescue-Tropfen ... Dauer gute 45 Minuten ... so etwas erlebe ich jetzt fast täglich seit 6-8 Wochen ... und ich bin alleinerziehend.
Schlimm ist für mich nicht nur, dass ich mittlerweile am Ende mit meinem Latein bin (das Spiegeln scheine ich nicht umsetzen zu können, wie auch andere eurer Vorschläge) und dass ich scheinbar - wenn ich einigen Kommentaren und Einträgen hier folge - gerade dabei bin, eine neue Generation für die Gewaltspirale heranzuziehen, und einen Therapeuten bräuchte.
Gratuliere ... so was brauch ich auch noch ... mein schlechtes Gewissen reicht nicht aus ... Therapie muss auch sein.
Ich versuche immer, selbst wenn es das eine mal nicht geklappt hat, es beim nächsten Mal besser zu machen ... schließlich liebe ich meine Tochter, will dass es ihr gut geht. Nur werde ich das Gefühl einfach nicht los, dass ich zur Zeit machen, tun und lassen kann, was ich will. Sie will weder dieses noch jenes, hört weder auf das eine noch das andere, hören will sie nicht, ständig will sie ihren Kopf durchsetzen ....
Ich bin wirklich alles andere als glücklich dabei, wenn ich sie - nachdem sie mich wieder aufs Äußerste gereizt hat (Sachen nach mir werfen, mir richtig weh tun) - laut ausschimpfe oder trotz massivsten Widerstands festhalte, weil sie gerade dabei ist sich selbst weh zu tun oder so in Rage ist, dass ihr etwas schlimmes passieren kann, sie in ein anderes Zimmer zum Abreagieren schicke oder auch trage (Türen sind immer offen, sie kann in der Wohnung herumgehen, und vermutlich ist auch das wieder ein Fehler sie wohin zu tragen), ich versuche mich immer hinzusetzen und ruhig zu bleiben, nicht auf ihre Wut zu reagieren, um die Situation nicht noch mehr anzuheizen ... hilft leider nicht, weil ich dann von diesem Sitzplatz (vor der Haustür aus genannten Gründen) weggetreten etc. werde ...
Zum Lachen ist mir schon länger nicht mehr (obwohl ich natürlich der guten Seiten weiß, über die ich glücklich sein darf), zum Weinen auch nicht.
Ich habe echt keine Ahnung mehr, was ich anders machen soll außer ruhig zu bleiben, mit ihr zu reden, Kompromisse anzubieten, Grenzen zu setzen (Nein sagen) ...
Raven
Das klingt noch schlimmer, als es bei unserem Sohn war. Und dann auch noch alleinerziehend. Ich kann mir nicht vorstellen wie du dich fühlst, wenn wir teilweise zu Zweit verzweifelt sind vor seinem Verhalten.
LöschenWas mir persönlich geholfen hat, nicht direkt das Problem zu lösen, aber zumindest meinen Geisteszustand bei solchen Anfällen zu schützen ist, mir in den Kopf zu rufen wie viele Phasen man schon durchgemacht hat, bei denen keine Besserung in Sicht war und die sich dann mit der Zeit verabschiedet haben. Leider sieht man als Mensch nämlich immer nur die aktuellen Probleme und nicht, wie viele man davor schon überwunden hat. Ich kann dir nur sagen: Nach mittlerweile 3 Monaten hat es bei unserem Sohn aufgehört. Völlig unvermittelt. Wir haben an unserem Umgang mit den Anfällen nichts geändert. Ich habe nur Versucht, den Anfällen neutraler Gegenüber zu stehen. Als wäre ich sein Erzieher und nicht sein Vater.
Aber auch hier ist es wieder passiert, was ich schon geschrieben habe: Monatelang haben wir uns rumgeärgert mit seinen Anfällen, aber als es aufgehört hat, haben wir es zuerst gar nicht gemerkt.
Ich wünsche dir viel Kraft auch diese Phase zu überstehen, so wie du es schon mit den bisherigen Phasen im Leben deiner Tochter auch geschafft hast. Und denk immer daran, dass deine Tochter dich liebt, auch wenn sie mit Sachen nach dir schmeißt. Sie weiß einfach nicht mit den Gefühlen, die in ihr Toben, umzugehen. Ich glaube es ist wichtig, das ganze nicht persönlich zu nehmen, auch wenn es manchmal schwer fällt.
Ich erinnere mich nicht an viel aus meiner frühen Kindheit. Die Sache mit dem Ballon, die erinnere ich. Der ist mir nämlich weggeflogen. Mein erster Heliumballon. Er war so wunderschön. Und ungefähr zwei Minuten lang konnte ich ihn bestaunen, bevor ich ihn losließ, verdammt. Und was erinnere ich mich. An . den. Schmerz.
AntwortenLöschenUnd ich erinnere mich daran, wie ich weinte, und weinte.
Und an meinen Opa, der das nicht verstand.
Und an meine Oma, die loslief und sehr lange nicht wiederkam, und als sie wiederkam, hatte sie diesen Ballon an der Leine.
Und ich habe ihn so lange geliebt, bis er nur noch eine Haut war (und noch sehr viel länger danach).
Und ich liebe meine Großmutter noch immer dafür: Dass sie für ich loslief. Und keine Lektion an mir absolvierte, die mir das Loslassen lehren sollte. (Das Loslassen-Lernen müssen wir alle, früher oder später, viel früher als wir sollten, finde ich....)
Ob es in meinem Neo-Kortex passierte oder eben nicht, diese Lektion: Dass ich es wert war. Dass mein Schmerz real war, und gesehen wurde. Und sogar gestillt. Dass jemand für mich loslief. Und wiederkam. Mit so einem Scheißballon. (Danke, Oma.)
Das ist eine wunderschöne Geschichte und ein wichtiger Perspektivenwechsel für uns. Ich danke dir! LG, Snowqueen
LöschenSchöner Artikel, vielen Dank! Ich habe noch zwei Dinge anzumerken:
AntwortenLöschenzum einen triggert die Wut unter Umständen das eigenen innere wütende Kind, womöglich agiert man die Wut auch noch destruktiv aus. Wenn die Wutanfälle des eigenen Kindes bei einem selbst heftige Gefühle auslösen, sollte man unbedingt schauen, was dahinter steckt.
Zum anderen - und das gilt insbesondere für hochsensible Kinder - sollte die Wut zwar verbalisiert, anerkannt und respektiert werden. Aber, und jetzt kommt das große Aber: wie Du schon schreibst, es kann ganz schön lange dauern, bis sich so ein Wutanfall wieder gelegt hat. Deswegen sollte man dem Kind dabei helfen, Strategien (zB: ATME!) zu entwickeln, wie es seine Wut kanalisieren kann, ohne sich oder jemand anderem zu schaden und danach zügig zusehen, durch Ablenkung und Übergehen zur Tagesordnung wieder für Normalität sorgen. Kinder brauchen Hilfe, aus diesem Wutkreislauf wieder auszusteigen (was natürlich voraussetzt, dass man selbst souverän mit Wut umgehen kann), weil sie sich sonst darin verlieren.
Lieben Gruß,
Isabel
Schöner Artikel, vielen Dank! Ich habe noch zwei Dinge anzumerken:
AntwortenLöschenzum einen triggert die Wut unter Umständen das eigenen innere wütende Kind, womöglich agiert man die Wut auch noch destruktiv aus. Wenn die Wutanfälle des eigenen Kindes bei einem selbst heftige Gefühle auslösen, sollte man unbedingt schauen, was dahinter steckt.
Zum anderen - und das gilt insbesondere für hochsensible Kinder - sollte die Wut zwar verbalisiert, anerkannt und respektiert werden. Aber, und jetzt kommt das große Aber: wie Du schon schreibst, es kann ganz schön lange dauern, bis sich so ein Wutanfall wieder gelegt hat. Deswegen sollte man dem Kind dabei helfen, Strategien (zB: ATME!) zu entwickeln, wie es seine Wut kanalisieren kann, ohne sich oder jemand anderem zu schaden und danach zügig zusehen, durch Ablenkung und Übergehen zur Tagesordnung wieder für Normalität sorgen. Kinder brauchen Hilfe, aus diesem Wutkreislauf wieder auszusteigen (was natürlich voraussetzt, dass man selbst souverän mit Wut umgehen kann), weil sie sich sonst darin verlieren.
Lieben Gruß,
Isabel
schöne anekdote: wir waren mit nichte, neffe und dem rest der familie kürzlich mehrere tage im disneyland. eh schon eine ganz schöne reizüberflutung, selbst als erwachsener. dass die kinder da irgendwann an ihre grenzen kamen, war klar.
AntwortenLöscheneines mittags gabs pizza, für die kleinen in mickey mouse form. opa wollte beim schneiden helfen und hat - böser opa - doch tatsächlich dabei die form der mickey mouse ja irgendwie zerstört. obwohl es der erste happen, ein klitzekleines stück ohr, war, wollte die nichte (damals 3.5) die komplette pizza nicht mehr essen und hat einen legendären tobsuchtanfall bekommen mit hauen, heulen, schreien, opa beleidigen etc. bis zur völligen erschöpfung. sie war für keine tröstenden worte oder opas entschuldigungen empfänglich.
gut fand ich, wie die mama reagiert hat: sie hat der nichte gesagt, dass sie spazieren gehen können,sie auch in die karre kann, es aber kein anderes mittagessen als dieses geben wird. die kleine hat gesagt "is mir egal", *trotz trotz*,.... die mutter hat dann die pizza einpacken lassen, kind in die karre gesetzt, spazieren gefahren und tuch vor die nase gehängt gegen die reize. die kleine hat sich dadurch schnell erholt, ca 1 std geschlafen und war danach wieder super drauf. dann hat sie gefragt, ob die kleine hunger hat. ja, hatte sie (heulen macht nämlich unsagbar hungrig). sie hat ihr die pizza nochmal mit ein paar einleitenden worten angeboten, dass das essen trotzdem genau so lecker schmeckt, man nunmal pizza kleinschneiden muss zum essen und opa nur helfen wollte, wofür die kleine nun auch tatsächlich ein ohr hatte. es wurde nochmal kurz schniefend und traurig ein blick auf die "kaputte" pizza geworfen, dann aber doch mit appetit gegessen.
als nicht-mutter fand ich es faszinierend. erst dachte ich "wow", aber nachdem ich nun so viele eurer artikel gelesen hab, weiß ich, dass meine schwägerin gut gehandelt hat und so alle am realistischsten und dabei schmerzfreisten die situation abschließen konnten. opa hat ab da auch gefragt, ob er was zerschneiden darf ;-) er hat verstanden,d ass das kind nunmal auch seine vorstellungen hat. sie hat aber eben parallel vermittelt bekommen,d ass es manchmal nicht läuft wie man will und das auch kein weltuntergang ist. die pizza schmeckt auch kalt und mit halbem ohr, opa meinte es nicht böse, frustrationsgrenze erweitert.
Erstmal ganz herzlichen Dank, dass ihr es immer wieder schafft mit euren eigenen Erfahrungen solche hilfreichen Artikel zu schreiben.
AntwortenLöschenIch habe mit unsere 2jährigen Tochter gerade eine schlimme Phase. Sie war schon immer willensstark und ein absolutes Tragekind. Nun bin ich wieder schwanger, soll nicht viel heben (aber das ist ja sonne Sache) und die Kleine hat ordentlich damit zu kämpfen. Bei notwendigen "Hebungen" wie Treppen oder kurz auf die Schaukel oder auch wenn sie möchte und kaputt ist mal irgendwohin wo sie selbst hoch klettern könnte, mache ich das mit. Problem ist, dass sie bei Frust immer auf den Arm will. Nicht kuscheln im Sitzen oder auf den Schoß, sondern minutenlanges Tragen und Rumlaufen. Das will ich nicht mehr aus Angst wegen der Schwangerschaft! Mein Mann macht es aber wenn sie wütend ist!! Aber so wird bei mir aus dem kleinsten Frust leider ein riesen Wutanfall. Heute Abend so schlimm, dass sie mich nicht mehr im Zimmer akzeptiert hat und nach ner Stunde allein schlafen wollte (sonst geht nichts außer schlafen bei uns im Schlafzimmer)! Mir tut das selbst weh und leid! Müsste ich mehr Ausnahmen machen? Ist es richtig, sie einfach wüten zu lassen und ihr ja grade den Trost den sie will zu verwehren? Spiegeln klappt leider nicht. Würde es helfen wenn auch andere sie nicht mehr zum Trost rumtragen sondern ihr ne Alternative anbieten?
Hallo, toller Artikel! Ich wüsste gern, was ihr in Situationen empfehlt, wo das Kind unbedingt körperlich etwas machen möchte, was ich aber nicht möchte, weil es sonst kaputt geht. Konkret ist das bei uns die Situation, dass unser Kleiner (26 Monate) immer DVDs in die Play Station schieben will, obwohl schon eine drin ist. Wenn ich das verhindern will, muss ich ihn aktiv festhalten. In dieser Situation lenke ich bisher immer ab und weiß nicht, wie ich das anders lösen kann. Habt ihr dazu eine Idee?
AntwortenLöschenLiebe Grüße
Hallo :) Mich würde interessieren wie ihr nachts mit Wutanfällen umgeht?
AntwortenLöschenMein Großer (2,5) befindet sich momentan in der Autonomiephase.
Plötzlich schläft er sehr unruhig und wird sehr früh wach obwohl er noch sehr müde ist. Mittags schlafen tut er eigentlich nur wenn ich daneben liege. Das schaffe ich auch 5-10 Minuten, aber dann wird er oft wieder wach wenn ich aus dem Zimmer gehe.
Ich habe aber noch einen 5 Monate alten Sohn und somit ist es mir unmöglich liegen zu bleiben.
Nachmittags hat er dann einen Wutanfall nach dem anderen, weil er einfach soo müde ist.
Tagsüber ist es gut aushaltbar für mich.
Aber wenn er nachts so wütend aufwacht, werde ich auch sehr schnell wütend.
Immerhin möchte sein Bruder auch schlafen.
Ich muss den Kleinen dann oft in die Federwiege ins Wohnzimmer legen, damit er weiterschlafen kann.
Momentan fühlt sich allea sehr schwer an, ich stille nachts und dann noch die ständigen Wutanfälle Tag und Nacht..
Nachts bin ich meist alleine mit den Kindern..
Vielleicht hat irgendjemand einen Tipp für mich.
Tolle Tipps, vielen Dank! Mich würde interessieren wie ich mit Wutanfällen eines 11 Monate alten Kindes umgehen kann. Meine Tochter hat jetzt schon des Öfteren eine solche Wut in sich - z. B. wenn ich sie schlafen legen möchte (weil sie hundemüde ist), sie aber noch spielen möchte. Sie schreit wie am Spieß, schmeißt ihren Kopf nach hinten und kneift. Über einen Ratschlag würde ich mich sehr freuen. Vielen Dank!
AntwortenLöschenWieder ein sehr schöner Artikel. Danke dafür. Ich stehe im Moment vor einem Problem bei meiner 3,5 jahre alten Tochter, welches ich nicht so recht einordnen kann, ob es zu diesem Artikel passt oder eben nicht...
AntwortenLöschenLange Zeit habe ich sie bedingt durch Langzeitstillen etc. ausschließlich ins Bett gebracht. Wenn ich nicht da bin, ist es auch kein Problem, wenn mein Mann sie ins Bett bringt. Gelegentlich hat mein Mann sie ins Bett gebracht, wenn ich da war. Um mich zu entlasten (der kleine Bruder ist 19 Monate und bedarf natürlich auch seiner Aufmerksamkeit, zudem ist Kind Nr. 3 zumindestens geplant :D), wollten wir nun „einführen“, dass mein Mann und ich sie abwechselnd ins Bett bringen. Wir haben das auch mit ihr besprochen und es hat gut geklappt, wenn alles geregelt läuft. Nun hatten wir aber auch mal Situationen, wo sie abends schon übern Punkt war und übermüdet einfach nur mich als „Zubettgeh-Begleitung“ akzeptieren wollte. Sie hat dann regelrecht getobt und war außer sich. Auch bringt bei so einem Müdigkeits-Stadium kein Verhandeln etc. mehr etwas. Sie ist dann einfach durch und nicht mehr aufnahmefähig.
Ich bin im Moment hin und her gerissen, ob wir in so einer Situation den Weg durchziehen sollen, weil auch mein Bedürfnis, nicht ausschließlich fürs ins Bett bringen der Kinder zuständig zu sein, mit 3,5 Jahren verstanden werden kann (vor allem, weil es ja sonst gut klappt, dass mein Mann sie ins Bett bringt). Oder ob wir nachgeben sollen, weil sie in so einem Fall eben einfach nicht mehr aufnahmefähig ist? Ich ihrem Bedürfnis also nachkomme…
Toller Artikel. Allerdings habe ich momentan mit meiner Tochter, 27 Monate, das Problem dass sie alles bestimmen will und ich bin etwas am zweifeln inwieweit das ok ist bzw. Wann ich das bestimmen unterbinden soll. Z.b. will sie alles selber machen, d.h. wenn ich etwas hole, das sie holen wollte, wenn ich das licht anmache oder wenn ich die tuer auf mache flippt sie total aus, bzw wiederholt die dinge (licht an und aus, tuer wieder zu). Du schreibst ja in deinem artikel, dass man sie nicht alles bestimmen lassen soll, aber bei diesen Dingen bin ich ziemlich unsicher bzw. Denke, kann ich mit leben. Soll ich bei den dingen die ich schon gemacht habe, hart bleiben? Ich will natürlich nicht dass sie immer alles bestimmt!
AntwortenLöschenToller Artikel. Allerdings habe ich momentan mit meiner Tochter, 27 Monate, das Problem dass sie alles bestimmen will und ich bin etwas am zweifeln inwieweit das ok ist bzw. Wann ich das bestimmen unterbinden soll. Z.b. will sie alles selber machen, d.h. wenn ich etwas hole, das sie holen wollte, wenn ich das licht anmache oder wenn ich die tuer auf mache flippt sie total aus, bzw wiederholt die dinge (licht an und aus, tuer wieder zu). Du schreibst ja in deinem artikel, dass man sie nicht alles bestimmen lassen soll, aber bei diesen Dingen bin ich ziemlich unsicher bzw. Denke, kann ich mit leben. Soll ich bei den dingen die ich schon gemacht habe, hart bleiben? Ich will natürlich nicht dass sie immer alles bestimmt!
AntwortenLöschenWir sind mit unserem Großen (3 Jahre, 4 Monate) auch seit einer ganzen Weile schon in dieser Phase und ich habe den Artikel nun zum wiederholten Mal gelesen, komme aber an einem Punkt einfach nicht weiter:
AntwortenLöschenBei uns entsteht oft eine Situation, in der unser Kind versucht uns zu befehlen, nicht zu essen:
Er selbst isst sehr mäkelig und oft nicht viel, gerade morgens braucht es manchmal sehr lange (über 1h), bis er den ersten Bissen eines beliebigen Nahrungsmittels genommen hat und seine bis dahin schlechte Laune („hangry“) sich verzieht. Bis zu diesem Zeitpunkt ist er wütend, frustriert, nichts will er essen oder trinken, alles ist falsch und die unmöglichsten Sachen werden als Bedingung gefordert, damit er endlich etwas isst (und seine Laune sich bessert).
Diese Situationen sind so schon schwer auszuhalten, da er es sich selbst unendlich schwer zu machen scheint. Alles an Lösungen, was wir ihm vorschlagen, wird abgeschmettert. Mein Partner tendiert in diesen Situationen schnell zum Ablenken, ich tendiere schnell zum Abwenden, weil ich selbst irgendwann wütend und frustriert werde (jeweils das, was wir als Kinder erlebt haben). Wir strengen uns allerdings nach Kräften an und meistens gelingt es uns auch, ihn zu begleiten.
Nun kommt es allerdings gerade in der geschilderten Situation immer wieder dazu, dass er nicht will, dass wir selbst essen. Er will uns verbieten überhaupt zu essen oder eine bestimmte Sache zu essen (weil er sie nicht mag) und versucht uns sogar körperlich daran zu hindern (Brot aus der Hand schlagen, uns hauen, so laut zu schreien, dass wir uns die Ohren zuhalten müssen, etc.).
Wie können wir uns hier verhalten? Wir wollen ihn begleiten, aber sind hungrig (dadurch natürlich weniger geduldig und einfühlsam). Natürlich geht der Hunger als Bedürfnis vor, aber ihn mit seiner Wut und Verzweiflung stehen lassen, kann ja auch nicht recht die Lösung sein. Wenn wir Glück haben, können wir in diesen Situationen „in Schichten“ essen, also nacheinander. Oft braucht allerdings auch zusätzlich das kleine Geschwisterkind (8 Monate) unsere Aufmerksamkeit.
Wie können wir diese Situationen händeln?
Genau, in dieser Situation geht euer Bedürfnis vor, d.h. ihr esst erst einmal. Auch das Geschwisterkind wird versorgt. Ihr könnt die Situation durchs Begleiten sowieso nicht besser machen, d.h. er muss ja durch diese Wut durch, und sein Präfrontaler Cortex muss lernen, dass sich andere Menschen durch Wut nicht manipulieren lassen. Das ist eine wichtige Erkenntnis für das gehirn. Und ich fürchte, das geht nicht ohne Stress. Das heißt, wie bei einem Flugzeugabsturz kümmert ihr euch erst einmal um euch selbst: Ihr setzt eure Sausterstoffmasken auf, erst dann kümmert ihr euch um eure Kinder und setzt denen die Sauerstoffmaske auf. Es wird ihn wütend machen, dass ihr esst, obwohl er es verboten hat, aber er ist ja sowieso schon wütend, es macht also wenig Unterschied. Mit vollem magen könnt ihr besser Begleiten.
LöschenLiebe Grüße! Snowqueen
Hallo, eine Frage, die mich schon länger umtreibt: ich versuche nach Bauchgefühl, aber auch nach der geschätzten Meinung von Autoren wie z.B. Nicola Schmidt oder Rüdiger Posth, meinen Kindern (zwei Jungs, 1 und 4,5 Jahre) einen Schritt voraus zu sein, um Konflikte/ Unglücks- und Wutanfälle gar nicht erst entstehen zu lassen. D.h. ich habe z.B. ein Ablenk-Spielzeug für den Kleinen in der Tasche, damit ihm der Abschied von der Rutsche leichter fällt, oder ich lasse den Großen besonders nach dem Kiga oder am Ende des Tages, wenn die Kräfte schwinden, viel bestimmen und gehe auch nochmal zurück, um das vergessene Bild aus dem Fach zu holen, WENN dem nichts wichtigeres (hungriger kleiner Bruder, Termin, Rückenschmerzen etc.) im Wege steht. Beide Kinder erleben trotzdem genug natürliche oder persönliche Grenzen, die sie auch gut akzeptieren, sogar manchmal besser, nachdem sie mein Entgegenkommen oder wenigstens Ernstnehmen bei ihren Bedürfnissen und Wünschen spüren. Ist es hier "sinnvoll" oder "pädagogisch notwendig" die Kinder häufiger zu frustrieren oder auflaufen zu lassen? Wo hört aufmerksame Fürsorge auf und wo fängt "Helikoptern" oder "Curling" an?
AntwortenLöschenSind die Geschwister zusammen verhindere ich z.B. meistens aktiv, dass der Kleine das Bauwerk des Großen umwirft oder ihm sonst wie in die Quere kommt - natürlich mit Erklärungen für beide Seiten, in der Hoffnung Rücksicht beim Kleinen zu erwecken und das Gefühl des Gesehen-Werdens beim Großen. Funktioniert bis jetzt so gut, dass sie auch prima "ohne Aufsicht" spielen und kleinere Konflikte bewältigen können (tauschen/teilen/"stopp") und der Große es auch gut wegsteckt, wenn doch mal was kaputt geht. Wäre es besser, den kleinen den Turm umwerfen zu lassen und die darauffolgende Heul- und Wutattacke des Großen zu begleiten und dem Kleinen die Lernerfahrung eines seeehr frustrierten großen Bruders zu ermöglichen? Das behauptet nämlich mein Bruder, der am liebsten seine zwei (1,5 und 3,5 Jahre) und meine zwei in ein Zimmer stecken würde, bis sich die Großen daran gewöhnt haben, dass die Kleinen "halt nerven". Ich finde das von der 3,5 und dem 4,5jährigen zu viel verlangt und auch für die jeweilige Geschwisterbeziehung nicht hilfreich. Dann empfindet man doch das kleine Geschwister immer als Störenfried, bis es etwa 2-2,5 ist?! Das ist bei uns (noch?) nicht so! Wie seht ihr das? Wieviel Frust muss sein? Liebe Grüße
Ich finde, so, wie du es machst, klingt es ideal. Frustrationen gibt es ja sowieso, es gitb so viele natürliche Grenzen auf der Welt, dass wir nicht noch zusätzlich welche schaffen müssen. Es ist überhaupt nicht hilfreich, dass große Geschwister lernen, dass "Kleine halt nerven". das ist kein sehr guter Ansatz, denn das wird die Liebe unter den Kindern ziemlich schmälern. Ist dein Bruder Erst- oder Zweitgeborener?
LöschenDa bin ich nun aber doch erleichtert. Es gibt doch überraschend wenig Verständnis dafür, wenn man bei den Kindern auf dem Spieleteppich rumsitzt, wenn man die klassischen Frustklippen vorausschauend umschifft und vor allem auch, wenn man das große vor dem kleineren Geschwister "beschützt" oder generell auf dem Spielplatz Verständnis zeigt für wütende 4jährige, deren Sandburg von einem 1,5jährigen zertrampelt wurde. Ich höre dann sofort "Kinder müssen doch lernen, dass...!" und "Geschwister müssen doch alleine ...", aber irgendwie verlangt man immer mehr immer früher von immer jüngeren Kindern.
AntwortenLöschenMein Bruder ist Erstgeborener, 4 Jahre älter und recht "klassisch" zum "Verständnis" für die Kleine, zum Abgeben und Teilen und Kümmern angehalten worden! Unsere Eltern waren geradezu "schockiert", als ich ihnen im Beisein der Kinder erklärte, mein Erstgeborener MUSS dem Zweiten nichts hergeben, nur weil der vor ihm sitzt und schreit. Der Zweite wollte eine zeitlang alles, was der Erste in die Hand nahm, wendete sich aber nach 10 (lauten) Sek. völlig problemlos einem anderen Spielzeug zu. Noch schockierter waren meine Eltern dann, als der Erste dem Zweiten das Spielzeug fünf Minuten später OHNE Geschrei oder Ermahnung ganz freiwillig überließ und jetzt bringt er meistens sowieso schon gleich was für ihn mit ;-) Danke für eure Rückmeldung!
Geschwister sind natürliche Grenzen. Ebenso die Zeit, die den Eltern für ihre Kinder zur Verfügung steht, oder die Anzahl der Spielsachen. Da muss man halt teilen oder hin- und herreichen, und das ohne Aufsicht.
AntwortenLöschenDu sprichst von „beschützen“. Wie lange willst du das denn machen? Und was sagst du deinem Großen, wenn du ihn eines Tages nicht mehr beschützt, zum Beispiel weil du es einfach nicht mehr kannst? Wir können unsere Kinder nicht ewig... Das ist keine Platitüde, das ist die Wahrheit. Tatsächlich „müssen Kinder doch lernen, dass...“
Ja, auch für Vierjährige ist es frustrierend, wenn ihnen kleine Kinder die Sandburg kaputt machen, und sie, die Vierjährigen, haben ein Recht auf ihre Wut und ihre Trauer, das kann man begleiten, aber sie vor dieser Erfahrung „beschützen“…? Dann lernen sie ja gar nicht, mit Wut und Trauer umzugehen. Und deine „Begleitung“ (im Sinne dieses Artikels) geht ihnen auch ab, und damit ein Stück Selbstkompetenz.
Dass man "immer mehr immer früher von immer jüngeren Kindern" verlangt, ist ein Irrtum. Früher haben die Kinder sich "unbeaufsichtigt" in der Gruppe im Ort herumgetrieben, wenn sie nicht bei den Eltern waren. Da waren Vierjährige mit Sechsjährigen und Sechsjährige mit Achtjährigen unterwegs, und das stundenlang. Da hat die Gruppe Feedback zu unpassendem Verhalten gegeben ("Du schummelst - du spielst nicht mehr mit!", "Du darfst das nicht, du bist zu klein!", oder gegebenenfalls auch mal eine Prügelei, gerade unter Jungen – und dann war das Thema aber auch gegessen!) Wenn die ganze Gruppe sich daneben benommen hat, haben die Erwachsenen getadelt. Das ist heutzutage nicht mehr üblich, da erstens die meisten Menschen an Orten leben, die von Anonymität geprägt sind, und zweitens die Pluralität der Erziehungsmodelle Kritik unerwünscht gemacht hat. Hinzu kommt das erhöhte Verkehrsaufkommen überall. In der Folge müssen die Eltern mehr Verantwortung als früher übernehmen, und es ist jetzt ihre Aufgabe, „immer mehr immer früher“ von Kindern zu verlangen. Früher gab es Erziehungseffekte, die haben die Eltern gar nicht mitgekriegt – und doch wusste das Kind sich danach in der Gruppe zu benehmen.
Insofern kann man dem Vorschlag deines Bruder ruhig einmal nachgeben und die Kinder zusammen tun und die Konflikte abwarten – aber nicht mit dem Ziel, die Großen abstumpfen zu lassen, sondern mit dem Vertrauen auf die Konfliktlösefähigkeit der Kinder. Und wenn es dann so weit ist, kann man sie in genau dieser Kompetenz bestärken: „Ich bin mir sicher, ihr findet eine Lösung.“ „Was kann man denn tun, damit das nicht mehr passiert?“ „Was kann man denn tun, damit alle Spaß haben?“ Dein Großer hat ja offensichtlich schon eine Strategie entwickelt. Aber lernt der Kleine auch, was er unterlassen sollte, um andere nicht zu reizen?
Dein Großer muss dem Kleinen nichts hergeben, nur weil er vor ihm sitzt und schreit – super! Ganz ehrlich! Wenn Eltern sich einmischen, weil das jüngere Kind „testschreit“, kann in der Familie eine sehr unangenehme Dynamik entstehen. Frage doch mal deinen Bruder, wie er das damals empfunden hat, wenn er immer zum Teilen angehalten wurde. Und frage ihn, ob er seine Einstellung (seinen Zynismus?) mit seinen Erfahrungen in der Kindheit begründet!
Hallo, ich lese sehr gerne in eurem Blog und habe auch das Buch geradezu verschlungen. Nun hab ich eine Frage - vielleicht habt ihr ja ein paar Tipps für mich.
AntwortenLöschenSeit ein paar Wochen gibt es bei meinem großen Sohn größere Wutanfälle bei denen ich einfach an meine Grenzen komme. I.d.R. läuft es so ab: Mein kleiner Sohn ist gerade bei mir (11 Monate), also ich trage ihn oder hab ihn auf dem Schoß und der Große (wird 3) kommt und möchte den Kleinen weg haben und schreit "WEG, WEG, WEG, der soll WEG". Er reißt dem Kleinen an den Armen und Beinen, sodass ich den Kleinen natürlich schützend weiter hoch hebe. Allerdings ist der Kleine relativ geräuschempfindlich und weint dann natürlich auch wenn der Große so wütend ist. Falls Papa da ist würde ich den Kleinen ja gerne zu Papa geben, aber dda Problem ist, dass sich beide einfach nicht bei Papa beruhigen wollen. D.h. ich hab dann i.d.R. zwei brüllende Kinder die unbedingt zu Mama wollen. Ich weiß einfach nicht was ich hier tun kann weil ich den Großen liebevoll begleiten möchte und den Kleinen nicht abschieben möchte, da er ja dann auch weint. Habt ihr vielleicht einen Tipp für mich?
Ich würde mich über eine Antwort freuen.
Ich erlebe das gerade mit meiner 4jährigen in der Mutter-Kind-Kur. Sie kreischt dann bis zum Abeinken und ich verliere langsam die Nerven....
AntwortenLöschenMeine Tochter ist jetzt 3 Jahre alt. Wir haben gerade einen Sohn bekommen er ist gerade 9 Tage alt. Meine Tochter habe ich immer zu Bett gebracht und wir haben 3 Jahre lang alles zusammen gemacht. Sie war keinen einzigen Tag über Nacht wo anders. Sie geht aber zu ihren Tanten und bleibt auch für einpaar stunden dort. In Kürze fängt sie mit der Kita an.
AntwortenLöschenIhre wutanfällt haben vor 2 Monaten langsam angefangen, da haben wir beobachtet, dass sie z.B. ihre kusine schlägt wenn sie, sie nicht beachtet.
Sie wirft sogar tassen auf den Boden.
Und alles was auf dem Tisch ist.
Jetzt wo der kleine da ist, will sie mich natürlich nicht teilen.
Der Papa hat sie zwar einpaar mal zubett gebracht aber nur mit ganz viel Wut und heulen.
Ich kann damit nicht umgehen.
Ich schimpfe mit ihr und das macht mich traurig, wenn ich sie schreien lasse dauert es über ne 30 min.
Was kann ich jetzt tun damit sie keine Eifersucht entwickelt und sie trotzdem gut begleite aus ihrer Wut .