Warum man Babys nicht verwöhnen kann

Babys verwöhnen? Unmöglich! Aber irgendwann können Bedürfnisse auch mal warten?


Du verwöhnst Dein Kind ja total!" Ja, klar, dafür habe ich es doch schließlich bekommen! Wie oft ich diesen Satz in den ersten Lebensjahren meiner Kinder gehört habe... Damit war in der Regel gemeint, dass ich sie viel bei mir trug, mit ihnen in einem Bett schlief, bei jedem Mucks sofort reagierte und sie nie alleine schreien ließ.

Mittlerweile höre ich den Satz kaum noch - weniger deswegen, weil ich meine Kinder nicht mehr "verwöhne" - viel mehr, weil die gerne mit der Feststellung verbundene nebulöse Prophezeiung "Du wirst schon sehen, was du davon hast!" immer weniger eindrucksvoll geworden ist. Denn das, was man nunmehr sieht, sind vergleichsweise zufriedene und glückliche Kinder. Das früher getadelte "Verwöhnen" hat also offenbar keinen Schaden angerichtet und führt auch im Moment nicht dazu, dass meine Kinder mich "im Griff" haben. 



Was genau ist eigentlich dieses "Verwöhnen"?


Das Wort wird mit verschiedener Bedeutung verwendet. Vermeintlich verwöhnen kann man Kinder auf mehrere Arten: 

Materielle Verwöhnung


Zuerst denkt man in dem Zusammenhang an das Überschütten mit Geld und Geschenken. Dass das für ein Kind nicht förderlich ist, erklärt sich von selbst. Kinder, die alles, was sie sich wünschen, sofort bekommen, werden sehr schwer Lernen, ihre Bedürfnisse aufzuschieben oder den Wert der Dinge einzuordnen.

Viele Erwachsenen träumen von einem Leben ohne Geldsorgen. Ein Lottogewinn würde die meisten von uns vermeintlich glücklich machen - einfach so leben, wie man es sich wünscht, alles kaufen, was man sich erträumt hat... Doch was wäre, wenn wir das tatsächlich könnten? Irgendwann wären einfach alle Wünsche erfüllt - und dann? Wonach strebt man dann? Welche Wünsche, welche Träume hat man, wenn man sich alle materiellen Wünsche ohne weiteres erfüllen kann? Für mich ist das jedenfalls nicht erstrebenswert.

Daher sollte man den Spielwarenbestand des Kinderzimmers immer mal wieder auf Sinnhaftigkeit in Bezug auf Qualität und Quantität überprüfen. Ein Zuviel an letzterem schränkt die Phantasie unserer Kinder ein. Über diese Art des Verwöhnen beschweren sich allerdings die wenigsten Omas - viele praktizieren das selbst sehr gerne. 

Das Verhätscheln - Helicopter Parenting


Eine weitere Form des Verwöhnens ist das Verhätscheln. Das wird gerne von sogenannten Helikoptereltern praktiziert - das Kind wird kaum aus den Augen gelassen und pausenlos gefördert und gefordert. Bemuttert und betüddelt. Das Kind soll unbedingt vor allem Unheil bewahrt werden. Um Frustration oder Schmerzen zu vermeiden, wird das Kind aufmerksam begleitet und ständig in Watte gepackt. Es wird bei jeder noch so kleinen Handlung unterstützt und regulierend eingegriffen. Geht es dem Kind nicht gut, wird ein riesiges Brimborium veranstaltet. Konflikte werden nicht ausgetragen.

Dass ein Kind dadurch weder ein normales Selbstbild noch ein gesundes Selbstvertrauen entwickeln kann, ist offensichtlich. 

Das Verwöhnen von Babys


In diesem Artikel soll es um das Verwöhnen von Babys gehen. Ist im ersten Lebensjahr von Kindern vom "Verwöhnen" die Rede, ist üblicherweise gemeint, dass vermeintlich zu schnell auf die Bedürfnisse des Baby eingegangen wird - sie werden getragen, nach Bedarf gestillt und familiengebettet. Die Vertreter der Verwöhntheorie meinen, dass dies zu einer Entwicklungsverzögerung und einer ausgeprägten Unselbständigkeit der Kinder führt.

Gerne angeführt wird auch der Gedanke, dass das Kind die Eltern manipuliere und ganz schön "im Griff" habe - dem müsse unbedingt entgegen gewirkt werden. Prognostiziert wird, dass das Kind ja nie laufen lernt, wenn es ständig getragen wird, dass es niemals alleine in einem Bett schlafen wird und die Eltern irgendwann terrorisieren wird, wenn man nicht umgehend Einhalt gebietet und aufhört, ständig sofort zu reagieren. 

Warum unsere Eltern und Großeltern diese Angst vor dem Verwöhnen haben


Wie unsere Eltern zu ihren Erziehungsansichten kommen, hat Snowqueen in der Artikelreihe Die Erziehung unserer Großeltern und Eltern ausführlich beschrieben. Ich fasse es hier noch mal ganz kurz zusammen:

Unsere Großeltern wurden in einer Zeit Eltern, in der die oberste Priorität darin bestand, dem Führer gesunde, starke Söhne zu schenken. Die Erziehungsideale des Dritten Reiches waren, das Kind früh abzuhärten und Gehorsamkeit. Gefühle galten als Verzärtelung, deutsche Jungen und Mädchen weinten nicht, sie fürchteten sich nicht, sondern zeigten Mut, Stärke und Unerschrockenheit, bis hin zur Selbstaufgabe für das Volk. Um das zu erreichen, musste die Erziehung des Kindes unmittelbar nach der Geburt beginnen.

Das damalige Standardwerk über die Erziehung von Kindern war "Die deutsche Mutter und ihr erstes Kind" von Johanna Haarer. Dieses Buch war - in teilweise nur leicht geänderter Fassung - bis weit in die 80er Jahre (!) zu erwerben und übte damit jahrzehntelang Einfluss auf Ärzte und Eltern aus. In diesem Buch wurde ursprünglich u. a. empfohlen:
  • das Kind in den ersten 24 Stunden nach der Geburt möglichst allein in einen Raum zu legen,
  • das Kind beim Weinen nicht aus dem Bett zu nehmen, es zu tragen oder zu wiegen oder zu trösten, da es sonst zum Haustyrann wird und immer wieder schreit um getragen zu werden,
  • stattdessen soll es beim Weinen allein in einen stillen Raum geschoben und erst zur nächsten (planmäßigen Mahlzeit) wieder geholt werden und
  • das Kind in der Nacht schreien zu lassen, damit es durchschläft.
Haarer schreibt tatsächlich Dinge wie
"[....] dann, liebe Mutter, werde hart! Fange nur ja nicht an, das Kind aus dem Bett herauszuheben, es zu tragen, zu wiegen, zu fahren oder es auf dem Schoß zu halten, es gar zu stillen. Das Kind begreift unglaublich rasch, daß es nur zu schreien braucht, um eine mitleidige Seele herbeizurufen und Gegenstand solcher Fürsorge zu werden. Nach kurzer Zeit fordert es diese Beschäftigung mit ihm als ein Recht, gibt keine Ruhe mehr, bis es wieder getragen, gewiegt und gefahren wird - und der kleine aber unerbittliche Haustyrann ist fertig." (Haarer, 1939: 170). 
"Bei großen kräftigen Kindern sei der Mutter abermals der Rat gegeben: Schreien lassen! Jeder Säugling soll von Anfang an nachts allein sein. Nun macht ja Kindergeschrei vor Türen und Mauern nicht halt. Die Eltern müssen dann eben alle Willenskraft zusammennehmen und, nachdem das Kind gut versorgt wurde, sich die Nacht über nicht sehen lassen. Nach wenigen Nächten, vielfach schon der ersten, hat das Kind begriffen, daß ihm sein Schreien nichts nützt, und ist still" (vgl. Haarer, 1939: 171). 
Unsere Großeltern und Eltern wollten eigentlich nur das Beste für ihre Kinder und haben nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt. Sie wollten (wie wir auch) alles richtig machen im Umgang mit ihrem Baby und haben sich auf die verlassen, die es vermeintlich besser wissen: Kinderärzte, Hebammen, Erziehungsratgeber. Aus heutiges Sicht waren die Empfehlungen nicht kindgerecht - im Vordergrund stand, dass das Kind funktionieren sollte - liebevolle Zuwendung war nicht vorgesehen. Und wenn, dann nur zu manipulativen Zwecken.

Fast alle haben damals geglaubt, ihre Kinder so fit für das Leben machen zu können. Unsere Eltern hatten nicht - wie wir - die Möglichkeit sich umfassend zu belesen, sie haben ihren Ärzten/Ratgebern vertraut und die Empfehlungen umgesetzt - einfach auch, weil es schließlich fast alle getan haben.

Und die Gedanken und Ansätze der damaligen Zeit wirken noch immer fast komplett kollektiv nach. Eine ganze Elterngeneration möchte heute nur ihr Wissen weiter geben, ohne dass ihnen bewusst ist, dass dieses extrem veraltet ist. Sie meinen es wirklich gut, sie haben es nicht besser gewusst - aber heute können sie es besser wissen. Und wir können es ihnen sagen und zeigen. Das Problem ist, dass wir damit indirekt auch immer Kritik an der Erziehung unserer Eltern üben - das macht das Thema so schwierig. Aber ich  möchte jeden Ermutigen, einen Versuch zu unternehmen. 

So viel Theater - ihr habt unsere Erziehung ja auch überlebt


Wenn wir uns mit den vorherigen Generationen auseinander setzen, kommt häufig das Argument, dass wir uns nicht so anstellen sollen, schließlich hätten wir als Kinder "es auch überlebt" und wären schließlich "gut geraten". Und die Wissenschaft empfehle ja sowieso alle Nase lang was Neues. In zehn Jahren würde es sicher auch wieder heißen, dass all das, was wir heute für richtig halten genauso falsch ist, wie viele Dinge von damals.

Das ist nicht sehr weit gedacht - ja, wir haben "trotzdem überlebt" - tatsächlich sogar die meisten von uns. Im Jahr 1980 starben in der BRD insgesamt 2014 Kinder im Alter zwischen einem und fünf Jahren - davon allein 729 durch Vergiftungen und Unfälle. Das entspricht bei einer Geburtenrate von 620.657 Kindern etwa 0,32 %. Im Jahr 2012 waren es "nur noch" 434 Kinder (davon 87 durch Vergiftungen und Unfälle) - bei 682.069 Geburten entspricht das gerade mal 0,063 %)) . 

In 22 Jahren ist die Todesrate also fast um 80 - 89 % gesunken - heutzutage "überleben" also deutlich mehr Kinder, einfach weil man sich mittlerweile ein paar mehr Gedanken macht. 

Die Wissenschaft wird in Zukunft sicher feststellen, dass Vieles, das heute empfohlen wird, Unsinn ist


Die Wissenschaft - ja, die sammelt neue Erkenntnisse und untersucht Dinge ganz genau. Vieles, das man damals empfohlen hat (Schreien lassen, Füttern nach Plan) basierte in der Regel nicht auf wissenschaftlichen Untersuchungen, sondern reinen Mutmaßungen. Im Vordergrund stand zudem in der Regel das elterliche Ziel, nicht das Kindswohl.

Man ging früher bspw. davon aus, dass die Muttermilch nicht genug Vitamine enthalte. Also sollte ab der 6. Lebenswoche Möhrensaft in die Flasche gegeben werden, um diesen vermeintlichen Mangel auszugleichen. Beikost wurde deshalb auch schon mit Beginn des 3. Lebensmonates (also mit etwa 9 Wochen) empfohlen. Intensive Forschungen haben im Laufe der Zeit jedoch ergeben, dass Muttermilch alle notwendigen Vitamine enthält. Die Empfehlungen wurden also geändert  - jahrelang hieß es nun, Babys sollten idealerweise 6 Monate lang voll gestillt werden. 
 
Mann schaut durch Mikroskop

Diese Empfehlung ist erst vor relativ kurzer Zeit angepasst worden - heute empfiehlt man, Kinder 4 bis 6 Monate voll zu stillen. Wenn man die Hintergründe dafür näher beleuchtet, wird man feststellen, dass man gar nicht festgestellt hat, dass ein früherer Beikoststart nun doch besser ist. Vielmehr war es ein Problem, dass sich kaum einer an die Empfehlung hielt, Babys ein halbes Jahr zu stillen - nur etwa 22,4 % der Babys bekamen mit sechs Monaten noch ausschließlich Muttermilch. Stillen ist jedoch vermeintlich die beste Allergieprävention - daher hat man den Beikoststart einfach vorgezogen, damit dabei möglichst noch gestillt wird - nicht etwa, weil das besser für die Kinder ist.

Neuere Untersuchungen zeigen nun wieder, dass Stillen vielleicht doch nicht - wie lange vermutet - vor einer Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) schützt. Es kann also gut sein, dass irgendwann die Empfehlung doch wieder lautet: sechs Monate voll stillen. Man könnte meinen, dass sich wirklich "alle Nase lang" etwas ändert. Das verwirrt und führt dann zu solch irrigen Annahmen, dass in der Zukunft alle heutigen Empfehlungen eh wieder widerrufen werden und man sie daher getrost nicht ernst nehmen müsse.

Dabei ist das einfach nur ein sehr dynamischer Prozess - der einer steten Weiterentwicklung unterliegt. Es wird geforscht und untersucht und entsprechend die Empfehlungen angepasst. Dabei darf man jedoch nicht vergessen: hinter uns liegen jahrzehntelange intensive Forschungen, im Rahmen derer man sich immer mehr dem Ideal annähert, dabei aber auch mal den einen oder anderen kleinen Irrweg parat halten.

Extreme Änderungen der Empfehlungen sind zukünftig  jedoch sehr unwahrscheinlich - kein Wissenschaftler wird plötzlich feststellen, dass Möhrensaft nun doch ab der 6. Woche gegeben werden sollte oder Schreien lassen doch die Lungen stärkt. Daher ist es schlicht Unsinn zu sagen: "Die Empfehlungen ändern sich doch eh alle Nase lang" - nein, sie entwickeln sich weiter und werden manchmal auch einfach den Realitäten angepasst.

Man kann also getrost davon ausgehen, dass das, was heutzutage empfohlen wird, sehr sinnvoll und wissenschaftlich fundiert ist. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass gut untersuchte Tatsachen, die von dutzenden Studien belegt sind, plötzlich als vollkommen falsch gelten werden.

Warum wir Angst vor dem Verwöhnen haben


Im Grunde ist unsere Angst vor dem Verwöhnen recht simpel erklärbar. Wir alle kennen Kinder, die sich schlecht benehmen. Die nicht darauf hören, was ihre Eltern sagen, die tun, was sie wollen, die andere Kinder ärgern und ihnen weh tun - also im Grunde als "ungezogen" gelten. Diese Kinder erscheinen zu wenig oder auf keine geeignete Art "erzogen", die Eltern haben augenscheinlich irgendwie versagt. Häufig wirken die Eltern solcher Kinder auch desinteressiert - sie lassen die Kinder gewähren, ohne groß einzugreifen - zumindest ohne wirklich durchzugreifen. Das wollen wir natürlich auf keinen Fall für unsere Kinder! Also haben wir das Gefühl, dem aktiv entgegen wirken zu müssen.

Wir denken daher: so machen wir das nicht. Wir erziehen unser Kind motiviert und engagiert und wirken etwaigem Fehlverhalten konsequent entgegen. Wenn schlechtes Benehmen im Keim erstickt wird, dann kann es soweit doch eigentlich nicht kommen. Also beobachten und werten wir alles, was das Kind tut und greifen sofort und beherzt ein, wenn etwas in die vermeintlich falsche Richtung läuft. Das kann jedoch auch schnell den gegenteiligen Effekt bewirken - denn zu viel Steuerung ist genauso schädlich, wie gar keine.

Nur ein kleiner Teil der Kinder ist nämlich wirklich zu wenig erzogen - denn die allermeisten Eltern praktizieren keine Laissez-faire-Erziehung, bei der die Kinder tun können, was sie wollen. Es kommen zwar leider immer wieder Fälle von Vernachlässigung vor, aber bei diesen ist uns klar, warum sich die Kinder so benehmen. Wir sehen vielmehr Kinder aus eigentlich "gutem Hause", die ihren Eltern auf der Nase rum tanzen und grübeln, warum die so wurden, obwohl die Eltern eigentlich bemüht scheinen oder zumindest anfangs schienen.

Wenn Kinder sich schlecht benehmen, verwechseln wir oft Ursache und Wirkung. Tatsächlich sind die "ungezogenen" Kinder meist gar nicht so geworden, weil die Eltern sie gewähren ließen - das Desinteresse ist vielmehr ein Ausdruck der Resignation der Eltern. Diese Kinder lassen sich einfach nichts sagen - das wissen die Eltern ganz genau, daher haben sie einfach aufgegeben. Weil solche Kinder alle Grenzen missachten, gehen wir pauschal davon aus, dass ihnen zu wenige gesetzt wurden. Dabei waren es ganz oft auch einfach viel zu viele. 

Ich möchte das Thema "Grenzen" an dieser Stelle nicht vertiefen (der Artikel wird vermutlich ohnehin wieder recht ausführlich) und dazu in nächster Zeit einen gesonderten Artikel schreiben - nur so viel: Kinder, die gesehen werden, die liebevolle Aufmerksamkeit bekommen und die sich selbst verwirklichen können, in denen ihnen möglichst überlegt dosiert Grenzen gesetzt werden, neigen viel mehr zu einer hohen freiwilligen Kooperationsbereitschaft, als Kinder, die ständig an Grenzen stoßen.

Das lässt sich auch recht gut erklären: Mit Strafen und Konsequenzen schafft man es nur sehr begrenzte Zeit, Kinder zum Kooperieren zu zwingen - irgendwann verlieren diese Strafen nämlich ihren Schrecken. Neulich meinte eine Bekannte: "Ich bin gespannt, was passiert, wenn meine Kinder herausbekommen, dass überhaupt nichts passiert, wenn ich bis 3 gezählt habe". Da bin ich auch gespannt - wobei, ich kann es mir recht gut vorstellen ;-).

Ich hatte ja im Artikel über logische Konsequenzen ausführlich darüber geschrieben, dass eine Vielzahl an Strafen und Konsequenzen dazu führt, dass sich unsere Kinder machtlos, erpresst und hilflos fühlen. Jeder einzelne Moment, in dem wir die elterliche Macht ausüben, führt zu einer Frustration. Zwar ist das nunmal beim einfach auf die Straße laufen zwingend erforderlich, beim Süßigkeitenverbot jedoch nicht. Unsere Gesellschaft neigt jedoch dazu, Konsequenzen recht unkritisch und sehr großzügig zu verteilen.

Jedes "wenn Du (nicht), dann ..." erhöht jedoch die Frustration beim Kind, weil es zu einem Verhalten gezwungen wird. Hat es nicht die Möglichkeit, diese Frustration im Familienleben dadurch zu kompensieren, dass es auch viel selbst entscheiden darf, führt das über kurz oder lang zu einer gewissen Grundärgerlichkeit. Wenn das Kind dann noch zusätzlich das Gefühl hat, zu wenig Aufmerksamkeit zu bekommen, wird es in seiner Ärgerlichkeit versuchen, diese Aufmerksamkeit verstärkt einzufordern. Gelingt das nicht durch positives Verhalten, wird es sich schlecht benehmen, schließlich ist negative Aufmerksamkeit besser, als gar keine.

Wie reagieren wir Eltern auf so ein schlechtes Benehmen? In der Regel nicht, in dem wir verständnisvoll realisieren, dass unser Kind offenbar ein Aufmerksamkeits-Defizit hat. Stattdessen sind wir gestresst. Uns ärgert das, uns ängstigt es - und wir wollen dem auch gleich erzieherisch entgegen wirken. Schließlich wollten wir doch genau kein schlechtes Benehmen, weswegen wir immer konsequent eingreifen! Und jetzt funktioniert das gar nicht so, wie wir uns das vorgestellt haben? Also werden wir laut, meckern und verhängen weitere und strengere Konsequenzen: "Wenn du jetzt nicht ordentlich isst, gibt es heute kein Fernsehen!"  Das führt natürlich dazu, dass sich das Kind weder angenommen noch geliebt fühlt (was die Situation durchaus entschärfen würde), sondern noch mehr gegängelt. Das macht es wütend - es benimmt sich noch schlechter. Und wir werden noch ärgerlicher... Wir befinden uns in einer Spirale aus Ärger.

bunte Spirale

Solche Situationen eskalieren dann irgendwann - es gibt Geschrei, Wut und einer oder alle weinen und sind letztendlich frustriert. Leider führen solche Momente mehr und mehr in einen Teufelskreis aus schlechten Gefühlen, Resignation und dem Gefühl unverstanden zu sein (auf allen Seiten). Kommt man aus dieser Spirale nicht mehr heraus, dann entwickeln sich eben diese Kinder, die ständig provozieren und scheinbar machen, was sie wollen. 

Dabei suchen sie nichts anderes, als liebevolle Zuwendung, Aufmerksamkeit und Anerkennung. Bleiben diese auf Dauer aus, resignieren diese Kinder und ergeben sich in ihre Rolle als Unruhestifter. Häufig sind es also auch Kinder, die tatsächlich stark reglementiert wurden und denen feste Grenzen gesetzt wurden, die sich auffällig benehmen.

Manche auffällig schlecht, manche aber auch auffällig gut - denn einige reagieren eher durch starke Angepasstheit. Wenn die Eltern Freunde von Verstärkersystemen sind (Belohnungssysteme, Punkte kleben, etc.), dann bekommen sie schließlich für gutes Benehmen Aufmerksamkeit und decken quasi so ihren Bedarf. Man könnte meinen: Ja super - Zweck erfüllt, alle glücklich. Tatsächlich jedoch sind solche Kinder damit nicht glücklich. Sie benehmen sich zwar gut - aber die ständige Frustration durch Machtlosigkeit summiert sich auch bei ihnen - und bricht in der Regel dann auch irgendwann durch. Sei es in der Vorschulpubertät oder der richtigen Pubertät - irgendwann beeindrucken auch diese Kinder Strafen einfach nicht mehr, so dass den Eltern dann die Konsequenzen ausgehen. So wird der Konflikt hier zeitlich nach hinten verlagert.

Um zum Ausgangspunkt zurück zu kommen: Nach allem, was ich bisher dazu gelesen und erlebt habe, bin ich der festen Überzeugung, dass Kinder ganz sicher keine unerfreuliche Entwicklung nehmen werden, wenn sie "verwöhnt" werden, also liebevoll angenommen und gehört werden, wenn ihre Bedürfnisse erfüllt werden und sie sich am Familienleben aktiv durch Entscheidungen beteiligen dürfen. Daher besteht nicht die geringste Notwendigkeit, schon einem Baby Verhaltensweisen an- oder abzugewöhnen. Gibt man Kindern genug Raum und Liebe für die Entwicklung, werden sie sicher nicht verzogen.

Wie die Wissenschaft uns Angst vor dem Verwöhnen macht(e)


Die Angst vor dem Verwöhnen ist eng verknüpft mit den schon zu Anfang des letzten Jahrhunderts aufgekommenen Theorien des Behaviorismus. Dabei handelt es sich um eine wissenschaftstheoretisches Konzept, bei dem versucht wird, das Verhalten von Menschen  mit rein naturwissenschaftlichen Methoden zu untersuchen und zu erklären - ohne die Heranziehung innerpsychischer Zusammenhänge.

Einer der bekanntesten Vertreter des Behaviorismus war Burrhus Frederic Skinner - er entwickelte die Experimente mit der nach ihm benannten Skinnerbox. Dort konnte nachgewiesen, dass Tiere durch Belohnung mit Futter sehr schnell lernten, einfache Zusammenhänge zu begreifen. Drückten sie auf einen Hebel, fiel Futter in einen Schacht. Von den Behavioristen wird daher angenommen, dass das Verhalten eines Tieres vollumfänglich durch Belohnung für erwünschtes Verhalten und - wenn auch nicht ganz so verlässlich - durch Bestrafung unerwünschten Verhaltens beeinflussbar ist.

Dieses extrem einfache Denkmodell wurde einfach 1:1 auf Kinder angewandt. Wenn ein Baby schreit und ich es hoch nehme, lernt es, dass es immer hochgehoben wird, wenn es schreit. Also wird es künftig immer schreien, um seine Bedürfnisse durchzusetzen - es beginnt vermeintlich zu manipulieren. Also - so die Argumentation der Erziehungsratgeber - soll man das Kind eben nicht immer gleich hoch heben. So begreift es: Schreien ist kein geeignetes Mittel, die Erfüllung meiner Wünsche durchzusetzen.

Diese Annahme erscheint zwar oberflächlich logisch, hat sich aber als falsch erwiesen - tatsächlich schreien Babys weniger, wenn man umgehend auf ihre Bedürfnisse reagiert und mehr, wenn man sie schreien lässt. Ich möchte im folgenden kurz auf die Dinge eingehen, die häufig Thema sind, wenn es um die Warnung vor dem Verwöhnen geht. 

Verwöhnen durch nicht Schreien lassen?


Der Warnung vor den Schreien lassen liegt die falsche Annahme zu Grunde, dass das Kind uns manipulieren will und unser Nachgeben dazu führt, dass es sich über kurz oder lang zu einem Tyrannen entwickelt. Dabei entwickelt sich das Bewusstsein, mit eigenen Handlungen etwas bewegen zu können, erst im Laufe des ersten Lebensjahrs. Um uns zu gezielt zu manipulieren, müssten Kinder über Empathie verfügen, also wissen, was ihr Handeln konkret in uns auslöst. Diese entwickelt sich erst mit etwa drei bis fünf Jahren.

Davon unabhängig bemerkt ein Baby jedoch recht früh: Wenn ich ein bestimmtes Verhalten zeige, dann wird mein Bedürfnis erfüllt. Also wird es dieses effektive Mittel auch anwenden, denn ist es über alle Maßen schutz- und hilflos. Es benötigt Personen, die es füttern, kleiden, lieben, wärmen, also alle seine Grundbedürfnisse erfüllen. Um dies verlässlich einfordern zu können, hat das Kind nur eine einzige, aber mächtige Möglichkeit: sein Schreien. Denn auf ein schreiendes Baby reagiert jeder Mensch - das liegt in unseren Genen.

Baby schreit

Zu Schreien bedeutet für das Baby einen unglaublichen Kraft- und Energieaufwand - daher versucht es zunächst, durch vielfältige andere Signale darauf aufmerksam zu machen, dass es ein Bedürfnis hat. Werden all diese Signale missachtet, muss der Forderung nach Erfüllung des Bedürfnisses Nachdruck verliehen werden, es wird - in der Regel sofort in beeindruckender Lautstärke - geschrieen. Ein Baby schreit erst dann, wenn es in höchster Not ist - wenn es sein Leben durch Hunger oder Alleinsein bedroht sieht. Daher wird es auch nicht eher damit aufhören, bis entweder das Bedürfnis befriedigt wird oder es vollkommen erschöpft ist.

Der Körper ist mit einem Schutzmechanismus, dem Totstellreflex, ausgestattet, dieser lässt ein Baby, auf dessen Schreien nicht reagiert wird, in eine Starre/in den Schlaf verfallen - leise in der Ecke liegend war ein Baby im Verlauf der Menschheit sicherer, als laut nach Menschen schreiend, die nicht reagieren. Schreien ist also das letzte Mittel der Wahl um sich verständlich zu machen - so dass man davon ausgehen kann, dass sich ein schreiender Säugling in höchsten Nöten befindet und gerade massivstem Stress ausgesetzt ist.

Kurzes Schreien oder Warten lassen führen also nicht zu einer Verminderung des Schreiens, sondern verstärken es. Das wiederum macht die Eltern wütend, weil sie sich in ihrer Befürchtung bestätigt sehen - das Kind manipuliert sie und versucht nur zu erreichen, dass man es wieder umgehend hoch nimmt. Verärgert beschließen sie vielleicht: Jetzt erst recht - und lassen das Kind wieder schreien oder warten. So entstehen zarte Risse im Bindungsgefüge und im Vertrauen des Babys. Nicht selten entwickelt sich aus diesem Verhalten ein Schreibaby.

Untersuchungen haben jedoch ergeben, dass Kinder weniger schreien und weniger klammern, je verlässlicher und schneller auf ihre Bedürfnisse eingegangen wird. Sofortige Reaktion bewirkt also das Gegenteil des Befürchteten - die Kinder sind tatsächlich zufriedener. Das belegt bspw. eine Untersuchung von Bell & Ainsworth. In dieser Studie wurde das Schreiverhalten von Babys im Alter von drei und nach sieben Monaten in Abhängigkeit der Reaktionen der Mutter auf das Schreien untersucht. Die Babys der Mütter, die sofort und feinfühlig reagierten weinten später deutlich weniger, als die Babys der Mütter, die zögerlich reagierten

Wird ein Kind schreien gelassen und man kümmert sich nicht darum, "lernt" das Kind nicht weniger zu schreien - es wird viel mehr unzufriedener, weil es sich nicht mehr verlässlich umsorgt fühlt. Für ein Baby ist es für das Überleben unerlässlich, eine feste Bindung zur Bezugsperson herzustellen - je stärker die Bindung, desto intensiver kümmert sich die Mutter und desto weniger Gefahr besteht für das Kind. Das prompte Reagieren führt daher nicht zu einem verwöhnten, sondern zu einem zufriedenen Kind.

Manche Kinder resignieren und hören tatsächlich auf mit dem Schreien - sie haben erkannt, dass ihre Bemühungen zwecklos sind und verschwenden keine Energie mehr darauf. Eine Studie zum Einschlaftraining nach Ferber hat aber gezeigt, dass auch Babys, die das Schreien aufgegeben haben, weiter stark gestresst sind. 

Verwöhnen durch zu viel Tragen?


Kleine Menschenbabys sind Traglinge - etwa zwei Drittel der Weltbevölkerung tragen ihre Kinder kinderwagenlos dauerhaft bei sich. Am Körper der Mutter wird ein Neugeborenes so transportiert, wie es das aus der Schwangerschaft kennt. Es wird rhythmisch geschaukelt, hört Mamas Herzschlag und spürt ihre Wärme. Es fühlt sich sicher, wohl und geborgen und kann jederzeit von Reizen abgeschottet werden. Regelmäßiges Tragen wirkt sich außerdem positiv auf Blähungen aus und reduziert das Schreien bei den Drei-Monats-Koliken.

Die Idee, das Kind durch das Ignorieren seines Verlangens, hoch genommen zu werden, dazu zu bringen, weniger danach zu verlangen, ist abstrus. Denn das Bedürfnis des Kindes, getragen zu werden, ist elementar. Es wird nicht dadurch weniger, dass ich das Kind vorsätzlich frustriere und hinhalte. Stattdessen lernt das Baby: Mir wird nicht mehr zuverlässig geholfen. Ich kann mich nicht mehr 100%-ig auf meine Eltern verlassen. Die Natur hat es so eingerichtet, dass das Kind dann ein Notfallprogramm startet und versucht, die Beeinträchtigung der Bindung zu beheben, in dem es noch mehr Nähe sucht. 

Ich frage mich immer ein bisschen, was genau eigentlich befürchtet wird, wenn empfohlen wird, das Kind nicht allzu häufig hoch zu heben oder herum zu tragen. Dass es sich daran gewöhnt? Dass es nicht laufen lernt? Dass es generell motorisch nicht ausreichend gefördert wird? All das ist unsinnig, denn gerade das Herumtragen fördert die motorische Entwicklung. Durch die ständigen Bewegungen wird der Gleichgewichtssinn geschult, weil das Baby sie ausgleichen muss. Außerdem wird das Baby ständig durch Reize stimuliert - Bewegung, Berührung, Geruch - all diese sind deutlich mehr und intensiver, als wenn es irgendwo liegt. Es kommt dabei auch nicht zu einer Reizüberflutung, da sie das Kind jederzeit zurück ziehen kann. In Kulturen, in denen traditionell viel getragen wird (Afrika, Asien), durchlaufen Kinder die motorische Entwicklung sogar rascher, wie diese Studie belegt.
 
 In den letzten Jahrtausenden wurden die Kinder ausschließlich getragen - der Kinderwagen ist erst eine Entwicklung der letzten Jahrzehnte. Tragen beugt auch einem platten Hinterkopf vor. Tragen vermindert das Weinen - in einer Studie von Hunziker und Barr wurde festgestellt, dass viel getragene Kinder über den Tag verteilt bis zu 43 % weniger weinen, als die Vergleichsgruppe. Das abendliche Schreien in den ersten drei Monaten war sogar um 51 % geringer.

Verwöhnen durch füttern/stillen nach Bedarf?


Das Stillen an sich ist gesellschaftlich mittlerweile gut akzeptiert - zumindest so lange man kleine Babys stillt. Dass Stillen/Füttern nach Bedarf wichtig und richtig ist, hat sich leider bei den älteren Generationen noch nicht herumgesprochen. Früher wurde strikt im 4-Stunden-Rhythmus gefüttert - dass das Anpassen an den Rhythmus des Kindes weder zu Bauchschmerzen, noch zu Überfütterung führt, ist längst belegt. 
Wer mit wissenschaftlichen Argumenten überzeugen möchte:

Eltern dürfen sich auch recht früh die Frage anhören: "Und - kriegt dein Kind schon was Richtiges?" Gerade Omas können es kaum abwarten, endlich das Löffelchen zu schwingen, weswegen gerade in Bezug auf die Beikosteinführung immer wieder insistiert wird. Wie bei allem anderen auch gilt: Dein Kind weiß am besten, was es braucht. Und es wird es auch zeigen. Beikostreife kann man nicht übersehen - und bis dahin kann es gut mit Milchnahrung auskommen.

Oft hilft hier die kleine Notlüge, dass man es schon versucht habe, das Kind aber kein Interesse hatte (klappt nur, wenn die Oma nicht sofort einen Löffel holt und es auf einen Versuch ankommen lässt). Bewährt hat sich auch, einfach auf den Kinderarzt zu verweisen, der wird von den älteren Generationen als Autoritätsperson in der Regel gut akzeptiert (früher wurde ja sehr vorbehaltlos den Empfehlungen gefolgt). 

Verwöhnen durch Familienbett und Co-Sleeping?


Die wenigsten Eltern planen das Familienbett. Viel mehr wollen die meisten eigentlich, dass das Baby im elterlichen Schlafzimmer im eigenen Bett schläft. Sie haben Angst vor dem plötzlichen Kindstod und dem Überdecken des Babys und gehen davon aus, dass sich in einem Familienbett alle gegenseitig beim Schlafen stören. 
 
Familie mit Baby gemeinsam im Bett

Manchmal klappt das auch recht gut - meine Tochter hat die ersten Monate im Beistellbett verbracht und schlief dann noch ein paar Monate im Kinderbett in unserem Schlafzimmer. Mein Sohn hingegen dachte überhaupt nicht daran - für ihn kam nur ein Schlafplatz in Frage: direkt bei oder auf Mama. Abends ließ er sich noch durch eine Federwiege überlisten, aber nachts ging ohne Mamas Nähe nichts.

Tausende Jahre lang war es vollkommen selbstverständlich, dass Familien zusammen schliefen - dies ist auch in weiten Teilen der Welt noch immer so. Erst seit 200 Jahren hat sich in der westlichen Welt nach und nach der Anspruch durchgesetzt, dass ein Kind in seinem eigenen Zimmer oder Bett zu schlafen habe. In der Regel bevorzugen es Babys jedoch, in Mamas oder Papas Armen einzuschlummern und die ganze Nacht in ihrer unmittelbaren Nähe zu verbringen. Das entspricht ihrem natürlichem Bedürfnis nach Nähe und Geborgenheit und ist vollkommen normal - auch wenn uns die Gesellschaft etwas anderes suggerieren will. Für die meisten Eltern fühlt sich das Familienbett auch einfach "richtig" an - Mutter und Kind schlafen viel besser, als wenn das Kind in einem separaten Bett oder gar Raum liegt. Auch Väter arrangieren sich oft überraschend gut mit dem gemeinsamen Schlafen.

Die Warnung, die am häufigsten in Bezug auf das Familienbett vorgetragen wird, ist die Prognose: "Ihr kriegt das Kind ja nie wieder aus eurem Bett!" Gerne gleich verbunden mit der Erinnerung an Familie Baumann, wo der kleine Michael noch - man stelle sich das mal vor - mit 6 Jahren bei den Eltern schlief! Im Grunde kann man ganz einfach "Na und? Ist ja nicht schlimm, wir schlafen gerne alle zusammen" erwidern. Will man sicher stellen, dass das Thema sofort und nachhaltig beendet ist, kann man auch sagen: "Das hat unser Sexleben enorm bereichert, weil wir so kreativ werden müssen!"

Besteht die Aussicht, dass der andere durch vernünftige Argumente zu überzeugen ist, sag ihm, dass das die natürliche, schon immer von Menschen praktizierte Form des Schlafens ist. Es ist durch Studien erwiesen, dass Mütter besser schlafen, die Kinder mehr trinken und dadurch besser gedeihen und die Bindung gestärkt wird. 

Zur Angst vor dem plötzlichen Kindstod möchte ich auf diesen Artikel von uns, einen weiteren von der Arbeitsgemeinschaft Freier Stillgruppen  und die Ausführungen von Herrn Dr. Herbert Renz-Polster verweisen.

Ab wann können die kindlichen Bedürfnisse auch mal warten?


Man kann Babys im ersten Lebensjahr grundsätzlich nicht verwöhnen - unverzügliches Reagieren auf ihre Grundbedürfnisse nach Nähe und Liebe sollten umgehend erwidert werden. Aber irgendwann im Leben kommt die Zeit, wo kleine Kinder auch mal warten können - und auch sollten. 

Mein erstes Kind - meine Tochter - war ein sehr anstrengendes Baby. Ich hatte so lange auf sie gewartet, dass ich unbedingt alles richtig machen wollte. Ganz wichtig war mir, dass sie niemals länger schreien sollte, deswegen trieb mir ihr abendliches Schreien die Schweißperlen auf die Stirn. Ich war gestresst - sie merkte das und schrie noch mehr... es war kein schönes erstes Babyjahr :-(. Aber: ich reagierte dennoch unermüdlich unverzüglich, lange Zeit. Mit etwa 18 Monaten stellte ich dann überrascht fest, dass ich ein vergleichsweise unzufriedenes Kleinkind habe - fast alle Wünsche wurden nur noch mit Jammern oder Quengeln untermalt.

Offenbar hatte ich es etwas zu gut gemeint und den Moment verpasst, mein Kind auch mal ein paar Sekunden warten zu lassen. In den ersten Lebensjahren sind Kinder vollkommen ich-zentriert. Das ist normal und Teil ihrer Überlebensstrategie! Im Rahmen der Autonomiephase entdecken sie dann, dass sich die Welt gar nicht ausschließlich um sie dreht und dass man im Leben Kompromisse suchen muss. Sie erfahren dabei geballt Frustration - was um so schwieriger ist, je weniger sie damit schon Erfahrungen sammeln konnten. Ich hatte den Moment verpasst, mein Kind altersgerecht auch mal kleinere Frustration ertragen zu lassen oder Wartezeiten zuzumuten. Es war gewohnt, dass unverzüglich auf Gejammer und Genörgel reagiert wurde, so dass das als geeignete Kommunikationsform klassifiziert wurde, die eigenen Wünsche durchzusetzen. Nun ist ein 18-monatiges Kind kognitiv deutlich weiter entwickelt, als ein 8-monatiges - daher ist ihm schon einiges mehr an Wartezeit zuzumuten.

Das "warten können" ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung. Kinder, die sich früh in Geduld üben können, sind meist weniger frustriert. Wie man das sanft fördern kann, darüber hat Snowqueen im Artikel über impulsives Verhalten und Ungeduld im Abschnitt "Geduldsübungen" geschrieben. Ich habe das mit meinem Sohn so praktiziert und er ist ein deutlich gelasseneres und zufriedeneres Kleinkind geworden.

Daher sollte man etwa ab dem ersten Geburtstag - abhängig von der individuellen Entwicklung - sanft beginnen, zwischen Bedürfnissen und Wünschen zu unterscheidenWünsche (Mama, komm! Mama, spiel mit mir!) können auch mal in langsam länger werdenden Zeiträumen aufgeschoben werden - natürlich nicht aus Prinzip und vorsätzlich - aber kleinere Geduldsübungen zeigen dem Kind, dass auch andere Menschen ihre Bedürfnisse erfüllen wollen.

Bedürfnisse (liebevolle Zuwendung, der Wunsch nach Aufmerksamkeit, Nähe, Wärme, Geborgenheit) sollten nach wie vor so weit wie möglich erfüllt werden - je zuverlässiger man das macht, um so wenige vehement wird das Kind sie einfordern. Wer darauf (für ihn nicht offensichtlich nachvollziehbar) warten muss, ist verunsichert und will sich der elterlichen Liebe wieder und wieder versichern - so dass es oft zum Kletteffekt kommt - die Kinder wollen den elterlichen Arm dann gar nicht mehr verlassen.

Mit (vom Kind eingeforderter) körperlicher Zuwendung kann man nie verwöhnen - egal ob 8 Monate alt oder 8 Jahre.

Ermutigung zum Verwöhnen


Es ist extrem wichtig, alle Bedürfnisse eines Babys verlässlich zu erfüllen. Schließlich sind diese vollkommen hilflos und darauf angewiesen, dass sich ihre Bezugsperson um sie kümmert. Je verlässlicher das geschieht um so stärker wird das Band zwischen (in der Regel) Mutter und Kind - die Bindung wird gestärkt. Das ist eine der wichtigsten Voraussetzungen dafür, dass sich das Selbstvertrauen des Kindes gut entwickelt. Zu den Grundbedürfnissen eines Babys gehört das Getragenwerden, das Stillen nach Bedarf, das Schlafen bei den Eltern und das sofortige Trösten beim Weinen.

Tritt allen gut gemeinten Ratschlägen mit Selbstbewusstsein entgegen. Die Ratschläge sind wirklich gut gemeint - man will Dich schützen. Aber: Dabei wird auf veraltetes Wissen zurückgegriffen. Kann man mit dem Gegenüber gut diskutieren, lohnt sich vielleicht der Hinweis auf neue wissenschaftliche Erkenntnisse. Es ist ja im Grunde recht einfach erklärbar, warum man so handelt. Ist der Beratschlagende unbelehrbar, hilft ein einmaliges deutliches: "Danke, dass du dir Gedanken machst - aber ich habe beschlossen, ganz auf mein Gefühl zu hören und das sagt mir, dass es für uns so genau richtig ist!" Gelegentlich bewirkt der Hinweis: "Das hat der Arzt uns ausdrücklich so empfohlen!" wahre Wunder.

Lasst Euch nicht verunsichern - man kann Babys im ersten Lebensjahr definitiv nicht verwöhnen, ein Kind kann in dieser Zeit nicht ein "Zuviel" an Liebe bekommen - Erziehung kommt später. Euer Kind will Euch nicht manipulieren - es will beschützt werden. Und all die Dinge, die es verlangt, haben es jahrtausendelang zuverlässig geschützt, daher wendet es die Strategie noch immer an. Je älter es wird, desto vielfältiger werden seine Ausdrucksmöglichkeiten.

Je verlässlicher die Mutter reagiert, desto selbstsicherer wird das Kind und die Bindung wird immer stärker. Und das ist alles, was das Kind braucht - keine klugen Ratschläge, keine Konditionierung und keine vorsätzliche Frustrierung. Das anstrengende sofortige Reagieren wird sich im Laufe der Zeit auszahlen. Es ist nur ein Jahr, in dem dieses kleine Menschlein die Mutter fast vollständig in Beschlag nimmt - danach wird es immer einfacher werden. Dieses eine Jahr ist rückblickend so kurz, dass ich jeder Mutter nur sagen möchte: Egal, wie anstrengend es ist - genieß diese einzigartige Zeit und nutze sie, um Dein Kind zu verwöhnen :-).

Lebenserwartung

© Danielle


Quellen




51 Kommentare:

  1. Hi,
    sehr interessanter Artikel. Bin selber Vater eines 1 1/1 jährigen Kindes und überlege gelegentlich auch ob wir uns zu viel/intensiv kümmern oder ob alles genau so richtig ist.

    Einerseits will man ja eben keinen Tyrann heran ziehen, aber auf der anderen Seite ist man ja nicht Eltern geworden um sein Kind dann einfach nebenbei mitlaufen zu lassen.

    ciao
    Martin

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    1. zu viel kümmern kann es meiner meinung nach nicht geben. liebe kann man nicht zuviel ausgeben (spielsachen, bei jedem einkauf alles bekommen was man will,... da kann man zuviel machen)

      also ruhig weiter intensiv kümmern und lieben

      und ein tyrann kann mit viel liebe nicht herauskommen - ich finde solche ängste - bzw diejenigen die solche ängst schüren schrecklich

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  2. Hallo,
    ich bin Vater von zwei wundervollen Kindern (Junge & Mädchen). Meine Frau und Ich hatten bei dem ersten Kind Probleme gehabt, die Balance zwischen wenig kümmern (weinen lassen) und intensiv kümmern (nicht weinen lassen und geben was es möchte) zu finden. Beim zweiten Kind hat es dann besser funktioniert.

    Ein sehr schöner Beitrag mit vielen Informationen - an dieser Stelle ein Daumen hoch!

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  3. Vorbildlicher Beitrag. Alle wichtigen Aspekte zu dem Thema sehr schön und verständlich aufgearbeitet- alle Daumen hoch!
    Besonders den Verweis auf Frau Haarer und die Auswirkungen der damaligen Erziehungshaltung bis in unsere Generation finde ich sehr wichtig. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass viele Eltern ein Aha- Erlebnis haben, wenn man ihnen erklärt, wo einige Erziehungsmythen ihren Ursprung haben und dann auch besser verstehen wie man es anders machen kann.
    Danke allgemein für den tollen Blog!
    Doro

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  4. Liebe Danielle
    Vielen Dank für den aktuellen Artikel (und für all die anderen)!
    Vor allem der Absatz zum "vergleichsweise unzufriedenen 18 Monatigen" gibt mir noch etwas zu denken... Darf ich fragen, wie du - nach der Einsicht gleichsam - reagiert hast und wann deine Tochter "zufriedener" wurde?

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    1. Dieser Aspekt würde auch mich interessieren. Ich nehme mein - fast 1 Jahr altes - Kind immer schon bei jedem Muks auf den Arm. Für mich ist jetzt nicht so ganz klar wo die Grenze ist. Bisher war es nicht schwer einfach auf jedes noch so kleine Bedürfnis meiner Tochter einzugehen. Mich ängstigt, dass ich damit etwas falsch machen kann...

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    2. Hallo,

      wir haben dann mit Geduldsübungen angefangen. Ich habe ihr kurz erklärt, warum sie warten soll und dass ich mich gleich danach um sie kümmere. Das waren anfangs nur ganz kurze Zeitabschnitte - eine Kartoffel fertig schälen, eine Blume noch fertig gießen. Danach habe ich mich mit ihr gefreut und gesagt: "Hey, Du hast gewartet!" und mich dann um sie gekümmert. Sie hat so also nach und nach "gelernt", dass wenn ich "warte" sage, sie auch zu 100% die gewünschte Aufmerksamkeit bekommt.

      Ich denke, ihr Nörgeln war von der Angst ausgelöst, dass sie eben nicht mehr wie bisher, ihre Wünsche zuverlässig erfüllt bekommt, wenn ich einfach mal um Bedürfnisaufschub bat. Nachdem sie verstanden hat, dass sich nur der Modus ändert, hat sie auf das nörgelige Einfordern verzichtet. Im Grunde wurde sie allein dadurch dann schon deutlich zufriedener.

      Es ist in dem Alter wirklich wichtig, Wünsche von Bedürfnissen zu unterscheiden. Wenn sie wirklich herzerweichend weinte, habe ich sie natürlich nicht weinen lassen.

      Viele Grüße!
      Danielle

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  5. Hallihallo ihr Lieben,
    vielen Dank für den Artikel. Er enthält viele meiner Gedanken in Worte gefasst und hier niedergeschrieben.
    Ich kann für uns sagen, dass unser erstes Jahr von dem geprägt war, was du hier beschreibt: sofortiges Reagieren auf jedes Weinen und auch nächtliches "Rufen" (er wußte einfach, dass ich sofort komme und musste nicht mehr weinen, denke ich :-) , stillen nach Bedarf (phasenweise ganze Nächte durch), Familienbett und Tragen. Und wir lieben es... Und tun es immer noch :-) Deshalb möchte ich gerne zum Artikel anmerken, dass ich das mehrmalige Erwähnen, dass verwöhnen im ersten Jahr nicht geht, nicht ganz verstehe... Für mich ist ein großer Teil dieser Diskussion auch ein Problem der Bedeutung des Wortes "verwöhnen". Ich finde nix negatives an verwöhnen, ich würde das wohl anders nennen, wovor manche Angst haben. Und die Dinge, die im Artikel erwähnt werden und die wir wie geschrieben ja auch so machen haben in meinen Augen keine negativen Auswirkungen... Und das auch nicht über das erste Jahr hinaus...
    Ich kann das schlecht erklären, aber im Artikel werden mir ja Argumente geliefert, die ich entgegnen könnte, warum Tragen, Stillen, FB und nicht schreien lassen gut ist. Aber so wie es da steht klingt das so, als sei das nur im ersten Jahr zu begründen. Und das sehe ich anders. (Ihr bestimmt auch, oder? Aber was sage ich denn den Leuten, wenn ich meinen zweijährigen noch trage und stille und er bei uns in Bett schläft? ;-)

    LG,
    Jellicle.

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    1. Nein, nein, das war offenbar missverständlich. Ich werde das bei Gelegenheit noch mal klarstellend ergänzen. Natürlich verwöhnt man mit Stillen und im Familienbett auch keinen Dreijährigen :-). Danke für die Anmerkung!

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  6. Guter und sehr ausführlich recherchierter Artikel. Ein kleines Aber gibt es von mir aber doch. Denn wenn man dazu ermutigt, auf sein Herz zu hören und sich nicht reinreden und verunsichern zu lassen, dann gibt das auch die Freiheit, einige Ratschläge doch zu versuchen und anzunehmen. Jedes Kind ist anders und hat andere Bedürfnisse.
    Unsere Tochter hat die ersten elf Wochen nur geschrien, ich habe immer reagiert, getragen, dauergestillt und war körperlich nah dem Ende. Nachdem die Zeit der Koliken vorbei war und sämtliche körperliche Ursachen ärztlich ausgeschlossen waren, haben wir die Ratschläge der Mütter angenommen: drei Stunden Abstand zwischen den Mahlzeiten und dazwischen immer wieder in ihr Bett legen, damit sie schläft - das hat sie vorher tagsüber nämlich ab der zweiten Woche nicht mehr gemacht. Und siehe da: ein ausgeruhtes, entspanntes Kind kam zum Vorschein, mit der Sicherheit über einen Tagesablauf und einem Rhythmus, den sie allein nicht gefunden hätte.

    Jeder muss seinen eigenen Weg finden, ob die Ansätze nun moderner sein sollten oder nicht. Wenn man auf sein Gefühl und sein Kind hört, gibt es kein falsch. Auch wenn man nicht in allen Belangen den "aktuell anerkannten" Weg nimmt.

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    1. Natürlich! Wenn das Bauchgefühl nicht verlässlich ist oder Situationen nicht lösen kann, dann spricht nichts dagegen, sich fast zu holen oder andere Dinge auszuprobieren. Stillen nach Bedarf ist hier auch nicht im Sinne von Dauernuckeln gemeint.

      Viele Dinge, wie das karpen eines übermüdeten Babys, können die wenigsten habt instinktiv.

      Viele Grüße
      Danielle

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    2. Um ganz ehrlich zu sein: Mein Bauchgefühl war durch das omnipräsente Wissen, dass man sein Baby auf gar keinen Fall schreien lassen soll in der modernen Welt, erheblich eingetrübt. Klingt hart, sollte aber auch mal so gesagt werden, denke ich.

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    3. Das ging mir ganz ähnlich - ich war anfangs davon ausgegangen, dass mein Bauchgefühl das schon richten wird. Meine Kinder waren auch extreme Schlechtschläfer und zu wenig Schlaf führt nun mal dazu, dass Babys schreien, weil sie vollkommen übermüdet sind. Das Problem ist, dass wir "nicht allein schreien lassen" gleichsetzen mit "nicht schreien lassen" und haben damit einen unerfüllbaren Anspruch. In der Absicht, dass das Kind so wenig wie möglich schreien muss, verfällt man dann gerne mal in Aktionismus, um das so schnell wie möglich zu beenden. Der wiederum macht das Baby nervös - weil es im Grunde "nur" müde ist.

      Hat sich denn Dein Kind einfach so ins Bett legen lassen und ist dann eingeschlafen?

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    4. Genau das war dann unser Problem. Vor lauter gutem Willen haben wir alles gemacht und das war einfach zu viel.
      Wenn wir die Kleine mit ihrer Spielmusik ins abgedunkelte Zimmer legen, beruhigt sie sich mal schneller mal langsamer. Aber spätestens eingepuckt entspannt sie sich dann schnell und schläft prima. Wir machen das so seit über acht Wochen und seitdem ist alles bestens.

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  7. mich irritiert ein klein wenig die überschrift. so wie die vorrednerin sagt wieso hört das mit dem ersten geburtstag auf. klar kindern können lernen zu warten aber deswegen gehe ich genauso auf die bedürfnisse ein wie bei einem 3monatigen. und was anderes ist mit dem wort verwöhnen ja gar nicht gemeint. wenn man vom nicht-verwöhnen spricht dann redet man davon dass man nicht alle bedürfnisse gleich stillen soll, wie körperkontakt, nahrungsaufnahme wenn hunger,...
    ich für mich habe das bei meiner nun 15monatigen alten tochter beibehalten. hat sie hunger bekommt sie was, will sie kuscheln wird gekuschelt, kommt sie mit buch oder will sonstige aufmerksamkeit dann nehme ich sie mir. klar kann es sein dass ich zu ihr sage wart kurz ich mach das noch fertig. aber "verwöhnt" wird sie danach dennoch und ich sehe daran nichts negatives. auch ich werde gerne verwöhnt mit einer tasse kaffe am abend die mir mein partner bringt 

    ich finde den artikel so konfus für mich. das erste lebensjahr da stimme ich zu. aber dann wieso wird geschrieben dass ein kind verwöhnt werden kann (es wird ja sogar noch erwähnt dass man die grundbedürfnisse weiter befriedigen soll) also das was ab dem ersten geburtstag für mich ändert ist dass ein kind eine gewisse zeitspanne abschöätzen lernt. zuerst kann es 1minute warten dann immer mehr. wenn es älter wird versteht es sogar dass mama was anderes denkt und möchte und kann eventuell kompromisse schließen aber das hat alles etwas mit dem gehirnwachstum zu tun und nicht wie viel oder wenig verwöhnt das kind aufgewachsen ist (ich schließe aber bewusst das verwöhnen durch güter aus - wie nonstop geschenke, alles bekommen was man möchte,...).

    meine tochter noch als kleines beispiel hat ein gutes orientierungsvermögen und lotst michs chon sein 3 monaten zu sämtlichen orten im dorf die ihr wichtig sind (einkaufen-obwohl sie nie etwas möchte, oma, spielplätze) und ich gehe zu 99% darauf ein denn mir ist es ja egal wohin wir gehen - es seidenn ich habe irgendetwas wichtiges - da höre ich auch immer wieder: wenn du ihr immer ihren willen lässt lernt sie nie auf andere rücksicht zu nehmen. klar "verwöhne" ich sie damit aber alles andere kann sie mit 15monaten ja noch gar nicht überblicken. das kommt alles zu seiner zeit. dieser stress schon mit 2jahren ein perfekt-moralisches kind zu haben nervt mich sehr und ich versteh es nicht - nicht umsonst ist man erst mit 18 volljährig und die erzeihung darf auch mindestens bis zum 12-14lebensjahr gehen.

    vll verstehe ich den artikel falsch und ich bin eigentlich ein sehr großer fan von dieser seite aber ich denke hier sind ein paar wörter unklar definiert 

    (Kommentar einer Leserin, der versehentlich gelöscht wurde von mir wieder eingefügt :-).

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    1. Ich finde, du hast das genau richtig verstanden. Im ersten Jahr gibt es keine Einschränkung in Bezug auf das Verwöhnen. Ab etwa dem ersten Geburtstag ist es jedoch nicht mehr unzumutbar, auch mal kurz zu warten, es muss also nicht mehr idealerweisunverzüglich reagiert werden.

      Selbstverständlich heißt das nicht, dass man jetzt das eingehen langsam reduziert. Sondern nur, dass auch die elterlichen Bedürfnisse an Priorität mehr und mehr gewinnen.

      Und das weiterhin unverzügliche Erfüllen kann eben auch - wie bei uns - dazu führen, dass das Kind seine Ich-Zentrierung sehr lange beibehält, dann viel Quintett und die Trotzphase ggf. umso anstrengender wird.

      Danke für die kritische Anmerkung, ich werde den Teil noch mal etwas überarbeiten.

      Viele Grüße
      Danielle

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    2. ich glaube dass die überschrift die missverständnisse auslöst denn das was wir hier an verwöhnen anreden ist nichts anderes als bedürfnisse erfüllen und da geht auch ein verwöhnen bei kleinkinder nicht. ich denke eine andere überschrift oder abgeändert würde vieles erklären.

      es geht ja nur drum dass man mit zunehmendem alter der kinder die bedürfnisse der eltern und der kinder immer mehr prozentuell fair aufteilen kann oder soll. also im ersten lebensjahr kann ein kind nicht auf die eltern rücksicht nehmen (da übernehmen die eltern die verantwortung dass sie nicht ausbrennen) und dann immer mehr lernt man dem kind dass auch andere bedürfnisse hat und das man kompromisse schließen muss damit alle glücklich werden. das ist ein prozess von mehreren jahren - meiner meinung nach hat das mit verwöhnen nichts zu tun. wie schon beim ersten kommentar die antwort war ein zuviel an liebe gibt es nicht (materielle liebe ist für mich was anderes)

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  8. hallo,
    ein sehr interessanter artikel, vielen dank. generell praktiziere ich auch dieses "verwöhnen in den ersten monaten geht nicht", aber ich hätte mal eine frage für eine situation, die jetzt bei meiner fast 3-monatigen tochter aufgetreten ist: wenn es abends zum schlafen geht, über dem bett hängt ein mobile, das schauen wir uns immer noch zusammen an und ich stupse es an. egal, wie müde sie ist, wenn es nach ihr ginge, könnte ich das die ganze nacht tun, also habe ich mich auf 3 x beschränkt und dann wird aufgehört, erst fängt sie ein bißchen an zu quengeln und je nach abend und laune manchmal sogar wirklich richtig an zu schreien, auch wenn ich mit ihr weiter kuschel, leise rede oder zum einschlafen singe und der blick geht ständig zum mobile. sie hört dann zwar auch sehr schnell wieder auf zu schreien, aber ginge man nun nach diesem prinzip "verwöhnen geht nicht", müsste/sollte ich es weiterhin anstupsen? oder?
    liebe grüße

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    1. es geht dabei um bedürfnisse erfüllen die essentiell zum überleben wichtig sind: nähe, nahrung, bindung, vertrauen,... wenn deine tochter allerdings das mobile brauch dann gibt es zwei varianten entweder sie schläft davon irgendwann ein und du hörst auf oder wenn sie den blick abwendet.
      wenn dir das aber zu lange dauert (und das ist auch verständlich) dann handelst du nicht falsch wenn du es nach dreimal lässt. wenn sie quängelt bist du ja bei ihr und gibst ihr deine nähe um das "aufhören" und den frust dabei zu akzeptieren bzw um den frust zu verarbeiten. das ist das bedürfnis das du dabei stillst. wenn du dagegen sagen würdest: jetzt hör auf zu quängeln ich war ja so nett und hab schon dreimal dann redest du gegen ihr bedürfnis und dann ist es meiner meinung nach nicht ideal.

      das mobile ist für mich ein beispiel für materielle dinge (auch wenn es bei älteren kindern meiner meinung nach ganz anderst ausschaut) es ist schön und gut wenn es sich bewegt aber die welt geht nicht unter wenn es nicht so ist. das ist beim schreien, bei hunger, bei angst,... etwas ganz anderes

      ich denke das ist ein punkt wo du auch gut auf deine grenzen achten muss. aber die gefühle die dein kind dann ausdrückt eben ernst nimmst

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    2. Hallo,

      hier kollidieren im Grunde zwei Bedürfnisse - das Schlafen und das Mobile ansehen. Wobei man da schon differenzieren kann - der Schlaf ist ein Bedürfnis, das Mobile ein "Wunsch". Du kannst unmöglich beides Erfüllen.

      Dein Bauchgefühl sagt Dir schon ganz richtig: das Schlafbedürfnis geht vor und Du weißt auch, dass sie sonst nicht zur Ruhe kommt. Daher triffst Du die Wahl, dass geschlafen wird. Zudem Dein Kind irgendwann auch das Ritual "3 mal" akzeptieren wird.

      Es geht bei dem Ansatz nicht darum, immer alle Wünsche zu erfüllen, sondern vielmehr, die elementaren Grundbedürfnisse umgehend zu erfüllen. Und das tust Du, indem Du Dein Kind in seiner Frustration begleitest, da Du es nicht alleine weinen lässt.

      Liebe Grüße!
      Danielle

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    3. hallo, vielen dank für eure antworten und die erklärung. vom gefühl dachte ich auch, dass es schon richtig so ist, ein klein bißchen verunsichert war ich dann aber halt doch ab und an, wenn sie deswegen schreit, so bin ich nochmal in meinem bauchgefühl bestärkt :)

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  9. Ein gewohnt guter Artikel.
    Für mich fängt verwöhnen da an wenn die Kinder, Dinge selbstständig zu bewerkstelligen in der Lage sind aber man Ihnen diese immer wieder abnimmt. Alles andere müssen wir als Eltern tun egal welches Alter ob 1 Jahr oder 18 Jahre.

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  10. danke danielle für das umformulieren. nun liest es sich ganz anderst und ich kann dem nun zu 100%zustimmen.
    danke anonym 13.oktober 10:21 für deine sicht - das ist wohl richtig

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  11. *klatschklatschklatsch* druck ich mal aus und schicks meiner mama ^^ die hat nämlich imme rgemeckert, wenn ich beim ersten quietschen schon nach dem baby geguckt habe, das war verwöhnen in ihren augen.
    wenn ich aber jetzt, wo sie 13 und 28 Monate alt sind, sage: schick ihnen nicht so viel süsskram!
    dann ist das kein verwöhnen, dann bin ich gemein. is klar ;-)

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  12. Ich finde den Artikel gut und richtig. Eine kleine Anmerkung aber zur Statistik über Todesfälle im Alter von einem bis fünf Jahren. So spektakulär das auch aussieht- die Geburtenraten der beiden Jahre bleiben unberücksichtigt. Es würde mich nicht überraschen, wenn der Effekt sich völlig in Luft auflöst. So ganz im Sinne von "traue nie einer Statistik die du nicht selbst....."

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    1. Vielen Dank für Deine Anmerkung. Tatsächlich sind 1980 weniger Kinder geboren, als 2012 - 620.657 statt 673.544. Daher ist die Statistik eigentlich noch "spektakulärer" ;-). Ich werde bei Gelegenheit jedoch noch mal wissenschaftlich korrekt die Inzidenzen grafisch darstellen.

      Viele Grüße!
      Danielle

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    2. Über die Zahl bin ich auch gaestolpert, muss ich zugeben. Allerdings glaube ich, dass der von Dir beschriebene Effekt sich nicht in Luft auflösen, aber etwas relativieren wird. Denn, wenn die Zahlen, die ich gerade ieinmal kurz gegoogelt habe, sind 1980 rund 850.000 Babys geboren worden. Die von Dir zitierten 620.657 dürften lediglich die geborenen Kinder in der BRD sein - ohne die der DDR und die 673.544 sind im nun vereinten Gesamtdeutschland geboren (Quelle siehe hier: https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/Bevoelkerung/Bevoelkerungsbewegung/BroschuereGeburtenDeutschland0120007129004.pdf?__blob=publicationFile).
      Daher gebe ich meinem Vorredner/meiner Vorrednerin in Teilen recht. Aussagekräftiger sind die Zahlen nur in Relation mit der Geburtenrate. In Luft löst sich der Effekt jedoch nicht auf.
      Herzliche Grüße,
      Silke

      PS: Ansonsten hat mir der Artikel wirklich wieder sehr gut gefallen. Eure Posts Regen immer wieder zum Nachdenken und Reflektieren an. Danke dafür!

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    3. Liebe Silke,

      nein, im Gegenteil - ich habe das jetzt extra noch mal auf die Geburtenrate berechnet und komme nun sogar auf eine Senkung um 81% bei den Todesfällen und um 89 % bei den unfallbedingten Todesfällen, wenn man die Todesfälle in Relation zu den Geburten setzt.

      Es ist richtig, dass die Zahl von 1980 nur die Geburten/Todesfälle der BRD abbildet (ich finde leider keine vergleichbaren Zahlen für die DDR) - aber es kämen ja ebenso weitere Todesfälle dazu - ich gehe mal davon aus, dass die Quote ähnlich wäre. Ich kenne nur die Gesamtgeburtenzahl von BRD+DDR von 1980 - die liegt bei 865.789 - selbst wenn in der DDR kein einziges Kind gestorben wäre (was unrealistisch ich), dann läge die Senkung ggü. 2013 eben dann "nur" bei rund 85 %, also 4 % weniger. Es kann genauso gut sein, dass sie sich auch noch erhöht - vielleicht finde ich ja doch noch irgendwo Daten.

      Ganz herzlichen Dank für Deinen Kommentar!

      Liebe Grüße
      Danielle

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  13. hallo, ein wirklich guter artikel, der mich jetzt nochmal ins grübeln gebracht hat: also ich lasse mein kind auch nicht schreien, bin immer sofort da wenn sie schreit und nehme sie auch hoch. aber genau über dieses hochnehmen bin ich grade ins grübeln gekommen. ich kann sie am besten beruhigen, indem ich mich zu ihr lege, sie in den arm nehme und ein bißchen schuckel. also ich hab ihren kopf auf dem einen arm, mit dem anderen die beinchen und so, dass sie auch gar nicht im bettchen liegt, aber halt nur ein bißchen weg von der matratze und immer noch im liegen. sie weint dann noch ein bißchen weiter, aber beruhigt sich recht schnell und schläft ziemlich schnell in meinem arm ein und nach einer weile kann ich meine arme dann wegziehen, wenn ich zum schläfchen mal nicht bei ihr bleibe, denn das mache ich auch oft, dass ich bei ihr liegen bleibe und sie so auch wieder aufwacht. wenn ich sie richtig hoch nehme, also mit ihr aufstehe und sie wiege oder an meine schulter nehme, hört sie oft zwar sofort auf zu weinen, aber weil sie dann wieder gucken, gucken, gucken will und kann und sie so überhaupt nicht zum schlafen kommt, obwohl sie todmüde ist und deswegen geweint hatte. nun hab ich aber ein bißchen angst bekommen, ob meine art des hochnehmens vielleicht doch nicht reicht und es fast schon dem "liegenlassen mit etwas beruhigen" gleichkommt? viele grüße

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    1. Hallo,

      gut, dass Du fragst :-). Nein - Deine Methode ist vollkommen in Ordnung, da musst Du Dir absolut keine Gedanken machen! Du gibst Deinem Kind das, was es braucht. Wie Du schon richtig schreibst - sonst würde sie wach und könnte ihr Grundbedürfnis nach Schlaf nicht erfüllen.

      Bei dem Thema "schreien lassen" geht es immer darum, dass man das Kind niemals ALLEIN schreien lassen soll. Oder vorsätzlich Körperkontakt verweigert, obwohl das Kind den offenbar gerade braucht. Das trifft bei Dir ja nicht zu - sie beruhigt sich und schläft schnell wieder ein. Ganz offenbar fühlt sie sich wohl und sicher. Daher: alles gut!

      Herzliche Grüße
      Danielle

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  14. hallo, vielen dank für deine schnelle und beruhigende antwort :) hatte nämlich plötzlich die angst, dass sie so auf meine art durch das etwas längere schreien im gegensatz zum richtig kompletten hochnehmen, sie deshalb nur erschöpft ist und schneller schlafen kann, auch wenn ich mir gesagt hab, es ist ja meist nur ganz kurze zeit, dass sie noch so weiterschreien muss und theoretisch könnte sie viel, viel länger durchhalten ;)

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  15. Danke für den tollen Artikel. Ich habe Jean Leadloffs Continuum Concept gelesen und brauche immer wieder solche Artikel wie diesen, um mich selbst zu bestärken....und mir auf die Schulter zu klopfen weil ich ehrlich gesagt stolz darauf bin, dass ich mein Baby mit unendlicher Liebe überschütte und durch Tragen,Stillen,gemeinsames Schlafen einen kleinen zufriedenen Sonnenschein "erzogen" habe. Was mich immer wieder erstaunt und richtig nervt, ist, dass die Leute (vorwiegend über 60), die mein Verhalten belächeln(""warum schleppst du das Kind, hast du keinen Kinderwagen?" ... " quatsch,das Kind hat noch keinen Hunger, es schreit noch gar nicht,warum stillst du schon wieder?") sich total darüber wundern, Wie ausgeglichen das Kind ist. Können die nicht 1 und 1 zusammen zählen? Es ist so schade, wie vernebelt diese Menschen sind.

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    1. Ich glaube, sie WOLLEN nicht 1 und 1 zusammenzählen, weil das bedeuten würde, dass sie sich eingestehen müssen, damals nicht richtig auf ihre Babys gehört zu haben. Wir müssen da ein bisschen nachsichtig mit der älteren Generation sein - sie wussten es nicht besser. Sie kannten nicht die frühen Hungerzeichen (die vor dem Hungerschreien), sie wussten nicht, dass Menschenkinder Traglinge sind, ihnen hat niemand etwas von Mutter-Kind-Bindung erzählt. Ihnen wurde von allen Seiten eingetrichtert, dass Babys nicht verwöhnt werden dürfen, dass es wichtig ist, die Flasche nur alle vier Stunden zu geben und sie ihnen helfen müssen, Selbstbewusstsein aufzubauen, indem sie in der Nacht allein schlafen. Es gab noch keine Literatur, keine Ratgeber, die es anders verkündet hätten und sie selbst wurden ja als Babys ebenso behandelt, also war auch das Bauchgefühl keine große Hilfe. Jetzt zu hören, dass das damals alles "falsch" war, vielleicht sogar schädlich für die Psyche, ist schwer zu ertragen - also machen sie sich lieber ein bisschen lustig, damit es tief im Inneren nicht ganz so schmerzt. Üben wir also Nachsicht und seien wir empathisch - auch damals haben die Mütter nur das gemacht, das sie für das Beste für ihr Kind hielten. Leg dir einfach freundliche Antworten für diese Standardfragen zurecht: "Doch, ich habe einen Kinderwagen, aber ich trage mein Kind gern ganz nah bei mir. Das ist im Winter so schön warm für uns beide und außerdem gut für die Hüftentwicklung." "Ja, das nennt man stillen nach Bedarf, das ist echt schön. Man hört dabei auf die frühen Hungerzeichen wie Schmatzen oder den Kopf hin- und herwerfen und dann muss das Baby gar nicht erst vor Hunger weinen, bevor es etwas bekommt. Es trinkt dann weniger, aber öfter, so ist der Magen auch nicht so belastet." "Ich verwöhne gar nicht das Baby, sondern mich selbst. Wenn ich nämlich gleich auf seine Bedürfnisse eingehe, schreit es nicht und guckt mich so verliebt an. Das ist echt soooo schön!" Ich habe aber auch schonmal auf die Frage, ob ich dem Kind nicht mal was richtiges zu essen geben will geantwortet: "Doch, er isst normalerweise Steak, aber das habe ich zuhause vergessen, deshalb muss er jetzt mit meiner Brust vorlieb nehmen..." LG, snowqueen

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  16. Hallo, danke für diesen Artikel, der mir quasi "aus der Seele" geschrieben ist - ich arbeite selbst viel mit Mutter-Baby-Gruppen und bin ganz oft mit der Angst vorm Verwöhnen konfrontiert, die offenbar bei vielen doch sehr tief sitzt, ganz unmittelbar folgt dann meist die Frage nach dem Grenzen setzen, wann man den damit beginnen müsse? Ich grenze das ganz gerne auch mit dem Zeitpunkt des Mobil-Werdens des Babys ab, denn Wünsche wie "In-die-Steckdose-greifen" oder "Kopfüber-vom-Wickeltisch-hinunter" können natürlich nicht erfüllt werden ;-) LG, Vera

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  17. Hallo, erstmal vielen vielen Dank für Eure tolle Arbeit und den Blog. Ihr sprecht mir aus der Seele. Ich habe einen dreijährigen Sohn und einen drei Monate alten Sohn. Ein Baby kann meiner Meinung nach nicht verwöhnt werden. Mein Kleiner kann vom ersten Tag an nicht ohne Körperkontakt und geschaukelt werden einschlafen. Das ist nichts was ich ihm angewöhnt habe, denn es war ja von Anfang an so. Mittlerweile kann er abends alleine in seinem Bett einschlafen, er wird erst gestillt und schläft dann zufrieden in seinem Beistellbett ein. Tagsüber geht das noch nicht. Da kann er am besten in seiner Trage schlafen. Dafür musste ich mir auch schon einiges von meiner Schwiegermutter anhören. Das ist mir aber egal. Ich denke aber, gerade beim zweiten Kind, kann ich nicht immer sofort zu ihm eilen, wenn er weint bzw. Quengelig wird. Ich meine die Situationen, wenn ich mich gerade um den Großen kümmere. Ich bin dann natürlich in der Nähe und versuche so weit es geht mit dem Kleinen zu sprechen. Ihn hoch zu nehmen geht dann natürlich nicht sofort. Das war beim Großen anders, da konnte ich sofort hin. Ich denke, dass ich trotzdem eine sehr gute Bindung zu meinem Kleinen bekomme, auch wenn ich ihn nicht sofort hoch nehmen kann. LG, Steffi

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    1. Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten11. April 2015 um 22:20

      Liebe Steffi,

      das denke ich auch. Eine Reaktion auf ein Bedürfnis muss nicht immer das sofortige Hochheben sein. Dadurch, dass Du mit ihm sprichst, signalisierst Du ja: "Ich höre dich - ich bin gleich für dich da!" So lange er nur quengelt, besteht auch nicht die Notwendigkeit. Wenn er wirklich, wirklich gerade sofort Zuwendung braucht, wird er die Einfordern und du ihm sicher auch geben - aber in den meisten Fälle ist es ja einfach nur eine leichte Unzufriedenheit, die da geäußert wird.

      Geschwisterkinder wachsen einfach damit auf, dass man nicht zu 100 % prompt reagieren kann und sie nehmen dadurch sicher keine Schaden - so lange sie in Hörweite sind und man signalisiert, dass man da ist.

      Liebe Grüße!
      Danielle

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  18. Vielen vielen Dank für euren Blog und diesen Artikel.
    Es bestärkt mich total in meinen Ansichten :)

    Gerade letzte Woche musste ich mir wieder anhören ich würde meinen 4 Monate alten Sohn konditionieren.
    Er würde schreien wenn ich ihn ablege weil ich es ihm beigebracht hätte...
    Nach dem Kommentar standen mir die Nackenhaare zu berge.
    Unglaublich sowas.
    Wir hatten einen etwas holprigen Start, da Jan 6 Wochen zu früh kam und unser Wochenbett zwischen Brutkasten und Geräten stattfand.
    Ich werde doch nun wo ich meinen kleinen Schatz endlich bei mir habe ihn nicht Schreien lassen...

    Außerdem wurde mir gesagt er würde nur aus Langeweile schreien.
    Ich habe dann gesagt, dass er sich aus der Langeweile ja nicht selbst befreien könnte und es ja nur natürlich sei, dass er schreit.
    Denn schließlich beschäftigen wir uns auch wenn wir Langeweile haben.
    Außerdem hab ich gesagt, dass Babys in dem alter niemals schreien um uns zu ärgern oder manipulieren sondern immer aus einem Bedürfnis heraus, welches sie nicht alleine stillen können.
    Da hatte ich die Lawine losgetreten...
    Daraufhin wurde ich allen Ernstes gefragt woher ich das denn wissen würde, ob mir ein Baby sowas erzählt habe...


    Das Pärchen (Beide 60 Jahre Alt) haben dann noch ganz stolz erzählt wie schnell sie ihren Sohn vom Schnuller entwöhnt haben..."nur 3 Nächte hat er durch geschrien
    Und trotzdem hat er keine Depressionen und auch keine Sprachstörungen"

    Natürlich muss ich gestehen, dass auch unser Sohn mal schreien muss, ich Beeile mich immer sehr mit dem Fläschchen, aber 90 Sekunden brauche ich nun doch.
    Oder auch auf der Autobahn kann ich nicht auf den Standstreifen fahren.
    Aber alles in allem würde ich ihn nie bewusst Schreien lassen, außer abends in meinem Arm zum abreagieren bzw weil er überreizt ist.

    Liebe Grüße
    Laura mit schlafendem Kind auf dem Arm, da ein Wachstumsschub alleine liegen nicht leicht macht :)

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  19. Vielen Dank für diesen umfangreichen und informativen Artikel!
    Ich habe das Gefühl, dass ich bei meinem fast dreijährigen Sohn verpasst habe, ihn in Geduld zu üben. Momentan haut er häufig mich, meinen Mann oder auch andere Kinder, wenn er frustriert ist, weil er z.b. nicht sofort bekommt, was er möchte. Ich habe gerade das Gefühl, dass es sich lohnen könnte, genau hier (Stichwort Geduld) anzusetzen. Meinst du, dass das in diesem Alter gut funktionieren kann? Hast du vielleicht sogar einen Rat, wie ich das am besten anstelle?
    Liebe Grüße,
    Monika (mit fünf Monate alter Tochter schlafend auf dem Arm...Geschwisterkinder, auch das natürlich ein Thema bei uns)

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    1. Liebe Monika, wenn ihr vor fünf Monaten eine Tochter bekommen habt, vermute ich, dass für ihn im Moment nicht das Geduldüben im Vordergrund stehen sollte. Lies dir mal unseren Artikel zur Entthronung der Erstgeborenen durch, vielleicht findest du dort seine Verhaltensweisen wieder (und Wege, darauf zu reagieren).

      An sich (also ohne die Ausnahmesituation der Entthronung) sind Geduldübungen sehr gut. Wir haben das genaue Vorgehen in unserem Artikel "Impulsives Verhalten und Ungeduld" beschrieben.

      Liebe Grüße, snowqueen

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  20. Hallo,

    danke, für diesen tollen Artikel. Generell bin ich von diesem Blog sehr begeistert! Macht bitte weiter so!

    Ich würde mich über ein paar Tipps sehr freuen. Es gibt einige "Baustellen", die wir haben: SCHLAF, ESSEN, RIESIGES NÄHEBEDÜRFNIS

    Von meinem Umfeld höre ich immer wieder nur, dass ich meinen Sohn verwöhne und selber schuld sei. Die Ratschläge, die ich dort erhalte, empfinde ich als zu kalt und daher nicht hilfreich.

    Bereits nach der Geburt hat mein Sohn Eindrücke im Schlaf verarbeitet und geschrien, gelacht, aber auch z.B. geschluckt, so als würde er trinken. Unser Arzt hat ihn bei der U3 damals als besonders aufgeweckt bezeichnet, da er auf viele Eindrücke bereits reagierte. Er hatte die Dreimonatskoliken und hat viel geweint. Mit dem Stillen hatten wir anfangs große Probleme. Wir haben ihn sehr oft getragen, geschuckelt und er hat fast nur im Arm geschlafen. Auf Schreien haben wir direkt reagiert. Er hat schon immer sehr schlecht geschlafen. Dass er bereits nach 45 Minuten wieder wach wird, ist, vor allem während der Wachstumsphasen, keine Seltenheit. Beikost haben wir gegen Mitte des sechsten Monats eingeführt. Inzwischen ist er 16 Monate alt. Er isst kaum Beikost und möchte noch sehr oft gestillt werden. Ich biete ihm immer wieder etwas ohne Druck an. Dennoch ist die Menge sehr gering und auch nicht konstant. Unsere Ärztin meinte, sein Nährstoff- und Vitaminbedarf könne so nicht mehr gedeckt werden. Ich würde das Stillen gerne auf zwei bis drei Mal am Tag begrenzen, aber daran ist momentan nicht zu denken. Trotz des hohen Muttermilchanteils, hat mein Sohn Schmerzen beim Stuhlgang. Er weint, schwitzt und versteift sich. Tagsüber schläft er inzwischen wieder, zeitweise ließ er sich im Tiefschlaf weglegen, ausschließlich im Arm. Nachts liegt er halb im Beistellbett und halb in unserem Bett (Wasserbett, ansonsten wäre ein Familienbett für mich denkbar gewesen). Bis er tief genug schläft und ich ihn komplett wieder in sein Bett legen könnte, bin ich meistens schon wieder eingeschlafen. Er wacht sowohl tagsüber auch nachts im Schlaf häufig auf und träumt heftig. Tagsüber ist er sehr anhänglich und möchte am liebsten die ganze Zeit getragen werden. Er ist sehr leicht zum Lachen zu bringen und zieht gerne die Aufmerksamkeit anderer auf sich. Seine Stimmung kann aber ganz schnell umschlagen. Wünsche untermalt er mit Quengeln. Manchmal habe ich das Gefühl, dass er hochsensibel ist. Ich habe bereits Geduldsübungen mit ihm gemacht, aber so richtig bemerkbar hat sich das noch nicht gemacht. Er wirkt insgesamt unzufrieden und das verstehe ich nicht. Mein Sohn muss auch mal kurz warten, aber wenn er Liebe und Nähe sucht, kann ich das einfach nicht. Er bekommt immer wieder Möglichkeiten die Welt zu erkunden. Er darf im Matsch spielen und hat z.B. eine eigene Schublade in der Küche, die er nach Herzenslust ausräumen darf. Ich versuche ihm möglichst wenig aus Bequemlichkeit zu verbieten. Ich habe viele Bekannte, die kaum auf die Bedürfnisse ihrer Kinder eingehen. „Lass ihn doch mal schreien“, war dann oft der Ratschlag. Komischerweise wirken die Kinder der Bekannten glücklich und sind ausgelassen. Das verunsichert mich.

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    1. Hallo,

      ich habe ja zwei Kinder - beide könnten gegensätzlicher nicht sein. In wirklich allen Belangen sind sie vollkommen unterschiedlich. Daher komme ich immer mehr zu dem Schluss, dass ganz, ganz viele Eigenheiten definitiv Typsache sind und mit Erziehung nur marginal beeinflussbar. Natürlich ist für alle Kinder Zuwendung und Bedürfnisorientierung wichtig - aber es gibt Dinge, da ist unser Einfluss einfach begrenzt.

      Mein Sohn ist genau wie Deiner - er hat schon immer schlecht geschlafen. Er ist letzte Woche 4 (!) Jahre alt geworden und braucht immer noch Einschlafbegleitung und er schläft in 98 % der Nächte nicht durch. Er ist Extremkuschler, braucht viel Körperkontakt, er knibbelt beim Einschlafen und wann immer er Stress hat. Er IST einfach so und ohne wirklich invasive Maßnahmen würde sich dieses Verhalten nicht ändern. Ich habe das irgendwann einfach akzeptiert und damit ging es mir dann besser. Mit dem expliziten Gedanken: Er IST so.

      Und ja - ich kenne sie auch - die zufriedenen Kinder, die anders behandelt werden. Aber die SIND eben auch so, wie sie sind - das wären sie auch, wenn sie bei Dir groß würden. Man kann also nicht den Schluss ziehen, dass die anderen es offenbar besser machen. Manchmal ist scheinbare Zufriedenheit auch einfach nur Resignation. Wenn Mama mich schon 100 Mal nicht hoch genommen hat, nachdem ich darum bat, werde ich es nicht mehr fordern, weil es ohnehin sinnlos ist.

      In dem Alter kann man erwägen, nachts nach Gordon abzustillen (kennst Du den Artikel zum nächtlichen Dauerstillen?) - das hat bei uns dazu geführt, dass er nur noch etwa zwei, statt bis dahin acht Mal wach wurde - eine enorme Verbesserung!

      Nach dem, was Du schreibst, halte ich eine Hochsensibilität auch nicht für unwahrscheinlich - aber auch die ist erzieherisch nicht wirklich beeinflussbar (außer indem man die äußeren Bedingungen ändert).

      Grundsätzlich war bei uns aber auch das Alter zwischen 15 und 18 Monaten auch sehr, sehr anstrengend - puh, da wurde auch genörgelt ohne Ende. Aber es wird besser - versprochen!

      Liebe Grüße!
      Danielle

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    2. PS: Ich vergaß zu erwähnen, dass er auch sehr gerne gestillt wurde (bis zum zweiten Geburtstag) und Beikost gegenüber immer sehr skeptisch gegenüber war. Meine Tochter hat in jedem Alter stets die etwa drei- bis vierfache Menge gegessen, wie er. Mittlerweile bin ich zur Erkenntnis gelangt, dass er sich genau das holt, was er braucht. An Deiner Stelle würde ich die Ärztin bitten, ein Blutbild zur Nährstoffversorgung zu machen. Ich kann mir vorstellen, dass die nicht so super schlecht aussieht. Schließlich sind in Muttermilch ja nun wirklich alle Nährstoffe enthalten!

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  21. Ich habe diesen Blog erst vor Kurzem entdeckt und bin sehr froh darüber, ihn nun doch gefunden zu haben. Vielen Dank für die tolle Arbeit!
    Meine Tochter ist nun 4 Monate alt und schon seit der Geburt sehr fordernd im Vergleich zu anderen Babys in ihrem Alter (so wie ich das zumindest von Erzählungen etc. mitbekomme). Wir tragen (sofern es klappt- phasenweise schreit sie wie am Spieß, auch noch nach 20min- Kiwa geht aber auch vollkommen gar nicht), schlafen gemeinsam im Familienbett und ich versuche nach Bedarf zu stillen. Ich habe mich vor der Geburt belesen und will natürlich möglichst gut auf sie eingehen. Bloß fällt mir sehr schwer auf frühe Signale zu reagieren- da ich diese kaum ausmachen kann. Scheinbar von einem Moment auf den nächsten reagiert sie sehr extrem. Familienmitglieder, die weit weg wohnen, fragen immer, ob es ihr gut ginge oder sie krank wäre. Spielen wir in einem Moment noch, hat sie scheinbar von jetzt auf gleich "schlechte Laune" und schreit bitterlich. Ihr fällt es daher auch sehr schwer in den Schlaf zu finden. Liegend im Stubenwagen mit und an ihrer Seite und Schnuller kann sie sich bestenfalls beruhigen, aber meist nicht einschlafen. Sie schläft momentan nur an meiner Brust ein oder auf meinem Arm (denn sie fremdelt ihren Papa an, obwohl der sich große Mühe gibt und sich rührend kümmert und sie ihn auch sehr oft sieht). Ich muss aber laufen beim beruhigen oder stehen, sobald ich mich setze und sie noch nicht tief schläft, geht es wieder los. Hab ich sie ans Laufen gewöhnt?
    Auch das Stillen nach Bedarf fällt mir schwer, da ich tagsüber schwer erkenne, ob sie Hunger hat. Unruhig ist sie meist die ganze Zeit (bewegt ihr Köpfchen hin und her, ist neugierig) und die Hände und andere Dinge hat sie fast permanent im Mund. Auch meckern tut sie (vllt. auch wegen dem 19 Wochen Schub?) fast durchgängig tagsüber. Ich probiere sie nun also etwa alle 2-4h anzulegen falls sie wach ist, meckerig wird oder es gerade organisatorisch (wenn wir los wollen) gut passt. Ich will damit vermeiden, dass sie anfängt aus Hungergründen zu schreien. Tut sie das nämlich (z.B. im Kaufhaus weil ich 5min brauche um den Stillraum aufzusuchen) trinkt sie dann vor lauter Aufregung gar nicht mehr. Ist das noch Stillen nach Bedarf? Wahrscheinlich nicht. Aber ist das ok für sie? Außerdem verweigert sie manchmal eine Brustseite. Ich gebe ihr dann erst die eine und dann die ungeliebte, meist klappt das.
    Alles in allem ist die erste Zeit sehr kräftezehrend gewesen, wobei sie natürlich auch sehr schön war. Dennoch frage ich mich oft, ob ich nicht doch manchmal anders handeln soll. Direkt unruhig bin ich nicht, meist beruhigt sie sich auf meinem Arm auch nach kurzer Zeit, aber häufig werden uns gute Tipps von Familie und teilweise sogar Passanten gegeben. F. wirkt oft sehr unzufrieden, obwohl wir versuchen ihr das bestmögliche zu geben. Von den Uromas hören wir häufig, dass sie uns schon im Griff habe. Natürlich halte ich das für Blödsinn. Nur frage ich mich, ob das einfach ihr Charakter ist und sie auch wenn sie älter wird, Schwierigkeiten damit haben wird, sich zu "gedulden". Oder ob sowas ganz normal ist und nur niemand darüber spricht.
    Um meinen Text nicht falsch zu verstehen: Wir lieben F. sehr und sind sehr froh über unsere kleine Familie. Dennoch ist der Alltag sehr kräftezehrend und das Nörgeln bringt einen um den Verstand, wenn man nicht weiß, wie man ihr helfen kann.
    Ganz liebe Grüße :)

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    1. Liebe Finja,

      das, was Du von Deiner Tochter schreibst, kenne ich nur zu gut. Mein Kind war ganz genau so. Ja - es gibt diese ruhigen, friedlichen, genügsamen Babys, aber eben auch solche, die permanent unzufrieden sind. Denen man scheinbar nichts recht machen kann und die einfach immer meckern.

      Mein Kinderwunscharzt hat mal gesagt (vermutlich nur, um micht zu trösten): "Die klügsten Kinder sind meist die anstrengendsten". Es hat mich etwas getröstet und ich muss sagen, dass möglicherweise auch etwas dran sein könnte. Eben jene Babys, die ich als sehr anstrengend erlebte, sind diejenigen, die sich kognitiv sehr schnell entwickelt haben.

      Rückblickend denke ich, dass meine Tochter sehr neugierig war und es sie unglaublich genervt hat, von mir abhängig zu sein und nicht selbst zu entscheiden, wo sie hin möchte. Das Meckern ist schlagartig besser geworden, nachdem sie krabbeln konnte und nochmal sehr, nachdem sie sich etwas verständigen konnte.

      An der Brust einzuschlafen ist ein vollkommen natürliches Verhalten, das hast Du ihr nicht angwöhnt, das wurde quasi mitgeliefert. Mach ruhig weiter damit. In ein paar Monaten wird sie das möglicherweise abschaffen und wenn nicht, kann man dann immer noch drüber nachdenken, sie sanft anzustupsen. Aber das hat noch viel Zeit!

      Das mit der Unruhe und der Frage, ob es Hunger ist, kenne ich auch gut. Ich habe tatsächlich auch nie herausgefunden, wann sie Hunger hatte. Daher ist Dein Weg durchaus praktikabel. Keine Sorge, Du wirst Hunger nicht übersehen. Den macht sie ja nachdrücklich deutlich. Bei beiden Kindern habe ich es nie geschafft, einen Stillrhythmus zu finden. Aber das ist auch okay.

      Ja - offenbar ist es ihr Charakter. Aber vielleicht tröstet es Dich zu hören, dass sich das Nörgeln wirklich komplett verloren hat und wir eine wirklich wunderbare Kleinkindzeit hatten (die Autonomiephase war dann wirklich außerordentlich entspannt).

      Viele Grüße
      Danielle

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    2. Vielen lieben Dank für deine schnelle Antwort. Das gibt uns Kraft! Ich hatte auch vermutet, dass sie es nervt, dass sie nicht kann, wie sie vielleicht möchte. Ich bin schon gespannt auf die Zeit, die noch kommt. Ganz liebe Grüße

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    3. Hallo,
      auch wenn diese Kommentare schon ein dreiviertel Jahr alt sind, hab ich grad das Bedürfnis, was dazu zu schreiben: Danke, Danielle, dass du das so erzählst, dass du auch nie richtig herausfinden konntest wann deine Tochter Hunger hatte! Das zu lesen tut mir gut. Hab jetzt so oft gelesen was die Anzeichen für Hunger sind und dass man nicht warten soll bis das Kind schreit. Mir war das auch so wichtig, aber ich hab es nie geschafft - hatte immer das Gefühl da SIND einfach keine eindeutigen Zeichen...
      Ein bisschen habe ich die Vermutung gehabt, dass sie sich die durch unseren schwierigen Start nach Kaiserschnitt u.a. schon abgewöhnt hatte... Kann sowas sein?
      LG!
      M.

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  22. Hallo Finja,
    mir ging es genauso wie dir. Ich habe unsere Tochter ganz viel herumgetragen, sie hat immer bei uns geschlafen, ich habe nach Bedarf gestillt - und sie schien nie richtig zufrieden zu sein. Ich hatte eine völlig falsche Vorstellung von einem zufriedenen Kind und habe gedacht, dass ich alles falsch mache, weil die anderen Kinder um mich herum anscheinend nicht so waren. Ich war völlig fertig, weil es natürlich anstrengend ist, wie du es ja auch beschrieben hast. Als das erste Jahr vorbei war, habe ich gelesen, dass etwa 20% der Babys einfach so sind und habe Mütter getroffen, denen es auch so ging. Dadurch war ich dann beruhigt, weil ich nun wusste, dass es nicht an mir lag.

    Mein Tipp: Mach so weiter wie bisher (stillen, tragen, etc), geh ein bisschen unter die Leute (z.B. auf den Spielplatz, dann hat deine Kleine was zum Gucken und du kannst dich mit anderen austauschen) und sieh zu, dass du so viel Hilfe wie möglich bekommst (z.B. im Haushalt), damit du zwischendurch mal etwas zu Ruhe kommst und neue Kraft tanken kannst. Lass dich nicht von den älteren Generationen verunsichern und finde deinen eigenen Weg. Alles Gute!

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  23. Hallo Danielle,

    vielen vielen Dank für euren tollen Blog, ich habe schon sehr viel davon gelernt und musste eigentlich meine ganze Sicht auf Kinder und Erziehung ändern, da ich vieles von meinen Eltern und Großeltern abgeguckt habe.

    Meine Tochter ist jetzt bald 7 Monate alt, ich muss mich also langsam darauf vorbereiten, ihr auch mal zutrauen zu können, ein bisschen warten zu müssen... Ich bin mir allerdings sehr unsicher, woran ich erkenne, dass sie soweit Ist, dass ich sie daran gewöhnen kann. Es ist ja anscheinend so um den ersten Geburtstag rum, aber gibt es vielleicht irgendwelche Anzeichen?
    Ich hoffe ich bekomme das alles so hin wie ich es mir erhoffe, mal sehen :)

    LG Becky

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    1. Liebe Becky,

      ab dem ersten Geburtstag kannst Du langsam anfangen. Du wirst ja sehen, wie sie reagiert.

      Liebe Grüße
      Danielle

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  24. Dankeschön für den tollen Artikel!
    Ich kann glücklicherweise etwas positives ergänzen - bei uns ist nämlich nur meine Schwiegermutter diejenige, von der bestimmte Kommentare und Fragen kommen...
    Meine Eltern dagegen sind begeistert, dass wir nach Bedarf stillen. Mein Vater findet es viel praktischer (besonders nachts) und meine Mutter ist richtig stolz auf mich, weil ich stille. Die Mütter Ende der 70er Anfang der 80er Jahre hatten es auch nicht leicht. Meine Mutter wurde null dabei unterstützt, uns zu stillen. Im Krankenhaus mussten die Babys schon nachts 6 Stunden durchhalten und auch tagsüber mit den vorgegebenen 4 Stunden konnte sich kein Stillrhytmus einstellen. Und auch nach dem Krankenhaus hatte sie so viel Stress und Erwartungsdruck, dass das Stillen einfach unmöglich war. Meiner Mama tat es immer so Leid, dass sie "keine Milch" hatte. Umso interessierter und begeisterter ist sie nun, dass heute mehr auf die Bedürfnisse der Kinder eingegangen wird und damit auch die Mamas entspannter sein können.
    Momentan haben wir grade die Zeit der Koliken hinter uns und eine zufriedene süße Tochter. Ich wurde zwar schon gefragt, wann ich denn abstille, aber das gehe ich dann, wenn es soweit ist, entspannt und ein bisschen stur an (hat auch seine Vorteile, wenn das Wunschkind erst so spät kommt ;))

    Liebe Grüße

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  25. Hallo,
    Auch viele Jahre später noch ein toller Artikel, vielen Dank dafür!
    Eine Nachfrage: Ich gehe absolut konform, dass es zum angeblichen Manipulieren Empathie bräuchte, und die entwickelt das Kind erst ab 3 Jahren. Ich denke auch generell, man kann ein Kind nicht verwöhnen und sollte auf Bedürfnisse eingehen. Aber eines lässt mich grübeln: lernt ein Kind nicht zu Ende des ersten Lebensjahres das Prinzip Ursache-Wirkung kennen? D.h. beispielweise würde es lernen: wenn ich meckere, nimmt Mama mich hoch. Wird das dann vom Kind verinnerlicht und immer wieder angewandt, wäre es dann zwar kein Manipulieren, aber ja doch ein gelerntes "Provozieren". Oder habe ich da einen Denkfehler?

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