Das Baby ist einen Monat alt - wie entwickelt es sich und wie kann man es beschäftigen?

Mit dieser Artikelreihe wollen wir Dich und Dein Baby durch die Entwicklung in den ersten Lebensmonaten begleiten. In dieser Zeit finden enorme Veränderungen statt. Dein Baby wächst nicht nur extrem schnell, es entwickelt auch in Rekordgeschwindigkeit neue motorische und kognitive Fähigkeiten. Die Phasen, in denen die Entwicklung besonders rasant oder intensiv verläuft, sind oft extrem anstrengend. Dein Baby ist dann unruhiger, schreit mehr und schläft schlechter. Viele Babys wollen öfter an der Brust trinken und eigentlich am liebsten den ganzen Tag auf dem Arm ihrer Eltern verbringen. Wehe, man legt sie ab! Dann fangen sie bitterlich an zu weinen und hören erst wieder auf, wenn man sie lange und intensiv bekuschelt hat.

Wenn dein Baby ungefähr einen Monat alt ist, lernt ihr wahrscheinlich zum ersten Mal Herrn Ningel und Herrn Nörgel kennen! Keine Sorge, sie sind keine Dauergäste, aber sie werden Euch in den nächsten Monaten sicher häufiger begegnen. Es wird daher Zeit, sich bekannt zu machen.


Wie geht es Dir als Mutter?

 
Für die Eltern ist die schlechte Laune ihrer Babys nicht nur unangenehm, viele sind auch ein bisschen ängstlich. Was hat der kleine Sonnenschein denn bloß? Bisher lief es doch so gut? Warum helfen jetzt plötzlich die Strategien nicht mehr, die uns schon vier Wochen lang über Wasser gehalten haben?

Eltern befürchten oft in dieser Phase oft, dass ihr Baby krank ist, wenn es - vor allem abends - so viel schreit. Am verbreitesten ist die Annahme, das Baby leide plötzlich unter starken Blähungen und benähme sich deshalb so unleidlich. Viele suchen den Arzt auf, um abzuklären, ob das Baby eine Infekt hat (mein Rat: lieber einmal zu oft zum Arzt, als einmal zu wenig!), doch in den allermeisten Fällen stellen die Ärzte nichts Besorgniserregendes fest.

Die Entwicklung Deines Babys mit einem Monat

 
Dein Baby ist ziemlich sicher vollkommen gesund. Das Gehirn macht jetzt jedoch einen Reifungsprozess durch, welcher das innere Gleichgewicht Deines Kindes ziemlich ins Wanken bringen kann. Es merkt nämlich, dass etwas vor sich geht; etwas Neues, Fremdes geschieht in seinem Inneren und macht ihm - vermutlich, wir können es ja nicht fragen - Angst. Da es sich unbehaglich fühlt, klammert es sich mit aller Macht an die Person, die ihm Schutz, Wärme und Sicherheit gibt: seine Mama.

Leider kann Dein Baby in diesem Alter noch nicht sagen, was es möchte; es kann auch nicht die Arme fordernd ausstrecken. Die einzige Art und Weise, uns deutlich zu machen, dass es "aus der Fassung geraten" ist, ist Weinen in allen Variationen. Gequengel, Geningel, Genörgel, Gebrüll und Gekreisch begleiten uns einige Tage lang und können sehr, sehr stark an den Nerven der Eltern zerren. Dadurch, dass es ständig auf sich aufmerksam macht, erreicht das Baby, dass es von seinen Eltern hoch genommen und eng getragen wird. Das lindert ein wenig das seltsame Gefühl im Körperinneren.

Wie kannst Du Deinem Kind helfen?

 
Dein Kind braucht Dich und fordert Dich vehement ein. Gib ihm unbedingt, was es möchte - es versucht dich nicht zu manipulieren, dazu ist es noch gar nicht in der Lage. Dein Baby hat einfach Angst. Diese Angst wird durch Nähe stark verringert. Am besten, du nimmst es ins Tragetuch, durch den Körperkontakt mit den Eltern, die Nähe und den Geruch werden viele Kinder viel ruhiger. Füttere oder stille dein Kind nach Bedarf. Das Stillbedürfnis deines Babys kann jetzt durchaus außerhalb eures üblichen Stillrhythmus liegen. Das wird sich aber wieder einpegeln, keine Sorge.

Meine Töchter zum Beispiel tranken meist alle zwei Stunden an meiner Brust, in während der quengeligen Zeiten meldeten sie sich häufig schon nach einer Stunde. Ich kenne auch Mütter, die etwa alle 15 Minuten für ein paar Schlückchen die "Milchbar" öffnen mussten, auch das liegt im normalen Rahmen. Und keine Angst: deine Milch reicht ganz sicher. Dein Baby will nicht unbedingt öfter an die Brust, weil es Hunger hat, sondern, weil das Saugen und deine Milch ("Mamas Geschmack") ihm Sicherheit vermitteln. Deine Brust wird sich in kurzer Zeit auf den vermehrten Bedarf einstellen und mehr produzieren, wenn du dein Kind immer dann anlegst, wenn es danach verlangt.


In der Nacht sind die Babys manchmal besonders unruhig. Wenn dein Baby nicht bei dir schläft, kannst du versuchen, ihm auch die Nähe, die es braucht, in der Nacht zu geben. Im Beistellbettchen (oder direkt auf deiner Brust oder deinem Bauch) schläft es am ruhigsten. Allerdings ist "ruhig schlafen" in Zeiten, in denen es schlecht gelaunt zu sein scheint, ein sehr relativer Begriff. Sagen wir es so: Dein Kind wacht weniger häufig auf, wenn es neben dir liegt, als wenn es in seinem eigenen Bettchen in seinem eigenen Zimmer schläft. Es kann aber trotzdem sein, dass es jede Stunde an die Brust möchte, so dass eurer Schlaf sehr gestückelt sein wird. Ich empfehle Stillen im Liegen. Nach ein paar Wochen sind Mutter und Kind ein eingespieltes Team und das Stillen passiert im Halbschlaf, so dass man sich doch ein wenig im Schlaf erholen kann.

Welche Entwicklung macht das Baby durch?


Im Alter von vier bis fünf Wochen entwickeln sich vor allem der Stoffwechsel, die inneren Organe und die Sinnesorgane. Babys überwinden in diesem Alter oft endlich ihre Verdauungsschwierigkeiten. Während das Baby in der Regel bisher tränenlos weinte, beginnen nun plötzlich dicke Tränen zu kullern. Dein Kind kann nun auch über eine etwas weitere Distanz scharf gucken. Daher ist es deutlich mehr an seiner Umwelt interessiert und offen für neue Erfahrungen. 

Trotzdem kann es noch nicht so gut sehen, wie Erwachsene, was vor allem daran liegt, dass der Prozess des Sehens nicht allein von der Funktion der Augen abhängt, sondern auch durch das Abgleichen des Gesehenen mit vorhandenen Bildern im Gehirn erreicht wird. Da ein Baby bisher nur eine begrenzte Anzahl von Bildern im Gehirn gespeichert hat (z. B. das Gesicht der Mutter und des Vaters), kann es nicht alle Dinge erkennen, die man vor es hält. Klar, auch ein Blinder, der plötzlich sehen kann, weiß nicht, was das Ding vor seinen Augen ist, welches man ihm zeigt. Erst, wenn ihm erklärt wird, dass er einen Ball sieht, wird er beim nächsten Mal bei einem gleich oder ähnlich aussehenden Gegenstand einen Ball erkennen.

Oft beginnen unsere Babys in diesem Alter, uns anzulächeln, wenn sie uns sehen. Sie erkennen uns nun! Manchmal muss man aber auch noch etwas auf das erste Lächeln warten.



Dadurch, dass die Sinnesorgane unserer Babys nun empfänglicher sind als vorher, wird es unseren Kindern jetzt schnell zu viel des Guten. Wenn wir mit ihnen spielen, schmusen oder ihnen Dinge zeigen, sollten wir feinfühlig auf ihre Signale achten. Werden sie unruhig oder grantig, drehen sie ihren Kopf weg, starren sie Löcher in die Luft oder ähnliches, dann bedeutet das, dass sie eine Auszeit benötigen. Babys brauchen eine kurze Stimuli-Pause, um ihr Gehirn auszuruhen. Dann ist es gut, wenn man sie ins Tragetuch oder so in den Arm nimmt, dass sie eng bei der Mutter ist und keinen weiteren Reizen ausgesetzt werden. Schon nach kurzer Zeit ist Baby dann wieder entspannt und kann sich auf neue Abenteuer einlassen.

In den nächsten Monaten werdet ihr ganz oft die Erfahrung machen, dass solche anstrengenden Entwicklungsphasen ganz plötzlich enden und Euer Kind wie ausgewechselt zu sein scheint. Sobald der innere Entwicklungsprozess vollzogen ist, sind die Kinder wieder entspannt. So urplötzlich meine Töchter ningelig, nörgelig und unleidlich wurden, so schnell verflüchtigte sich das dann auch wieder von einem auf den anderen Tag. Sie waren wieder fröhlicher, offener, wacher und interessierter. Sie zeigten außerdem meist (nicht immer sofort!) neue Fähigkeiten. Dann ist die Zeit des Aufatmens und der Entspannung gekommen - genießt eure Babys! Die nächste anstrengende Entwicklungsphase steht schon vor der Tür...

© Snowqueen

Außerdem in dieser Reihe erschienen:

Das Baby ist 15 Monate alt
Das Baby ist 17 bis 18 Monate alt

1 Kommentar:

  1. Vielen Dank für diese wunderbare und gut zusammen gefasste Beitragsreihe! Es ist so wahr, man macht sich natürlich 1 Million Gedanken und Fragen - oft hilft es schon, zu erfahren, dass es anderen (Überraschung!) so anders gar nicht geht und das einfach normal ist.

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