Wochenbettdepression und andere psychische Probleme nach der Geburt

Postnatale Depressionen - Traurigkeit und Verzweiflung nach der Geburt


Kurz nach der Geburt erleben die meisten (etwa 60 bis 80 %) Frauen  die Heultage, auch "Babyblues" genannt. Durch die oft überwältigende Geburt und die nachfolgende Hormonumstellung im Körper (der Östrogenspiegel, der einen stimmungsstabilisierenden Effekt hat,  sinkt) gerät die Psyche ins Strudeln. Die Mütter leiden unter Stimmungsschwankungen, weinen viel und sind unglücklich. Sie fühlen sich erschöpft, angespannt und unsicher, sind nervös reizbar und sorgen sich, ob sie den Anforderungen gewachsen sind.

Diese Gefühle sind im Rahmen des normalen Babyblues (sogenanntes postpartales Stimmungstief) ganz normal, meistens dauern sie nur wenige Tage, gelegentlich bis zu zwei Wochen. Frauen, die darunter leiden, benötigen viel Ruhe und Unterstützung, normalerweise verschwindet das Gefühlschaos nach ein paar Tagen - in der Regel spätestens nach zwei Wochen.
 
Frau mit Wochenbettdepression

Über die Ursachen gibt es keine gesicherten Erkenntnisse. Die Art der Geburt scheint keinen Einfluss auf das Auftreten zu haben. Manche Wissenschaftler sind der Meinung, dass der Babyblues vor allem durch die technisierte Geburt entsteht, wodurch das ruhige Kennenlernen des Babys erschwert wird und nicht die erforderliche Ruhe im Mittelpunkt steht. Eine Meta-Studie (143 Studien) zu dem Thema von Wissenschaftlern der State University New York ergab, dass postpartale Stimmungskrisen abhängig sind vom Umfeld - in einigen Ländern (mit anderen Geburtsumständen wie z. B. Malaysia oder Singapur) sind sie deutlich seltener sind, als in anderen.

Die Symptome einer Wochenbettdepression 


Wenn die traurigen, niedergeschlagenen Gefühle länger anhalten, ist es wahrscheinlich, dass sich eine Wochenbettdepression entwickelt hat (etwa in 10-20 % der Fälle). Diese ist deutlich schwerwiegender, als der harmlose Babyblues und erfordert in der Regel Unterstützung. Die Ausprägung der Beschwerden kann sehr unterschiedlich sein - manche fühlen sich nur leich beeinträchtigt, andere Mütter haben sogar Selbstmordgedanken.

Eine Wochenbettdepression kann auch erst Monate nach der Geburt auftreten - solche Fälle bleiben häufig unerkannt, da die meisten davon ausgehen, dass die Krankheit wenn, dann dann unmittelbar nach der Geburt beginnt.
Es gibt eine Vielzahl an Symptomen, die auf eine ernstzunehmende postnatale Depression hinweisen können:
  • es herrscht das Grundgefühl "es geht mir nicht gut" vor, welches sich morgens und abends verstärkt,
  • es herrscht eine starke Lustlosigkeit und Antriebslosigkeit,
  • Entscheidungen zu treffen fällt ungewöhnlich schwer, er herrscht Desinteresse,
  • man hat das Gefühl, dass das Leben keinen Sinn (mehr) hat,
  • man empfindet kaum noch Spaß oder Freude, kann kaum noch Lachen,
  • das Baby fühlt sich "fremd" an,
  • man fühlt sich schuldig, weil man so empfindet,
  • man ist nah am Wasser gebaut - die nichtigsten Anlässe führen zu Tränenbächen,
  • Schlaflosigkeit trotz absoluter Erschöpfung,
  • man fühlt sich gereizt und aggressiv,
  • es fällt einem schwer, sich zu konzentrieren,
  • das Gefühl der Überforderung begleitet einen ständig,
  • Panikattacken treten auf,
  • destruktive Gedanken (man stellt sich vor, wie man bspw. sein Baby schlägt), setzt sie aber nicht um,
  • man entwickelt hypochondrische Züge in Bezug auf das Baby und einen selbst,
  • man leidet unter Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit  und ähnlichen psychosomatischen Beschwerden,
  • die Lust auf sexuelle Aktivitäten ist kaum vorhanden und
  • Nahrung wird kaum oder im Übermaß zu sich genommen.
Die Ausprägung kann sehr unterschiedlich stark sein - von dauerhafter leichter Beeinträchtigung bis hin zu Suizidgedanken. Manche Frauen haben dabei eine Vielzahl der genannten Symptome, einige nur einzelne. Typisch ist ein schleichender Beginn - meist wird die Depression erst aufgrund auftretender körperlicher Symptome erkannt.
 
deprimierte Mutter

Die peripartale/postnatale Psychose


Die perinatale Psychose ist die schwerste psychische Erkrankung, die nach der Geburt auftreten kann. Etwa eine bis drei von 1000 Müttern ist hiervon betroffen. Sie ist von extremen Angstzuständen gekennzeichnet. Manische Phasen, in denen Unruhe und ein starke Antrieb vorherrschen, wechseln sich mit teilnahms- und antriebslosen depressiven Phasen ab. Hinzu kommen Halluzinationen und Verwirrtheit. Gedanken an Selbstmord sind vorherrschend, er wird nicht selten durchgeführt. Auch die Gefahr der Kindstötung (Infantizid) besteht. Eine ärztliche Behandlung ist (auch gegen den Willen der Frau) erforderlich.

Die peripartale Psychose ist eine eigenständige Krankheit - in einigen Fällen kommt es zu einer Mischformen wie schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen oder schizoaffektive Psychose.

Die Behandlung einer Wochenbettdepression


Wenn man den Verdacht hat, dass man unter einer postnatalen Depression leidet, sollte man sich unbedingt Hilfe suchen. Bei leichteren Krankheitsverläufen kann Selbsthilfe erfolgreich eingesetzt werden. Der Austausch mit Betroffenen und die Auseinandersetzung mit dem Thema kann dabei sehr hilfreich sein. Im Internet kann ich dafür die Seite Schatten und Licht empfehlen. Auch Schwangerenberatungsstellen, sozialpsychiatrische Dienste und psychosoziale Beratungsstellen  haben geschultes Personal zur Unterstützung.

Man sollte sich nicht scheuen, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Eine Depression ist eine Erkrankung - kein mütterliches Versagen. Die Behandlung erfolgt in der Regel durch eine Kombination aus psychotherapeutischer Behandlung und Psychopharmaka wie Antidepressiva oder Tranquilizer (Angstlöser). Häufig haben Frauen Angst, davon abhängig zu werden - diese Angst ist jedoch unbegründet! Es gibt auch stillfreundliche Präparate - ein Abstillen ist nicht zwingend erforderlich. Man muss jedoch eine gewisse Zeit für den Eintritt der Wirkung einkalkulieren - es ist daher wichtig, die Medikamente wie verschrieben einzunehmen und nicht wegen vermeinlicher Wirkungslosigkeit vorzeitig abzusetzen. Auch wenn man sich deutlich besser fühlt, sollte man nicht eigenmächtig entscheiden, die Psychopharmaka abzusetzen.

Perinatale Psychosen bedürfen in jedem Falle einer stationären Behandlung, da die Suizidgefahr extrem hoch ist. Oft denken die Mütter dabei über einen erweiterten Selbstmord nach, bei dem sie ihr Kind töten.

Wie kann man Frauen mit einer Wochenbettdepression helfen? 


Partner beobachten meist ohnmächtig und hilflos die Veränderung ihrer Frauen nach der Geburt. Leider können sie die Gefühlslage nicht nachvollziehen - ihnen ist unklar, warum das lang ersehnte Baby plötzlich zu so umfassender Traurigkeit führt. Dennoch sollten sie unbedingt versuchen, die Gedanken und Gefühle ernst zu nehmen. Wichtig ist es, sich bewusst zu machen, dass es sich um eine nicht selbst verschuldete Krankheit handelt. Apelle wie "stell Dich nicht so an" oder ähnliche Unverständnisbekundungen helfen nicht weiter und verstärken die Schuldgefühle.

Die Mutter braucht unbedingt Unterstützung. Diese wird man als Partner vermutlich nicht alleine leisten können, daher sollte das erste Ziel sein, dass die Mutter ärztliche Hilfe in Anspruch nimmt. Reden hilft! Immer. Auch wenn es zum gefühlt dreihundertfünfundsiebzigsten Mal um das selbe Thema geht - jeder Austausch hilft bei der Verarbeitung und bringt Stück für Stück weiter. Auch Ruhe ist von großer Wichtigkeit. Hilfe im Haushalt und bei der Betreuung des Baby sind sehr wichtig - kann man diese nicht selber leisten, sollte Unterstützung von Dritten in Anspruch genommen werden. Diese bieten bspw. Mütterpflegerinnen an. Caritas und die Diakonie unterstützen mit Familienpflegern.
Eine sehr gute Zusammenfassung zu unterstützenden Maßnahmen durch Freunde und Angehörige findest Du auch hier

In den Kommentaren habe ich auch einen Buchtipp zum Thema bekommen: "Rund um die Geburt eines Kindes: Depressionen, Ängste und andre psychsche Probleme. Ein Ratgeber für Betroffene, Angehörige und ihr soziales Umfeld" von Anke Rhode (Psychiaterin und Psychotherapeutin, Professorin für Gynäkologische Psychosomatik). Dort werden folgende Themen erläutert: Einflussfaktoren für die Entstehung und Entwicklung von postpartalen psychischen Problemen, Beginn der Störungen und erste Symptome, einzelne Störungsbilder und ihre Behandlung. Ergänzt werden die Fakten durch anschauliche Fallbeispiele.
 



Meine eigenen Erfahrungen mit einer Wochenbettdepression 


Mein erstes Kind wurde nach einer langen Kinderwunschzeit nach künstlicher Befruchtung geboren. Den klassischen Babyblues machte ich noch im Krankenhaus durch - danach fühlte ich mich erst mal eine Weile sehr gut. Meine Tochter war ein sehr schwieriges Kind - so empfand ich es zumindest damals. Im Artikel über das Bauchgefühl habe ich darüber geschrieben, wie in den ersten Wochen nach der Geburt meine Erwartungshaltung und die Realität auseinander klafften. Statt stolz, glücklich und zufrieden den Kinderwagen durch den Ort zu schieben habe ich mich kaum raus getraut, weil mein Kind ständig schrie. Sie schlief schlecht ein, wachte ständig wieder auf und ließ sich kaum ablegen - das war unglaublich anstrengend.

Die Dreimonatskoliken hielten bis zum 5. Monat an - danach ging sie zu permanenter Meckerei über und war chronisch unzufrieden. Sie wollte immer mehr, als sie konnte. Zwar war sie motorisch durchaus fit, aber es reichte ihr nie. Und sie schlief kaum - ich kam tagsüber quasi nie zur Ruhe. War sie eingeschlafen, gab es eine ellenlange Liste von Erledigungen - auch Toilettengänge und Müll raus bringen füllten das Zeitfenster, das war mit ihr zusammen kaum möglich. Abends drückte ich sie dem Papa in den Arm, der etwas verwundert war, dass man nach einem Tag daheim "nur mit Kind" so erschöpft sein kann. So konnte ich dann halbwegs den Haushalt und etwas zu essen machen - allerdings auch nur etwa ein bis zwei Stunden, dann war Schlafenszeit. Nur schlief sie nicht. Allabendlich saß ich 40 bis 60 Minuten an ihrem Bett und schaute zu, wie sie rumwuselte. Raus gehen ging nicht - das führte zu hysterischem Gebrüll.

Ich war angestrengt. Genervt. Traurig. Ein süßes Baby? Endlich Mutter? Ich fühle mich leer, kraftlos, ausgelaugt. Ich hatte sehr hohe Ansprüche an mich - nachdem ich so lange gewartet hatte, sollte alles perfekt sein. Ich wollte alles perfekt machen. Und ich gab mir solche Mühe. Und was war das Ergebnis? Ein schlecht gelauntes, meckerndes Kind. 

Die Situation spitzte sich zu - das Kind unzufrieden, ich unzufrieden, ich kam kaum raus (weil ich mich wegen des nörgelnden Kindes schämte), ich kam zu nichts und ich entwickelte Aggressionen. Auch dem Kind gegenüber. Das hätte ich niemals für möglich gehalten. Ich wusste damals und ich weiß heute, dass ich niemals handgreiflich werden würde, aber diese negativen Gefühle meinem innig gewünschten Kind gegenüber haben mich verstört. 

Dazu kam, dass meine Tochter ein sehr unfröhliches Baby war - sie lachte wenig und konnte Kuscheleinheiten wenig abgewinnen (die Welt zu Entdecken war interessanter). Ich kann mich noch erinnern, wie ich irgendwann wütend erklärte: "Dieses Kind nimmt immer nur - es kommt rein gar nichts zurück!" Mein Gefühlsleben verschlimmerte sich schleichend. Und ja - dafür schäme ich mich heute noch - ich hatte auch das Gefühl, mein Kind nicht vollständig annehmen zu können. Diese unglaubliche Liebe, die einen nach der Geburt angeblich sofort ergreifen sollte, blieb bei mir (zunächst) aus. Ich hatte da ein Kind, um das ich mich gekümmert habe, das ich durchaus gern hatte, aber die grenzenlose Mutterliebe fehlte. Heute weiß ich, dass ein verzögertes Bindungsverhalten ein Symptom einer postpartalen Krise ist - in etwa einem von 10 Fällen kommt es dazu. Auch die Aggressionen waren ein Zeichen für die Erkrankung - sie entwickeln sich bei einem Prozent aller Wochenbettdepressionen.

Wochenbettdepression

Als meine Tochter etwa 8 Monate alt war, realisierte ich, dass das kein normaler Zustand sein kann - ich empfand keine Freude, kein Glück, war gestresst und leer. Und so enttäuscht. Von meinem Kind, von mir, vom Leben. So konnte das nicht weitergehen und ich begann selbstreflektierend Ursachenforschung zu betreiben. Relativ schnell ging mir auf, dass mein Perfektionswille mich am meisten stresste. Ich wollte immer stark erscheinen, so als ob ich alles im Griff hätte. Vor allem auch gegenüber meinen Eltern - sobald ich über irgendetwas auch nur ansatzweise klagte, hieß es "Du hast es doch so gewollt". Ja - ein Kind habe ich gewollt - aber nicht eine solche Situation! Meine Mutter leidet an selektiver Amnesie - bei ihr war damals immer alles gut und unkompliziert, die Kindererziehung lief vollkommen problemlos. Ich hatte das Gefühl, dass das auch von mir erwartet wurde. Aber ich schaffte es nicht, diese Ansprüche zu erfüllen. Dank Dr. Internet kam ich auf den Gedanken, dass es sich um eine postnatale Depression handeln könnte.

Bei meiner Hausärztin fragte ich bei einem Besuch nebenbei, ob eine Wochenbettdepression auch noch so spät auftreten könne, was sie bejahte. Ich erinnere mich, wie ich vor ihr saß und bittere Tränen flossen - das Eingeständnis, dass eben nicht alles toll und perfekt ist, fiel mir so schwer - aber gleichzeitig war es eine enorme Befreiung! Das war der Anfang einer massiven Besserung. Ich setzte mich intensiv mit meinen Gefühlen und Gedanken auseinander, redete mit meinem Mann und änderte meine Einstellung grundlegend. Ich machte mir bewusst, dass es überhaupt nicht darauf ankommt, was andere denken. Dass auch 80% reichen und es nicht immer 110% sein müssen. Von der Ärztin bekam ich Neurexan (ein homöopathisches Präparat), ob das wirklich half? Nun - es hat zumindest nicht geschadet, ich fühlte  mich tatsächlich besser, obwohl ich nicht an Homöopathie glaube. 

Und mein Kind begann zu krabbeln! Und wurde wegen der neu gewonnenen Mobilität - oder meiner neuen Entspanntheit - deutlich zufriedener. Mit ihrer Zufriedenheit stieg meine Zufriedenheit. Außerdem begann ich zwei Tage in der Woche zu arbeiten - dadurch kam ich raus, unter Menschen und hatte auch wieder andere Themen im Kopf, als ausschließlich Mutter sein. So habe ich es nach und nach geschafft, selbst diese Krise zu überwinden. Glücklicherweise war meine postnatale Depression nur leicht ausgeprägt, weswegen ich sie zwar sehr spät als solche erkannt habe aber auch ohne psychotherapeutische Behandlung auskam.

Ich möchte alle Mütter ermutigen, sich Hilfe zu suchen, wenn sie nach der Geburt das Gefühl haben, unglücklich oder unzufrieden zu sein. Eine Wochenbettdepression ist eine durch verschiedene Umstände ausgelöste Krankheit, die man gut behandeln kann - man sollte seinen Zustand nicht als eigenes Versagen empfinden! 

© Danielle


Quellen 


Möller, H.-J., Laux, G und Kapfhammer, H. P.: Psychiatrie und Psychotherapie

12 Kommentare:

  1. Ich danke dir für diesen Artikel. Ich bin selbst betroffen. Ich kenne die Agression gegenüber meines Babys. Ich konnte trotz Erschöpfung nicht schlafen.
    Jetzt, 6 Monate später geht es nur besser. Ich Frage mich immer, ob mein Baby mich krank gemacht hat oder ob ich es durch die Erkrankung nur als so extrem anstrengend wahr genommen habe.

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    1. Ich bin ziemlich überzeugt davon, dass ein anstrengendes Kind eine Wochenbettdepression stark begünstigen kann - Schlafentzug, wenig Zeit zum Erholen, da fühlt man sich unglaublich schnell erschöpft und kraftlos.

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  2. Mir ging es die ersten 8 Wochen so... mittlerweile ist es schon viel besser und habe auch die Muttergefühle entwickelt, die mir leider am Anfang gefehlt haben. Ich hatte auch nach der Geburt (wegen des Kaiserschitts?) nie dieses euphorische "alles ist so wunderbar"-Gefühl von dem immer alle erzählen. Ich hatt leider keine schöne Geburt, das Stillen hat trotz aller Bemühung mit Hebamme nicht funktioniert, die Schlaflosigkeit machte das alles auch nicht besser... ich hatte mir das alles schöner auagemalt. Und dann noch das permanent schlechte Gewissen, dass man seinem Wunschkind nicht gerecht wird und es am liebsten wieder hergeben würde...
    Zim Glück hat mich mein Freund zum Psychologen geschleppt.. sobald ich eingesehen habe, dass es meinem Kind ohne meinem Perfektionismus auch gut geht (wenn nicht sogar besser), ist es langsam besser geworden. Mittlerweile ist mein Kleiner 3 Monate alt, ich finde es noch immer super anstrengend, aber es geht uns gut und ich würde es nicht anders haben wollen ;-)

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    1. Danke für Deinen offenen Erfahrungsbericht. Ich denke nicht, dass es etwas mit dem Kaiserschnitt zu tun hat (ich meine auch, von entsprechenden Studien gelesen zu haben). Ich hatte eine natürliche Geburt und bei mir blieb das Gefühl dennoch aus. Es ist toll, dass Dein Mann absolut richtig reagiert hat und Dir/Euch Hilfe geholt hat! Schön, dass es Dir besser geht - ich wünsche Euch alles Gute - bald wird es besser!
      Viele Grüße!

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  3. Ich denke, dass fehlende soziale Kontakte eine postpartale Depression auch sehr begünstigen. Ich saß alleine mit (einem anstrengenden) Baby zuhause und wusste nicht, wie ich andere Mütter kennenlernen sollte. Und wenn ich welche kennenlernte (z.B. im Rückbildungskurs), dann merkte ich schnell, dass diese tausend Kontakte hatten (Schulfreundinnen, Eltern, etc.) und traute mich erst recht nicht, eine anzusprechen.

    Was mir geholfen hat: Meine Frauenärztin hat mir hochdosiertes Johanniskraut verschrieben. Ich habe übers Internet Kontakte gesucht. Und mein Mann hat kurzfristig seine Partnermonate genommen. So ging es dann wieder halbwegs aufwärts.

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  4. Zunächst ein Lob für euren Blog. Ich lese mit großem Interesse eure sorgfältig recherchierten, mit Quellenangaben versehenen Artikel, bei denen man merkt, dass beim Schreiben "das Hirn eingeschaltet war". :-)

    Nun zum Thema, mit dem ich mich selbst ausführlich beschäftigt habe, da bei mir durch drei "normale" depressive Episoden in der Vorgeschichte die Gefahr einer postpartalen Depression erhöht ist. Ich war also auf eine Krise nach der Geburt quasi gefasst und bin sehr froh, dass es mir abgesehen von einem Heultag im Wochenbett nach der Geburt meines Sohnes bisher wirklich gut geht (er ist nun schon 5 Monate). Mal vom Schlafmangel abgesehen ;-)

    Ich finde es enorm wichtig, dass Schwangere davon erfahren, dass es postpartale psychische Erkrankungen gibt, dass diese z. T. gar nicht so selten sind und wie die Symptome aussehen. Das hilft, psychische Krisen nach der Geburt rasch zu erkennen und sich Hilfe zu holen. So vermeidet man sowohl eine unnötig lange Leidenszeit für sich als auch, das Wohl seines Babys zu gefährden.
    Der von euch genannte Verein "Licht und Schatten" stellt m. E. eine gute Informationsquelle dar. Ausserdem bietet er durch sein Forum die Möglichkeit, sich mit anderen Betroffenen auszutauschen. Manchen Frauen fällt es vielleicht anfangs leichter, über ihre Probleme anomym zu sprechen.

    Ein exzellentes und umfassendes Buch zu dem Thema ist meiner Meinung nach "Rund um die Geburt eines Kindes: Depressionen, Ängste und andre psychsche Probleme. Ein Ratgeber für Betroffene, Angehörige und ihr soziales Umfeld" von Anke Rhode (Psychiaterin und Psychotherapeutin, Professorin für Gynäkologische Psychosomatik).
    Sie erlåutert Themen wie z. B.
    - Einflussfaktoren für die Entstehung und Entwicklung von postpartalen psychischen Problemen
    - Beginn der Störungen und erste Symptome
    - einzelne Störungsbilder und ihre Behandlung
    - FAQs
    Ergänzt werden die Fakten durch anschauliche Fallbeispiele.

    Zu eurem Artikel habe ich nun noch eine kritische Anmerkung bzgl. der Begriffsverwendung: Die peripartale / postpartale Psychose ist NICHT die stärkste Form einer Postpartalen Depression, sondern eine eigenständige psychische Erkrankung (s. ICD-10). Es gibt allerdings Mischformen wie "Schwere depressive Episode mit psychotischen Symptomen" oder "Schizoaffektive Psychosen".
    Vielleicht wäre deshalb auch ein treffenderer Titel für den Artikel "Wochenbettdepression und andere psychische Probleme nach der Geburt" oder so ähnlich.

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    1. Ganz herzlichen Dank für Deinen Hinweis :-). Ich habe den Text entsprechend geändert.

      Herzliche Grüße
      Danielle

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  5. Ein schöner Artikel - ich bin großer Fan eurer Seite.
    Ich selber leide schon lange an einer postpartalen Depression. Mein Kind ist sehr anstrengend, sehr fordernd. Und es weint sehr viel. Die ersten Monate konnte ich die schlaflosen Nächte, das schmerzhafte Stillen alle zwei Stunden wegstecken. Doch irgendwann mit 9, 10 Monaten kam die Ernüchterung. Es wird einfach nicht "besser" oder einfacher. Erst waren es die Koliken, dann waren es irgendwelche Entwicklungsschübe, dann die Zähne, und und und. So entwickelte sich die Depression über Monate. Als der Kleine 17 Monate war, schickte ich meinem Psychotherapeuten einen Hilferuf (wir kannten uns von meiner letzten Therapie wg. einer depressiven Verstimmung). Manchmal schaffte ich es nicht mal mir abends das Gesicht zu waschen oder verzweifelte bei dem Gedanken, was ich denn meiner Familie kochen könnte. Wachte nachts mit Panikattacken auf. Fühlte mich von morgens bis abends als Versager. Und dann ein Weinen oder "nicht-so-funktionieren-wie-ich-möchte" und ich explodierte. Verbal bis hin zu kleinen Übergriffen, auf die ich nicht stolz bin (Klapps auf Po oder Hand). Durch Glück im Unglück konnte ich wenige Tage später zum ersten Gespräch kommen. Jetzt, nach 7 Monaten geht es mir langsam richtig gut. Ich habe zu mir als Frau gefunden, habe abgenommen, weiss besser mit meinem Kind umzugehen. Aber der Weg ist noch nicht zu Ende. Ich weiss, dass wieder Zeiten kommen, in denen es nicht so rund läuft. Aber ich hoffe, die emotionalen Tiefgänge werden nicht mehr so wie sie mal waren, sondern verlaufen etwas milder.
    Ich habe alles ohne Medikamente geschafft - dank meines Therapeuten. Ich finde es allerdings schade, dass psychische Probleme so ein Tabuthema sind - auch jetzt fällt es mir noch schwer, mich jemandem anzuvertrauen. Nicht mal meine Eltern wissen davon, nur eine Handvoll sehr enge Vertraute wie mein Mann und wenige gute Freundinnen.

    Danke für den Artikel - hoffen wir, dass er die richtigen Frauen erreicht und sie sich trauen und zugeben, dass doch nicht alles eitel Sonnenschien ist mit Kind. Das ist ok, denn mit der richtigen Hilfe schaffen wir es.

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  6. Hallo,
    ich schreibe zum ersten Mal, weil es mich sehr berührt hat, wie du über eure Situation schreibst. Immer wieder denke ich: “Oh Mann, hätte ich das früher gewusst/gelesen.“
    Mein Sohn ist jetzt fast 13 Monate alt und auch ich litt nach seiner Geburt an einer (zum Glück nur leichten) postpartalen Krise. Ich wusste durch den Geburtsvorbereitungskurs, dass es soetwas gibt und ich hatte noch im Ohr, dass die Hebamme sagte, wenn die Heultage länger als zwei Wochen anhalten, sollte man sich Hilfe holen. Irgendwie hat mich der Gedanke fertig gemacht, als es sechs Wochen nach der Geburt immer schlimmer wurde. Ich hatte so Angst vor der postpartalen Depression, weil ich es kurze Zeit zuvor bei einer Kollegin miterlebte. Ich habe abends, wenn mein Mann nach Hause kam, nur geheult. Ich fühlte mich hilflos und gefangen in Sorgen und Versagensängsten (obwohl mir im Kopf klar war, dass ich eigentlich eine gute Mama bin). Das Stillen funktionierte dauerhaft nur mit Stillhütchen (hat leider später zum Abstillen geführt, aber das ist eine andere Geschichte). Später las ich, dass Stillprobleme eine solche Depression begünstigen können. Außerdem hatte ich furchtbare Angst um mein Kind, etwa dass ich ihn aus Versehen fallen lassen könnte. Warum ich erst nach sieben Wochen unter Tränen meiner Hebamme von meinen Gefühlen berichtete, kann ich mir heute nicht mehr erklären. Sie empfahl mir sofort Neurodoron zu nehmen, unter Leute zu gehen (Stillcafé), mir eine feste Zeit für meine Hobbys zu nehmen, ein “Babyheilbad“ zu machen, mir Hilfe im Alltag zu holen (“Leihoma“ - war aber gar nicht mehr nötig) und sie vermittelte mich an einen Psychologen, der mit diesem Thema sehr vertraut war. In nur einem Gespräch fanden wir heraus, dass ich zwar gewisse Risikofaktoren für eine postpartale Depression habe, es aber keineswegs Grund zur Sorge gäbe. Meine Ängste hatten wohl viel mehr mit der Situation nach der Geburt zu tun. Der Kleine musste wegen Neugeborenengelbsucht behandelt werden. Eigentlich ist das nichts Schlimmes, aber es hatte mich kalt erwischt, niemand klärte uns so richtig auf, es war Stress pur. Dazu kam eine unsensible Krankenschwester, die meinte, dass sein Gebrüll kaum auszuhalten wäre. Klar, er hatte Hunger und ich pendelte zwischen Intensiv und normaler Station (um wenigstens ein bisschen zu schlafen und zu essen, auf Abruf stand ich zum Stillen bereit, nichts lief so, wie ich es gewollt hatte). Wie soll man da Stillen lernen? Der kleine Mann konnte vor lauter Geschrei gar nicht richtig andocken. Außerdem stand auch gleich die Familie auf der Matte (Anfängerfehler) und versorgte mich mit Horrorstorys (“Nimm ihn bloß nicht mit ins Bett. Tante XY hat so ihr Kind erstickt.“ - Wegen dieses Satzes konnte ich monatelang nur schlecht schlafen, selbst wenn unser Sohn uns friedlich ein paar Stunden Schlafzeit gönnte. Heute bin ich total überzeugt vom Familienbett!). Naja, und der Anblick des kleinen Würmchens im Glaskasten und nicht die ganze Zeit mit ihm schmusen zu können, machte meinen Mann und mich fertig. Jedenfalls sagte der Psychologe eigentlich beiläufig etwas sehr Befreiendes: “Man hat Ihnen faktisch, wenn auch medizinisch notwendig, das Kind weggenommen. Ihre Ängste sind ganz natürlich. Es spricht sehr für Sie als Mutter.“ Das hat mich erlöst. Ab da wurde es täglich besser. Auch der Kontakt mit anderen Müttern hat sehr geholfen, da ich so sehen konnte, dass es anderen genau so ging. Überhaupt nicht hilfreich fand ich meinen Hausarzt, der nur den Kopf schief legte, ein bedauerliches Gesicht aufsetzte und meinte, dass ich doch eigentlich froh sein sollte, dass ich ein gesundes Kind habe. Ich solle zwei Wochen später nochmal wieder kommen. Unfassbar. Ich habe sofort den Hausarzt gewechselt.
    Ich kann nur jeder raten, sich schnell gute Hilfe zu suchen. Auch die Unterstützung durch den Partner ist so wichtig (ich kann diesen Blog auch wirklich den Lebenspartnern empfehlen). Ich bin dankbar, dass wir diese Krise mit der passenden Unterstützung gut gemeistert haben und wünsche allen, die mittendrin stecken, dass es bergauf geht.

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    1. Ganz lieben Dank für diesen sehr persönlichen Bericht und alles, alles Gute für Euch!

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  7. Hallo,

    Vielen Dank für den interessanten Blog. In vielen Bereichen sehr hilfreich.

    Allerdings bräuchte ich deine Hilfe. Ich habe eine Tochter von 6Jahren und 10 Monaten und einen Sohn der heute genau 6Wochen alt ist.
    Schon bei meiner großen Tochter hatte ich arge Probleme mit Ängsten und Panikattacken. Es ging sogar sowei das ich morgens im Bett lag und überlegte wie es wäre wenn sie nicht mehr wach wird. Ein fürchterlicher Gedanke, zumal ich meine Tochter ja liebte und immer mehr.
    Ich hatte auch das Gefühl nie im Alltag ankommen zu können.
    Ich habe es geschafft.
    Eigentlich müsste mir das helfen, aber durch mein Quasimodo begünstigt bin ich wieder mit Angstattacken konfrontiert.Als erstes kam die Angst ich könne nicht genug Schlaf bekommen,was ein weiterer stressfrei wäre. Dann kam dazu,dass meine Tochter ja auch noch da ist und in den Kindergarten muss etc. Einfach Angst den Alltag nicht zu schaffen. Apropos schaffen, meinen Sohn trage ich tagsüber fast die ganze Zeit.Auch wenn er schläft,da er beim hinlegen nicht lange brauc Hz und er ist wach. Abends nutze ich das gegen halb zehn lege ich ihn ab. Vorher schläft er meist ein bis zwei Stunden auf meinem Arm.stillen umziehen ab ins Bett. Eventuell nochmal stillen. Meist kommt er einmal gegen halb vier und gegen halb sieben wird er wach. Das klappt recht gut. Heute Nach t kam er zweimal, wir sind wohl im nächsten Wachstumsschub. Aber das macht mir nix aus. Ich kann prima entspannt stillen und sofort wieder einschlafen.
    Von meiner Hormonspezialistin habe ich Progesteron verschrieben bekommen Das hilft vor panikartigen trotzdem kreisen die Gedanken und schlagen mir auf den Magen.

    Bei der Hitze gerade gehe ich früh und abends gegen halb neun raus. Das genieße ich.
    Tagsüber bin ich drin, draußen halte ich es nicht aus. Zu warm! Wenn er schreit und quengelig ist halte ich das gut aus. Aber nun habe ich wieder Angst nicht in einen Alltag zu finden. Übernächste Woche hat der Kindergarten auch noch 3Wochen zu. Ich weiß nicht das ich machen soll. Im Dorf und zu Nachbarn gehe ich gerne.Aber alles was weiter weg ist macht mir Sorgen. Habe Sorgen meine halbwegd gewohnene Routine könnte dahin sein. Dabei kann sich eh so viel ändern. VOm Kopf her weiß ich das auch, aber....

    Dann findet im September auch noch die Einschulung statt.

    Ich hätte gerne meine Gelassenheit zurück und dad Selbstvertrauen in mich.

    Mein Mann ist selbständig, versucht sich der großen anzunehmen, soweit da geht, macht auch ein stuckweit denhaushalt, aber ich möchte ihn nicht weiter belasten.

    Hast du Ideen bzw ihr,?

    Vielen Dank!
    Sandra

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  8. Guter Artikel.
    Habt ihr so etwas in der Art, auch für Väter?
    Ich erkenne ihn seit der Geburt nicht wieder

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