Logische Konsequenzen - nichts anderes als Strafen

Von der Idee der Erziehung mit "logischen Konsequenzen" hat wahrscheinlich jeder schon gehört. Der Ansatz klingt recht schlüssig und erfolgversprechend: Statt zu strafen soll das Kind durch das Erleben "logischer" Folgen lernen und so das (für uns unerwünschte) Verhalten anpassen. Möchte es also die Jacke nicht anziehen, diskutiert man einfach nicht lange - es wird ja recht schnell merken, dass es kalt ist und man ohne Jacke friert. Wirft das Kind wütend ein Eis herunter, wird es feststellen, dass man es dann eben nicht mehr essen kann. 

Das funktioniert tatsächlich recht gut - hat aber leider auch zu einigen Missverständnissen geführt. Die logischen Konsequenzen werden mittlerweile häufig - ohne viel darüber Nachzudenken - genutzt, um Kinder leichtfertig zu erpressen und zu bestrafen. Den Eltern ist das oft gar nicht bewusst und sie haben auch kein schlechtes Gefühl dabei. Sie erziehen - wie doch von Experten empfohlen - "liebevoll konsequent", schließlich strafen sie nicht willkürlich, sondern finden immer einen logischen Zusammenhang von Tat und Strafe. 
 
trauriges Kind

Dabei geht es ursprünglich bei diesem Ansatz gar nicht darum, dass die Konsequenzen möglichst logisch sind, sondern vielmehr darum, dass das Kind "natürliche"  Folgen erlebt. Diese sind - wie der Name schon sagt - naturgegeben - und nicht von den Eltern ausgedacht und irgendwie logisch gemacht. 

Dass diese Abgrenzung relativ schwierig ist, zeigte kürzlich eine Diskussion in unserem Forum.  Eine Userin hatte irgendwo die Bezeichnung "Wenn-Dann-Falle" gelesen und fragte, was genau eigentlich so schlimm daran sei, im Alltag die Wortkombination "wenn du (nicht) ... dann..." zu verwenden. Klar - dass unsinnige Konsequenzen wie
"Wenn Du jetzt nicht ordentlich isst, gibt es heute Abend kein Fernsehen"
an Erpressung grenzen, das sei ja irgendwie offensichtlich. Aber die "Wenn-dann"-Formulierung beschreibe doch auch die logischen Konsequenzen im Alltag:
"Wenn du keine Zähne putzt, dann gibt es nichts Süßes"
"Wenn du nicht aufräumst, dann können wir nicht spielen, weil kein Platz ist."
Das seien doch eher Tatsachenbeschreibungen - also rein konditionale (die Folgen beschreibende) Formulierungen - ähnlich den Aussagen "Wenn es regnet, wird die Erde nass" oder "Wenn man zu schnell Auto fährt, kann man einen Strafzettel bekommen".

Das zeigt das Dilemma recht deutlich - es hat sich ein Bewusstsein entwickelt, dass logische Konsequenzen uneingeschränkt empfohlen werden und daher vermeintlich schadlos eingesetzt werden können. Also wird jede Konsequenz möglichst geschickt thematisch irgendwie dem Vergehen angepasst, damit sie irgendwie logisch wird. So liest man in Foren immer häufiger Beiträge, wie z. B.
"Helft mir - mir fällt keine logische Konsequenz ein! Emil hat das helle Ledersofa mit Kugelschreiber bemalt!"

helles Ledersofa mit Kuli bemalt

Die natürliche Konsequenz ist schlicht, dass das Sofa nun einfach bemalt ist. Und die Eltern versuchen müssen, es zu reinigen. Oder ein neues oder einen Überwurf kaufen müssten, wenn sie damit nicht leben könnten. Aber sonst ändert sich im natürlichen Weltgefüge rein gar nichts.

Eine "natürliche Konsequenz" beeindruckt das Kind nun aber in einer solchen Situation wenig - schließlich findet es überhaupt nichts Schlimmes an seiner Tat - wie denn auch? Es hat gar keine eine Vorstellung von Wert oder Geld und vermutlich empfindet es die Bemalung auch nicht als Sachbeschädigung, sondern als Kunst.

Die Eltern hingegen haben das Bedürfnis nach unbemalten Möbel und denken, dass allein eine drastische Konsequenz dazu führen kann, dass weitere Malaktionen unterbleiben. Sie suchen nun nach einer irgendwie passenden logischen Konsequenz, die zwar so schlimm sein soll, dass das Kind so etwas nie, nie wieder macht, aber eben auch so logisch, dass sie pädagogisch noch gut vertretbar ist. 

Strafe? Konsequenz? Folge?


Aber machen wir uns nichts vor - auch wenn eine Konsequenz noch so logisch ist - sie hat in dieser Situation keine andere Funktion, als eine Strafe. Egal, wie man die Maßnahme also nennen mag - es handelt sich um eine Sanktionen zur Bestrafung eines vermeintlich unangemessenen Verhaltens in der Absicht, dieses zukünftig zu beeinflussen.

Für unsere Kinder macht es  nicht den geringsten Unterschied, wie logisch eine Konsequenz ist. Wenn sie beim Zähneputzen trödeln, ist es ihnen völlig egal, ob - ganz logisch - die Zeit dann als "logische Konsequent" beim Vorlesen der Gute-Nach-Geschichte gekürzt wird oder - ganz unlogisch als Strafe - die Süßigkeiten morgen gestrichen werden. Ihnen fehlt bis zu einem gewissen Alter einfach das Verständnis, dass etwas wie das Zähneputzen einfach notwendig ist. Und selbst wenn sie es hätten - jetzt, gerade jetzt haben sie einfach keine Zeit oder Lust, die Zähne zu putzen und begreifen nicht, warum man das nicht ein paar Minuten aufschieben kann. Die Androhung einer Konsequenz ist für sie daher ein Zwang, etwas zu tun, das sie jetzt gerade eben nicht möchten. Wie die Strafe/Konsequenz am Ende aussieht oder wie man sie nennt, spielt im Grunde kaum eine Rolle. 

Der Unterschied zwischen Strafen und logischen Konsequenzen (Exkurs)


(Dieser Abschnitt ist etwas ausführlicher, da ich gebeten wurde, darauf genauer einzugehen - im Grunde reicht für ungeduldige Leser die Zusammenfassung vor der nächsten Überschrift ;-)

Im allgemeinen Sprachgebrauch unterscheidet sich die Strafe von der Konsequenz dadurch, dass letztere eine logische Verknüpfung zum Vergehen aufweist und damit vermeintlich nicht "ungerecht" ist. Erziehungswissenschaftler beschreiben die Unterschiede umfangreicher. Jan-Uwe Rogge bspw. fasst hier zusammen:
"Die Strafe lässt Schuldgefühle und das Gefühl nicht geliebt zu werden, entstehen. Weiß ein Kind, dass es bestraft wird, wenn es sich falsch verhält, wird es, um zu gefallen und angepasst wirken, das Fehlverhalten vermeiden. Beim Kind entstehen oft Rache- und Vergeltungsfantasien.Konsequenzen dagegen sind Maßnahmen, die beim Kind eine Einsicht wecken, nämlich die, dass ein bestimmtes Verhalten eben bestimmte Folgen hat. Es ist in der Lage zu erkennen, dass es selbst für das verantwortlich ist, was ihm passiert. Es geht nicht um Schuld und Sühne durch das Abbüßen einer Strafe, sondern darum, gemeinsam Lösungen zu finden, den angerichteten „Schaden“ wieder gut zu machen."
Das klingt auf den ersten Blick ganz einleuchtend - aber wenn man genauer drüber nachdenkt, dann fragt man sich, wo denn nun wirklich der Unterschied liegen soll.

Rogge unterscheidet die Strafen von den Konsequenzen wie folgt: 

1. "Die Strafe lässt Schuldgefühle und das Gefühl nicht geliebt zu werden, entstehen". 

Warum soll das bei Konsequenzen nicht so sein? Bewirft bspw. ein kleines Kind ein anderes mit Sand, dann wäre eine (wenn auch etwas mühsam konstruierte) logische Konsequenz, dass der Spielplatz verlassen wird. Eine Strafe wäre das Streichen des abendlichen Fernsehens oder des Vorlesens. Welche dieser beiden Folgen lässt das Kind sich weniger geliebt fühlen? Welche verursacht Schuldgefühle? Eine mehr oder weniger als die andere? 

2. "Weiß ein Kind, dass es bestraft wird, wenn es sich falsch verhält, wird es, um zu gefallen und angepasst wirken, das Fehlverhalten vermeiden". 

Nun... Weiß ein Kind, dass es eine logische Konsequenz zu erwarten hat, wenn es sich falsch verhält, wird es ebenso, um zu gefallen und angepasst wirken, das Fehlverhalten vermeiden. 

3. "Beim Kind entstehen oft Rache- und Vergeltungsfantasien". 

Das geschieht doch dann, wenn das Kind sich ungerecht behandelt fühlt - ob durch eine Strafe oder eine "logische Konsequenz" ist dabei völlig unerheblich. Maßgeblich ist vielmehr der Grad der empfundenen Ungerechtigkeit und die Härte der Konsequenz/Strafe. Nur weil wir Erwachsenen etwas logisch finden, müssen Kinder das nicht auch so sehen. Tatsächlich fehlt ihnen vielmehr Weit- und Einsicht dafür.

Die Konsequenzen unterscheiden sich von Strafen laut Rogge wie folgt:

1. "Konsequenzen dagegen sind Maßnahmen, die beim Kind eine Einsicht wecken, nämlich die, dass ein bestimmtes Verhalten eben bestimmte Folgen hat".

Ja, das trifft aber auf Strafen auch zu. Auch wenn die Folgen beim Strafen nicht logisch und daher unkalkulierbarer sind - dass bestimmtes Verhalten Folgen hat, diese Einsicht hat das Kind ja dennoch. Für das Kind ist doch vollkommen egal, ob es die Folge vorhersehen kann. Flutet es bspw. das Bad, dann ist eine logische Konsequenz, dass der Spielplatz-Ausflug ausfällt, weil Mama und Papa das Wasser aufwischen müssen und keine Zeit haben. Eine Strafe (weil ja nicht logisch verknüpft), wäre das Weglassen des Nachtischs beim Mittagessen. Wenn ein Kind nun überhaupt nichts Süßes mag und liebend gerne auf den Spielplatz geht - was wird da schwerer wiegen? Nähme es lieber die kalkulierbare Konsequent oder die unkalkulierbare Strafe in Kauf?

2. "Es ist in der Lage zu erkennen, dass es selbst für das verantwortlich ist, was ihm passiert".

Das ist bei Strafen doch auch nicht anders. Wenn das Kind tut, was man ihm sagt, dann hat es weder Strafe, noch Konsequenz zu fürchten - kein normales Elternteil verhängt Strafen ohne ein vorhergehendes Fehlverhalten. Alles, was das Kind erkennt ist: Wenn ich nicht tue, was verlangt wird, werde ich bestraft/bekonsequentet.

3. "Es geht nicht um Schuld und Sühne durch das Abbüßen einer Strafe, sondern darum, gemeinsam Lösungen zu finden, den angerichteten „Schaden“ wieder gut zu machen".

Aha - wo genau ist die "gemeinsame Lösung", wenn ich ganz logisch die Gute-Nacht-Geschichte ausfallen lasse? Wo ist die "gemeinsame Lösung", wenn ich vom Spielplatz nach Hause gehe, weil das Kind sich schlecht benimmt?

Ich kann - außer der Nachvollziehbarkeit der auferlegten Folge - nicht den geringsten Unterschied zwischen Strafen und Konsequenzen feststellen. Die Erziehung hat sich in den letzten Jahren glücklicherweise sehr gewandelt - die autoritäre Erziehung mit körperlicher Gewalt und drastischen Strafen ist mittlerweile verpönt. Um sich davon deutlich abzugrenzen, musste ein neues Wort für die "Strafen" her - Konsequenzen klingt doch auch so viel netter und kooperativer. Dennoch ist auch die logischste Konsequenz nichts anderes, als eine Strafe.

Rogge sagt zu dem Thema vollkommen richtig fest: sowohl Strafen, als auch Konsequenzen werden mit einer Wenn-Dann-Formulierung angekündigt. Nur - wenn ein Wissenschaftler mehrere Seiten in Fachbüchern benötigt, um den Unterscheid zwischen Strafe und Konsequenz zu erklären - und ich das - nachdem ich mich mehrere Stunden damit befasst habe - immer noch nicht verstanden habe: Wie sollen unsere Kinder den Unterschied erkennen, verstehen und würdigen?

Für mich ist klar - ein Unterschied zwischen logischen Konsequenzen und Strafen besteht nicht wirklich. Konsequenzen mögen bei Fehlverhalten nachvollziehbarere Folgen sein - aber beide dienen zu nichts anderem, als der Sanktionierung eines Fehlverhaltens in der Hoffnung, es erzieherisch zu beeinflussen. "Wenn... dann" ist unsere universelle Formulierung, die eine solche Strafe/Konsequenz androht - sie knüpft das Ausbleiben der Sanktion an die Bedingung etwas Bestimmtes zu tun oder zu unterlassen.  

"Wenn du nicht aufhörst, den Sand zu schmeißen, dann gehen wir nach Hause."
"Wenn du damit weiter machst, dann nehme ich Dir das weg."
"Ich zähle bis 3 - wenn du XYZ dann nicht gemacht hast, dann..." 

Ob die Folgen logisch sind, ist unseren Kinder im Grunde egal - ihnen kommt es allein auf die Faktoren Gerechtigkeit und Härte an. Und in Bezug auf Gerechtigkeit haben kleine Kinder aufgrund ihrer kognitiven Fähigkeiten ganz andere Vorstellungen als wir. 

"Wenn... dann" ist nötigend und erpressend


Wenn Erwachsene andere Menschen "durch Drohung mit einem empfindlichen Übel zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung" bewegen wollen, ist das rechtlich gesehen Nötigung (vgl. § 240 StGB) und diese ist strafbar. Zurecht! Mit "Wenn... dann" tun wir im Grunde nichts anderes - wir zwingen ein Kind etwas zu tun oder zu unterlassen in dem wir eine Strafe oder Konsequenz ankündigen. Redet man so mit Kindern, findet das niemand seltsam - würde man mit uns so umgehen, wären wir - zurecht - empört!

Stell Dir vor, Du setzt Dich abends nach einem anstrengenden Tag endlich mal einen kurzen Moment hin und liest einen spannenden Artikel in der Zeitung. Dein Mann kommt nach Hause und sagt: "Hallo Schatz, ich habe solchen Hunger!" Du erwiderst: "Warte - ich lese nur schnell diesen Artikel zu Ende, dann mache ich uns was!" Er sagt etwas drängelnd: "Ich habe aber wirklich großen Hunger!", worauf Du antwortest: "Ich bin doch gleich fertig - warte doch bitte noch kurz ab". Er mittlerweile genervt: "Ich möchte aber, dass du mir jetzt sofort etwas zu Essen machst!" Das macht Dich natürlich ziemlich ärgerlich und Du sagst: "Na sag mal! Ich habe doch gerade gesagt, ich lese nur schnell fertig!" Er darauf wütend: "Wenn Du mir nicht sofort etwas zu essen machst, dann gehe ich eben rüber zum Italiener und ess heute dort!"

Ein albernes Szenario? So würdet ihr nicht miteinander umgehen? Nein - vermutlich nicht, denn es ist respektlos. Unsere Kinder hingegen erleben solche Momente immer und immer wieder. Ihr Zeitungsartikel ist ein interessantes Spiel, eine neue Erkundung oder eine Aktivität - die gerade nur nicht in unseren Zeitplan passen oder die wir für falsch oder sinnlos erachten. Wir drängen sie, fordern sie auf, sind selten zu einem Kompromiss bereit und wenn sie nicht tun, was wir sagen, erpressen wir sie mit "Wenn...dann". Weil wir es eben gerade eilig haben oder weil wir keine Lust haben, eine Kiste Playmobil wieder einzuräumen oder das Wasser im Bad aufzuwischen. 

Wie soll ich denn sonst "erziehen"?


Nun wird der Eine oder Andere an dieser Stelle einwenden: "Aber ich muss doch mein Kind irgendwie erziehen. Es muss lernen, was richtig und was falsch ist. Wo die Grenzen sind. Wie soll es das denn lernen, wenn ich das falsche Verhalten nicht sanktioniere? Reden allein reicht da meist nicht. Ohne Konsequenzen geht es doch also gar nicht".

Normalerweise fordern wir unser Kind in solchen oder ähnlichen Situationen ja auch wirklich zunächst einmal höflich und liebevoll auf, etwas zu tun oder zu unterlassen:
"Ole, hör auf mit dem Sand zu werfen." 
"Ole, jetzt lass das doch bitte!" 
"Ole, sieh doch mal, das Kind da bekommt den Sand in die Augen - das tut ihm weh".

In den meisten (ja - tatsächlich - den meisten, achte mal drauf!) Situationen reicht das sogar! Das betrachten wir dann leider häufig als vollkommen selbstverständlich und würdigen gar nicht richtig, dass unser Kind gerade ganz ohne zu diskutieren unsere Bitte erfüllt hat. Das ist wirklich schade, weil wir so die grundsätzliche Kooperationsbereitschaft unseres Kindes übersehen. Das ist ein wirklich wichtiger Punkt - die meisten Konflikte mit unseren Kindern entstehen nämlich dadurch, dass wir die Geduld verlieren, weil wir das Gefühl haben, unser Kind "hört nicht". Das Kind hingegen hat das Gefühl, immer und immer wieder Kompromisse einzugehen, aber dafür zu wenig zurück zu bekommen. Das führt dazu, dass immer weniger Kompromisse eingegangen werden, weil das Kind sich in seiner Kooperationsbereitschaft nicht wahrgenommen und vor allem gewürdigt fühlt.

Wenn die Kooperationsbereitschaft dann mal ausbleibt und sich das Kind weiterhin widersetzt und keine Worte mehr fruchten, greifen wir fast immer automatisch zum sprachlich äußersten Mittel - der Drohung:
"Ole, jetzt reicht es! Wenn Du nicht sofort aufhörst, dann gehen wir nach Hause!!"
Das "Wenn... dann" nutzen wir also vor allem dann, wenn wir es eilig haben oder gar nicht mehr weiter wissen und das Kind sich von allen bisherigen Bitten und Worten völlig unbeeindruckt zeigt. Wenn wir uns richtig hilflos fühlen und die Situation gar nicht anders lösen können, fehlt uns oft die Geduld und wir drohen.

Das heißt aber dennoch nicht, dass "Wenn... dann"s zwingend dazu erforderlich ist, um ein Kind zu erziehen. Tatsächlich ist diese Formulierung überaus unfair, weil wir mit ihr unsere Macht ausüben und unsere Kinder dem kaum etwas entgegen setzen können. Es ist eine bequeme Variante, sie ist meist effektiv und wirkungsvoll. Aber sie ist nicht respektvoll und vor allem ganz und gar nicht liebevoll. Und es geht tatsächlich auch ganz ohne. 

Aber "Wenn... dann" funktioniert!


Ja tatsächlich - es funktioniert. Manche Eltern müssen sogar fast gar nicht mehr drohen. Da reicht ein besonderer Tonfall oder ein bestimmter Blick - dann weiß das Kind: Bis hierhin und nicht weiter. Das ist vor allem bei sehr konsequenten Eltern so.

trauriges Kind

Konsequenz ist ja ohnehin das neue Zauberwort bei fast allen Erziehungsstilen. Es ist ja auch vollkommen logisch: Sind Kinder gewohnt, dass jede Ansage auch zu 100% umgesetzt wird, überlegen sich sehr gut, ob sie sich tatsächlich widersetzen. Was haben sie denn auch für eine Wahl? Sie haben doch nicht die geringste Chance gegen uns und wenn es Ole wirklich wichtig ist, weiter im Sand spielen, wird er natürlich aufhören, mit dem Sand zu werfen. Hat er einmal erlebt, wie er schreiend vom Spielplatz nach Hause bugsiert wurde, wird er das "Wenn Du nicht aufhörst, dann gehen wir nach Hause" das nächste Mal durchaus ernst nehmen und sein Verhalten anpassen. Strenge Konsequenz funktioniert! Deswegen ist das "Wenn... dann" auch durchaus sehr effizient und wurde so zu einem weit verbreiteten Erziehungsmittel.

Gerade weil es so effizient ist, greifen Eltern mittlerweile immer schneller und auch beim kleinsten Anlass darauf zurück . Stellt Euch mal auf einen belebten Spielplatz und hört zu. Neben dem gießkannenartigen Loben werdet ihr immer und immer wieder (An)Drohungen hören wie
"Wenn du nicht damit aufhörst, dann gehen wir!" oder
"Wenn Du nicht teilen willst, dann will keiner mit dir spielen"  
"Wenn du jetzt nicht kommst, dann gehe ich ohne dich!"

Und kaum einer findet das irgendwie seltsam! Achtet man mal auf Eure eigenen "Wenn...Dann"s im Alltag. Wenn man damit beginnt, bewusst darauf zu achten, wird man überrascht sein - oft ist einem gar nicht bewusst, wie häufig die Formulierung verwendet wird.

"Wenn du jetzt nicht kommst, dann gehe ich ohne dich!" ist für mich persönlich ein ganz schrecklicher Satz, den ich sehr häufig achtlos dahin gesagt höre. Mich macht er jedes Mal wütend und traurig. Als meine große Tochter etwa 2,5 Jahre alt war, hielt ich die logischen Konsequenzen noch für eine ganz tolle Idee - und eben diesen Satz hörte sie dann auch ein paar mal, als ich keine Lust mehr hatte, auf sie zu warten. Und hey - es funktionierte sofort! Sie kam. Immer. Verlässlich. Weil sie eben wirklich dachte, dass ich ohne sie gehe. Denn natürlich war ich damals auch - wie allgemein empfohlen - sehr konsequent. Ich war begeistert, wie toll das "Wenn... dann" und auch, wie toll sie funktionierte.

Einige Jahre später - als sie ungefähr fünf Jahre alt war - rief dieses eigentlich absolut selbstbewusste und autonome Kind gelegentlich ganz ängstlich: "Mama, geh nicht ohne mich!!" Ich habe es damals unglaublich effizient geschafft, mit nur ganz wenig Aufwand das Urvertrauen meines Kindes in Bezug darauf, dass ich sie niemals allein lassen werde, zu zerstören. Mir war das überhaupt nicht bewusst! Ich war stolz, dass mein Kind so gut hörte. Heute schäme ich mich dafür. Ich habe mein Kind gnadenlos erpresst, damit es tut, was ich sage. Ohne auch nur eine Minute darüber nachzudenken oder es gar seltsam zu finden, ihre Urängste auszunutzen. Schließlich machen es doch fast alle so... 

Dieses Beispiel zeigt, welche Auswirkungen unbedachte Formulierungen haben können. Sie sind wirksam - ohne Frage. Aber um welchen Preis? Es geht mir nicht darum, dass man jeden einzelnen Satz, den man mit seinen Kindern spricht, vorher akribisch prüfen soll. Das ist illusorisch und nicht authentisch. Ich möchte viel mehr, anregen, die eigenen Verhaltensweisen gelegentlich zu hinterfragen. Wie ich in meinem Artikel über das Bauchgefühl schon schrieb, besteht unser Bauchgefühl hauptsächlich aus Erfahrungen aus der eigenen Kindheit und dem Einfluss der Gesellschaft. Wer von seinen Eltern häufig "Wenn... dann"-Sätze hörte, für den fühlt es sich vollkommen normal und richtig an, wenn er sie selbst benutzt. Zudem sie überall im Umfeld auch regelmäßig zu hören sind, fast alle Eltern verwenden sie. Aber wenn man mal genauer darüber nachdenkt, dann fühlt man sich nicht mehr wohl damit. Zumindest dann, wenn der Hauptfokus der Erziehung nicht auf dem bewussten Formen und Funktionieren des Kindes liegt, sondern darauf, neugierige, rücksichtsvolle und selbstbewusste Kinder durchs Leben zu begleiten. 

Die Auswirkungen von Konsequenzen


Ein 4-Jähriges Kind ist nicht in der Lage zu verstehen, dass es eine Strafe/Konsequenz berechtigt ist oder es sie gar verdient habe. Auch dass unsere Erziehungsbemühungen allein zu seinem Wohl sind, kann es nicht nachvollziehen. Selbst wenn das der Fall wäre - in dem Moment, wo eine Strafe angedroht oder verhängt wird, fühlt sich ein Kind immer hilf- und machtlos, wütend und traurig. Es erlebt: egal, was ich sage oder tue, ich bin einer vollkommenen Willkür ausgesetzt. Wir sollten uns bewusst machen: Strafen empfindet ein Kind so gut wie immer als ungerecht - ganz unabhängig davon, ob sie es tatsächlich sind.

Denn Kinder sind sich nur ganz selten der Unrechtmäßigkeit ihrer Handlung bewusst. Anders als wir es oft vermuten, tun sie die wenigsten Dinge, um uns zu provozieren oder zu ärgern. Meistens erkennen wir die Motivation ihrer Handlungen nicht richtig.

Ich habe das mal sehr eindrucksvoll bei meinem damals 2-Jährigen erlebt. Wir wollten mit dem Auto weg fahren, mein Kind wartete schon draußen und spielte ganz vertieft mit einen Stock im Vorgarten. Als wir los wollten, sagte ich dann: "So Schatz, wir wollen los. Leg den Stock bitte hin!" Er lachte mich an und rannte weg in den Garten. Ich rief ihm hinterher: "Leg den Stock bitte weg, Du kannst damit spielen, wenn wir wieder kommen!" Er rannte einfach weiter. Mein Freund meinte: "Ach schnapp ihn dir einfach, er macht sich doch ganz offensichtlich einen Spaß draus!" Ich sagte: "Warte mal noch eine Minute ab, mal sehen, was er tut." Und was tat er? Er brachte den Stock zur hintersten Grundstücksgrenze und warf ihn über den Zaun. Er hatte oft beobachtet, wie ich Gartenschnittabfälle hinüber warf (es ist ein leerstehendes Grundstück, das ich kaufen will ;-) und er hatte mir dabei schon oft begeistert geholfen. Danach kam er zurück und freute sich: "Hab ich den Stock weggelegt!" Er stieg ohne jede weitere Diskussion glücklich ins Auto ein. 

Junge mit Stock in der Hand

Das hat mir mal wieder deutlich gemacht, dass ganz viele Konfliktsituationen vollkommen unnötig entstehen, weil wir es eilig haben oder die Motivation unserer Kinder nicht ausreichend hinterfragen. Hätte ich gedroht: "Wenn du nicht sofort kommst, dann setze ich dich ins Auto!", hätte er die Welt nicht mehr verstanden - schließlich hat er genau das getan, was ich gesagt habe - nämlich den Stock "weggelegt"! Zurecht wäre er ärgerlich gewesen und hätte vermutlich ein riesiges Drama gemacht. Das dann häufig abgetan wird mit: "Eben typisch Trotzphase".

Bestraft zu werden, ist für unsere Kinder immer zutiefst frustrierend, erst recht, wenn es aus ihrer Sicht vollkommen ungerechtfertigt ist. Und ungerechtfertigt ist für sie auch, dass Mama grundsätzlich über die Zeit bestimmen darf - sie verstehen nicht, warum es wichtig ist, jetzt schnell dieses oder jenes zu machen zu müssen oder eben nicht machen zu können.

Wir sollten uns immer mal wieder zurück lehnen und die Welt mit den Augen unserer Kinder betrachten. Wenn wir uns bemühen, ihnen nicht mehr so häufig einfach nur böse Absicht zu unterstellen und immer erst mal davon ausgehen, dass sie uns nicht provozieren wollen, werden wir einige Dinge in ganz anderem Licht sehen. Die Frage nach der Motivation für das Handeln birgt so manche Überraschung. Ja - das kostet oft eine Minute mehr, als einfach zu drohen - aber die spart man hinten raus beim "Trotzanfall" ;-). 

Aber was ist die Alternative zu Konsequenzen?


Ich will an dieser Stelle ganz klar sagen, dass es mir selbst wahnsinnig schwer fällt, mich von den alten "Wenn...dann"-Mustern zu lösen. Es frustrierte mich anfangs wirklich, mich selbst zu beobachten, nachdem ich mich mit dem Thema so eingehend auseinander gesetzt habe. Auch bei uns daheim fällt noch ganz gelegentlich ein "Wenn... dann". Während es bei meiner großen Tochter noch vergleichsweise einfach ist, vernünftig zu argumentieren und Kooperation durch Einsicht zu erreichen, ist meinem kleinen Sohn mit vernünftigen Argumenten oft noch nicht beizukommen.

Es macht aber doch auch sooo einen riesigen Spaß, Steine in den Pool zu werfen! Wie - der Pool kann kaputt gehen? Ich habe doch schon zwanzig Steine rein geworfen und er steht immer noch? Wie - es tut weh, wenn man drauf tritt? Muss man halt schauen, wo man lang läuft! Und überhaupt - bei der kleinkindlichen Nutzen-Schaden-Abwägung gewinnt bis zu einem gewissen Alter natürlich immer das Steinewerfen. 

Papa hat (aus dem Bauchgefühl) versucht das Problem zunächst mit "Wenn du damit nicht aufhörst, dann gehst du ins Haus" zu lösen. Das hätte er von seinen Eltern gehört. Die Drohung beeindruckte meinen Sohn recht wenig, obwohl Papa konsequent mehrfach ein kreischendes, wütendes Kind ins Haus trug. Er wurde dann erst nach ausgiebiger Versicherung, jetzt keine Steine mehr zu werfen, wieder hinaus gelassen. Der einzige Effekt dieses Theaters war, dass er sich zunehmend bemühte, die Steine heimlich zu versenken, um möglichst selten rein geschleppt zu werden - clever eigentlich.

Für Eltern und Kind war das jedenfalls eine absolut unbefriedigende Situation. Unser Kind konnte nicht verstehen, wo unser Problem war und uns nervte es, dass er a) die Steine warf und b) nicht "hörte".

Steine liegen am Poolboden

Also musste ein anderer Lösungsweg her... Ich dachte etwas vertiefter über die Situation nach und fragte mich: Was ist eigentlich sein grundlegendes Bedürfnis dabei? Ganz sicher nicht, uns zu ärgern. Er verfügte zu diesem Zeitpunkt (mit etwa 2,5 Jahren) noch über keinerlei Empathie. Um mich wirklich gezielt zu provozieren, hätte er sich in mich einfühlen müssen. Offenbar hatte er in dem Moment - völlig altersgerecht - nur seine eigenen Bedürfnisse im Kopf - und das schien hier das Werfen zu sein.

Ich bot ihm also an, die kleinen, unreifen, schon vom Baum abgefallenen Äpfel in die Hecke zu werfen. Das war dann genau drei Minuten interessant - und führte dazu, dass er auch die Pfirsiche vom Baum rupfte, um sie zu werfen. Hmpf -  offenbar will er lieber irgendetwas ins Wasser werfen? Ich habe einen kleinen Baby-Pool aufgebaut und erlaubt, die Steine dort hinein zu werfen. Das war immerhin fünf Minuten spannend.

Aber: Er hat durch mein Handeln offenbar erkannt, dass ich mich bemühe, eine Lösung zu finden und das dahingehend honoriert, dass er nur noch sehr selten und sehr wenige Steine im Pool versenkte. Ich nehme das auch mittlerweile einfach gelassen hin und löse mich von dem Gedanken, dass ich ihm aktiv beibringen muss, dass "man sowas einfach nicht macht". Die Steine werden weder den Pool zerstören noch zu ernsthaften körperlichen Beeinträchtigungen führen - es ist schlicht egal, ob sie da drin liegen oder nicht. Er wird das nicht die nächsten 20 Jahre machen. Vielleicht ist es irgendwann auch einfach uninteressant geworden, weil er nun in Ruhe Gelegenheit hatte, genügend Steine fliegen zu sehen. Das Problem wurde jedenfalls gelöst und alle sind zufrieden - jeder ist dabei Kompromisse eingegangen, niemand fühlt sich als Verlierer.

Das war zwar nicht die einfachste Lösung, aber eine für beide Seiten zufriedenstellende. Das "Wenn... dann" hätte sicher - wenn wir es konsequent durchgehalten hätten - auch irgendwann funktioniert - allerdings wäre das mit viel Geschrei und der Ausübung körperlicher Macht verbunden gewesen. Die Suche nach Lösungen und Alternativen ist natürlich deutlich aufwändiger, als einfach ein striktes Verbot mit Strafandrohung... aber es fühlt sich für das Kind ganz sicher sehr viel besser an, ernst genommen zu werden und ohne ständige Drohungen aufzuwachsen.

Das Suchen nach Kompromissen erfordert Einfühlungsvermögen und Kreativität - es gilt herauszufinden, wie man die Bedürfnisse von Eltern und Kind möglichst für beide gewinnbringend erfüllen kann. Das ist zwar nicht immer möglich, aber nach meiner Erfahrung in fast allen Fällen. Nutze ich jedoch häufig einfach nur "Wenn-Dann", wird dabei auf die Bedürfnisse des Kindes keine Rücksicht genommen. Ich setze allein meine Bedürfnisse durch, in dem ich drohe: "Tust du nicht, was ich sage, werde ich dir vorsätzlich Schaden zufügen - du hast nicht die geringste Chance, also gib auf".

Langfristig gesehen ist es nach meiner Erfahrung wesentlich effektiver, die Kooperationsbereitschaft des Kindes zu fördern, in dem man so oft wie möglich hinter seine Bedürfnisse schaut. Versucht man im Alltag diese so weit wie möglich zu erfüllen, wird das Kind das anerkennen und seinerseits altersgerecht freiwillig Kompromisse eingehen. Kinder sind von Natur aus keine Tyrannen oder Querulanten, für ihr Überleben war es schon immer wichtig, dass sie sich in der Gemeinschaft kooperativ integrieren - das ist ihr natürliches Bestreben. Kinder fangen erst dann an, gezielt zu provozieren, wenn sie das Gefühl haben, dass ihre Kooperationsbereitschaft nicht anerkannt und gewürdigt wird und sie sich zu oft übergangen fühlen.

Statt also (ja eigentlich nur für uns!) unerwünschtes Verhalten durch "Wenn-Dann" zu unterbinden, lohnt sich ein genauer Blick auf die Situation. Warum tut mein Kind das? Will es mich tatsächlich provozieren? Wenn es wirklich reine Provokation ist, steckt in den meisten Fällen der Wunsch nach Aufmerksamkeit dahinter. Versuch doch mal - statt dem Impuls nachzugeben, unmögliches Verhalten zu ignorieren oder zu bestrafen - einfach dieses Bedürfnis nach Aufmerksam zu befriedigen. So mancher war von dem Effekt schon überrascht.

Wenn meine große Tochter mich ganz offensichtlich provoziert, dann weiß ich, dass ihr "Aufmerksamkeitstank" zur Neige geht und sie einfach nur solche sucht. Ignoriere ich das Theater, wird ihr Tank nicht gefüllt - stattdessen ersinnt sie immer perfidere Strategien und benimmt sich noch schlechter. Früher habe ich mir gedacht: "Nein. Wenn Du jetzt nachgibst, dann wird sie sich künftig immer schlecht benehmen, wenn sie Aufmerksamkeit will und du hast ganz schnell den prophezeihten Tyrannen daheim." Doch das Ignorieren ihres Bedürfnisses hat die Lage immer verschlimmert. Erst seitdem ich ihr in solchen Situationen das entgegen bringe, was sie offenbar sucht, haben sich solche Situationen extrem schnell entspannt.

Oft sind auch einfach nur kindliche Neugierde und Wissbegierigkeit die Ursachen für vermeintlich schlechtes Benehmen. Es ist einfach sooo spannend, Flugkurven von Steinen zu beobachten und die Wurftechnik zu perfektionieren oder mit einem Stift verschiedenen Oberflächen zu bekritzeln. Wozu gibt es Lappen? Ich bemühe mich mittlerweile immer (na ja, fast immer ;-), herauszufinden, was das Bedürfnis meines Kindes hinter dem mich störenden Verhalten ist. Ich bin dazu übergegangen, mich zu fragen, ob ein "Nein!" tatsächlich immer notwendig ist oder ob es eher meiner Bequemlichkeit dient.

In der Regel gibt es auch einige Alternativen, die man anbieten kann. Mein Sohn haut mit einem Stock ins Erdbeerbeet? Doof - an der Hecke kann er für die fünf Minuten, in denen das gerade interessant ist, kaum Schaden anrichten - also schicke ich ihn dort hin. Er schmeißt Sand aus dem Buddelkasten im Garten? Ich mag das nicht, also gehen wir auf die nächste Baustelle/den Seestrand/einen Acker und er darf werfen, so viel er möchte.

Und ja - das funktioniert! Und es ist wirklich langfristig wesentlich unaufwändiger, als ein permanent trotzendes Kleinkind, das sich kaum beruhigen lässt. Und bei meiner 5-Jährigen war es so, dass sie einfach tat, worum ich sie bat, wenn es mir wichtig war. Da ich zu 95 % "Ja" sage, akzeptiert sie die 5 % "Neins" (auch fast) vollkommen ohne zu Murren.

Wenn wirklich mal gar nichts mehr hilft, dann nehme ich mein Kind einfach aus der Situation. Ohne zu schimpfen, ohne  zu drohen - ich nehme es, gehe woanders hin und lenke ab. Das hat bisher noch immer geklappt - auch wenn ich an meiner eigenen Wut noch sehr arbeiten muss. Solche Situationen können mich manchmal zur Weißglut treiben und der erste Impuls ist manchmal bei auftretenden Konflikten: "Ich gebe mir solche Mühe, warum honoriert ihr das nicht? Geh weg! Ich bin beleidigt! Ich habe keine Lust!" Aber wenn man den Wirkmechanismus dahinter versteht, wird es jedes Mal ein bisschen einfacher. Und es macht mich auf Dauer auch sehr viel zufriedener. 

Schluss mit der Angst vor dem Verwöhnen! 


Warum fällt es uns so schwer, immer zunächst das Gute im Kind zu sehen? Warum befürchten wir, Tyrannen zu erziehen, wenn wir es nicht gut genug machen? Ganz tief in uns ist die Angst verankert, dass wir unsere Kinder zu sehr verwöhnen - deshalb ziehen wir die Zügel oft viel mehr an, als es nötig wäre. Als ich meinem Freund wegen der Steine bspw. vorschlug: "Lass uns ihn die Steine doch einfach werfen lassen" meinte er: "Ja klar - und als nächstes wirft er uns dann die Fensterscheiben ein oder wie?"

Durch die in Deutschland allgemein noch immer von der Erziehung unserer Eltern und Großeltern beeinflusste weit verbreitete Erziehung (und auch durch diese fürchterlichen Tyrannen-Bestseller), befürchten viele Eltern, dass durch einen hohen Grad an Selbstbestimmung und Kompromissbereitschaft vielleicht unerzogene Egomanen aufwachsen könnten. Meine persönlichen Erfahrungen bisher zeigen mir, dass dies gar nicht so ist. Selbstbestimmt aufgewachsene Freunde und Bekannte haben sich zu absolut sozialen, liebenswerten und facettenreichen Erwachsenen entwickelt, die die Bedürfnisse anderer ernst nehmen und nicht ständig die eigenen in den Vordergrund stellen. 

Ich lasse also viele Freiheiten und versuche eine Erziehung ohne Strafen und ohne "Wenn... dann"s zu praktizieren. Und ich beobachte: meine Kinder verfügen über ein (altersgerecht ;-) recht hohes Maß an Kooperationsbereitschaft.

Nein - er hat uns bisher natürlich keine Scheibe eingeworfen. Als das mit dem Steinewerfen anfing, hatte er mal auf unser Auto gezielt - anhand unserer sehr entsetzen Reaktion hat er ganz deutlich gemerkt, dass das eine absolut unverhandelbare Grenze ist. Und er respektiert diese Grenze - nicht weil ich ihm mit "Wenn... dann" gedroht habe, sondern weil er an dieser Stelle kompromissbereit ist. Darüber freue ich mich, nehme es nicht als Selbstverständlichkeit hin und ich bedanke mich manchmal sogar dafür. 

Angedrohte Konsequenzen sind häufig Lügen


Ein weiterer Aspekt, der mich an den "Wenn... dann"-Drohungen stört ist, dass es sich bei diesen Aussagen häufig um Lügen handelt. Dabei ist laut Befragungen von Emnid Ehrlichkeit für Eltern einer der wichtigsten Werte, den sie in ihrer Erziehung vermitteln wollen (49 %) - wie paradox! Häufig nutzen wir es ziemlich schamlos aus zu wissen, was bei unseren Kindern gut "funktioniert" und wir wissen sehr genau, welche Ängste sie haben. Die "Ich-gehe-ohne-Dich-Lüge" ist übrigens die weltweit am meisten genutzte, wie diese Studie belegt.

Und in den meisten Fällen würden wir die angedrohte Konsequenz ja doch nicht durchführen. Bestes Beispiel ist der eben genannte Satz. Niemand würde ohne sein Kind gehen. Auch wenn er es andeutet und seinen Schritt rasch vom Kind entfernt, er würde doch nicht wirklich gehen. Wir lügen unser Kind also an. Allein das ist für mich schwierig. Ob man bei der Erziehung Lügen zu 100 % vermeiden kann, ist sicher diskutierbar - aber die Motivation, mit der es hier geschieht finde ich sehr fragwürdig. Letztendlich drohe ich für die eigene Bequemlichkeit, weil es mir nicht schnell genug geht, weil ich nicht in der Lage bin, die Situation anders zu lösen.

Und wenn Kinder erst mal heraus finden, dass wir manche Konsequenzen gar nicht durchführen, dann verliert diese "Waffe" ohnehin ihre Schlagkraft. Daher wird in Ratgebern (und Foren) häufig dazu geraten, unbedingt immer konsequent zu sein. Dies führt jedoch häufig in einen Teufelskreis. Kinder haben das Bedürfnis, das Familienleben mitzugestalten. Sie möchten wahr- und ernstgenommen werden - erleben sie immer und immer wieder, dass sich über ihre Bedürfnisse konsequent hinweggesetzt wird und sie nur sehr geringen Verhandlungsspielraum haben, reagieren sie mit trotzigen Abwehrreaktionen. Das führt oft dann dazu, dass Eltern das Gefühl haben, dass sie nicht konsequent genug strafen, da der Nachwuchs sich immer noch nicht ihren Wünschen entsprechend verhält - also werden sie noch strenger und die Kinder noch frustrierter. Irgendwann (gerne im Vorschulalter) eskaliert die Lage und man fragt sich, wie es nur so weit kommen konnte.

Aber dazu mehr in unserem Artikel "Warum wir unsere Kinder nicht bestrafen sollten". Außerdem möchte ich Euch noch zwei großartige Bücher ans Herz legen, die sich genau mit solchen Themen befassen und die meine Erziehung nachhaltig beeinflusst haben - Liebe und Eigenständigkeit: Die Kunst bedingungsloser Elternschaft, jenseits von Belohnung und Bestrafung, Die Neue Familienkonferenz: Kinder erziehen ohne zu strafen und Kindheit ohne Strafen  

Mit Katia Saalfrank haben wir übrigens in unserem Podcast über logische Konsequenzen und eine Erziehung ohne Strafen in Folge 2 gesprochen.

Stillen - Grundlagen zur Vorbereitung, Tipps, Tricks

Immer wieder hört oder liest man: "Ich konnte nicht stillen", so dass sich viele Mütter beim ersten Kind Gedanken machen, ob sie wohl dazu gehören werden. Beim Stillen kommt es durchaus immer mal wieder zu Problemen, welche auch leider recht häufig zum Abstillen führen. Mit fachlich fundierter Hilfe können solche Probleme jedoch in der Regel behoben werden - leider wird diese manchmal sehr spät oder gar nicht gesucht. Tatsächlich gibt es nur sehr, sehr wenige Frauen, die rein körperlich tatsächlich nicht in der Lage sind, zu stillen.

In diesem Artikel möchte ich alles Wissenswerte rund um das Thema Stillen für Stillanfänger zusammentragen - wenn Deiner Meinung nach noch etwas fehlt - schreib uns gerne einen Kommentar! 

Baby stillt an mütterlicher Brust

 

Stillen ist "natürlich"


Das Stillen ist die von der Natur vorgesehene Art der Nahrungsaufnahme bei Säugetieren. Es muss also eigentlich grundsätzlich problemlos funktionieren, damit das Überleben einer Art gesichert ist. Daher kann man ohne weiteres davon ausgehen, dass man es höchstwahrscheinlich problemlos schaffen wird, sein Kind zu stillen. Jedes Baby ist von Natur aus mit einem Such- und einem Saugreflex ausgestattet, so dass sich eigentlich alles von allein findet. Ebenso natürlich ist es, dass wir Hilfe, Unterstützung und Anleitung beim Stillen bekommen - normalerweise durch unsere Familie. Da unsere Mütter jedoch oft nicht gestillt haben, kann Unterstützung von anderer Seite erforderlich sein.

Der beste Rat in einem Artikel wie diesem wäre: Vertrau auf Dich und die Fähigkeiten Deines Babys - leg alle Ratgeberliteratur weg, lies diesen wunderbaren Artikel und lass es einfach entspannt auf Dich zukommen. Kommt es wider Erwarten doch zu Komplikationen, dann such Dir möglichst schnell kompetente Hilfe.

Damit wäre eigentlich das Wichtigste gesagt, dieser Artikel aber doch sehr kurz. Da unsere Leser zum größten Teil über Google-Suchanfragen zu uns finden, gehe ich einfach mal davon aus, dass Du eher nicht zum entspannten Entgegensehen neigst und Dich schon mal umfassend informieren möchtest oder aktuell ein Stillproblem hast.

Wie kann ich mich auf das Stillen vorbereiten? 


Eine Vorbereitung aufs Stillen ist grundsätzlich nicht notwendig. Insbesondere die Brustwarzen brauchen keine besondere Vorbehandlung oder Abhärtung - es kann sogar eher schädlich sein, wenn sie unnatürlich beansprucht werden. Das Saugen des Kindes kann man ohnehin nicht simulieren. Auch vom Eincremen zum "Geschmeidigmachen" wird abgeraten, da es die Haut sehr weich und anfällig macht.

Braucht man - obwohl man stillen will - schon von Anfang an eine Milchpumpe, Flaschen und Pre-Pulver zur Sicherheit? Bei dieser Frage scheiden sich die Geister. 

Milchpulver


In Bezug auf Flaschenmilch empfehlen die meisten: "Nein - auf keinen Fall! Das verführt nur zum zu schnellen Zufüttern. Schließlich ist es ja (zu) bequem, schnell zu Flasche und Pulver zu greifen". Das habe ich beim ersten Kind auch so gehandhabt - mittlerweile sehe das etwas anders. Bei meinem Sohn hat mir eine Packung Milchpulver im Schrank eher Sicherheit gegeben. Bei meiner Tochter war es nämlich so, dass sie in den ersten Tagen definitiv nicht satt wurde, obwohl sie stundenlang saugte und deswegen tatsächlich vorübergehend zugefüttert werden musste. Sie hätte, so ich bspw. an einem Sonntag heim gekommen wäre, stundenlang vor Hunger geschrien. Ich wollte aber auch wirklich unbedingt stillen, daher wusste ich, dass eine Reserve im Schrank mich trotzdem nicht zu vorschnellem Zufüttern verleiten würde.

Aber an einem Sonntag dann in die Notapotheke zu fahren, weil man sich selbst disziplinieren wollte... darauf hatte ich keine Lust. Und wer nicht wirklich aus Überzeugung stillt und sich von einer Packung Pulver zum Aufgeben verleiten lassen würde, der geht dann eben am Montag los und kauft sich eine Packung. Davon hält ihn auch kein leerer Vorratsschrank ab. Eine Notration da zu haben, ist eine individuelle Entscheidung - die sieht bei jedem ganz anders aus. Wenn Du Dich für eine Notreserve entscheidest: bei uns im Blog findest Du einen Artikel zu Pre-Milch-Marken und es wird die Frage beantwortet, welche am besten geeignet sind. Praktisch ist haltbar gemachte Fertigmilch - diese gibt es mittlerweile von fast allen Marken - für den "Notfall" ist die völlig in Ordnung.

Flaschen


Flaschen braucht man als Stillmutter im Grunde gar nicht. Wenn sie vorhanden sind, benutzt man sie höchstwahrscheinlich auch irgendwann mal, aber es geht auch vollkommen ohne sie. Mein Sohn (2 3/4) hat heute noch nachts eine liebgewonnene Avent-Flasche mit Wasser am Bett stehen - in den ersten 1 1/2 Jahren hat er Flaschen verweigert. Die meisten Stillkinder finden Flaschen doof und lehnen sie fast dauerhaft ab. Meist geht gerade noch so ein symmetrischer Sauger (siehe Bild rechts), aber in der Regel wird nur die Brust akzeptiert. In der Regel gehen Stillkinder irgendwann nahtlos zum Becher oder zur Trinklernflasche über. Ich hatte mir damals aber trotzdem ein Starterset von Avent gekauft und bin damit gut ausgekommen. 

Milchpumpe


Auch eine Milchpumpe muss man nicht von Anfang an im Hause haben - man kann gut zwei Jahre stillen, ohne je eine in der Hand gehabt zu haben. Ich hatte bei meinem ersten Kind keine Milchpumpe, bekam aber recht schnell eine elektrische Medela verschrieben, weil sie ein Schreikind war und ich in den ersten Wochen vermutete, dass sie an Hunger litt.
Nach der Geburt meines Sohnes kaufte ich mir diese Handmilchpumpe von Avent, für knapp 30 EUR und sie hat wirklich gute Dienste geleistet - auch wenn sie natürlich nie an die Leistung der elektrischen Pumpe heran kam.

Wenn man aber von vornherein weiß, dass man ab und an Milch abpumpen möchte, dann kann man sich die entsprechende Ausstattung durchaus vor der Geburt schon zulegen. Wenn eine Milchpumpe wegen einer Gedeihstörung aber tatsächlich notwendig werden würde, bekommt man sie auch vom Frauenarzt auf Rezept. Die meisten Apotheken haben Modelle zum Ausleihen sofort verfügbar. Im "Notfall" ist man also durchaus versorgt.

Wichtig ist zu wissen, dass es einige Frauen gibt, die es nicht schaffen, den Milchspendereflex mit einer Handpumpe auszulösen und  dann frustriert nur wenige ml abpumpen können. Wenn Du wirklich regelmäßig zu pumpen beabsichtigst, dann greife lieber zu einer elektrischen Milchpumpe - der Wiederverkaufswert ist auch recht hoch, so dass sich das lohnt.

Kolostrum hält sich  übrigens etwa 12 Stunden bei Zimmertemperatur. Reife Frauenmilch etwa 6 bis 8 Stunden, im Kühlschrank (nicht der Tür!) 3 Tage, im Tiefkühlfach etwa 6 bis 12 Monate. Gefrorene Muttermilch wird im Kühlschrank aufgetaut und hält etwa 12 Stunden ab dem Öffnen des Aufbewahrungsgefäßes. Bei uns haben sich für die Muttermilchaufbewahrung das AVENT-V,ia-System und Elanee-Muttermilchbeutel bewährt.

Stillkissen 


Grundsätzlich braucht man zum Stillen kein Stillkissen, es wird aber von den meisten als angenehme Unterstützung empfunden. Am wichtigsten ist beim Stillkissen die Füllung - preiswerte Kissen sind leider häufig mit minderwertigen Materialien gefüllt, auf denen das Baby hin und her rutscht und die recht bald zum Ausleiern führen. Ich empfehle daher, an dieser Stelle nicht unbedingt zu sparen, sondern ein hochwertiges Modell zu kaufen. Am häufigsten empfohlen werden Stillkissen von Theraline, Boppy und Flexofill. 

Stillen mit Flach-/Schlupf-/Hohlwarzen


Ja - das geht.  Und sogar meist viel, viel unkomplizierter, als erwartet.  Auch hier müssen die Brustwarzen nicht vorbereitet werden. Zwar gibt es Produkte, die in der Schwangerschaft die Brustwarze formen - diese sollen aber in den letzten Wochen nicht getragen werden, da sie Wehen auslösen können. Dann verliert sich der (wenn überhaupt) erzielte Effekt recht schnell wieder.

Wichtig bei Schlupf-, Flach- oder Hohlwarzen ist vor allem die richtige Anlegetechnik. Wenn man einen einigermaßen festen Rhythmus hat, dann kann man Brustwarzenformer wie die
Niplette oder den Latch Assist verwenden - bei ungeduldigen Kindern wird man anfangs eher nicht dazu kommen. 

Stillhütchen/Brusthütchen


Stillhütchen können u. U. das Stillen "retten" - leider werden sie häufig auch leichtfertig eingesetzt. Es handelt sich um dünne Aufsätze aus Silikon oder Kautschuk, die die Brustwarze schonen sollen.

Am besten geeignet sind sehr, sehr dünne Stillhütchen, wie die von Medela. Die Brustwarze wird vor dem Gebrauch leicht angefeuchtet, das Brusthütchen wird leicht auseinander gezogen und mittig über der Warze platziert. Beim Zusammenziehen sollte sich die Brustwarze leicht einsaugen.
 
Den Babys fällt das Saugen mit den Hütchen leichter, weil sie den Mund weniger weit öffnen müssen und die Technik beim Trinken etwas anders ist. Daher gewöhnen sie sich recht schnell an diese komfortablere Stillmethode und reagieren mit einer Saugverwirrung. Der reduzierte Hautkontakt wirkt sich häufig auf die Milchproduktion aus, so dass weniger Milch zur Verfügung steht.

Daher gilt für diese Art von Hilfe: so lange wie nötig, so kurz wie möglich. Sie sollten nur bei starken Schmerzen eingesetzt werden. Wichtig ist vor allem die Beseitigung der Ursache für diese Schmerzen!

Vom Kolostrum bis zum Milcheinschuss


In den ersten Stunden und Tagen nach der Geburt produziert die Brust zunächst das Kolostrum - die "Vormilch". Die Flüssigkeit ist zäh, gelblich uns sehr spärlich. Sie enthält alles, was das Baby benötigt und gibt ihm eine große Portion Antikörper mit auf den Weg. Das Kolostrum hilft außerdem dabei, das Kindspech, den ersten zähen, schwarzen Stuhl auszuscheiden. Die Schleimhäute von Magen und Darm überdeckt es außerdem mit einem schützenden Film.

Nach der Geburt ist der Magen des Babys gerade mal so groß wie eine Murmel und dafür ausgelegt, ganz häufig winzige Mengen des Kolostrums zu verarbeiten. Wegen des kleinen Magenvolumens saugt das Baby sehr häufig, was die Milchbildung anregt.

Der Milcheinschuss findet erst zwei bis sieben Tage nach der Geburt statt. Einschuss ist im Grunde genau das richtige Wort für den Vorgang - die meisten Frauen empfinden den Moment, wo der Körper dann "richtige" Milch zur Verfügung stellt, als unangenehm. Plötzlich sind die Brüste heiß, prall und geschwollen und bei den meisten tropft unkontrolliert Milch heraus. Keine Sorge - das Angebot wird sich mit der Zeit einpegeln. Der Körper arbeitet in der Regel zunächst nach dem Maximalprinzip - er produziert, so viel er kann und reguliert die Milchmenge dann abhängig von der Nachfrage herunter. Dann sprudelt die Milch in den ersten Tagen ziemlich reichhaltig. Manchmal ist es auch andersherum - da wird zunächst nur zaghaft produziert und durch häufiges Anlegen die Menge der Milch schrittweise erhöht. In diesen Fällen merken die meisten Mütter nicht, wie die Milch einschießt.

Ist der Milcheinschuss schmerzhaft, lindert Wärme vor dem Stillen, danach tut den Brüsten Kühlen gut. Beliebtes Hausmittel sind gefrorene Kohlblätter, aber es eigenen sich auch Mullwindeln oder Erbsen (natürlich im Plastikbeutel) aus dem Tiefkühlschrank. Auch kalte Quarkwickel haben sich bewährt. Der Milcheinschuss dauert häufig nur ein paar Stunden - die sind aber meist recht unangenehm. Wird es Dir zu "prall", kannst Du auch etwas Milch ausstreichen. 

Wie lege ich mein Baby richtig an?


Das richtige Anlegen ist die halbe "Stillmiete" - die meisten Probleme entstehen, weil nicht richtig angelegt wurde. Hier findet ihr eine wunderbar ausführliche Beschreibung, wie man ein Kind schmerzfrei anlegt. Für wunde Brustwarzen gibt es eine besondere Technik, das asymmetrische Anlegen, das hier genau beschrieben ist.

Am wichtigsten ist, dass das Baby möglichst viel von der Brustwarze im Mund hat. Es hat - richtig angelegt - den Mund weit offen und die Unterlippe zum Kinn hin ausgestülpt. Auch die Oberlippe kräuselt sich nach außen. Man sieht an der Bewegung der Ohren, dass das Kind kräftig saugt. Die Nase sollte frei sein, so dass das Kind frei atmen kann. Zwar heißt es immer, dass man die Brust nicht von der Nase wegdrücken muss - ich habe allerdings noch nicht herausgefunden, wie das gehen soll - ich musste anfangs immer Platz für die Luft schaffen.

Wenn Schmerzen zu spüren sind, dann ist das Kind nicht richtig angelegt! Es bringt in solchen Fällen nichts, die Zähne (vor Schmerzen) zusammenzubeißen und dem Kind zuliebe irgendwie durchzuhalten. Brustwarzen sind gerade am Anfang noch sehr empfindlich und können dadurch Schaden nehmen. Auch wenn der kleine Schreihals noch so ungeduldig ist - er muss einfach richtig angelegt werden, um effektiv saugen zu können. Lieber eine ungeduldige Minute des Hungers ertragen, als tagelang schmerzende Brustwarzen zu riskieren. Im Notfall muss das Kind wirklich noch mal abgelöst und neu angelegt werden. Hilfreich ist es, auf die ersten Hungersignale zu achten, so dass man noch halbwegs in Ruhe anlegen kann. 

Clusterfeeding


Wenige Tage nach der Geburt wollen die meisten Stillkinder ununterbrochen für etwa zwei bis drei Stunden an der Brust trinken. Sie scheinen dann nicht wirklich satt zu werden, schlafen ständig ein und wachen nach kurzer Zeit wieder auf und wollen weiter trinken. Dieses Trinkverhalten ist normal - man nennt es "Clusterfeeding". Das Clusterfeeding tritt vor allem in den ersten Tagen nach der Geburt und während der Wachstums- bzw. Entwicklungssprünge auf.

Am Anfang ist der Magen eines Baby noch sehr klein - sein Energieverbrauch aber enorm hoch und das Saugen sehr anstrengend. Daher ist das Stillen von vielen kleinen Pausen begleitet in denen sich das Kind ausruht. Häufiges An- und Abdocken fördert die Ausschüttung des Hormones Prolaktin, das die Milchproduktion anregt. Das Prolaktin wird zwar schon nach fünf Minuten Saugens ausgeschüttet, die höchsten Werte werden jedoch erst nach 20 bis 30 Minuten erreicht. Deswegen ist es sinnvoll, wenn das Kind ungefähr so lange saugt. Die volle Wirkung entfaltet sich erst 8 bis 16 Stunden später. Mit den abendlichen Stillmarathons regt das Baby also die Langzeitproduktion der Milch an und sorgt für reichlich Nachschub am nächsten Tag. Daher sollte dieser komplexe Vorgang nicht durch Zufüttern gestört werden - Clusterfeeding ist notwendig, um die Produktionsmenge der Milch zu regulieren - es heißt nicht, dass das Baby zu wenig Milch bekommt. 

Das lange Saugen beim Clusterfeeding verursacht beim Kind die Ausschüttung von Cholezystokinin - ein Hormon, das ein Sättigungsgefühl auslöst, auch wenn die Milchmenge im Magen dazu eigentlich noch gar nicht ausreicht. Nach 10 bis 20 Minuten fällt der Hormonspiegel wieder - das Kind realisiert, dass es eigentlich noch gar nicht satt war und trinkt weiter. Dieser Vorgang wiederholt sich so lange, bis der Magen ausreichend gefüllt ist und das Baby in eine längere Schlafperiode fallen kann. Wird dem Baby - weil man der Meinung ist, es könne gar keinen Hunger mehr haben - dann beim Clusterfeeding ein Schnuller angeboten, kann es passieren, dass das Saugen dadurch ein Sättigungsgefühl auslöst und das Kind weniger zunimmt.

In Clusterfeeding-Zeiten sollte man sich möglichst zurück lehnen und versuchen, die innige Zeit zu genießen - vermutlich bald wird sich das Baby in wenigen Minuten satt trinken und die ausgedehnten Stillperioden werden deutlich kürzer. Wenn einem die Zeit zu lang wird, spricht auch nichts dagegen, sich in dieser Zeit einem guten Buch zu widmen. Man sollte einfach darauf vertrauen, dass das, was gerade geschieht wichtig und notwendig ist und keinesfalls bedeutet, dass die Milch nicht ausreicht. Selbst wenn die Milch vorübergehend zu wenig sein sollte - das häufige Saugen des Babys wird die Produktion anregen. 
 
Baby stillt an mütterlicher Brust

Wird mein Baby satt? Nimmt es ausreichend zu?


Ich habe in unserem Blog bereits sehr ausführlich darüber geschrieben, woran man erkennt, ob ein Stillkind genügend Milch bekommt. Folgende Zeichen sprechen dafür, dass das Kind satt wird:
  • ab dem 3. Lebenstag bis zur 6. Lebenswoche hat das Kind mehrmals täglich (mindestens dreimal) Stuhlgang,
  • ab dem 3. Lebenstag hat das Kind täglich etwa 4 - 6 nasse Windeln - nass meint dabei, dass sie ca. 50 - 75 ml Urin enthalten, also insgesamt ca. 300 ml am Tag (wenn man unsicher ist, kann man die volle Windel nachwiegen und mit dem Gewicht einer leeren vergleichen )
  • spätestens am 14. Tag nach der Geburt ist das Geburtsgewicht wieder erreicht.

Außerdem kann man davon ausgehen, ein sattes Kind zu haben, wenn
  • es sich entlang seiner Perzentilkurve entwickelt,
  • seine Haut rosig ist,
  • es zufrieden wirkt und die Umgebung aufmerksam betrachtet und
  • es nach dem Stillen Sättigungszeichen wie Loslassen der Brust, körperliche Entspannung und zufriedenes Einschlafen zeigt.
Ein vollgestilltes, normalgewichtiges, gesundes Baby sollte pro Woche mindestens zunehmen:
  • 0-3 Monate                         140 g (das entspricht 20 g pro Tag) 
  • 3-6 Monate                           70 g
  • 6-12 Monate                         40 g

Die tatsächliche durchschnittliche Zunahme pro Woche liegt meist höher:

  • bis 2 Monate             170 - 330 g
  • bis 4 Monate             110 - 330 g
  • bis 6 Monate               70 - 140 g
  • bis 12 Monate             40 - 110 g.

Bezüglich des Wiegens gibt es sehr unterschiedliche Ansichten. Grundsätzlich ist eine Gewichtskontrolle im Rahmen der U-Untersuchungen völlig ausreichend. Erst wenn sich dort herausstellt, dass die Zunahme nicht ausreichend ist, kann man etwas engmaschiger kontrollieren. Man muss schauen, dass man sich nicht in Panik versetzen lässt - einzelne Wiegewerte sind nie aussagekräftig. Da kann es gut sein, dass mal eine Woche gar nicht zugenommen wird - in der nächsten Woche sind es dafür dann wieder viel mehr Gramm. Wer also weiß, dass es ihn wuschig macht, der sollte die Hände vom Wiegen lassen. Manchen Eltern (wie mir) gab es aber auch Sicherheit - nicht wiegen hätte mich viel nervöser gemacht.
 
Baby stillt an mütterlicher Brust 

Saugverwirrung durch Schnuller und Sauger


Ich hielt die "Saugverwirrung" eigentlich immer für einen Mythos, ich kannte niemanden, bei dem eine solche diagnostiziert wurde. Nachdem ein Artikel dazu bei uns im Blog erschien, wurde ich jedoch nachdenklich. Nein - Saugverwirrungen werden tatsächlich nie so genannt - schließlich kann kein Baby sagen: "Stillen ist für mich schwierig, weil Du mir künstliche Sauger gibst", so dass man eine eindeutige Zuordnung treffen könnte. Stillprobleme hingegen kommen vor - gar nicht mal so selten. Dann heißt es meist "Stillen klappt nicht so gut" - dass das jedoch (auch) an den Sauger liegt, diesen Zusammenhang stellt man in der Regel nicht her. 

Im Grunde ist das "Stillenkönnen" lebensnotwendig für Säuglinge - sie werden mit einem Saugreflex geboren und suchen kurz nach der Geburt instinktiv die Brust. Dieses Verhalten ist also ganz natürlich gesteuert - eigentlich müsste jedes Kind von Natur aus problemlos trinken können. Warum klappt das jedoch bei einigen eben nicht? Ich denke mittlerweile, dass Saugverwirrungen tatsächlich für die Mehrzahl aller Stillprobleme verantwortlich sind - denn was sonst hat Einfluss auf die Stillbeziehung?
Es gibt eine Studie, wonach ein Schnuller zu falschem und ineffizientem Saugen führen kann. Außerdem führt ein Nuckel dazu, dass ein Kind weniger an der Brust saugt und somit die Milchproduktion beeinflusst wird. Daher wird empfohlen, in den ersten Wochen auf Schnuller und Sauger zu verzichten, bis die Stillbeziehung reibungslos funktioniert. Flaschensauger sind dabei kritischer, als Schnuller. Im verlinkten Artikel findet ihr bewährte saugfreie Zufüttermethoden. 

Stillprobleme 


Wunde Brustwarzen


Entzündete und schmerzende Brustwarzen sind eins der häufigsten Stillprobleme. Wichtig ist es hier vor allem, nicht das Symptom, sondern die Ursache zu bekämpfen. Verursacht werden schmerzende Brustwarzen am häufigsten durch eine falsche Anlegetechnik. Manchmal hat auch die Stillposition Einfluss - dies kann eine Stillberaterin sehr gut beurteilen. Auch eine falsche Saugtechnik durch einen Wechsel mit der Flasche oder Infektionen können die Ursachen sein. Es  bringt wirklich nichts, alle möglichen Hausmittel durchzuprobieren - so lange die Ursache nicht bekämpft wird, können sich die Brustwarzen einfach nicht erholen. Schmerzen sind ein Frühsymptom - man sollte immer, wirklich immer sofort das Kind lösen, wenn das Stillen unangenehm ist. 
Sind die Brustwarzen entzündet, dann helfen folgende Dinge:

Milchstau und Mastitis


Der "echte" Milchstau ist eher selten und entsteht in der Regel nach längerer Stillzeit. Dabei wuchert an der Brustwarze der Ausgang eines Milchkanals zu, die Milch kann nicht mehr abfließen. Das erkennt man an einem kleinen weißen Punkt auf der Brustwarze. Den blockierten Milchgang kann man mit einer sterilisierten Nadel aufstechen oder mit (sauberen) Fingernägeln öffnen.

Als Milchstau wird auch häufig die Vorstufe einer Mastitis (Brustentzündung) bezeichnet. Dabei sind die Milchkanäle nicht verstopft, sondern das Gewebe Drumherum entzündet und geschwollen, wodurch es auf den Milchgang drückt und ihn quasi von außen verstopft. Es bildet sich ein tastbares, schmerzhaftes Knötchen, das von außen durch eine rote, heiße Stelle erkennbar ist. Eine solche Entzündung des Gewebes wird verursacht, wenn das Baby die Brust nicht komplett austrinkt. Reste der Milch sickern in die Brust und werden dort vom Körper als Fremdkörper erkannt und durch eine Entzündung bekämpft. Das äußert sich in der Regel durch grippeänhliche Symptome mit Abgeschlagenheit und Fieber.

Wichtig ist es nun, keine langen Stillabstände zu haben, damit die Milch kontinuierlich abfließen kann. Viel Ruhe ist jetzt wichtig - häufig entstehen Staus durch Stress, häufig auch durch zu enge oder falsch sitzende Still-BHs. Wärme vor dem Stillen hilft, den Milchfluss zu verbessern, nach dem Stillen tut Kühlung gut. Auch Quarkwickel haben sich bewährt.

Sind die Schmerzen zu groß, sollte vorübergehend abgepumpt werden, das ist meist weniger schmerzhaft. Wir die Brust angewärmt und massiert (zur Brustwarze hin), unterstützt das die vollständige Entleerung. Die Stillpositionen sollte geändert werden - stillt man sonst im Liegen, sollte zum Sitzen gewechselt werden, andersherum ebenso. Auch verschiedene Positionen während einer Mahlzeit sind sinnvoll, damit die Brust möglichst gleichmäßig geleert wird. Am besten löst sich ein Milchstau, wenn das Kinn des Babys zur entzündeten, schmerzenden Stelle zeigt.

Ibuprofen darf in der Stillzeit genommen werden und bekämpft neben den Schmerzen auch gleich die Entzündung. Heilt die Mastitis nicht aus, ist die Einnahme eines Antibiotikums erforderlich.
 
Baby stillt an mütterlicher Brust
 

Zu wenig Milch? Steigerung der Milchmenge


Nimmt das Kind durch das Stillen nicht genügend zu, ist ein Zufüttern nicht zwangsläufig erforderlich. Als allererstes sollte man von einer erfahrenen Stillberaterin die Anlegetechnik begutachten lassen. Oftmals besteht diesbezüglich Optimierungspotential. 
 
Die meiste Milch wird in den äußeren Bereichen der Brust gebildet - dort kommt das Kind am besten durch die Seitenhaltung heran. Verschiedene Stillpositionen während einer Mahlzeit entleeren die Brüste am effektivsten. Stillhütchen erschweren dies und sollten nur im Notfall eingesetzt werden.
Häufiges Anlegen regt die Milchbildung an. Daher kann es sinnvoll sein, nicht bis zur nächsten Mahlzeit zu warten, sondern dem Kind immer mal wieder auch kurz die Brust anzubieten. Auch ein häufiger Wechsel der Seiten führt zu einer Anregung der Milchproduktion und erleichtert dem Baby das trinken, weil die Milch in der "frischen" Brust schneller fließt.

Längere Stillmahlzeiten sind deswegen wichtig, weil die fettere Hintermilch erst nach ein paar Minuten zu fließen beginnt. Ist das Kind zu erschöpft, um längere Zeit zu saugen, sollte man die "fette" Milch nach der Mahlzeit direkt abpumpen und sie später (bspw. mit einem speziellen stillfreundlichen Fütterbecher oder einem Brusternährungsset) zu füttern.

Schnuller beeinträchtigen die die Milchbildung, weil ein Kind sich daran "sattsaugen" kann. Durch reines Saugen wird das Hormon ausgeschüttet, das ein Sättigungsgefühl auslöst und schläfrig macht. Das Baby schläft so unter Umständen eigentlich hungrig ein. Schlecht zunehmende Babys sollten daher möglichst keinen Nuckel bekommen, zudem sich auch die fehlende Stimulierung der Brust durch das Saugen wirkt sich auf die Milchmenge aus. 
 
Damit die Milch schneller fließt, kann es hilfreich sein, den Milchspendereflex vorher auszulösen. Dabei hilft Wärme und Massage. Mit der Kompression der Brust kann man zudem den Milchfluss verstärken. Dies kann notwendig sein, wenn das Kind eher schwach ist, beim Trinken häufig einschläft und nur sehr zögerlich zunimmt. Auch wenn das Baby ewig trinkt (hier ist stundenlang gemeint) oder die Brustwarzen strapaziert sind, kann es sinnvoll sein, die Stillmahlzeit zu verkürzen. Hier findest Du eine ausführliche Anleitung dafür. 
 

Zu viel Milch? Reduzierung der Stillmenge


Auch ein Zuviel an Milch kann anstrengend sein - für die Mutter, weil es ständig irgendwie tropft und für das Kind, das die plötzliche Menge gar nicht verarbeiten kann und daher unzufrieden an der Brust ist, obwohl die Milch sehr reichlich ist. Vor allem am Anfang arbeitet die Brust nach dem Motto "viel hilft viel" und produziert erst mal auf Verdacht zu viel. Das Problem dabei ist, dass das Kind dann mehr Vordermilch zu sich nimmt, die zwar nicht viel weniger kalorienhaltig, aber deutlich weniger sättigend ist. Und sie führt in zu großen Mengen zu einer vermehrten Darmtätigkeit und damit zu Blähungen. Sobald die fettere Hintermilch kommt, ist das Kind satt und hört auf zu saugen. Beim nächsten Stillen bekommt es wieder nur die wässrigere Milch, was man an einem grünlichem und schaumigem Stuhlgang erkennt.

Anzeichen dafür, dass das Baby mit einer zu großen Milchmenge kämpft, sind spucken, würgen und ständiges Abdocken beim Stillen. Auch Blähungen und vermehrtes Spucken können ein Zeichen dafür sein. Häufig verziehen die Kinder unzufrieden beim Stillen das Gesicht und trinken hektisch.

Was kann man tun? Zunächst einmal: Bei jedem Stillen nur eine Seite anbieten - ein Seitenwechsel ist beim Stillen übrigens grundsätzlich nicht erforderlich und wird nur zur Steigerung der Milchmenge empfohlen.

Es bietet sich an, gelegentlich erst einmal die Milch nahezu vollständig abzupumpen und das Kind dann an den Brüsten trinken zu lassen - so kommt es sofort an die fetthaltigere Hintermilch. Nach einer solchen Mahlzeit kann man die Produktion drosseln, in dem man Zeitintervalle festlegt - so wird 4 Stunden lang nur an der rechten, in den darauf folgenden 4 Stunden nur an der linken Brust getrunken - natürlich, so oft das Baby es will. Aber eben nur an der Brust, die "dran" ist. Die andere Brust füllt sich - die fehlende Abnahme durch das Kind signalisiert: "Weniger produzieren!" Wird die Brust zu prall, sollte man ein wenig ausstreichen - nur so viel, wie eben nötig, um die Beschwerden zu lindern. Dieses Vorgehen führt relativ schnell zu einer Verminderung der Milchmenge.

Milchauffangschalen werden übrigens nicht empfohlen, weil sie das Drüsengewebe abdrücken und damit zu Brustentzündungen führen können. Die aufgefangene Milch darf ohnehin nicht verfüttert werden, so dass sie keinen sinnvollen Zweck erfüllen (zudem ja genug Milch da ist). In den Tagen des Überflusses sollte man also davon ausgehen, dass der Zustand vorübergehender Natur ist und sich mit reichlich Mullwindeln wappnen. Häufig setzt der Milchspendereflex auch ohne Baby ein - in diesen Fällen kann man die Hände flach auf die Brust drücken, das sollte den Milchfluss stoppen. Kühlende Wickel reduzieren die Milchmenge zusätzlich, auch Salbei- und Pfefferminztee sollen sich milchmindernd auswirken (ein bis zwei Tassen am Tag).
 
Baby stillt an mütterlicher Brust

Wo bekomme ich Unterstützung?


Glücklicherweise ist das Netz der Stillberaterinnen in Deutschland sehr eng geflochten. Die beste Anlaufstelle ist m. E. die Internetseite der LaLecheLiga. Dort habe ich innerhalb kürzester Zeit fachlich sehr fundierte Beratung bekommen - und das ganz kostenlos. Auch wenn man persönliche Beratung sucht, kann man hier über die Suche eine Beraterin in Wohnortnähe kontaktieren.

© Danielle


Quellen