Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen

Der Einfluss der Erziehung auf das Selbstbewusstsein


Kinder sind grundverschieden - ich selbst staune immer, wie stark sich schon Geschwister mit so ähnlichen Genen voneinander unterscheiden, auch wenn man sie vollkommen gleich erzieht. Meine Tochter z. B. war ein Schreikind und generell ein sehr unzufriedenes Baby. Körperkontakt war ihr nie wichtig und sie entwickelte sich rasant. Sie sprach sehr früh und sehr gut, war motorisch absolut fit und kennt keine Furcht. Sie hat sich zu einem kleinen einzelkämpferischen Alpha-Tierchen entwickelt, das absolut selbstbewusst, etwas grumpelig und mit kleineren sozialen Schwächen durch den Alltag stürmt. Ihr kleiner Bruder hingegen ist seit der Geburt ein recht zufriedener kleiner Trödler - und ganz langsam in der Entwicklung. Er lief erst mit 18 Monaten, sprach spät und kuschelt von Herzen gern. Er ist ein geselliger, beliebter Sonnenschein, der immer freundlich ist, aber auch oft zurückhaltend und manchmal ängstlich.

keckes Kind

Den grundlegenden Charakter eines Kindes kann man nur wenig beeinflussen. Es gibt Träumer, Grübler, Entdecker, kleine Raufbolde, Quatschköpfe, Künstler, Wissenschaftler,  Labertaschen, Sportler, Denker, Tüftler... Ein aufgewecktes Kind wird man kaum dazu bringen, ruhiger zu werden - ebenso wenig, wie man ein träumerisches Kind dauerhaft vom Trödeln abhalten kann. Das Wesen unserer Kinder ist nur wenig beeinflussbar. Worauf wir jedoch nachhaltig Einfluss nehmen können, ist die Entwicklung eines gesundes Selbstbewusstseins und ein gutes Selbstwertgefühls. 

Das Selbstwertgefühl wird in den ersten Lebensjahren maßgeblich vom sozialen Umfeld beeinflusst


Jeder Mensch hat ein bestimmtes Bild von sich selbst - sein Selbstbild. Dieses umfasst objektive Merkmale ("Ich habe braune Augen", "meine Haare sind lang", "ich bin kleiner als die meisten anderen in meinem Alter") und subjektive Merkmale ("ich bin zu dick", "meine Ohren sind zu groß"). Das Selbstwertgefühl beschreibt, wie dieses Selbstbild wahrgenommen wird - also wie wir uns bei der Betrachtung unserer Eigenschaften fühlen. Hat man ein positives Selbstwertgefühl denkt man sich "Ach na ja - ein paar Pfund weniger wären schon schön - aber meine positive Ausstrahlung lässt die Leute sicher drüber hinweg sehen". Bei einem eher schlechten Selbstwertgefühl führen (vermeintlich) negative Eigenschaften dazu, dass man unzufrieden ist und mit sich hadert.

Ein gutes Selbstwertgefühl heißt also, sich selbst so anzunehmen, wie man ist. Was einen stört, wird geändert und sind Dinge nicht zu ändern, akzeptiert man. Der Glaube daran, dass man das schafft, wird als Selbstvertrauen bezeichnet. Der Ausdruck des Selbstwertgefühls gegenüber anderen wird von ihnen als Selbstbewusstsein wahrgenommen.

Zahlreiche Studien belegen, dass Menschen mit einem guten Selbstwertgefühl allgemein gesünder sind, seltener straffällig werden, seltener unter Depressionen leiden und im Leben insgesamt erfolgreicher, sind. Das Selbstwertgefühl wirkt sich auf die Hilfsbereitschaft, Kontaktfreudigkeit und natürlich die allgemeine Lebensfreude von Kindern aus.

Das Selbstwertgefühl ist nicht angeboren - es entwickelt sich ein Leben lang und wird maßgeblich vom sozialen Umfeld geprägt. Den wichtigsten Grundstein legen wir in den ersten Lebensjahren. Es sind dabei nicht die großen Dinge, die in unseren Kinder Vertrauen in sich und ihr Umfeld wachsen lassen, sondern die kleinen, alltäglichen Begebenheiten, die ihnen Mut, Sicherheit und Entschlossenheit verleihen. 

Babyalter


Babys begreifen schnell - obwohl sie noch nichts viel anderes können, als schlafen, trinken und schreien - dass sie trotzdem schon viel bewirken können. Wenn sie lachen, werden sie ebenfalls angelacht. Wenn sie weinen, dann kümmert man sich um sie. Strecken sie die Arme aus, werden sie hoch genommen, getragen, gestreichelt. Sie erleben, wie ihre Eltern alles versuchen, um ihr Unwohlseins zu beseitigen, indem sie es wiegen, trösten und füttern. Im ersten Lebensjahr entwickelt sich die nonverbale Kommunikation rasend schnell, die Eltern lernen, die verschiedensten Signale zu deuten und wissen bald recht genau, ob gerade Müdigkeit, Blähungen oder Hunger das Kind plagen. 

In dieser ersten Lebensphase prägen wir das Selbstgefühl unserer Kinder bereits nachhaltig. Wenn wir umgehend auf die Signale reagieren, fühlen sie, dass sie uneingeschränkt angenommen und ihre Bedürfnisse zuverlässig erfüllt werden. "Jemand ist da, jemand gibt auf mich acht - ich kann mich auf meine Eltern verlassen. Ich bin es offenbar wert, dass man sich jederzeit umgehend um mich kümmert". Wir werden es nicht schaffen, das Schreien komplett zu vermeiden, wichtig ist aber, das Baby nicht allein in seinem Kummer schreien zu lassen.

Leider ist unsere Gesellschaft noch immer geprägt von der Angst vor Tyrannen. Schon bei winzigen Babys wird vor dem Verwöhnen gewarnt - immer wieder hört man, dass Kinder einem schon bald auf der Nase herum tanzen, wenn man ständig beim ersten Pieps reagieren würde. Das Kind soll möglichst schnell lernen, alleine zu schlafen, alleine zu spielen und sich möglichst den Bedürfnissen der Eltern anpassen.

Ich beobachte mittlerweile eine Tendenz bei der Erziehung in Richtung Attachment Parenting - immer mehr Eltern tragen ihre Kinder gern, lassen sie im Familienbett schlafen (wenn diese das wollen) und erfüllen die Bedürfnisse ihrer Babys sofort. Dennoch ist die Verwöhn-Angst noch weit verbreitet - immer und immer wieder lese ich, dass es gut wäre, Kinder möglichst schnell auszuquartieren, ihnen nachts nichts mehr zu trinken zu geben und sie auch mal quengeln zu lassen. Andernfalls - so die Warnung - würden sie nicht richtig selbständig werden und stattdessen lernen, dass man nur laut genug schreien müsste, um den eigenen Willen durchzusetzen.

Das führt leider häufig zu Zweifeln, ob es wirklich richtig ist, ein Kind immer sofort hochzunehmen und zu trösten. Es ständig zu tragen oder es beim Einschlafen zu begleiten. Infolgedessen wird dann nach ein paar Wochen oder Monaten öfter mal kurz gewartet, wenn das Baby schreit, weil man sich denkt, dass es doch auch mal lernen muss zu warten. Das Baby ist davon vollkommen irritiert, weil es sich plötzlich im Stich gelassen fühlt und überhaupt nicht versteht, warum wir plötzlich zögern.

Unsere kurze Verunsicherung, unser Zögern, unser Versuch, dem Kind etwas Geduld beizubringen, kann das Urvertrauen erschüttern. Natürlich nicht sofort und nachhaltig - aber wenn diese Situationen häufiger auftreten, dann bekommt das Kind Angst, weil auf seine Bedürfnisse nicht mehr verlässlich reagiert wird. Es braucht die Eltern aber dringend - sie sind überlebensnotwendig! Es muss daher das Band der Bindung enger knüpfen und mit allen Mitteln sicherstellen, wahrgenommen zu werden. Das führt dann dazu, dass es vermehrt schreit, wenn wir es warten lassen. In diesen Fällen neigen die meisten leider zu der irrigen Annahme, dass das Kind ganz offenbar schon gelernt habe, dass man nur laut und lang genug Schreien müsste, um den eigenen Willen durchzusetzen. Also wird der Versuch des Wartenlassens intensiviert - mit dem Ergebnis, dass das Kind meist noch mehr schreit und die Eltern immer entnervter werden.

Schlafendes Baby

Problematisch in solchen Situationen ist der Vertrauensverlust. Wir wissen, dass dem Kind keine Gefahr droht, unser Baby sieht das ganz anders. Es spürt, dass seine Eltern nicht zuverlässig reagieren und das wirkt sich nachhaltig auf sein Selbstwertgefühl aus. So, wie umgehendes Reagieren signalisiert: "Du bist mir wichtig!", wird gezieltes Schreien lassen vom Kind wahrgenommen als "Du bist (mir) nicht wichtig genug, also reagiere ich nicht verlässlich".

Für ein solides Grundgerüst an Selbstwertgefühl ist ein promptes Reagieren auf die kindlichen Bedürfnisse mindestens im ersten Lebensjahr erforderlich! 

Kleinkindalter


Kaum hat unser Baby den ersten Geburtstag hinter sich gebracht, beginnt es bald, den eigenen Willen zu entdecken. Herzlich willkommen in der Autonomiephase! Da sich Kinder wegen eines Mangels an Einfühlungsvermögen grundsätzlich als Nabel der Welt betrachten, wird vor allem im zweiten Lebenshalbjahr gerne, laut und viel protestiert, wenn Wünsche nicht erfüllt werden.

Und nein - das ist keine Folge des prompten Reagierens im Babyalter! Jedes Kind hat diese Autonomiebestrebungen, das ist kein Ergebnis eines Erziehungsversagens oder ein Anzeichen dafür, dass das Kind zu sehr verwöhnt wurde. Wir haben hier in unserem Blog ausführlich darüber geschrieben, warum Kinder trotzen und wie man mit den Wutanfällen umgehen kann. Daher möchte ich an dieser Stelle nur kurz aber eindringlich darauf hinweisen, dass es für das Selbstwertgefühl sehr wichtig ist, dass man Kinder mit ihrer Wut ernst nimmt!

Sie wollen uns nicht provozieren oder Grenzen testen - sie sind einfach nur unfähig, ihre Gefühle ausreichend zu regulieren. Daher sind weder Strenge noch Ignoranz angebracht. Unsere Kinder leiden und wenn wir das nicht ernst nehmen oder gar ignorieren, dann beeinflusst das ihre Selbstwahrnehmung. Vor allem Ignorieren kann sich in hohem Maß auf das Selbstwertgefühl auswirken, denn es signalisiert: "Ich nehme dich nicht wichtig, du bist es nicht wert, dass ich mich mit deinen Gefühlen auseinander setze".

Für das Selbstwertgefühl ist es sehr wichtig, dass wir in der Autonomiephase die Gefühle unserer Kinder ernst nehmen und einfühlsam reagieren! 

Frecher Junge

Wie kann man das Selbstwertgefühl, das Selbstvertrauen und das Selbstbewusstsein stärken? 

Lernen und Entwicklung


In den ersten Jahren sind Kinder unermüdlich damit beschäftigt, ihre Motorik zu perfektionieren. Dieses Bestreben ist naturgegeben und muss nicht gefördert werden. Ohne jeden äußeren Einfluss erwirbt jedes Kind die Fähigkeit, sich zu drehen, zu sprechen oder zu laufen. Kinder lernen dabei durch Wiederholung - sie üben und üben und lassen sich in der Regel durch Misserfolge nicht entmutigen. Erst wir Erwachsenen bringen ihnen bei, dass etwas "schade" oder "ärgerlich" ist.

Die meisten von uns haben das innere Bedürfnis, ständig das Verhalten unserer Kinder zu kommentieren und zu bewerten, ihnen den Weg zu zeigen und ihnen zu helfen. Vermutlich aus dem Wunsch heraus, ihnen den Weg zu zeigen und sie vor Gefahren zu bewahren. Das ist an einigen Stellen ja auch durchaus sinnvoll und notwendig ("Schau, da liegt eine Glasscherbe, gib acht!"), an anderen Stellen vollkommen überflüssig ("Bist du aber toll gerutscht!"). Snowqueen hat in ihrem (übrigens immer wieder wirklich lesenswertem) Artikel über das Lernen und die Frühförderung bereits über den Flow geschrieben und wie wenig sinnvoll es ist, den Kindern (ungefragt) die Welt zu erklären.

Trotz meines Wissens fällt es mir selbst dennoch auch immer wieder schwer, mich zurückzuhalten. Wenn mein Dreijähriger am Boden sitzt und puzzelt, will ich ihm immer und immer wieder helfen, auch wenn er das gar nicht einfordert. Mein grundlegendes Bedürfnis scheint zu sein, ihm Frustration ersparen zu wollen. Passt ein Puzzelteil partout nicht, versucht er es geduldig weiter - erstaunlich lange. Irgendwann verliert er die Geduld und ärgert sich. Mir fällt es sehr schwer, diesen Ärger auszuhalten, denn ich möchte mein Kind natürlich ungern frustriert sehen. Nur - wie soll er es lernen, mit Frustrationen umzugehen, wenn ich ihn ständig davor schütze?

Statt ihm zu helfen, tröste ich ihn mittlerweile lieber - und ermutige ihn. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass er es so lange probiert, bis er wirklich das Gefühl hat, nicht mehr weiter zu kommen (was übrigens meist sehr viel später ist, als ich das in der Situation angenommen habe) und dann aktiv einfordert, dass ich ihm helfe. Ich lege jedoch das Teil nicht an die richtige Stelle, weil das seine Frustration verstärken würde. Hat er doch ewig herumprobiert und  das Problem letztendlich als unlösbar deklariert, würde es ihn entmutigen, wie vollkommen mühelos Mama das Teil innerhalb von Sekunden platziert.

Daher gebe ich ihm lieber eine Hilfestellung, wie z. B. "Such doch mal den anderen Teil von Benjamins Hut" oder "Versuch erst mal ein anderes Teil!". Meist gelingt es ihm mit nur ganz kleiner Hilfestellung dann doch, das Puzzle fertig zu bringen und das macht ihn unglaublich stolz.
Baby spielt mit Kinderbuch
Es ist wirklich gut erkennbar, wie unterschiedlich er reagiert, je nachdem, wie viel Hilfe er in Anspruch genommen hat. Er würdigt seine Leistung umso höher, je weniger Unterstützung er bekommen hat - und das stärkt natürlich sein Selbstwertgefühl. Er hat etwas geschafft! Er hat sich bemüht, ist dran geblieben, hat nicht aufgegeben - das ist sein Werk!

Ihn in dieser Situation zu loben würde sich übrigens eher negativ auf seine Motivation auswirken (mehr dazu weiter unten). Das wäre ungünstig, denn die Motivation ist der Antriebsmotor für das kindliche Lernen. Kinder sind von Natur aus motiviert, im Grunde muss man da als Eltern überhaupt nicht aktiv werden. Das Problem ist vielmehr, dass wir die Motivation unserer Kinder ungewollt negativ beeinflussen. Ihnen ungefragt zu helfen, suggeriert, dass wir ihnen nicht zutrauen, etwas selbst zu schaffen. So geben sie immer schneller auf und es kann dazu kommen, dass Kinder sich selbst kaum noch etwas zutrauen. "Nein, Mama, du machst das" ist ein relativ eindeutiges Signal dafür, dass zu vorschnelles Eingreifen zu einem Mangel an Selbstvertrauen geführt hat. Beobachtet mal Euren Alltag - wie oft tut ihr etwas, dass das Kind eigentlich allein machen könnte, nur damit es schneller geht?

Zwei Anmerkungen dazu noch:

1). Es geht nicht darum, das Kind jetzt künftig möglichst schnell alles selbst machen zu lassen! Das Selbständigwerden muss nicht forciert werden - jedes Kind hat da sein eigenes Tempo und fordert das auch so ein. Wenn man es denn lässt. Kinder, die kaum etwas selbst machen wollen, weil sie durch vorschnelles Eingreifen entmutigt sind, sollten künftig sanft ermutigt werden. Wenn sie dann nicht wollen, dann ist das auch in Ordnung. Es geht hauptsächlich darum, die Autonomiebestrebungen nicht durch Zeitmangel einzuschränken.

2). Manche Kinder decken ihren Aufmerksamkeitsbedarf hauptsächlich durch Unterstützung -  das ist ihr "Aufmerksamkeits-Typ (mehr dazu in diesem Artikel). Sie fühlen sich geliebt und angenommen, wenn man sie unterstützt - verwehrt man diese Unterstützung wirkt sich das eher negativ auf das Selbstwertgefühl aus. Daher sollte man ergründen, als welchem Grund das Kind etwas nicht tun möchte - mangelt es an Selbstvertrauen oder sucht es Aufmerksamkeit?

Nimm Dir Zeit, damit das Kind möglichst viel selber machen kann. Hilf Deinem Kind nur, wenn es um Hilfe bittet! Wenn es um Hilfe bittet, weil es zu wenig Selbstvertrauen hat, ermutige es! 

Ermutigen und Zutrauen


Das Selbstwertgefühl wird positiv durch das Erlernen neuer Fähigkeiten und Fertigkeiten beeinflusst. Kinder lernen dabei vorrangig durch immer neue Herausforderungen. Sie müssen immer wieder Probleme angehen und lösen oder andere bei der Problemlösung beobachten. 

Übertriebene Fürsorge schadet dabei, weil wir unseren Kindern damit die Möglichkeit der Selbstverwirklichung nehmen. Auch wenn wir sie unbedingt beschützen wollen - es ist viel wichtiger, dass sie sich immer und immer wieder ausprobieren und Problemen stellen, als dass sie keine körperlichen Blessuren davon tragen! Daher sollten wir ihnen regelmäßig die Möglichkeit geben, Dinge auszuprobieren. 

Weniger selbstbewusste Kinder haben häufig Furcht zu scheitern, weil sie das noch mehr verunsichern und entmutigen würde. Hier können wir sie als Eltern immer wieder ermutigen, sich neuen Herausforderungen zu stellen, idealerweise ohne das Kind zu überfordern. Man kann in der Regel recht gut einschätzen, wozu das Kind schon in der Lage ist. Jedes Ermutigen signalisiert: "Ich vertraue dir! Du schaffst das. Und wenn nicht, ist das auch nicht schlimm".

Kinder haben häufig Angst vor Fehlern. Vielleicht wurden sie irgendwann ausgelacht oder ausgeschimpft, als etwas schief lief und das hat sich tief eingegraben. Unsere Aufgabe ist es, ihnen beizubringen, dass Fehler vollkommen normal sind und dass sie jedem passieren. Sie sollten kein Grund sein, die Bemühungen aufzugeben und es besteht außerdem immer die Möglichkeit, sich Hilfe zu suchen.

Erwachsene machen durch ihren Superheldenstatus in den Augen ihrer Kinder nicht so viele Fehler, so dass man den einen oder anderen durchaus mal bewusst ins Familienleben einstreuen kann. Bei der Beobachtung, wie wir dann mit dem Fehler umgehen, lernen Kinder nachhaltig. Ihnen sollte klar werden, dass jeder Mensch Stärken und Schwächen hat.

Fröhliches Kind mit Kuscheltier 

 

Hohes Maß an Selbstbestimmung


Nichts macht Kinder stolzer, als Dinge, die sie nicht können, endlich erstmalig zu schaffen. Kinder altersgerecht Entscheidungen treffen zu lassen, ist einer der wichtigsten Faktoren für ihr Selbstvertrauen. Meine Tochter entscheidet bspw. seitdem sie 2 Jahre alt ist, was sie anziehen möchte. Meiner elterlichen Fürsorge komme ich nach, indem ich nur Sachen im Schrank lasse, die jahreszeitengerecht sind. Sie ist diesbezüglich vollkommen autonom und das führt natürlich zu manchmal wilden Kombinationen, bei denen andere Mütter die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wie man das Kind so rum laufen lassen könne. Verschiedene Schuhe, nur eine Socke, ein Unterhemd über dem Kleid - von den wilden Farbmixen ganz zu schweigen. Ich habe ihr ganz klar gesagt: "Das ist dein Körper und wichtig ist, dass du dir gefällst - darüber zu lachen, wie andere aussehen, ist unhöflich". So geht sie unbekümmert durchs Leben und es macht ihr nichts aus, wenn andere etwas dazu sagen. "Na und - mir gefällt es" ist die kurze selbstbewusste Antwort. Und nein - ich sorge mich nicht darum, dass sie irgendwann im Berufsleben mit einem BH über der Bluse im Büro erscheint, weil ich sie nicht früh genug reglementiert habe ;-).

Alle Kinder streben nach einem hohem Maß an Autonomie, im Alltag wird jedoch immer und immer und immer wieder von ihnen verlangt, dass sie sich unserem Willen beugen. Das ist manchmal unbedingt notwendig, aber bei den allermeisten Themen kann und sollte man Kindern unbedingt ein Mitspracherecht einräumen. Denn Kinder lernen, Entscheidungen zu treffen nur, wenn sie Entscheidungen auch tatsächlich treffen, nicht indem sie verlässlich tun, was man ihnen sagt. Das bestätigen auch Studien - Kinder, die reichlich Gelegenheit haben, Entscheidungen zu treffen, sind aktiver, aufgeschlossener und spontaner.

Jede Entscheidung, die Du Deinem Kind zubilligst, signalisiert: Ich vertraue dir, dass du das selbst entscheiden kannst. Ein hohes Maß an Autonomie steigert das Selbstwertgefühl! 

Mitgefühl zeigen


"Stell dich nicht so an!", "Ist doch nicht schlimm" und "Hat doch nicht weh getan" ist im allgemeinen Sprachgebrauch weit verbreitet. Den meisten ist nicht bewusst, wie verletzend das für ihr Kind sein kann. Wenn ein Kind sich weh tut oder traurig ist, dann wünscht es sich nur eins: Trost und Zuwendung. Wie weh es wirklich tut, kann schließlich niemand anderes beurteilen.

Meine Tochter ist mit ziemlich genau einem Jahr mittags ganz harmlos hingefallen. Als wir sie zum Nachmittagsspaziergang an- und auszogen, jammerte sie ziemlich, war dann aber wieder ganz fröhlich. Ich kann mich noch erinnern, dass ich beim Ausziehen murmelte "Ach komm Mäuschen, stell dich nicht so an!" Am Abend fiel mir auf, dass sie den ganzen Tag keinen Zentimeter gekrabbelt war - ein Besuch in der Rettungsstelle ergab dann: Durchbruch von Elle und Speiche im Arm.  Ich hatte also "Stell dich nicht so an" zu einem einjährigen Kind gesagt, das sich den Arm gebrochen hatte... 

trauriges Kind

Aber selbst wenn gar nichts passiert wäre, steht es mir trotzdem nicht zu, über das Ausmaß von Schmerzen  oder Trauer zu urteilen. Auch hier beeinflusst uns oft die Angst davor, dass wir Kinder verweichlichen - darüber haben wir ausführlich in der Artikelreihe Die Erziehung unserer Großeltern geschrieben. 

Eltern wenden manchmal ein: "Aber mein Kind hat doch meistens wirklich nichts - es jammert nur, um Aufmerksamkeit zu erregen. Wenn ich darauf eingehe, dann wird es künftig immer jammern, wenn es Aufmerksamkeit will". Damit schreiben wir unseren Kindern zu unrecht schlechte Motive zu. Wenn ein Kind Aufmerksamkeit sucht und sie nicht bekommt, wird es immer irgendetwas tun, um sie doch zu erhalten, da dieses Bedürfnis essentiell ist. Das kann Jammern sein, das kann auch Schreien, Hauen, Treten, Beißen oder anderes schlechtes Benehmen sein! 

Unsere Aufgabe als Eltern ist es an dieser Stelle, das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit so gut es geht zu erfüllen und nicht das Äußern des Bedürfnisses durch Missachtung abzutrainieren. Der Aufmerksamkeitstank unserer Kinder ist kein Fass ohne Boden - sie werden nicht immer mehr und mehrverlangen, wenn sie viel davon bekommen - sie füllen ihren Speicher und zehren auf Durststrecken davon. Wenn sie zu wenig Aufmerksamkeit bekommen, dann werden sie jedoch ziemlich sicher vehement mehr einfordern.

Tröste Dein Kind, wenn es Trost verlangt - löse dich von der Angst, dass zu viel Aufmerksamkeit Kinder verzieht!

In unserem Blog findest Du auch einen ausführlichen Artikel über das Trösten. 

Zuwendung zeigen


In den meisten Familien wird bis zum Umfallen geknuddelt und den Kindern häufig gesagt, wie gern man sie hat. Manchen fällt das jedoch gar nicht so leicht. Vor allem, wenn man selbst eine eher lieblose und problembehaftete Kindheit hatte und selbst ein "Ich habe dich soo lieb" selten oder nie gehört hat. Einige Eltern sind es nicht gewohnt, offen über ihre Gefühle zu sprechen und sie gehen davon aus, dass das Kind schon weiß, dass es geliebt wird. Dabei ist Nähe und Zuwendung immer wieder spüren für das Selbstwertgefühl essentiell. Man sollte immer mal wieder bewusst ein Wort oder eine Geste der Zuneigung in den Tag einbauen.
Kinder haben auch ein großes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit. Jedes Mal, wenn wir ihnen aufmerksam zuhören, ihnen ungeteilte Aufmerksamkeit schenken und Interesse daran zeigen, was sie uns sagen, kommt bei ihnen an: "Du bist mir wichtig, ich möchte wissen, wie es dir geht, ich mag es, mit Dir zu sprechen. Das ist für das Selbstwertgefühl natürlich großartig!"
Ebenso wichtig ist es, das Kind so anzunehmen, wie es ist - mit alle seinen Stärken und Schwächen. Bedingungslos geliebt zu werden, stärkt das Selbstwertgefühl enorm!

Zeig Deinem Kind mindestens einmal am Tag, dass Du es liebst oder dass Du Dich freust, dass es bei Euch ist! Widme ihm jeden Tag eine feste Zeitspanne an ungeteilter Aufmerksamkeit. 

Kritik äußern


Es wird im Leben immer wieder Momente geben, in denen wir unseren Kindern sagen müssen, dass das, was sie tun, nicht in Ordnung ist. Es ist enorm wichtig, Kritik so zu äußern, dass diese sie nicht verletzt und herabwürdigt. Dazu eignet sich die gewaltfreie Kommunikation, über die ich kürzlich einen ausführlichen Artikel schrieb, hervorragend. Sie ist ideal, um Konflikte ohne Verurteilung und Herabsetzung zu thematisieren.

Es ist sicher für jeden gut nachvollziehbar, dass ein genervtes "Oh man, du trödelst ja schon wieder rum! Nie kommen wir pünktlich - nun zieh dich doch endlich mal an!" das Selbstbewusstsein negativer beeinflusst als die freundliche Feststellung "Es ist 8 Uhr - ich befürchte, wir könnten zu spät kommen. Dabei wäre ich wirklich gerne pünktlich - wollen wir dich schnell gemeinsam anziehen?" Es erfordert etwas Übung, gewaltfrei zu kommunizieren, aber gerade in Hinblick auf die Entwicklung des Selbstbewusstseins unserer Kinder lohnt es sich, wenn wir uns damit näher befassen.

Kind schaut erstaunt

Leider ist unsere Kommunikation häufig nicht gewaltfrei - in Eltern-Kind-Dialogen haben sich Phrasen manifestiert, die nahezu jeder immer wieder nutzt, ohne groß darüber nachzudenken. "Wie oft muss ich das denn noch sagen?", "Du bist unmöglich!", "Man, kannst du nicht aufpassen?", "Es nervt so, dass du immer trödelst!" - das sind Pauschalkritiken die sich nachhaltig auf das Selbstwertgefühl auswirken. Kritik sollte immer am Verhalten geübt werden - nicht an der Person. Das signalisiert: "Ich habe dich wirklich lieb, aber ich bin nicht damit einverstanden, dass du.... "

Neben der Art, wie man Kritik äußert, ist auch der Umfang entscheidend. Kennt ihr auch solche Eltern, die den ganzen Tag nur rumnörgeln? Meistens merken sie es gar nicht mehr. In der Kita meiner Kinder gibt es sogar mehrere und sie machen mich ehrlich gesagt wirklich wahnsinnig! "Lea, komm endlich! Man, wie siehst du denn nur wieder aus? Hast du nicht ordentlich gegessen? Es ist ja alles vollgekleckert. Die schönen Sachen. Ich kauf dir bald nichts mehr, wenn du nie aufpasst. Das kostet alles Geld! Und wo ist dein Rucksack? Warum hängt der nicht am Haken? Man, ich habe dir schon hundert mal gesagt, du sollst auf deine Sachen besser aufpassen. Nun zieh dich doch mal endlich an, immer dieses Getrödel! Nun mach schon. Wo sind deine Handschuhe? Mensch, der gehört an die linke Hand - nun merk dir das doch mal! Es ist furchtbar mit dir...."

So geht das ewig weiter und ich möchte manchmal wirklich schreien!! Die armen Kinder - man muss sich doch wirklich nicht wundern, wenn die entweder total verängstigt sind und keinen Mucks mehr sagen oder - was deutlich häufiger der Fall ist - dann erst recht frech und pampig werden und sich irgendwann gar nichts mehr sagen lassen. Sie haben dann zwar ein vermeintlich starkes Selbstbewusstsein, weil sie ja machen, was sie wollen, ohne sich um andere zu kümmern, aber ihr Selbstwertgefühl ist ganz sicher nicht gut entwickelt. In Bezug auf das Selbstbewusstsein ist es nicht entscheidend, dass es hoch ist - es muss gesund sein.

Kritisiere Dein Kind nur, wenn es unbedingt erforderlich ist - und dann möglichst gewaltfrei! 

Respektieren der körperlichen Grenzen 


"Komm, gib der Oma mal ein Küsschen!" - es ist Graus für viele Kinder. Nicht, weil sie die Oma nicht mögen würden, sondern weil sie gerne autonom über ihren Körper entscheiden wollen. Während es für die meisten Eltern mittlerweile völlig in Ordnung ist, dem Kind zuzugestehen, dass es "Nein!" zur Oma sagen darf, wird schnell vergessen, dass auch das Windeln und Kleidung anziehen, Wegtragen aus Trotzanfällen, Zähne bei Verweigerung putzen und Medikamentengaben ungewollte Eingriffe in die körperliche Intimsphäre sind.

Man kann recht ausschweifend darüber diskutieren, welche Maßnahmen den Einsatz der elterlichen Überlegenheit rechtfertigen. Ich will das an dieser Stelle nicht tun und nur bewusst machen: Das Selbstbewusstsein korreliert auch mit dem Maß an Bestimmung über den eigenen Körper, weswegen man sich in Konfliktsituationen immer wieder fragen sollte, ob es wirklich wichtig ist, sich jetzt körperlich durchzusetzen oder ob man ggf. mit etwas mehr Zeit, Geduld und gewaltfreier Kommunikation einen Kompromiss erzielen kann. 

Die Bestimmung über den eigenen Körper ist eines der wichtigsten Rechte unserer Kinder. Sie sollten damit aufwachsen, jederzeit "Nein!" sagen zu dürfen - auch zu uns. Respektieren wir ihre Grenzen; steigert das die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Kinder auch die Grenzen anderer wahren. Und das hat auch mittelbar Einfluss auf das Selbstbewusstsein - ständig beißende, schubsende, tretende Kinder geraten in Kindergruppen schnell ins Abseits.

Für ein gesundes Selbstwertgefühl und ist es erforderlich, dass Kinder in einem hohem Maß allein über ihren Körper entscheiden dürfen. 

Keine Vergleiche anstellen 


Eins der schlimmsten Dinge für Kinder ist es, das Gefühl zu haben, nicht "gut genug" zu sein. Die Auffassung, was genau gut genug ist und was nicht, unterscheidet sich bei Eltern und Kindern oft stark. Jedes mal wenn wir sagen "Dein Bruder hat aber...." oder "Deine Schwester kann besser ..." ist das für Kinder ein Tiefschlag. Zum Glück machen wir das schon instinktiv zum Glück eher selten. Was ich aber immer wieder beobachte ist, dass sich Erwachsene unterhalten und dann Vergleiche anstellen. "Er hat viel später angefangen zu laufen, als sein Bruder" ist für die Oma eine interessante Information - für das Kind, das das nebenbei hört, ist das eine Herabwürdigung. 

Keine Strafen und Liebensentzug


Leider sind in unserer Gesellschaft Strafen und Liebesentzug weit verbreitet. Die wenigsten Eltern strafen aus Überzeugung - vielmehr treibt sie dabei Hilf- und Alternativlosigkeit an. Strafen funktionieren nicht - sie wirken sich aber auf das Selbstwertgefühl aus. Denn eine Strafe bedingt, dass ich meine elterliche Überlegenheit nutze, um meinem Kind vorsätzlich Schaden zuzufügen.

Kinder sind lange nicht in der Lage zu verstehen, dass eine Strafe berechtigt ist oder es sie gar verdient habe. Wenn wir eine Strafe androhen oder verhängen, fühlt sich ein Kind immer hilf- und machtlos, wütend und traurig. Es erlebt: egal, was ich sage oder tue, ich bin einer vollkommenen Willkür ausgesetzt. Wir sollten uns bewusst machen: Strafen empfindet ein Kind so gut wie immer als ungerecht - ganz unabhängig davon, ob sie es tatsächlich sind. Und jede Strafe signalisiert: "Es ist mir egal, was du sagst oder denkst - ich setze mich jetzt durch". Über dieses Thema haben wir ebenfalls einen sehr ausführlichen Artikel geschrieben, der Unterstützung bei der Findung von Alternativen bietet. 

Ein Wort zum Lob


Im Zusammenhang mit dem Selbstwertgefühl ist immer wieder zu lesen, dass Kinder verstärkt gelobt werden sollen, um ihr Selbstbewusstsein zu steigern. Das klingt zunächst recht einleuchtend - wenn ich meinem Kind gesagt habe: "Das hast du toll gemacht!" dann freut es sich, es weiß, dass es etwas Tolles geleistet hat und das wirkt sich positiv auf sein Selbstwertgefühl aus.

Dabei wird jedoch vollkommen außer Acht gelassen, dass mein Lob das Kind überhaupt nicht dahingehend beeinflussen kann, wie wertvoll es sich selbst findet, denn es sagt ja lediglich aus, wie wertvoll ich seine Leistung finde. Um ein Gefühl für sich selbst zu entwickeln, muss das Kind seine Leistung selbst wertschätzen. Und das wird umso schwieriger, je häufiger ich die Leistung bewerte.

Und was passiert, wenn ein Kind ein (gut gemeintes) "Toll gemacht!" hört, obwohl es das, was es gerade getan hat, selbst überhaupt nicht toll fand? Dann ist es verwirrt und zweifelt an seiner Urteilsfähigkeit und der Fähigkeit, sich selbst zu vertrauen. Außerdem ist Lob eine Form der Anerkennung, die bei Kindern das Gefühl auslösen kann, dass sie sich diese quasi verdienen müssen. Bleibt es an einer Stelle aus, wo das Kind eins erwartet, ist es verunsichert.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch zu wissen ist, dass Studien ergaben, dass sich Lob auch negativ auf die Motivation auswirkt. Mehr zu diesem recht komplexen Thema kannst Du bei Interesse in unserm Artikel zum Loben nachlesen.

Für das Selbstwertgefühl ist es enorm wichtig, dass sich das Kind bedingungslos geliebt und angenommen fühlt - Lobe schränken die Bedingungslosigkeit unserer Zuneigung ein. 

Zuletzt - der Blick auf das eigene Selbstbewusstsein


Kinder lernen hauptsächlich durch Nachahmung - wenn ich selbst eher zurückhaltend und still bin, dann wirkt sich das natürlich auch auf mein Kind aus. Hat man also das Gefühl, dass dem Kind eine Portion Selbstbewusstsein gut täte, dann lohnt sich die Frage, ob man bei sich selbst noch etwas verbessern kann. Dafür gibt es wirklich gute Bücher, wie Leben kann auch einfach sein: So stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl oder Selbstbewusstsein trainieren für Dummies. Auch im Internet gibt es Angebote mit Tipps und Übungen, mit denen man das eigene Selbstbewusstsein stärken kann.

© Danielle 


Quellen 







45 Kommentare:

  1. Danke! Wieder einmal ein ganz toller Beitrag. Zwar werden eifrige Leser einiges wiedererkennen, aber da es so wichtig und interessant ist, stört mich das gar nicht.

    Besonders der Spruch: hab dich nicht so, hat mich als Kind immer sehr verletzt. Ich hoffe, dass ich ihn nie bringen werde, aber die eigene Kindheit ist schon prägend. Ich versuche dann immer lieber zu sagen: hast du dir weg getan? Zeig mir wo es weh tut.
    Wenn es wirklich mehr ein Schreck-schreien ist, dann ist mit den Beantworten der Frage meist auch das Geschrei vorbei. Sonst wird gepustet und wenn es ganz schlimm ist (irgendwann kann man das tatsächlich abschätzen), dann werden Seifenblasen gemacht. Wenn das noch immer nicht hilft sind wir schon fast auf dem Weg zum Arzt... bisher zum Glück erst einmal aber leider berechtigt.

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  2. Ich frage mich gerade, wie sich wohl jemand fühlt, der die Situationen nicht so wie von dir beschrieben löst und der nicht so reagiert, wie du es tun würdest. So jemand müsste sich doch zwangsläufig verletzt fühlen, als Erziehungsversager. Und was, wenn jemand auf Grund eigener Erfahrungen oder Ansichten es gar nicht schafft, sein Kind ständig so zu behandeln, wie von dir beschrieben… Ist dann dieses Kind automatisch dazu verdammt später als Opfer oder Jasager zu enden? Und was ist mit den Eltern, die sich zwar sehr bemühen genau so mit ihrem Kind umzugehen, aber offensichtlich dabei versagen, es einfach nicht schaffen?
    Nicht der Inhalt, die Wirkung dieses Posts ist irgendwie unglücklich. Selbst bei mir, die ich zwar einiges so versuche zu lösen, weil ich die Argumentation einleuchtend finde, es aber wirklich nicht flächendeckend schaffe, löst dieser Post keine Motivation, sondern Aggression aus. Es fehlt irgendwie der versöhnliche Ton, die Relativierung. Denn auch das Selbstbewusstsein der Eltern hat als Schwachstelle die Kinder.
    Ach und dann gäbe es ja noch die Eltern, die schlicht auch mal was anderes im Kopf haben (müssen), als sich den ganzen Tag korrekt ihren Kindern gegenüber zu verhalten. Ist ja auch irgendwie ein Aufwand sich dieses Verhalten anzueignen und ganz bestimmt nicht der Weg des geringsten Widerstandes. Wenn also jemand diesen Aufwand nicht betreibt - warum auch immer - was passiert eigentlich dann? Auf diese Frage hätte ich wirklich gerne mal eine Antwort!

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    1. Liebe Rosalie,

      zunächst einmal tut es mir leid, dass der Artikel Dich aufwühlt - das war ganz sicher nicht die Absicht. Ich habe mittlerweile den Eindruck, dass Du unsere Texte sehr emotional gefärbt liest. Wir schreiben keine Handlungsleitfaden zum Umgang mit Kindern - das können wir gar nicht, weil jedes Kind verschieden ist. Was wir können: Geschichten aus unserem Leben mit fünf verschiedenen Kindern zu erzählen und berichten, welche Handlungen bei uns welchen Effekt hatten und mutmaßen, woran das liegt. Ich kann beim besten Willen nicht erkennen, dass ich schreibe: Mache unbedingt A, dann passiert B und wenn Du das nicht tust, bist Du ein schlechter Mensch. Es gibt ein paar Grundwerte (Mitgefühl, Respekt, Ehrlichkeit), die ich für essentiell halte und das schreibe ich auch so.

      Wie sich nun jemand fühlt, der diesen Text liest und einige der Dinge nicht beachtet oder anders gemacht hat? Das kann ich nicht beurteilen. Wir schreiben einen "Ratgeber-Blog", der hauptsächlich über Google gefunden wird. Diesen Artikel lesen in der Regel Menschen, die der Meinung sind, dass das Selbstwertgefühl ihres Kinder verbessert werden kann. Wir erklären, woraus ein nicht ganz so starkes Selbstgefühl resultieren kann und wie er es positiv beeinflussen kann. Dass manche Dinge nicht änderbar sind, liegt in der Natur der Sache - nur soll man sie deswegen totschweigen? Natürlich hat ein Elternteil, das sein Kind schreien ließ, ein schlechtes Gewissen, wenn es hier liest, dass das mit ursächlich sein kann - soll ich es daher schönreden?

      Stell Dir vor, Du hast eine Katze, die Nierenprobleme hat. Du beginnst zu googeln, woher Nierenprobleme bei Katzen kommen und findest einen Text, der sehr genau erklärt. dass die jahrelange Fütterung mit Trockenfutter dazu führen könnte. Wer ist dann "Schuld" an dem schlechten Gefühl? Derjenige, der schreibt, wie man es besser hätte lösen können? Was genau erwartest Du zu lesen? Ist ja nicht schlimm, dass Du aus Unwissenheit Trockenfutter gegeben hast? Hilft Dir das weiter? Nein - tut es nicht. Du hast ein schlechtes Gewissen - zurecht, denn Du hast Dich nicht informiert, welches Futter für Katzen ideal ist. Ja - die Katze hat trotzdem überlebt - wenn auch wahrscheinlich nicht so lange, wie richtig gefütterte. Nun kann man sagen: Na und - interessiert mich nicht oder man kann einfach sein Verhalten reflektieren und es ändern. Es ist nicht die Schuld der Katze und auch nicht desjenigen, der den Artikel über Nierenkrankheiten schrieb, dass die Katze krank ist.

      Es ist die Verantwortung eines jeden Einzelnen, zu entscheiden, wie ausführlich man sich mit dem Thema Erziehung befasst. Wer das nicht so ausführlich tut, der wird sicher einige Dinge anders tun, als ich. Er ist deswegen kein besserer oder schlechterer Mensch - er geht einen anderen Weg. Dass ich meinen Weg "richtiger" finde ist logisch - sonst würde ich ihn nicht gehen. Und ja - ich bin der Meinung, dass man - wenn man die Verantwortung übernimmt, Eltern zu sein, auch die Pflicht hat, sich damit auseinander zu setzen, was das Richtige für das Kind ist. Ich behaupte auch nicht, dass ich weiß, wie alles ideal ist - ich kann hier nur meinen Weg beschreiben. Das kann man lesen und sinnvoll finden oder auch nicht. Jeder muss sich selbst ein Bild machen - ich schlage lediglich vor, worüber man sich Gedanken machen kann und in welche Richtung ich das tat. Was man selber davon mitnimmt, bleibt jedem selbst überlassen. Und wenn man ein schlechtes Gewissen bekommt, sollte man sich doch zunächst fragen, wodurch eigentlich - oder?

      Übrigens ist es bei uns nicht aufwändig, sich "korrekt" den Kindern gegenüber zu verhalten - denn respektvoller Umgang und möglichst viel Zeit führen zu hoher Kooperationsbereitschaft, bei der die aufgewendete Zeit an anderer Stelle wieder "gespart" wird. Wer also den Weg des geringsten Widerstandes geht, wird höchstwahrscheinlich mit seinen Kindern recht viel diskutieren müssen, weil sie unkooperativer sind.

      Viele Grüße!
      Danielle

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    2. Ah so, wenn ich ein schlechtes Gewissen hab, dann aus gutem Grund. Das ist ja eine einfache Erklärung und leider auch der Grund, warum ich Eltern, die mir mit AP kommen nicht ausstehen kann. Du willst also sagen, ich hab mich nicht gut genug informiert und wenn doch, dann hab ich halt die falschen Ratgeber gelesen. Soso. Denn hätte ich mich erstens mit meinen Kindern auseinander gesetzt und mich 'richtig' (sprich wäre mit den gleichen Ratgebern zum gleichen Schluss gekommen wie du) informiert, hätte ich keinen Grund zu einem schlechten Gewissen.
      Wie gesagt, warum ich deine Posts unausgewogen finde, liegt nicht am Inhalt. Es liegt darin, dass du so sehr glaubst zu wissen was richtig ist, dass du andere Eltern nicht abholen kannst, wo sie stehen. Das sollte aber ein Ratgeber definitiv können, statt Vorwürfe zu machen.

      Schreibe doch mal einen Text darüber, was du an den Tyrannentheorien nachvollziehbar findest und wie du die Brücke zum Attachment Parenting und gewaltfreier Kommunikation schlagen würdest. Das wäre dann nämlich Auseinandersetzung und Perspektivwechsel.

      Ach und dieser Satz: Und ja - ich bin der Meinung, dass man - wenn man die Verantwortung übernimmt, Eltern zu sein, auch die Pflicht hat, sich damit auseinander zu setzen, was das Richtige für das Kind ist.
      Der erklärt sehr schön, wie du zum Ton deiner Posts kommst. Du schlägst nämlich mitnichten vor, mal über einige Themen nachzudenken. Du formulierst im obigen Post in klaren Sätzen ganz direkt, was du für das Richtige hältst. Da frag ich mich doch ganz direkt, was dich eigentlich von einem Herrn Winterhoff unterscheidet? Verkauft der nicht auch seine Ansichten als das Richtige?

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    3. Hallo Rosalie,
      Mir geht es bei einigen Blogbeiträgen ähnlich, dass ich ein schlechtes Gewissen bekomme bzw. Angst habe, wenn ich nciht alles genauso mache, dann "schädige" ich mein Kind nachhaltig.
      Zum Glück habe ich jedoch viele der Buchempfehlungen aus dem Blog selbst gelesen und war vor allem von Renz-Polster "Kinder verstehen" total begeistert. Er relativiert das Ganze nämlich dadurch, dass die Mutter bzw. die Eltern ja doch nur einen Teil des sozialen Umfeldes eines Kindes ausmachen. Deshalb versuche ich trotzdem eine liebevolle Mutter zu sein und mir die guten Tipps aus dem Blog zu Herzen zu nehmen, aber ich weiß eben auch dass mal ein ärgerliches "nun hab dich nicht so" oder ein Lob oder was auch alles erwähnt wurde, eben NICHT gleich bleibenden Schaden anrichten. Da es mir persönlich auch oft schwer fällt, so "perfekt" zu sein, bin ich stolz auf jede "richtig" und vor allem bewusst gemeisterte Situation anstatt mich über jeden "Fehler" noch zusätzlich zu grämen.
      Gruß, Susanne

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    4. Liebe Susanne,

      ich kann gut verstehen, was Du meinst - mir würde es ähnlich gehen :-). Was einem beim Lesen nicht immer bewusst ist: Das ist die Beschreibung des von uns empfundenen Idealzustandes - das heißt aber weder, dass wir es schaffen, ausschließlich so zu handeln, noch dass es keine anderen Wege gibt, die genauso gut sind.

      Keiner schafft es immer, alles richtig zu machen - ich finde, es geht auch vorrangig darum, sich zu bemühen. Es ist für solche Artikel nur ineffektiv und uninteressant zu beschreiben, was nicht gut geklappt hat. Wahrscheinlich müssen wir mal aus dem Nähkästchen plaudern, was bei uns alles nicht klappt - denn es soll sich niemand unzulänglich fühlen.

      In diesem Artikel geht es auch vielmehr darum, was alles Einfluss auf das Selbstwertgefühl hat - das sollte einem einfach bewusst sein. Und ein tägliches "Ich habe Dich so lieb" gleicht auch sicher ein "Hab dich nicht so aus".

      Und ganz genau - es geht einfach um die Sensibilisierung - den Gedanken: Was kann ich anders machen und das im Rahmen seiner Möglichkeiten zu tun - ich selbst freue mich über jedes Mal, wo ich nicht laut geworden bin oder dem Impuls widerstand, mein Kind einfach stehen zu lassen. Aber natürlich schaffe ich das auch nicht in jedem Falle - dazu bin ich viel zu sehr durch meine eigene Kindheit geprägt.

      Rosalie, es fällt mir sehr schwer, auf dieser Kommunikations-Ebene sachlich zu sein. Wir haben das ja schon an verschiedenen Stellen diskutiert, dass ich für mich zu dem Schluss gelange, dass wir nicht auf einen Nenner kommen. Ich akzeptiere das so für mich und wünsche Dir alles Gute!

      Liebe Grüße!
      Danielle

      Und natürlich schadet einem Kind nicht, wenn man nicht zu 100% "korrekt" (wie auch immer man das für sich selbst definiert) handelt - aber ich kann mich auch ehrlich nicht erinnern, dass wir das je so geschrieben haben.

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    5. Zitat"Stell Dir vor, Du hast eine Katze, die Nierenprobleme hat. Du beginnst zu googeln, woher Nierenprobleme bei Katzen kommen und findest einen Text, der sehr genau erklärt. dass die jahrelange Fütterung mit Trockenfutter dazu führen könnte. Wer ist dann "Schuld" an dem schlechten Gefühl? Derjenige, der schreibt, wie man es besser hätte lösen können? Was genau erwartest Du zu lesen? Ist ja nicht schlimm, dass Du aus Unwissenheit Trockenfutter gegeben hast? Hilft Dir das weiter? Nein - tut es nicht. Du hast ein schlechtes Gewissen - zurecht, denn Du hast Dich nicht informiert, welches Futter für Katzen ideal ist. Ja - die Katze hat trotzdem überlebt - wenn auch wahrscheinlich nicht so lange, wie richtig gefütterte. Nun kann man sagen: Na und - interessiert mich nicht oder man kann einfach sein Verhalten reflektieren und es ändern. Es ist nicht die Schuld der Katze und auch nicht desjenigen, der den Artikel über Nierenkrankheiten schrieb, dass die Katze krank ist."

      Das ist so nicht Korrekt CNI ist eine typische Alterskrankheit bei Katzen und Hat nichts mit Trocken oder Nassfütterung zu tun sondern mit dem Nährstoffprofil des Futters. Ich habe lange für ein Tiernahrungsunternehmen gearbeitet und so sehr viele Katzen kennengelernt, die ausschließlich trocken ernährt wurden und umn die 25 Jahre alt geworden sind eine sgar 30. aber hier geht es nicht um Katzen...
      Zitat:
      "Es ist die Verantwortung eines jeden Einzelnen, zu entscheiden, wie ausführlich man sich mit dem Thema Erziehung befasst. Wer das nicht so ausführlich tut, der wird sicher einige Dinge anders tun, als ich. Er ist deswegen kein besserer oder schlechterer Mensch - er geht einen anderen Weg. Dass ich meinen Weg "richtiger" finde ist logisch - sonst würde ich ihn nicht gehen. Und ja - ich bin der Meinung, dass man - wenn man die Verantwortung übernimmt, Eltern zu sein, auch die Pflicht hat, sich damit auseinander zu setzen, was das Richtige für das Kind ist."
      Das finde ich kommt sehr verquer rüber. Manche können das einfach nicht. Ich würde hier nicht von Pflicht sprechen.
      Ich finde ein "schlechtes Gewissen" ist immer eine Chance. Das Wissen das man einen Fehler gemacht hat, einfach weil mann es nicht besser wusste (und auch nicht besser wissen konnte).
      Fehler sind gut, denn Perfektion ist schlecht, besonders im Umgang mit Kindern.

      Ansonsten finde ich den Blog echt super und empfehle ihn wärmstens.
      Liebe Grüße
      Babs

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    6. Liebe Babs,

      vielen Dank für Deinen Kommentar. Es gibt sicher gesunde Trockenfutterkatzen ebenso, wie uralte Kettenraucher ;-).

      Ich kann nachvollziehen, was Dich an der Formulierung stört. Vielleicht trifft es die Bezeichnung „Verantwortung“ etwas besser.

      Herzlichen Dank fürs Lesen und Empfehlen!
      Liebe Grüße
      Danielle

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  3. Sehr interessant das Ganze.
    Leider scheint es ja so zu sein, dass viele Sachen, die man instinktiv macht, bzw aus der eigenen Kindheit kennt, kontraproduktiv und falsch sind. Da wird's wohl schwer sein, sich bewusst anders zu verhalten.
    Eine Frage haette ich dann doch: Wie soll man denn reagieren, wenn das Kind was tolles geleistet hat? Z. B. (im Falle meiner 1jaehrigen) endlich die Stapelringe stapeln kann, oder anfaengt, die Formen richtig zu sortieren oder selbstaendig zu gehen? Ich freu mich da halt, aber wie soll man dann loben oder dem Kind zeigen, dass man sich freut, wenn man nicht "falsch loben" moechte?
    Danke

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    1. Liebe Steffi,

      mein Vorschlag lautet in solchen Fällen: Mitfreuen ohne zu werten. Der Grat zwischen beidem ist relativ schmal, aber wenn man sich mit dem Thema intensiv befasst, dann wird einem schnell klar, dass dieser Unterschied einen großen Effekt haben kann. Begeistert zu rufen: "Hey, du hast das geschafft!" ist eine Beschreibung ohne Wertung - also ein reines Mitfreuen. Ein "Du hast das toll gemacht!" beinhaltet eine Wertung. Das Thema ist recht komplex - wenn es Dich interessiert, schau mal in den in dem Abschnitt über das Loben verlinkten Artikel, da sind die Zusammenhänge ganz genau erklärt.

      Viele Grüße!
      Danielle

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    2. Seit dem Artikel über das Loben haben wir uns angewöhnt, uns mitzufreuen. Unsere Eltern konnten wir davon halbwegs überzeugen, als wir sie einfach mal 3h lang für jeden Pups gelobt haben. Jetzt loben sie weniger, aber sie sind ja eh nicht so oft da.
      Was mich jedoch wundert, dass überall ständig darauf hingewiesen wird, dass man sein Kind loben soll. Gerade hab ich den aktuellen Brief vom Arbeitskreis Neue Erziehung erhalten (die ich ansonsten sehr gut finde) und auch darin heißt es wieder, dass ich mein Kind loben soll, wenn es mit mir aufräumt oder ein neues Wort sagt. Aber das Kind lernt doch nicht sprechen, weil es dann ein Lob bekommt! Warum hat sich das Loben so in der Erziehung durchgesetzt?
      Ähnlich ist es irgendwie nur noch beim Klettern. Da werden manche die Wand hochgelobt und immerzu wird gerufen, wo jetzt der rechte Fuß oder die linke Hand hin muss. Also ich persönlich möchte das lieber selber herausfinden...
      Liebe Grüße und Danke für euren tollen Blog! (Dieses Lob kommt von Herzen und soll euch gleichzeitig manipulieren, so weiterzumachen ;-)

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    3. Oh - wir nehmen sehr gerne Lobe entgegen! Lob ist tatsächlich ein Motivationsgeber :-) und es ist auch nicht per se etwas dagegen zu sagen. Das Problem daran ist ja einfach der Einfluss auf die Bedingungslosigkeit der elterlichen Liebe - wenn die Omma mal lobt, ist das auch gar kein Problem (wenn es nicht für jeden Pups ist).

      Tja - warum hat sich das durchgesetzt - gute Frage Zum einen, weil man es einfach im Umfeld so oft erlebt, dass es einfach unreflektiert übernommen wird - ja durchaus in guter Absicht! Zum anderen, weil es sehr gut zur Konditionierung taugt. Und die wurde bisher ja fast flächendeckend in der Erziehung praktiziert - das Umdenken beginnt erst jetzt allmählich. Und man liest durchaus schon an so einigen Stellen, dass das mit dem Loben nicht so sinnvoll ist.

      Vielleicht magst Du mir den Brief des Arbeitskreises (oder einen Link dazu) ja mal schicken? Dann würde ich mich gerne mal mit denen dort austauschen.

      Liebe Grüße!
      Danielle

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    4. Liebe Danielle,

      ich habe auch eine Frage zum Loben. Mich überzeugt alles, was ihr (und Alfie Kohn) dazu schreibt und ich versuche auch, das umzusetzen. Allerdings lese ich auch überall, dass man sein Baby (!) loben soll und habe das deswegen lange Zeit gemacht. Irgendwann haben mein Mann und ich angefangen, bei bestimmten Dingen, die meine Tochter macht, zu klatschen. Später fand ich das albern und habe damit aufgehört. Meine Eltern - die 1x in der Woche auf unsere Tochter aufpassen - machen das aber sehr extrem. Ein Beispiel: Unsere Tochter (14 Monate) klettert auf einen Kindersessel. Meine Eltern rufen "fein/super/toll!" und klatschen. Mittlerweile ist es so, dass unsere Tochter immer, wenn sie "super" etc. hört, selbst anfängt zu klatschen und wie ein Honigkuchenpferd zu grinsen. Das macht sie auch, wenn sie in ihren Büchern den Marienkäfer / den Ball / etc. findet (oder wonach auch immer ich gefragt habe), und ich "genau" sage, wenn sie drauf zeigt.
      "Genau" ist natürlich kein Lob. Aber dieses "fein" etc. meiner Eltern stört mich doch sehr. Vor allem, weil ich es etwas befremdlich finde, dass meine Tochter immer selbst anfängt zu klatschen. Ich weiß nicht, ob ich es ansprechen soll oder ob ich einfach darauf hoffe, dass sich das irgendwann von selbst erledigt.

      Viele Grüße
      M. (die euren Blog toll findet)

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    5. Liebe M.,

      beim Loben geht es in erster Linie darum, dass man die elterliche Liebe nicht an Bedürfnisse knüpft. Daher ist es eigentlich unproblematisch, wenn das Umfeld dennoch lobt.

      Interessanterweise hat meine Tochter das ja damals, als ich noch "normal" gelobt habe, regelrecht von mir eingefordert. Wir loben jetzt knapp 2 Jahre nicht mehr, sie wird aber natürlich von Kita und Omas dennoch gelobt, aber mich fragt sie nicht mehr danach - es fehlt ihr also nicht.

      Das Klatschen ist ein Freuen Deines Kindes - sie ist glücklich, etwas geschafft zu haben und ist stolz. So verleiht sie ihrer Freude Ausdruck und das ist auch völlig in Ordnung so. Es geht ja beim Nichtloben nicht darum, gar kein Feedback zu geben, sondern nicht mehr zu werten. Also klatschen und sich Mitfreuen oder ein "genau!" sehe ich absolut nicht kritisch.

      Und die Omas - lass sie machen - sie verstehen es nicht und das kann man ihnen nicht wirklich über nehmen. Ich sage dann manchmal wirklich scherzhaft: "Das Kind ist doch kein Hund!" - da halten sie schon inne und verstehen, was ich meine :-).

      Liebe Grüße!
      Danielle

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    6. Ihr schreibt ja, dass es wichtig ist, dass das Kind sich vor allem der uneingeschränkten elterlichen Liebe sicher sein kann.

      Aber beim Loben geht es ja nicht nur ums Selbstwertgefühl, sondern auch um intrinsische/extrinsische Motivation. Das hattet ihr auch geschrieben (im Artikel übers Loben recht ausführlich), dass falsches Loben die Motivation ziemlich nach unten treiben kann.

      Aber wie ist das denn, wenn unser Baby außer von uns ständig für jeden Pups "fein/super/toll" hört oder später z.B. immerzu hören wird "Das hast du aber toll gemalt." etc.?

      Klar sind die Eltern wichtig, aber auch das Umfeld nimmt ja nicht wenig Einfluss und wenn dieses entsprechend der gängigen Erziehungsmuster handelt (Lob, Strafe, Helfen/Förderung...), dann bringt es doch nicht all zu viel, wenn man selber standhaft seine Überzeugungen durchsetzt, oder?

      Also ich mache mir in letzter Zeit einfach viele Gedanken, weil ich mich sehr viel mit der Entwicklung und Erziehung von Kinder auseinander setze und dazu stark meine eigene Kindheit und das Verhalten meiner Bezugspersonen sowie mein eigenes reflektiere und mich demzufolge von klassischen Mustern löse, gleichzeitig aber denke, dass es eh nichts oder nicht viel bringen wird, da die Großeltern (und teilweise der eigene Mann) von einigem sicher nur schwer zu überzeugen sein werden und ich mit meinen Ansichten manchmal ganz alleine da stehe. :-/
      (Mal davon abgesehen, dass es mir häufig auch ganz schön schwer fällt, das von mir angestrebte Verhalten zu zeigen, selbst wenn gerade andere Gedanken in mir kreisen und dennoch authentisch zu bleiben.)

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    7. Hallo,

      ja, das ist tatsächlich ein Thema, das mir auch zu schaffen macht. Was ich beobachte ist zumindest, dass meine Kinder keinen Wert darauf legen, von anderen bewertet zu werden. Und doch: Die Eltern-Kind-Beziehung ist die intensivste und prägendste, die Beziehungen im Umfeld sind da eher untergeordnet.

      Ich kann Deine Gedanken verstehen - es ist schwierig, wenn man damit Einzelkämpfer ist. ABER: es geht um Deine Beziehung zum Kind - die anderen bauen andere auf. Das ist so und kann man nicht ändern, aber zu sagen, dass man es - weil die anderen es auch nicht so machen - lieber nicht so macht, wie man es eigentlich für richtig hält, ist in meinen Augen nicht gut.

      Und zum Trost: Man gewöhnt sich dran und es wird definitiv einfacher - mit steigendem eigenen Selbstvertrauen und wenn man die Ergebnisse sieht.

      Liebe Grüße
      Danielle

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  4. Liebe Danielle,
    vielen Dank für diese kompakte Zusammenfassung! Ich freue mich über jeden eurer Artikel, weil alles sehr ausführlich recherchiert und mit Erfahrungen aus dem Leben verknüpft ist. Wenn jemand Schuldgefühle hat, weil er seinen eigenen Umgang mit dem Kind schlecht findet, dann sollte man es dem Kind sagen und von nun an anders mit dem Kind umgehen. Mit seinen Schuldgefühlen muss jeder alleine klarkommen - das kann dieser Blog nicht auch noch leisten...

    Zur Annahme, dass berufstätige Eltern nicht bindungsorientiert "erziehen" können: Ich arbeite seit mein Kind 7 Monate ist (Betreuung durch Papa/Oma) und kann auch nach einem harten Arbeitstag freundlich und anständig mit meinem Kind umgehen. Beim abendlichen Waschen plane ich z.B. mehr Zeit ein, damit wir währenddessen zusammen toben und kuscheln können. So sind beide Seiten zufrieden.

    LG TaoTao

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    1. Liebe TaoTao,

      ich denke auch, dass man sehr bindungsorientiert erziehen kann, auch wenn man nicht so viel Zeit mit den Kindern verbringen kann. Auch Fremdbetreuer können eine tolle Bindung zum Kind aufbauen. Ja - es ist aufwändig, aber ich finde, es zahlt sich auf Dauer definitiv aus.

      Liebe Grüße!
      Danielle

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  5. Oh ja, mein Kind hat ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl. So ausgeprägt, dass es glaubt, alles zu können. Sogar besser als Mama und Papa. Das macht mich wahnsinnig. Wie gehe ich damit um? Wenn ich zum Beispiel auf der einen Seite einen jungen Hund habe, der gerade Platz lernen soll und auf der anderen Seite ein 4-jähriges Kind steht und sagt, dass der Hund halt gerade nicht will und ich ihn in Ruhe lassen soll? Oder ich dem Kind erkläre, wie wichtig es ist, den Hund, wenn er im Spiel knurrt, in Ruhe zu lassen und das Kind meint, dass das nichts ausmacht? Waaaah! Zum Glück nur beim Besucher-Hund so gewesen....

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    1. Der Glaube, alles zu können, ist recht alterstypisch :-). Das ist definitiv noch einen einen eigenen Artikel wert!

      Liebe Grüße!
      Danielle

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  6. Die Frage wieviele "fehler" ok sind treibt mich auch um. Hattet ihr nicht in irgendeinem Artikel geschrieben dass die meisten Kinder Eltern haben die nicht immer alles richtig machen und die dennoch ohne "schaden" auskommen?
    Ich hab bei meinem großen Kind nach der Geburt des jüngeren GeschwisterKindes einige Wochen; ja fast Monate viele Fehler gemacht. War ungeduldig, unfreundlich, also oft das Gegenteil von dem was ihr beschreibt. Die ersten 3 Jahre wurde er aber getragen, gestillt, alles...und nun kommuniziere ich auch wieder gewaltfrei und es läuft wieder gut.
    aber meine Riesen sorge: hat ihn diese zeit nun geschädigt?? Oder war das Fundament der ersten 3 Jahre gut genug?

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  7. Liebe Jamila,

    ja, das ist so vollkommen richtig - Kinder verzeihen jede Menge Fehler und die allermeisten sind sogar in der Lage, grobe Fehler zu verschmerzen - das nennt man Resilienz.

    Ich denke, dass ein wirklich sicher gebundenes und in den ersten Monaten bindungsorientiert aufgewachsenes Kind die Geburt eines Geschwisterchens und eine darauf folgende Durststrecke durchaus verkraften kann. Es liegt in der Natur der Sache, dass Mütter sich dann verstärkt um das Neugeborene kümmern muss.

    Und gerade, wenn es wieder gut läuft, gehe ich davon aus, dass die Zeit wirklich "verziehen" ist.

    Vielen Dank für Eure Kommentare - ich glaube, ich werde bald einen Artikel darüber schreiben, dass nicht immer 100 % Perfektion erforderlich ist, um glückliche Kinder zu haben. Hier im Blog ist einfach (unser subjektiv empfundener) Idealzustand beschrieben - den naturgemäß 99,99 % der Eltern aber gar nicht vollkommen erfüllen können.

    Ich finde es grundsätzlich am wichtigsten, dass man sich immer wieder hinterfragt und einfach bemüht. Allein das honorieren unsere Kinder schon.

    Herzliche Grüße!
    Danielle

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  8. Das ist gut dass du das nochmal so schreibst, vielen dank!

    Ja, zum nachdenken und hinterfragen regt euer Blog auf jeden Fall an! Mir persönlich hat er schon oft Sicherheit gegeben dass das was ich mache richtig ist, gerade auch gegenüber Schwiegermutter und Co die meinen man verwöhne zu sehr usw.
    allerdings hat man dann auch in Situationen in denen man nicht richtig handelt ein doppelt schlechtes gewissen ; -)
    viele liebe grüße
    jamila

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    1. Liebe Jamila,

      das ist leider der Preis. Zu wissen, was falsch ist, macht es umso ärgerlicher, wenn es einem passiert. Aber wie gesagt - Kinder haben eine hohe Toleranz. So lange es gelegentliche Patzer sind, wird das ganz sicher keinen dauerhaften Schaden anrichten.

      Liebe Grüße!
      Danielle

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    2. Das stimmt. Es ist gut, sich weiter zu entwickeln. Macht aber manchmal auch ganz schön hilflos, wenn es in der Praxis so schwierig ist, das, was man gelesen hat, so umzusetzen, dass es wieder für die Familie passt.
      Ich überlege manchmal, ob es für unsere Kinder nicht besser wäre, Eltern zu haben, die zwar viel "falsch" machen, aber sicher sind, in dem, was sie tun.

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    3. Das kann ich für mich ganz persönlich definitiv mit "Nein!" beantworten. Konsequent und überzeugt das Falsche zu machen ist für Kinder meiner Ansicht nach nicht besser. Dann lieber zögernd das Richtige. Man darf nie vergessen: Kinder erwarten keine Perfektion.

      Liebe Grüße!
      Danielle

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  9. Hallo,
    Mir persönlich gefällt dieser Beitrag mal wieder ausgezeichnet. Wenn man eifriger Leser eures blogs ist, kommt einem das ein oder andere schon bekannt vor, was den Artikel aber nicht weniger lesenswert macht. Gewisse Dinge kann man einfach nicht oft genug thematisieren.
    Ich persönlich Fühle mich durch solche Artikel nur noch motivierter meine Art mit meinem Kind umzugehen zu überdenken und auszubauen. Ich hätte noch vor und während der Schwangerschaft nie gedacht wieviel Zeit und Mühe es braucht einem Kind die Aufmerksamkeit zu schenken, welche es wirklich braucht. Ich persönlich achte jetzt sehr genau auf das was ich sage und wie ich es sage (loben etc.) Dies bedächtige handeln tut nicht nur meinem Kind gut, sondern auch mir selbst, meinem Mann und unserem Familienleben allgemein.
    Ich bin nicht besonders gut im schreiben aber ich hoffe ihr versteht wie ich es meine. Durch Bücher, Foren und das Internet, hat sich meine Einstellung zum Umgang mit Kindern sehr geprägt. Und euer blog hat einen großen Beitrag dazu geleistet. Dafür möchte ich mich an der stelle einfach auch mal bedanken!
    Liebe grüße, Lisa

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  10. Liebe Danielle, vielen Dank für diesen interessanten Artikel. Wir hatten letzte Woche ein Gespräch in unserer Kita..wo gesagt wurde, das unser Söhnchen kaum Selbstwertgefühl hat. Begründet wurde diese Äußerung dadurch, dass er sehr zurückhaltend ist (in der Kommunikation mit den Erziehern besonders) und viel mit sich machen lässt (sich nicht wehrt im Spiel, oder bei Körperpflege etc.). Man muss dazu sagen, dass er dreisprachig aufwächst und seine sprachliche Kommunikation noch etwas zurück ist im Vergleich (logischerweise). Da er aber zuhause und mit anderen ihm vertrauten Personen sehr wohl kommuniziert und sehr lebhaft ist dabei (und sich auch wehren kann!)…führe ich das Ganze viel mehr auf ein Beziehungsproblem mit den Erziehern zurück. Wenn ein Kind sich nicht von ihnen trösten lässt, wundert man sich doch evtl. als Erzieher, oder??
    Naja…Und als Verbessserungsmöglichkeit wurde uns gesagt, wir sollten sein Selbstwertgefühl fördern, indem er soviel wie möglich alleine machen soll (wie zB anziehen). Es wurde ihm sogar schon gezeigt, wie man eine Strumpfhose anzieht und er hätte es nach 20 Minuten Fummelei geschafft. Wohlgemerkt, er ist noch keine 3 Jahre…
    Wie schreibt Ihr? jedes Kind hat sein eigenes Tempo….

    Liebe Grüße, Julia

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    1. Liebe Julia,

      ich fürchte, dass die Erzieher da einen falschen Schluss ziehen. Es ist schon seltsam. Machen die Kinder nicht, was man ihnen sagt, sind sie aufsässig und trotzig - sind sie kooperativ, wird ihnen mangelndes Selbstwertgefühl unterstellt. Ich kann ehrlich nicht erkennen, wie man aus einer zurückhaltenden Art (die ganz sicher auch sprachlich bedingt ist) und einer hohen Kooperationsbereitschaft schließen will, dass es am Selbstwertgefühl mangelt? Und dann einem Dreijährigen die Strumpfhose anziehen zu lassen, um ebendies zu fördern, finde ich sehr seltsam. Es spricht sicher nichts dagegen, ein Kind machen zu lassen, wenn es das will und gerade Interesse daran hat - aber doch nicht, um es "zu fördern".

      Ich glaube, dass Du das Selbstwertgefühl Deines Kindes sehr viel besser einschätzen kannst, als die Erzieherinnen. Das Selbstwertgefühl sagt nicht aus, wie laut oder widerspenstig ein Kind ist, sondern wie es sich mit sich selbst fühlt. Auch schüchterne, zurückhaltende Kinder können ein starkes Selbstwertgefühl haben - und sehr selbstbewusste, laute Kinder ein sehr schwaches...

      Ganz herzliche Grüße!
      Danielle

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    2. Ja, so ist es liebe Danielle, das denke ich auch. Ich denke, die Erzieher und die Erzieherin seiner Gruppe sind keine richtigen Bezugspersonen für ihn. Das und andere Gründe führen dazu, dass wir entschieden haben, die Kita zu wechseln.
      Gerade heute morgen hat er (als eine andere Mutter mit ihrem Kind zu uns kam) mit einer für ihn komplett fremden Person angefangen zu quatschen und sich verständlich machen können. Soviel dazu…
      LG, Julia

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  11. Ich finde den Artikel gut geschrieben - ein schöne Zusammenfassung. Nur mit dem Unterpunkt "Zuwendung zeigen" habe ich so meine Probleme. Ich selbst hatte eine, meiner Meinung nach, liebevolle Kindheit, ohne das meine Eltern mir auch nur einmal gesagt haben, dass sie mich lieben. Dennoch habe ich nie daran gezweifelt, dass sie mich lieben und stolz auf mich sind (auch wenn sie mir nie gesagt haben, dass sie stolz sind). Aber sie haben mich so behandelt. Und das ist meiner Meinung nach der Knackpunkt: entweder man behandelt sein Kind liebevoll, dass es sich geliebt und aufgehoben fühlt. Dann braucht man dem Kind aber auch nicht noch zusätzlich zu sagen, dass man es liebt, das spürt das Kind. Oder man behandelt es halt nicht liebevoll, sodass das Kind Zweifel an der Liebe der Eltern hat. Aber dann hilft auch das Sagen "ich liebe dich" nicht weiter, da Gesagtes und das eigene Verhalten nicht zusammen passen.
    Ich lebe auch in einer Beziehung, in der wir uns nie gesagt haben, dass wir uns lieben. Und das jetzt schon seit über zehn Jahren. Und wenn er mir jetzt sagen würde, dass er mich liebt, hätte ich Zweifel an ihm und würde überlegen, warum er das Bedürfnis hat, mir das zu sagen. Ich würde vermuten, dass er irgendwas Schlimmes angestellt hat...

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    1. Da gebe ich Dir vollkommen Recht - ich überarbeite das gleich mal :-).

      Vielen Dank für Deinen Kommentar.

      Herzliche Grüße
      Danielle

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  12. Mir sind mal die Spitznamen im Blog aufgefallen: Puppe und Mäuschen?

    Vermittelt das nicht auch den Kindern ein gewisses niedliches, wehrloses, braves Idealbild von sich, dass nicht gerade selbstbewusstseinsfördernd ist? Oder verlieren solche Kosenamen auch unterbewusst vollkommenen jede Bedeutung?
    (Ich nenne meinen Sohn oft Spatz und frage mich ernsthaft, ob ich mir das abgewöhnen sollte.)

    Viele Grüße
    Maria

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    1. Hallo Maria,

      ich würde das für mich verneinen - durch Kosenamen meines Freundes fühle ich mich nicht als niedliches, wehrloses Wesen. Ich denke, Kosenamen signalisieren vielmehr, wie nahe man jemandem steht. Und irgendwann kommen die Kinder eh (wie bei uns aktuell geschehen) und fordern von allein: "So will ich nicht mehr genannt werden". Dann ist der Zeitpunkt zum Verzicht ohnehin gekommen.

      Liebe Grüße!
      Danielle

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  13. Über eure Links bei den Quellen bin ich eben bei babycenter.de gelandet. Mich wundert, dass ihr diese Seite als Quellseite heran zieht, da die dort beschriebenen Erziehungstipps teilweise echt altbacken sind bzw. nicht wirklich auf eine respektvolle Beziehung ausgelegt sind (Belohnungen, Konsequenzen etc.)

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    1. Hallo,

      grundsätzlich stimme ich Dir grundsätzlich zu - für meine Artikel übernehme ich Gedanken aus ganz vielen Quellen - keine davon ist nach meiner Meinung vollständig oder komplett richtig - deswegen schreibe ich je etwas Neues dazu :-). Ich extrahiere mir die Fakten, die mir sinnvoll erscheinen (in diesem Artikel gibt es auch sehr positive Ansätze wie bedingungslose Liebe, Zuhören und nicht vergleichen und da gehört es zu seriöser Arbeit, die Quellen anzugeben.

      Herzliche Grüße!
      Danielle

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  14. Super Artikel mal wieder!

    Meine Frage: seit einigen wochen beobachte ich bei meiner 2,5 Jahre alten Tochter, dass sie in bestimmten Situationen sagte "Nein Mama will das machen". Eigentlich ist sie extrem aufgeweckt und absolut nicht schüchtern. Diese Situation spielte sich beim Sport/Toben ab. Sie wollte den Ball haben und ich sagte zu ihr, dass sie diesen holen soll bzw. um diesen zu bekommen den Trainer oder ein anderes Kind fragen soll. Darauf folgte dann dieser Satz und plötzlich wirkte sie schüchtern. Wie kann ich dem entgegenwirken? Oder ist es natürlich etwas schüchterner zu werden?

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  15. Ja, es ist ganz natürlich. Es werden immer mal wieder Phasen von Schüchternheit kommen. das ist kein Problem. Am besten reagiert man als Eltern, indem man, wenn das Kind einen bittet, das an seiner Stelle zu tun, dann der Bitte nachzukommen und es einfach für das Kind zu machen. Es sieht dann, dass "nichts passiert", als Mama oder Papa gefragt haben, und wird es, wenn die schüchterne Phase vorbei ist, wieder selbst tun.
    LG, snowqueen

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  16. Ich lese mich gerade mal wieder durch Eure Artikel, und bei dem hier fällt mir eine Situation ein, die mich nachdenklich, traurig und wütend zugleich gemacht hat. Wütend vor allem, weil ich, nach irre vielen Anstrengungen, Medikamenten und anderen Torturen überglückliche Mutter einer bezaubernden 2,5-jährigen Tochter, die leider wohl Einzelkind bleiben wird, immer leicht wütend werde, wenn ich mitkriege, wie andere ihre Kinder behandeln, die ihnen sehr wahrscheinlich einfach quasi in den Schoß gelegt wurden. Ist ein persönliches Hadern mit der Ungerechtigkeit der Natur, das ist mir klar. Aber ich würde von Euch gern wissen, was Ihr vielleicht in einer vergleichbaren Situation getan hättet:
    Spielwarenabteilung eines Kaufhauses, Eltern mit ihrem ca. 9-jährigen Sohn, der sich eine Version irgendeines Spiels aussuchen sollte. Lautstark von Mama (und manchmal auch Papa) angezickt und zur Eile und Entscheidung gedrängt war er sehr verschüchtert. Die nette Verkäuferin versuchte, ihn ein wenig zu ermuntern und die Eltern zu bremsen, aber Zicken-Mutti keifte weiter und weiter. Als er sich endlich eins genommen hatte und sie zur Kasse gingen, fiel ihm ein, dass er das doch schon hat und ein anderes nehmen möchte. Da hat vermutlich nicht viel gefehlt und sie hätte ihn geschlagen, zumindest aber hat sie ihn grob zurück zum Regal geschubst und angschnauzt und dann diesen Satz gebrüllt: "Mein Gott, was habe ich nur für ein Kind, womit habe ich Dich verdient??". Ich habe mich mit sehr viel Mühe beherrscht und nichts gesagt, aber es beschäftigt mich nachhaltig. Mir tut dieser Junge so leid! Und er ist ja leider in großer Gesellschaft, denke ich.
    Ich weiß nicht, ob ich etwas hätte sagen sollen. Ich vermute, geändert hätte ich nichts. Für mich selbst habe ich mal beschlossen, mich immer einzumischen, wenn ich sehe, dass Kinder geschlagen werden. Das war bisher zum Glück nicht nötig. Aber psychische Gewalt ist doch genauso schlimm? Das weiß ich leider aus eigener Erfahrung, denn meine Mutter war perfekt im Erniedrigen und fertig machen. Ich habe nichts gesagt, weil ich keinen Streit mit den Eltern wollte, die ich nicht kenne und deren Situation ich gar nicht beurteilen kann. Ich hatte auch nicht den Eindruck, dass der Empfängerhorizont in diesem Fall ausreichend geweitet gewesen wäre, um das Verhalten zu überdenken. Ich hätte dem Kind signalisiert, dass ich ihn verstehe, aber mit welchen Folgen? Im Zweifel wären sie auf mich wütend und hätten das später an ihm ausgelassen. Bleibt mir also nur, zu akzeptieren, dass die Welt so ist wie sie ist und es unzählige Familien gibt, in denen solche "Gespräche" an der Tagesordnung stehen.
    Hättet Ihr anders gehandelt, also, hättet Ihr gehandelt?
    Euer Blog ist großartig, weiter so!!!
    Liebe Grüße
    V.

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  17. Liebe V.,

    puh - ganz ehrlich? Mir wäre es vermutlich genauso gegangen, wie Dir. Ich wäre geschockt und sprachlos gewesen und hätte mich hinterher gefragt, warum ich nichts gesagt habe.

    Die Wahrscheinlichkeit, die Eltern zu erreichen, ist recht gering, die meisten werden es als offenen Angriff werten und sofort in Verteidigungsposition gehen oder selbst angreifen.

    Möglicherweise wäre es tatsächlich eine Möglichkeit, sich an das Kind zu wenden und mitfühlsam etwas zu sagen. Das lässt die Eltern vielleicht innehalten und kurz nachdenken, ohne dass sie sich direkt angegriffen fühlen.

    Ich finde sowas ganz schrecklich - vor allem, weil es einigen so selbstverständlich scheint, mit Kindern umzugehen. Man ist so macht- und hilflos...

    Viele Grüße
    Danielle

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  18. Hallo,
    ich lese alle Kommentare durch um zu sehen ob jemand schon ähnliche Frage gestellt hat aber ich habe es nicht gefunden. Mein Sohn ist 3 Jahre alt und hat seit einem Jahr "besten" Freund gefunden. Sie spielen sehr intensiv und sind wirklich nicht mehr zu trennen so dass wir kaum nicht anderen Kindern treffen weil sie immer zusammen sein wollen. Es kommt aber sehr oft zu Konflikten weil sie auch sehr unterschiedliche typen sind. Mein Sohn ist sehr anpassungsfähig und sucht Harmonie mit anderen Kindern. Oder man könnte auch sagen nicht sehr Durchsetzungfähig? Sein Freund ist aber sehr durchsetzungfähig, dominant und selbstbewusst. Manchmal lass mein Sohn alles mit sich machen und manchmal nicht. Es ist mit Zeit besser geworden und er äußert sich immer besser, womit ich sehr glücklich bin. Aber, es bringt extrem wenig Verbesserung für seine Situation. Ein Beispiel, sein Freund spielt mit seinem Bagger 20 min., dann sagt mein Sohndas er jetzt gerne damit spielen möchte und schlägt vor das sie jetzt wechseln, aber der Freund macht das nicht. Auch nicht wenn er es versucht aus sein Hand rauszuziehen, oder wenn er weint, oder wenn er wieder fragt oder mich bittet das ich ihn frage, und auch nicht wenn ich ihn frage. Mein Sohn gibt es auf und sie spielen wieder schön, bis mein Sohn nicht wieder sein Bagger zurück möchte aber nicht kriegt. Sein Mutter reagiert in der Regel nicht weil sie meint das Kindern das selbe regeln sollen. Sein Mutter reagiert in der Regel nicht weil sie meint das Kindern das selbe regeln sollen. Das selbe ist nicht nur mit teilen. Sein Freund gibt ständig Kommandos und bestimmt das Spiel. Was mein Sohn nicht macht wie er will, schreit er ihn an. Mein Sohn wert sich mal mehr mal weniger aber mit wenig Durchbruch. Dazu hat er mit anderen Kindern nicht so ein Problem. Ich reagiere manchmal genervt mit: "höre auf ihn alles aus der Hand wegzunehmen" oder "lass ihn machen was er will". Darüber bin ich nicht stolz und weiß einfach nicht wie ich es besser machen soll außer etwas weniger seinen Freund treffen aber das wäre von Problem weglaufen und in Zukunft würde er wieder auf solche Leute treffen und ich möchte nicht für ihn seine Beziehungen bestimmen. Wie soll ich am besten reagieren?

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  19. Sehr genialer Artikel und interessante Kommentare.
    Ich möchte meinen Senf dazu geben, ohne jemanden auf den Schlips treten zu wollen, o.k.? Ich möchte mein Kind zum Selbstbewusstsein hin erziehen, das IST das Um und Auf! Um den Kind den optimalen Start ins eigenständige und vor allem selbstbestimmte Leben zu geben, muss es wissen, dass es sich selbst lieben darf und soll, egal was andere (Freunde, etc) sagen. Was hier vielleicht zu wenig differenziert wird ist der Unterschied zwischen dem gesunden Selbstbewusstsein, dass eigentlich ein Geburtsrecht jedes Menschen ist und der (abzulehnenden) Selbstsucht, deren Vertreter sich auf Kosten anderer alles holen was geht. Kinder machen Zweiteres nicht beabsichtigt und natürlich spielen Charaktereigenschaften, elterliches oder freundschaftliche Einflüsse bewusst oder unbewusst wesentliche Rollen. Genau da muss Erziehung meiner Meinung dann Grenzen und Rulesets definieren, da Kinder gar nicht in der Lage sein können zwischen den Auswirkungen von gesunder Selbstliebe oder dauerhaft schwächenden Selbstsucht zu unterscheiden. Selbstbewusstsein bedeutet auch Freiheiten anderer zu akzeptieren und zu respektieren, ganz klare Sache.
    Wer diesbezüglich mehr wissen möchte, mir half folgender Artikel (geht jetzt nicht speziell auf Kindererziehung ein, differenziert aber genial die beiden Begrifflichkeiten): Das Selbstbewusstsein und das glücklich sein.
    Achja, das möchte ich noch sagen: Selbstbewusstsein hat gar nix mit Introvertiertheit / Extrovertiertheit zu tun. Es gibt introvertierte Menschen, die vor Selbstliebe nur so strahlen und bemittleidendswerte (oft aufmerksamkeitssüchtige) Extrovertierte vice versa.
    Liebste Grüße
    Charlotte

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  20. Hallöchen,

    Eigentlich ist der Artikel ja schon älter. Ich bin drauf gestoßen, weil ich überlege, in wie weit die Große tatsächlich in dem Bereich noch "Bedarf" hat, um "schulreif" zu werden. Und auch, wie ich es testen und dann stärken könnte. Was sind alltägliche Situationen, in denen ich es überprüfen könnte?
    Ihre Selbstbehauptung scheint aucj laut Kindergarten der einzige Bereich zu sein, wo noch Bedarf ist. Sie würde sich keine Hilfe bei "ihren" Erziehern holen (wie kann ich prüfen, ob es an den Erziehern liegt, denn beide sind sehr passiv - sie sitzen z.B. in der hintersten Ecke des Gruppenraums; sie greifen erst ein, wenn einer heult; gehen auch auf kleinere Kinder ihrer Gruppe nicht aktiv ein und zu (auch nicht, als unsere Tochter eingewöhnt wurde, dazu musste ich sie erst auffordern) und ich bin nicht die Einzige, die beide sehr "stoffelig" findet). Sie hat erst in letzter Zeit (wenige Wochen/Monate) auch ohne mich mit lediglich bekannten Kindern auf dem Spielplatz ins Spiel gefunden. Ab und an geht sie nun selbst z.b. beim Bäcker an die Theke, sagt was sie möchte und bezahlt dann auch.

    Was hast du für einen Gedanken dazu oder vielleicht einen Rat?

    LG

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  21. Vielen Dank für den Artikel! Ich hoffe, dass ich schon vieles so umsetze wie beschrieben. Gerade das Loben versuche ich mir schon seit längerer Zeit bewusst zu verkneifen bzw. sage ich nicht einfach "Toll gemacht!", sondern beschreibe, was unsere Tochter geleistet hat ("Du hast die gesamte Fläche ausgemalt und nur ganz wenig über die Linien gemalt!"). Irgendwo hatte ich mal gelesen, dass das sinnvoller, weil konkreter ist.

    Über einen Satz habe ich jetzt zufällig auch noch so ähnlich nachgedacht: "Das Kind soll möglichst schnell lernen, alleine zu schlafen, alleine zu spielen und sich möglichst den Bedürfnissen der Eltern anpassen."

    Unsere Tochter ist jetzt 26 Monate alt und wir haben eine kleine Gruppe mit gleichaltrigen Kindern. Bis auf mich und eine andere Mutter sind alle der Überzeugung, dass es z.B. wichtig war, das Kind möglichst bald in das eigene Bett zu kriegen.

    Ich finde diese Einstellung so schade, das sind häufig die gleichen Eltern, die von ihrem "kinderfreien Wochenende/Abend" schwärmen. Klar, irgendwo muss man auch als Eltern Paar bleiben, aber ich finde es so unheimlich schade, wenn es als eine Belohnung empfunden wird, seine Kinder nicht bei sich haben zu müssen ...

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