"Gelassen durch die Trotzphase" - Annette Kast-Zahn

Im August erschien eine Neuauflage des Buches Gelassen durch die Trotzphase von Annette Kast-Zahn. Frau Kast-Zahn erlangte (traurige) Berühmtheit als Autorin des wohl am meisten gehassten Erziehungsratgebers Jedes Kind kann schlafen lernen, in dem geraten wird, dass nicht allein einschlafende oder nicht durchschlafende Kinder durch gezieltes Schreien lassen bis zur Resignation frustriert werden. Ich war außerordentlich neugierig, was Frau Kast-Zahn in Bezug auf die Trotzphase empfiehlt. Der GU-Verlag hat mir freundlicherweise (und wahrscheinlich auch das letzte Mal) ein Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt, so dass ich meine Neugier befriedigen konnte. Leider war mir eine sachliche Rezension nicht möglich - Euch erwartet vielmehr eine kritische Auseinandersetzung.

Das Buch


Das Buch ist unterteilt in Theorie- und Praxisteil. Im Theorieteil geht es zunächst um die Meilensteine der Entwicklung. Es wird kurz darauf eingegangen, dass sich Kinder in der Trotzphase (wie die Autonomiephase durchgehend genannt wird) oft sprachlich nicht ausreichend ausdrücken können und die Wut daher anders ausgedrückt werden muss. Mit der Entdeckung des eigenen "Ich" beginnt zudem eine Phase, in der Kinder immer wieder ausprobieren, welche Folgen ihre Handlungen haben. Erst wenn das Kind in der Lage ist, sich in andere einzufühlen, wird es unerwünschte Handlungen aufgrund von Einsicht unterlassen.

Unter der Überschrift "Die Kunst, dem Kind zu geben, was es braucht", wird die Wichtigkeit liebevoller Zuwendung als außerordentlich wichtig hervorgehoben. Um die Wichtigkeit zu unterstreichen gibt es den etwas seltsam anmutenden Tipp:
"Jeden Tag braucht ihr Kind mindestens einmal Ihre ungeteilte positive Aufmerksamkeit".
Ich weiß nicht, wie es Euch geht - meine Kinder brauchen durchaus eher öfter und nicht nur "einmal am Tag" ungeteilte Aufmerksamkeit - vor allem in der Autonomiephase. Zwar steht da "mindestens einmal" - aber die Formulierung suggeriert dennoch, dass (nur) "einmal" auch völlig in Ordnung wäre.

Anschließend wird erklärt, dass auch Verlässlichkeit, Schutz, Gelegenheiten zum Lernen und Spielen sowie "starke Eltern" das sind , was sich Kinder wünschen. Und Eltern, die Grenzen setzen, wenn das Kind etwas möchte, das ihm nicht gut tut. Was Kindern "nicht gut tut", wird sogleich näher erläutert: Gefährliches, Unangemessenes und Unsinniges (bspw. so vermessen zu sein, statt des blauen Bechers lieber den roten und danach dann doch den gelben haben zu wollen). Eltern müssten unbedingt Regeln aufstellen und durchsetzen. Um das genauer zu erläutern, beschreibt Frau Kast-Zahn zwei "Trotzkisten" - die "Ich will - aber ich darf nicht"-Kiste und die "Ich muss - aber ich will nicht"-Kiste. Ein etwas schwurbeliges Konzept, das umständlich erklärt, warum Kinder üblicherweise trotzen - wenn sie etwas nicht dürfen oder etwas tun müssen, worauf sie keine Lust haben

Es gibt aus Sicht der Autorin grundsätzlich nur zwei Möglichkeiten, mit einem Wutanfall umzugehen: den Anfall persönlich zu nehmen, selbst laut zu werden, zu schreien, zu schimpfen und dem Kind Vorwürfe zu machen. Das sei jedoch nicht sinnvoll, (nicht etwa, weil es entwürdigend und respektlos sei, sondern) weil das Kind dabei lerne, dass Schreien und Schimpfen in Ordnung sind.

Die andere (und damit vermeintlich einzig richtige) Möglichkeit ist, den Anfall nicht persönlich zu nehmen, ruhig und gelassen zu bleiben, aber unbedingt darauf zu bestehen, dass das Kind trotzdem tun muss was es soll oder nicht tun darf, was es will. Das ermögliche dem Kind wichtige Erfahrungen, die für seine Entwicklung hilfreich seien. So lernt es nach und nach, bestimmte Regeln und Pflichten zu akzeptieren. Belohnt man Trotzanfälle nicht mit Aufmerksamkeit, würden sie von allein immer seltener.

Generationen von Eltern können bestätigen können, dass das Ignorieren von Wutanfällen ganz sicher nicht dazu führt, dass Kinder seltener welche haben - sie werden vielmehr noch lauter und noch wütender - und selbst wenn sie aufhören zu weinen, dann doch nur aus Verzweiflung, weil ihnen ohnehin keiner zuhört oder sich gar vorsätzlich abwendet. Offenbar hat Frau Kast-Zahn ein pädagogisches Patent-Konzept für alle Lebenslagen: Man muss Kinder einfach nur bis zur Resignation ignorieren - dann werden sie ihr Verhalten schon wunschgemäß anpassen.

Das war es dann auch schon zur Theorie - den Abschluss dieses Buchteils bilden zwei Test, bei denen ich meinen Augen kaum traute. In fünf verschiedenen Bereichen soll man sein Kind einschätzen. Es werden verschiedene Sachverhalte aufgezählt - macht das Kind etwas gar nicht, dann gibt es 0 Punkte, macht es etwas sehr oft, gibt es 3 Punkte. Hier ein Auszug aus den Fragen:

Mein Kind:
  • wirkt beim Spielen zufrieden und freut sich über Erfolge
  • erzählt bereitwillig von seinen Erlebnissen
  • kann in aller Ruhe stiller Beschäftigung nachgehen
  • nimmt mit Kindern oder außerhalb der Familie Blickkontakt auf
  • kann ein Nein akzeptieren
  • kann warten ohne zu quengeln
  • erledigt Pflichten zügig und ohne zu trödeln
  • folgt bereitwillig den Anweisungen der Eltern
  • schläft ohne Probleme ein
  • bleibt beim Essen sitzen
  • akzeptiert das, was auf den Tisch kommt, ohne zu jammern

Kind verschränkt trotzig die ArmeDer Fragebogen soll dazu dienen, die positive Entwicklung des Kindes zu zeigen und "Ecken und Kanten im Verhalten" zu bestimmen. Wenn ich den Bogen für meinen dreijährigen Sohn ausfüllen müsste, würde ich wahrscheinlich geschockt sein, welche eklatante Schwächen mein Kind hat. Natürlich meckert er, wenn es abends wieder mal Brot gibt oder er Erbsen auf seinem Teller findet. Warten findet er total blöd, auf meine Frage, wie es in der Kita war, bekomme ich die Standardantwort "Schön!" und bereitwillig, zügig und ohne zu trödeln "folgt" er nur dann, wenn er eigene Interessen verfolgt. Vom allein Einschlafen träume ich seit knapp vier Jahren. Dennoch halte ich mein Kind nach wie vor für vollkommen normal entwickelt und finde es altersgerecht, wenn ein Kind in der Trotzphase eben nicht bereitwillig den Anweisungen der Eltern folgt oder bei seinen Verrichtungen trödelt.

Die Auswertung des Tests ist dann auch noch vollkommen nichtssagend - wenn das Kind wenige Punkte bei "sozialem Verhalten" hat, soll  man sein Kind bei positivem Verhalten Aufmerksamkeit schenken (warum das nicht sinnvoll ist, darüber habe ich im Artikel über das Loben ausführlich geschrieben). Hat es einen Mangel an Selbstvertrauen, soll man mit dem Kindergarten sprechen (warum, bleibt unklar). Bezüglich Schlafen/Essen/Sauberwerden heißt es lapidar "Erzwingen können Sie hier gar nichts". Ganz genau - warum soll ich also diese "Schwächenanalyse" überhaupt machen? Zurück bleibt allein ein vermeintliches Ideal-Bild vom folgsam angepassten Kind...

Der zweite Test testet meine Erziehungskompetenz. Vorab erfahre ich: bei den Themengebieten "Konsequent handeln" und "Klartext reden" bekomme ich meine Punkte nur, wenn ich freundlich und sachlich bin und meine Konsequenzen fair und durchdacht sind. Besonders viele Punkte für Erziehungskompetenz bekomme ich, wenn ich mein Kind höchstens drei mal ermahne, bevor ich eine Konsequenz folgen lasse. Oder wenn ich wenig rede, wenn ich eine Grenze setze. Oder wenn ich fest bleibe, wenn mein Kind mit mir Verbote oder Anweisungen diskutieren will. Ich muss auch sofort reagieren, wenn mein Kind sich unangemessen verhält.

Ich rätsele noch immer etwas, worin der Unterschied zwischen den folgenden Punkten besteht:
  • "Wenn mein Kind sich unangemessen verhält, reagiere ich sofort"
  • "Eine angekündigte Konsequenz setze ich auch in die Tat um" und
  • "Wenn mein Kind meinen Aufforderungen nicht nachkommt, lasse ich Taten folgen" 

Eins ist für Frau Kast-Zahn jedoch definitiv klar: Wenn ich nicht klare Ansagen mache und sofort und absolut unnachgiebig mit strengen Konsequenzen agiere, versage ich erzieherisch total und muss mich nicht über mein trotzdendes Kleinkind wundern. Aus Sicht der Autorin ist es natürlich unbedingt erforderlich, zu 100 % konsequent zu sein, denn das ist absolut unumgänglich, wenn man eine komplette Resignation sicher stellen möchte. Das Kind muss das Gefühl haben, absolut keine Chance zu haben, also völlig machtlos und ausgeliefert zu sein - dann wird es schon tun, was man von ihm verlangt.

Mich hat dieser Erziehungsfragebogen sehr wütend gemacht - suggeriert er doch, dass besondere Strenge erforderlich sei, um erziehungskompetent durch die Trotzphase zu kommen. Dabei sind viel mehr Geduld, Empathie und Zuwendung erforderlich, um Kinder liebevoll zu begleiten. Ich habe die Erfahrung gemacht: Geht man auf Kinder liebevoll ein und handelt man Kompromisse aus, dann trotzen sie deutlich weniger, als wenn ich eiskalt konsequent bin und sie ignoriere.

Der Trotz-Praxis-Teil unterscheidet nachfolgend in Trotz
  • aus Wut und Willensstärke,
  • aus Angst und
  • beim Schlafen, Essen und Sauberwerden.

Zunächst wird Trotz bei Kindern unter 3 Jahren thematisiert. Frau Kast-Zahn stellt zutreffend fest, dass die Trotzneigung sowohl typabhängig, als auch normal ist. Allerdings seien viele Eltern selbst Schuld an ausgeprägterem Trotzverhalten. Durch "vorbeugende Anpassung" würden sich Eltern dabei nämlich so verhalten, dass sie Dinge vermeiden, die Kinder wütend machen. Dabei würden Kinder jedoch lernen, dass sich die Welt vermeintlich nur um sie drehe und wenn dann mal etwas nicht nach ihrem Willen läuft, würden sie umso schlimmer trotzen. Ebenso schlimm sei es, während eines Trotzanfalls nachzugeben und unsinnige Wünsche zu erfüllen. Denn dadurch würden Kinder lernen, dass sie alles bekämen, was sie wollen.

Ich kann nicht erkennen, inwiefern es schädlich sein soll, trotzauslösende Reaktionen zu vermeiden. Eine außer Reichweite gestellte Klobürste oder ein "Ja!" zu einem Wunsch, bei dem man die Frage "Warum nicht?" nicht beantworten kann, haben schon manchen Wutausbruch verhindert. Dabei lernen Kinder nicht, dass sich die Welt um sie dreht, sondern dass sie von Erwachsenen umgeben sind, die sie gleichwertig behandeln, ihre Bedürfnisse ernst nehmen und versuchen, Kompromisse einzugehen. Es gibt schließlich noch genügend andere Gelegenheiten, bei denen wir "Nein!" sagen müssen.

Frau Kast-Zahn empfiehlt jedoch, dass man Trotzanfälle grundsätzlich aushalten muss und keinesfalls dem Willen nachgeben darf. Wichtig sei, den Anfall gelassen hinzunehmen und ihn nicht persönlich zu nehmen (wogegen nichts einzuwenden ist) - falls die Situation zu kippen droht, dann könne man eine Auszeit verordnen. Für Kinder unter drei Jahren wird empfohlen, entweder in eine andere Ecke des Raums zu gehen und das Kind zu ignorieren oder wortlos aus dem Raum zu gehen, bzw. zu sagen "Wenn du dich beruhigt hast, komme ich wieder". Schreit das Kind länger, schlägt sie "bewährte Methoden" vor: man könne alle zwei Minuten zum Kind gehen und fragen: "Kann ich dir helfen? Ist alles in Ordnung?" (Natürlich nicht - sonst würde das Kind doch nicht schreien!) Schreit es dann dennoch ganz unbeeindruckt weiter, geht man eben wieder. Nur, wenn es einem schluchzend die Arme entgegenstreckt, dann bleibt man und tröstet es.

Für die Auszeit gibt es noch Tipps:
"Wenn Ihr Kind schreiend hinter Ihnen herläuft oder sich an sie klammert, verwenden Sie möglichst ein Türgitter, um für den Abstand zu sorgen. Als Ausnahme kommt auch der Laufstall oder das Gitterbettchen in Frage. Gehen Sie dann immer wieder in kurzen Abständen zu Ihrem Kind und machen ihm klar dass die Auszeit sofort beendet ist, wenn es aufhört zu schreien: "Wenn du nicht mehr so laut weinst, kannst du wieder zu mir kommen". Wenn Ihr Kind sich beruhigt hat, ist ein kurzes Versöhnungsritual hilfreich: Nehmen Sie es in den Arm und sagen Sie etwas Aufmunterndes: "Jetzt ist alles wieder gut. Da bin ich aber froh" (S. 44).
Ich weiß nicht, wie es Euch geht - mir brechen diese Worte wirklich das Herz - das ist einfach nur unmenschlich und grausam. Wie kann man ernsthaft vorschlagen, Wutanfälle bloß nicht mit Aufmerksamkeit zu belohnen? Aber es geht noch weiter: wenn das Kind mit dem Kopf auf den Boden schlägt, empfiehlt die Autorin, man solle freundlich und sachlich bleiben und dann eine Auszeit verhängen. Frau Kast-Zahn hat dazu dann gleich noch einen weiteren Tipp: sobald sich ein Wutanfall bei Kopf-auf-den-Boden-hau-Kindern anbahnt, wird ihnen einfach ein Fahrradhelm aufgesetzt! Problem gelöst.

Und was ist, wenn sich das Kind vor Wut wegschreit (respiratorischer Affektkrampf)? Auch dem solle man bloß nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenken - man soll in der Nähe bleiben (immerhin!), das Kind beobachten und nach dem Anfall einfach sachlich-freundlich zur Tagesordnung übergehen. Während des Anfalls kann man sich wiederholt sagen: "Es sieht schlimm aus. Aber es ist nicht schlimm". Und man solle bloß nicht durch "vorbeugendes Anpassen" das Wegschreien verhindern wollen - je mehr Wünsche wir von den Augen ablesen würden, desto mehr ist unser Kind frustriert, wenn wir mal nicht den Wunsch richtig erraten. Denn - ganz wichtig! - das Kind lernt so ja auch nur wieder, dass es durch Affektkrämpfe etwas "Angenehmes" (?!) erreicht und damit steigt dann die Häufigkeit der Wutanfälle. Welch abgrundtief gemeines Bild von Kindern hier gezeichnet wird! Die kleinen, verschlagenen Satansbraten, die uns durch ihre Garstigkeit in den Wahnsinn treiben wollen und nicht mal davor zurück schrecken, einen Affektkrampf willentlich herbeizuführen (was zwar nicht möglich ist - aber egal) - das Kind hat ganz sicher grundsätzlich böse Absichten! Mit unter drei Jahren!

Bei älteren Kindern wird es dann für uns Eltern deutlich schwieriger, schließlich können Kinder uns nun bewusst ärgern, beleidigen, sich widersetzen, stur stellen, alles verweigern. Da gilt es dann, noch stärkere Geschütze aufzufahren. Zunächst erst mal soll man nicht lange diskutieren oder erklären. Und natürlich wieder: auf keinen Fall nachgeben! Es gilt standhaft zu bleiben! Umso seltsamer mutet dann plötzlich der Tipp mitten im Text an:
"Damit Ihr Kind Sie und andere mit Respekt behandelt, müssen Sie ihm diese Haltung vorleben. Das bedeutet im Erziehungsalltag konsequent auf den Einsatz von Macht, Willkür und körperlicher Gewalt zu verzichten" (S. 51).
Ja! Ja! Ja! Ganz genau! Nur warum geht es im restlichen Buch nur darum, wie man die elterliche Macht möglichst effektiv einsetzt. Schon auf der nächsten Seite heißt es bspw.:
"Je friedfertiger Ihr Kind ist, desto häufiger wird es gute Lösungen finden. Je kampfbereiter es ist, desto häufiger müssen Sie am Ende konsequent handeln. [...] Wenn es friedlich und bereit zur Zusammenarbeit ist, hat es Vorteile. Wenn es lieber weiterkämpft, muss es mit den Konsequenzen leben" (S. 52).
Kind streckt ärgerlich die Zunge herausMan soll also seine Macht nicht missbrauchen, aber spurt das Kind nicht, dann werden Konsequenzen verhängt. Nur wenn es "friedlich" ist, hat es Vorteile - Zuckerbrot und Peitsche. Findet ein Kind in einem aufgebrachten Wutanfall keine Lösung - Ihr ahnt es - wird eine Auszeit vorgeschlagen. Aber die soll immer freundlich und gelassen verhängt werden - sonst habe das Kind das Gefühl, bestraft zu werden (wie kann man so etwas schreiben und nicht sofort den Widersinn erkennen?)

Bei der Auszeit gelten dann für die größeren Kinder modifizierte Regeln: sie müssen in einen anderen Raum. Die Tür wird geschlossen und bei Bedarf zugehalten [tatsächlich!]. Eine Minute pro Lebensjahr reicht dabei. Dann macht man ein Friedensangebot. Schreit das Kind danach immer noch, dann wird die Auszeit um ein bis zwei Minuten verlängert und anschließend wieder ein Friedensangebot gemacht [ich würde das jetzt eher Drohung nennen]: "Ist es wieder gut oder muss ich noch mal die Tür zu machen?" Wenn man unterwegs ist, kann man die Auszeit durchführen, indem man z. B. einfach fünf Minuten Zeitung liest und das Kind ignoriert. Aber auch eine Kundentoilette im Kaufhaus kommt dafür in Frage.

Natürlich werden auch logische Konsequenzen empfohlen (die nichts anderes sind, als Strafen) und Belohnungen vorgeschlagen. Zeigt das Kind das erwünschte Verhalten, kann es Belohnungen verdienen. Sollte das nicht ausreichen, um das Kind trotzfrei zu bekommen, gibt es weitere Tipps: 
"Schnell reagieren - Bei impulsiven Kindern kommt man ohne Auszeiten nicht klar, ihre heftigen Reaktionen erfordern eine zügige und wirksame Konsequenz" (S. 61).
Aha, wenn Auszeiten nicht helfen, dann soll man also noch mehr Auszeiten verhängen und noch mehr Konsequenzen. Aber auch Rollenspiele könnten helfen.
Und welche Tipps hat Frau Kast-Zahn für Kinder, die Hauen und Beißen? Ist das Kind unter drei, dann soll man mal wieder konsequent sein:
"Bei aller Gelassenheit sollten Sie das unangemessene Verhalten aber sofort beenden, wenn Ihr Kind jemanden schubst, haut, tritt oder beißt. Gehen Sie mit ihm vor die Tür. Setzen Sie eine Auszeit ein."
Ist das Kind älter als drei Jahre, dann sollte das Verhalten verschwunden sein. Wenn nicht, dann ist ganz klar:
"Alles, was Sie zum Thema Trotz [...] gelesen haben, gehört auch beim Umgang mit aggressivem Verhalten zum Handwerkszeug. Insbesondere die Auszeit ist ein wichtiges Mittel: Mit ihrer Hilfe können Sie das unerwünschte Verhalten sofort beenden" (S. 70).
Aber auch Rollenspiele könnten helfen. Und das (natürlich) konsequente Belohnen mit Aufmerksamkeit für friedliches Verhalten. Das Buch bietet in den Umschlagseiten eine Vorlage für einen Belohnungsplan. Viel Loben soll man das Kind natürlich auch unbedingt! Frau Kast-Zahns Tipp für eine effektive positive Wahrnehmung: morgens 10 Büroklammern in die rechte Hosentasche stecken und für jede Aufmerksamkeit für friedliches Verhalten wandert eine Klammer in die andere Tasche. Am Abend sollte die rechte Tasche dann leer sein. 

Sie hat auch gleich ein paar Formulierungs-Vorschläge für die positive Wahrnehmung:
"Es macht richtig Spaß, dir beim Legospielen zuzuschauen!"
"Niemand hat so tolle Ideen wie du!"
"Dein Gedächtnis ist echt eine Wucht!"
"Du siehst super aus mit deinem neuen T-Shirt!
Das kann doch nicht wirklich ihr Ernst sein?

Ein weiteres Kapitel des Buches beschäftigt sich mit Geschwisterstreitigkeiten. Es gibt ein paar allgemeine Tipps, wie man dem älteren Kind die Entthronung erleichtern kann. Erwartungsgemäß geht es über die üblichen Tipps (wie bereiten Sie das Kind vor, verlangen Sie kein vernünftiges Verhalten, lassen Sie das Kind helfen und nehmen Sie sich Zeit für das Kind) nicht hinaus.

Die Lösung für Geschwisterstreits wird mit "faire Lösungen finden" präsentiert. An sich keine schlechte Idee - aber die praktische Umsetzung lässt einen doch wieder den Kopf schütteln. Hier ein möglicher Vorschlag für den Streit um einen Hüpfball:
"Mutter (bezieht Kinder ein): "So ihr beiden, jetzt ist Schluss mit der Streiterei. Das kriegt ihr friedlich hin, da bin ich ganz sicher. Muss ich euch erst mal zum Abkühlen jeden ins ein Zimmer schicken [ah! Allheilmittel Auszeit androhen] - oder überlegen wir sofort, wie es klappen könnte?"
Luise und Lukas: "Nein! Nicht ins Zimmer! Lieber überlegen!"
[... Streitgespräch...]
Mutter (ermuntert die Kinder zu einem Vorschlag): "So kommen wir nicht weiter. Fällt Euch noch etwas Besseres ein?"
Luise: "Erst bin ich eine Stunde dran, dann Lukas. Du guckst auf die Uhr".
Mutter (nimmt den Vorschlag auf): "Das ist eine gute Idee. Aber eine Stunde ist zu lang."
Wenn eine Einigung nicht gelingt, kann die Mutter Lukas und Luise zu einer kurzen Auszeit [natürlich] in zwei verschiedene Zimmer schicken und ihnen dann noch einmal gemeinsam eine Chance geben. Klappt es wieder nicht, wird der Hüpfball für den Rest des Tages aus dem Verkehr gezogen. So einfach ist das. Und so schwer".
Drohungen, konsequente Strafandrohung und Auszeiten - mehr bietet Frau Kast-Zahn nicht zur Problemlösung.

Im Kapitel "Trotz aus Angst" geht es um kindliche Ängste - allen voran die Trennungsangst (die übrigens vor allem durch die von der Autorin empfohlene Ferber-Methode verursacht wird). Man muss aber zugestehen, dass dieser Teil des Buches recht gut erklärt, warum Kinder vor allem im Alter zwischen zwei und drei Jahren so anhänglich sind.

Es werden außerdem die Eingewöhnung in der Kita und Schüchternheit thematisiert, aber Substanzielles, Hilfreiches oder wirklich Konkretes findet sich leider gar nicht. "Kinder brauchen die Nähe der Eltern und die Sicherheit, dass jemand da ist" [übrigens auch bei Auszeiten ;-], "Jedes Kind muss lernen, neue Situationen zu meistern" und wenn das Kind weint, weil es nicht in die Kita will, dann soll man das akzeptieren, annehmen, selbst loslassen und mit der Kita zusammenarbeiten - wie gesagt, wenig Hilfreiches.

Auch dem Thema Phobien ist ein Unterkapitel gewidmet, das das Thema jedoch allenfalls am Rande streift und darauf verweist, sich bei Erfolglosigkeit aller Bekämpfungsmaßnahmen doch an den Kinderpsychotherapeuten zu wenden oder eine Verhaltenstherapie zu machen.

Im letzten Teil des Buches hat man ein bisschen das Gefühl, dass noch ein paar Seiten gefüllt werden mussten, denn der Bezug zur Trotzphase ist nicht so richtig nachvollziehbar, auch wenn die Überschrift lautet "Trotz beim Schlafen, Essen und Sauberwerden".

Im Teil über das Schlafen geht es darum, dass Kinder nicht über ihr persönliches Schlafbedürfnis hinaus schlafen können und feste Zeiten den Schlafrhythmus positiv beeinflussen können. Wenn man dann Tipps wie den folgenden liest, wundert man sich doch etwas:
"Das Bett ist zum Schlafen da! Achten Sie darauf, dass Ihr Kind nicht länger in seinem Bett liegt, als es tatsächlich schläft. Verbringt ihr Kind abends oder nachts ein bis zwei Stunden wach im Bett, streichen Sie diese von der Bettzeit. [...] So lernt ihr Kind, dass sein Bett zum Schlafen da ist" (S. 106)".
Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber keins unserer Kinder hat morgens sehr viel länger im Bett gelegen, als es geschlafen hat. Und selbst wenn sie das getan hätten - was genau nutzt es, sie in diesem Fall schnell raus zu holen, damit sie "lernen", dass ein Bett zum Schlafen da ist? Und abends ist für mich nie wirklich kalkulierbar, wie lange das Kind zum Einschlafen braucht - das können 5 Minuten sein oder 50. Ich kann unmöglich hellsehen, dass das Kind erst in einer Stunde schlafen wird und es dann entsprechend später hinlegen.

Vielleicht bin ich ja mittlerweile betriebsblind, aber Tipps wie "das Kind kann nur schlafen, wie es seinem Schlafbedürfnis entspricht", "je älter das Kind ist, desto weniger Schlaf braucht es" und "je länger der Mittagsschlaf Ihres Kindes dauert, desto weniger schläft es nachts" würden mir persönlich wenig helfen, weil das meines Erachtens jedem völlig klar sein dürfte.

Es wird pauschal von Einschlafhilfen abgeraten, da diese das Durchschlafen erschweren und das Kind dann möglicherweise ständig ins Elternbett kommen würde. Daher wird empfohlen, das Kind alleine wach zurückzulassen. Sollte das nicht funktionieren und weint das Kind, dann wird die Tür-auf-Tür-zu-Methode empfohlen:
"Bei dieser Methode lautet die Spielregel: "Bleib in deinem Bett, dann bleibt deine Tür auf. Bleibst du nicht im Bett, mache ich die Tür zu." Nach dem Gutenachtkuss verlassen Sie das Zimmer und lassen die Tür offen. Steht Ihr Kind aus seinem Bett auf und kommt hinter Ihnen her, bringen Sie es zurück. Danach verlassen Sie sofort das Zimmer, machen die Tür zu und bleiben davor stehen. Alle ein bis zwei Minuten öffnen Sie die Tür und gehen wieder nach den Spielregeln vor - bis ihr Kind endgültig in seinem Bett bleibt und die Tür offen bleiben kann" (S. 108).
Sehr ärgerliches KindDer Teil über Trotz (?) beim Essen, beginnt recht gelungen, da er den Eltern sagt: Entspannt euch und lasst die Kinder machen. Natürlich ohne Tiefe und wieder mit dem, was einigermaßen auf der Hand liegt (wenig Süßes anbieten, ausreichend Bewegung, alles immer wieder anbieten). Zum Thema Tischmanieren heißt es:
"Nicht nur das Sitzenbleiben am Tisch gehört zum guten Benehmen, auch die Tischmanieren lernt Ihr Kind beim gemeinsamen Essen. Außerdem gelten natürlich die Regeln des freundlichen Umgangs miteinander: Den anderen ausreden lassen, selbst freundlich reden, nicht schreien. Trotz und Wutanfälle während der Mahlzeiten sollten Sie nicht zulassen. Wenn Ihr Kind bei Tisch massiv stört, etwa durch Schreien oder Quengeln, kann auch eine Auszeit angebracht sein" (S. 115).
Natürlich - eine Auszeit. Andere Tipps bekommt der Leser wieder nicht.

Zum Schluss kommt noch ein kleiner Abschnitt über Trotz (?) beim Sauberwerden. Einführend wird festgestellt, dass jedes Kind sein eigenes Tempo hat. Daher solle kein Druck ausgeübt werden - so die Aussage, die allerdings sofort mit dem Vorschlag eines Belohnungssystems konterkariert wird. Aber damit nicht genug - es wird für Kinder, die eigentlich sauber sind, aber noch für das große Geschäft eine Windel verlangen tatsächlich auch noch Folgendes empfohlen:
"Ihr Kind braucht einen Anreiz, damit der Gang auf die Toilette attraktiver wird als die Windel. Dafür muss es für die unangenehmen Folgen der vollen Windel Verantwortung übernehmen. Lassen Sie ihr Kind alles tun, was es allein tun kann: die Windel anziehen, sie in die Toilette ausleeren, die Unterwäsche auswaschen, sich selber sauber machen" (S. 119).

Meine Meinung zum Buch


Dieses Buch ist einfach nur furchtbar. Es betrachtet vollkommen normales kindliches Autonomiebestreben als Verhalten, das um jeden Preis bekämpft werden muss. Dazu müssen Eltern klare Regeln aufstellen und mit vehementer Konsequenz auf deren Einhaltung pochen. Niemals darf man nachgeben! Erdreistet sich das Kind, trotzdem wütend zu sein, wird ihm eine Auszeit verordnet - egal wofür, das hilft immer.

Das Schlimme ist: Das tut es auch! Auszeiten machen Kinder gefügig, weil sie massive Ängste schüren. Kind haben von Natur aus ein starkes Bindungsbedürfnis - daher ist für sie nichts bedrohlicher, als die Verbindung zu ihren Eltern zu verlieren oder um ihre Liebe fürchten zu müssen. Das Erziehen mit Auszeiten macht sich diese grundlegenden Ängste zunutze - Kinder werden zur Kooperation quasi gezwungen. Diese erzwungene Kooperation geht jedoch zu Lasten der Eltern-Kind-Beziehung und vor allem des Selbstwertgefühles. Auszeiten setzen Kinder massiv unter Stress, der sich langfristig auf ihr Befinden und ihr Verhalten auswirkt, so dass sie häufig später nicht als Ursache dafür erkannt werden.

Für Eltern trotzdender Kinder ist dieses Buch absolut nicht empfehlenswert - die beschriebenen Ansätze und vorgeschlagenen Methoden mögen Kinder vorübergehend gefügiger machen, dies jedoch auf eine Art und Weise, die alles andere als kindgerecht ist.

In der Autonomiephase benötigen Kinder Eltern, die verstehen, was gerade in ihnen vorgeht und die wissen, was entwicklungsbedingt normal ist. Kinder brauchen Eltern, die zugewandt in Kontakt mit ihrem Kind bleiben - egal, wie wütend alle Beteiligten sind. Es ist so außerordentlich wichtig, liebevoll auf Kinder einzugehen und ihnen Wege zeigen, wie man das vollkommen normale Gefühl der Wut regulieren und in weniger zerstörerische Bahnen leiten kann. Darüber sollte es Bücher geben -  und nicht über Methoden, bei denen die Bedürfnisse von Kindern komplett ignoriert, sie entwürdigt  und dann für jede Kleinigkeit wegsperrt werden! Vielleicht sollten wir einfach mal eins schreiben?

Und das haben wir ein Jahr später tatsächlich getan - ihr findet es hier.  

© Danielle

57 Kommentare:

  1. Auf deine Frage nach dem Buch: Ja bitte!
    Bitte schreibt ein Buch.
    Vielleicht auch ein Ebook.
    Ich würde es jedenfalls kaufen.
    Denn aktuell hat bei uns die Autonomiephase begonnen; es gelingt mir leider auch nicht immer, angemessen und zugewandt zu reagieren...
    Und leider kann ich dann auch verstehen, warum Leute solche Bücher kaufen: aus Verzweiflung!
    Also, gerne ein Buch!

    Liebe Grüße
    Miss S.

    AntwortenLöschen
  2. Oh Gott. Man bekommt einen Herzkasper. :-( Hat die Frau eigentlich selbst Kinder?
    Und sie schlägt nicht ernsthaft vor, unterwegs eine Kundentoilette für die Auszeit zu nutzen?
    Der Umgang, der in diesem Buch vorgeschlagen wird, grenzt ja schon fast an Kindesmisshandlung

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Genau das habe ich auch gedacht. So etwas grenzt an Kindesmisshandlung und gehört meines Erachtens verboten, mir blutet gerade wirklich das Herz :(

      Löschen
  3. Ja bitte, schreibt ein Buch, ich werde es kaufen und ganz viel weiterverschenken!

    Ich werde nie verstehen, wie man ein Kind derart als Objekt behandeln kann. Ein Objekt, das auf eine bestimmte Art funktionieren muss; das ich mir notfalls zurechtbiege, damit es so wird, wie es am besten in das Leben anderer passt.:-(

    AntwortenLöschen
  4. Haha, sehr lustig! Also meine Güte, wenn ich bei jedem Umentscheiden (gelber Becher statt roter etc.) nein sagen würde...das sind doch wirklich Kleinigkeiten. Meine Kinder wollen jeden Tag viele unsinnige Sachen (in meinen Augen). Aber für sie sind das eben Unterschiede. So what?!
    Auszeiten als Lösung für alles...nee nee. Schreibt bitte ein Buch!!! ;-)
    LG, Julia

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Zumal es uns Erwachsenen doch genau so geht... Beim Bäcker möchte man plötzlich doch lieber die Croissants statt der Schrippen; im Restaurant lieber den Saft statt der Cola; morgens doch lieber das schwarze Shirt anziehen... Man, Kinder sind wahrlich Tyrannen. ;)
      Traurig, dass solche Bücher verlegt werden und so beliebt sind.

      Löschen
  5. Bitte bitte bitte schreibt ein Buch!!! Ich würde es sofort kaufen und ebenfalls gaaaaanz viel verschenken!

    Ich habe mir neulich das Buch "das glücklichste Kleinkind der Welt" bestellt, (welches ihr ja auch empfehlt) und beim stöbern im online Store meines Buchhändlers habe ich das Buch von Frau Kast-Zahn gesehen und mich da schon gefragt welche "Methoden" sie wohl empfiehlt. Umso interessierter las ich also eure "Rezension" dazu, und ich muss sagen, ich bin richtig wütend geworden. Wie kann ein Verlag nur so einen Mist drucken??? Das ist doch Folter! Die Kinder bei jeder Kleinigkeit wegsperren, ja sogar auf eine Kaufhaustoilette??? Mit einem Türschutzgitter für Abstand Sorgen wenn das Kind sich an einem festklammert??? Gruselig, wirklich gruselig.
    Meiner Meinung nach müsste so ein Buch verboten werden.
    Also, bitte schreibt ein Buch, damit auch die die euren Blog noch nicht kennen und vielleicht nicht so viel im Netz unterwegs sind andere Wege aufgezeigt bekommen, mit Kindern (gelassen) umzugehen - nicht nur in der Trotzphase.

    Lg, Nicole

    AntwortenLöschen
  6. Eine Kundentoilette ernsthaft ?! Diese Buch ist der blanke Hohn. Sollte diese Frau Kinder haben, mein Beileid.

    Bitte schreibt dieses Buch. Ich bestelle schon mal vor.

    AntwortenLöschen
  7. Ich bin sprachlos über solche Bücher...kann man nur hoffen das den quatsch keiner liest...und glaubt. Ihr müsst unbedingt ein Buch schreiben,ich kaufe es auch ;) ihr seit echt klasse,vielen Dank für die viele Arbeit die ihr euch macht...macht weiter so....bin schon auf den nächsten Artikel gespannt...vielleicht habt ihr mal paar Tips zum Haare waschen? Meine 2 jährige Sophia hasst es....hat aber sehr viele Haare ;)

    LG jessi

    AntwortenLöschen
  8. Interessant aber die Veränderungen der Kundenrezensionen der Auflagen von von 2011 zu 2015.

    Das läßt doch hoffen.

    AntwortenLöschen
  9. Ich kaufe das Buch auch, wenn ihr es schreibt. Schon allein für meine Schwiegermutter. Erschreckend auch wie gut die Bewertungen von Eltern! bei Amazon sind. Echt schade das die unwürdigen Methoden mit denen Kinder (v)erzogen werden, scheinbar funktionieren.

    Frau Kast-Zahn ist übrigens Mutter von drei Kindern. Die armen Kinder.

    LG

    PS: Ich liebe euren Blog, macht weiter so!

    AntwortenLöschen
  10. Oh ja, ich würde mich auch sehr über ein Buch von euch freuen!
    Danke für diese Rezension, hoffentlich lesen sie viele, viele Eltern. Ich hätte das Buch aber aufgrund des bekannten früheren Werks nicht gekauft. Ich lese schon immer "Knast-Zahn" ;-)
    LG
    Wiebke

    AntwortenLöschen
  11. Die Alte kann mich mal. Immer dieser beknackte Methoden-Scheiß (ja, ich werde ausfallend :)). Als ob Kinder keine Menschen sind, sondern nur so kleine Roboter, die man um Himmels willen richtig programmieren muss. Jeder Mensch hat das Recht auf freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, auch Kinder. Solche Bücher verstoßen für mich also praktisch gegen das Grundgesetz. Ich lese lieber bei euch und flehe euch an, schreibt ein Buch und bringt es unter die Leute! Das einzige, was ich bei euch vermisse, ist dass ich die Posts nie an meine englischsprachigen Freunde schicken kann. Ansonsten: Herz Herz Herz!

    AntwortenLöschen
  12. Das eigentliche Problem ist doch, dass diese Methoden leider weit verbreitet sind. Ich weiss nicht, wie's euch geht, aber die Standard-Empfehlung ist doch wirklich oft, von Eltern, Schwiegereltern, anderen Eltern: Ja, Auszeit. Ja, ignorieren wenn sie trotzen. Ja nicht nachgeben. Unbedingt den elterlichen Willen durchsetzen. Ich wuerde wagen zu behaupten, dass die meisten von uns auch so grossgezogen worden sind. Und man hoert immer das standardmaessig : ja uns hat's auch nicht geschadet. Das hab ich auch lang gedacht. Und inzwischen muss ich sagen: doch und wie es mir geschadet hat. Ich bin bis heute absolut unfaehig, auch als Erwachsene, meinen Eltern gegenueber stand zu halten. Ich bin extrem schlecht, rational Konflikte mit meinem PArtner zu loesen. Ich hab grosse Schwierigkeiten mit meiner Tochter, weil ich sehr schnell eine unbaendige Wut entwickle. Ich bin mittlerweile soweit, echt zum Therapeuten zu gehen, damit sie zumindest besser "erzogen" wird, als ich.
    Ich hab als Jugendliche entdeckt, dass luegen (ja leider) das Leben wesentlich angenehmer gestalten. Und meine Eltern suhlen sich heute noch in ihrer ach so erfolgreichen Erziehung. Aber egal.
    Nur wie wie wie kann man seinem Umfeld klar machen, dass diese schwachsinnigen Dressurmethoden fuer Kinder nix bringen? Bei mir faengt's schon daheim an. Mein Mann meint nach wie vor, Auszeiten und Bestrafung/Belohnung sind wirksame MEthoden. Fast jedes Mal, wenn die Zwergin (21 Monate) halt "trotzt" oder nicht folgt, muss ich mich irgendwie durchsetzen, dass wir nicht so ein schwachsinniges Time-Out machen. Und es ist zermuerbend, weil halt diese alte Denke noch so generell fest sitzt, dass eben viele online oder gedruckte Ratgeber genau das vermitteln. Und ich bin der exzentrische Depp, der genau so was nicht moechte. Und ich bin dann der Diktator zu hause und darf mir anhoeren, dass ich nie seine Sichtweite oder Methoden ausprobieren moechte.
    Sorry, alles bissl lang, aber das Thema ist bei mir grad sehr aktuell und es ist ein schwieriger Spagat zwischen gute-mutter-sein und den ehepartner nicht immer zusammenpfeifen :(

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Steffi,

      mir geht es in weiten Teilen genau wie Dir. Ich weiß gut, wie schwierig es ist, anders zu handeln, als man selbst behandelt wurde.

      Bei Deinem Mann hilft reden. Man braucht etwas Geduld, aber wenn man sich wirklich konstruktiv über das Thema austauscht, dann habe ich die Erfahrung gemacht, dass auch Männer durchaus nachdenklich werden. Es braucht einfach Zeit, zu erklären, warum man etwas anders handhaben will.

      Das Umfeld macht es natürlich schwer, weil dort tatsächlich Methoden wie aus diesem Buch weit verbreitet sind. Aber ich hoffe inständig, dass sich das nach und nach ändert. Setz Dich durch - wenn die "traditionell" Erziehenden sehen, dass liebevoll zugewandte Erziehung keine Tyrannen erzeugt, sondern kompromissbereite Kinder, dann verstummen die Zweifler.

      Ganz liebe Grüße!
      Danielle

      Löschen
    2. Liebe Steffi,
      genau so geht es mir auch!Du sprichst mir aus der Seele!Also zum Einen, dass ich auch ganz schlecht rational Probleme mit meinem Partner lösen kann, ich werde immer direkt laut oder reagiere beleidigt, ich habe nie gelernt, dass Streit auch zum Leben dazu gehört, auch z.b. unter Freunden und dass man sich danach wieder gut verstehen kann. Ich hatte große Schwierigkeiten in meiner Berufsausbildung, weil ich Fehler versucht habe zu vertuschen und es dadurch natürlich viel schlimmer gemacht habe,wenn mein Chef es herausgefunden hat als wenn ich es direkt zugegeben hätte. Ich hatte so gut wie kein Selbstbewusstsein und habe mit 20 eine Therapie gemacht, die mir ganz gut geholfen hat.
      Nun versuche ich auch bei unserem Sohn (13 Monate)anders zu erziehen und mein Mann meint auch, wenn wir ihm "alles erlauben und durchgehen lassen", tanzt er uns auf der Nase herum. Mein Mann regt sich darüber auf, dass ich so viele Bücher und so viel im Internet darüber lese, ich würde mich da total reinsteigern. Dabei könnte er doch froh sein, dass ich mich damit so beschäftige. Wir sollten unseren Sohn einfach intuitiv erziehen, das würde schon klappen...
      Lg Evi

      Löschen
    3. Hallo Steffi,
      Dein Text könnte von mir geschrieben worden sein.
      Mein Vater war der erste, der uns empfohlen hat die Kleine sich ausbrüllen zu lassen, damit sie müde wird und schläft.. Da war sie 3 Wochen alt.
      Mit 6 Wochen der gleiche Schmu.. "Sie grinst doch schon, wenn Du das Tuch rausholst, die weiß ganz genau wie sie ihren Willen bekommt."
      Weil unsere Erziehung eben ganz anders ist.
      Ich hab auch nahezu unbändige Wut, hab auch früh angefangen zu lügen und bin auch von zuhause weggelaufen..
      Mittlerweile bin ich therapiert und bin so normal wie ich eben sein kann.
      Mein Freund ist unfassbar einfühlsam und unterstützt mich Gott sei Dank sehr.
      Und ich wünsche Dir auch viel Unterstützung durch Deinen Mann und Kraft Deine Sorgen abzulegen.
      Mir hat geholfen in Stillgruppen zu gehen. Oder Krabbelgruppen im Geburtshaus. Da treffen sich viele "alternative" Mamis. :-)

      Löschen
  13. Danke für die tolle Rezension! Ihr sprecht mir aus dem Herz, das Konzept dieses Buches ist einfach nur schrecklich.
    Ich bin mir sicher, dass ihr ganz kräftig dazu beitragt, dass diese Art von "Ratgebern" in spätestens 5 Jahren in keinster Weise mehr zeitgemäß sein wird und statt dessen euer Buch auf den Bestseller-Listen stehen wird!

    AntwortenLöschen
  14. Ganz, ganz lieben Dank für Eure Kommentare - wir haben uns über jeden einzelnen sehr gefreut!

    AntwortenLöschen
  15. Ja, es ist furchtbar, dass so etwas geschrieben und verkauft wird. Und es gibt genug Eltern, die es kaufen werden... wie kriegen wir den Rest dazu es anders zu machen? Ich empfehle schon jedem euren Blog, aber trotzdem fühle ich mich alleine.
    Steffi gebe ich Recht. Mein Partner und ich sind uns einig, aber die Eltern sehen es nicht...es stresst mich sehr, wenn ich mit der mittleren Tochter bei meinen Eltern bin und sie "nicht spurt" (so wird es dann gesagt)... dabei sehen sie da kleine Mädchen mit ihren Wünschen und ihrer Verzweiflung, dass sie nicht erfüllt werden, gar nicht oder das sie keiner versteht...
    Wer hat eigentlich behauptet Kinder kommen böse auf die Welt und wollen ihre Eltern nur ärgern?
    Es könnte doch so einfach sein...
    Bitte, bitte, bitte macht weiter. Schreibt ein Buch, gebt Kurse, dreht ein Kinofilm oder YouTube-Video... alle sollen es wissen, damit wir nicht die "Komischen" sind.
    Liebe Grüße, Caro

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja! Ja! Ja!
      Ich würde mich sogar anbieten euren Außendienst im Bergischen Städtedreieck zu machen für Kurse. *g*
      Und ein Buch von euch würde ich JEDEM zur Geburt schenken, am besten schon vorher zur Babyparty :D

      Löschen
  16. Danke für den tollen Artikel.
    Mir geht es leider auch oft so dass ich mit meiner Tochter in einem kleinen Machtkampf Ende. ..
    Wenn ich dann auch noch höre "du musst dich durchsetzen, lass dir nicht auf der Nase rumtanzen. .."


    Könnt ihr ein Buch für die Autonomie Phase empfehlen???
    Ich würde das zur Zeit wirklich brauchen, um wieder etwas gelassener zu reagieren!
    Danke!

    AntwortenLöschen
  17. Eigentlich kann die Frau einem fast leid tun - was muss man erlebt haben, um so garstig zu werden? So ein trauriges Bild, als ob Kinder nur auf die Welt kämen, um ihre Eltern zu peinigen. Und noch viel trauriger, dass diese Sicht und Methoden immer noch verbreitet sind und Käufer finden. Danke für Eure schonungslose Rezension!

    AntwortenLöschen
  18. Hallo, danke für den tollen Artikel.
    Welches Buch über den Umgang mit der Autonomie Phase könnt ihr empfehlen?
    Danke.

    AntwortenLöschen
  19. Hm - leider gibt es keines, das wirklich uneingeschränkt empfehlenswert wäre. Uns hat "Das glücklichste Kleinkind der Welt" (http://www.amazon.de/gp/product/3442171253/ref=as_li_tl?ie=UTF8&camp=1638&creative=19454&creativeASIN=3442171253&linkCode=as2&tag=httpgewuensch-21) sehr weiter geholfen - es gibt aber auch Stellen darin, die wir kritisch sehen.

    Ich glaube, wir schreiben wirklich mal selbst eins :-).

    Liebe Grüße!
    Danielle

    AntwortenLöschen
  20. Ein Traum!
    Die Frau vereint sämtliche Erziehungstipps von Omas, Urstrumpftanten und sämtlichen Vorgenerationen und hebt sie als Allheilmittel in den Himmel.
    Das Buch sollte wohl eher "Jedes Kind kann hirnlosen Gehorsam lernen" - ich kotze....
    Und doch wird es wieder tausende Id..ten geben, die es kaufen und weiterempfehlen, ich kenne einige, deren Kinder mit "Jedes Kind kann schlafen lernen" schlafen "lernten"....und kriege immer wieder die Empfehlung, wenn ich mal wieder satt habe stundenlang Einschlafbegleitung bei der Kleinen zu machen. (die sich bereits jetzt bezahlt macht, mein Großer entscheidet mit 3 Jahren selbst wann er müde genug ist und geht dann schlafen, während andere Kinder im Freundeskreis noch immer um 7 ins Bett gesteckt werden und gefühlte drölfzigtausend Mal wegen "irgendeines Wehwehchens" aus dem Zimmer kommen und meistens auch noch nicht durchschlafen....eigenartig?!....) ;)

    Zu diesem Buch kann ich nur sagen, ich habe dunkle Erinnerungen wie meine Schwester und ich auf Erwachsenenbesuch mitgenommen wurden, um dort eine gefühlte Ewigkeit still auf einem Stuhl oder einer Couch warten zu müssen, bis die Erwachsenen mit Kaffeeklatsch fertig waren. Wir mussten entfernte Verwandte küssen, weil sie uns Schokolade (o.ä.) brachten (bäh... find ich heut noch eklig!!!), wenn wir unfolgsam waren wurden wir ins Zimmer gesteckt...
    (allein einschlafen mussten wir gsd nie)

    Ich würde das Buch weder kaufen noch weiterempfehlen, aber wenn ich den Namen dieser Frau lese krieg ich sowieso schon Gänsehaut!
    Euer kritischer Blick auf diverse "Erziehungsmethoden" ist toll und ich hoffe er regt noch viele viele Menschen an ihre eigene bzw. die ihrer Kinder zu hinterfragen!

    GLG

    AntwortenLöschen
  21. Guten Morgen,

    das ist wirklich ein schreckliches Erziehungskonzept. Das Kind wird konditioniert, um... ja, warum eigentlich? Entweder, um es den Eltern bequem zu machen (durchschlafen) oder weil die Regeln Selbstzweck sind.
    Ich hasse diesen Satz "Kinder müssen Regeln lernen". Wenn man ihn nüchtern betrachtet, stimmt er. Aber Regeln sind eben kein Selbstzweck. Meine Tochter muss sich nicht an eine Regel halten, weil ich sie aufgestellt habe, sondern weil die Regel einen Sinn, also einen legitimen Zweck, hat. Und genau dieser Sinn ist doch das, was man den Kindern vermitteln muss. Ein Beispiel: Meine Tochter wirft gerne die einzelnen Einkäufe in den Einkaufswagen. Bei einem Glas Honig oder einem Becher Joghurt ist das natürlich problematisch, weil sie kaputt gehen könnten. Aber warum darf man eigentlich keine Packung Zahnpasta in den Wagen werfen? Die Regel lautet deswegen bei uns "nichts in den Wagen werfen, was kaputt gehen könnte" und nicht "wir werfen keine Sachen in den Einkaufswagen". (Ich gebe zu, dass man das auch anders sehen kann, z.B. "wir werfen keine Sachen, weil wir sie noch nicht bezahlt haben.)
    Um das Beispiel mit dem Becher von Frau Kast-Zahn zu nehmen: Wenn das Kind erst den roten Becher will und später doch den gelben und dann den blauen, finde ich es legitim, keinen neuen Becher zu geben, wenn das Geschwisterchen sonst keinen Becher mehr bekommt, wenn sonst alle Becher dreckig sind (weil man schon die Getränke eingeschüttet hat) etc. Aber ansonsten? Was ist da der legitime Zweck hinter der Weigerung?

    Ein Kind muss jedenfalls nicht Regeln lernen, um Regeln zu lernen.

    Viele Grüße
    M. (die euer Buch sofort kaufen würde)

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Und das Kind lernt trotzdem die Regeln...oder fragt sich das Kind, warum man das so oder so machen muss? Nein, das Kind erwartet die Antwort der Eltern, und sie wissen (in der Regel) warum sie sich an bestimmte Regeln halten müssen...

      Löschen
  22. danke für die rezension! es ist in den kommentaren ja schon alles gesagt worden, deshalb muss ich das jetzt nicht auch noch mal wiederholen ;)

    nur schnell zwei hinweise. diesen artikel finde ich anregend und hilfreich --> http://ethik-heute.org/erziehung-grenzen-setzen-um-jeden-preis/ er ist von vivian dittmar, ihr habt sie ja auch schon mal rezensiert.

    und der zweite hinweis: vielleicht ist dieses buch hier ja ein guter "gegenentwurf" --> http://www.arbor-verlag.de/buch/disziplin-ohne-drama . ich habe das vorherige buch der beiden autor/innen gelesen und bin ganz begeistert.

    lieben gruß, martin

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Lieber Martin,

      der Artikel von Vivian Dittmar ist sehr lesenswert! Sie hatte ihn mir zugesendet und das ist ein Thema, über das wir auch unbedingt noch ausführlicher schreiben wollen.

      Das Buch "Disziplin ohne Drama" habe ich mal auf unseren Bücherwunschliste gesetzt - danke für den Tipp!

      Viele Grüße
      Danielle

      Löschen
  23. Da kriegt man echt schon beim Lesen Tränen vor Wut und Trauer.

    Furchbar, wie viele Eltern ihr Kind wirklich als Gegner sehen, was bekämpft werden muss.
    https://verspieltundzugenaehtblog.wordpress.com/

    Und immer und immer und immer wieder die Draufhauratschlag "da musst du konsequent sein, sonst tanzen sie dir auf der Nase rum"

    Ich mag tanzende Kinder, die sich geliebt fühlen!

    AntwortenLöschen
  24. Das schlimme daran ist, dass sich das dann doch in den Kopf setzt und jeden schwachen Moment nutzt um die Angst (vor dem Versagen) schürt. Für mich ist es vor allem schlimm, wenn Eltern an professionellen Anlaufstellen solche Ratschläge bekommen. Also im Kindergarten oder bei einer Erziehungsberatung.

    Ich stoße hier auch immer wieder an meine Grenzen und wünschte mir einen echten Beistand, nicht nur als geschriebenes Wort. Aber an wen kann ich mich wenden? Ich persönlich habe leider echt "nur" diesen Blog als ECHTE Hilfe. Kiga kannst vergessen (die sind zwar schon lieb mit den Kindern, haben aber den Stuhl und empfehlen mir dieses auch für Zuhause). Und selbst im Freundes- und Bekanntenkreis ist das so ein heikles Thema, dass man am Besten gar nicht darüber spricht. Sehr schade.

    Ja, die Gesellschaft ist nicht bereit für Kinder, die einfach nur Kind sein dürfen. Vielleicht hat sich das mit den Betreuungsmöglichkeiten und dem "modernen" Frau sein und im Beruf stehen sogar verschlimmert. Ich kann nur für mich sprechen, wenn ich meine ich wäre wahrscheinlich eine geduldigere und coolere Mutter, wenn ich mich nicht von der Arbeit gehetzt fühlen würde und die Kinder nach dem Kinder ausgeglichener wären. Und so wünsche ich mir doch öfter, meine Kinder würden einfach funktionieren. Da ist die Versuchung da, Methoden anzuwenden, die das Verhalten in bestimmte Richtungen lenkt.

    Zum Glück hab ich Danielle und Snowqueen (und Joanna von liebesbotschaften) an meiner Seite, die mir helfen, cool und lässig und liebevoll zu sein und niemanden zu biegen sondern anzunehmen wie er ist.

    Danke :-D

    M

    AntwortenLöschen
  25. Schrecklich dieses Buch... Empfehlenswert finde ich zB "Nein aus Liebe" oder "Grenzen,Nähe,Respekt" von jesper Juul...

    AntwortenLöschen
  26. Es scheint verdammt viele Steffis zu geben...ich gehöre auch dazu! Allein das sollte doch schon deutlich genug zeigen, wie falsch dieser "Erziehungsstil" ist. Ich habe mir inzwischen tatsächlich professionelle Hilfe geholt, um diesen Scheiss (sorry) nicht an meine Kinder weiter zu geben und auch mein Mann ist dadurch "wach" geworden. Es hat sich mehr als gelohnt! Ohne euren tollen Blog wäre ich vielleicht nie drauf gekommen, dass dieses ganze "Du musst..." Aus dem engeren und weiteren Umfeld pures Gift ist!

    AntwortenLöschen
  27. Ich kann vielem von dem, was hier geschrieben worden ist, nur zustimmen. Auch die Empfehlung Jesper Juul zu lesen ist meiner Meinung nach richtig. Solange aber solche Bücher, die die Kinder als korrekturbefürftige Wesen betrachten (sie werden Tyrannen genannt, erhalten den Stempel AD(H)S...), von den Medien rezensierend gefeiert werden, wird es nicht zu einer Veränderung kommen.
    In meinem Buch: "Nicht mehr über Tyrannen reden!" geht es um die Notwendigkeit eines veränderten Blickes der Eltern. Nicht nur aus fachlicher Sicht, sondern auch mit der Erfahrung, die ich mit meinen drei Kindern (Meine besten Lehrmeister) gemacht habe, hebe ich die Entwicklungspsychologischen und die Bindungstheoretischen Aspekte hervor.
    http://www.amazon.de/gp/product/3945769167/ref=as_li_tl?ie=UTF8&camp=1638&creative=6742&creativeASIN=3945769167&linkCode=as2&tag=httpspeterban-21
    Einfach mal dem Link folgen und über die Kindle Edition ein Blick ins Buch werfen :-)

    AntwortenLöschen
  28. Oh ja, bitte schreibt ein Buch! Ich bin Lektorin (in Elternzeit) und bin schon seit Längerem auf der Suche nach dem einen perfektem Ratgeber für junge Eltern :) Bis es den gibt, lese und empfehle ich euren Blog.

    AntwortenLöschen
  29. Mir wäre sehr geholfen, wenn diese ganze Erziehungsdiskussion anders geführt würde, wenn andere Ansätze weniger abgewertet, weniger als gefährlich beurteilt werden würden. Wenn Meinungen und Einstellungen als solche transparent wären und weniger in Form von Wissen und Fakten transportiert würden. Ich beispielsweise glaube an die Bindungstheorie, glaube daran, dass Beziehung ein wichtiges menschliches Bedürfnis ist. Wissen tue ich letztlich gar nichts. Menschen sind verschieden. Was Kinder wirklich lernen in bestimmten Situationen, was sie brauchen und wie sie die Welt sehen, ist meist nur eine erwachsene Vermutung, die gefärbt ist von unseren uns eigenen Glaubenssätzen. Letztlich schürt der Attachment Parenting Ansatz oder bedürfnisorientierte Erziehung, ähnliche Ängste, nämlich Ängste Fehler in der Erziehung zu machen und den Kindern langfristig zu schaden. Das ist auch nicht hilfreich. Ich glaube für Eltern ist es wichtig, sich ihrer Ängste bewusst zu sein, denn die Angst ist fast immer ein schlechter Ratgeber. Die Angst vor einem kleinen Tyrannen aus dem ein egomaner und narzisstischer Erwachsenen werden könnte, führt möglicherweise zu Unnachgiebigkeit, zu Strenge und zu Bestrafung. Die Angst vor einer möglichen Zerstörung der Bindung oder des Urvertrauens und davor, dass aus dem Kind ein psychisch beeinträchtigter Langzeit-Psychotherapie-Patienten wird, führt im Gegenzug möglicherweise zu einer gewissen Selbstaufgabe bei den Eltern, dazu, dass diese ihre persönlichen Grenzen nicht richtig wahrnehmen oder schützen. Mit Kindern zusammenzuleben ist herausfordernd und stellt viele Entwicklungsaufgaben an die Eltern.
    Ich glaube, diese Vehemenz in der Diskussion (die Winterhoff oder Kast-Zahn) auslösen, ist letztlich wenig hilfreich, man untersucht die Argumente und lehnt sie ab. Tiefergehendes Verständnis bleibt aber aus, Wohlwollen und Empathie bleiben aus, und die sollten meiner Meinung nach das Fundament jeder Auseinandersetzung sein, das ist aber in unserer Kultur so nicht vorgesehen. Wie wir mit unseren Kindern umgehen, hängt meiner Meinung auch viel davon ab, wie sehr wir generell anderen gestatten, andere Meinungen zu haben, ohne diese gleich total entwerten zu müssen, wie sehr wir eine empathisch- verständnisvolle Grundhaltung anderen (und eben auch erwachsenen!) Menschen gegenüber einnehmen können, deren Meinung und/oder Vorgehensweise wir nicht teilen, wie sehr wir anderen gestatten, nicht perfekt zu sein, sondern wie wir selbst auch, von nicht hilfreichen Ängsten und Glaubenssätzen getrieben zu sein, wie sehr wir auch zB unseren Angehörigen etc. ihre emotionalen Reaktionen (bspw Ärger) und Schrulligkeiten lassen können und vor allem auch wie sehr wir uns für unsere eigenen Gefühle selbst verantwortlich fühlen und nicht anderen die Schuld daran geben sauer oder traurig zu sein, Schuldgefühle oder sonstwas zu haben.
    Ich glaube, dass es um menschliche Verbundenheit geht - nicht nur mit unseren Kindern.
    Wenn wir es schaffen, uns mit den Menschen um uns herum verbunden zu fühlen, hinter die Fassaden zu schauen und den Menschen zu sehen, dann können wir alles schaffen und die Ängste und Unsicherheiten (auch im Umgang mit unseren Kindern, die zu mehr als merkwürdigen Methoden führen) hinter uns lassen.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich glaube nicht, dass es darum geht irgendjemand Ängste einzureden oder grundsätzlich eine Erziehungsform zu verurteilen, sondern um den 1. Artikel des Grundgesetzes, und da steht "Die Würde des Menschen ist unantastbar". Des MENSCHEN wohlgemerkt, da steht nicht "Erwachsenen". Leider wird die Würde von Babys und Kinder immer noch häufig mit Füßen getreten. Und für Leute die als vermeintliche Experten auch noch andere Eltern dazu anhalten, da fehlt mir einfach das Wohlwollen.

      Löschen
    2. Liebe Petra,

      Danke für Deine Kritik - ich habe lange über Deine Worte nachgedacht. Grundsätzlich birgt jeder Erziehungsstil eine Gefahr, wenn er verbissen und unreflektiert gehandhabt wird oder gar zur Selbstaufgabe oder der Aufgabe des Kinder führt.

      Was ich nicht nachvollziehen kann ist die Anmerkung, dass in Bezug auf Kast-Zahn oder Winterhoff zu wenig Verständnis existiert. Wenn jemand mir sagt: Lass Dein Kind schreien oder nutze Auszeiten, damit es gefügig wird, dann fällt es mir in der Tat sehr schwer, für diese Vorgehensweise Verständnis aufzubringen. Es gibt bestimmte Dinge, denen kann ich nicht wohlwollend oder nicht wertend gegenüber stehen. Ich erkenne auch eine solche Bereitschaft der Genannten nicht. Hier werden Kinder als Wesen gesehen, die funktionieren müssen - ich erkenne, welches Bedürfnis dahinter steht - aber den vorgeschlagenen Weg kann ich dennoch nicht akzeptieren, weil er für mich schlicht verachtend ist. Ich sehe es als Möglichkeit, hier (generell) alternative Lösungsvorschläge anzuregen - was jeder einzelne für sich daraus schließt, bleibt ganz ihm überlassen. Dank des Feedbacks weiß ich zumindest, dass viele sehr viel liebevoller mit ihren Kindern umgehen und eine ganz andere Sichtweise gewonnen haben (ohne deswegen nun ängstlich perfektionistisch zu werden - es wird vielmehr häufig von "mehr Sicherheit" gesprochen).

      Herzliche Grüße!
      Danielle

      Löschen
    3. Ich finde Petras Kommentar absolut angemessen und er beschreibt meine eigenen Elternerfahrungen sehr gut.

      Eigentlich schreibe ich nicht in Foren. Das hier ist eine Ausnahme. Warum? Alle bewusst AP praktizierenden Eltern die ich kenne (so ziemlich mein gesamtes Umfeld) tun sich bei aller Reflektiertheit sehr schwer damit, ihre eigenen Bedürfnisse angemessen zu erfüllen. Einfach weil dauernd diese - sehr unbewusste - Angst im Hintergrund sitzt, das Kind irreparabel zu schädigen. Und ehrlich gesagt auch aus Angst, dann nicht mehr genügend Bedürfnisorientiert zu sein.
      Ich mag aber keine nibelungenhafte Linientreue. Mir fehlt inzwischen bei BO/AP die Leichtigkeit. Und auch die ganz radikale Ehrlichkeit, dass man zwar nicht das Kind, dafür aber sich selbst massiv beschädigt hat. Das Familienleben ist dank dieses Ansatzes einfach nur eine Last. Die Kita und Berufstätigkeit sind für mich KEINE Möglichkeit, mit diesem Elternstil immer noch das Gefühl zu haben, Ich Selbst zu sein. Stattdessen bin ich noch überlasteter und trotzdem hauptsächlich Mutter. Nein, das geht gar nicht!
      Klar, alle Eltern gehen mal auf dem Zahnfleisch. Aber das ist hier nicht der Punkt: Ich bin einfach nicht glücklich mit BEdürnisorientierter Elternschaft. Wir sind trotz aller gegenteiliger (Selbst-)Versicherungen voll in die andere Angst-Falle getappt, die Petra so ausgewogen und mit sehr fairen Worten schildert. Deswegen steige ich jetzt aus BO aus. Wohin die Reise geht? Gute Frage!
      Winterhoff ist keine Alternative. Ich finde diesen Möchtegern-Psychologen prätentiös und körperlich abstoßend.
      Anette Kast-Zahn ist zum Teil fürchterlich technisch, ihre Vorschläge sind oft over-engineered und scheinen sich vor allem an Mütter zu richten, die ganz oder halbtags mit Kind zu Hause sind. (Ihre Kinder sind meines Wissens nach alle drei zu emotional stabilen Erwachsenen herangewachsen. Sorry, die können nicht als abschreckendes Beispiel herhalten.)

      Abschließend: ich denke, vieles aus AP ist richtig und es war ein notwendiges Experiment, um Kindern zu wichtigen Rechten zu verhelfen, Ideen zu entwickeln und überhaupt eine neue Perspektive zu gewinnen. Aber vieles davon war auch ein gescheitertes, überflüssiges und Ängste einbimsendes Experiment. Vor allem diese ewigen Alternativlosigkeiten, die wiederum massiv eingeschränkte Perspektive. Davon werden wir uns - als Familie! - emanzipieren. Denn ich will es meiner Tochter ermöglichen, später mal selbst Kinder zu haben, ohne dabei in die von Petra beschriebenen Angst-Fallen (beider Richtungen) tappen zu müssen. Ich will, dass sie später mal gut für sich sorgen kann, materiell und im alltäglichen Miteinander. Dann wird sie auch gut auf die echten Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen können. Bisher habe ich ein wirklich schlechtes Gewissen, dass ich ihr das nicht genug vorgelebt habe. Aber ich KONNTE es ihr schlicht nicht vorleben, weil mir das voll gelebte Attachment Parenting jegliche Energie entzogen hat. Dafür kann das Kind nichts. Ich allein bin für diese Fehlentscheidung verantwortlich. Und ich übernehme diese Verantwortung, indem ich diese Fehlentscheidungen anerkenne und nicht weiter an ihnen festhalte.

      Löschen
  30. Bei dem Buch kann man nur den Kopf schütteln. Und auf eure Frage gibt es natürlich auch von mir ein ganz klares "Jaaaaaaaaaa, bitte, ganz unbedingt und so schnell wie möglich!" Ich habe euch ja schon an anderer Stelle in dem Vorhaben bestärkt. Wie viele andere auch würde ich das Buch sofort vorbestellen und bei jeder Gelegenheit verschenken. Ich glaube, dass es großen Erfolg haben und auch in andere Sprachen übersetzt werden würde. Es wäre ein unsagbar wertvoller Beitrag. Also, ran ans Werk!

    AntwortenLöschen
  31. Ich denke auch, dass dieses Buch nicht zu empfehlen ist. Das Gleiche muss ich jedoch auch über diese Seite sagen! Spätestens wenn man mehrere Kinder hat( oder Freunde mit Kindern), weiß man, dass es keine Patentlösungen gibt, sondern individuell unterschiedliche Umgehensweisen mit den Kindern. Es ist auch nicht alles Schwarz oder Weiß, wie es hier beschrieben wird, sondern meisten eher grau. Nicht zu vergessen ist dabei vorallem der Alltag, der jede gute Theorie zur Erziehung manchmal im Keim erstickt. Da leider viele diese Seite lesen ( wie auch das Buch), musste ich auch einmal meinen Senf dazu geben ( in der Hoffnung jemand liest auch meinen "Mist"��

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Nun ist auf dieser Seite aber auch nicht von Patentlösungen die Rede, sondern die Autoren geben Ideen, wie man in bestimmten Situationen liebevoller (und das ist, finde ich, der springende Punkt) mit seinen Kindern umgehen kann.

      Ich sehe die Artikel hier eher als Anregungen, um den eigenen Horizont zu erweitern. Was vielleicht nicht verkehrt ist, wenn man selbst mit der einen oder anderen Methode erzogen wurde, die einem nicht gut getan hat.

      Klar sind auch die entspanntesten und liebevollsten Eltern mal überfordert und machen Dinge, die sie im Nachhinein bereuen (auch ich bin schon lauter geworden gegenüber unserem Baby und es tut mir Leid!), aber ich finde, das ist auch der große Unterschied:

      Ist man in der Lage, sein Verhalten zu reflektieren, tun einem bestimmte Dinge Leid, sind es Ausnahmen in bestimmten Situationen ODER herrscht immerzu ein Kasernenton, sieht man die eigenen Kinder oder Enkel bzw. Schüler/Kitakinder nur als formbare Masse, die es gilt, möglichst gut zu konditionieren mit Belohnung/Strafen/Auszeiten/Gewalt etc.

      Löschen
  32. Ganz ehrlich, ich finde das Buch nicht gut, aber auch nicht die Kritik. Es wird alles als das Gute und das Böse dargestellt, schwarz und weiß, aber im Leben ist es auch oft einfach grau. Es hört sich toll an, wenn viele sagen, dass sie nicht durchdrehen, und dass sie immer mit Empathie und Geduld reagieren. Das ist gelogen! Es tut mir leid, aber ich bin sowohl Mutter als auch Lehrerin und ich könnte zahlreiche Situationen erzählen, in denen das einfach nicht passieren kann. Weil wir Menschen sind, und weil jeder Mensch und jedes Kind anders ist und oft spielt der Alltag eine sehr wichtige Rolle.
    Die Kritik wird so dargestellt wie eine mathematische Aufgabe: Wenn...dann... Und so funktioniert die Welt nicht. Ich würde auf mein Bauchgefühl hören (wie bis jetzt) und etwas weniger lesen, was die Anderen schreiben. Am Ende sind die Eltern diejenigen, die ihre Kinder am Besten kennen. Man kann viele Sachen ausprobieren, aber man kann nie die Sicherheit haben, dass das, was bei der Schwester oder der Nachbarin funktioniert hat, auch bei dir klappt.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wer bitte hat denn irgendwo geschrieben, dass er IMMER mit Empathie und Geduld reagiert?
      Mal die Nerven zu verlieren oder aus irgendeinem Grund mal Mist zu bauen ist ja doch immer noch etwas anderes, als diesen "Mist" dann auch noch anderen Eltern weiter zu empfehlen, wie es Frau Kast-Zahn tut.
      Und niemand sagt, dass alles beim eigenen Kind so klappt wie "bei der Schwester oder der Nachbarin", sondern es geht darum eine Idee davon zu bekommen wie man es anders machen könnte, wenn die traditionellen Erziehungsmethoden sich (im Bauch) falsch anfühlen.

      Löschen
  33. Nein, man muss nicht immer mit Empathie und Geduld reagieren. ES kommt zunächst einmal auf die Grundhaltung an. Und die sollte empathisch, liebevoll, respektvoll, wertschätzend sein. Vieles ist grau, ja, aber manches eben dann doch eindeutig schwarz. Mal sich versehentlich in Wut falsch zu verhalten, sich eben, obwohl man es möchte, nicht zu schaffen, sich empathisch zu verhalten, ist eine gänzlich andere Nummer als aus Überzeugung einen Menschen, weil Kind, restpekt- und würdelos zu behandeln, seelisch zu züchtigen, negative Motivation zu unterstellen etc. Das hat nichts mit grau zu tun. Niemand hier würde sich so behandeln lassen, wie es in dem Buch im Umgang mit Kindern vorgeschlagen wird. Wie kann es sein, dass auch nur ansatzweise im Namen der Erziehung ein Umgang wie hier in dem Buch vorgeschlagen, gebilligt, gerechtfertigt, oder verharmlost wird als naja, kann ja mal passieren von irgendjemandem. Was die körperliche Unversehrtheit und Züchtigung anbelangt, sind wir so weit, würde man auch nur einen Teil des Augenmerks auf die seelische Unversehrtheit und Züchtigung legen. Eigenartigerweise wird die nachwievor verharmlost, zurechtgebogen, gerechtfertigt. Aus schwarz wird leider allzu oft noch grau gemacht. Das Buch ist eine Anleitung zum seelischen Mißbrauch unter dem Deckmantel der Erziehung. Ein Kind einzusperren, auch nur für Minuten gehört verboten und hat perse erstmal nichts mit "nicht immer nur mit Empathie und Geduld " zu reagieren. Es darf keine Rolle spielen, dass Kinder anders sind, was den Gebrauch bestimmter Methoden anbelangt und der Grundeinstellung, die wir Kindern gegenüber haben. Auch der Alltag nicht. Es hat auch nichts damit zu tun, ob man sein Kind am besten kennt. niemals würde ich mich so behandeln lassen, niemals würde sich ein anderer hier so behandeln lassen. Mit welchem Recht werden Kinder so behandelt?
    Diese Seite ist keine Wenn- Dann Anleitung. Viel mehr geht es um die Vermittlung einer Grundeinstellung, dem Aufruf, Kindern genauso wertschätzend und mit dem Respekt zu begegnen, mit dem wir selbst begegnet werden wollen und mit dem wir anderen Erwachsenen Menschen zumeisst begegnen. Ist man an diesem Punkt angekommen, stellen sich halt tatsächlich manchmal Fragen. Das Thema Medizin ist ja durchaus zu nennen. Ich stehe hier und möchte meinem Kind gewaltfrei und respektvoll begegnen, die Tropfen müssen aber rein. Für solche Fälle gibt es eben Tipps, was man probieren könnte, bevor man in seiner Verzweiflung zu einer Maßnahme greift, die einem zuwieder ist. Der Unterschied ist halt nur, wenn die Grundeinstellung nicht da ist, und ich einen respektvollen, gewaltfreien Umgang für nicht nötig erachte, wie in diesem Buch, suche ich gar nicht erst nach Handlungsalternativen. Wozu auch. Ich mach ne Ansage, dass Kind hat zu parieren, und den Mund aufzumachen, andernfalls setze ich mich einfach durch. Im Falle des Buches höchstwahrscheinlich mittels einer Auszeit.
    Du meinst also, es gibt zahlreiche Situationen, in denen du, -nicht man, denn den Grad der Geduld der anderen kannst du nicht kennen-, nicht geduldig reagieren kannst. Das ist normal und ja völlig in Ordnung, aber du willst ja damit wohl nicht sagen, dass du automatisch wie im Buch beschrieben reagierst?

    AntwortenLöschen
  34. Fortsetzung:
    Es geht nicht darum, wieviele Sachen jeder anders ausprobiert. sicher klapp nicht bei jedem Kind das gleiche. Es gibt kein Patentrezept. Aber: Es gibt 100te gewaltfreie, wertschätzende Dinge, die man ausprobieren kann und 100te respektlose, nicht wertschätzende, eventl schon mißhandelnde Methoden. Das entscheidende isst, dass man mit seinem Testen im erst genannten Bereich bleibt. Es gibt außer Verzweiflung und wenige andere Ausnahmen, keinerlei Rechtfertigung, sich aus diesem Rahmen hinaus zu bewegen. das geschieht leider allzu oft noch nicht mal aus Versehen, sondern sogar ganz bewusst ohne jegliches Unrechtsempfinden. Es ist eben bedauerlicherweise auch oft der einfachere Weg. Und hier sehe ich auch einen wichtigen Beitrag dieser Seite. Hier werden Ideen gesammelt, Vorschläge gemacht, Anregungen gegeben, wie man eben vielleicht auch schwierigere Situationen im gleichwertigen, respektvollen Umgang mit dem Kind meistert. Zusätzlich dazu , dass ganz viel Hintergrundwissen zur Entwicklung des Kindes gegeben werden, so dass einem bspw klar wird, dass man gewisse Dinge bspw nicht erwarten kann, bevor nicht dieser oder jener Entwicklungsschritt erreicht wurde.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Vielen Dank - das hätte ich besser nicht zusammenfassen können!

      Herzliche Grüße
      Danielle

      Löschen
  35. Zunächst einmal: Ja, bitte schreibt ein Buch! Haben viele Phasen und Themen noch vor uns und außer Jesper Juul und Herbert Renz-Polster habe ich an Büchern noch nicht viel in der Hand gehabt, mit dem ich mich anfreunden könnte. Könnt ihr vielleicht ein Crowd-Funding-Konto einrichten oder so etwas Ähnliches? Pay-Pal-Spende gibts ja schon, wovon ich gleich mal Gebrauch machen werde, aber vielleicht ein konkretes Buchspendekonto?

    Zum Thema: Zu den Inhalten des Buches insb. der Erziehungsmethode ist genug gesagt worden, es ist wirklich einfach unerträglich. Was ich allerdings auch einen wichtigen Gesichtspunkt finde, ist dass hier nicht nur das Kind herabgewürdigt wird, sondern auch ganz besonders die Eltern. Ihnen wird mit diesem dumpfen und sich stets wiederholenden Ratschlag der Auszeit im Grunde jede Erziehungskompetenz und jeder gesunde Menschenverstand abgesprochen. Sie bekommen wenig bis kein Hintergrundwissen an die Hand, keine Bandbreite an Verhaltens- und Erziehungsvarianten und sie lernen nicht ihr Kind als eigene, individuelle Persönlichkeit zu betrachten. Sie werden damit genauso unwürdig behandelt wie die Kinder selbst, womit sich ein sehr fragwürdiges Menschenbild insgesamt zeigt. Ich bin mir sicher, würde Frau Zahn-Kast über Erwachsenenpsychologie schreiben, würde sich das nicht viel anders lesen. Die Autorin reiht sich ein in die Riege der selbst ernannten Experten, die alles besser wissen als die Eltern selbst und diese zu unmündigen und unverantwortlichen Menschen erklären. Weshalb viele Eltern wieder verunsichert sind, damit erst zu solchen Ratgebern greifen und fertig ist der Teufelskreis.

    Im Übrigen finde ich schon das Titelbild des Buches unfassbar daneben - hat jemand das abgelichtete Kind gefragt, ob es so auf einem tausendfach gedruckten Buch erscheinen möchte? Und Gelassenheit vermittelt das nun auch nicht. Bild-Text-Schere hat man das früher genannt ;).

    Lasst bitte nicht nach, Eure Arbeit ist so wichtig!

    AntwortenLöschen
  36. Hallo,
    ich möchte nur feststellen, dass ich mir gewünscht hätte, dass diese Rezension (gerade zum Ende hin) etwas weniger emotional ausfällt. Denn so ist es eine aufgeregte Kritik am Buch.
    Etwas unaufgeregter hätte ich Hoffnung, dass auch bisher dem Buch zugewandte Eltern die berechtigte (!) Kritik (widersprüchliche Aussagen der Autorin, wenige hilfreiche Lösungsvorschläge) sehen.
    Gibt es am Ende des Buches eigentlich ein Literaturverzeichnis?

    AntwortenLöschen
  37. Hallo ihr lieben,
    Ihr seid wie immer spitze. Bitte schreibt endlich ein Buch.
    Aber vorher viel wichtiger: bei Wikipedia gibt es einen artikel zu "trotz" da wird Frau kast/Zahn zitiert und als einzige (!) Literatur angegeben!! Beim nächsten Artikel "Wutausbrüche" geht es noch schlimmer weiter. Und zu "Autonomiephase" gibt's noch gar keinen artikel. Wollt ihr euch nicht mal da austoben? Wikipedia hat Millionen von Lesern, und da darf sich nicht so ein gefährlicher Unfug verbreiten!
    Lg Kathi

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Kathi,

      ich glaube, wir werden beides wirklich mal angehen... Wenn der Tag doch nur 48 h hätte *seufz* :-).

      Danke fürs Lesen!

      Liebe Grüße
      Danielle

      Löschen
  38. Liebe Danielle, ich muss gerade heftig schlucken, weil ich etwas tu, was Ihr verurteilt. Ich hätte dazu gern Deine Einschätzung.Wenn Maple heftig toben muss, begleiten wir das in der Regel mit dem Kommentar "Ja, Du musst jetzt toben, ne?" Oder "Du bist ganz wütend, ne?" (Jeweils mitfühlender Tonfall. Sie hat gelernt, dass sie zum Toben ins Boot (ihr großes Bett, in dem wir beide nachts schlafen und auch tagsüber kuscheln, auch der Ort zum Kraft tanken). Das hatte seinen Anfang mit dem Gedanken, da kann sie in die Kissen hauen,drauf rumhüpfen,findet ein Ventil für ihre Wut. Es kam aber dann auch die Komponente hinzu,dass mir die laute Schreierei einfach zuviel war, wenn ich eh schon am Ende war, oder auch weil es Coco sehr stresst. Also hab ich gesagt: "Wenn Du toben willst, geh aufs Boot." Ich dachte an Juul und daran, dass auch meine Grenzen und Cocos Grenzen einen Wert haben. Zudem ist Teil der Therapie gegen die SchmerzStörung, dass wir Eskalationen nicht verstärken dürfen, da die Schmerzen damit gekoppelt sind und damit den SchmerzKreislauf stärken würden durch Belohnung bzw Konditionierung. Die Psychologin im Deutschen KinderSchmerzZentrum sagte, wir sollten die SchreiSchmerzWutAnfälle wirklich ignorieren und sobald vorbei sofort sehr viel Zuwendung. Ich hatte immer getröstet und so durch Belohnung die verselbständigten Schmerzen immer weiter verstärkt ��
    Aber ich frage mich, ob Maple sich aufs Boot abgeschoben fühlt und lernt, dass Toben nicht erwünscht ist. Was meinst Du?
    Liebe Grüße
    Mo

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Mo,

      ich denke, dass es ganz stark darauf ankommt, wie man seine Grenzen deutlich macht. Ich gehe nicht davon aus, dass Du Maple ins Zimmer bringst und die Tür zu hältst oder gar zuschließt. Die Bitte: "Geh auf Dein Zimmer" ist in meinen Augen legitim, denn sie ist ohne Zwang. Wenn man dann noch erklärt, dass das Schreien einfach in den Ohren weh tut (Coco würde ich als Begründung außen vor lassen, weil das nur die ganz sicher vorhandene Eifersucht verstärken würde). Das ist manchmal während des Anfalls nicht möglich, aber man kann in einer ruhigen Minute vorher/hinterher darüber reden. Da kann man ganz klar machen: Wut ist vollkommen in Ordnung - Du darfst wütend sein, aber bitte unter bestimmten Voraussetzungen. So, wie man die zerstörerische Kraft auf das Boot umlenken kann, kann man das Schreien auch lokal begrenzen. Sie hat ja dann die Wahl - "leise" Toben und Mama in der Nähe haben oder einfach mal losbrüllen, dann aber bitte nicht im unmittelbaren Umkreis.

      Du musst auch immer die Situation im Gesamtkontext sehen - die besondere Situation von Maple erfordert einfach andere Maßnahmen, als man sich möglicherweise allgemein empfehlen würde. Die Psychologin kennt sich in der Materie aus und ich finde die Erklärung der Konditionierung nachvollziehbar. Insofern tust Du an dieser Stelle das, was Maple am meisten braucht. Bitte hab deswegen kein schlechtes Gewissen - man handelt immer im Kontext einer bestimmten Situation - daher gibt es in der Erziehung einfach nur wenige allgemeingültige, für alle Kinder universell passenden Grundsätze (außer: Liebe sie, sosehr Du kannst und versuche möglichst freundlich zu sein).

      Ich denke, dass Maple gut einschätzen kann, was sie braucht - und wenn das gerade Trost ist, wird sie ihn einfordern. Man muss ja nicht aktiv besänftigen, für sie ist es vermutlich ausreichend, einfach nur gehalten zu werden und das Gefühl zu haben, dass Mama für sie da ist - auch ohne dass dem Verhalten besondere Beachtung geschenkt wird.

      Ganz liebe Grüße
      Danielle

      Löschen
  39. Das mit dem "im Bett nicht schlafen" kenne ich nur von einem Kind aus unserem Bekanntenkreis und das wurde mit der Ferber-Methode zum "Durchschlafen" gebracht. Ich nehme an, dass das Kind einfach verinnerlicht hat, dass es erst aus dem Bett geholt wird, wenn Mama und Papa das möchten. Ansonsten hat es sich damit abgefunden, da jegliches Melden ja ignoriert wurde. Könnte also sein, dass Frau Kast-Zahn daher viele Kinder kennt, die das so machen... wie schrecklich.

    AntwortenLöschen
  40. Zum Glück habt ihr jetzt die Bücher zum Thema geschrieben. Ich bin über euer Inhaltverzeichnis zu diesem Artikel gekommen und war erst verwundert, da ich davon ausging, dass ihr dieses Buch empfehlen wollt. So war ich dann doch erleichtert, über die klare Nicht-Empfehlung. 😉 Und wie schön, dass es eure Bücher gibt, um dem etwas Mitfühlendes entgegen zu setzen.

    Liebe Grüße Jeanine

    AntwortenLöschen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.