Das Baby ist drei Monate alt - wie entwickelt es sich und wie kann man es beschäftigen?

Dein Baby wächst nicht nur extrem schnell, es entwickelt auch in Rekordgeschwindigkeit neue motorische und kognitive Fähigkeiten. Die Phasen, in denen die Entwicklung besonders rasant oder intensiv verläuft, sind oft extrem anstrengend. Wenn Babys drei Monate alt werden, sind viele von ihnen wieder für einige Zeit anhänglicher, ningelig, nörgelig und mit sich und der Welt unzufrieden. Dein Baby ist womöglich unruhiger, schreit mehr und schläft schlechter. Viele Babys wollen auch öfter an der Brust trinken und eigentlich am liebsten den ganzen Tag auf dem Arm verbringen. Wehe, man legt sie ab! Dann fangen sie bitterlich an zu weinen und hören erst wieder auf, wenn sie lange und intensiv bekuschelt werden. 

Mittlerweile ist den meisten Eltern klar, was das Problem ist: Herr Ningel und Herr Nörgel sind wieder zu Besuch.
 
Herr Ningel hinter einer Topfpflanze
 

Welchen Entwicklung macht das Baby durch? 


Babys beginnen im Alter von drei Monaten, fließende Übergänge zu erkennen. Die Oma meiner Töchter machte die verblüffende Entdeckung, dass ein Ball, den sie vor meinen Kindern hin und her rollte und der noch in der vergangenen Woche so gut wie keine Reaktion hervorrief, nun plötzlich durch lautes, entzücktes Loslachen der Babys quitiert wurde! Immer und immer wieder rollte sie den Ball langsam an ihnen vorbei - meine Kinder folgten der Bewegung mit den Augen und dem Kopf - und lachten. Sie konnten nun den Übergang der Bewegung des Balles von einem Ort zum anderen "verstehen" und freuten sich daran. Davor konnten sie - kognitiv - nicht erkennen, was die Oma da machte. Sie sahen nur "Ball. Ball. Ball. Ball." nicht "roooooolllllender Ballllllllll"!

Wenn das Kind schon bewusst greifen kann, wird den Eltern nun auffallen, dass die Greifbewegung nicht mehr so unbeholfen wirkt, sondern weitaus flüssiger ist. Andere Kinder fangen nun langsam an, zu greifen. Es passiert noch häufig, dass das Baby dabei daneben greift, da es den Abstand zwischen Hand und Gegenstand noch nicht genau einschätzen kann. Das ist kein Grund zur Beunruhigung, denn das wird erst mit etwa einem halben Jahr gelernt.

Insgesamt wirken die Körperbewegungen unserer Kinder nun ausgereifter. Sie fangen an, mit Freude zu strampeln und mit den Ärmchen zu rudern. Am liebsten tun sie das nackt, da es ihnen ohne den Widerstand der Kleidung weiteraus leichter fällt, die neuen Bewegungen auszuprobieren. Für ein Sommerkind ist das kein Problem - man kann es bei warmen Temperaturen  durchaus nur in Windel bekleidet auf die Krabbeldecke legen. Winterkinder würden so zu schnell auskühlen - für sie müssen sich Mama und Papa extra viel Zeit beim Wickeln unter einem Wickeltischstrahler lassen. Es ist auch kein Zufall, dass PEKiP Kurse meist im Alter von 3 Monaten beginnen - hier dürfen und sollen sich die Babys nackt in einem warmen Raum bewegen.

Besonders gern haben unsere Kinder nun die Übergänge zwischen Tönen, was leider bedeutet, dass sie den ganzen Tag freudvoll vor sich hin kreischen. Laut, leise, schrill, lauter,  noch lauter, zum-Gläser-zerspringen-schrill - unsere Kinder sind begeistert von ihrer Stimme und können nicht genug davon bekommen, mit ihr zu spielen. Das ist für unsere Ohren natürlich nicht angenehm. 
 
Baby lacht weil mit seinen Beinen gespielt wird

Viele Mütter wollen dieses Gekreische unterbinden - sollten sie aber nicht. Es ist Teil der kognitiven Entwicklung und sollte ausgelebt werden dürfen. Es trainiert die Stimmbänder und die Lippen- und Zungenmuskeln und bedeutet erste Kommunikation. Bindungsstarke Mütter schaffen es sogar, unter dem Gekreische zu unterscheiden z. B. in "Freudeskreischen", "Aufmerksamkeitskreischen" und "empörten Kreischen" etc.


Beliebte Spiele wenn das Kind 12 Wochen (3 Monate) alt ist 


Wie schon  im Artikel "Das Baby ist zwei Monate alt" geschrieben habe, brauchen unsere Kinder von uns keine Förderung. Sie lernen, was sie lernen wollen, ganz von selbst. Man kann aber selbstverständlich auf die Wünsche und Vorlieben des eigenen Babys nach Stimulation eingehen und sich so mit dem Baby beschäftigen, dass es die Fähigkeiten, die sich gerade kognitiv neu vernetzt haben, üben kann. 

Am allerliebsten ist dem Baby das Spielzeug "Mama" und "Papa". Das Gesicht, die Hände, die Augen, die Brille, die Nase, die Haare - all das wird in diesem Alter mit Vorliebe gegriffen, befühlt und untersucht. Reißt das Baby dabei immer die Brille von der elterlichen Nase, muss man selbst vorsichtiger sein, denn das Kind kann seinen Untersuchungsdrang noch nicht unterdrücken. Ich habe eine alte, ausrangierte Brille ohne Brillengläser meinen Kindern als Ersatz gereicht, wenn sie nicht an meine Brille durften. Kinder durchlaufen (schon ab diesem Alter) Interessenswellen. Wurde die Neugier nach dem Gegenstand ausgiebig gestillt (darf ein Kind die Brille also untersuchen, auch mit dem Mund), ebbt das Interesse wieder ab und man kann sich getrost wieder mit Brille auf der Nase in seine Nähe wagen. 
 
Herr Ningel hat eine Brille auf

Es bringt übrigens nichts (es ist sogar kontraproduktiv), laut "Nein!" zu sagen, wenn das Kind einem die Brille von der Nase reißt oder an den Haaren zieht. Warum das so ist, habe ich im Artikel über das Hauen, Beißen und Spucken beschrieben.

Da das Baby jetzt, wie schon beschrieben, vor allem von den Übergängen der Stimme fasziniert ist, findet es besonders Lieder oder melodische Abzählreime interessant. Davon kann es wirklich gar nicht genug bekommen. Jetzt also schnell die alten Kinderlieder aus der eigenen Kindheit auffrischen! Ich habe festgestellt, dass ich zwar viele Kinderlieder kannte, aber davon immer nur die erste Strophe. Dank Internet findet man aber alle Texte problemlos und mittlerweile habe ich durch das Textpauken sogar meine Stilldemenz überwunden.... 

Ganz, ganz vorsichtig kann man nun auch mit Kniereiterspielen (noch im Liegen) beginnen. Das Kind darf dabei bitte noch nicht hingesetzt werden und es muss immer darauf geachtet werden, dass das Köpfchen gut gestützt ist und nicht zu stark gerüttelt wird. Die Schaukelbewegungen und das leichte Geruckel der Kniereiterspiele bringen fast alle Babys zum Kichern und laut Loslachen.

Babys in diesem Alter mögen nun schaukelnde Spielzeuge. Zum Beispiel ein Stehaufmännchen (sehr schön in diesem Alter sind bspw. dieses mit Klang hier von Hess oder Stoffmodelle wie dieses) das es, wenn es auf dem Bauch liegt, mit einer Hand immer wieder anstupsen kann. 

Auch Schüsseln, die es anstoßen kann und die dann vor ihm kreisen, üben eine große Faszination aus. Wir hatten zu diesem Zweck von IKEA acht kleine Schüsseln. Diese haben uns noch lange Zeit als großartiges Spielzeug begleitet. Diese ganz kleinen Schüsseln klingeln zart und angenehm, wenn sie aneinanderstoßen und waren als Greifobjekt immer sehr beliebt. Sie hatten einen Durchmesser von nur 5 cm und ich weiß beim besten Willen nicht, wofür die im Haushalt eigentlich gebraucht werden sollen. Wahrscheinlich sind sie deshalb aus dem Programm genommen worden. Aber es gibt sie wenigstens noch in der Version mit 12 cm. Als Spielzeug sind sie unschlagbar, denn mit ca. 12 Monaten nutzten meine Kinder sie dann zum Stapeln und Ineinanderstecken und mit zweieinhalb Jahren, wurden sie von meinen Töchtern immernoch beim Spielen mit der Puppenküche genutzt.

© Snowqueen


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.