Zwei Jahre "Das gewünschtestes Wunschkind aller Zeiten" - wir feiern Geburtstag!



Danielle: Wir feiern heute Geburtstag - vor zwei Jahren erschien unser erster Artikel hier im Blog. Es gab sogar schon Glückwünsche in unserer Facebook-Chronik - vielen Dank ihr Lieben!

Snowqueen: Ja - Mensch, das Jahr ist aber auch wieder schnell vergangen. Wir haben doch gerade erst unseren ersten Geburtstag gefeiert. Wo sind nur die ganzen Monate hin?

Danielle: Das frage ich mich auch. Um unseren ersten Geburtstag herum hast du doch euer drittes Kind geboren - vermutlich hast du im letzten Jahr sehr viel Zeit mit deinem Baby verbracht?

Snowqueen: Stimmt, ich kam gefühlt fast gar nicht zum bloggen. Du hattest ein hartes Jahr und hast den Blog fast allein geschultert. Ich finde, das sollten die Leser mal wissen, was du hier alles stemmst. Ich danke dir doll! Ich schaffe es momentan leider nur, während des Mittagschlafes meines Sohnes zu schreiben - das ist so etwa eine Stunde am Tag. Dazu kommt, dass meine Artikel alle so ellenlang werden. Da kann es schon einmal passieren, dass ich drei Monate für einem Text brauche. Aber die Artikel, die ich in diesem Jahr geschafft habe, auf die bin ich sehr stolz. Die sind wissenschaftlich fundiert, aber auch persönlich geworden. Besonders die Artikel über die Entthronung der Erstgeborenen und über Aggressionen bei Kindern ab 3,5 haben mir sehr viel abverlangt. Ich glaube, man kann herauslesen, wie viel Herzblut darin steckt.

Danielle: Auf jeden Fall! Das bekommen wir ja tatsächlich auch oft rückgemeldet. Unsere Texte scheinen unsere Leser zu berühren. Es beruhigt sie, dass es bei uns auch nicht immer rund läuft. Dass wir eben auch oft auf Schwierigkeiten stoßen und dann erst einmal ein bisschen Zeit brauchen, einen Ausweg zu finden. Ich zum Beispiel "kämpfe" gerade mit meiner unfreundlichen Fünfjährigen zu Hause - die Vorschulpubertät hat sie gerade voll im Griff. Dazu wird es bestimmt auch bald einen Artikel geben.

Snowqueen: Auf den Artikel bin ich gespannt. Die Vorschulpubertät steht bei meinen Mädchen nämlich noch bevor. Aber du sprachst gerade von den Rückmeldungen. Es gab ein paar Leserkommentare, die dich sehr gerührt haben. Welche waren denn das?

Danielle: Das waren einige. Ich liebe es, Kommentare zu lesen...

Snowqueen: ... ich auch!

Danielle: Lass uns mal gucken:

 


Ich bekomme immer dann Schmetterlinge im Bauch, wenn jemand schreibt, unsere Texte hätten sie ermutigt, auf ihr Bauchgefühl zu hören, statt auf die veralteten Ratschläge der Umwelt.

Snowqueen: Es ist einfach wunderbar, in den Kommentaren zu lesen, dass wir anderen Müttern irgendwie helfen mit unseren Texten. Das war ja unser Beweggrund, diesen Blog zu starten - fundierte Informationen zu sammeln, wissenschaftliches Bla Bla zu entschlüsseln und für Laien verständlich zu erklären, einen Pfad durch den dichten Dschungel der Ratgeberliteratur zu schlagen und das ganze kostenlos zur Verfügung zu stellen.

Danielle: Wir sollten vielleicht mal erklären, wie es kommt, dass wir das alles können. Wir sind ja nicht einfach nur zwei Mütter - wir haben eben auch eine Profession, die uns erleichtert, pädagogische Texte und wissenschaftliche Studien etc. für unsere Leser verständlich zu erklären.

Snowqueen: Ich habe im echten Leben eigentlich zwei Professionen. Zum einen bin ich Sonderpädagogin. Ich arbeite mit Kindern mit Verhaltensauffälligkeiten, mit Autismus und auch mit Kindern, die eine Lernbehinderung haben. Meine Klassen sind wirklich kunterbunt besetzt. Mein Studium hilft mir für den Blog natürlich sehr. Ich weiß, in welchem Entwicklungsalter welche Fähigkeiten da sein sollten und mit welchen Anforderungen Kinder vielleicht noch überfordert sind.

Zum anderen begleite ich junge Lehrer als Seminarleiterin. Ich sitze bei ihnen im Unterricht und analysiere Situationen, in denen es gut oder auch mal aus dem Ruder läuft. Diese Analysefähigkeit ist meine große Stärke. Das klingt jetzt sehr nach Eigenlob, aber ich bin wirklich total dankbar für dieses Talent. Ich sehe eine Situation zwischen Eltern und Kind oder Lehrer und Schüler und kann genau sagen, warum die eine Seite so und die andere Seite so reagiert hat. Ich fühle mich in beide Akteure ein. Danach kann ich den Erwachsenen Ratschläge geben und oft läuft es dann hinterher wirklich runder.

Das heißt aber nicht, dass ich es deshalb besser mache. Bei uns zuhause läuft ebenso viel erst einmal schief, wie bei anderen und ich werde auch laut und ungehalten. Viel zu oft sogar. Aber meist grüble ich über solche Situationen dann eben nach, bis ich verstanden habe, was meine Kinder mir eigentlich sagen wollten. Wenn ich das geschafft habe, kann ich beim nächsten Mal in ähnlichen Situationen anders reagieren. Nicht immer, manchmal bin ich zu stark in alten Verhaltensmustern verhaftet. Aber ich arbeite an mir.

Was bist du denn eigentlich im richtigen Leben, Danielle?

Danielle: Meine Passion ist das Recht. Leider ist mir das erst aufgefallen, als ich mit meiner kaufmännischen Ausbildung schon fast fertig war. Ein Jura-Studium hat sich dann nicht wirklich mehr gelohnt, daher habe ich ein nebenberufliches Studium aufgenommen. Weil das so viel Spaß machte (und ich damals auch noch viel freie Zeit hatte), habe ich in den folgenden Jahren drei Abschlüsse gemacht - Rechts-Ökonomin, Wirtschafts-Diplom Betriebswirtin und Bachelor of Business Administration.

Ich arbeite in der Rechtsabteilung eines Berliner Unternehmens und befasse mich den ganzen Tag mit Verträgen, Vereinbarungen und Rechtsstreitigkeiten. Dabei muss man viel recherchieren, analysieren und sehr gezielt und manchmal unbequem nachfragen. Meine Erfahrungen helfen mir da natürlich auch im Blog. Mir fallen Ungereimtheiten schnell auf und dann bleibe ich da dran, bis ich die Wahrheit herausgefunden habe. Ich liebe es, alle Fakten zusammenzutragen, zu analysieren und dann eine klare Zusammenfassung zu geben.

Snowqueen: Wenn du dich an das letzte Jahr zurückerinnerst, welches waren denn die Texte, die du besonders gern geschrieben hast oder auf die du stolz bist?

Danielle: Ich habe es ja endlich geschafft, den Artikel über das Loben fertig zu schreiben, das war wirklich eine schwere Geburt. Aber ich war mit dem Ergebnis zufrieden. Auch der Artikel über die logischen Konsequenzen lag mir sehr am Herzen, daher freue ich mich sehr, dass der auch sehr oft gelesen wurde. Außerdem habe ich noch über SIDS geschrieben und die Frage gestellt "Gibt es den plötzlichen Kindstod überhaupt?" Das war sehr interessant!

Du hattest ja schon gesagt, dass dir der Entthronungsartikel und der Artikel über Aggressionen bei Kindern ab 3,5 Jahren besonders am Herzen liegen. Gab es andere Texte, die du hier erwähnen möchtest?

Snowqueen: Ein Artikel, den ich noch im Wochenbett schrieb, hat es in die Zeitschrift Cocoon geschafft, das war natürlich ein schönes Gefühl. Nun ist das zwar meiner Meinung nach nicht meine beste Arbeit gewesen, aber ich denke, so wahnsinnig ausführliche und tiefgründige Texte passen auch einfach nicht in ein Hochglanzmagazin. Zumal in eins, das sich eigentlich mit Mode beschäftigt. Tja, und dann habe ich ein Interview über Spielzeug gegeben für den Zwillingsblog Einerschreitimmer. Das hat wirklich Spaß gemacht und es ist, finde ich, sehr informativ geworden.
 
Danielle: Du hattest im letzten Jahr zwei Ideen für Projekte, die wir beide in diesem Jahr angegangen sind: Zum Einen meintest du, wir könnten ruhig mal offline ein Seminar über die Themen halten, über die wir so schreiben. Und zum Anderen hast du beschlossen, dass wir zwei zusammen ein Kinderbuch schreiben.

Für das Seminar bekommen wir organisatorische Hilfe von Juliane. Sie stellt den Raum und die Technik zur Verfügung und kümmern sich auch um die Werbung. Einen Teil der Einnahmen wollen sie dazu nutzen, einen Kinderladen zu eröffnen. Dabei helfen wir doch gern. Ein Seminar zu geben - das kommt mir zwar ein bisschen seltsam vor, aber du wolltest es unbedingt versuchen, nicht wahr?

Snowqueen: Ja! Und ich freue mich sehr darauf. Aber ich gebe ja auch sonst Seminare vor Erwachsenen. Nur das Thema ist eben ein anderes. Ich glaube, das wird wirklich gut. Es wird Ende März oder Anfang April in Prenzlauer Berg/Berlin stattfinden und sich vornehmlich an schwangere Erstgebärende richten. Es geht um die ersten 100 Tage mit dem Baby. Das große Thema wird Bindung sein. Was ist Bindung, wie erreiche ich sie? Da hinein spielen dann natürlich auch die Themen Schreien, Schlafen, Stillen, Spielen  - also alles, was man so wissen sollte, wenn man sich auf das Baby vorbereiten will. Natürlich können wir auch spontan auf andere Themen eingehen, die den Teilnehmern wichtig sind.

Willst du von unserem Buchprojekt erzählen, oder ist das noch ein Geheimnis?

Danielle: Es sind ja eigentlich sogar zwei Buchprojekte. Wir schreiben zusammen an einem Kinderbuch, das unserer Meinung nach definitiv noch auf dem Markt fehlt. Ich bin gespannt, ob die Verlage das auch so sehen... In ein paar Wochen sind wir fertig und schicken unser Manuskript los.  Bis dahin bleibt es erst mal noch unser Geheimnis. Das zweite Buchprojekt sind E-Books zu verschiedenen Themenkomplexen. Basis sind die passenden Artikel aus unserem Blog, die wir sinnvoll miteinander verbinden - z. B zu einem Buch über die Autonomiephase. Ich brenne richtig für dieses Projekt, weil schon so viele Leser gefragt haben, ob wir das mal machen können.

Snowqueen: Siehst du, und ich brenne richtig für das Seminar. Wir zwei ergänzen uns einfach immer wieder und passen zusammen...

Danielle: ...wie "Arsch auf Eimer", wolltest du das sagen?

Snowqueen (lacht laut): Nee, aber stimmt schon. Wie "Arsch auf Eimer" bringt es auf den Punkt. Neben der Frage nach einem Buch gibt auch noch eine andere, die wir öfter mal gestellt bekommen...

Danielle: Genau, nämlich die, ob man unsere Arbeit eigentlich auch irgendwie unterstützen kann. Das geht tatsächlich ganz einfach - mit dem einen oder anderen Klick auf die Werbeanzeigen in unserem Blog erzielen wir ein paar Einnahmen, mit denen wir unsere Kosten für das Hosting decken und auch mal gelegentlich gemütlich einen Kaffee trinken können.

Snowqueen: Und zusätzlich unterstützt man uns, wenn man bei Amazon irgendetwas kaufen möchte und vor dem Kauf einfach nur kurz auf das Amazon-Banner oben rechts in unserem Blog klickt. Dann bekommen wir für alles, was danach im Warenkauf landet, eine kleine Provision - selbstverständlich ohne irgendwelche Nachteile für den Käufer.

Danielle: Die größte Unterstützung ist nach wie vor das Verlinken und Teilen unserer Artikel, denn je mehr Links zu einer Seite führen, desto relevanter wird sie für Google. Je höher wir in den Suchergebnissen platziert sind, desto mehr Leser erreichen wir. Und das werden von Monat zu Monat immer mehr.  Vor vier Wochen durften wir den 3.000.000sten Klick erleben, das ist schon überwältigend.

Snowqueen: Wir haben im letzten Jahr noch ein kleines Baby bekommen - ein eigenes Blog-Forum wurde eröffnet, in welchem sich Mütter und Väter miteinander austauschen können. Diese Bitte wurde im Juli an uns herangetragen, und wir haben sie sehr gern erfüllt. Anfangs war es eher als "Treffpunkt" gedacht für ein paar Freundinnen, die in verschiedenen Städten wohnen und abends einen Ort zum gemeinsamen Quatschen gesucht haben. Mittlerweile trauen sich immer mehr Leser und Leserinnen des Blogs ins Forum und schreiben dort mit - es gibt schon knapp 5.000 Postings dort. Das freut mich ganz besonders.  Ich mag diesen ganz direkten Draht zu den Fragen der Mütter und Väter draußen. Das inspiriert mich oft für neue Texte.



Danielle: Vielleicht hat ja noch der eine oder andere Leser Lust, sich anzumelden? Unangemeldet kann man uns zwar direkt an uns Fragen stellen oder Themen vorschlagen, aber richtig interessant wird es, wenn man auch in den anderen Unterforen mitliest und -diskutiert.

Snowqueen: Im unserem Forum wird übrigens gerade gegrübelt, warum Dein Avatar eigentlich Einschusslöcher hat.

Danielle (lacht laut auf): Das sind doch Wassertropfen! In unseren alten Lieblingsforum hatte ich vor langer, langer Zeit ein echtes Foto als Avatar, auf dem ich im Urlaub im Wasser stehe und Wasser in Richtung Kamera spritze. Ich wollte meinen Freund ein bisschen ärgern, der hinter der Linse stand. Irgendwann hatte ich Lust, den Avatar zu ändern und du hast mir diese kleine Comicfigur von mir geschickt, weißt du noch?

Snowqueen: Ja, das weiß ich noch. So gut kannten wir uns da noch gar nicht. Aber ich fand dich nett, so übers Internet.

Danielle: Ich fand meinen neuen Avatar toll und für einen höheren Wiedererkennungswert bearbeitete ich das Bild noch ein wenig und fügte eben diese Wasserspritzer mit ein.

Dein Avatar sieht dir übrigens sehr ähnlich!

Snowqueen: Ich wurde tatsächlich durch die Ähnlichkeit nun auch schon mehrmals in meinem Kiez als Snowqueen erkannt und angesprochen. Das finde ich schon erstaunlich und auch ein bisschen unheimlich. Oft laufe ich nämlich mit einem sehr ernsten Gesichtsausdruck durch die Gegend, weil ich beim Laufen gut über die Texte nachdenken kann, an denen ich gerade schreibe. Ich sehe dann aber sehr abweisend und gar nicht sympathisch aus, einfach, weil ich so konzentriert bin. Ich hoffe, es lässt sich deswegen niemand davon abhalten, mich anzuquatschen - ich bin nämlich insgesamt ganz nett.

Apropos "echtes Foto" - wollen wir den Lesern eigentlich mal unsere echten Gesichter zeigen? Bisher haben wir uns ja recht versteckt gehalten...

Danielle: Jetzt? Hier? Oh je... Na hoffentlich ist niemand enttäuscht. Das ist vielleicht so wie bei Radiomoderatoren. Die haben eine tolle Stimme und wenn man sie dann sieht...

Snowqueen: Enttäuscht? Ach, Quatsch. Los, mach das Foto rein.

Danielle: Na gut...

Snowqueen: Uff, nun sind wir also nicht mehr ganz so anonym. Liebe Leser/innen, das sind wir - ich stehe übrigens links. Hallo da draußen!

Danielle: Hallo, liebe Leserinnen und Leser! Wir möchten uns gern einmal bei euch bedanken. Ohne euch wäre unser Blog nicht so erfolgreich, wie er es ist. Ihr lest fleißig, ihr teilt, ihr empfehlt uns und ihr ermutigt uns, weiterzuschreiben. Ihr gebt uns so viel zurück - ihr seid einfach toll! Bitte bleibt uns weiterhin treu, damit wir noch viele Blog-Geburtstage feiern können!

Woran schreibst du eigentlich gerade, Snowqueen? Auf welche Themen können sich die Leserinnen und Leser im dritten Jahr freuen?

Snowqueen: Ich bin gerade an einem Artikel über das erste Buch von Michael Winterhoff dran. Ich quäle mich ein bisschen, muss ich sagen, weil seine Thesen so furchtbar "klebrig" sind und mir das Gehirn vernebeln. Ich finde sein Buch brandgefährlich, deshalb möchte ich, dass mein Artikel besonders gut und schlüssig wird. Ich fürchte, deshalb brauche ich noch eine Weile dafür. Dann steht ja noch mein Artikel für "fortgeschrittene" Leser/innen aus, in dem ich euch die besten tiefgründigen Bücher über Kinder und Erziehung vorstellen will. Solche, die ein bisschen die Psychologie beleuchten oder erklären, warum die Generation unserer Eltern auf uns manchmal so seltsam reagieren. Ein Interview mit einer Reproduktionsmedizinerin zum Thema Kinderwunsch von schwul-lesbischen Paaren steht auch noch auf meiner Liste. Viel weiter habe ich noch gar nicht geplant. Meist fallen mir die Themen spontan in den Schoß. Woran schreibst du denn gerade?

Danielle: Ich möchte gerne eine sinnvolle Erstaustattungs-Liste erarbeiten - was sollte man unbedingt haben und was ist eher entbehrlich? Er erscheint nächste Woche - danach gibt es eine kleine Winterpause, in der ich mich in die Sonne verabschiede.

Außerdem kommt meine Tochter dieses Jahr in die Schule - ich frage mich - wie alle anderen Eltern auch - welcher Ranzen der beste ist. Nach dem Urlaub erscheint dazu ein Artikel, in dem ich zusammengetragen, was alles wichtig bei der Auswahl ist. Nach Sichtung der Testergebnisse kommen eigentlich nur vier Modelle infrage - diese will ich jetzt alle ausgiebig testen.

Ansonsten lese ich gerade ein tolles Buch über Kinder und Gefühle, das ich gerne vorstellen möchte. Etwas größere Projekte sind noch Themen wie "Warum Strafen nicht funktionieren" oder Belohnungssysteme. Über kindliche Ängste will ich auch noch schreiben... und darüber, wie man mit Geschwisterstreit umgeht...

Snowqueen: Es ist beruhigend, dass es noch viele Themen zu geben scheint, über die wir schreiben können. 

Danielle?

Danielle: Ja?

Snowqueen: Du hast diesen Blick in den Augen...

Danielle: Blick? Was für einen Blick?

Snowqueen: Na, diesen speziellen Blick. Den kenne ich. Dein Mund ist leicht geöffnet, deine Wangen gerötet, deine Augen glänzen und du spielst mit deinen Haaren. Du willst etwas Bestimmtes tun!

Danielle: Öhm?

Snowqueen: Du willst noch über die Statistik sprechen, stimmts?

Danielle lacht erleichtert auf: Ey, du bist ja wirklich gut im Interpretieren von Körpersignalen! Ich mag Statistiken total! Aber ich weiß, dass dich das langweilt, aber ich finde es super spannend, wie sich unser Blog entwickelt und halte daher gerne die Zahlen regelmäßig fest.

Snowqueen: Es langweilt wirklich mich immens. Aber mach mal ruhig, vielleicht gibt es ja da draußen noch jemanden, den das interessiert. Was war denn in diesem Jahr unser erfolgreichster Artikel?


Danielle: Das war einer, der eigentlich schon älter ist - Lebensgefährlich, gesundheitsgefährdend und ungesund - Was Eltern unbedingt wissen sollten. Er wurde bisher insgesamt 291.983 mal gelesen. Er rollte wie eine Lawine über Facebook und wurde geteilt, geteilt und geteilt... 

Snowqueen: Es gab doch kürzlich noch einen älteren Artikel, der sehr, sehr oft geteilt wurde, oder?

Danielle: Ja. Auf Facebook veröffentlichen wir jeden Freitag einen Artikel aus unserem Archiv - in den Anfangszeiten hatten wir noch sehr wenige, aber sehr treue Leser, so dass die Reichweite vieler lesenswerter Artikel noch nicht so hoch war, wie das heute der Fall ist. Vor etwa vier Wochen habe ich den Artikel Schreien lassen - Warum Babys nicht grundlos schreien und man sie dabei nie allein lassen sollte verlinkt. Der ist eigentlich schon über 1,5 Jahre alt, aber das Thema ist immer noch so wichtig. Das sahen die Leser auch so, er ist fast 2.000 mal geteilt worden, so dass ihn allein in den letzten Wochen 80.000 Menschen gelesen haben. Und ich bin sicher, dass er damit ganz sicher das Leben des einen oder anderen Babys ein kleines Stück besser gemacht hat.

Ganz zum Schluss noch die nackten Zahlen:

Anzahl der insgesamt veröffentlichten Artikel -  143

Seitenaufrufe - 3.381.439 - davon 2.515.386 im letzten Jahr

gelesene Seiten je Besucher - 3,94

Verweildauer auf unserer Seite - 03:14


Anteil der wiederkehrenden Besucher - 50,04 %

Anteil der Besucher, die unsere Seite nach nur einem Klick wieder verlassen - 0,14 %

Facebook-Freunde: 418


Facebook-Fans: 2.582

Twitter-Follower: 173


Snowqueen: Ich finde, die Statistik gibt uns tatsächlich Grund zum Feiern - lass uns doch auf unser drittes Jahr anstoßen. Cheers, Danielle. Cheers, liebe Leserinnen und Leser!


Selbstbewusstsein, Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen

Der Einfluss der Erziehung auf das Selbstbewusstsein


Kinder sind grundverschieden - ich selbst staune immer, wie stark sich schon Geschwister mit so ähnlichen Genen voneinander unterscheiden, auch wenn man sie vollkommen gleich erzieht. Meine Tochter z. B. war ein Schreikind und generell ein sehr unzufriedenes Baby. Körperkontakt war ihr nie wichtig und sie entwickelte sich rasant. Sie sprach sehr früh und sehr gut, war motorisch absolut fit und kennt keine Furcht. Sie hat sich zu einem kleinen einzelkämpferischen Alpha-Tierchen entwickelt, das absolut selbstbewusst, etwas grumpelig und mit kleineren sozialen Schwächen durch den Alltag stürmt. Ihr kleiner Bruder hingegen ist seit der Geburt ein recht zufriedener kleiner Trödler - und ganz langsam in der Entwicklung. Er lief erst mit 18 Monaten, sprach spät und kuschelt von Herzen gern. Er ist ein geselliger, beliebter Sonnenschein, der immer freundlich ist, aber auch oft zurückhaltend und manchmal ängstlich.

keckes Kind

Den grundlegenden Charakter eines Kindes kann man nur wenig beeinflussen. Es gibt Träumer, Grübler, Entdecker, kleine Raufbolde, Quatschköpfe, Künstler, Wissenschaftler,  Labertaschen, Sportler, Denker, Tüftler... Ein aufgewecktes Kind wird man kaum dazu bringen, ruhiger zu werden - ebenso wenig, wie man ein träumerisches Kind dauerhaft vom Trödeln abhalten kann. Das Wesen unserer Kinder ist nur wenig beeinflussbar. Worauf wir jedoch nachhaltig Einfluss nehmen können, ist die Entwicklung eines gesundes Selbstbewusstseins und ein gutes Selbstwertgefühls. 

Das Selbstwertgefühl wird in den ersten Lebensjahren maßgeblich vom sozialen Umfeld beeinflusst


Jeder Mensch hat ein bestimmtes Bild von sich selbst - sein Selbstbild. Dieses umfasst objektive Merkmale ("Ich habe braune Augen", "meine Haare sind lang", "ich bin kleiner als die meisten anderen in meinem Alter") und subjektive Merkmale ("ich bin zu dick", "meine Ohren sind zu groß"). Das Selbstwertgefühl beschreibt, wie dieses Selbstbild wahrgenommen wird - also wie wir uns bei der Betrachtung unserer Eigenschaften fühlen. Hat man ein positives Selbstwertgefühl denkt man sich "Ach na ja - ein paar Pfund weniger wären schon schön - aber meine positive Ausstrahlung lässt die Leute sicher drüber hinweg sehen". Bei einem eher schlechten Selbstwertgefühl führen (vermeintlich) negative Eigenschaften dazu, dass man unzufrieden ist und mit sich hadert.

Ein gutes Selbstwertgefühl heißt also, sich selbst so anzunehmen, wie man ist. Was einen stört, wird geändert und sind Dinge nicht zu ändern, akzeptiert man. Der Glaube daran, dass man das schafft, wird als Selbstvertrauen bezeichnet. Der Ausdruck des Selbstwertgefühls gegenüber anderen wird von ihnen als Selbstbewusstsein wahrgenommen.

Zahlreiche Studien belegen, dass Menschen mit einem guten Selbstwertgefühl allgemein gesünder sind, seltener straffällig werden, seltener unter Depressionen leiden und im Leben insgesamt erfolgreicher, sind. Das Selbstwertgefühl wirkt sich auf die Hilfsbereitschaft, Kontaktfreudigkeit und natürlich die allgemeine Lebensfreude von Kindern aus.

Das Selbstwertgefühl ist nicht angeboren - es entwickelt sich ein Leben lang und wird maßgeblich vom sozialen Umfeld geprägt. Den wichtigsten Grundstein legen wir in den ersten Lebensjahren. Es sind dabei nicht die großen Dinge, die in unseren Kinder Vertrauen in sich und ihr Umfeld wachsen lassen, sondern die kleinen, alltäglichen Begebenheiten, die ihnen Mut, Sicherheit und Entschlossenheit verleihen. 

Babyalter


Babys begreifen schnell - obwohl sie noch nichts viel anderes können, als schlafen, trinken und schreien - dass sie trotzdem schon viel bewirken können. Wenn sie lachen, werden sie ebenfalls angelacht. Wenn sie weinen, dann kümmert man sich um sie. Strecken sie die Arme aus, werden sie hoch genommen, getragen, gestreichelt. Sie erleben, wie ihre Eltern alles versuchen, um ihr Unwohlseins zu beseitigen, indem sie es wiegen, trösten und füttern. Im ersten Lebensjahr entwickelt sich die nonverbale Kommunikation rasend schnell, die Eltern lernen, die verschiedensten Signale zu deuten und wissen bald recht genau, ob gerade Müdigkeit, Blähungen oder Hunger das Kind plagen. 

In dieser ersten Lebensphase prägen wir das Selbstgefühl unserer Kinder bereits nachhaltig. Wenn wir umgehend auf die Signale reagieren, fühlen sie, dass sie uneingeschränkt angenommen und ihre Bedürfnisse zuverlässig erfüllt werden. "Jemand ist da, jemand gibt auf mich acht - ich kann mich auf meine Eltern verlassen. Ich bin es offenbar wert, dass man sich jederzeit umgehend um mich kümmert". Wir werden es nicht schaffen, das Schreien komplett zu vermeiden, wichtig ist aber, das Baby nicht allein in seinem Kummer schreien zu lassen.

Leider ist unsere Gesellschaft noch immer geprägt von der Angst vor Tyrannen. Schon bei winzigen Babys wird vor dem Verwöhnen gewarnt - immer wieder hört man, dass Kinder einem schon bald auf der Nase herum tanzen, wenn man ständig beim ersten Pieps reagieren würde. Das Kind soll möglichst schnell lernen, alleine zu schlafen, alleine zu spielen und sich möglichst den Bedürfnissen der Eltern anpassen.

Ich beobachte mittlerweile eine Tendenz bei der Erziehung in Richtung Attachment Parenting - immer mehr Eltern tragen ihre Kinder gern, lassen sie im Familienbett schlafen (wenn diese das wollen) und erfüllen die Bedürfnisse ihrer Babys sofort. Dennoch ist die Verwöhn-Angst noch weit verbreitet - immer und immer wieder lese ich, dass es gut wäre, Kinder möglichst schnell auszuquartieren, ihnen nachts nichts mehr zu trinken zu geben und sie auch mal quengeln zu lassen. Andernfalls - so die Warnung - würden sie nicht richtig selbständig werden und stattdessen lernen, dass man nur laut genug schreien müsste, um den eigenen Willen durchzusetzen.

Das führt leider häufig zu Zweifeln, ob es wirklich richtig ist, ein Kind immer sofort hochzunehmen und zu trösten. Es ständig zu tragen oder es beim Einschlafen zu begleiten. Infolgedessen wird dann nach ein paar Wochen oder Monaten öfter mal kurz gewartet, wenn das Baby schreit, weil man sich denkt, dass es doch auch mal lernen muss zu warten. Das Baby ist davon vollkommen irritiert, weil es sich plötzlich im Stich gelassen fühlt und überhaupt nicht versteht, warum wir plötzlich zögern.

Unsere kurze Verunsicherung, unser Zögern, unser Versuch, dem Kind etwas Geduld beizubringen, kann das Urvertrauen erschüttern. Natürlich nicht sofort und nachhaltig - aber wenn diese Situationen häufiger auftreten, dann bekommt das Kind Angst, weil auf seine Bedürfnisse nicht mehr verlässlich reagiert wird. Es braucht die Eltern aber dringend - sie sind überlebensnotwendig! Es muss daher das Band der Bindung enger knüpfen und mit allen Mitteln sicherstellen, wahrgenommen zu werden. Das führt dann dazu, dass es vermehrt schreit, wenn wir es warten lassen. In diesen Fällen neigen die meisten leider zu der irrigen Annahme, dass das Kind ganz offenbar schon gelernt habe, dass man nur laut und lang genug Schreien müsste, um den eigenen Willen durchzusetzen. Also wird der Versuch des Wartenlassens intensiviert - mit dem Ergebnis, dass das Kind meist noch mehr schreit und die Eltern immer entnervter werden.

Schlafendes Baby

Problematisch in solchen Situationen ist der Vertrauensverlust. Wir wissen, dass dem Kind keine Gefahr droht, unser Baby sieht das ganz anders. Es spürt, dass seine Eltern nicht zuverlässig reagieren und das wirkt sich nachhaltig auf sein Selbstwertgefühl aus. So, wie umgehendes Reagieren signalisiert: "Du bist mir wichtig!", wird gezieltes Schreien lassen vom Kind wahrgenommen als "Du bist (mir) nicht wichtig genug, also reagiere ich nicht verlässlich".

Für ein solides Grundgerüst an Selbstwertgefühl ist ein promptes Reagieren auf die kindlichen Bedürfnisse mindestens im ersten Lebensjahr erforderlich! 

Kleinkindalter


Kaum hat unser Baby den ersten Geburtstag hinter sich gebracht, beginnt es bald, den eigenen Willen zu entdecken. Herzlich willkommen in der Autonomiephase! Da sich Kinder wegen eines Mangels an Einfühlungsvermögen grundsätzlich als Nabel der Welt betrachten, wird vor allem im zweiten Lebenshalbjahr gerne, laut und viel protestiert, wenn Wünsche nicht erfüllt werden.

Und nein - das ist keine Folge des prompten Reagierens im Babyalter! Jedes Kind hat diese Autonomiebestrebungen, das ist kein Ergebnis eines Erziehungsversagens oder ein Anzeichen dafür, dass das Kind zu sehr verwöhnt wurde. Wir haben hier in unserem Blog ausführlich darüber geschrieben, warum Kinder trotzen und wie man mit den Wutanfällen umgehen kann. Daher möchte ich an dieser Stelle nur kurz aber eindringlich darauf hinweisen, dass es für das Selbstwertgefühl sehr wichtig ist, dass man Kinder mit ihrer Wut ernst nimmt!

Sie wollen uns nicht provozieren oder Grenzen testen - sie sind einfach nur unfähig, ihre Gefühle ausreichend zu regulieren. Daher sind weder Strenge noch Ignoranz angebracht. Unsere Kinder leiden und wenn wir das nicht ernst nehmen oder gar ignorieren, dann beeinflusst das ihre Selbstwahrnehmung. Vor allem Ignorieren kann sich in hohem Maß auf das Selbstwertgefühl auswirken, denn es signalisiert: "Ich nehme dich nicht wichtig, du bist es nicht wert, dass ich mich mit deinen Gefühlen auseinander setze".

Für das Selbstwertgefühl ist es sehr wichtig, dass wir in der Autonomiephase die Gefühle unserer Kinder ernst nehmen und einfühlsam reagieren! 

Frecher Junge

Wie kann man das Selbstwertgefühl, das Selbstvertrauen und das Selbstbewusstsein stärken? 

Lernen und Entwicklung


In den ersten Jahren sind Kinder unermüdlich damit beschäftigt, ihre Motorik zu perfektionieren. Dieses Bestreben ist naturgegeben und muss nicht gefördert werden. Ohne jeden äußeren Einfluss erwirbt jedes Kind die Fähigkeit, sich zu drehen, zu sprechen oder zu laufen. Kinder lernen dabei durch Wiederholung - sie üben und üben und lassen sich in der Regel durch Misserfolge nicht entmutigen. Erst wir Erwachsenen bringen ihnen bei, dass etwas "schade" oder "ärgerlich" ist.

Die meisten von uns haben das innere Bedürfnis, ständig das Verhalten unserer Kinder zu kommentieren und zu bewerten, ihnen den Weg zu zeigen und ihnen zu helfen. Vermutlich aus dem Wunsch heraus, ihnen den Weg zu zeigen und sie vor Gefahren zu bewahren. Das ist an einigen Stellen ja auch durchaus sinnvoll und notwendig ("Schau, da liegt eine Glasscherbe, gib acht!"), an anderen Stellen vollkommen überflüssig ("Bist du aber toll gerutscht!"). Snowqueen hat in ihrem (übrigens immer wieder wirklich lesenswertem) Artikel über das Lernen und die Frühförderung bereits über den Flow geschrieben und wie wenig sinnvoll es ist, den Kindern (ungefragt) die Welt zu erklären.

Trotz meines Wissens fällt es mir selbst dennoch auch immer wieder schwer, mich zurückzuhalten. Wenn mein Dreijähriger am Boden sitzt und puzzelt, will ich ihm immer und immer wieder helfen, auch wenn er das gar nicht einfordert. Mein grundlegendes Bedürfnis scheint zu sein, ihm Frustration ersparen zu wollen. Passt ein Puzzelteil partout nicht, versucht er es geduldig weiter - erstaunlich lange. Irgendwann verliert er die Geduld und ärgert sich. Mir fällt es sehr schwer, diesen Ärger auszuhalten, denn ich möchte mein Kind natürlich ungern frustriert sehen. Nur - wie soll er es lernen, mit Frustrationen umzugehen, wenn ich ihn ständig davor schütze?

Statt ihm zu helfen, tröste ich ihn mittlerweile lieber - und ermutige ihn. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass er es so lange probiert, bis er wirklich das Gefühl hat, nicht mehr weiter zu kommen (was übrigens meist sehr viel später ist, als ich das in der Situation angenommen habe) und dann aktiv einfordert, dass ich ihm helfe. Ich lege jedoch das Teil nicht an die richtige Stelle, weil das seine Frustration verstärken würde. Hat er doch ewig herumprobiert und  das Problem letztendlich als unlösbar deklariert, würde es ihn entmutigen, wie vollkommen mühelos Mama das Teil innerhalb von Sekunden platziert.

Daher gebe ich ihm lieber eine Hilfestellung, wie z. B. "Such doch mal den anderen Teil von Benjamins Hut" oder "Versuch erst mal ein anderes Teil!". Meist gelingt es ihm mit nur ganz kleiner Hilfestellung dann doch, das Puzzle fertig zu bringen und das macht ihn unglaublich stolz.
Baby spielt mit Kinderbuch
Es ist wirklich gut erkennbar, wie unterschiedlich er reagiert, je nachdem, wie viel Hilfe er in Anspruch genommen hat. Er würdigt seine Leistung umso höher, je weniger Unterstützung er bekommen hat - und das stärkt natürlich sein Selbstwertgefühl. Er hat etwas geschafft! Er hat sich bemüht, ist dran geblieben, hat nicht aufgegeben - das ist sein Werk!

Ihn in dieser Situation zu loben würde sich übrigens eher negativ auf seine Motivation auswirken (mehr dazu weiter unten). Das wäre ungünstig, denn die Motivation ist der Antriebsmotor für das kindliche Lernen. Kinder sind von Natur aus motiviert, im Grunde muss man da als Eltern überhaupt nicht aktiv werden. Das Problem ist vielmehr, dass wir die Motivation unserer Kinder ungewollt negativ beeinflussen. Ihnen ungefragt zu helfen, suggeriert, dass wir ihnen nicht zutrauen, etwas selbst zu schaffen. So geben sie immer schneller auf und es kann dazu kommen, dass Kinder sich selbst kaum noch etwas zutrauen. "Nein, Mama, du machst das" ist ein relativ eindeutiges Signal dafür, dass zu vorschnelles Eingreifen zu einem Mangel an Selbstvertrauen geführt hat. Beobachtet mal Euren Alltag - wie oft tut ihr etwas, dass das Kind eigentlich allein machen könnte, nur damit es schneller geht?

Zwei Anmerkungen dazu noch:

1). Es geht nicht darum, das Kind jetzt künftig möglichst schnell alles selbst machen zu lassen! Das Selbständigwerden muss nicht forciert werden - jedes Kind hat da sein eigenes Tempo und fordert das auch so ein. Wenn man es denn lässt. Kinder, die kaum etwas selbst machen wollen, weil sie durch vorschnelles Eingreifen entmutigt sind, sollten künftig sanft ermutigt werden. Wenn sie dann nicht wollen, dann ist das auch in Ordnung. Es geht hauptsächlich darum, die Autonomiebestrebungen nicht durch Zeitmangel einzuschränken.

2). Manche Kinder decken ihren Aufmerksamkeitsbedarf hauptsächlich durch Unterstützung -  das ist ihr "Aufmerksamkeits-Typ (mehr dazu in diesem Artikel). Sie fühlen sich geliebt und angenommen, wenn man sie unterstützt - verwehrt man diese Unterstützung wirkt sich das eher negativ auf das Selbstwertgefühl aus. Daher sollte man ergründen, als welchem Grund das Kind etwas nicht tun möchte - mangelt es an Selbstvertrauen oder sucht es Aufmerksamkeit?

Nimm Dir Zeit, damit das Kind möglichst viel selber machen kann. Hilf Deinem Kind nur, wenn es um Hilfe bittet! Wenn es um Hilfe bittet, weil es zu wenig Selbstvertrauen hat, ermutige es! 

Ermutigen und Zutrauen


Das Selbstwertgefühl wird positiv durch das Erlernen neuer Fähigkeiten und Fertigkeiten beeinflusst. Kinder lernen dabei vorrangig durch immer neue Herausforderungen. Sie müssen immer wieder Probleme angehen und lösen oder andere bei der Problemlösung beobachten. 

Übertriebene Fürsorge schadet dabei, weil wir unseren Kindern damit die Möglichkeit der Selbstverwirklichung nehmen. Auch wenn wir sie unbedingt beschützen wollen - es ist viel wichtiger, dass sie sich immer und immer wieder ausprobieren und Problemen stellen, als dass sie keine körperlichen Blessuren davon tragen! Daher sollten wir ihnen regelmäßig die Möglichkeit geben, Dinge auszuprobieren. 

Weniger selbstbewusste Kinder haben häufig Furcht zu scheitern, weil sie das noch mehr verunsichern und entmutigen würde. Hier können wir sie als Eltern immer wieder ermutigen, sich neuen Herausforderungen zu stellen, idealerweise ohne das Kind zu überfordern. Man kann in der Regel recht gut einschätzen, wozu das Kind schon in der Lage ist. Jedes Ermutigen signalisiert: "Ich vertraue dir! Du schaffst das. Und wenn nicht, ist das auch nicht schlimm".

Kinder haben häufig Angst vor Fehlern. Vielleicht wurden sie irgendwann ausgelacht oder ausgeschimpft, als etwas schief lief und das hat sich tief eingegraben. Unsere Aufgabe ist es, ihnen beizubringen, dass Fehler vollkommen normal sind und dass sie jedem passieren. Sie sollten kein Grund sein, die Bemühungen aufzugeben und es besteht außerdem immer die Möglichkeit, sich Hilfe zu suchen.

Erwachsene machen durch ihren Superheldenstatus in den Augen ihrer Kinder nicht so viele Fehler, so dass man den einen oder anderen durchaus mal bewusst ins Familienleben einstreuen kann. Bei der Beobachtung, wie wir dann mit dem Fehler umgehen, lernen Kinder nachhaltig. Ihnen sollte klar werden, dass jeder Mensch Stärken und Schwächen hat.

Fröhliches Kind mit Kuscheltier 

 

Hohes Maß an Selbstbestimmung


Nichts macht Kinder stolzer, als Dinge, die sie nicht können, endlich erstmalig zu schaffen. Kinder altersgerecht Entscheidungen treffen zu lassen, ist einer der wichtigsten Faktoren für ihr Selbstvertrauen. Meine Tochter entscheidet bspw. seitdem sie 2 Jahre alt ist, was sie anziehen möchte. Meiner elterlichen Fürsorge komme ich nach, indem ich nur Sachen im Schrank lasse, die jahreszeitengerecht sind. Sie ist diesbezüglich vollkommen autonom und das führt natürlich zu manchmal wilden Kombinationen, bei denen andere Mütter die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wie man das Kind so rum laufen lassen könne. Verschiedene Schuhe, nur eine Socke, ein Unterhemd über dem Kleid - von den wilden Farbmixen ganz zu schweigen. Ich habe ihr ganz klar gesagt: "Das ist dein Körper und wichtig ist, dass du dir gefällst - darüber zu lachen, wie andere aussehen, ist unhöflich". So geht sie unbekümmert durchs Leben und es macht ihr nichts aus, wenn andere etwas dazu sagen. "Na und - mir gefällt es" ist die kurze selbstbewusste Antwort. Und nein - ich sorge mich nicht darum, dass sie irgendwann im Berufsleben mit einem BH über der Bluse im Büro erscheint, weil ich sie nicht früh genug reglementiert habe ;-).

Alle Kinder streben nach einem hohem Maß an Autonomie, im Alltag wird jedoch immer und immer und immer wieder von ihnen verlangt, dass sie sich unserem Willen beugen. Das ist manchmal unbedingt notwendig, aber bei den allermeisten Themen kann und sollte man Kindern unbedingt ein Mitspracherecht einräumen. Denn Kinder lernen, Entscheidungen zu treffen nur, wenn sie Entscheidungen auch tatsächlich treffen, nicht indem sie verlässlich tun, was man ihnen sagt. Das bestätigen auch Studien - Kinder, die reichlich Gelegenheit haben, Entscheidungen zu treffen, sind aktiver, aufgeschlossener und spontaner.

Jede Entscheidung, die Du Deinem Kind zubilligst, signalisiert: Ich vertraue dir, dass du das selbst entscheiden kannst. Ein hohes Maß an Autonomie steigert das Selbstwertgefühl! 

Mitgefühl zeigen


"Stell dich nicht so an!", "Ist doch nicht schlimm" und "Hat doch nicht weh getan" ist im allgemeinen Sprachgebrauch weit verbreitet. Den meisten ist nicht bewusst, wie verletzend das für ihr Kind sein kann. Wenn ein Kind sich weh tut oder traurig ist, dann wünscht es sich nur eins: Trost und Zuwendung. Wie weh es wirklich tut, kann schließlich niemand anderes beurteilen.

Meine Tochter ist mit ziemlich genau einem Jahr mittags ganz harmlos hingefallen. Als wir sie zum Nachmittagsspaziergang an- und auszogen, jammerte sie ziemlich, war dann aber wieder ganz fröhlich. Ich kann mich noch erinnern, dass ich beim Ausziehen murmelte "Ach komm Mäuschen, stell dich nicht so an!" Am Abend fiel mir auf, dass sie den ganzen Tag keinen Zentimeter gekrabbelt war - ein Besuch in der Rettungsstelle ergab dann: Durchbruch von Elle und Speiche im Arm.  Ich hatte also "Stell dich nicht so an" zu einem einjährigen Kind gesagt, das sich den Arm gebrochen hatte... 

trauriges Kind

Aber selbst wenn gar nichts passiert wäre, steht es mir trotzdem nicht zu, über das Ausmaß von Schmerzen  oder Trauer zu urteilen. Auch hier beeinflusst uns oft die Angst davor, dass wir Kinder verweichlichen - darüber haben wir ausführlich in der Artikelreihe Die Erziehung unserer Großeltern geschrieben. 

Eltern wenden manchmal ein: "Aber mein Kind hat doch meistens wirklich nichts - es jammert nur, um Aufmerksamkeit zu erregen. Wenn ich darauf eingehe, dann wird es künftig immer jammern, wenn es Aufmerksamkeit will". Damit schreiben wir unseren Kindern zu unrecht schlechte Motive zu. Wenn ein Kind Aufmerksamkeit sucht und sie nicht bekommt, wird es immer irgendetwas tun, um sie doch zu erhalten, da dieses Bedürfnis essentiell ist. Das kann Jammern sein, das kann auch Schreien, Hauen, Treten, Beißen oder anderes schlechtes Benehmen sein! 

Unsere Aufgabe als Eltern ist es an dieser Stelle, das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit so gut es geht zu erfüllen und nicht das Äußern des Bedürfnisses durch Missachtung abzutrainieren. Der Aufmerksamkeitstank unserer Kinder ist kein Fass ohne Boden - sie werden nicht immer mehr und mehrverlangen, wenn sie viel davon bekommen - sie füllen ihren Speicher und zehren auf Durststrecken davon. Wenn sie zu wenig Aufmerksamkeit bekommen, dann werden sie jedoch ziemlich sicher vehement mehr einfordern.

Tröste Dein Kind, wenn es Trost verlangt - löse dich von der Angst, dass zu viel Aufmerksamkeit Kinder verzieht!

In unserem Blog findest Du auch einen ausführlichen Artikel über das Trösten. 

Zuwendung zeigen


In den meisten Familien wird bis zum Umfallen geknuddelt und den Kindern häufig gesagt, wie gern man sie hat. Manchen fällt das jedoch gar nicht so leicht. Vor allem, wenn man selbst eine eher lieblose und problembehaftete Kindheit hatte und selbst ein "Ich habe dich soo lieb" selten oder nie gehört hat. Einige Eltern sind es nicht gewohnt, offen über ihre Gefühle zu sprechen und sie gehen davon aus, dass das Kind schon weiß, dass es geliebt wird. Dabei ist Nähe und Zuwendung immer wieder spüren für das Selbstwertgefühl essentiell. Man sollte immer mal wieder bewusst ein Wort oder eine Geste der Zuneigung in den Tag einbauen.
Kinder haben auch ein großes Bedürfnis nach Aufmerksamkeit. Jedes Mal, wenn wir ihnen aufmerksam zuhören, ihnen ungeteilte Aufmerksamkeit schenken und Interesse daran zeigen, was sie uns sagen, kommt bei ihnen an: "Du bist mir wichtig, ich möchte wissen, wie es dir geht, ich mag es, mit Dir zu sprechen. Das ist für das Selbstwertgefühl natürlich großartig!"
Ebenso wichtig ist es, das Kind so anzunehmen, wie es ist - mit alle seinen Stärken und Schwächen. Bedingungslos geliebt zu werden, stärkt das Selbstwertgefühl enorm!

Zeig Deinem Kind mindestens einmal am Tag, dass Du es liebst oder dass Du Dich freust, dass es bei Euch ist! Widme ihm jeden Tag eine feste Zeitspanne an ungeteilter Aufmerksamkeit. 

Kritik äußern


Es wird im Leben immer wieder Momente geben, in denen wir unseren Kindern sagen müssen, dass das, was sie tun, nicht in Ordnung ist. Es ist enorm wichtig, Kritik so zu äußern, dass diese sie nicht verletzt und herabwürdigt. Dazu eignet sich die gewaltfreie Kommunikation, über die ich kürzlich einen ausführlichen Artikel schrieb, hervorragend. Sie ist ideal, um Konflikte ohne Verurteilung und Herabsetzung zu thematisieren.

Es ist sicher für jeden gut nachvollziehbar, dass ein genervtes "Oh man, du trödelst ja schon wieder rum! Nie kommen wir pünktlich - nun zieh dich doch endlich mal an!" das Selbstbewusstsein negativer beeinflusst als die freundliche Feststellung "Es ist 8 Uhr - ich befürchte, wir könnten zu spät kommen. Dabei wäre ich wirklich gerne pünktlich - wollen wir dich schnell gemeinsam anziehen?" Es erfordert etwas Übung, gewaltfrei zu kommunizieren, aber gerade in Hinblick auf die Entwicklung des Selbstbewusstseins unserer Kinder lohnt es sich, wenn wir uns damit näher befassen.

Kind schaut erstaunt

Leider ist unsere Kommunikation häufig nicht gewaltfrei - in Eltern-Kind-Dialogen haben sich Phrasen manifestiert, die nahezu jeder immer wieder nutzt, ohne groß darüber nachzudenken. "Wie oft muss ich das denn noch sagen?", "Du bist unmöglich!", "Man, kannst du nicht aufpassen?", "Es nervt so, dass du immer trödelst!" - das sind Pauschalkritiken die sich nachhaltig auf das Selbstwertgefühl auswirken. Kritik sollte immer am Verhalten geübt werden - nicht an der Person. Das signalisiert: "Ich habe dich wirklich lieb, aber ich bin nicht damit einverstanden, dass du.... "

Neben der Art, wie man Kritik äußert, ist auch der Umfang entscheidend. Kennt ihr auch solche Eltern, die den ganzen Tag nur rumnörgeln? Meistens merken sie es gar nicht mehr. In der Kita meiner Kinder gibt es sogar mehrere und sie machen mich ehrlich gesagt wirklich wahnsinnig! "Lea, komm endlich! Man, wie siehst du denn nur wieder aus? Hast du nicht ordentlich gegessen? Es ist ja alles vollgekleckert. Die schönen Sachen. Ich kauf dir bald nichts mehr, wenn du nie aufpasst. Das kostet alles Geld! Und wo ist dein Rucksack? Warum hängt der nicht am Haken? Man, ich habe dir schon hundert mal gesagt, du sollst auf deine Sachen besser aufpassen. Nun zieh dich doch mal endlich an, immer dieses Getrödel! Nun mach schon. Wo sind deine Handschuhe? Mensch, der gehört an die linke Hand - nun merk dir das doch mal! Es ist furchtbar mit dir...."

So geht das ewig weiter und ich möchte manchmal wirklich schreien!! Die armen Kinder - man muss sich doch wirklich nicht wundern, wenn die entweder total verängstigt sind und keinen Mucks mehr sagen oder - was deutlich häufiger der Fall ist - dann erst recht frech und pampig werden und sich irgendwann gar nichts mehr sagen lassen. Sie haben dann zwar ein vermeintlich starkes Selbstbewusstsein, weil sie ja machen, was sie wollen, ohne sich um andere zu kümmern, aber ihr Selbstwertgefühl ist ganz sicher nicht gut entwickelt. In Bezug auf das Selbstbewusstsein ist es nicht entscheidend, dass es hoch ist - es muss gesund sein.

Kritisiere Dein Kind nur, wenn es unbedingt erforderlich ist - und dann möglichst gewaltfrei! 

Respektieren der körperlichen Grenzen 


"Komm, gib der Oma mal ein Küsschen!" - es ist Graus für viele Kinder. Nicht, weil sie die Oma nicht mögen würden, sondern weil sie gerne autonom über ihren Körper entscheiden wollen. Während es für die meisten Eltern mittlerweile völlig in Ordnung ist, dem Kind zuzugestehen, dass es "Nein!" zur Oma sagen darf, wird schnell vergessen, dass auch das Windeln und Kleidung anziehen, Wegtragen aus Trotzanfällen, Zähne bei Verweigerung putzen und Medikamentengaben ungewollte Eingriffe in die körperliche Intimsphäre sind.

Man kann recht ausschweifend darüber diskutieren, welche Maßnahmen den Einsatz der elterlichen Überlegenheit rechtfertigen. Ich will das an dieser Stelle nicht tun und nur bewusst machen: Das Selbstbewusstsein korreliert auch mit dem Maß an Bestimmung über den eigenen Körper, weswegen man sich in Konfliktsituationen immer wieder fragen sollte, ob es wirklich wichtig ist, sich jetzt körperlich durchzusetzen oder ob man ggf. mit etwas mehr Zeit, Geduld und gewaltfreier Kommunikation einen Kompromiss erzielen kann. 

Die Bestimmung über den eigenen Körper ist eines der wichtigsten Rechte unserer Kinder. Sie sollten damit aufwachsen, jederzeit "Nein!" sagen zu dürfen - auch zu uns. Respektieren wir ihre Grenzen; steigert das die Wahrscheinlichkeit, dass unsere Kinder auch die Grenzen anderer wahren. Und das hat auch mittelbar Einfluss auf das Selbstbewusstsein - ständig beißende, schubsende, tretende Kinder geraten in Kindergruppen schnell ins Abseits.

Für ein gesundes Selbstwertgefühl und ist es erforderlich, dass Kinder in einem hohem Maß allein über ihren Körper entscheiden dürfen. 

Keine Vergleiche anstellen 


Eins der schlimmsten Dinge für Kinder ist es, das Gefühl zu haben, nicht "gut genug" zu sein. Die Auffassung, was genau gut genug ist und was nicht, unterscheidet sich bei Eltern und Kindern oft stark. Jedes mal wenn wir sagen "Dein Bruder hat aber...." oder "Deine Schwester kann besser ..." ist das für Kinder ein Tiefschlag. Zum Glück machen wir das schon instinktiv zum Glück eher selten. Was ich aber immer wieder beobachte ist, dass sich Erwachsene unterhalten und dann Vergleiche anstellen. "Er hat viel später angefangen zu laufen, als sein Bruder" ist für die Oma eine interessante Information - für das Kind, das das nebenbei hört, ist das eine Herabwürdigung. 

Keine Strafen und Liebensentzug


Leider sind in unserer Gesellschaft Strafen und Liebesentzug weit verbreitet. Die wenigsten Eltern strafen aus Überzeugung - vielmehr treibt sie dabei Hilf- und Alternativlosigkeit an. Strafen funktionieren nicht - sie wirken sich aber auf das Selbstwertgefühl aus. Denn eine Strafe bedingt, dass ich meine elterliche Überlegenheit nutze, um meinem Kind vorsätzlich Schaden zuzufügen.

Kinder sind lange nicht in der Lage zu verstehen, dass eine Strafe berechtigt ist oder es sie gar verdient habe. Wenn wir eine Strafe androhen oder verhängen, fühlt sich ein Kind immer hilf- und machtlos, wütend und traurig. Es erlebt: egal, was ich sage oder tue, ich bin einer vollkommenen Willkür ausgesetzt. Wir sollten uns bewusst machen: Strafen empfindet ein Kind so gut wie immer als ungerecht - ganz unabhängig davon, ob sie es tatsächlich sind. Und jede Strafe signalisiert: "Es ist mir egal, was du sagst oder denkst - ich setze mich jetzt durch". Über dieses Thema haben wir ebenfalls einen sehr ausführlichen Artikel geschrieben, der Unterstützung bei der Findung von Alternativen bietet. 

Ein Wort zum Lob


Im Zusammenhang mit dem Selbstwertgefühl ist immer wieder zu lesen, dass Kinder verstärkt gelobt werden sollen, um ihr Selbstbewusstsein zu steigern. Das klingt zunächst recht einleuchtend - wenn ich meinem Kind gesagt habe: "Das hast du toll gemacht!" dann freut es sich, es weiß, dass es etwas Tolles geleistet hat und das wirkt sich positiv auf sein Selbstwertgefühl aus.

Dabei wird jedoch vollkommen außer Acht gelassen, dass mein Lob das Kind überhaupt nicht dahingehend beeinflussen kann, wie wertvoll es sich selbst findet, denn es sagt ja lediglich aus, wie wertvoll ich seine Leistung finde. Um ein Gefühl für sich selbst zu entwickeln, muss das Kind seine Leistung selbst wertschätzen. Und das wird umso schwieriger, je häufiger ich die Leistung bewerte.

Und was passiert, wenn ein Kind ein (gut gemeintes) "Toll gemacht!" hört, obwohl es das, was es gerade getan hat, selbst überhaupt nicht toll fand? Dann ist es verwirrt und zweifelt an seiner Urteilsfähigkeit und der Fähigkeit, sich selbst zu vertrauen. Außerdem ist Lob eine Form der Anerkennung, die bei Kindern das Gefühl auslösen kann, dass sie sich diese quasi verdienen müssen. Bleibt es an einer Stelle aus, wo das Kind eins erwartet, ist es verunsichert.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist auch zu wissen ist, dass Studien ergaben, dass sich Lob auch negativ auf die Motivation auswirkt. Mehr zu diesem recht komplexen Thema kannst Du bei Interesse in unserm Artikel zum Loben nachlesen.

Für das Selbstwertgefühl ist es enorm wichtig, dass sich das Kind bedingungslos geliebt und angenommen fühlt - Lobe schränken die Bedingungslosigkeit unserer Zuneigung ein. 

Zuletzt - der Blick auf das eigene Selbstbewusstsein


Kinder lernen hauptsächlich durch Nachahmung - wenn ich selbst eher zurückhaltend und still bin, dann wirkt sich das natürlich auch auf mein Kind aus. Hat man also das Gefühl, dass dem Kind eine Portion Selbstbewusstsein gut täte, dann lohnt sich die Frage, ob man bei sich selbst noch etwas verbessern kann. Dafür gibt es wirklich gute Bücher, wie Leben kann auch einfach sein: So stärken Sie Ihr Selbstwertgefühl oder Selbstbewusstsein trainieren für Dummies. Auch im Internet gibt es Angebote mit Tipps und Übungen, mit denen man das eigene Selbstbewusstsein stärken kann.

© Danielle 


Quellen